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Die Coronakrise verschont auch den Immobilienmarkt nicht: So könnten die Wohnungspreise mittelfristig um zehn bis 25 Prozent absacken, prognostiziert das Forschungsinstitut Empirica.

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Wie stark der Rückgang der Kaufpreise ausfällt, hänge von der Entwicklung des Bruttoinlandprodukts ab.
„Je stärker und je länger die Rezession, desto schärfer der Preiseffekt. Da eine Rezession unvermeidlich ist, gilt dies auch für die Entwicklung der Kaufpreise“, schreiben die Immobilienexperten in ihrer Analyse.
Der prognostizierte Rutsch steht zwar in Verbindung mit der durch den Corona-Lockdown entstandenen Wirtschaftskrise, aber nicht nur. Der Boom am Wohnungsmarkt sei zuletzt ohnehin abgeflaut – ein Ergebnis, das Empirica ausführlich bereits im Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen veröffentlicht hat. Dort zeichnete das Institut für die Expertise zum Wohnungsmarkt verantwortlich.
Als Gründe für die zu erwartende „Delle“ bei den Preisen nennt Empirica mittelfristig steigende Zinsen, einen geringeren demografischen Zusatzbedarf an Wohnraum, Notverkäufe, eine stockende Neubautätigkeit und eine geringere Nachfrage durch Kapitalanleger, etwa durch abgebrochene Transaktionen.
Seit Beginn der Kontaktbeschränkungen ab dem 16. März sei die Zahl der Erstinserate von Immobilien stark eingebrochen. Allerdings stellten die Experten fest, dass die Mieten und Kaufpreise deutlich höher liegen als zuvor, in Hamburg oder Berlin liegt die Differenz über fünf Prozent.
Das hänge jedoch damit zusammen, dass nun eher hochwertige Objekte an den Markt kommen. Bei preiswerteren lohne der jetzt erforderliche Vermarktungsaufwand nicht. So bieten etwa immer mehr Vermieter zusätzlich digitale Wohnungsbesichtigungen an.
Mieten könnten nur für kurze Dauer nachgeben
Nach Ansicht der Experten werden die Mieten anders als die Kaufpreise erheblich weniger und nur für kurze Dauer nachgeben. Zumal der Rückgang nicht ausschließlich coronabedingt ist: Schon vor der Viruskrise stagnierten die Neuvertragsmieten zuletzt. Dennoch stelle sich die Frage, wie hoch die Kaufkraft noch sei und welches künftige Mietpotenzial noch bestehe.
Für Mieter in bestehenden Verträgen ändert sich ohnehin nichts. Für jene, die coronabedingt wegen Kurzarbeit oder des Verlusts ihres Arbeitsplatzes keine Miete mehr zahlen können, hat die Bundesregierung den Kündigungsschutz ausgeweitet: Ihnen darf nicht – wie gewöhnlich – gekündigt werden, wenn sie mit mehr als zwei Monatsmieten im Rückstand sind. Die Miete darf gestundet werden. Dies gilt für Mietschulden zwischen Anfang April und – vorerst – Ende Juni.
Falls erforderlich, kann der Zeitraum bis Ende September erweitert werden. Aufgehoben sind die Mietschulden damit aber nicht: Sie müssen bis spätestens Ende Juni 2022 gezahlt werden.
Peter Ache, einer der Autoren des jährlich von den Gutachterausschüssen publizierten Immobilienmarktberichtes, rechnet damit, dass die Effekte der Pandemie auf die Wohnungsmärkte „eher schwach“ ausfallen. Ache, der auch den Immobilienbereich beim Verband DVW leitet, vermutet, dass sich indes manche Wohnansprüche ändern. So könnte sich der Trend vom Wohnen in der Stadt abflachen.
Den coronabedingten Preisverfall sieht Empirica übrigens nicht als Auftakt einer insgesamt platzenden Immobilienblase. Langfristig werden sich die Preise wieder erholen – vorausgesetzt, die Wirtschaft erholt sich wie von den Immobilienexperten unterstellt im kommenden Jahr wieder.
Kommt es so, herrschen wohl ähnliche Zustände wie vor Corona: steigender Wohnraumbedarf, sinkende Zinsen und eine Erholung der Nachfrage durch Kapitalanleger. Ab Ende 2021 könnte sich der Markt stabilisieren, und die Preise könnten wieder leicht steigen.

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Die Immobilienblase wir auch ohne Corona platzen. In manchen Gebieten wird derzeit für ein altes unsaniertes Gebäude mit erheblichem Sanierungsstau fast der Neubaupreis ohne Grundstück verlangt

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Bei Gewerbegebäuden fallen die Preise jetzt schon. Höhere Mietausfälle sind vorhanden. Die Rendite stimmt nicht mehr.

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Bauboom in der Corona-Krise - Umsatz im Juni um elf Prozent gestiegen

Die Corona-Krise hat die Arbeiten auf Deutschlands Baustellen nicht beeinträchtigt. Der Umsatz des Bauhauptgewerbes stieg im Juni um elf Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten kletterte demnach um 1,3 Prozent.

"Im ersten Halbjahr konnten keine wesentlichen Effekte der Corona-Pandemie auf Umsatz und Beschäftigung im Bauhauptgewerbe beobachtet werden", erklärten die Statistiker. In den sechs Monaten stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,5 Prozent, die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich um 1,6 Prozent.

Laut Statistik verbuchten fast alle Wirtschaftszweige der Branche Zuwächse: Im Hochbau betrug das Plus im Juni 9,9 Prozent zum Vorjahresmonat, im Tiefbau 10,2 Prozent. Der Umsatz mit Abbrucharbeiten und vorbereitenden Baustellenarbeiten stieg sogar um 23,5 Prozent. Den geringsten Zuwachs verzeichnete der Straßen- und Schienenbau mit 5,9 Prozent.

In der vergangenen Woche hatte eine Schlichtung einen Durchbruch im wochenlangen Tarifstreit in der Bauwirtschaft gebracht. Die IG BAU hatte ursprünglich 6,8 Prozent mehr Lohn gefordert, die Arbeitgeber argumentierten, dafür gebe es unter anderem wegen der Corona-Krise keinen Spielraum. Die Schlichtung sieht nun eine Lohnerhöhung um insgesamt 2,6 Prozent im Westen und 2,7 Prozent im Osten vor, darin enthalten ist erstmals eine Vergütung für Fahrzeiten zur Baustelle. Die Tarifparteien müssen den Schlichterspruch noch annehmen.

 

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Immobilienmarkt trotzt der Corona-Krise

 

Der Immobilienboom in Deutschland wird nach Einschätzung von Fachleuten der Corona-Krise weiter trotzen. Ein großer Teil der Treiber bleibe trotz der Pandemie intakt, heißt es in einer Prognose des Hamburger GEWOS Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung.

«Hierzu zählen die demografisch bedingt hohe Wohnungsnachfrage, der Mangel an Bauland und Objekten sowie das niedrige Zinsniveau gepaart mit einem Mangel an Anlagealternativen in unsicheren Zeiten», heißt es weiter. Die teils apokalyptischen Vorhersagen im Lockdown hätten sich nicht bewahrheitet, sagte GEWOS-Experte Sebastian Wunsch.

Konkret prognostiziert GEWOS in diesem Jahr einen leicht steigenden Umsatz am gesamten Immobilienmarkt auf gut 290 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). Damit würde das Rekordjahr 2019 abermals übertroffen. Verantwortlich dafür seien vor allem die Erlöse mit Wohnimmobilien, die um 5,2 Prozent auf gut 215,5 Milliarden Euro klettern dürften. Die Zahl der Käufe bei Eigenheimen, Eigentumswohnungen, Mehrfamilienhäusern und Wohnbauland könnte hingegen leicht sinken, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

«Wohnen ist ein Grundbedürfnis und speziell die Nachfrage nach selbstgenutztem Wohneigentum ist weiter hoch» sagte Wunsch. Das belegten unterjährige Daten zur Preisentwicklung vom Angebotsmarkt und von Gutachterausschüssen zu realisierten Kaufpreisen. Auch gebe es nach einer Delle im Frühjahr Nachholeffekte bei den Transaktionen.

Bisher hat die Corona-Krise dem Preisboom bei Wohnungen und Häusern kaum etwas anhaben können - trotz einbrechender Wirtschaft, steigender Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit im Rekordausmaß. Im zweiten Quartal verteuerten sich Wohnimmobilien im Schnitt um 1,4 Prozent gemessen am ersten Jahresviertel, hatte das Statistische Bundesamt errechnet. Zum Vorjahreszeitraum stand laut der ersten Schätzung ein Plus von 5,6 Prozent. Damit bewegten sich die Zuwächse im Bereich der vorhergehenden Quartale, so die Statistiker. Schon zu Jahresbeginn waren die Immobilienpreise kräftig gestiegen.

Jedoch könnte sich die Corona-Pandemie laut GEWOS zeitverzögert auf dem Immobilienmarkt niederschlagen, der der Konjunktur gewöhnlich nachläuft. «Sollte sich in Folge der Krise eine dauerhaft niedrigere Arbeitsnachfrage in Deutschland einstellen, hätte dies Auswirkungen auf die Lohnentwicklung und damit mittelfristig auch die Wohnungsnachfrage.» Fraglich sei auch, ob sich durch die Pandemie und den Lockdown veränderte Wohnwünsche dauerhaft etablierten - etwa nach mehr Fläche, mehr Interesse an selbstgenutztem Wohneigentum, Wohnen im Grünen oder ein höherer Stellenwert für Balkone oder Garten.