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Sie sollen Drohnen aufhalten

Schutz vor Putin: Skyranger statt Gepard - Bundeswehr bekommt neuartige Flak-Panzer

Ampel-Bundesregierung und Deutscher Bundestag kaufen der Bundeswehr neue Flugabwehrkanonenpanzer. Ein CSU-Politiker fordert direkt mehr der Skyranger von Rheinmetall.

Berlin - Im militärischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sind sie an allen Frontabschnitten omnipräsent: Kamikaze-Drohnen. Wie man sich dagegen schützt, ist über das reale Schlachtfeld hinaus Thema bei vielen Armeen.

Gegen Drohnen-Gefahr: Deutsche Bundeswehr erhält Skyranger-Flak-Panzer

Die Bundeswehr bekommt nun neue Flugabwehrkanonenpanzer als Nachfolger für das schon vor Jahren ausgemusterte Waffensystem Gepard. Der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestags hat an diesem Mittwoch (21. Februar) grünes Licht für die Beschaffung von 19 Panzern gegeben, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Verteidigungskreisen erfuhr. Die Bundeswehr reagiert damit auch auf die Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg, in dem die Abwehr von Drohnen eine große Rolle spielt.

Bei besagtem Flak-Panzer handelt es sich um den sogenannten „Skyranger“ vom rheinländischen Rüstungskonzern Rheinmetall aus Düsseldorf. Das Flugabwehrsystem wird als Turm auf militärische Rad- oder Kettenfahrzeuge integriert. Im Fall der Bundeswehr dürfte der Radpanzer GTK Boxer als Plattform dienen.

Neuer Flugabwehrkanonenpanzer: der Skyranger von Rheinmetall.© IMAGO / Eibner

Neue Flak-Panzer für die Bundeswehr: CDU und CSU fordern mehr Skyranger

Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Florian Hahn, kritisierte indes die lange Dauer der Entscheidungsfindung. „Dass man für das Schließen einer der eklatantesten Fähigkeitslücken zum Schutz der Truppe vor Angriffen aus der Luft wie durch Drohnen auch nach Ausrufen der Zeitenwende zwei Jahre bis zur Beschaffungsentscheidung gebraucht hat, zeigt einmal mehr, dass diese Bundesregierung den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat“, sagte der CSU-Politiker der dpa.

Der Bundestagsabgeordnete aus München forderte zudem deutlich mehr der hochmodernen Flak-Panzer aus deutscher Produktion für die Truppe. „Wie man mit der heute beschlossenen homöopathischen Anzahl abschrecken und Kriegstüchtigkeit erreichen will, bleibt ein Geheimnis der Bundesregierung“, meinte der 49-jährige Verteidigungspolitiker. Bis Mittwochnachmittag hatte sich die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP noch nicht zur neuen Beschaffung für die deutschen Landstreitkräfte geäußert, während sie weiter an der Lieferung Dutzender alter Leopard-1-Kampfpanzer für die Ukraine arbeitet.

Oerlikon Skyranger
Waffenkategorie: Heeresflugabwehr
Hersteller: Rheinmetall Defence
Fahrzeug: Radpanzer GTK Boxer oder Schützenpanzer Lynx
Bewaffnung: Rheinmetall KDG-Revolverkanone im Kaliber 35 x 228 mm, Raketenwerfer beispielsweise für Stinger-Raketen, Voraussetzungen für Hochenergielaser
Rohrlänge Revolverkanone: 3,15 m

Bundeswehr: Skyranger sollen Leopard-2-Kampfpanzer flankieren

Der Skyranger weist innovative Neuerungen auf: Unter anderem zerfetzt seine Airburst-Munition Ziele mit einem Hagel aus Wolframprojektilen. Die Waffenstation ist vollautomatisiert. Weil sie im Turm als eigenes Modul konzipiert ist, kann sie auf mehrere Träger-Fahrzeuge installiert werden. So soll das Modul auch auf den Schützenpanzer Lynx montiert werden können, den die ungarische Armee nutzt. Bei den deutschen Landstreitkräften soll der Skyranger als Heeresflugabwehr zur Drohnen-Bekämpfung künftig etwa die Leopard-2-Panzer sprichwörtlich flankieren.

Verschossen wird die Munition aus einer Rheinmetall KDG-Revolverkanone im Kaliber 35 x 228 Millimeter. Ebenso ist ein Raketenwerfer vom Typ Skyranger Missile integriert, beispielsweise für Stinger-Raketen, um damit Kampfhubschrauber bekämpfen zu können. Die Mitglieder der Verteidigungsallianz Nato rüsten wegen der Bedrohung durch das Regime von Moskau-Autokrat Wladimir Putin auf. Die Nato hält zudem bis Mai das Großmanöver „Steadfast Defender 24“ ab, unter anderem mit der 10. Panzerdivision „Oberpfalz“ der Bundeswehr.

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Rüstung in Kassel

Bundeswehr bestellt Panzer aus Kassel – 595 Millionen Euro für neue „Boxer“

Die Bundeswehr hat für 595 Millionen Euro neue Boxer-Panzer bestellt. Gebaut werden sollen die im Rheinmetall-Werk in Kassel.

Kassel/Düsseldorf – Die Bundeswehr hat für 595 Millionen Euro Radpanzer vom Typ Boxer bestellt, die mit dem modernen Luftabwehrsystem Skyranger ausgerüstet werden sollen. Der Auftrag sieht die Lieferung eines Prototyps und von 18 Serienfahrzeugen vor. Zusätzlich besteht die Option für 30 weitere Fahrzeuge. Die Lieferung des Prototyps soll Ende 2024 erfolgen, teilte Rheinmetall mit. Verantwortlich für den Boxer ist Artec, ein Gemeinschaftsunternehmen von Rheinmetall und Krauss-Maffei-Wegmann.

Die Fahrzeuge sollen im Rheinmetall-Werk in Kassel gefertigt werden. Voraussichtlich werden auch hier die Türme eingesetzt, teilte ein Sprecher von Rheinmetall mit.

Das Luftabwehrsystem Skyranger besteht im Wesentlichen aus einer 30-Millimeter-Revolverkanone sowie Lenkraketen und Sensoren. Laut Rheinmetall prüft auch Litauen den Skyranger auf Boxer-Basis einzuführen. Auch Dänemark habe eine entsprechende Beschaffung angekündigt.

Radpanzer Boxer mit aufgesetztem Luftabwehrsystem Skyranger: Die Computersimulation zeigt, wie das Fahrzeug aussehen könnte. Computersimulation: Rheinmetall© Privat

Boxer und Türme aus Kassel gefragt in ganz Europa

Erst vor wenigen Tagen hat Österreich bei Rheinmetall 36 Skyranger-Systeme auf dem dreiachsigen Fahrzeug Pandur bestellt. Ungarn hatte Rheinmetall im Dezember mit einem Konzept beauftragt, den Skyranger-Turm auf den Radpanzer Lynx zu montieren.

Seit 2011 ist der Boxer bei der Bundeswehr in mehreren Varianten im Einsatz oder bestellt: mit Kanonturm, als Transporter, Sanitäts- und Führungsfahrzeug. Bestand und Bestellungen addieren mit der Luftabwehr-Variante auf 550 Fahrzeuge.

Rheinmetall arbeitet an neuem Luftverteidigungssystem für die Bundeswehr

Hintergrund der jetzigen Boxer-Bestellung ist auch der nötige Lückenschluss, weil die Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr 2012 aufgelöst worden war. Dies wird im Angesicht der Kriegsführung in der Ukraine, bei der Städte und Stellungen stetig mit Drohnen angegriffen werden, umso wichtiger.

Die ausgemusterten deutschen Flugabwehrkanonenpanzer Gepard werden derzeit in der Ukraine zur Luftabwehr eingesetzt. Die dortigen Erfahrungen zeigten laut Bundesverteidigungsministerium, wie wichtig mobile und geschützte Flugabwehrsysteme für die Landes- und Bündnisverteidigung seien. Der Flugabwehrraketenpanzer Roland war 2005 ausgemustert worden.

Erst im Januar 2024 war unter anderem Rheinmetall mit der Entwicklung eines neuen Luftverteidigungssystems für die Bundeswehr beauftragt worden. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat dafür 1,23 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr bewilligt.

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Deutsches Kriegsschiff läuft zu brisantem Einsatz im Mittelmeer aus

Wilhelmshaven - Ein brisanter Einsatz: Am kommenden Donnerstag (10 Uhr) macht sich die Fregatte "Brandenburg" von ihrem Heimathafen Wilhelmshaven aus auf den Weg zur libanesischen Küste.

Deutsches Kriegsschiff läuft zu brisantem Einsatz im Mittelmeer aus© Presse- und Informationszentrum Marine

Wie die Bundeswehr am heutigen Montag mitteilte, wird das Kriegsschiff dort am Auslandseinsatz UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) teilnehmen.

Konkret wird die 203 Personen starke Besatzung bis Mitte Juli vor Ort bei der Seeraumüberwachung und der Ausbildung der libanesischen Marine unterstützen.

Die "Brandenburg" löst damit die Fregatte "Baden-Württemberg" ab, die im Oktober ihre Jungfernfahrt begonnen hatte und seitdem vor der libanesischen Küste im Einsatz gewesen war.

"Das Schiff und die Besatzung haben sich in den vergangenen Monaten intensiv auf die vor uns liegende Einsatzverpflichtung vorbereitet und wir haben die Einsatzfähigkeit der Fregatte 'Brandenburg' eindrucksvoll nachgewiesen", erklärte Fregattenkapitän Andreas Scheiba.

Der 45-Jährige verdeutlichte: "Wir dürfen uns nichts vormachen, das Seegebiet (...) ist von Krisen und Spannungen gezeichnet. Die Lage dort ist unbeständig, aber unsere jüngste Ausbildung hat uns bestmöglich auf die zu erwartenden Szenarien vor Ort vorbereitet."

Deutschland ist von Beginn an Teil der UNIFIL-Mission im Libanon

Im Rahmen der UNIFIL-Mission setzen sich Blauhelmsoldaten bereits seit 1978 für Frieden zwischen Libanon und Israel ein - damit ist es einer der ältesten friedenserhaltenden Einsätze der Vereinten Nationen.

Die Schiffe sollen dabei insbesondere die Seegrenzen sichern sowie den Waffenschmuggel auf dem Seeweg unterbinden und damit zu Stabilität und Sicherheit in der Region beitragen.

Deutschland ist von Beginn an mit Schiffen und Booten Teil der Mission, zudem engagieren sich Bundeswehr-Soldaten seit Jahren in der Ausbildung der libanesischen Marine.

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Rüstung: Rheinmetall erhält Milliardenauftrag für Bundeswehr-Panzer

Radpanzer Wiesel des Dax-Konzerns Rheinmetall data-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Der Bund kauft beim Dax-Konzern mehr als 100 Fahrzeuge ein. Produziert werden die neuen Radpanzer in Australien.

Der Bund kauft vom Rüstungskonzern Rheinmetall 123 Radpanzer. Das Vertragsvolumen betrage inklusive Serviceleistungen rund 2,7 Milliarden Euro, teilten das Düsseldorfer Unternehmen und das Bundeswehr-Beschaffungsamt am Donnerstag mit. Die Auslieferung soll 2025 beginnen und bis 2030 dauern. Der „Schwere Waffenträger Infanterie“, wie der Fahrzeugtyp genannt wird, soll den Minipanzer Wiesel ersetzen, der in Infanterieverbänden zur Feuerunterstützung eingesetzt wird.

Hergestellt werden die Radpanzer überwiegend von einer Rheinmetall-Tochter in Australien, wo der deutsche Rüstungskonzern gut 900 Beschäftigte hat. Das Geld kommt aus dem insgesamt 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen der Bundeswehr, das nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 auf den Weg gebracht worden war.

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Mitflug-Report Lockheed P-3C Orion : Auf U-Boot-Jagd mit Deutschlands größtem Kampfflugzeug

Bis die neue P-8A Poseidon kommt, bleibt die P-3C Orion das Rückgrat der deutschen Marineflieger. Beim Training über der Nordsee zeigen Crew und Flugzeug, was sie draufhaben – zum Teil so tief, dass die Delphine beim Springen den Kopf einziehen. Wir waren mit an Bord.

Mitflig in der Lockheed P-3C Orion der Deutschen Marine.© Patrick Zwerger

100 Fuß, sagt der Höhenmesser – 30 Meter! Man kann die Wellen fast greifen. Die Schaumkronen der Nordsee rasen im Eiltempo unter uns hindurch. Mit über 200 Knoten preschen wir dicht über die blaugrauen Wogen des Gebiets "Devil’s Hole", 200 Kilometer vor Schottlands Ostküste. Im Cockpit der P-3C Orion 60+04, in der wir uns befinden, wird konzentriert gearbeitet. Von seinem Sitz vorn links lenkt Björn als "pilot flying" die 40 Jahre alte Viermot übers Meer – die linke Hand am Steuerhorn, während die rechte die Schubhebel umfasst. Rechts von ihm sitzt Torsten, Kommandant des Flugzeugs – bereit einzugreifen, falls es ein Problem gibt.

Torsten ist ein alter Hase, Björn noch ein Novize auf der P-3C. Erst etwa 60 Stunden Flugerfahrung hat er auf dem Muster, doch das ficht ihn nicht an. Schon leitet Björn die nächste Kurve ein: scharf links! Drohend nahe kommt das Wasser, fast scheint es, als würde die Backbord-Flügelspitze in die Wellen tauchen. Was wohl die Mannschaft der "Atlantica Duke" über die Flugmanöver denkt? Schon zum zweiten Mal umkurven wir das kleine Frachtschiff jetzt im Tiefflug – und könnten aus dem Fenster rüber zur Kommandobrücke winken.

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Mini-U-Boot im Visier

Aber die "Atlantica Duke" interessiert uns gar nicht wirklich. Unsere Anwesenheit gilt nicht ihr, sondern einem Objekt unter Wasser, das die Augen nicht sehen können: Wir jagen ein U-Boot! Ein ganz kleines zwar, kaum einen Meter lang – eins, das wir vorhin selbst am Fallschirm aus dem Flugzeug abgeworfen haben. Aber dieses U-Boot-Imitat, ein sogenanntes EMATT (Expendable Mobile Anti-Submarine Warfare Training Target), hält die Besatzung der Orion dennoch gut auf Trab. Sie kennt den vorab definierten Kurs des unbemannten Übungsobjekts nicht – und hat jetzt die Aufgabe, das 10.000 Euro teure EMATT aufzuspüren und im Auge zu behalten.

84 Sonarbojen hat die P-3C zu diesem Zweck geladen – 48 außen und 36 weitere in der Kabine. An der korrekten Stelle abgeworfen und entsprechend programmiert, liefern sie die Daten für ein detailtreues Bild des Geschehens unter Wasser – mit dessen Hilfe die Orion U-Boote entdecken und bei Bedarf mit bis zu acht Torpedos auch aktiv bekämpfen kann. "Anti-Submarine Warfare" heißt diese Disziplin im Fachjargon – oder kurz: ASW.

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Morgenstund hat Gold im Mund

Der Startschuss für unser ASW-Training fällt in aller Herrgottsfrühe an einem feuchten Februartag auf dem Fliegerhorst Nordholz – der Heimat des Marinefliegergeschwaders 3, dem die Orions zugeordnet sind. Stockfinster ist es draußen noch, als Kommandant Torsten mit einem zünftigen "Moin!" auf den Lippen durch die Tür des Aufenthaltsraums im Geschwader-Hauptgebäude tritt – und uns Wartende direkt mit einer schlechten Nachricht konfrontiert: "Erstmal 30 Minuten delay", kündigt er an. Es geht also später los als vorgesehen. Wohin? Das ist noch nicht klar. Denn im geplanten Übungsgebiet, dem Skagerrak, ist das Wetter viel zu schlecht. "Aber wir wollen auf alle Fälle fliegen", unterstreicht Torsten – und verschwindet direkt wieder, um mit dem Rest der Crew Alternativen zu erörtern.

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Flexibel sein ist wichtig

Improvisieren können sie auf alle Fälle, die Marineflieger. Denn schon kurz darauf steht fest: Wir starten. Und zwar Richtung "Devil’s Hole", östlich von Schottland. Dafür aber braucht es erst noch einen neuen Flugplan. Neue Wetterdaten. Und Genehmigungen. Noch auf dem Weg mit dem Bus zum Flugzeug wird deshalb eifrig umdisponiert. Der Rest ist Routine: Als gegen 8:45 Uhr – die Nacht über Nordholz ist fahlem Morgenlicht gewichen – das Dröhnen der vier Rolls Royce-Allison T56-Turboprops durch die Kabine hallt, steht dem Start in Richtung Schottland nichts mehr im Wege.

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14 Mann und eine Frau stark ist die Besatzung der 60+04 heute. Jeder an Bord kennt seine Aufgabe genau, jeder sitzt an seinem Platz. Beim finalen Briefing kurz vorm Start direkt im Flieger sind die Details trotzdem allesamt nochmal besprochen worden. Da die Missionsdauer auf knapp sieben Stunden angelegt ist, ergänzt mit Frederic noch ein dritter Pilot die Cockpit-Crew, zu der in der P-3C auch ein Flugingenieur gehört. Diesen Part nimmt heute Jörg ein. Seine Rolle umschreibt er augenzwinkernd: "Unser Motorsteuergerät besteht aus einem mechanischen Computer und – mir." FADEC oder ähnliche Finessen gibt es in der P-3C nicht. "Hier ist alles Handarbeit", ergänzt Frederic.

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"Ready, ready, ready"

Um genau 9 Uhr Ortszeit rollt unser Flugzeug los. Vom Parkplatz vor dem Hangar bis zur Schwelle der Startbahn 26 sind es ein paar Minuten. Mein Platz ist hinten in der kleinen Galley der Orion, direkt vor der Kaffeekanne. Praktisch! Mit dem Rücken zur Flugrichtung sitze ich, den koffeingefüllten Becher in der Hand, vorfreudig am Fenster, lausche dem Klangteppich der Allisons und den Fetzen des Bordfunks, die aus dem Lautsprecher über mir zu meinen Ohren vordringen. Dann geht ein Ruck durch die Maschine: Um 9 Uhr und neun Minuten gibt Björn im Cockpit Gas – wir starten. "Ready, ready, ready", schallt es wenig später aus dem Funk – und schließlich: "Rotate!" Wir heben ab, verlassen Deutschlands Nordseeküste. Unter dem Callsign "German Navy 4502" macht sich die P-3C 60+04 auf in Richtung Großbritannien.

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Unterwegs zum Teufelsloch

Der Flug ins Zielgebiet dauert eine knappe Stunde. In 10.000 Fuß Reiseflughöhe pirschen wir uns an "Devil’s Hole" heran. Hinten schaukelt es beträchtlich, nicht umsonst hat mir ein Soldat vor Abflug eine Spucktüte in die Hand gedrückt – haben ist besser als brauchen. "Die P-3C hat ein ziemlich instabiles Flugverhalten, der Schwerpunkt liegt weit hinten", erklärt Frederic, der sich schnell noch einen Kaffee zapft. Das liegt vor allem daran, dass Hersteller Lockheed aus Gewichtsgründen vor dem Flügel gut zwei Meter Rumpf wegnahm, als er aus dem Airliner Electra den U-Boot-Jäger P-3C formte. Das bringt so manche Tücke mit sich – zum Beispiel ein erhöhtes Tailstrike-Risiko. "Man merkt vorn auch sofort, wenn sich hinten zu viele Personen aufhalten", sagt Frederic. Der Autopilot, ein ziemlich schlichtes Gemüt, kommt ebenfalls rasch an seine Grenzen: "Der kann zwar geradeaus fliegen, aber dann neigt die P-3C dazu, sich aufzuschaukeln. Deshalb fliegen wir lieber selbst."

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Deutschlands letzte Orions

Frederic, 29 Jahre alt, fliegt die Orion seit drei Jahren. Seit anderthalb Jahren besitzt er die Musterberechtigung. Ein gutes Drittel seiner 650 Flugstunden hat er auf der P-3 absolviert, heute kommen wieder ein paar aufs Konto. "Wir fliegen leider zu selten aktuell", wirft er ein. "Mehr als einmal die Woche ist im Schnitt nicht drin, dafür verbringen wir viel Zeit im Simulator." Mit der Ankunft der Boeing P-8A, die spätestens Anfang 2025 erwartet wird, dürfte sich das ändern. Schließlich stehen, wenn die Flotte des Orion-Nachfolgers erst einmal komplett ist, acht neue Maschinen auf dem Hof in Nordholz – was für das Geschwader allein der schieren Zahl wegen einen großen Sprung nach vorn bedeutet. Von den P-3C, die ab 2006 gebraucht aus den Niederlanden kamen, waren nie mehr als vier Maschinen zeitgleich einsatzfähig. Inzwischen hat Portugals Luftwaffe bereits vier Orions übernommen und teilweise schon überführt. Von den in Nordholz verbleibenden Maschinen stehen zwei im Flugdienst.

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Ankunft im Zielgebiet

Das aber tangiert heute an Bord niemanden. Stattdessen beginnt nun für die Besatzung das eigentliche Training. Inzwischen sind wir im Zielgebiet und auf vorerst 3.000 Fuß abgesunken. Der Himmel unter uns ist wolkenlos, einwandfreie Bodensicht. Jetzt übernimmt der TACCO von seinem Platz links hinterm Cockpit die Regie. Der TACCO ist in diesem Fall kein Snack aus Mexiko, sondern der Taktische Koordinator der Crew. Bei ihm laufen alle Fäden der Mission zusammen, er ist verantwortlich für die Erfüllung des Auftrags. Rechts von ihm sitzt der NAVCOM, der für die Flugnavigation und den Funkverkehr zuständig ist. Gemeinsam mit den Piloten koordinieren TACCO und NAVCOM den Einsatz, der TACCO gibt den Kurs vor.

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U-Boot-Pirsch mit Bojen

Schon ist unser U-Boot-Dummy, der in einer der Röhren an der Rumpfunterseite schlummerte, per Fallschirm auf dem Weg ins Wasser. Die Kamera der P-3C fängt seinen Flugweg ein, ein Bildschirm überträgt den Abwurf live ins Cockpit. Dann gilt es, das Mini-U-Boot unter Wasser aufzuspüren. Das ist der Job der beiden Sonar-Operateure, die auf der Backbordseite der Kabine an Konsolen sitzen und Akustik-Signale auswerten.

Nach einem Vollkreis in etwa 1.000 Fuß fallen die ersten Sonarbojen. Damit prüft die Crew zunächst die Wasserbedingungen – Temperatur, Geräuschkulisse, Salzgehalt zum Beispiel. Die dafür genutzten Bojen sind voreingestellt und wurden vor dem Start von außen in die Abwurfrohre geladen. Die bis zu 36 intern gelagerten Pendants haben den Vorteil, dass sie sich im Flug je nach Bedarf flexibel programmieren lassen. Per Sprengladung werden sie, mit 400 Bar Druck, auf Kommando des TACCO aus der Kabine geschossen, um dem Luftstrom des Flugzeugs zu entgehen – und landen, ebenfalls per Fallschirm, im Idealfall genau dort im Wasser, wo die Crew sie haben möchte. Als "Abschussrampe" ragen insgesamt vier Rohre aus dem Kabinenboden – drei für den automatisierten Ausschuss, ein weiteres für manuelle Abwürfe.

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Auf Verfolgungskurs

"Wir werfen heute Bojen noch und nöcher", hatte mir Frederic schon am Morgen prophezeit – und genau so kommt es auch. Durch die Kabine wabert der Geruch von Schwefel, fast wie beim Silvesterfeuerwerk. Im Cockpit haben die Piloten alle Hände voll zu tun, die P-3C nach den Vorgaben des TACCO auf EMATT-Verfolgungskurs zu halten. Der ergibt sich aus den Signalen, die die Bojen ins Flugzeug übermitteln. Manche der Bojen senden selbst aktiv Sonarwellen, um U-Boote aufzuspüren. Andere erfassen die Schallwellen der Umgebung. Indem man sie nach festem Zeitabstand mehrfach überfliegt, lässt sich die Wasserdrift errechnen – und damit auch Positionswechsel von Objekten unter Wasser.

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Ein Flugzeug für Piloten

"Es braucht ein gewisses Gefühl dafür, wie man die Bojen ansteuern muss", erklärt Björn nach seinem Tiefflug-Training in der Mittagspause hinten, bei Bratwurst mit Kartoffelstampf. "Das ist learning bei doing, so geht es am besten." Björn arbeitet gerade an der Musterberechtigung für die P-3C, heute ist sein zweiter von drei taktischen Flügen, die dafür notwendig sind. Er ist einer der letzten, die als Piloten noch auf der Orion ausgebildet werden – die ersten seiner Kameraden sollen bald zur Schulung auf der P-8A nach Jacksonville in die USA reisen. Die Poseidon, das weiß Björn gut, wird im Geschwader sehnlich erwartet. Die alte P-3C aber wird er, aus Pilotensicht, trotzdem vermissen: "Fliegerisch ist die Orion einfach ne Wucht", schwärmt er beim Essen. "Das ist gutes altes Handwerk, Turboprop, rustikal, direkt – wo gibt es das heute noch?!"

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Die beste Dreimot der Marine

Plötzlich kommt Flugingenieur Jörg nach hinten in die Galley. "Gibt’s hier noch schnell was zu essen? Ich soll gleich ein Triebwerk abschalten." Und dann zeigt die Crew Minuten später tatsächlich, warum die P-3C als "das beste dreimotorige Flugzeug der Marine" gilt: Triebwerk eins steht still, Propeller in Segelstellung. Entsprechend wird die Leistung der drei anderen Motoren nachjustiert – manuell, versteht sich. Das Ganze ist keine Notfall-Übung, sondern gängige Praxis: "Damit können wir rund eine Stunde länger fliegen, wenn es sein muss", erklärt Frederic. Geübt hat er das selbst noch nie – bis jetzt: "Man lernt eben nie aus an Bord."

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Rückflug über Helgoland

So verstreicht die Zeit an Bord der 60+04 in beinahe rasender Geschwindigkeit. Nach über vier Stunden im Übungsgebiet treten wir – wieder viermotorig – den Rückweg an. Unseren EMATT überlassen wir an Ort und Stelle seinem Schicksal. Er wird, genau wie die Bojen, bald auf den Meeresboden sinken und dort sein irdisches Dasein aushauchen.

Wir hingegen fliegen auf Sicht zurück nach Deutschland, an Helgoland vorbei, das wir einmal voll umkurven, und erreichen gegen 16 Uhr den Fliegerhorst Nordholz. Sanft setzen wir wieder auf der Runway 26 auf, rollen Richtung Hangar – und durchqueren dabei eine Wassersprühanlage, die der P-3C druckvoll das Salz von der Haut spült, das sich beim Flug über der Nordsee angesammelt hat.

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Flug erfolgreich – Feierabend!

Dann geht es schnell. Unser Trip endet an genau jener Position, an der er heute Morgen begonnen hat. Der Klang der Turboprops verstummt. Sofort ist die Orion von einem Heer aus Technikern umringt, die "ihr" Flugzeug nach erfolgreicher Mission wieder in Empfang nehmen. Auch der Tankwagen kommt direkt angefahren. Die Crew entlädt ihr Flugzeug unterdessen selbst. Draußen übergibt Kommandant Torsten die 60+04 formell ans Bodenpersonal. "Alles super heute, tolle Maschine!", bilanziert er – bevor er, zufrieden mit dem Tag, zu seinen Kameraden in den Bus steigt und davonfährt. Schluss für heute. Feierabend. Das Einlaufbier wartet.

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