Der ukrainische Präsident Selenskyj hofft auf die Rettung weiterer Zivilisten aus Mariupol. Russische Streitkräfte in Kaliningrad simulieren einen Atomangriff. Deutschland will Panzerhaubitzen liefern. Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze:
Selenskyj: Fast 1000 russische Raketen gegen Ukrainer eingesetzt Russische Truppen angeblich zu Feuerpausen in Mariupol bereit In Kaliningrad simulieren russische Soldaten einen Atomangriff Bundesregierung will sieben Panzerhaubitzen liefern Internationale Geberkonferenz in Warschau
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das dänische Volk an das Ende der Besatzung durch Nazideutschland erinnert. Die Nazis hätten damals verloren und die Freiheit habe gewonnen, sagte Selenskyj auf Veranstaltungen in Kopenhagen und Aarhus, zu denen er auf Großbildschirmen aus der Hauptstadt Kiew zugeschaltet war. Dänemark und die Welt hätten damals gefeiert und die Hoffnung gehabt, dass solch ein grausamer Krieg der letzte sein werde. Doch mit dem russischen Angriff gegen die Ukraine sei der Krieg wieder hier, sagte Selenskyj. Fast 1000 Raketen seien gegen die Ukrainer eingesetzt worden, die Mehrheit davon gegen nicht-militärische Einrichtungen. "Das sind Kindergärten, Schulen, Universitäten. Das ist es, gegen das Russland in der Ukraine kämpft."
In Dänemark werden jedes Jahr am 4. Mai Lichter in Erinnerung an die Befreiung von der deutschen Besatzung angezündet.
Hoffnung auf die Rettung weiterer Zivilisten aus Mariupol
Präsident Selenskyj hofft auf weitere erfolgreiche Evakuierungsaktionen für Zivilisten aus der fast vollständig von russischen Truppen eroberten Hafenstadt Mariupol. Die ukrainische Seite werde die dafür notwendigen Feuerpausen einhalten, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft aus Kiew. Besonders kritisch sei die Lage für diejenigen, die in dem von russischen Soldaten abgeriegelten Stahlwerk Azovstal Zuflucht gesucht haben. In einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres bat Selenskyj die Vereinten Nationen nochmals um Unterstützung bei der Rettung der Menschen.
© Alexei Alexandrov/AP/picture alliancePanzer der pro-russischen Separatisten in Mariupol
Russische Truppen angeblich zu Feuerpausen bereit
Die russische Armee hat für diesen Donnerstag sowie für Freitag und Samstag Feuerpausen angekündigt, um den Abzug von Zivilisten aus dem Stahlwerk zu ermöglichen. Zugleich greifen die Truppen aber den Industriekomplex massiv an, um die letzten dort verschanzten ukrainischen Verteidiger auszuschalten. Bürgermeister Wadym Boitschenko berichtete von anhaltenden heftigen Kämpfen um das Stahlwerk. Der Kontakt zu den dort verschanzten ukrainischen Soldaten sei abgebrochen. Nach Angaben des Bürgermeisters sind noch etwa 200 Zivilisten auf dem Gelände des Asow-Stahlwerks.
© Alexei Alexandrov/AP/dpa/picture allianceAm Mittwoch stieg Rauch über dem Stahlwerk Azovstal auf
Am Mittwoch waren laut Selenskyj 344 Menschen aus Mariupol und Umgebung auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet geholt worden, am Dienstag waren es 156 Flüchtlinge.
Russische Streitkräfte in Kaliningrad simulieren Atomangriff
Die russischen Streitkräfte in Kaliningrad haben nach Angaben aus Moskau Angriffe mit nuklearwaffenfähigen Raketen simuliert. Kaliningrad ist eine russische Enklave an der Ostsee zwischen den beiden EU- und NATO-Mitgliedern Polen und Litauen. Im Rahmen einer Übung hätten rund hundert Soldaten den "elektronischen Start" von mobilen ballistischen Raketensystemen mit Atomwaffen vom Typ Iskander simuliert, erklärte das Verteidigungsministerium. Die Streitkräfte hätten Angriffe auf militärische Ziele eines imaginären Feinds sowie die Reaktion auf einen Gegenschlag geübt.
© Vitaly Nevar/TASS/picture allianceIm März trainierten russische Soldaten in Kaliningrad mit einem Flugabwehrraketen-System
Der russische Präsident Wladimir Putin hat in jüngster Zeit angedeutet, dass er bereit sei, Russlands taktische Atomwaffen einzusetzen. Der Kremlchef warnte zudem vor einer "blitzschnellen" Vergeltung, falls der Westen direkt in den Ukraine-Krieg eingreifen sollte.
Beobachtern zufolge versucht das russische Staatsfernsehen seit einigen Tagen, der Öffentlichkeit den Einsatz von Atomwaffen schmackhaft zu machen. "Seit zwei Wochen hören wir über unsere Bildschirme, dass die Atomsilos geöffnet werden sollten", sagte der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow.
Bundesregierung will Panzerhaubitzen an Kiew liefern
Die Bundesregierung plant laut Medienberichten, der Ukraine sieben Panzerhaubitzen zu überlassen. Die Haubitzen befinden sich nach Angaben aus Regierungskreisen derzeit in der Instandsetzung und sollen bis Ende Juni intakt sein, wie die "Bild"-Zeitung schreibt.
© Sebastian Gollnow/dpa/picture allianceEine Panzerhaubitze 2000 - das Standardgeschütz der Bundeswehr
Unterdessen verzögert sich laut "Bild" der Ringtausch mit Slowenien. Die Slowenen sollten T-72-Kampfpanzer an Kiew liefern und im Gegenzug deutsche Marder-Schützenpanzer sowie Fuchs-Transportpanzer bekommen. Aber Sloweniens Regierung bestehe offenbar auf der Lieferung modernerer Panzer, schreibt das Blatt.
Geberkonferenz für humanitäre Hilfe
Eine internationale Geberkonferenz will Geld für humanitäre Hilfe für die Ukraine sammeln. Polen und Schweden haben die Veranstaltung in Warschau organisiert. Sie findet als hybrides Treffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs statt. Kanzler Olaf Scholz will sich via Video dazuschalten. Der ukrainische Präsident wird sich ebenfalls per Videoschalte an die Teilnehmer wenden.
Partner der Konferenz sind nach Angaben der Organisatoren die Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates. Auch die Vereinten Nationen (UN) und Vertreter globaler Finanzinstitutionen beteiligen sich.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen benötigen in der Ukraine mehr als zwölf Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe, darunter Nahrung, medizinische Versorgung und Unterkünfte.
Mehr als 600.000 ukrainische Flüchtlinge in Deutschland angekommen
Nach einer Auswertung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sind seit Kriegsbeginn mehr als 600.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland angekommen. Im Zeitraum zwischen Ende Februar und Ende April seien 610.103 Personen aus der Ukraine neu erfasst worden, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Unklar ist allerdings, wie viele der erfassten Personen in ein anderes EU-Land weitergereist sind oder trotz der Kampfhandlungen bereits wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Laut Behörden könne es sich um eine "erhebliche Zahl" handeln. Oftmals würden sich die Menschen nicht abmelden.