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Deutsche Nationalmannschaft

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Stirbt hier ein Stück Kulturgut?

 

Formularende

"Man kann sich nicht mehr so 100-prozentig identifizieren mit der Nationalmannschaft – und das ist schade." Bastian Schweinsteiger, Weltmeister 2014.

"Das ist nicht unsere Nationalmannschaft. Die Leute vor dem Fernseher werden verarscht." Lothar Matthäus, Weltmeister 1990.

"Was ist aus dem besonderen Flair eines Länderspiels geworden? Für die Spieler war es früher eine riesige Ehre auf dem Platz zu stehen. Und heute?" Berti Vogts, Weltmeister 1974.

Drei Weltmeister, drei Aussagen, die ausdrücken, was derzeit viele in Deutschland denken.

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Formularbeginn

 

Es geht natürlich um die Fußball-Nationalmannschaft, über die Berti Vogts einst sagte: "Sie wird immer der Deutschen liebstes Kind sein." Und er war nicht der Einzige, der so dachte. Von wegen nur Fußball. 1954 gab die Nationalmannschaft mit ihrem Weltmeistertitel einem ganzen Land nach dem Zweiten Weltkrieg neue Hoffnung. Über Jahrzehnte versammelten sich bei Länderspielen ganze Familien vor dem Fernseher. Die Länderspiele vermittelten ein Gemeinschaftsgefühl. Eine Lagerfeuer-Atmosphäre. Ähnlich wie später bei "Wetten, dass..?" Diese Termine waren gesetzt.

Die Höhepunkte: Bei Europa- oder Weltmeisterschaften bestand Deutschland aus mehr als 80 Millionen Bundestrainern. Ob fußballbegeistert oder nicht: Alle diskutierten über die Aufstellung, die Taktik, die Spieler und den nächsten Gegner. Das Nationalteam als ein wichtiges Stück Kulturgut. Wenn es Deutschland mal schlecht ging, tat der Erfolg dieser Mannschaft gut. Ganz Deutschland vereint hinter den elf besten Fußballern des Landes, ob einst Helmut Rahn, später Franz Beckenbauer, Gerd Müller und noch später Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann. Oder zuletzt Bastian Schweinsteiger.

Und heute?

Schauen Sie mit ihrer Familie noch gemeinsam Länderspiele? Kribbelt es noch, wenn die Nationalhymne ertönt und die TV-Kamera an den Gesichtern der Spieler entlang fährt? Fiebern Sie noch mit, wenn Joshua Kimmich in den ersten Zweikampf grätscht? Gehen Sie erst mit dem Halbzeitpfiff zur Toilette, damit Sie bloß keine spannende Szene oder gar ein Tor verpassen?

Nein? Dann sind Sie damit nicht allein.

Schon vor Corona waren die Stadien bei Länderspielen nicht mehr ausverkauft – selbst gegen Argentinien. Und die Einschaltquoten im TV gehen doch merklich zurück. Beim 2:1 gegen die Ukraine am Samstag schauten zumindest 7,53 Mio. zu, beim 3:3 gegen die Türkei waren es zuvor nur 5,82 Mio. Das war laut RTL, ARD und ZDF die niedrigste Quote zur besten TV-Zeit seit mehr als 20 Jahren.

Stirbt hier etwa ein Stück Kulturgut?

Offenbar verliert Deutschland die Lust an der Nationalmannschaft. 

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig.

Misserfolg: Das Aus der Nationalmannschaft in der Vorrunde 2018 war das früheste überhaupt bei einer Weltmeisterschaft. Für die Verantwortlichen allerdings blieb das Desaster folgenlos. Bundestrainer Joachim Löw, Direktor Oliver Bierhoff – die Gesichter des Misserfolgs durften einfach weitermachen. Für viele Fans war das unverständlich.

Dann kam die Nations League mit sechs Spielen in drei Jahren ohne Sieg. Den ersten gab es erst am vergangenen Samstag mit dem 2:1 in der Ukraine – und der war auch noch wenig überzeugend. Und bis heute fragt man sich: Was soll das überhaupt, diese Nations League?

Fehlende Identifikation: Es ist kein Wunder, dass Interviews mit Nationalspielern oft langweilig sind. Wenn Spieler doch mal Ecken und Kanten haben, werden die von der Medienabteilung des DFB in Schulungen glatt geschliffen. Der Vorgang der Autorisierung bei schriftlichen Interviews ist eigentlich dafür gedacht, dass der Interviewte noch einmal auf die Abschrift des Gesprächs schauen und sichergehen kann, dass er korrekt wiedergegeben wird. Beim DFB ist man teilweise – ähnlich wie bei einigen Vereinen – bemüht, kontroverse Passagen abzuschwächen oder rauszunehmen. Lieber nicht zu viel Aufsehen erregen oder viele Informationen preisgeben.

Wissen Sie, welche Hobbys Manuel Neuer oder Timo Werner haben?

Eben.

Was man dagegen weiß: Dass diese Spieler teilweise Gehälter im hohen einstelligen oder gar zweistelligen Millionenbereich einstreichen. Das ist der Identifikation allerdings auch nicht zuträglich, wenn ich als Normalbürger in der Corona-Krise in Kurzarbeit bin, mit meinem Betrieb ums Überleben kämpfe oder andere Sorgen habe.

Beratungsresistenz: Vier Minuten und 25 Sekunden dauerte Löws Monolog, der die ukrainische Dolmetscherin nach dem Spiel am Samstag beinahe verzweifeln ließ. "Es ist normal, dass es bei der Nationalmannschaft unterschiedliche Meinungen gibt über Systeme, über Taktiken, über Spieler und über Personalentscheidungen. Das erlebe ich schon seit 16 Jahren. Von daher stehe ich über den Dingen, was Kritik betrifft." Über den Dingen? Das ist nicht nur stur, sondern auch gefährlich.

Geht Löws Plan nicht auf, bekommt er spätestens bei der EM ein Problem. Schon 2018 nach der WM hätte sich der DFB um einen ungemütlichen neuen Impulsgeber im Führungsteam bemühen müssen – stattdessen schwamm die Nationalmannschaft weiterhin im eigenen Saft. Keine Reibung, keine Energie.

Geldgier: "Geld, Vermarktung und Politik haben Priorität, aber nicht der Fußball", so der Vorwurf von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der "Bild am Sonntag" an den DFB. Und tatsächlich hat dieser nach dem Weltmeistertitel 2014 den Hals nicht voll bekommen können. Werbeverträge en masse, hohe Ticketpreise: "Die Mannschaft" sollte zur Marke aufgebaut werden. Die Fans blieben dabei auf der Strecke.

Übersättigung: Die Profitgier der Verbände – von DFB über die Uefa bis zur Fifa – hat dazu geführt, dass immer mehr Wettbewerbe aus dem Boden gestampft wurden. Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League, Weltmeisterschaft, Europameisterschaft, Europa League, deutscher Supercup, europäischer Supercup, Nations League – fast jeden Tag wird irgendwo mehr oder weniger hochklassiger Fußball übertragen.

Was fällt als erstes hinten runter? Natürlich ein Testspiel der Nationalmannschaft, bei dem nicht mal die besten Spieler dabei sind. Oder ein Auftritt in der besagten Nations League, mit der noch niemand warm geworden ist.

Corona: Die Pandemie ist nicht der Hauptgrund für die Entfremdung der Fans von der Nationalmannschaft, doch sie beschleunigt die Entwicklung. Autogramme schreiben? Gemeinsame Fotos? Öffentliches Training? Ein letzter Rest Fannähe? Verboten in Corona-Zeiten.

Ohnehin: Die Bevölkerung hat andere Sorgen als Fußball. Doch während die Länderspiele früher als willkommene Abwechslung und Hoffnungsschimmer im Alltag galten, haben die oben genannten Gründe offenbar dazu geführt, dass die Länderspiele bei einigen nicht mal mehr das sind.

Die Nationalmannschaft hat schon immer fantastische Spiele gemacht, über die man sich nur freuen konnte – und katastrophale, über die man sich tierisch aufregen musste. Bedrohlich für die Bedeutung der Nationalelf wird es, wenn einem egal ist, wie sie spielt.

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zum Schweiz-Spiel  

Nur ein DFB-Star war "gut" – mehrere Spieler enttäuschen

Gegen die Schweiz zeigte die DFB-Elf Höhen und Tiefen. Höhen in der Offensive, Tiefen in der Defensive. Das drückt sich auch in den Noten aus, denn besonders in der Abwehr gab es wenig Grund zu loben.

Die deutsche Nationalmannschaft spielte in einem spektakulären Partie in der Nations League 3:3 gegen die Schweiz. Nach vier Spieltagen hat der DFB damit drei Unentschieden und einen Sieg auf dem Konto. Besonders die Defensive zeigte eklatante Fehler und sorgte dafür, Deutschland gleich mit 0:2 in Rückstand geriet.

Es war der jungen Offensivgarde zu verdanken, dass die Partie in Köln noch unentschieden ausging und die DFB-Elf seine Chancen auf den Einzug ins Finalturnier der Nations League wahrt

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Das unrühmliche Ende von Jogi Löw naht

 

Ein Trainer, der den rühmlichen Abgang nach dem gewonnenen Titel verpasste.

Ein korrupter DFB, der Löws Vertrag vor einem großen Turnier verlängerte. (welches schnell mit großer Enttäuschung endete)

Zurückgehende Zuschauerzahlen, auch schon vor Corona.

Erheblicher Leistungsrückgang, der nicht schön an zu sehen ist.

Das alles sind Zeichen, welche absehbar den unrühmlichen Abgang von Bundestrainer Joachim Löw einläuten. Ich hoffe nur, dass dazu nicht zu viele sportliche Niederlagen nötig sind. Sonst würde die Deutsche Nationalmannschaft noch mehr Schaden nehmen.

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Exklusive Umfrage  

Warum die Deutschen die Nationalelf nicht mehr lieben

 

Am Mittwoch startet die Nationalmannschaft in die letzten Länderspiele des Jahres. Das Interesse am DFB-Team hat in den vergangenen Monaten stark nachgelassen. Die Gründe sind vielfältig. 

"Wir wollen mit unserem Spiel den Menschen Freude bereiten. Wir spielen auf Sieg – und da bin ich sehr zuversichtlich." Diese Worte stammen von Bundestrainer Joachim Löw, der bei den kommenden Länderspielen am Mittwoch (Testspiel gegen Tschechien), Samstag (Nations League gegen die Ukraine) und am Dienstag in einer Woche (Nations League gegen Spanien) jeweils drei Punkte einfahren will.

Doch nicht nur das Siegen, sondern auch die Attraktivität im Spiel ist der Mannschaft des Weltmeister-Trainers in den vergangenen Monaten und Jahren merklich abhanden gekommen. In den vergangenen fünf Länderspielen gab es nur einen hart umkämpften Sieg beim 2:1 in der Ukraine – alle anderen Partien endeten unentschieden. Das Löw-Team hat schon bessere Zeiten erlebt.

 

Die Gründe für den Abwährtstrend

Bei einer repräsentativen Umfrage im Oktober unter 2.025 Sportinteressierten gaben 64,7 Prozent der Befragten an, dass ihr Interesse seit der Weltmeisterschaft 2018 gesunken ist. Auch die TV-Quoten im Oktober bestätigten diesen Trend.

Doch was genau hat dazu geführt, dass die Menschen das Interesse an der Nationalmannschaft verloren haben? Um das herauszufinden, startete t-online erneut eine Umfrage (Mehrfachantworten möglich) mit seinen Lesern.

Unter den mehr als 2.000 Befragten sagten mehr als die Hälfte (50,1 Prozent), und damit der Großteil der Teilnehmer, an, dass die Kommerzialisierung der Nationalmannschaft dazu geführt hat, dass sie das Interesse an dieser verloren haben. Interessent dabei: Die wenigsten der Befragten, nämlich 18,7 Prozent, gaben an, dass das Desinteresse mit den stattfindenden Spielen trotz der Corona-Pandemie zu tun habe.

Viel mehr sei die unsympathische DFB-Führung (39,7 Prozent), die unattraktive Spielweise (35,6 Prozent) und die Anzahl an Wettbewerben (33,9 Prozent) ein Grund für das Abwenden vom DFB-Team. Die Aussortierung der WM-Stars von 2014, denen Löw in einem Interview am Montag zumindest ein kleines Hintertürchen offen ließ, ist ebenfalls ein eher geringer Faktor (20,8 Prozent).

Es bleibt abzuwarten, ob Bundestrainer Joachim Löw es vermag, das Stimmungstief zu überwinden und zumindest etwas mehr Euphorie zu entfachen. Die Chance dazu bietet sich ihm in der kommenden Woche.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das Gesamtergebnis der Umfrage die Antworten von 2.045 repräsentativ ausgewählten Befragten vom 13. Oktober bis 9. November 2020. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse beträgt 3,2 Prozentpunkte. Mehrfachantworten waren möglich. 

Das Gesamtergebnis der obigen Umfrage ist repräsentativ für Sportinteressierte, die weniger Interesse an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft haben, in Deutschland ab 18 Jahren. Alle Teilnehmer haben u.a. Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Zusätzliche Informationen zur Methodik finden Sie auf ​Civey.comund im ​Civey-Whitepaper​

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So lange Bierhoff und Löw nicht Platz für neues machen, wird sich nichts ändern!

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Daum nimmt Löw in Schutz – und nennt zwei mögliche Nachfolger

Für t-online blickt Christoph Daum auf den Zustand des deutschen Fußballs – und fordert massive Änderungen. Auch Nachfolger für Bundestrainer Joachim Löw hat die Trainerlegende bereits im Blick.

Fast zweieinhalb Jahre sind bereits seit dem blamablen WM-Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft in Russland vergangen. Im Anschluss an das Debakel schworen Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff die Fußball-Öffentlichkeit auf einen nachhaltigen Umbruch ein. Verkrustete Strukturen sollten aufgebrochen, Spieler nicht mehr nur aufgrund einstiger Verdienste nominiert und die Fans wieder enger an die Nationalmannschaft gebunden werden.

Die Kritik, insbesondere an Löw als prominentesten sportlich Verantwortlichen, ist seitdem nicht wirklich abgeklungen. Zu wenig Selbstkritik, zu viele Experimente, ein zu inkonstanter Umbruch wird dem Bundestrainer vorgeworfen. Die ausbleibenden Ergebnisse in der Nations League und die oftmals wenig attraktive Spielweise gegen nominell schwächere Gegner tun dabei ihr Übriges.

"Ich finde diese Kritik überhaupt nicht zutreffend", sagt Christoph Daum. Im Gespräch mit t-online analysiert die Trainerikone den Status quo des deutschen Fußballs – und nimmt Löw dabei deutlich in Schutz: "Er hat eine exzellente, selbstkritische Analyse der WM geliefert. Er hat den Neustart ausgerufen – doch plötzlich baute die Öffentlichkeit die völlig überflüssigen Partien in der Nations League gegen die Niederlande und Frankreich zu Entscheidungsspielen auf." Diese Spiele, "die keiner brauchte", seien plötzlich in der Öffentlichkeit zu den Partien erhöht worden, "in denen sich Joachim Löw als Trainer rehabilitieren sollte", erklärt Daum. "Somit hatte er überhaupt keine Chance, seinen Umbruch konsequent durchzuziehen."

 

Löw sei bis 2018 bei jedem Turnier mindestens ins Halbfinale eingezogen, rekapituliert Daum. "Er hat über zehn Jahre sehr gute Arbeit geleistet und wesentlich zum positiven Ansehen des deutschen Fußballs beigetragen. Auch deshalb gab es noch vor der WM 2018 die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2022." Ihm jetzt etwa das Festhalten am Dortmunder Ergänzungsspieler Nico Schulz so plakativ als Fehlentscheidung vorzuhalten, kann Daum nicht verstehen. "Wann soll Löw Spieler testen, ihr Leistungsvermögen innerhalb der Nationalmannschaft abklopfen?", fragt er, bevor er nachschiebt: "Ihm bleiben ja kaum noch klassische Testspiele."

Daum sieht Rangnick und Klopp als potenzielle Löw-Nachfolger – Nagelsmann "noch nicht"

Auch deshalb will Daum, der einst kurz davorstand, die bei der EM 2000 in der Vorrunde gescheiterte DFB-Auswahl als Cheftrainer zu übernehmen, keine Trainer-Diskussion aufkommen lassen – zumindest vorerst. Nach 2022, also Löws Vertragsende, seien jedoch Trainer "wie Ralf Rangnick oder Jürgen Klopp geeignete Kandidaten". Coaches mit Erfahrung also, die das Amt des Bundestrainers als krönenden Abschluss einer langen, erfolgreichen Karriere verstehen würden. Auch aufgrund dieses Verständnisses sieht Daum einen Ausnahmetrainer noch lange nicht in der Position, die DFB-Elf zu übernehmen: Julian Nagelsmann.

"Um Gottes Willen – jetzt noch nicht. Julian soll noch einige Jahre in Vereinen arbeiten", winkt Daum ab. Die tägliche Arbeit im Vereinsfußball sei für seine Entwicklung "viel wichtiger als der Posten des Nationaltrainers". Dabei hält Daum mit seiner Bewunderung für den Übungsleiter von RB Leipzig nicht hinter dem Berg. Er erklärt: "Julian Nagelsmann kann Spieler und Mannschaften besser machen. Er ist fachlich einer der besten Trainer, weil er das Spiel lesen und flexibel auf das Spielgeschehen reagieren kann. Er weiß, wann er rational und wann er emotional eingreifen muss."

Von einer Duo-Lösung aus einem jungen Bundestrainer, der mit der Unterstützung eines erfahreneren aufgebaut wird, hält Daum nichts – auch wenn er sich selbst als erfahrener Teil einer solchen Lösung aufdrängen würde. "Ich zähle jetzt zu den alten Trainern, weil ich 67 Jahre alt bin. Körperlich und geistig fühle ich mich jedoch wie 40 – topfit! Die 67 da, diese Zahl, die existiert für mich nur in meinem Reisepass. Von der körperlichen und mentalen Verfassung her würde ich mir einen solchen Job also durchaus zutrauen", erklärt Daum. Generell stellt er klar: "Ich stehe für ein Cheftraineramt zur Verfügung."

Daum für Verschlankung von Trainerteams

Für Daum ist der Wechsel auf der Cheftrainerposition im modernen Fußball ohnehin nicht der Schalter, der einen Wandel anstößt. Vielmehr müsste das Konzept des sogenannten Funktionsteams hinterfragt werden. "Nehmen wir die WM 2018 als Beispiel: Der DFB ist mit 62 Personen nach Russland gereist, davon waren 23 Spieler. Also waren fast 40 Personen Teil des Funktionsteams", erklärt Daum. Dadurch verliere der Cheftrainer an Einfluss, "er sollte hinterfragen, ob es wirklich notwendig ist, diese oder jene Verantwortung delegieren zu müssen." Er habe das Gefühl, die Zusammenstellung eines Funktionsteams sei oftmals von Aktionismus getrieben, sagt Daum – "etwa, wenn man sich auch noch den dritten Athletiktrainer an Land zieht. Da kannst du als Trainer irgendwann gar nicht mehr alle Fäden in der Hand halten."

Der in Deutschland weit verbreitete Glaube, das englische Konzept des Teammanagers – des Cheftrainers, der auch für die Transferpolitik des Vereins zuständig ist – sei die Zukunft, kann Daum nicht nachvollziehen. "Es ist ein Trugschluss, dass es in der Premier League nur dieses eine 'englische' Modell gäbe", interveniert Daum und führt aus: "Nehmen wir mal meinen guten Freund Alex (Sir Alex Ferguson, legendärer früherer Trainer von Manchester United, Anm. d. Red.): Der Alex war 'Supervisor', der hat nur noch beim Training zugesehen, sein Trainerteam machen lassen, und die abschließenden Entscheidungen getroffen. Das Thema Transfers hat Alex völlig in die Hände seines Bruders (Martin Ferguson, Anm. d. Red.) gelegt. Carlo Ancelotti wiederum war zu seiner Zeit beim FC Chelsea voll und ganz Trainer. Als Manager hatte er Frank Arnesen. Arsene Wenger war wieder ein ganz anderer Typ. Der war Miteigentümer des FC Arsenal. Der hat den Klub weit über die Grenzen einer Trainertätigkeit hinaus gestaltet. Das zeigt: Wir sollten uns schon die Mühe machen und ins Detail gehen, bevor wir behaupten, in England gäbe es 'den' Teammanager."

Daum: "Pressing ist nicht das Allheilmittel"

Generell hält Daum wenig von dogmatischem Denken im Fußball, was er am Beispiel des Pressings aufzeigt. "Pressing ist nicht das Allheilmittel", sagt Daum. Die wichtigste Fähigkeit im Fußball sei stattdessen das Umschalten, "zu wissen, in welcher Spielsituation ich in welches Spielverhalten wechseln muss." Dies müsse den Spielern in Fleisch und Blut übergehen. Erst dann sei eine Mannschaft möglichst flexibel auf jeden Gegner eingestellt.

Daum selbst beschreibt seinen präferierten Fußball wie folgt: "Ich lasse attraktiven Fußball spielen. Ende, aus, Nikolaus. Das unterschreibt dir jeder. Hört sich ja auch einfach gut an." Nur leider lasse sich nicht jeder Gegner attraktiv bespielen, vielmehr zerstöre der Gegner in der Regel attraktiven Fußball. "Also liegt es an mir als Trainer, neben Lösung A – die attraktive Lösung – auch Lösung B, C, D und E aufzuzeigen. Als Trainer musst du den Fußball spielen lassen, der dir zu jeder Spielphase und gegen jeden Gegner die Spielkontrolle gewährleistet", erläutert Daum. Spielkontrolle müsse jedoch nicht zwangsläufig offensiv verstanden werden. "Es gibt einfach Gegner, die sind deiner Mannschaft qualitativ überlegen, dann gilt es, sie defensiv so zu kontrollieren, dass ich in meiner Hälfte nicht überrollt werde."

Bei der Entwicklung der von Daum angesprochenen spielerischen Lösungen greifen immer mehr Trainer auf Analysewerte zurück wie die expected-Goals-Rate, die aufzeigt, wie hoch die Torerfolgwahrscheinlichkeit eines Abschlusses war. Der Trainerveteran sieht diesen Algorithmus kritisch. "Die expected-Goals-Rate gilt allgemein als evident – das stimmt doch gar nicht! Nimmt er den Ball mit dem Innen- oder Außenspann an? Ist er Rechts- oder Linksfuß? Wie sind die Witterungsverhältnisse? Ich könnte Ihnen noch unzählige Kriterien aufzählen, von denen die Wahrscheinlichkeit eines Torerfolgs abhängt, die der expected-Goals-Algorithmus überhaupt nicht berücksichtigt", echauffiert sich Daum.

Hummels? "Der einzige, der für mich zur Zeit Weltklasseniveau hat"

Er selbst könne aus den gewonnenen Werten keine Schlüsse ziehen, erklärt Daum: "Was soll ich mit diesen Werten denn anfangen? Meinem Spieler nach der vergebenen Chance sagen, 'Nicht so schlimm, deine expected-Goals-Rate lag sowieso nur bei 0,2'? Dieser Wert sagt doch nichts über den Spieler aus und in welcher Form er den Abschluss abgegeben hat." Es fehle der menschliche Faktor in diesen Berechnungen.

Doch zuvorderst müsse die Leistung stimmen. Und die, so Daum, spräche besonders bei einem Spieler für die Rückkehr in die deutsche Nationalmannschaft: Mats Hummels, "der einzige, der für mich zur Zeit Weltklasseniveau hat". Daum weiter: "Ich weiß nicht, was da intern abgelaufen ist. Aber von außen betrachtet könnte der Bundestrainer ihn jederzeit in den Kreis der Mannschaft zurückholen, ohne dabei einen Gesichtsverlust zu befürchten." Ähnliches gelte für Thomas Müller: "Warum sollte er ihn in dieser überragenden Form nicht wieder berücksichtigen? Nur, weil die Kommunikation um seine Ausbootung nicht so diplomatisch ausgefallen ist? Das darf kein Kriterium dafür sein, dass der DFB auf solche erfahrenen Topspieler verzichtet", betont Daum – und dürfte damit Millionen Anhängern der DFB-Elf aus der Seele sprechen.

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Nach Alleingang von Keller: DFB-Präsidium tagt zur Löw-Frage

 

Wie BILD erfahren hat, hält das DFB-Präsidium nach dem Krisengipfel zwischen Bundestrainer Joachim Löw, DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Präsident Fritz Keller eine Videokonferenz am Freitag ab. Letzterer stehe in der Kritik, da er Löw das Vertrauen ausgesprochen hat.

Um 14 Uhr werde sich das 19-köpfige Gremium zusammensetzen und die Geschehnisse der vergangenen Tage Revue passieren lassen. Nach der 0:6-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien sollen sich Löw, Bierhoff und Keller am Mittwoch am Münchner Flughafen zusammengesetzt haben. Das Ergebnis der Konversation: Löw bleibt Bundestrainer.

Nun sollen allerdings einige Präsidiumsmitglieder aufgebracht sein, da Keller Löw im Alleingang sein Vertrauen ausgesprochen habe, obwohl nur das Präsidium und nicht der Verbandspräsident über die Zukunft des Bundestrainers entscheiden könne. Besonders bei den Vizepräsidenten Rainer Koch und Peter Peters sowie Schatzmeister Stephan Osnabrügge müsse Keller beschwichtigen, da sich das Trio mit dem restlichen DFB-Tross in Spanien befunden habe.

Wie geht es mit Löw weiter? Drei Szenarien möglich

Wie weiter berichtet wird, seien mit Blick auf Löws Zukunft drei Szenarien denkbar: Einerseits könnte das Präsidium ihm das eingeschränkte Vertrauen bis zur Europameisterschaft, die voraussichtlich im kommenden Jahr ausgetragen wird, aussprechen. Diese Marschroute gab Bierhoff in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vor: "Den Weg, den der Bundestrainer eingeschlagen hat, gehe ich bis einschließlich der EM mit", sagte der 52-Jährige. Unmittelbar nach dem Debakel in Sevilla betonte er, davon nicht abweichen zu wollen.

Deutlich radikaler klingt die nächste Variante, bei der die Präsidiumsmitglieder auf die Ergebnisse seit dem WM-Aus blicken. Im Oktober endeten die Länderspiele gegen die Schweiz und Türkei mit 3:3, im September vergangenen Jahres verlor die DFB-Elf mit 2:4 gegen die Niederlande, ein Jahr zuvor musste sie sich sogar mit 0:3 geschlagen geben. Bei einer Abstimmung sei lediglich die einfache Mehrheit nötig, um Löw von seinen Aufgaben zu entbinden.

Andererseits könnte die Trainer-Frage auch vertagt werden. Infolgedessen müsse Löw bei der nächsten Präsidiumssitzung im Dezember die Niederlage gegen Spanien erklären und zusätzlich argumentieren, wie die Europameisterschaft erfolgreich gestaltet werden soll. Wenn ihm dies wie nach der schonungslosen Analyse im Zuge des Ausscheidens bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren gelinge, sei eine weitere Zusammenarbeit vorstellbar. Dies sei das wahrscheinlichste Szenario, so BILD.

 

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Das Konsequenteste wäre schmeißt alle drei raus!

Die Achse der gestrigen!!!

Bleibenden Schaden haben die genug angerichtet

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Löw-Entscheidung am Freitag - Bundestrainer kann sich Comeback von Hummels, Boateng und Müller vorstellen

 

Auf der DFB-Präsidiumssitzung am kommenden Freitag soll über die Zukunft von Bundestrainer Joachim Löw entschieden werden. Darf der "ewige Jogi" mindestens bis zur EM im Sommer weitermachen oder macht der DFB einen Schnitt? Im Fokus bei dieser Entscheidung soll auch ein mögliches Comeback dreier Verschmähter stehen.

Die Rede ist natürlich vom Weltmeister-Trio Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller. Zuletzt schrieb die Bilddass sich Löw ein Comeback der drei zumindest wieder vorstellen könne. Vor der Entscheidung am Freitag sieht es nach Informationen des Boulevardblattes aber stark danach aus, dass Löw - sollte er im Amt bleiben - die Routiniers in der nächsten Länderspielpause im März noch nicht nominiert.

Aber: Sollten Hummels, Boateng und Müller weiter starke Leistungen zeigen - und vor allem bessere als die Konkurrenz -, wolle er sie vor der EM vermutlich doch noch zurückholen. Und sind wir mal ehrlich: Von dem Szenario, dass das Trio leistungstechnisch in den Kader gehört, ist auszugehen!

Bierhoff spricht am Freitag für Löw

Die Frage, ob die Rückholaktion nicht zu spät kommt, muss der Bundestrainer dann beantworten. Bei der Entscheidung um seine Zukunft am Freitag, beantwortet er jedenfalls keine Fragen. Dort soll sich Oliver Bierhoff vor dem Ausschuss präsentieren.

Nach Informationen der SZ trifft sich der Nationalelf-Manager am Dienstag zum Vorgespräch mit Löw, DFB-Präsident Fritz Keller und Vize-Präsident Peter Peters. Möglich, dass die Runde noch erweitert wird. Keller und Peters gelten als Löw-Befürworter.

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Jogi hätte nach dem Titelgewinn, wie üblich, würdevoll abtreten sollen.

Das hat er versäumt und gleich mit sein Erbe verspielt.

Das gut getane mit schlechtemgefolgt

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