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Gastro- und Hotels

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Gastgewerbe beim Umsatz noch unter Vorjahr

 

Die Umsätze im deutschen Gastgewerbe erholen sich nur langsam von den erneuten Corona-Einschränkungen im Frühjahr. Zwar verbuchten Gastwirte und Hoteliers im Mai sowohl preisbereinigt (plus 13,7 Prozent) als auch nominal (plus 14,2 Prozent) mehr Erlöse als im April des laufenden Jahres, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Im Vergleich zum Mai 2020 jedoch lagen die Umsätze nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde preisbereinigt (real) um 1,7 Prozent niedriger.

«Anfang Mai 2020 durften Restaurants und Gaststätten unter Auflagen wieder öffnen - im Mai 2021 wurden die Öffnungsschritte erst Mitte des Monats und je nach Inzidenz regional unterschiedlich umgesetzt», erklärten die Statistiker. «Dies dürfte den Umsatz im Mai 2021 stärker gedrückt haben als im Vorjahresmonat.» In Beherbergungsbetrieben unterdessen lief es besser als im Mai 2020, als Hotels noch stärker in ihrem Betrieb eingeschränkt waren.

Auf Jahressicht hinkt die Branche insgesamt noch deutlich hinterher: Von Januar bis einschließlich Mai 2021 lagen die Umsätze real um 46,6 Prozent unter dem Niveau der ersten fünf Monate 2020, nominal beträgt das Minus 44,8 Prozent.

 

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Die schrittweisen Lockerungen der Corona-Beschränkungen haben die Geschäfte von Hoteliers und Gastwirten im Juni angekurbelt. Trotz eines kräftigen Umsatzsprunges gegenüber dem Vormonat ist die Branche aber noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau.Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verbuchte das Gastgewerbe im Juni sowohl preisbereinigt (plus 61,7 Prozent) als auch nominal (plus 63,9 Prozent) deutlich mehr Umsatz als im Mai des laufenden Jahres. Die Erlöse lagen allerdings preisbereinigt noch 40,7 Prozent unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020 und 0,8 Prozent unter dem Niveau von Juni 2020.

Im ersten Halbjahr hinkt die Branche insgesamt deutlich hinterher, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten hervorgeht. Von Januar bis einschließlich Juni 2021 waren die Umsätze real um 38,0 Prozent niedriger als in den ersten sechs Monate 2020, nominal beträgt das Minus 35,6 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass zu Jahresbeginn 2020 vor Ausbruch der Corona-Pandemie Hotels und Gaststätten noch fast drei Monate lang uneingeschränkt geöffnet waren.

Wieder mehr Übernachtungen

Besonders kräftig profitierten Hotels, Pensionen und andere Beherbergungsbetriebe von den Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Sie konnten ihren realen Umsatz im Juni gegenüber Mai 2021 mehr als verdoppeln (plus 114,0 Prozent). Er unterschritt dennoch um 49,6 Prozent das Vorkrisenniveau. Das Verbot touristischer Übernachtungen war ab Mai je nach Corona-Lage in den Bundesländern schrittweise aufgehoben worden.

In der Gastronomie stieg der Umsatz im Vormonatsvergleich real um 44,7 Prozent, er lag damit immer noch 35,9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

Nach monatelangen Lockdowns machen dem Gastgewerbe nun auch fehlende Fachkräfte zu schaffen. «Grob gesagt haben uns 85 Prozent der Beschäftigten in der Pandemie die Treue gehalten, und 15 Prozent haben sich nach Jobs in anderen Bereichen umgesehen», sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, jüngst der Deutschen Presse-Agentur.

Konkret habe das Gastgewerbe im Mai 2021 rund 162.000 sozialversicherungspflichtige Jobs weniger gezählt als im Mai 2019 vor der Krise. Darunter fielen Köche, Kellner und Hotelfachleute. Angesichts geschlossener Restaurants und Hotels, Kurzarbeit und der Unsicherheit über die Pandemie hätten sich Einige im Einzelhandel oder in der Logistik nach Alternativen umgesehen oder seien gezielt abgeworben worden, sagte Hartges.

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Corona sorgt für Massenabwanderung von Mitarbeitern im Gastgewerbe

Unter kleineren Unternehmen wächst die Sorge, dass die Pandemie-Beschränkungen zu neuen Umsatzeinbrüchen führen. Besonders das Gastgewerbe zeigt sich alarmiert.

Die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, warnt angesichts der Corona-Restriktionen vor einer Zuspitzung der Personalnot im Gastgewerbe. Wenn die Pandemie »nicht schnellstmöglich erfolgreich bekämpft wird, befürchte ich schlimmeres«, sagte Hartges den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. »Ein maximal professionelles Impfmanagement ist jetzt endlich geboten«.

 

Zuletzt seien im Gastgewerbe 8,4 Prozent weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als im Jahr 2019 beschäftigt gewesen. »Rund 100.000 Beschäftigte hat das Gastgewerbe durch die Pandemie bis September 2021 verloren«, sagte Hartges.

Zu Wort meldete sich auch der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). Bundesgeschäftsführer Markus Jerger fordert von der neuen Regierung Nachbesserungen bei der Überbrückungshilfe des Staates für von der Pandemie besonders betroffene Unternehmen. »Die neue Bundesregierung hat es in der Hand zu verhindern, dass zum Jahresende in vielen Betrieben endgültig das Licht ausgeht«, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Mittwoch.

Jerger forderte unter anderem, dass die Schwellen bei einem coronabedingten Umsatzeinbruch, ab der Unternehmen Staatshilfen beantragen können, deutlich herabgesetzt werden. Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der innerstädtische Einzelhandel seien wegen der Pandemie existenzbedrohenden Einschränkungen ausgesetzt, sagte Jerger. Neben stockenden Lieferketten, steigenden Beschaffungskosten, hohen Energie- und Treibstoffpreisen sorge auch das gedrosselte Weihnachtsgeschäft für Probleme.

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Dehoga warnt vor verstärktem Fachkräftemangel

Die sächsische Hotel- und Gastronomiebranche befürchtet durch die coronabedingten Schließungen eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels. «Das könnte schon der zweite Aderlass nach dem letzten Lockdown werden», sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Sachsen, Axel Klein. Durch die erste Phase der coronabedingten Schließungen hätten schon 20 Prozent der Angestellten gekündigt. «Jetzt könnten es noch einmal 20 Prozent sein. Die wiederzugewinnen, ist ganz schwierig.» Seinen Angaben zufolge arbeiten rund 52.000 Menschen in Sachsen in Hotels und Gaststätten.

Klein begrüßte, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine Aufstockung des bis Ende März verlängerten Kurzarbeitergelds ermöglichen will. «Für die Beschäftigten macht es schon einen Unterschied, ob sie 60 oder 80 Prozent ihres Gehalts bekommen», sagte Klein. Dennoch bleibe die Gefahr einer Abwanderung von Fachkräften. «Je länger der Lockdown dauert, desto akuter ist die Gefahr.»

Dass die Hotels laut der aktuell geltenden Corona-Notfallverordnung keine Touristen mehr beherbergen dürfen, sei nicht nachvollziehbar, sagte Klein. Die Hotels seien auch für das Modell 2G+ offen gewesen, bei dem sich auch Geimpfte und Genesene testen müssten. «Außerdem muss man sagen, dass unsere Branche keine Treiberin der Pandemie ist.» Die momentane Schließung führe dazu, dass Touristen eben in den Nachbarregionen Urlaub machten.

Der Verband unterstützt zurzeit einen von der Schließung betroffenen Hotelier aus Eibenstock (Erzgebirgskreis) bei einer Klage gegen die Corona-Notfallverordnung. Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Bautzen steht allerdings noch aus.

Ähnlich beurteilte Klein auch den aktuellen Plan der Landesregierung, dass Restaurants in Hotspot-Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1500 schließen müssen. «Dann fahren die Leute eben in die Nachbar-Landkreise», sagte Klein. Zurzeit dürfen Gastronomiebetriebe in Sachsen Geimpfte und Genesene zwischen 6.00 und 20.00 Uhr empfangen. Das Kabinett will am Freitag über die Hotspot-Regelung entscheiden. Sie könnte am Montag in Kraft treten.

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Dehoga: Ohne Preiserhöhungen droht vielen Betrieben das Aus

Die Gastronomie steckt in einem Dilemma. Auf der einen Seite sind die Ausgaben für Personal, Lebensmittel und Energie erheblich gestiegen. Auf der anderen Seite gibt es Befürchtungen, dass Gäste wegbleiben, wenn die Wirte ihre Preise für Essen und Trinken erhöhen, da bei vielen Menschen angesichts der Preisexplosion bei Energie, Sprit und Nahrungsmitteln das Geld nicht mehr so locker sitzt.

Von Überlegungen in der Branche, die gestiegenen Kosten nicht über die Speisekarte, sondern beispielsweise über eine Art «coperto» nach italienischem Vorbild weiterzugeben - also eine Pauschale für Eindecken und gereichtes Brot - hält der rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverband nichts. «Das ist ein mutloses Ablenkungsmanöver», sagte der Landesvorsitzende des Branchenverbandes Dehoga, Gereon Haumann, der Deutschen Presse-Agentur.

«Auf solche Ideen kommt nur jemand, der nicht den Mut hat, sein Bier für 50 Cent mehr zu verkaufen, weil die Brauereien die Preise angehoben haben und die Energie auch teurer geworden ist», sagte Haumann. «Wir müssen unseren Gästen klar machen, dass auch wir Kosten haben und dass die erwirtschaftet werden müssen.»

Er ermuntere alle Gastronomen, «mutig zu sein und Kostensteigerungen in voller Höhe weiterzugeben», sagte Haumann. Die Betriebe müssen muss nach seiner Ansicht ihre Kosten ehrlich analysieren: Pacht, Steuern, Lebensmittel, Energie, Personal «plus einen auskömmlichen Unternehmerlohn». Auf dieser Basis müssten sie dann ihre Preise für die Speise- und Getränkekarte kalkulieren.

«Es darf keinen ruinösen Preiskampf geben, den die Betriebe niemals gewinnen können, weil ihre Kassen nach den coronabedingten Schließungen leer sind», warnte er. Es sei ein Irrweg einiger Wirte, nur auf den Umsatz zu schauen. «Was habt ihr davon, wenn ihr 100 Schnitzel mit einem Euro Verlust verkauft? Verkauft doch besser nur fünf Schnitzel mit fünf Euro Gewinn», rate er in solchen Fällen immer, erklärte der Verbandschef.

Die Gäste könnten ihre «Wertschätzung» für ihre Wirtinnen und Wirte zeigen, indem sie auch bei Preiserhöhungen weiter in die Lokale kämen, sagte er weiter. Wenn die Menschen dazu nicht bereit seien, werde es flächendeckend dazu kommen, dass Restaurants, Gaststätten und Lokale schließen müssten.

Er habe Verständnis dafür, dass sich Verbraucher in Zeiten, in denen alles teurer werde, über möglicherweise sogar sinkende Preise in der Gastronomie freuten. «Aber es ist ein Pyrrhus-Sieg für den Gast, wenn er im Herbst sein Lieblingsrestaurant, seine Kneipe oder Weinlokal nicht mehr haben wird.» Qualität dürfe ihren Preis haben, und die allermeisten Gäste akzeptierten das auch.

Generell sei die Lage der Gastronomie nicht schlecht. Viele Menschen hätten nach den Corona-Beschränkungen wieder große Lust, das Leben zu genießen und auszugehen, sagte Haumann. Im Moment bremsten aber die fehlenden Mitarbeiter - nicht nur Fachkräfte, sondern auch ungelernte Aushilfen - den Wiederaufschwung der Gastronomie. 25 Prozent der Mitarbeiter sind Haumann zufolge während der Pandemie in andere Branchen abgewandert.

«Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert, um sie zurückzugewinnen, und die Tariflöhne zum 1. April zwischen 30 bis zu 68 Prozent angehoben», sagte Haumann. Dennoch wollten viele abgewanderte Mitarbeiter nicht in die Gastronomie zurückkehren aus Sorge, dass die Betriebe auch künftig wegen Corona wieder geschlossen werden könnten. Daher sei nun ein «klares Signal» aus der Politik notwendig, dass es keine pauschalen Schließungen in der Gastronomie mehr geben werde - «egal wie sich die Infektionszahlen entwickeln».

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Tourismus: Weniger CO2 statt mehr Fernreisenden – Habeck düpiert deutsche Urlaubsanbieter

Der Bundeswirtschaftsminister stößt mit seinem Klimakurs auf Unverständnis in der Tourismusbranche. Foto: dpadata-portal-copyright=

Der Bundeswirtschaftsminister stößt mit seinem Klimakurs auf Unverständnis in der Tourismusbranche. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Heimischen Reiseanbietern drohen durch die geplante „Nationale Tourismusstrategie“ erhebliche Auflagen. Die Irritation im Wirtschaftszweig ist erheblich.

Ausbleibende Auslandsgäste, eine drohende Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie, eine zerstörte Urlaubsregion an der Ahr: Es sind nur drei Beispiele für die Sorgen, die Deutschlands Hoteliers, Reiseveranstalter und Gastronomen aktuell beschäftigen. Entsprechend groß sind die Hoffnungen in die geplante „Nationale Tourismusstrategie“ des Bundeswirtschaftsministeriums. „Die Wettbewerbsfähigkeit und Krisenfestigkeit der Tourismusbranche zu stärken“, lautet deren erklärtes Ziel.

Mit der Münchener Managementberatung Dr. Fried & Partner hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wenige Tage vor der Auftaktveranstaltung in der vergangenen Woche sogar einen externen Dienstleister verpflichtet, um eine „Nationale Plattform Zukunft des Tourismus“ einzurichten. Der Tourismusausschuss des Bundestags trommelte wichtige Branchenvertreter wie den Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), den Deutschen Reiseverband (DRV) und die Reisebüro-Organisation VUSR zusammen, um deren Anliegen für die künftige Strategie abzufragen.

Doch Habecks Kick-off sorgt für Enttäuschung. Auf gar keinen Fall werde er dieses Jahr in Urlaub fliegen, verkündete der Minister den Spitzenvertretern deutscher Tourismusverbände. Statt das Klima zu belasten, sollten die Deutschen in der Heimat bleiben, in seinem Wohnort nahe Flensburg sei es im Übrigen auch ganz schön.

Hotels und Gaststätten stehen vor starker Mehrwertsteuererhöhung

Die Reisebranche sieht ihre Sorgen nicht ernst genommen. Dabei ist sie ein erheblicher Wirtschaftsfaktor: In Deutschland setzt sie jährlich rund 330 Milliarden Euro um, sorgt für vier Prozent der deutschen Wertschöpfung und stellt laut Berechnungen des BTW direkt oder indirekt jeden elften Arbeitsplatz. Doch das wird in Habecks Zukunftsplänen nicht erwähnt.

Stattdessen stellt er der Branche, so jedenfalls erzählen es Mitglieder des Tourismusausschusses im Bundestag, CO2-Abgaben und Strafzahlungen bei nicht erfüllten Umweltanforderungen in Aussicht. „Eine groteske Veranstaltung und völlige Zeitverschwendung“, berichtete eine Teilnehmerin der Auftaktveranstaltung. Andere sprachen von einem „Rohrkrepierer“.

Die Branche hat sich dabei vom Corona-Einbruch längst noch nicht erholt. Gerade einmal 76 Prozent des Übernachtungsniveaus von 2019 wurden im vergangenen Jahr erreicht. Bereits auf der Reisemesse ITB Mitte März hatte Dieter Janecek (Grüne), Koordinator der Bundesregierung für den Tourismus, für Irritationen gesorgt.

Er blieb den Urlaubsanbietern Antworten auf die drängende Frage schuldig, wie es in ihren meist hochverschuldeten Betrieben aufwärtsgehen soll. Und auch die in seinem Grußwort enthaltene Forderung nach Dekarbonisierung verunsicherte die Branche eher.

Für Verunsicherung sorgt auch die anstehende Mehrwertsteuererhöhung. Hatte der damalige Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) gleich zu Beginn der Pandemie den Steuersatz auf Speisen von 19 auf sieben Prozent gesenkt, wird die Ermäßigung voraussichtlich ab Anfang 2024 wieder gestrichen.

Aus Sicht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) eine kaum zu tragende Zusatzbelastung. „Angesichts der enormen Kostensteigerungen bei Lebensmitteln, Energie und Gehältern, Mitarbeitermangel und der Tilgung pandemiebedingter Kredite könnten die Herausforderungen für die Betriebe kaum größer sein“, klagt Geschäftsführer Jürgen Benad.

Kaum Hilfe für den Tourismus im Ahrtal angekommen

Auch das Arbeitsrecht macht den deutschen Hotel- und Gastronomiebetrieben zu schaffen. Mit der gesetzlichen Höchstgrenze von zehn Stunden Arbeitszeit am Tag kommt die Branche seit jeher oft kaum aus, die verbindliche Zeiterfassung unterbinde flexible Lösungen im Einzelfall. „Wenn wir nicht zusätzliche Mitarbeiter aus dem Bett klingeln wollen“, kritisiert Dorint-Aufsichtsratschef Dirk Iserlohe, „ist bei Hochzeitsveranstaltungen in unseren Häusern ab ein Uhr nachts Schluss.“

Anstelle der starren Arbeitszeitregelungen wünscht sich Iserlohe – wie viele in der Branche – eine flexible Wochenarbeitszeit, was auch den Fachkräftemangel mildern könnte. Doch über die Personallücken, die Corona in der Branche hinterlassen hat, will die „Nationale Plattform Zukunft des Tourismus“ bis 2025 erst einmal diskutieren.

Schnelle Unterstützung wünscht man sich auch im Ahrtal, das Mitte Juli 2021 durch eine verheerende Flut großflächig zerstört wurde. Habeck hatte vergangenen Herbst im Tourismusausschuss des Bundestags eine bessere Koordinierung beim Wiederaufbau angekündigt. In der beliebten Urlaubsregion, die vor der Katastrophe für einen jährlichen Tourismusumsatz von 260 Millionen Euro stand, ist vom Wirken Habecks bislang nichts bekannt. „Ob ein Bundesbeauftragter noch eingesetzt wird, halte ich für fraglich“, sagt Hotelier Günter Uhl, der dem Dehoga-Kreisverband Ahrweiler vorsteht. „Sinnvoll wäre es allemal.“

Auch in vielen anderen Urlaubsgebieten Deutschlands ist die Stimmung mau. Trotz der abflauenden Pandemie bleiben insbesondere die Gäste aus dem Ausland aus. Im März lagen die Ankünfte weiterhin 15 Prozent unter den Zahlen von 2019. Nicht unschuldig ist daran die Bundesregierung. So verhindert aktuell eine dramatische Lage in deutschen Konsulaten, dass in wichtigen Quellmärkten wie Südafrika, China, Indien, den Golfstaaten, Vietnam, Indonesien oder Thailand Touristen-Visa fristgerecht ausgestellt werden.

CO2-Sparvorgabe für Reiseverkehr

In Indien etwa benötigten die deutschen Behörden zuletzt mitunter 16 Wochen bei der Terminvergabe. „Touristen aus Übersee suchen sich deshalb andere Ziele in Europa“, berichtet CDU-Tourismussprecherin Anja Karliczek. „Sie reisen dann vor allem nach Frankreich, Österreich, in die Niederlande und die Schweiz, die Schengen-Visa für Touristen und Geschäftsreisende rasch und vergleichsweise unkompliziert erteilen.“

Karliczeks Kleine Anfrage im Bundestag beantwortete eine Staatssekretärin von Annalena Baerbock (Grüne): „Aufgrund unterschiedlicher Kapazitäten der Visastellen der Schengen-Staaten in China und einem sehr unterschiedlichen Aufkommen an Reisenden“, schrieb sie, „können trotz aller Bemühungen zuweilen unterschiedliche Priorisierungsentscheidungen zu unterschiedlichen Visumvergabepraktiken unter den Schengen-Staaten führen.“

Für Deutschland, dem nach Italien und Spanien weltweit drittwichtigsten Reiseziel – noch vor Frankreich und den USA –, steht angesichts solcher Schicksalsergebenheit viel auf dem Spiel. Gerade einmal 68,1 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste zählte die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) 2022 hierzulande, und damit 24 Prozent weniger als vor der Pandemie.

Auf die Rückkehr von Urlaubsgästen aus Übersee legt das Bundeswirtschaftsministerium dennoch keinen großen Wert. Die DZT, die in dessen Auftrag seit 1948 die Reisedestination Deutschland vermarktet und dafür vergangenes Jahr 34,5 Millionen Euro Staatsgeld bekam, erhielt von Habeck eine klare Anweisung: Sie solle „im Rahmen ihrer Kampagnen darauf hinwirken, die CO2-sparsameren Beförderungsmittel wie Bahn und Bus für die Anreise nach Deutschland (...) stärker in den Vordergrund zu rücken“, formulierte er im Arbeitsprogramm zur „Nationalen Tourismusstrategie“.

Tourismuspolitiker wie Anja Karliczek halten das für bedenklich: „Die neue Vorgabe lässt eine Vernachlässigung und weniger Präsenz in Übersee-Quellmärkten mit besonders kaufkräftigen Kunden befürchten.“

Markus Heller, Projektleiter der Consultingfirma Dr. Fried & Partner, hält dagegen. Dem Wirtschaftsminister gehe es keineswegs darum, durch die Vermeidung von Tourismus die Umwelt zu retten, sagt der Münchener Berater. Habeck sei es wichtig, „einen Ressourcen-Kahlschlag zu verhindern und das Phänomen des Massentourismus in nachhaltige Bahnen zu führen.“

Auf Nachfrage im Bundeswirtschaftsministerium argumentiert eine Sprecherin, der Tourismus in Deutschland bleibe von den Folgen der globalen Klimakrise nicht verschont. Das habe etwa die verkürzte Wintersportsaison durch geringen Schneefall belegt: „Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist derart auf Erhalt intakter Umwelt angewiesen.“

Ob dies am Ende zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Urlaubsanbieter verbessern kann – auch dies ein Ziel der „Nationalen Tourismusstrategie“ –, bleibt abzuwarten. Bislang hilft Urlaubsanbietern der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Buchungsgeschäft nur bedingt, wie jüngst der „States of Mind Travel Report“ des Versicherers Allianz zeigte. Dort bekundeten zwar 41 Prozent der Befragten, sich der Umweltauswirkungen des Reisens bewusst zu sein. Doch nur einer von fünf Reisenden erklärte sich bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, um ihren ökologischen Fußabdruck auszugleichen.

Die Zerstörung der deutschen Wirtschaft nimmt Fahrt auf!

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Die Deutschen haben Angst um ihre Lieblingslokale

Die Gaststättenlobby kämpft für eine dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke und warnt vor Preiserhöhungen und Betriebspleiten. Ihre Gäste hat sie hinter sich, zeigt eine Befragung – auch weil die Kunden die gesellschaftliche Bedeutung von Kneipen und Restaurants schätzen.

Das Preisniveau ist in den vergangenen Monaten so stark gestiegen, dass Umsätze und Gästezahlen in der Gastronomie unter den Erwartungen liegen picture alliance / imageBROKER

Das Preisniveau ist in den vergangenen Monaten so stark gestiegen, dass Umsätze und Gästezahlen in der Gastronomie unter den Erwartungen liegen picture alliance / imageBROKER© Bereitgestellt von WELT

Deutschlands Gastronomie kämpft seit Monaten für eine dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke – und hat die Bevölkerung dabei auf ihrer Seite. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Marktforscher von Civey im Auftrag des Großhändlers Metro, die WELT exklusiv vorliegt.

Knapp 82 Prozent der 10.000 online befragten Bundesbürger über 18 Jahren sprechen sich für eine Beibehaltung des in der Corona-Krise von 19 auf sieben Prozent reduzierten Steuersatzes aus.

Wohl auch, weil die Menschen Angst um ihre Lieblingslokale haben. Drei von vier Verbrauchern sorgen sich laut Umfrage, dass Restaurants, Kneipen, Cafés und Co. schließen müssen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks. Und vor diesem Szenario warnt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) öffentlichkeitswirksam und beharrlich.

„Eine Steuererhöhung zum Jahreswechsel hätte fatale Auswirkungen für die Betriebe der Branche und ihre Beschäftigten, aber auch für die Gäste und die Tourismuswirtschaft in Deutschland“, sagt Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. „Eine Erhöhung von sieben auf 19 Prozent bedeutet weniger Gäste und weniger Umsatz – Betriebsaufgaben und Insolvenzen sind vorprogrammiert.“

Tatsächlich sind laut der im August gemachten Umfrage knapp 60 Prozent der Befragten nicht oder eher nicht bereit, mehr Geld fürs einen Gastronomie-Besuch zu bezahlen, sollte die Mehrwertsteuer wieder erhöht werden. „Das veranschaulicht den finanziellen Druck auf die Wirte“, sagt Steffen Greubel, der Vorstandsvorsitzende von Metro.

„Die Branche hat aufgrund der massiven Inflation von Lebensmitteln, Energiepreisen und Löhnen die Belastungsgrenze erreicht – und auch viele Bürger können oder wollen sich weitere Preisanstiege beim Essen gehen nicht mehr leisten.“ Am geringsten ist die Bereitschaft für zusätzliche Ausgaben regional gesehen in Sachsen und bezogen auf das Alter bei den 18- bis 29-Jährigen.

Dass die Preise bei einer Rückkehr zum üblichen Steuersatz steigen werden, macht Dehoga-Chefin Hartges unmissverständlich klar und verweist auf eine interne Verbandsumfrage. Danach seien mehr als 90 Prozent der Unternehmer gezwungen, mehr Geld für Speisen und Getränke zu verlangen. „Nur mit den sieben Prozent ist es bisher gelungen, die explodierenden Kosten zumindest teilweise aufzufangen.“

Dennoch ist das Preisniveau in den vergangenen Monaten bereits so stark gestiegen, dass Umsätze und Gästezahlen in der Gastronomie unter den Erwartungen liegen. „Noch immer sind wir vom Vorkrisenniveau weit entfernt“, meldet Hartges mit Verweis auf die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Ein Drittel mehr Pleiten als im Vorjahr

Danach lagen die Umsätze im Gastgewerbe im Zeitraum Januar bis Juli 9,8 Prozent unter den Werten des letzten Vor-Corona-Jahres 2019. Bei Caterern wiederum seien es 8,7 Prozent. „Damit steuert das Gastgewerbe auf das vierte Verlustjahr in Folge hin“, sagt Hartges, derzufolge der Branche in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 bereits rund 36.000 Betriebe verloren gegangen sind.

Aktuell sieht der Finanzinformationsdienstleister Crif gut 14.200 Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés als insolvenzgefährdet an, das sind knapp zwölf Prozent aller Betriebe, über die den Experten Informationen zu beispielsweise Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Zahlungserfahrungen oder auch Mahnverfahren und Inkasso-Überwachungen vorliegen.

Eingetreten ist der Insolvenzfall im ersten Halbjahr bereits bei 743 Betrieben, wie Crif meldet. Das sind knapp 30 Prozent mehr Pleiten als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg sind die Insolvenzen von Januar bis Juni Crif zufolge um knapp 17 Prozent gestiegen, also etwas mehr als halb so stark wie in der Gastronomie. Dazu kommen Branchenexperten zufolge zahlreiche stille Aufgaben von Restaurants, Bars, Cafés und Co., also Betriebsschließungen ohne vorheriges Insolvenzverfahren.

In der Umfrage finden knapp 92 Prozent der Befragten, dass die Gastronomie eine wichtige oder sehr wichtige Rolle für attraktive Innenstädte und Regionen spielt und gut 89 Prozent sprechen den Betrieben eine große Bedeutung für eine lebendige Gesellschaft zu.

„Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer wäre nicht nur ein Stoß ins Herz der Gastronomie mit fast zwei Millionen Beschäftigten in Deutschland, die die Politik während der Pandemie gerade noch gerettet hat. Es wäre auch ein Stoß ins Herz unserer Innenstädte und ländlichen Regionen, denn mit der Gastronomie verschwinden auch wertvolle Orte des Austauschs und der Begegnung“, kommentiert auch Metro-Chef Greubel, dessen Unternehmen als Lieferant für das Gastgewerbe auch selbst abhängig ist von einer florierenden Gastronomie.

Die Politik hat bislang noch keine Entscheidung getroffen, wie es beim Thema Mehrwertsteuer für Speisen und Getränke weitergeht. Die Ampel-Parteien wollen sich auch noch Zeit lassen. Ende Oktober komme die Steuerschätzung und erst dann sei absehbar, wie groß der finanzielle Spielraum für eine Verlängerung der Sieben-Prozent-Regel ist, die den Staat jährlich rund 3,4 Milliarden Euro kostet.

Ein Versuch der Opposition, schon jetzt Fakten zu schaffen, ist indes gescheitert: Ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion für eine dauerhafte Ermäßigung fand in der vergangenen Woche keine Mehrheit im Bundestag. Man verstehe die Sorgen der Branche, eine Entscheidung werde es dennoch erst im November geben, kündigten die Ampel-Fraktionen einheitlich an.

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Streit in der Ampel-Regierung - Lindner sagt, „SPD und Grüne hatten andere Probleme“ als Mehrwertsteuer zu senken

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat die SPD und die Grünen für die Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer in der Gastronomie verantwortlich gemacht. IMAGO/Future Image

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat die SPD und die Grünen für die Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer in der Gastronomie verantwortlich gemacht. IMAGO/Future Image© IMAGO/Future Image

Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wird 2024 wieder steigen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagt, SPD und Grüne seien Schuld daran.

Nachdem die Mehrwertsteuer während der COVID-19-Pandemie bundesweit gesenkt worden war, um die Gastronomie zu unterstützen, soll sie im kommenden Jahr wieder auf 19 Prozent ansteigen. Dies habe die Bundesregierung aus SPD, FDP und Grüne beschlossen, berichtet die „Bild am Sonntag“.

Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner jedoch sei mit der Entscheidung nicht zufrieden und mache ausschließlich seine Koalitionspartner für sie verantwortlich.

2023 habe er eine hohe Mehrwertsteuer persönlich „verhindern“ können, sagte Lindner. Und auch für 2024 wäre das möglich gewesen, „wenn alle Parteien an einem Strang gezogen hätten“. „SPD und Grüne hatten aber andere Prioritäten“, sagte Lindner.

Gaststättenverband befürchtet zahlreiche Insolvenzen und Betriebsaufgaben

Seit Monaten warnt der Gaststättenverband Dehoga davor, die Mehrwertsteuer wieder anzuheben. Die aktuelle wirtschaftliche Realität in der Branche sei, dass eine Steueranhebung zu Jobverlusten, Umsatzeinbußen, Betriebsaufgaben und Insolvenzen führen müsse.