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Südafrika: Brics-Gruppe erweitert sich um sechs Mitgliedstaaten

Die Brics-Gruppe wächst: Zum 1. Januar 2024 sollen Saudi-Arabien, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Ägypten und Äthiopien aufgenommen werden.

Südafrika: Brics-Gruppe erweitert sich um sechs Mitgliedstaaten

Südafrika: Brics-Gruppe erweitert sich um sechs Mitgliedstaaten© Gianluigi Guercia / EPA

Die Brics-Gruppe hat sich auf die Aufnahme neuer Mitglieder geeinigt. Man habe sich entschieden, sechs Länder zum 1. Januar 2024 neu aufzunehmen, teilte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa als Gastgeber des Brics-Gipfels am Donnerstag in Johannesburg mit. Eingeladen würden Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Der Gruppe der wichtigsten Schwellenländer gehören bisher Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an. Eine Erweiterung, auf die etwa China drängte, soll dem Block mehr globales Gewicht verleihen. Vor allem China und Russland pochen auf ein Gegengewicht zum Westen, Brasilien lehnt dagegen eine Frontstellung etwa zu dem G7-Bündnis der wichtigsten westlichen Industrieländer ab.

Der brasilianische Präsident betonte, dass sich die Gruppe der fünf aufstrebenden Volkswirtschaften nicht gegen andere richte. Vielmehr gehe es um eine bessere Organisation des Globalen Südens, schrieb er am Dienstag auf der Plattform X, die früher Twitter hieß. »Die Brics sind kein Gegenpol zu den G7, den G20 oder sonst irgendjemandem«, schrieb Lula. »Wir wollen uns als der Globale Süden organisieren. Wir sind wichtig in der globalen Debatte und sitzen gleichberechtigt mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten am Verhandlungstisch.«

Die Brics-Staaten diskutierten auf dem Treffen zudem, ob sie im gegenseitigen Handel auf die Nutzung von US-Dollar verzichten können. Man habe über die Verwendung lokaler Währungen gesprochen, sagte dazu der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach sich für eine gemeinsame Währung aus, diese könne für Handel und Investitionen eingesetzt werden. Damit könnten Zahlungsmöglichkeiten zwischen Brics-Mitgliedern vermehrt und Anfälligkeit verringert werden.

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Brics: Bekommt der Dollar bald Konkurrenz?

Russlands Staatschef Wladimir Putin will mit den anderen vier Brics-Staaten eine gemeinsame Währung etablieren.

Russlands Staatschef Wladimir Putin will mit den anderen vier Brics-Staaten eine gemeinsame Währung etablieren.© MARCO LONGARI/AFP

Die Brics-Staaten fordern den Westen heraus - und diskutieren auch über eine eigene Währung. Sogar einen Namen gibt es schon. Russlands Staatschef Putin drängt, doch manche halten das Projekt für unrealistisch.

Bekommt der Dollar bald Konkurrenz?

Als sich die Staats- und Regierungschefs der fünf Brics-Staaten am Donnerstag im Sandton Convention Centre in Johannesburg zur Pressekonferenz aufreihten, waren sie in Feierlaune. Sechs neue Mitglieder wird ihr Club im neuen Jahr aufnehmen, um gemeinsam die westlich geprägte Weltordnung abzulösen. Die Gruppe repräsentiert dann fast die Hälfte der Weltbevölkerung und mehr als ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung.

Doch Wladimir Putin war es wichtig, in der Stunde des Triumphs auch an ein Brics-Großprojekt zu erinnern, das im Gegensatz zur Expansion der Gruppe noch keine konkreten Formen angenommen hat: eine gemeinsame Währung. "Das ist eine herausfordernde Aufgabe", sagte Russlands Präsident per Videoschalte aus Moskau. "Doch wir werden uns trotzdem einer Lösung nähern."

Die Brics-Staaten arbeiten seit Jahren daran, die Vorherrschaft des US-Dollar auf den internationalen Märkten zu beenden. Eine eigene Währung wäre die maximale Eskalation dieses Übernahmeversuchs. International diskutiert wird sie seit Monaten unter zwei Arbeitstiteln: entweder einfach "Bric" oder "R5". Die Landeswährungen aller fünf Brics-Staaten, darauf spielt die Abkürzung an, beginnen mit dem Buchstaben R: Brasilien hat den Real, Russland den Rubel, Indien die Rupie, China den Renminbi und Südafrika den Rand.

Doch bislang fällt das Projekt Brics-Gemeinschaftswährung vor allem dadurch auf, dass es nicht vorankommt. Südafrikas Regierung hatte schon vorsorglich angekündigt, dass das Thema auf dem Gipfel in Johannesburg keine Rolle spielen werde. In der Abschlusserklärung bekräftigen die Brics-Staaten zwar ihre Absicht, ihre je eigenen Währungen im internationalen Handel zu stärken. Doch das Ziel einer gemeinsamen Währung wird nicht einmal erwähnt. Putins Aussagen vom Donnerstag lassen sich vor diesem Hintergrund als Aufforderung an die Welt und an die anderen Mitgliedstaaten verstehen, das Projekt nicht abzuschreiben. Doch wie realistisch ist es wirklich?

Wer den Furor der Länder verstehen will, muss bloß auf die Zahlen schauen. Während die Vereinigten Staaten selbst nur für zehn Prozent des Welthandels stehen, laufen fast 50 Prozent aller internationalen Zahlungen in Dollar. Tauschen Finanzprofis im Devisenhandel Währungen miteinander, steht der Dollar gar in 88 Prozent aller Fälle auf einer der beiden Seiten ( siehe Grafik). Für viele Kritiker ist der Dollar nicht nur Sinnbild für die Vereinigten Staaten, sondern auch für deren globale Vorherrschaft.

Wie sehr der Dollar für die Länder tatsächlich zum Problem werden kann, zeigt sich an den Erfahrungen Russlands und Chinas. So hat die russische Führung über die Jahre einen Milliardenschatz in Dollar aufgebaut, rund die Hälfte dieser Devisenreserven parkte oder investierte sie jedoch im Ausland. Als der Kreml den Krieg in der Ukraine begann, fror der Westen die Dollarbeträge kurzerhand ein - immerhin wohl rund 300 Milliarden Dollar.

China wiederum spürt gerade auf ganz andere Weise, wie schnell die globale Dominanz des Dollar zum Problem werden kann. Während die Zinsen auf dem Sparkonto in China nur unmerklich über zwei Prozent liegen, lässt sich bei einjährigen US-Staatsanleihen derzeit eine Rendite von mehr als fünf Prozent verdienen. Chinaexperten mutmaßen bereits seit einigen Wochen, dass vermögende Chinesen auch deswegen auf verschlungenen Wegen massenhaft Geld außer Landes bringen. "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem", wusste schon der einstige US-Finanzminister John Connally. Ein Bonmot, das die Finanzminister vieler Schwellenländer seitdem immer im Hinterkopf haben.

Während der Plan einer Dollaralternative griffig klingt und der mögliche Währungsname R5 sogar ziemlich konkret, birgt der Plan jedoch zahlreiche Fallstricke. Bislang sind die Währungen der fünf beteiligten Staaten nicht gerade für besondere Stabilität bekannt. Südafrikanischer Rand, brasilianischer Real und russischer Rubel verursachen an den Finanzmärkten immer wieder Kurskapriolen. Erst vor wenigen Tagen musste die chinesische Zentralbank ihre Landeswährung künstlich stützen, auch der russische Rubel verliert spätestens seit dem Marsch der Söldnertruppe Wagner gen Moskau deutlich an Wert. Fünf schwache Währungen zusammen würden also längst noch keine überlebensfähige Weltwährung formen, sind sich Devisenexperten sicher.

Um Stabilität zumindest zu suggerieren, könnten die Staaten jedoch für jede Währungseinheit ihrer Brics-Devise eine kleine Menge Gold hinterlegen. Das Edelmetall gilt schließlich seit Jahrtausenden als Stabilitätsanker und ist ein ausgesprochen seltenes Metall. Würde man alles Gold der Welt zu einem einzigen Block verschmelzen, wäre dieser Würfel gerade einmal 21 Meter lang und 21 Meter breit. Wie viel Gold die Brics-Staaten für diese Goldbindung einer möglichen Gemeinschaftswährung zusätzlich ankaufen müssten, lässt sich kaum beziffern. Die Kosten dürften jedenfalls unüberschaubare Milliardensummen betragen, die an anderer Stelle möglicherweise besser investiert wären.

Wie kompliziert eine neue Gemeinschaftswährung in der Praxis sein kann, zeigte nicht zuletzt das Beispiel des Euro. Allein die Planungsarbeiten verschlangen mehr als eine Dekade, direkt nach dem Start rutschte die Gemeinschaftswährung massiv ab - und kaum zehn Jahre nach ihrem Start drohte die Euro-Schuldenkrise, den mühsam aufgebauten Währungsraum wieder zu zerreißen. Während die einzelnen Staaten im Krisenfalle vorher ihre eigene Landeswährung abwerten konnten, mussten sie sich nun in eine einheitliche Notenbankpolitik einpassen. Die noch unterschiedlicheren Brics-Staaten unter dem Dach einer einheitlichen Währung zu versammeln, dürfte ungleich komplizierter sein.

Russische Ölhändler bleiben auf ihren Rupien aus Indien sitzen

Statt einer eigenen Währung könnten die Staaten jedoch auch dazu übergehen, ihre bereits existierenden Landeswährungen stärker einzusetzen. China wickelt manche Ölgeschäfte mit Saudi-Arabien bereits in Renminbi ab, Indien wiederum bezahlt russisches Öl in heimischen Rupien. So einfach wie es scheint, ist jedoch selbst das nicht.

Seit Russland seinen Ölhandel mit Indien in Rupien abrechnet, steckt ein Teil des Geldes offenbar in Indien fest. Auf den Konten russischer Ölexporteure türmten sich im Mai Berichten zufolge Rupien im Wert von mehreren Milliarden Dollar, die niemand in russische Rubel tauschen wollte. Internationale Banken meiden das Geschäft wegen der westlichen Sanktionen, heimische Firmen in Russland dürften ebenfalls kaum Interesse an Rupien haben - schließlich handeln sie kaum mit Indien.

Nicht einmal der Erfinder des griffigen Brics-Kürzels gesteht den Währungsplänen der fünf Staaten sonderlich große Chancen zu. Der Investmentbanker Jim O'Neill hatte die Abkürzung beim US-Bankkonzern Goldman Sachs einst erdacht und damit den Grundstein für milliardenschwere Anlageprodukte gelegt. Für die Währungspläne der fünf Staaten hatte er kürzlich nur ein Wort übrig: "Lachhaft".

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Schutz vor US-Sanktionen: Brics-Staaten kündigen digitales Zahlungssystem an

Die Brics wollen ihren Handel nicht mehr in US-Dollar abwickeln.© Matt Slocum/AP

Die Brics-Staaten arbeiten an einer digitalen Alternative zum globalen Dollar-dominierten Zahlungssystem. Das sagte der außenpolitische Berater von Russlands Präsident Wladimir Putin, Juri Uschakow, am Dienstag in einer Pressekonferenz in Moskau, auf der er die Schwerpunkte der russischen Brics-Präsidentschaft vorstellte.

Neben den Brics-Gründungsmitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören dem Staatenbündnis mittlerweile auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate an.

„Wir werden nach den besten Möglichkeiten suchen, den gegenseitigen Handel und die gegenseitigen Investitionen zu steigern und Wege zur Gewährleistung der Finanzstabilität zu finden“, sagte Uschakow laut der russischen Nachrichtenagentur TASS. Doch eine ungehinderte Zusammenarbeit unter den Brics-Staaten sei „angesichts der Risiken im Zusammenhang mit zunehmenden einseitigen Sanktionen und protektionistischen Maßnahmen“ oft nicht möglich.

Eine besondere Aufgabe für dieses Jahr sei daher die Stärkung der Rolle der Brics-Staaten im internationalen Währungs- und Finanzsystem. Ein weniger verwundbares Zahlungssystem soll deshalb aus der Taufe gehoben werden: „Wir glauben, dass die Schaffung eines unabhängigen Brics-Zahlungssystems ein wichtiges Ziel für die Zukunft ist, das auf modernsten Tools wie digitalen Technologien und Blockchain basieren würde“, sagte Uschakow.

Bis die neue Digitalwährung steht, sollen Transaktionen in Landeswährungen weiter gesteigert und Korrespondenzbanknetzwerke gestärkt werden, um internationale Transaktionen abzusichern, so Uschakow weiter. Dies gelte „vor allem im Hinblick auf die Verwendung anderer Währungen als des US-Dollars“.

Auch andere Brics-Staaten treiben die Dedollarisierung voran: Indiens Zentralbank hat die großen staatlichen Raffinerien des Landes gebeten, Lieferanten aus dem Persischen Golf dazu zu drängen, im nächsten Geschäftsjahr mindestens zehn Prozent der Ölzahlungen in indischen Rupien zu akzeptieren.

Wie der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg berichtet, ziele der Schritt darauf ab, die indische Währung im internationalen Handel zu fördern und die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Die Regierung befürchte, dass Indiens hohe Energienachfrage einen Abwertungsdruck auf die Rupie ausüben werde, und wolle das Konsumwachstum auch zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.

Die drei Raffinerien Indian Oil, Bharat Petroleum und Hindustan Petroleum haben sich in dieser Angelegenheit bereits an Ölexporteure gewandt, berichtet Bloomberg. Aber die Lieferanten würden sich gegen die Pläne der Zentralbank wehren, weil sie Währungsrisiken und hohe Umrechnungsgebühren fürchteten. Die Zentralbank habe von den indischen Raffinerien verlangt, einen Teil der Devisentransaktionsgebühren zu tragen. Doch diese haben den Vorschlag unter Verweis auf drohende sinkende Gewinnmargen abgelehnt.

Zuletzt hatte die Raffinerie Indian Oil im vergangenen August den Ölproduzenten Abu Dhabi National Oil für eine Lieferung von einer Million Barrel Rohöl in indischen Rupien bezahlt. Allerdings gab es seitdem keine Transaktionen in der Währung mehr. Die indischen Raffinerien haben auch andere Währungen verwendet, um russisches Rohöl zu bezahlen. Hierfür nutzten sie unter anderem den Dirham aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Es sind nicht nur die Brics, die nicht mehr den amerikanischen Sanktionen ausgesetzt sein wollen. Auch in der EU wird an der Entwicklung einer digitalen Alternative gearbeitet, um sich weniger verletzbar zu machen. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Burkhard Balz, sagte hierzu dem Handelsblatt: „Ich bin überzeugter Transatlantiker, aber man muss zugeben: Das ist keine abstrakte Horrorvision, sondern das ist technisch möglich.“ Die Bundesbank sei den amerikanischen Zahlungsdiensten gegenüber sicher nicht negativ eingestellt, diese seien sehr wichtige Partner. „Aber wir müssen aus europäischer Perspektive unsere eigenen Möglichkeiten haben. Der digitale Euro ist für Europa eine kritische Infrastruktur und hat für die Bundesbank Toppriorität.“