Forum

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumPolitik: EU - newsEZB

EZB

VorherigeSeite 4 von 4
Zitat

EZB überrascht mit schnellerem Bilanzabbau

EZB überrascht beim Bilanzabbau

Notenbank verzichtet auf Signale für zeitnahe Zinssenkungen – Inflationsprognose nach unten korrigiert

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Leitzinsen konstant und hat doch eine Überraschung parat. Ab Mitte 2024 reduziert sie das Volumen der Reinvestitionen des Anleihekaufprogramms PEPP, ab 2025 stellt diese komplett ein. EZB-Präsidentin Christine Lagarde mahnt, dies sei keine Vorbereitung für Zinssenkungen.

Nach dem gestrigen Zinsentscheid der Fed, bei dem die US-Notenbank drei Zinssenkungen in 2024 in Aussicht stellte, haben Anleger am Donnerstag vergeblich auf Signale für eine geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) gehofft. Weder im Kommuniqué der Notenbank noch in der Stellungnahme von EZB-Präsidentin Christine Lagarde taucht das Wort „Zinssenkung“ auf. Auf Nachfrage eines Journalisten sagte Lagarde auf der Pressekonferenz: „Wir haben überhaupt nicht über Zinssenkungen diskutiert.“

Damit bleibt die EZB ihrer Linie treu, baldigen Zinssenkungen öffentlich eine Absage zu erteilen. „Die EZB liefert eine zweigeteilte Botschaft. Einerseits verabschiedet sie sich faktisch von der Zinsanhebungsphase, wie dies die Fed bereits gestern getan hat“, urteilt Elmar Völker, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. „Andererseits beschleunigt sie das Abschmelzen der Anleihebestände ab der Mitte nächsten Jahres.“

Änderung zur Jahresmitte 2024

Während die EZB wie erwartet die Leitzinsen unverändert ließ, verkündete sie beim Pandemie-Notfallanleihekaufprogramm PEPP eine Änderung. Die Reinvestitionen der Notenbank werden sich ab der zweiten Jahreshälfte 2024 auf durchschnittlich 7,5 Mrd. Euro pro Monat halbieren. Ab 2025 ist mit den Reinvestitionen dann ganz Schluss. Dies ist für Jörg Angelé, Senior Economist des Asset Managers Bantleon, „die größte Überraschung des heutigen EZB-Ratstreffens“. Der Schritt erhöht das Tempo beim Bilanzabbau der EZB.

„Damit dürfte sie eine erste Zinssenkung im zweiten Halbjahr 2024 vorbereiten“, meint Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. Eine Einschätzung, die Lagarde auf der Pressekonferenz zu zerstreuen versuchte. Die Änderungen bei PEPP seien kein Hinweis auf eine Vorbereitung von Zinssenkungen.

„Die EZB ist der Ansicht, dass PEPP seinen Zweck erfüllt hat“, begründete Lagarde den Schritt. Die Pandemie sei inzwischen vorbei und es sei daher geboten, die Reinvestitionen früher zu reduzieren und dann ab 2025 einzustellen. Das Ende der Reinvestitionen sei einstimmig beschlossen worden, was den Zeitpunkt der Reduzierung betrifft, habe es unterschiedliche Positionen gegeben. „Manche Ratsmitglieder wollten mit dem Tapern früher beginnen, andere später“, gab die EZB-Präsidentin an.

Starker Anstieg der Anleihen

Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa beim US-Finanzdienstleitungsunternehmen T. Rowe Price sieht die jüngsten Marktentwicklungen als Grund für die Änderungen bei PEPP. „Dies ist wahrscheinlich auf den starken Anstieg der Anleihen des Euroraums im vergangenen Monat zurückzuführen, der der EZB die Möglichkeit gab, diese Politik anzukündigen, ohne einen unerwünschten Ausverkauf der Märkte zu riskieren“. Das schrittweise Vorgehen bei der Reduzierung der PEPP-Käufe dürfte das Risiko von Turbulenzen an den Finanzmärkten ebenfalls senken.

Im Rahmen von PEPP kauft die EZB überproportional viele italienische Staatsanleihen. Dies reduziert die Spreads zu den Papieren anderer Staaten, etwa zu deutschen Bonds. Kritiker eines früheren Endes des Anleihekaufprogramms befürchten, dass dies negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben könnte. Zudem könnten höhere Spreads die effektive Transmission der Geldpolitik im gesamten Euroraum gefährden.

Transmission nicht gefährdet

Lagarde zeigte in dieser Hinsicht keine Bedenken. „Wir sehen derzeit kein Risiko einer Fragmentierung“, sagte sie. Zudem wies die EZB-Präsidentin darauf hin, dass die Notenbank 2022 ein Instrument aufgelegt hat, das dann zum Einsatz kommt, wenn tatsächlich „ungerechtfertigte und ungeordnete Marktentwicklungen“ auftreten, die die Transmission der Geldpolitik gefährden. Bislang kam dieses Programm namens TPI (Transmission Protection Instrument) noch nie zum Einsatz. Die EZB werde aber „keine Sekunde zögern“, TPI einzusetzen, falls dies in Zukunft nötig sein werde, so Lagarde.

EZB überrascht mit schnellerem Bilanzabbau

EZB überrascht mit schnellerem Bilanzabbau© Bereitgestellt von Börsen-Zeitung

Eine weitere Änderung neben PEPP hatte die EZB bei den Inflations- und Konjunkturprognosen parat. Für das kommende Jahr rechnet sie nur noch mit einer Inflation von 2,7%. Bei der vorangegangenen Projektion im September waren es noch 3,2% gewesen. Auch bei der Kerninflation erwarten die Volkswirte der Notenbank im kommenden Jahr 2,7%.

Ökonomen erwarten Zinssenkungen in 2024

Bei der Konjunktur bleibt die EZB recht optimistisch. Sie geht weiterhin davon aus, dass es im kommenden Jahr keine Rezession in der Eurozone geben wird. Statt mit 1,0% Wirtschaftswachstum rechnet sie nun mit 0,8%. Der Ausblick für 2025 bleibt stabil bei 1,5%.

„Die Tür für Zinssenkungen wird sich im kommenden Jahr sperrangelweit öffnen“, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, mit Verweis auf die schwache Konjunktur und den abnehmenden Preisdruck. Ökonomen erwarten durch die Bank weg Zinssenkungen der EZB in 2024. Die große Frage für Volkswirte ist jedoch, wann diese erfolgen. Mit einer ersten Lockerung bereits im Frühjahr rechnet nur eine Minderheit.

Zitat

„Es riecht nach Zinssenkungen“: Rückgang der Inflation und sanftere Töne aus der EZB deuten auf eine Zinswende hin

Die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Präsidentin Christine Lagarde könnten bald die Zinsen senken.© Picture Alliance
Die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Präsidentin Christine Lagarde könnten bald die Zinsen senken.

Es liegt etwas in der Luft in Europa. Die Inflation geht zurück, sogar schneller als erwartet. Gleichzeitig ist die Konjunktur schwach, nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Euro-Zone. In dieser Lage kommen aus der Europäischen Zentralbank (EZB) neue, sanftere Töne zu Inflation und Zinsen. Auch von EZB-Chefin Christine Lagarde. „Es riecht nach Zinssenkungen“, sagt Bantleon-Analyst Jörg Angelé. Die Frage ist nicht mehr, ob die EZB die Leitzinsen senkt, sondern wann und wie stark.

Ihren Höhepunkt hat die Inflationswelle zwar schon lange überschritten. Doch von ihrem Höhepunkt mit zweistelligen Inflationsraten im Herbst 2022 kam die Teuerung zunächst nur zäh zurück. Nun aber kühlt der Preisauftrieb spürbar ab. Im Januar stiegen die Preise in der Euro-Zone nur noch mit einer Jahresrate von 2,75 Prozent, nach bereits geringen 2,9 Prozent im Dezember.

In Deutschland, der mit Abstand größten Volkswirtschaft der Euro-Zone, stiegen die Preise im Januar in europäischer Rechnung um 3,1 Prozent. In der nationalen Rechnung des Statistischen Bundesamtes fiel die Inflationsrate deutlich von 3,7 auf 2,9 Prozent. Und dies, obwohl die Preisbremsen für Strom und Gas wegfielen, die CO₂-Steuer stieg und Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie endete.

Der wichtigste Grund für den Rückgang der Inflationsraten in Deutschland und der Euro-Zone sind die niedrigeren Energiepreise. Auch die Preise für Nahrungsmittel, lange Treiber die Inflation, steigen jetzt langsamer. Doch auch ohne diese beiden oft stark schwankenden Preise sank die Kerninflation in der Euro-Zone im Januar von 3,4 auf 3,3 Prozent.

Zinssenkungen der EZB rücken näher

Gleichzeitig ist die Konjunktur in Europa schwach. In Deutschland ist die Wirtschaft 2023 geschrumpft. Im ersten Quartal 2024 dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt weiter zurückgehen, erwartet das Ifo-Institut. Während Deutschland in Europa lange ein Ausreißer war, erfasst die Flaute jetzt die gesamte Euro-Zone insgesamt. Das Euro-BIP stagniert. Es entwickelt sich auch schwächer als von der EZB erwartet. Von der Nachfrageseite ist kein Preisdruck zu erwarten.

Entsprechend erwartungsvoll blicken neben Ökonomen auch viele Politiker auf die EZB. Sinkende Zinsen könnten die Wirtschaft ankurbeln. Die Europäische Zentralbank ist aber allein der Preisstabilität verpflichtet. Wirtschaftswachstum und Beschäftigung gehören nicht zu ihrem Mandat.

Im Kampf gegen die Rekord-Inflation hatte die EZB die Leitzinsen seit dem Sommer 2022 kräftig um 4,5 Prozentpunkte angehoben. Bei ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr ließ die EZB die Leitzinsen noch unverändert bei vier bis 4,5 Prozent.

Doch Lagardes Äußerungen zu dieser Zinsentscheidung wurden von vielen Ökonomen so bewertet, dass im EZB-Rat die „Tauben“ (für eine Lockerung der Geldpolitik) die Oberhand gegenüber den „Falken“ (für eine straffere Geldpolitik) gewinnen.

„Die EZB hat einen klaren Wechsel in ihrer Denkweise zum Ausdruck gebracht“, kommentierte etwa Peter Sidorov, Senior Economist bei Deutsche Bank Research. „Sollte sich unsere Einschätzung bewahrheiten, dass Wachstum und Inflation geringer ausfallen als von der EZB erwartet, rechnen wir mit Zinssenkungen ab April.“

„Die EZB positioniert sich deutlich weniger falkenhaft als noch im Dezember“, urteilt auch Bantleons Jörg Angelé. „Die Währungshüter scheinen zuversichtlicher zu werden, ihr Inflationsziel trotz des bis zuletzt starken Lohnwachstums in absehbarer Zeit zu erreichen“. Angelé: „Es riecht nach Zinssenkungen. Mit ihren Ausführungen bereitet die EZB unserer Ansicht nach eine baldige Lockerung der Geldpolitik vor.“ Angelé ist laut dem Magazin Bloomberg der weltweit treffsicherster Ökonom für Prognosen für die Euro-Zone.

Angelé argumentiert ähnlich wie Sidorov: „Sollten wir mit unserer Erwartung eines deutlichen Inflationsrückgangs im Januar und Februar richtig liegen, liefe es wohl auf eine erste Zinssenkung im April hinaus“. Bis zum Herbst könne die EZB die Leitzinsen dann um mindestens einen Prozentpunkt senken. „Die Gesamtinflationsrate sollte im laufenden Monat auf 2,4 Prozent zurückgehen. Für das zweite Halbjahr prognostizieren wir unverändert Werte unter 2,0 Prozent.“

Kritischer sieht dies Michael Heise, Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust. In Deutschland sei der Rückgang der Inflation zwar erfreulich. „Er signalisiert aber noch keine Rückkehr zur Preisstabilität.“ Heise rechnet mit weiterem Preisdruck vor allem bei Dienstleistungen. Daher sei ein stärkerer Rückgang der Inflation in den kommenden Monaten nicht sehr wahrscheinlich. „Für die EZB ist die Preisentwicklung in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion noch kein Grund der Lockerung der Geldpolitik.“

Ähnlich urteilt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. „Auch wenn die Konjunktur im Euro-Raum schwach ist und möglicherweise noch weiter nachlässt, wird die EZB mit einer ersten Zinssenkung mindestens bis zum Sommer warten – wir gehen sogar vom vierten Quartal aus.“ Holstein verweist auf den Preisdruck durch deutlich steigende Löhne und Gehälter. „Die Lohnentwicklung stellt die größte Inflationsgefahr dar.“ Die aktuellen Erwartungen der Finanzmärkte für Tempo und Ausmaß der Zinssenkungen hält er für übertrieben.

Wann senkt die US-Notenbank Fed die Zinsen?

Am Mittwoch hatte auch die US-Notenbank Fed ihren Leitzins für die USA unverändert in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent belassen. Fed-Chef Jerome Powell machte dabei erstmals deutlich, dass auch in den USA der Zinsgipfel erreicht sei. Die Fed hatte im Dezember in ihrer Wirtschaftsprognose sogar unterstellt, dass es in diesem Jahr drei Zinssenkungen geben wird. Wann sie beginnen, ließ Powell offen. „Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass die Fed bis zur März-Sitzung ein Maß an Vertrauen (in den dauerhaften Rückgang der Inflation) erreichen wird, um den März als den richtigen Zeitpunkt dafür zu identifizieren", sagte Powell – und fügte hinzu: ‚Aber das bleibt abzuwarten.‘

Zitat

EZB: "Die Banken müssen sich auf ihr Sterben vorbereiten"

Eine Taube hebt vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt ab. Drinnen wachsen die Sorgen um die Banken.© Frank Rumpenhorst/dpa

Europas Bankenaufsicht und Bankenabwicklungsbehörde warnen Kreditinstitute vor neuen Risiken durch Cyber-Attacken und geopolitischen Gefahren.

"Die Banken müssen sich auf ihr Sterben vorbereiten"

Aus der globalen Finanzkrise 2008 zog Europa die große Lehre, dass die hiesigen Großbanken zentral beaufsichtigt werden müssen. Und die Institute sollten für den Fall, dass sie sich doch einmal verzocken, ein "Testament" verfassen, in dem sie darlegen, wie die Behörden sie dann geräuschlos und ohne den Steuerzahler zu belangen, abwickeln können. Die Vorsitzenden der EZB-Bankenaufsicht, Claudia Buch, und der Chef der Europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRB, Dominique Laboureix, waren am Dienstag in Brüssel gemeinsam auf der Bühne, um das nächste Kapitel aufzuschlagen. "Der internationale Bankensektor steht vor neuen Risiken", sagte Laboureix und verwies auf Cyber-Kriminelle, die Bankensysteme angreifen, und auf soziale Medien, über die sich Gerüchte und gezielte Falschinformationen zum Zustand von Banken schnell verbreiten würden. "Die Banken müssen diese Reputationsrisiken noch ernster nehmen und im richtigen Moment die Wahrheit sagen", so Laboureix, der den SRB seit letztem Jahr führt.

Claudia Buch leitet seit Jahresanfang die EZB-Bankenaufsicht. Sie hielt in dieser Funktion am Montagabend in Brüssel ihre erste große Rede, am Dienstag folgte die Podiumsdiskussion. "Es herrscht große Unsicherheit. Wir wissen nicht, welches Ereignis mit welcher Wahrscheinlichkeit zu einer Bankenkrise führen kann. Deshalb arbeiten wir mit Szenarien", sagte Buch und verwies auf das Erreichte. "Man vergisst schnell, wie es 2008 war, als es keine gemeinsame Aufsicht gab, keine Abwicklungsinstrumente, als der Staat Banken retten musste mit dem Geld der Bürger."

Die Tatsache, dass Steuerzahler Banker retten mussten, sorgte 2008/2009 in Europa für großen Ärger in der Gesellschaft. Wieder einmal hatte sich gezeigt, dass Banken ihre Gewinne einstecken und ihre Verluste sozialisieren, sobald die Beträge groß genug sind, um das gesamte Finanzsystem zu destabilisieren.

Deshalb entschied die EU damals: Ein gemeinsames europäisches Aufsichts- und Abwicklungsregime sollte das Finanzsystem stabiler machen, vor allem durch eine Vereinheitlichung der Regeln. Die Bankenunion war geboren aufbauend auf den Erfahrungen mit der Finanzkrise, die ausgelöst wurde durch faule Kredite der Banken und die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers. Das sollte sich nicht mehr wiederholen. In den vergangenen 16 Jahren sind die Kapitalregeln verschärft worden. Die Banken müssen nun deutlich mehr Geld als Verlustpuffer zurücklegen.

Zwar gehört die Überwachung der Kreditrisiken immer noch zum Kerngeschäft der Aufsichtsbehörden, doch es gesellen sich neue Gefahren dazu. Stichwort: geopolitische Risiken. "Die Pleite der russischen Sberbank geschah aufgrund der Sanktionspolitik gegen Russland. Das konnte man nicht vorhersehen, dennoch hat die Abwicklung gut funktioniert", sagte Laboureix, der am Dienstag eine neue Strategie für den SRB präsentierte. "Wir werden die Abwicklungspläne der Banken nun jedes Jahr überprüfen. Die Banken, so seltsam es klingt, müssen sich auf ihr Sterben vorbereiten. Und wir als Institution müssen ebenfalls vorbereitet sein, im Ernstfall die Banken geräuschlos abzuwickeln", so der Chef der Europäischen Bankenabwicklungsbehörde. "Ich möchte der Öffentlichkeit versichern, dass wir alles tun, um Finanzstabilität zu erhalten, ohne den Steuerzahler zu belasten", sagte Laboureix. Der SRB und die EZB würden ihre Zusammenarbeit intensivieren.

In ihrer Rede am Montagabend warnte EZB-Bankenaufsichtschefin Buch den Bankensektor vor Konjunktur-, Klima- und geopolitischen Risiken. Zinsen und Energiepreise seien bereits gestiegen, die Wachstumsprognosen gesenkt worden, dazu würden klimabedingte Risiken immer sichtbarer und die Zahl der Cyber-Angriffe habe zugenommen. Sie verwies auch auf die zunehmende Digitalisierung des Bankensektors. Dies könne dazu führen, dass Einlagen, wenn Banken unter Druck geraten, viel schneller als früher von den Konten abgezogen werden.

Dabei verwies sie auf die Regionalbanken-Krise in den USA. Im Frühjahr 2023 verzeichneten einige US-Regionalbanken binnen Stunden milliardenhohe Geldabflüsse. Der Bank Run beschleunigte sich durch die sozialen Medien, wo das Misstrauen gegen die Banken geschürt wurde. Die Silicon Valley Bank und einige weitere US-Geldhäuser sind in der Folge kollabiert. Diese neuen Risiken würden derzeit nur unzureichend in den Risikomanagement-Prozessen der Finanzinstitute berücksichtigt, sagte Buch. "Entscheidungen der Banken könnten daher auf fehlerhaften oder unvollständigen Informationen beruhen."

Zitat

Parität zum Dollar naht - Wenn die EZB am Donnerstag die Zinsen senkt, müssen Sie diese Dinge beachten

 

 

Die Fassade der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Arne Dedert/dpa/dpa-tmn© Arne Dedert/dpa/dpa-tmn

Es müsste schon viel passieren, damit die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag nicht ein kleines Stückchen Geschichte schreibt. Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt könnten Europas Währungshüter vor ihren US-Amtskollegen eine Zinswende einleiten.

Bislang folgte die EZB stets dem Pfad der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, wie beispielsweise Ende der 1990er oder auch Mitte der 2000er, beim letzten Zinserhöhungszyklus vor der großen Finanzkrise.

Erwartet wird, dass die Leitzinsen – momentan bei 4,50 Prozent – um 25 Basispunkte, also 0,25 Prozentpunkte, sinken. Aber: „Ich bin fest überzeugt, dass die EZB sich nicht festnageln lassen wird, wie der weitere Kurs der Zinssenkungen vonstattengehen wird“, sagt Capitell-Chefanlagestratege Chris-Oliver Schickentanz.

Keinesfalls wird die EZB der Fed davonpreschen, vermuten neben Schickentanz auch viele weitere Analysten und Ökonomen. Letztlich dürfte die EZB in diesem Jahr so allenfalls dreimal an der Zinsschraube drehen, statt vier- oder gar fünfmal, wie es noch zu Jahresbeginn vermutet wurde.

Weniger Kreditkosten, aber auch weniger Sparzinsen

Der wohl größte Effekt der Zinswende: Kredite werden wieder billiger, gleichzeitig bekommen Sparer nicht mehr so viele Zinsen. Das zeigte sich zuletzt bereits bei den Festgeldern. Dort sind die Zinsen im Schnitt bereits auf 2,53 Prozent gesunken, nach 3,18 Prozent im Dezember.

Was Sparer ärgert, freut die Wirtschaft und den Immobilienmarkt. Niedrigere Leitzinsen bedeuten günstigere Finanzierungen, beispielsweise beim Hauskauf, aber auch bei Investitionen. Und genau das braucht die Wirtschaft Europas derzeit.

„Ohne einen kräftigen Ruck wird die Europäische Union eine deutlich geschwächte globale Kraft, sodass die USA und China den Kampf um ökonomische Dominanz unter sich ausfechten werden“, kommentierte hierzu Bloomberg-Ökonom Jamie Rush.

Laut Bloomberg hat Europa einen enormen Rückstand aufzuholen. Seit dem Jahr 2000 entstand eine Lücke beim BIP-Potenzial von rund 18,8 Prozent, oder rund drei Billionen Euro. Bis 2050 könnte sich diese Lücke auf 50 Prozent erweitern.

Schuld daran haben zwar auch strukturelle Faktoren, wie ein kränkliches Produktivitätswachstum und eine ungünstige demographische Entwicklung. Zumindest aber würden günstigere Finanzierungen Investitionen erleichtern.

Der Euro könnte auf eine Parität zum Dollar fallen

Ein zweiter Effekt der Zinssenkung hilft ebenso – ein schwächerer Euro. Mit einem Kurs von momentan 1,084 US-Dollar hat die Gemeinschaftswährung schon deutlich stärkere Zeiten gesehen.

Er könnte durch Zinssenkungen aber noch weiter an Wert verlieren. Denn dann würden Investoren in festverzinslichen Anlagen ihre Gelder umschichten – etwa von Euro- auf Dollar-Konten. Die Nachfrage würde sich zugunsten des Dollars und Dollar-nominierten Wertanlagen verschieben, der Euro-Kurs daher sinken.

 

Doch ein noch billigerer Euro hilft den Firmen auf dem alten Kontinent im globalen Wettbewerb. Vor allem die exportorientierte deutsche Industrie profitiert, wenn ihre Güter für ausländische Käufer günstiger werden.

Umgekehrt erwirtschaften beispielsweise Dax-Konzerne vier Fünftel ihrer Umsätze im Ausland. Wird dieses Geld in Fremdwährungen erlöst, trägt ein schwächerer Euro zu höheren Erlösen und Gewinnen bei, die in der heimischen Währung berechnet werden.

Senkt die EZB die Zinsen weiter, während die Fed zögert, kann der Euro sogar auf eine Parität zum Dollar fallen. Dann wäre ein Euro genau einen Dollar wert.

Bringt eine geldpolitische „Desynchronisation“ die Teuerung zurück?

Ein billigerer Euro wäre ein zweischneidiges Schwert. Waren aus dem Nicht-Euro-Ausland verteuern sich dann nämlich für Verbraucher in der Eurozone. Das gleiche würde dann für Vorprodukte und Industriegüter gelten. Schlimmstenfalls, so die Befürchtung, verursachen niedrigere Zinsen einen zu billigen Euro, und dadurch wird die Teuerung wieder „importiert“.

Allerdings sei dieses Risiko begrenzt, sagt William De Vijlder, Ökonom bei der französischen BNP Paribas. Einerseits preise der Markt die „Desynchronisation der geldpolitischen Zyklen“ von EZB und Fed bereits seit geraumer Zeit ein, so Vijlder.

Auf der anderen Seite gebe es empirische Hinweise dafür, dass ein solcher Effekt limitiert sei. „Forschungen der EZB vor einigen Jahren haben gezeigt, dass eine einprozentige Abwertung des Euro eventuell zu einem Anstieg der Inflation von 0,04 Prozent führt. Demnach, alles in allem betrachtet, eine sehr begrenzte Übertragung“.

Und wenn die EZB die Zinsen gar nicht anrührt?

Zuletzt bleibt nur noch die Frage, was passiert, wenn die EZB wider Erwarten die Füße stillhält. „Wenn die EZB die Märkte überrascht, indem sie die Zinsen nicht anrührt, würde das einen Kurssturz bei Aktien und Anleihen auslösen“, erklärte hierzu jüngst ein Portfolio-Manager der Fondsgesellschaft Morningstar.

Normalerweise belastet eine Geldpolitik, die strikter als erwartet ausfällt, die Anleihenpreise. Der Grund: Bereits emittierte Anleihen mit höheren Zinsen (sogenannten Kupons) steigen in der Nachfrage, wenn die Leitzinsen fallen und Unternehmen wie Regierungen Bonds mit niedrigeren Zinssätzen ausgeben können.

Allerdings würden auch Aktien nicht ungeschoren davonkommen. Betroffen wären in diesem Randszenario vor allem der Versorgungssektor, Immobilienaktien sowie nicht-essentielle Konsumgüter. Die Titel hoch verschuldeter Versorger reagieren generell sensibel auf Zinsänderungen, während weiterhin höhere Zinsen Verbraucher tendenziell zum Sparen animieren – was schlecht für Konsumgüterkonzerne wäre.

Was jetzt für Sparer zu tun ist

Allerdings scheint dieses Szenario angesichts der stetig fallenden Inflation sowie der hohen Erwartungen am Markt so gut wie ausgeschlossen. Sparer sollten also mit der Zinswende rechnen, und ihr Kapital entsprechend investieren. Schon jetzt lohnen sich Tagesgelder nur noch bedingt.

Börsenprofi Schickentanz rät deswegen zu einer von drei Alternativen: „Erstens können Sparer Tages- und Festgelder umschichten, um sich den Zinssatz länger zu sichern. Die zweite Möglichkeit: Nicht notwendige Tagesgelder in Anleihen investieren, die ebenfalls attraktive Renditen abwerfen und kursmäßig von sinkenden Zinsen profitieren.“

Und die dritte Option: „Sich etwas mehr ins Risiko trauen und einen Teil der Tagesgelder in einen breit gestreuten Aktien-ETF investieren.“

Zitat

Schwächelnde Konjunktur: EZB senkt Zinsen erneut

 

EZB bleibt auf Kurs Zinssenkung (Archivbild)© Helmut Fricke/dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert mit der vierten Zinssenkung in diesem Jahr auf wachsende Sorgen um die Konjunktur im Euroraum. Volkswirte rechnen damit, dass die Notenbank die Leitzinsen im nächsten Jahr noch weiter herabsetzen wird. Denn Handelskonflikte etwa mit den USA und ihrem wiedergewählten Präsidenten Donald Trump könnten die schwächelnde Konjunktur in Europa zusätzlich unter Druck setzen.

Notenbank senkt Zinsen erneut (Archivbild)© Andreas Arnold/dpa

Vorerst verringert der EZB-Rat den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Diesen Zins erhalten Geschäftsbanken auf Gelder, die sie bei der Notenbank parken. Sparerinnen und Sparer dürften die erneute Senkung zu spüren bekommen: Sinkende Einlagenzinsen geben viele Institute in Form niedrigerer Tages- und Festgeldzinsen an ihre Kundschaft weiter.

Der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, wird ebenfalls erneut gesenkt: von 3,4 Prozent auf 3,15 Prozent. Tendenziell sind niedrigere Leitzinsen gut für die Konjunktur: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und Privatleute - etwa Hausbauer - kommen günstiger an Finanzierungen für Investitionen und können so für Wirtschaftswachstum sorgen.

Experten halten Inflationswelle für beendet

Ökonomen hatten mit der erneuten Zinssenkung gerechnet, teilweise hatte es Spekulationen über einen noch größeren Schritt von 0,5 Prozentpunkten nach unten gegeben. Dass die große Teuerungswelle in der Eurozone vorbei ist, eröffnet Spielräume für die Währungshüter.

Sorge macht der EZB zudem die schwache Konjunktur im Euroraum. Erst kürzlich warnte Präsidentin Christine Lagarde vor einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche. Mit Frankreich und Deutschland stecken zudem Europas Schwergewichte in der Regierungskrise und fallen als Motor für Reformen in schwierigen globalen Zeiten aus.

Die EZB hat ihre Erwartungen an das Wirtschaftswachstum im Euroraum weiter nach unten geschraubt. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet die Notenbank nur noch ein Plus von 0,7 Prozent. Auch die Prognosen für 2025 (1,1 Prozent) und 2026 (1,4 Prozent) fallen pessimistischer aus als noch im September.

EZB optimistisch für Inflationsziel

Die Teuerung im Euroraum wird nach Einschätzung der Notenbank dagegen etwas schneller zurückgehen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die EZB mit einer Inflationsrate von 2,4 Prozent, im September hatte die EZB noch 2,5 Prozent vorhergesagt. 2025 wird eine Rate von 2,1 Prozent erwartet. Für 2026 rechnet die EZB unverändert mit einem durchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise im Euroraum von 1,9 Prozent.

Die Notenbank zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Inflation «nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von zwei Prozent einpendeln wird». Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.

Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Auch wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Wirtschaft: Dann verlieren Verbraucherinnen und Verbraucher Kaufkraft. Das schmälert den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur.

Teuerung weit entfernt von Rekordhoch

Zwar hat die jährliche Inflationsrate sowohl in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland als auch im Euroraum insgesamt zuletzt wieder zugelegt. Doch trotz eines Anstiegs auf 2,3 Prozent im Euroraum im November erwarten Experten derzeit keine Teuerungswelle wie nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022, als sich Energie und Lebensmittel rasant verteuerten.

Vom Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 ist die Inflation im Währungsraum inzwischen weit entfernt - auch, weil sich die EZB mit dem kräftigsten Zinsanstieg seit 25 Jahren dagegenstemmte. Im Juli 2022 fand die jahrelange Null- und Negativzinspolitik ein Ende, zehnmal schraubte die EZB in der Folge die Zinsen nach oben. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken kann. Im Juni 2024 senkte die EZB die Leitzinsen erstmals wieder.

Sorgen um die Wirtschaft und Trumps Zollpläne

Drohende Handelskonflikte sind nach Einschätzung führender Notenbanker ein zusätzliches Risiko für die ohnehin schwächelnde Konjunktur im Euroraum. Der designierte US-Präsident Trump hat hohe Zölle auf Einfuhren aus Europa angekündigt. Die Europäische Union könnte mit Gegenmaßnahmen reagieren. Besonders betroffen von einem solchen Handelskonflikt wäre voraussichtlich die Exportnation Deutschland.

Zitat

EZB: Zinssenkungen trotz Zolldrohungen von Trump

 

EZB-Präsidentin Christine Lagarde© JURE MAKOVEC/Getty Images
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält trotz der Zolldrohungen des neuen US-Präsidenten am Kurs weiterer Zinssenkungen fest. Die EZB sei nicht übermäßig besorgt über die möglichen Folgen für die Eurozone, sollte die künftige US-Handelspolitik die Inflation in den USA erhöhen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde dem Fernsehsender CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Die Notenbank befinde sich weiter auf dem Pfad gradueller Zinssenkungen.

EZB: Weitere Zinssenkung um 0,25 Prozent

Zuletzt hatte die EZB die Leitzinsen im Dezember um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Für die nächste Zinssitzung am 30. Januar wird an den Finanzmärkten mit einem weiteren Schritt nach unten um 0,25 Prozentpunkte gerechnet. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins liegt aktuell bei 3,0 Prozent. Diesen Zins erhalten Geschäftsbanken auf Gelder, die sie bei der Notenbank parken.

Lagarde: Inflationsziel 2 Prozent

Lagarde verwies auf einen stärkeren Preisanstieg im Bereich Dienstleistungen und vergleichsweise starke Lohnzuwächse. Allerdings zeigte sie sich zuversichtlich, dass die Teuerung im Verlauf des Jahres wieder sinken werde. Das Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent sei weiter in Sicht. Nach jüngsten Daten war die Inflation in der Eurozone im Dezember auf 2,4 Prozent gestiegen, von zuvor 2,2 Prozent. Auch das EZB-Ratsmitglied Klaas Knot geht von weiteren Zinssenkungen aus. Die Markterwartungen von Zinssenkungen auf den nächsten zwei Sitzungen im Januar und März seien vernünftig, sagte Knot in Davos.

Tipp: Jetzt noch schnell gute Zinsen sichern

Wenn die EZB die Zinsen senkt, wirkt sich das auch negativ auf Tages- und Festgeldangebote aus. Wer sich noch einen vergleichsweise guten Zinssatz sichern will, muss deshalb schnell handeln, bevor die Zinssenkung greift.
VorherigeSeite 4 von 4