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Die «Taskforce Zukunft Profifußball» startet

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Die «Taskforce Zukunft Profifußball» startet

 

Politik und Fan-Organisationen machen Druck, die Bundesliga-Clubs selbst sind in der Corona-Krise zum Umdenken gezwungen.

Mit der «Taskforce Zukunft Profifußball» startet die Deutsche Fußball Liga am Dienstag (11.00 Uhr) eine Projektgruppe, die das überhitzte Milliarden-Geschäft auf ein gesünderes und verantwortungsvolleres Maß eindampfen könnte. Die Erwartungen sind hoch.

Es sollen «zentrale Fragestellungen für die Zukunft des Profifußballs in Deutschland aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten» werden, schreibt DFL-Boss Christian Seifert an die insgesamt 35 Experten vor der Schalte der ersten von drei Arbeitsgruppen.

Ein «Weiter so!» kann es nach Ansicht von immer mehr Fans und Experten nicht geben - nicht zuletzt die Pandemie mit all ihren wirtschaftlichen Folgen hat das offengelegt. Noch werden Millionen-Gehälter bezahlt, noch ist kein großer Club pleite gegangen. Aber die neue, erzwungene Sparsamkeit in der gerade zu Ende gegangenen Transferperiode - nach der Rekord-Summe von 705 Millionen Euro im Vorsommer gaben die Erstligisten diesmal weniger als 300 Millionen aus - ist ein starkes Indiz dafür.

Sieben Kernthemen sind für die Task Force aufgelistet. Unter anderem geht es um Maßnahmen zur Wettbewerbsbalance, um Gehaltsobergrenzen, gesellschaftliche Verankerung, finanzielle Rücklagen bei den Clubs, einen Verhaltenskodex für Spieler und Fans und die Förderung des Frauenfußballs. Seifert spricht von einem «in dieser Form im deutschen Profi-Sport noch nie praktizierten Vorgehen».

Moderiert werden die Schalten der Arbeitsgruppen am Dienstag sowie am 19. und 27. Oktober von Heidi Möller, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Psychologie der Universität Kassel.

Das Szenario, dass die Zuschauer nach Corona aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr so zahlreich in die Stadien strömen könnten, hat die Branche aufgeschreckt. So warnte Ex-Weltmeister Jürgen Kohler als «Kicker»-Kolumnist: «In vielen Familien haben sich die Prioritäten verschoben. Wirtschaftliche Nöte und Kurzarbeit hier, weiter extrem hohe Gehälter und Ablösesummen dort. Das führt zu einer Entfremdung zwischen Fußball und Fans.»

«Ein ausverkauftes Stadion ist sicherlich kein Beleg für die gesellschaftliche Verankerung des Fußballs. Vielleicht haben wir das so gesehen und es uns damit zu leicht gemacht. Auch ich», bekannte Christian Seifert, der als DFL-Geschäftsführer den Spielbetrieb bislang durch die Pandemie gesteuert hat, im «Stern»-Interview. «Wenn wir morgen die Stadien wieder komplett füllen dürften, wären sie möglicherweise nicht so voll wie zuvor.»

Die Fan-Szene hat die Zeit, in der sie nicht oder nur vereinzelt in die Stadien durfte, bestens genutzt: Arbeitsgruppen des Projekts «Zukunft Profifußball» haben - initiiert vom Bündnis «Unsere Kurve» - ausführliche Analysen und Vorschläge erarbeitet. «Die Zeit der Ausreden muss endgültig vorbei sein. Vielmehr sind alle Akteure des Fußballs nun aufgerufen, den vollmundigen Worten auch Taten folgen zu lassen», sagen die Vertreter.

Die Fan-Initiative «Unser Fußball», der sich nach eigenen Angaben inzwischen rund eine halbe Million Personen angeschlossen haben, forderte Verbände und Vereine zum Saisonbeginn erneut zum Handeln auf und kritisierte: «Einen Grundsatzbeschluss gibt es bis heute nicht. Stattdessen sind die Stimmen, die sich noch im Frühjahr für einen Wandel ausgesprochen haben, deutlich leiser geworden.»

Sowohl «Unser Fußball» als auch «Zukunft Profifußball» und die bei der DFL angesiedelte AG Fankulturen sind in den Arbeitsgruppen der Taskforce vertreten. Dazu unter anderem DFB-Direktor Oliver Bierhoff, die Bundesliga-Manager Fredi Bobic (Eintracht Frankfurt) und Max Eberl (Borussia Mönchengladbach), Spieler wie Robin Himmelmann vom FC St. Pauli, Politiker wie Carsten Linnemann (CDU/CSU), Cem Özdemir (Grüne) und Martin Schulz (SPD) und Spitzenkräfte aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen: zum Beispiel Cornelius Baur als Deutschland-Chef der Unternehmensberatung McKinsey, Martin Nolte als Leiter des Instituts für Sportrecht an der Deutschen Sporthochschule Köln und Transparency-Vertreterin Sylvia Schenk.

Das DFL-Präsidium und die Mitgliederversammlung mit ihren 36 Proficlubs sollen sich dann mit den Erkenntnissen der Arbeitsgruppen befassen. «Mein Wunsch wäre, dass wir danach eine Roadmap haben, damit da ein Zeitplan und eine Verbindlichkeit reinkommt», sagte Schenk der Deutschen Presse-Agentur. Spannend ist die Frage, ob sich der Profifußball auch zu Einschnitten bereit erklärt, die die internationale Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigen könnten.