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Armeechef Saluschny fordert neues System der Aufrüstung

Vor wenigen Tagen wollte Präsident Selenskyj den Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Walerij Saluschny zum Rücktritt bewegen. Der lehnte ab – und skizziert nun bei CNN, was sich in der Armee ändern müsse.

Armeechef Saluschny fordert neues System der Aufrüstung© Kaniuka Ruslan / IMAGO / Ukrinform

Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschny hat in einem auf CNN veröffentlichten Meinungsbeitrag ein »völlig neues staatliches System der technologischen Aufrüstung« gefordert. Interessant ist sein Text auch vor dem Hintergrund, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wenige Tage zuvor offenbar versucht hatte, den Militär von seinem Posten zu entfernen.

Laut CNN ist der Beitrag von General Saluschny noch vor dessen Zerwürfnis mit Präsident Selenskyj entstanden. Der Sender schreibt, Saluschny habe den Text vor der »erwarteten Ankündigung seiner Entlassung« geschrieben. Nach SPIEGEL-Informationen hatte Selenskyj versucht, Saluschny in einem persönlichen Gespräch zum Rücktritt zu bewegen. Doch Saluschny lehnte ab.

Dass das Verhältnis zwischen Präsident und Armeechef belastet ist, ist seit Langem bekannt. Zum einen verdächtigt das Präsidentenbüro Saluschny oder zumindest dessen Umfeld, politische Ambitionen zu hegen. Der Militär ist in der Bevölkerung außerordentlich beliebt. Zudem ist das Vertrauensverhältnis belastet, seit Saluschny im November in der britischen Zeitschrift »Economist« einen ausführlichen Artikel zum Kriegsverlauf samt Interview veröffentlichte – ohne Absprache, wie man im Präsidentenbüro klagte. Klar ist: Fast zwei Jahre nach Russlands Überfall hat sich der Präsident entschlossen, die Militärspitze auszutauschen, aber die Widerstände sind groß.

Und nun der Text bei CNN: Saluschny schreibt dort, dass die Ukraine neue Wege und Fähigkeiten finden müsse, um sich einen Vorteil gegenüber Russland zu verschaffen, da sich der Krieg in vollem Umfang seinem dritten Jahr nähert. »Die Herausforderung für unsere Streitkräfte darf nicht unterschätzt werden. Sie besteht darin, ein völlig neues staatliches System der technologischen Aufrüstung zu schaffen«, schrieb er. »Wenn man alles in Betracht zieht, könnte die Schaffung eines solchen Systems unserer Meinung nach in fünf Monaten erreicht werden. Unsere Partner sind der gleichen Ansicht.«

Der General sieht für Russland »einen erheblichen Vorteil bei der Mobilisierung von Humanressourcen«. Und schreibt von einer ungenügenden Reaktion auf der eigenen Seite: Die staatlichen Institutionen in der Ukraine seien »nicht in der Lage, die Personalstärke unserer Streitkräfte ohne unpopuläre Maßnahmen zu verbessern«. Man werde ausgebremst durch »die Unzulänglichkeiten des rechtlichen Rahmens in unserem Land sowie durch die teilweise Monopolisierung der Rüstungsindustrie«. Die daraus folgenden Produktionsengpässe etwa bei der Munition würden dafür sorgen, dass die Ukraine verstärkt von ihren Verbündeten abhängig sei.

Darum müsse sich die Ukraine auf drei Ziele konzentrieren: Hightech-Ausrüstung für die Streitkräfte, eine neue Ausbildungs- und Kriegsphilosophie sowie das Erlernen neuer Kampffähigkeiten. »Wir verfügen bereits über Fähigkeiten, um den Feind auszuschalten und die Existenz von Staatlichkeit zu sichern«, schließt Walerij Saluschny.

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„Unerschütterliche Unterstützung“

Ohne Amerikaner: Deutschland tüftelt an Ukraine-Befreiungsschlag

Während die Waffen-Lieferungen aus den USA blockiert sind, arbeitet Deutschland an einem riesigen Panzer-Paket für die Ukraine. Einen Lerneffekt inklusive.

Kiew – Was die Waffen für die Ukraine angeht, liegt Deutschland bei den Ausgaben für die Lieferungen weit hinter den USA. Aber ebenso weit vor allen anderen Nato-Partnern.

Ukraine: Deutschland tüftelt an riesigem Waffenpaket für Kiew

In Zahlen: Laut „heute journal“ des ZDF hat Berlin Kiew bislang Waffen im Wert von 17,13 Milliarden Euro (Stand 31. Januar) geschickt. Die Vereinigten Staaten hatten die ukrainischen Streitkräfte im Abwehrkampf gegen die Invasion durch Russland bisher mit 43,86 Milliarden Euro unterstützt. Auf Platz drei dieser Statistik zum Ukraine-Krieg folgt Großbritannien mit 6,57 Milliarden Euro.

Italien (0,69 Milliarden Euro) und Frankreich (0,54 Milliarden Euro) haben dagegen vergleichsweise wenig für Waffen-Lieferungen an die Ukrainer ausgegeben, weswegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Partner aus der Europäischen Union (EU) zuletzt deutlich in die Pflicht nahm. Auch, weil die Militärhilfen aus den USA aktuell durch die Republikaner blockiert sind. Währenddessen tüftelt Deutschland an einem riesigen Waffenpaket für die ukrainische Armee, die zumindest auf dem Land – im Gegensatz zum Schwarzen Meer – schwer in die Defensive geraten ist.

Kündigt eine riesige Zahl deutscher Leopard 1 Panzer für seine Heimat an: der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiew.© Screenshot Twitter@Makeiev

Waffen für Ukraine: Deutschland hat 30 „Leos“ 1 und 90 Marder geliefert

Wie die Übersicht über militärische Unterstützungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland für die Ukraine zeigt (Stand 4. Februar), wird gerade an den Voraussetzungen für die Lieferung von 105 Kampfpanzern Leopard 1A5 und 30 Schützenpanzern Marder gearbeitet. Deutschland hatte den ukrainischen Streitkräften seit Frühjahr 2023 bereits 30 „Leos“ 1 sowie 90 Marder und 18 Leopard-2A6-Kampfpanzer geliefert, von denen die meisten aber mittlerweile in einem Reparatur-Hub in Litauen stehen sollen. Die Leopard-1-Panzer aus alten Industrie- und Bundeswehrbeständen werden dagegen vom Rüstungskonzern Rheinmetall aufbereitet und saniert.

Deutschland plant laut der Liste der Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP ferner die Lieferung 15 weiterer Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer (bisher 52 geliefert) sowie von neun Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM zur Sicherung von Städten gegen Raketenangriffe durch die russischen Truppen. Interessant sind indes die Panzer-Lieferungen, nachdem das amerikanische Nachrichtenmagazin Forbes jüngst bereits berichtet hatte, die Ukrainer würden eine Panzer-Brigade einzig mit deutschen Leopard-1-Panzern und Mardern aufstellen.

Waffen-Lieferungen: Bis zu 135 Leopard-1-Panzer sollen an die Ukraine gehen

Ein Vergleich: Eine Panzerbrigade besteht nach Bundeswehr-Verständnis aus zwei Kampfpanzer-Bataillonen und zwei Schützenpanzer-Bataillonen. Jedes Bataillon hat laut ZDF 46 Panzer. Würde rund 90 Kampfpanzer sowie 90 Schützenpanzer zum Transport von Infanterie (Fußsoldaten) ins Gefecht machen.

insgesamt 120 Marder, die auf dem Schlachtfeld offenkundig noch zurückgehalten werden, würden nach diesen Maßstäben eine Brigade und ein zusätzliches Bataillon für die Ukrainer ergeben. Bereits im Juni 2023 hatte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiew, von der Liefer-Zusage für 110 „Leos“ 1 berichtet. Die aktuelle Zusammenstellung sowie die weiteren Waffen-Lieferungen deuten darauf hin, dass es die ukrainische Armee in Zukunft wohl mit geschlossenen Großverbänden probieren will.

Im Schnee von Weitem zu sehen: ein Leopard 1A5 der ukrainischen Armee.© Screenshot X@DefenceU

Ukraine-Krieg: Kiew will wohl Großverbände aus Panzern zusammenstellen

Und nicht mit kleinen Trupps aus etwa zwei Kampfpanzern und vier Schützenpanzern, die bei der gescheiterten Gegenoffensive im vergangenen Sommer wiederholt in russischen Minenfeldern stecken blieben oder durch die schlagkräftigen Kamow Ka-52 Alligator-Helikopter Moskaus aus der Luft abgeschossen wurden. Bezeichnend: Unter der jüngsten Militärhilfe vom 31. Januar waren drei Wisent-Pionierpanzer und ein Biber-Brückenlegepanzer. Das ukrainische Verteidigungsministerium dankte daraufhin für „unerschütterliche Unterstützung“.

Insgesamt gingen bisher 19 Minenräumpanzer Wisent und 15 Biber an die Ukrainer. Dabei handelt es sich jeweils um Unterstützungspanzer, die Minen (Wisent) aus dem Weg räumen oder eine Brücke über eine schmales Gewässer (Biber) verlegen sollen. Auch sie sollen wohl Teil eines kombinierten Großverbandes werden. Dieser könnte zu einem regelrechten Befreiungsschlag an zumindest einem Frontabschnitt werden, nachdem die ukrainischen Streitkräfte trotz spektakulärer Angriffe auf die annektierte Halbinsel Krim vielerorts seit Wochen permanent russische Angriffe abwehren.

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„Rheinmetall“ ist die Antwort auf die Hauptsorge der Ukraine

Der Mangel an Munition macht den Soldaten an der Front in der Ukraine zu schaffen.© FUNKE Foto Services | André Hirtz

Der Westen hat sich nicht auf einen Abnutzungskrieg in der Ukraine eingestellt, Russland schon. Die Hauptsorge des ukrainischen Armeechefs Oleksandr Syrskyj ist längst der Mangel an Munition.

Darum ging es auch beim Treffen der „Ukraine-Kontaktgruppe“ am Dienstag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. Die Verbündeten stellten 180.000 Artilleriegranaten in Aussicht, freilich erst ab Sommer, und mittelfristig weitere 100.000 Stück.

Kurzfristig will Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) 10.000 Artilleriegeschosse aus Beständen der Bundeswehr liefern. Indes, so viel feuert die Ukraine in weniger als eine Woche. Der Munitionsmangel ist unfassbar groß.

Es gibt Hunderte Munitionstypen, verschiedene Kaliber, für jeden Panzertyp oft anders, Spreng-, Nebel- und Leuchtgeschosse. Was der Ukraine am meisten fehlt, ist allerdings 155-Millimeter-Artilleriemunition.

  • Die Reserven gehen zur Neige
  • Bei der Produktion gibt es Engpässe
  • Europa kann nicht genug liefern
  • Die US-Militärhilfe droht zu versiegen.

Fachleute gehen davon aus, dass die Ukraine in diesem Jahr keine Offensive starten wird, hingegen einen Durchbruch der Russen befürchten muss. Im Hintergrund läuft ein Ringen um die Produktionskapazitäten und die Lieferketten.

Eine Schlüsselrolle spielt ein Unternehmen aus Düsseldorf: Rheinmetall, Munitionslieferant Nummer eins in Europa und weltgrößter Hersteller von Artilleriemunition. Vorstandschef Armin Papperger sagte unserer Redaktion: „Wir haben im Augenblick eine viel zu geringe Munitionsproduktion in Europa, aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika.“

Rückkehr des konventionellen Krieges

Nach unterschiedlichen Schätzungen feuert die ukrainische Artillerie pro Tag 2000 bis 5000 Schuss ab und die Russen etwa fünfmal mehr. Gleichzeitig greifen sie mit Raketen ukrainische Fabriken an, die Munition herstellen. Umgekehrt versucht die Ukraine, den russischen Nachschub zu treffen – auch deswegen will sie Marschflugkörper längerer Reichweite wie den Taurus. Lesen Sie dazu: Taurus-Flugkörper – Alles über die Wunschwaffe der Ukraine

Der Ukraine-Krieg hat viele verstörende Seiten. Eine davon ist die Rückkehr zum konventionellen Krieg. Die meisten Armeen in Europa wähnten sich weiter, sie waren längst auf weniger intensive Krisenintervention getrimmt. Nun erleben sie mitten in Europa eine Materialschlacht. „Die westliche Welt hat sich nicht mehr auf konventionelle Munition konzentriert. Das war, glaube ich, ein großer Fehler“, meint Papperger.

Beide Seiten feuern im Minutentakt Artilleriegranaten ab. Guy McCardle, Chefredakteur des Special Operations Forces Report, rechnete im letzten Sommer vor, dass die Ukraine in fünf Tagen so viele 155-Millimeter-Artilleriegeschosse – der Standard in der Nato – abfeuere, wie die USA in einem Monat produzieren würden.

Deutschland hat seit Beginn des Krieges vor zwei Jahren 64.000 Schuss 155-Millimeter-Artilleriemunition aus Beständen der Bundeswehr und der Industrie geliefert. So viel verfeuert die Ukraine binnen Wochen.

China hilft Putin indirekt

Das Bündnis empfiehlt jedem Mitglied Vorräte für 30 Tage im hochintensiven Gefecht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Bundeswehr vor dem Krieg nur Munition für wenige Tage besaß. In der Rüstungsindustrie wird der Nachholbedarf der Truppe bei Munition auf bis zu 40 Milliarden Euro geschätzt.

Ein Geschoss besteht aus drei Teilen, der Hülle aus Stahl, der Hauptsprengladung und einem Zünder. Für die Sprengladung braucht man Ladungspulver, landläufig Schießpulver (in Wahrheit Stäbe oder Pellets) genannt. Ein Rohstoff dafür: Nitrozellulose, ein Nebenprodukt der Herstellung von Baumwolle. „Es ist das Pulver, woran es uns derzeit wirklich fehlt“, klagt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. China ist ein großer Lieferant, aber nicht der einzige.

Putin geht an die Reserven – und in Nordkorea auf Shoppingtour

Russland hat größere Reserven an Munition angelegt (es hat diesen Krieg gewollt, geplant, entfacht) und seine Industrie auf Kriegswirtschaft umgestellt. Es wird vermutet, dass Kremlchef Wladimir Putin größere Bestände von Nordkorea erworben hat.

Letztes Jahr hatte die EU der Ukraine eine Million Geschosse bis März in Aussicht gestellt. Nun wird es höchstens die Hälfte. Kurzfristig behilft man sich damit, auf Initiative des tschechischen Präsidenten Petr Pavel weltweit rund eine halbe Million Schuss des Kalibers 155 Millimeter zu kaufen. So viel hat er außerhalb Europas „identifiziert“.

Die Frage ist nicht nur, wer noch Munition hat, sondern, wer sie verkaufen will. Einige Staaten unterstützen Russland, viele verhalten sich neutral, darunter etwa Indien und Brasilien. In Ramstein war jedenfalls nicht mehr von einer halben Million die Rede, sondern nur noch von 180.000.

Produziert Rheinmetall mehr als alle US-Hersteller?

Mit so einem Deal würde man auf jeden Fall etwas Zeit gewinnen, bis die Produktion in Europa richtig an Fahrt aufnimmt. Rheinmetall hat vor dem Krieg etwa 70.000 bis 80.000 Artilleriegeschosse im Jahr produziert, mittlerweile dürften es 350.000 bis 450.000 sein.

Der tschechische Vizeverteidigungsminister Jan Jires behauptete auf einer Veranstaltung des Hudson Institute in Washington, dass die Firma aus Düsseldorf damit mehr Granaten produziere als die US-Verteidigungsindustrie.

Auch die Amerikaner wollen die Produktion ausweiten. Unklar ist, wie groß ihre Vorräte sind und wie viel sie entbehren können. Ganz zu schweigen davon, dass die Lieferungen zuletzt innenpolitisch umstritten waren und deshalb unter ein für die Ukraine kritisches Minimum fallen könnten.

Schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn hatte US-Präsident Joe Biden erkannt: „Dieser Kampf wird nicht billig sein. Aber vor der Aggression nachzugeben, wäre noch kostspieliger.“ Heute ist das Argument von damals politisch kein Selbstläufer mehr in Washington.

Die Düsseldorfer wollen die ganze Produktionskette in einer Hand

Rheinmetall hat Ende 2022 für 1,2 Milliarden Euro den spanischen Munitionsherstellers Expal gekauft und plant Werke in Litauen und in der Ukraine. Im Februar erfolgte der erste Spatenstich für eine neue Fabrik in Niedersachsen, aber bis in Unterlüß die geplanten 200.000 Geschosse im Jahr produziert werden, dauert es drei Jahre. „In unserem Werk Niedersachsen werden wir bei der Artilleriemunition weitgehend autark arbeiten und den ‚Full Shot‘ aus einer Hand anbieten – Geschoss, Zünder, Sprengladung und Treibladung“, so Papperger.

Mittelfristig könnte Rheinmetall 700.000 Geschosse produzieren, eine Million gar, wenn Werke in Litauen und in der Ukraine dazukommen. Auch Nammo aus Norwegen und die deutsche Rüstungsschmiede Diehl erhöhten ihre Produktion an Artilleriemunition.

Über Rahmenverträge mit der Bundeswehr ist der Absatz für die nächsten Jahre garantiert. Die Unternehmen haben die Sicherheit, dass sich die Investitionen lohnen werden.

 

Ab 2026 spürt auch Russland die Zermürbung

Spätestens 2026 wären die Europäer wohl in der Lage, die Ukraine mit genug Munition zu versorgen, ihre eigenen Lager aufzufüllen und mit Russland Schritt zu halten? Der britische Thinktank Rusi schätzt die russische Jahresproduktion an Artilleriemunition auf eine Million. Dazu hat das Land stillgelegte Werke wieder in Betrieb genommen, Produktionslinien und Schichten erweitert.

Die Experten kommen zum Schluss, dass Putin versuchen wird, den Widerstand der Ukraine bis 2025 zu brechen, weil er in der Zwischenzeit einen Großteil seiner Reserven verschossen und die Munitionsproduktion ausgereizt haben wird.

Jetzt öffnet sich ein Zeitfenster zu seinen Gunsten. Die Frage ist, ob die Ukraine so lange durchhalten und wie man ihr über die Versorgungsengpässe hinweghelfen kann.

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Pistorius sagt Ukraine weitere Waffen zu – USA wollen Kiew Patriot-System liefern

Munition, Luftabwehrraketen, Handwaffen: Die Bundesregierung stellt der Ukraine erneut Militärhilfen bereit. Das Material werde zügig geliefert, sagte Pistorius beim Treffen mit Wolodymyr Selenskyj beim Treffen auf einem Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern.

Boris Pistorius spricht bei dem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj von einer „Herzensangelegenheit“ dpa/Jens Büttner© Bereitgestellt von WELT

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat der Ukraine weitere Waffenlieferungen zugesagt. Dazu gehört unter die Lieferung von Handwaffen, einschließlich Scharfschützengewehren. „Das werden wir zügig ermöglichen“, sagte Pistorius am Dienstag

Mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, derzeit auf Deutschland-Besuch, besuchte Pistorius einen Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern, wo ukrainische Soldaten am Flugabwehrsystem Patriot ausgebildet werden. Es sei ihm „eine Herzensangelegenheit“, die ergänzende Lieferung bekannt zugeben, sagte Pistorius.

Zudem soll es auch um die Unterstützung bei Panzerabwehrwaffen, Komponenten für Artilleriemunition sowie im Bereich von Drohnen und Drohnenabwehr geben. Im Rahmen einer deutschen Initiative würden außerdem gemeinsam mit Dänemark, den Niederlanden und Norwegen zusätzliche 100 Patriot-Lenkflugkörper bereitgestellt. 32 seien bereits geliefert, 68 folgten in den nächsten Wochen.

Patriot-Lenkflugkörper bereits auf dem Weg

Pistorius verwies darauf, dass er vor zwei Wochen ein Hilfspaket von knapp 500 Millionen Euro zugesagt hat. Dabei handele es sich unter anderem um Radhaubitzen, 350 Drohnensysteme, 300 Artillerierohre und dringend benötigte Munition für die Luftverteidigung.

Wolodymyr Selenskyj begrüßt deutsche und ukrainische Soldaten dpa/Jens Büttner© Bereitgestellt von WELT

Selenskyj bedankte sich für die Unterstützung und zeichnete vor Ort einige der ukrainischen Soldaten, die allesamt über Kampferfahrung im Krieg verfügen, mit Orden und Medaillen aus. Die meisten Soldaten, die an dem Standort ausgebildet würden, kämen von zeitweise besetzten Gebieten in der Ukraine.

„Sie sind motiviert schnell zu trainieren, zurückzukehren, um ihr Zuhause und den Sieg zurückzubringen“, sagte Selenskyj, der per Helikopter aus Berlin kam. Dort nahm er an einer internationalen Wiederaufbaukonferenz für sein Land teil und hielt anschließend im Bundestag eine Rede.

US-Patriot-System wohl kurz vor Lieferung in die Ukraine

US-Präsident Joe Biden will der Ukraine einem Medienbericht zufolge auch ein weiteres Patriot-Flugabwehrsystem zur Verfügung stellen, um die Verteidigung gegen Russlands Angriffe aus der Luft zu stärken. Biden habe sich vergangene Woche nach einer Reihe von Treffen mit ranghoher Besetzung dazu entschieden, schrieb die „New York Times“ am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen in der US-Regierung. Der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, John Kirby, bestätigte den Bericht am Dienstag auf Nachfrage nicht.

Das neue Patriot-System der USA sei derzeit in Polen, schrieb die „New York Times“ weiter. Es könne in den kommenden Tagen an der ukrainischen Front eingesetzt werden. Es wäre das zweite Patriot-Flugabwehrsystem, dass die USA der Ukraine zur Verfügung stellen.

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Rheinmetalls Skyranger - Deutschland liefert „Frankenstein“-Panzer an die Ukraine

 

Auf der ILA Berlin Air Show 2024 präsentiert das Unternehmen Rheinmetall sein Skyranger 30-Drohnen- und Raketenabwehrsystem in Schönefeld, Deutschland. Die Messe, die vom 5. bis 9. Juni stattfindet, vereint führende zivile und militärische Akteure aus der Luft- und Raumfahrtbranche. (Foto von Sean Gallup/Getty Images) Getty Images© Getty Images

Rheinmetall modernisiert „Frankenstein“-Panzer mit Skyranger-System für die Ukraine. Damit soll die Verteidigung gegen Russlands Drohnenschwärme verstärkt werden.

Rheinmetall will offenbar modernisierte Panzer, die mit dem neusten Skyranger-Flugabwehrsystem ausgestattet sind, an die Ukraine liefern. Diese Hybridpanzer, auch „Frankenstein“-Panzer genannt, werden auf der Grundlage von Leopard 1-Panzern aus der Zeit des Kalten Krieges montiert, so der „Telegraph“.

Rheinmetall rüstet Leopard-Panzer mit modernster Technologie auf

Laut Björn Bernhard, Leiter der Landessysteme bei Rheinmetall, gäbe es noch viele Leopard 1-Kampfpanzer, auf deren Chassis man den Skyranger-Turm mit der 35 mm Kaliber-Automatikkanone montieren könnte. Diese modernisierte Waffensysteme seien in der Lage, kleinkalibrige Bedrohungen wie Drohnenschwärme und Artilleriefeuer abzudecken, was angesichts des Drohnenkriegs in der Ukraine immer notwendiger werde.

Ukraine erhält hochentwickelte Abwehr gegen russische Drohnenangriffe

Die Ukraine hat bereits fast einhundert konventionelle Leopard 1-Panzer erhalten. Angesichts kontinuierlicher russischer Drohnenangriffe, die die Energieinfrastruktur des Landes zerstören, haben ukrainische Führungskräfte jedoch wiederholt um weitere Unterstützung in Form von Luftabwehrsystemen gebeten. Rheinmetall hat erst kürzlich das Skyranger-System entwickelt, das über hochentwickelte Sensoren mit 360-Grad-Blick auf das Schlachtfeld verfügt und gegen Drohnenschwärme eingesetzt werden kann.

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Konfliktherd Asien

Bunker-Killer: Ukraine interessant als Käufer von neuer Langstreckenrakete aus Südkorea

Hyunmoo-5-Rakete bei ihrer Vorstellung in der Öffentlichkeit Anfang Oktober.© IMAGO/Yonhap News

Südkorea hat seine Raketenartillerie verstärkt und provoziert Nordkorea zum nächsten Schritt im Rüstungswettlauf – die Ukraine kann davon profitieren.

Kiew – Zwar bestünden keine Anzeichen dafür, dass Seoul versucht, ballistische Raketen mit größerer Reichweite zu entwickeln oder einzusetzen, schreibt Joseph Dempsey. Aber der Analyst des International Institute for Strategic Studies (IISS) sieht dennoch in der Entwicklung von Südkoreas Programm für ballistische Raketen, „dass das Land in der Lage ist, potenziellen regionalen Bedrohungen besser zu begegnen“, wie er schreibt. Südkorea macht sich in Asien jetzt stark – und gegen die Invasionsarmee von Wladimir Putin könnte die Ukraine davon profitieren.

Hyunmoo-5 heißt die Rakete, die mehr als 3.500 Kilometer zurücklegen können soll, wie das Magazin Defense Express schreibt. Moskau würde für Kiew damit voll im Fadenkreuz liegen – die Entfernung zwischen beiden Kapitalen beträgt keine 2.000 Kilometer. Laut Dempsey habe Südkorea Anfang Oktober dieses Jahres in Seoul sein neues mobiles ballistisches Raketensystem vorgestellt. Obwohl die eigentliche Rakete verborgen blieb, soll die Größe des neunachsigen Transporters darauf hinweisen, dass die vermeintliche Feststoffrakete größer sei, als alles, was Südkorea zuvor entwickelt habe.

Neuer Akteur im Ukraine-Krieg: Südkorea will Zurückhaltung gegenüber Wladimir Putin überdenken

Die Waffe soll so groß sein, wie eine Minuteman-III-Atomrakete, schreibt das Magazin Futurezone. Mit einer Länge von 15 bis 16 Metern, einem Durchmesser von 1,6 Metern und einem Gewicht von 36 Tonnen soll die Hyunmoo-5 so groß sein wie eine Interkontinentalrakete, wie Futurezone. schreibt, und die US-Variante Minuteman-III dazu vergleicht mit ihren 18 Metern Länge, 1,7 Metern Durchmesser und 35,3 Tonnen Gewicht.

„Südkoreas Streitkräfte aus im Inland entwickelten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern sind möglicherweise die am meisten unterschätzte Waffengattung Asiens.“

Debalina Ghoshal, Australien Strategic Policy Institute

Futurezone-Autor Gregor Gruber sieht die Rakete in einer eigenen Klasse verortet und bezieht sich auf einen Blogger auf X (vormals Twitter) namens „Mason“. Der schreibt offenbar öfter über die südkoreanische Rüstung und sieht In der Hyunmoo-5 eine „Ultra Powerful Ballistic Missile“ (UPBM), also eine „ultrastarke ballistische Rakete“ im Gegensatz zu einer „Intercontinental Ballistic Missile“ (ICBM). Laut Futurezone soll die südkoreanische Rakete unter Umständen auch nur 300 Kilometer weit fliegen können.

So oder so könnte die Waffe der Ukraine helfen. Südkorea hat jedoch angeblich zumindest öffentlich und offiziell Waffenverkäufe an die Ukraine abgelehnt – wobei Südkorea seit dem offensiven Auftreten Nordkoreas in der Region Kursk offenbar ins Grübeln kommt. „Die militärische Unterstützung aus Südkorea könnte von logistischer Unterstützung wie Kommunikationsausrüstung, Flugzeugteilen, Zelten, Lebensmitteln, Lastwagen und allem Mechanischen bis hin zu tödlichen Waffen wie Kleinwaffen, Panzerabwehrwaffen und Langstreckenraketen reichen“, sagt Seth Krummrich. Der britische Independent hat den ehemaligen Oberst der US-Armee zitiert, weil offenbar Südkorea seine Zurückhaltung gegenüber Wladimir Putin aufgeben beziehungsweise zumindest überdenken will.

Kims Herausforderung: Südkoreas Hyunmoo-5 mit einer Reichweite von 3.000 bis 5.500 Kilometern

Laut dem Blatt lägen aktuell alle Optionen auf dem Tisch – offenbar hätte Südkorea auch die Möglichkeiten, die Ukraine mit Raketen aufzumunitionieren. „Südkoreas Streitkräfte aus im Inland entwickelten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern sind möglicherweise die am meisten unterschätzte Waffengattung Asiens“, schreibt Debalina Ghoshal.

Ähnlich dem US-amerikanischen Tomahawk und den russischen Kalibr, verfügt auch Südkorea über Raketen, die bis zu 1.500 Kilometer weit gegen Landziele fliegen können, wie die Analystin des Thinktank Ausralian Strategic Policy Institute (ASPI) schreibt. Außerdem besitzt das Land daneben eine Reihe ballistischer Raketen verschiedener Reichweite und Nutzlastkapazität. Ihr zufolge soll eine der in Kürze erscheinenden Waffen von U-Booten aus gestartet werden können – die andere Waffe, die sie angekündigt hatte, ist jetzt die von Land aus zu startende Hyunmoo-5 mit einer geplanten mittleren Reichweite zwischen 3.000 und 5.500 Kilometern.

Südkorea verfügt über zwei Familien von Raketen – neben den Hyunmoo die Haeseong. Die Raketenwaffe ist für Korea offenbar so entscheidend, weil sie sich möglicherweise rund 6.000 Geschützen der Nordkoreaner im Grenzgebiete erwehren müssten, sollte der Verteidigungsfall eintreten. Präzisionsschläge hätten deshalb in den vergangenen Jahren in der südkoreanischen Militärdoktrin eine entscheidende Rolle eingenommen, schreibt Missile Threat – das Raketenprogramm des Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS).

Südkoreas Ziele: Raketenbunker sowie die Kommandobunker der nordkoreanischen Führung

„Zwei zentrale Strategien der Republik Korea – „Kill Chain“ und „Korea Massive Punishment and Retaliation“ (KMPR) – stützen sich in hohem Maße auf präzisionsgelenkte Munition und Überwachung, um einen nordkoreanischen Angriff zu erkennen, zu verhindern und/oder darauf zu reagieren. Diese Strategien arbeiten Hand in Hand mit der neu entstehenden Architektur der koreanischen Luft- und Raketenabwehr (KAMD), die darauf abzielt, militärische Werte zu schützen und südkoreanische Verluste zu minimieren“, schreibt das CSIS.

Die Hyunmoo-5 sollte die Krone dieser Raketen-Phalanx darstellen – und einen Sprengkopf von acht Tonnen tragen, schreibt Joseph Dempsey. Nordkorea hätte auf diese Zuladung hingearbeitet, um Nordkoreas „schwierige Ziele“ zu zerstören, wie Dempsey schreibt, vermutlich sieht Seoul die in Nordkoreas Bunkeranlagen, vor allem Raketenbunker sowie die Kommandobunker der nordkoreanischen Führung. „Der acht Tonnen schwere Sprengkopf der Hyunmoo -5 besteht vermutlich nicht nur aus hochexplosiven Sprengstoffen und könnte auch eine dichte Metallvorstufe oder Tandemladungen zur besseren Durchschlagskraft und Zielzerstörung enthalten“, so der Analyst.

Nordkoreas Engagement stiftet Unfrieden: Die Zurückhaltung der Südkoreaner ist passé

Die unterschiedlichen Angaben zur Reichweite der Rakete resultieren aus der Möglichkeit der verschiedenen Zuladung. Die weiteren Distanzen ergeben sich lediglich aus einem gering gewichtigen Sprengkopf. Timothy Wright argumentiert, dass mit der Hyunmoo-5 das langjährige Ziel der „Raketensouveränität“ Südkoreas Wirklichkeit werden könnte.

Jüngst hatten sich Südkorea und die Vereinigten Staaten unter der Regierung von Joe Biden darauf geeinigt, die 40 Jahre alte Beschränkung der maximalen Reichweite von Seouls ballistischen Raketen aufzuheben, wie der Analyst des IISS schreibt. Diese aus dem Jahr 1979 bestehende Regelung hätte Seoul zwar Zugang zu US-Raketentechnologie ermöglicht, dem Land aber Beschränkungen der Reichweite und Nutzlast von ballistischen Raketen auferlegt. Diese Regelung hat sich mit Nordkoreas ausuferndem Raketenprogramm offenbar als überlebt gezeigt. Die Zurückhaltung der Südkoreaner hatte offenbar tatsächlich wenig langfristigen Frieden schaffen können.

Schwelender Krisenherd Asien: Die Hyunmoo-5 wird eine neue Dynamik in den Konflikt hineintragen

Die Hyunmoo-5 wird also eine neue Dynamik in den schwelenden Konflikt hineintragen. Da Südkorea jetzt schwere Sprengköpfe entwickeln und transportieren kann, um Tunnel und unterirdische Depots zu pulverisieren, wird Nordkorea die Rüstungsspirale weiter drehen – aus deren Perspektive weiter drehen müssen. Die neue Fähigkeit Südkoreas sollte dessen Position im militärischen Gleichgewicht auf der koreanischen Halbinsel erheblich stärken, vermuten Analysten. Vermutlich wird die Hyunmoo-5 das Gleichgewicht eher erschüttern. Seoul spekuliert jetzt erneut, inwieweit sie die Ukraine unterstützen könne, um sich selbst zu helfen – indem Nordkorea in Russland in die Schranken verwiesen wird.

Die größte Stärke der südkoreanischen Streitkräfte ist definitiv, dass sie ihre Waffen prinzipiell selbst produzieren – gerade hat der Nato-Partner Polen beschlossen, seine künftigen Panzerkräfte mit dem südkoreanischen K2 Black Panther auszurüsten und sich gegen die klassischen Nato-Lieferanten beispielsweise aus Deutschland positioniert. Südkorea könnte für die Nato auch zum Mentor der Luftabwehr und Raketenartillerie werden.

„Es ist durchaus möglich, dass Südkorea angesichts seiner vertieften Beziehungen zu anderen Ländern durch von den USA nicht vermittelte Waffenverkäufe ein wenig mehr Autonomie im internationalen Umfeld erlangt“, schreiben Hunter Slingbaum und Kaitlyn König. Die beiden Autoren des US-Thinktank Stimson Center rechnen aktuell damit, dass sich Südkorea als Waffen-Exporteur auf dem globalen Markt positionieren will und in der Ukraine den ersten Angriffspunkt sieht.

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Dänemark hat einen Weg gefunden, die Ukraine schnell und günstig mit Waffen zu versorgen – auch ohne Hilfe der USA

 

Ein ukrainischer Soldat hält seine Waffe in einem Graben an der Frontlinie in Bakhmut, Region Donezk, Ukraine.© AP Photo/Libkos
Ein ukrainischer Soldat hält seine Waffe in einem Graben an der Frontlinie in Bakhmut, Region Donezk, Ukraine.

Ein NATO-Verbündeter hat eine Methode gefunden, um die Ukraine schneller und billiger mit Waffen zu versorgen. Und das, ohne dabei auf die ohnehin geringen europäischen Vorräte zurückzugreifen.

Dieser Ansatz könnte an Bedeutung gewinnen, wenn die USA die Hilfe für die Ukraine einschränken und damit die Last auf die Schultern der europäischen Partner des vom Krieg zerrissenen Landes legen.

Dänemark hat letztes Jahr einen neuen Plan angekündigt, um Hilfsgelder für die Herstellung von Waffen in der Ukraine zu verwenden. Der Plan, der jetzt als „dänisches Modell“ bezeichnet wird, soll der Ukraine helfen, sich gegen die russische Invasion zu wehren.

Bei dem Projekt sollen die produzierten Waffen aus der Ukraine selbst und nicht aus europäischen Beständen und von europäischen Herstellern kommen. So sollen die Hauptprobleme Europas bei der Bereitstellung von Waffen umgehen werden. Gemeint sind die langsame Produktion teurer Ausrüstung und die Tatsache, dass die eigenen Arsenale nicht ausreichen.

Nach Angaben des dänischen Verteidigungsministeriums hat das Modell 2024 die Beschaffung von Waffen, einschließlich Artilleriesystemen und Raketen, im Wert von mehr als 550 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Dabei stammte die Finanzierung aus anderen Quellen wie Schweden, Island und aufgelaufenen Zinsen auf eingefrorene russische Vermögenswerte.

Der dänische Außenminister Lars Loekke Rasmussen und der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen waren im vergangenen Jahr Zeugen einer Waffendemonstration in der Ukraine.© Mads Claus Rasmussen / Ritzau Scanpix / AFP
Der dänische Außenminister Lars Loekke Rasmussen und der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen waren im vergangenen Jahr Zeugen einer Waffendemonstration in der Ukraine.

Und die Anzeichen deuten auf ein enormes Wachstum des Projekts hin. Die Ukraine rechnet nach eigenen Angaben in diesem Jahr mit knapp weniger als einer Milliarde Euro durch das Modell. Weitere Verbündete wie Kanada schließen sich an.

Troels Lund Poulsen, Dänemarks Verteidigungsminister, erklärte Business Insider, dass das neue Waffenprojekt bisher „ein großer Erfolg“ sei.

Dafür gibt es drei Gründe: die schnelle Lieferung der Systeme auf das Schlachtfeld, der „recht niedrige Preis im Vergleich zum Kauf von Artilleriesystemen in Europa“ und die Tatsache, dass die Ukraine Ersatzteile und Wartung im Land selbst herstellen kann. Dadurch können die Waffensysteme länger aktiv bleiben.

Die Probleme Europas umschiffen

Poulsen sagte, die Geschwindigkeit, mit der die Ukraine Waffen produzieren könne, zeige, dass der Westen „viel lernen“ müsse. Er fügte hinzu, dass diese Zusammenarbeit dänischen Unternehmen diese Einblicke verschafft und somit eine „Win-Win-Situation“ darstellt.

Seine Äußerungen spiegeln wider, was Dänemarks Premierministerin Anfang des Monats sagte, als sie ihre Verbündeten warnte: „Wir haben ein Problem, Freunde, wenn ein Land im Krieg schneller produzieren kann als der Rest von uns“.

Das dänische Modell zielt darauf ab, einige der größten Hindernisse zu überwinden, denen die europäischen Partner der Ukraine bei der Bereitstellung von Hilfe gegenüberstehen. Die Ukraine hatte wiederholt mit unzureichenden Lagerbeständen ihrer Partner zu kämpfen, und selbst wenn die europäischen Länder ihre Verteidigungsausgaben erhöhen, wird die Produktion als unzureichend angesehen.

Die Bedrohung durch einen russischen Angriff und die Zweifel an der Zuverlässigkeit der USA als Partner haben viele europäische Länder dazu veranlasst, ihre Verteidigungsausgaben noch weiter zu erhöhen.

Die Industrie hat mit Engpässen, Rückständen und unsicheren Nachfragesignalen zu kämpfen. Es gibt jedoch Bestrebungen, die Produktion zu erhöhen. Der NATO-Vorsitzende Mark Rutte sagte Anfang des Monats, die Unternehmen sollten so schnell wie möglich zusätzliche Produktionslinien einrichten und Bürokratie abbauen.

Ein grauer Roboterarm bewegt einen geschmolzenen Stahlknüppel während des Herstellungsprozesses von 155 mm Artilleriegeschossen in einer europäischen Fabrik.© OLI SCARFF/AFP via Getty Images
Ein grauer Roboterarm bewegt einen geschmolzenen Stahlknüppel während des Herstellungsprozesses von 155 mm Artilleriegeschossen in einer europäischen Fabrik.

Angesichts dieser Probleme sind Projekte wie das „dänische Modell“ von entscheidender Bedeutung, da sie es der Ukraine ermöglichen, sich zu verteidigen, während Europa gleichzeitig seine eigenen Vorräte aufstockt.

Poulsen ermutigte die europäischen Verbündeten zu einer noch stärkeren Beteiligung: „Je mehr europäische Länder die Ukraine finanziell unterstützen können, desto mehr kann sie auch vor Ort produzieren.“ Dadurch entfallen Verzögerungen bei der Produktion und die Notwendigkeit, Waren durch Europa zu transportieren, was der Ukraine einen Vorteil verschafft, „weil sie nicht auf die Lieferung der Ausrüstung warten muss“.

Für die Ukraine wird dadurch auch klarer, über welche Ausrüstung das Land im Kampf tatsächlich verfügen wird. Poulsen sagte, es sei „ein wichtiger Teil der Planung einer Militäroperation“, zu wissen, „wann man erhält, was man in einem militärischen Kontext braucht“.

Die Unfähigkeit, im Voraus zu planen, war für die Ukrainer ein großes Problem. Die Soldaten waren nicht in der Lage, künftige Aktionen zu planen, weil sie nicht sicher wussten, welche Art von Waffen sie von ihren Partnern erhalten würden.

Unterstützung der Verteidigung der Ukraine

Der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson erklärte BI, dass Investitionen in die ukrainische Verteidigung bedeuten, dass „die Ukrainer ihre Selbsthilfe verstärken können, indem sie ihren Soldaten an der Front Mittel und Fähigkeiten zur Verfügung stellen können“.

Der Anstieg der ukrainischen Rüstungsproduktion im letzten Jahr sei „sehr beeindruckend“ gewesen. Er sagte, dass „sie einen großen Teil ihrer gesamten industriellen Basis umgestellt und auf Kriegsfuß gestellt haben, und die industrielle Produktion wurde im letzten Jahr erheblich gesteigert.“

Die ukrainische Industrie hat einen enormen Aufschwung erlebt: Das Land stellt nun Drohnen, Raketen, Haubitzen, Munition und andere Waffensysteme her. Viele westliche Rüstungsunternehmen haben ebenfalls begonnen, Waffen in der Ukraine zu produzieren. Darunter der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall, der ein Werk in der Ukraine eröffnet hat. Er kündigte an, dort weitere Fabriken zu eröffnen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass 30 Prozent der militärischen Ausrüstung, die die Ukraine im vergangenen Jahr verwendet hat, im Inland hergestellt wurde.

Viele der wichtigen Waffen, auf die die Ukraine angewiesen ist, werden jedoch nach wie vor im Ausland hergestellt. Und die Ukraine kämpft mit Lieferengpässen, einem unregelmäßigen Lieferplan und der Möglichkeit, dass Partner wie die USA ihre Lieferungen aussetzen könnten.

F-16-Kampfjets der ukrainischen Luftwaffe überfliegen ein Patriot-Luft- und Raketenabwehrsystem an einem ungenannten Ort in der Ukraine.© AP Photo/Efrem Lukatsky
F-16-Kampfjets der ukrainischen Luftwaffe überfliegen ein Patriot-Luft- und Raketenabwehrsystem an einem ungenannten Ort in der Ukraine.

Selenskyj sagte kürzlich, dass der Ukraine die Raketen für ihre in den USA hergestellten Patriot-Luftabwehrsysteme ausgehen. Die Ukraine bemüht sich um eine Lizenz der USA für die Produktion von Patriot-Raketen.

Poulsen erklärt, dass die Ukraine über eine „riesige Produktionskapazität in ihren Rüstungsunternehmen“ verfüge, aber es gebe ein Problem. Die ukrainischen Rüstungsunternehmen geben an, dass sie Waffen im Wert von 20 Milliarden US-Dollar (etwa 18,7 Millionen Euro) pro Jahr produzieren können. Jedoch erhalten sie nur Aufträge im Wert von 6 Milliarden (etwa 5,6 Millionen Euro) US-Dollar.

Das dänische Modell soll der Ukraine einen vielversprechenden und ausbaufähigen Weg zu einer stabilen Waffenversorgung eröffnen. Aber es stellt nur einen winzigen Bruchteil der Hilfe dar, die die Ukraine erhält. Es ist unklar, inwieweit dieses Projekt ausgeweitet werden könnte.

Ein Großteil Europas hat zugesagt, die Ukraine, die zwischen Russland und dem Rest des Kontinents steht, weiterhin zu unterstützen. Aber es muss noch viel mehr getan werden, vor allem, wenn sich die USA zurückziehen.

Schweden kündigte im Januar sein bisher größtes Hilfspaket für die Ukraine an, das sich auf über 1 Milliarde Dollar beläuft. Jonson sagte, dass „wir andere ermutigen, ebenfalls mehr zu tun“.

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