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Neue Millionen für das Treibstoff-Startup von Christian Vollmann – Maersk investiert

Zusammen mit drei Wissenschaftlern tüftelt Christian Vollmann an einem neuen Verfahren zur Herstellung grünen Methanols.

Zusammen mit drei Wissenschaftlern tüftelt Christian Vollmann an einem neuen Verfahren zur Herstellung grünen Methanols.© Presse
Zusammen mit drei Wissenschaftlern tüftelt Christian Vollmann an einem neuen Verfahren zur Herstellung grünen Methanols.

Er sei kein Chemiker, sagte Christian Vollmann vergangenes Jahr im Gespräch mit Gründerszene. Mit seinem Startup Carbon One (C1) plante der Seriengründer (Nebenan.de, eDarling) klimaverträgliche Treibstoffe auf den Markt zu bringen. Es gehe um grünes Methanol als Alternative zum Diesel, das vor allem in der Schifffahrt zum Einsatz kommt. „Sie ist für drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich“, sagte Vollmann damals. Dass der Unternehmer nicht vom Fach ist, scheint Investoren nicht zu stören. Sie glauben offensichtlich an das Potenzial der Technologie des Startups – und das Team, das hinter Vollmann steht.

Reederei stellt Millionensumme bereit

Wie Gründerszene vorab erfuhr, hat sich knapp ein Jahr nach dem Start der dänische Reederei-Konzern Maersk über seinen Wagniskapitalarm Maersk Growth an C1 beteiligt. Die Höhe der Summe wollte Vollmann auf Nachfrage nicht kommentieren. Laut Unterlagen im Handelsregister stellt Maersk jedoch rund fünf Millionen Euro in Form eines Wandeldarlehens bereit. Weitere drei Millionen Euro kommen von bestehenden Gesellschaftern.

Insgesamt sind damit schon rund 13 Millionen Euro in das Startup geflossen. 2022 hatten sich bereits Planet A Ventures aus Hamburg, der Wandelbots-Investor Paua Ventures, der Ex-Vorstandschef des Industriekonzerns Linde, Wolfgang Reitzle, Ex-BASF-Chef Jürgen Hambrecht und Siemens-Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe an C1 beteiligt. Die Investitionen beliefen sich damals auf rund fünf Millionen Euro.

Erster Reaktor in der Pilotphase

Technische Grundlage von C1 ist ein neues chemisches Produktionsverfahren, das Mitgründer Vollmann zusammen mit drei Wissenschaftlern zur Marktreife bringen will – eine patentierte Methanolkatalyse. Dabei wird die Chemikalie unter deutlich weniger Hitze und Druck gewonnen als in bisherigen Verfahren. Das mache entsprechende Anlagen für die Industrie erschwinglicher – und somit auch attraktiver, um beispielsweise klimaverträglichen Schiffstreibstoff herzustellen. Hinter C1 stehen neben Christian Vollmann die drei Chemiker Marek Checinski, Ralph Krähnert und Christoph Zehe.

Mit dem frischen Kapital will C1 seine Technologie nun zur Marktreife bringen. Ein erster Reaktor befinde sich derzeit der Pilotphase, heißt es. Dieser ermögliche die Herstellung von grünem Methanol etwa dort, wo nachhaltige Rohstoffe verfügbar sind oder in der Nähe von Häfen. Geld verdienen will C1 entweder über Lizenzgebühren oder durch den Verkauf entsprechender Produktionsanlagen.

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Milliardeninvestition in Hanau: Rund 500 neue Arbeitsplätze

Vision: So könnte die Anlage laut einer Visualisierung des Entwicklers P3 von 2022 aussehen.

Vision: So könnte die Anlage laut einer Visualisierung des Entwicklers P3 von 2022 aussehen.© TTSP HWP Planungsgesellschaft mbH

Mehr als eine Milliarde Euro will der französische Rechenzentrumsbetreiber Data4 in den nächsten Jahren in Hanau investieren. Vorstandsvorsitzender Olivier Micheli und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) traten am Montag gemeinsam vor die Presse, um ein länger gehütetes Geheimnis zu lüften: Data4 wird Eigentümer und Betreiber des geplanten Großrechenzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Großauheim Kaserne im gleichnamigen Stadtteil. Dort plant das Unternehmen nach den Worten von Micheli auch, seine Deutschlandzentrale einzurichten.

Konversion: Die Kasernen im Stadtteil werden für ein großes Rechenzentrum weichen müssen.

Konversion: Die Kasernen im Stadtteil werden für ein großes Rechenzentrum weichen müssen.© Helmut Fricke

Laut Kaminsky wird Hanau damit in das europäische Netz der Dateninfrastruktur eingebunden und sichere als einer der künftig leistungsstärksten Data-Standorte in Deutschland einen wichtigen Bestandteil für den künftigen Wohlstand der Stadt. Sicher sei, dass Data4 in Hanau Steuern zahlen werde. Daher könne die Stadt mit erheblichen Einnahmen durch die Grund- und Gewerbesteuer rechnen.

Dazu kämen die Anteile aus der Einkommensteuer der neuen Arbeitsplätze. Im Endausbau sollen es einmal rund 500 sein, überwiegend Ingenieure und Technikspezialisten verschiedener Fachrichtungen. Der regionale Ansatz gehöre zur Philosophie von Data4, deshalb sollen die künftigen Mitarbeiter möglichst aus der Umgebung stammen, sagte Micheli. Um genügend Fachkräfte zu beschäftigen, will man frühzeitig Nachwuchswerbung betreiben, die schon in den Schulen anfangen solle. Außerdem biete Data4 ein eigenes Trainingsprogramm für Nachwuchskräfte.

Beste Marktchancen

Mit dem Bau und dem Betreiben von Großrechenzentren hat Data4 nach Angaben Michelis Erfahrung seit 16 Jahren. Fast 30 Data4-Rechenzentren mit jeweils bis zu 20 Gebäuden und einer Jahresleistung von rund einem Gigawatt jährlich gebe es außer in Frankreich auch in Italien, Spanien, Polen und Luxemburg. Deutschland fehle noch, um die europäische Strategie des Unternehmens zu komplettieren. Man habe lange nach einem geeigneten Standort suchen müssen. In Hanau sei man nun fündig geworden. Die Stadt biete ideale Voraussetzungen und weite den Schwerpunkt Frankfurt auf den Osten des Rein-Main-Gebiets aus.

Zudem biete Deutschland als eine der führenden Nationen bei der digitalen Infrastruktur beste Marktchancen, sagte der Vorstandsvorsitzende. Perspektivisch soll der Hanauer „Rechenzen­trum-Campus“ einer der größten in Deutschland und in Europa werden. Data4 erwarb das rund 20 Hektar große Areal zu einem ungenannten Preis und übernimmt auch die Planung, den Bau und den Betrieb der in Modulen wachsenden Anlage.

Wie der Projektentwickler P3 mit Sitz in Frankfurt künftig in das Projekt eingebunden ist, wurde in der Pressekonferenz nicht ganz deutlich. Laut Semir Selcukoglu, Leiter Spezialprojekte bei P3, werde man die schon laufenden Abriss- und Erschließungsarbeiten begleiten und die „Projektkontinuität sicherstellen“. P3 Logistic Parks ist ein Entwickler und Eigentümer von Logistikimmobilien in Europa. Er erwarb das Areal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, um das „P3-Datacenter Hanau“ zu entwickeln.

Die Inbetriebnahme des ersten Moduls des Rechenzentrum-Campus von Data4 ist frühestens für das Jahr 2024 oder spätestens bis zum Jahr 2025 geplant. Weitere Module sollen danach bis zum Jahr 2032 entstehen. Wie Micheli versicherte, ist Data4 nicht nur an Regionalität interessiert, sondern auch an der Nachhaltigkeit des Projekts.

Dabei geht es vor allem um die bei Rechenzentrumsprojekten häufig geforderte Nutzung der Abwärme. Laut Martina Butz, Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau, soll Abwärme für die Hanauer Bürger genutzt werden. Man führe bereits Gespräche mit den beteiligten Unternehmen. Für die enormen Strommengen, die der Campus benötigen wird, etwa 180 Megawatt, erstellen die Stadtwerke eine etwa zehn Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage in unmittelbarer Nähe sowie ein Blockheizkraftwerk und ein Umspannwerk.

Gerechnet wird mit rund 500.000 Kubikmeter Bauschutt durch den Abriss der alten Kasernengebäude, überwiegend Lagerhallen der amerikanischen Armee. Davon sollen nach städtischen Angaben mehr als 75 Prozent recycelt und an Ort und Stelle wiederverwendet werden.

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E-Mobilität: Jagd nach knappen Rohstoffen: Zwei Start-ups wollen Batterie-Recycling zum Milliardengeschäft machen

Li-Cycle aus Kanada und Redwood aus den USA investieren in Recycling-Werke in Deutschland. Beide wollen die technologische Führung in einer künftigen Milliardenbranche übernehmen.

Der Rohstoff ist so unscheinbar, wie sein Name rätselhaft klingt: „Schwarze Masse“ nennen Fachleute das gräuliche Pulver, das aus alten Lithium-Ionen-Batterien gewonnen wird. Es enthält sämtliche kritischen Metalle, die bei der Herstellung der Batterie verwendet wurden: Lithium, Nickel, Kobalt, Grafit.

Das Problem: Mit herkömmlichen Recycling-Methoden lässt sich das Lithium nicht so aus der Schwarzen Masse isolieren, dass es für die Produktion neuer Batterien genutzt werden kann. Ausgerechnet der wertvolle Grundstoff des Lithium-Ionen-Akkus verbrennt bei diesen Schmelzverfahren zu einer unbrauchbaren Schlacke.

Doch zwei Start-ups aus Nordamerika wollen das ändern: Li-Cycle aus Kanada und Redwood aus den USA arbeiten an neuen Recyclingmethoden, mit denen sich Lithium-Ionen-Akkus im industriellen Maßstab beinahe vollständig wiederverwerten lassen. Beide Firmen sind auch in Deutschland vertreten.

Zweikampf der Batteriepioniere

Hinter Redwood steht der ehemalige Tesla-Manager JB Straubel. Mit seinem neuen Unternehmen will er kritische Metalle wie Nickel, Kobalt, Lithium und Kupfer aus alten Batterien zurückgewinnen, erklärt der Gründer im Gespräch mit dem Handelsblatt. Redwood strebe künftig einen Recyclinggrad von „vielleicht 95 Prozent“ an, so Straubel – und damit mehr als viele Konkurrenten.

Das gleiche Ziel verfolgen auch Tim Johnston und Ajay Kochhar, die Gründer von Li-Cycle. Das kanadische Unternehmen arbeitet in Europa mit dem schweizerischen Rohstoffkonzern Glencore zusammen. Die Partner peilen ebenfalls eine Recyclingquote von 95 Prozent an. Tim Johnston, Co-CEO von Li-Cycle, kündigt an, „den größten Anbieter von nachhaltig recycelten Materialien in Batteriequalität“ schaffen zu wollen.

Hendrik Fitschen, der bei Glencore das Recyclinggeschäft in Europa verantwortet, ergänzt: „Unser Ziel ist es, zusammen mit Li-Cycle einen Rohstoffkreislauf in Europa aufzubauen.“ Ab 2027 wollen beide Unternehmen die gesamte Wertschöpfung von der Sammlung der Altbatterien bis zur Aufbereitung von Metallen für die Batterieproduktion anbieten können.

Noch ist offen, wer das Rennen für sich entscheidet – oder ob einer der etablierten Recycler wie Umicore oder BASF doch schneller sein wird als die Angreifer aus Nordamerika.

Kritische Rohstoffe könnten knapp werden

Wer es schafft, zum Technologieführer aufzusteigen, besetzt einen Milliardenmarkt. „Es ist absehbar, dass die Nachfrage nach Recyclingkapazität deutlich steigen wird“, sagt Alexander Franke, Partner und Experte für Energie und Rohstoffhandel bei der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman.

Einer Studie der RWTH Aachen und der Beratungsgesellschaft Strategy& zufolge dürfte sich die für Recycling zur Verfügung stehende Batteriekapazität von aktuell etwa 10.000 Tonnen auf 460.000 Tonnen vervielfachen. Eine Schwemme an Altakkus von Elektroautos erwarten die Experten jedoch erst für die Zeit zwischen 2030 und 2040. Dann könnten knapp sechs Millionen Tonnen Lithium-Ionen-Schrott auf den Markt kommen. Die Studie beziffert den möglichen Erlös mit Recycling ab dem Jahr 2035 allein in Europa auf acht Milliarden Euro.

Um die Massen zu bewältigen, müsse sich der Markt professionalisieren, sagt Wyman-Berater Franke. „Bislang ist die Industrie stark fragmentiert.“ Noch sei offen, wie die Wertschöpfungskette aussehen werde. „Drei Branchen schauen sich den Recyclingmarkt gerade an: Bergbaukonzerne, Rohstoffhändler sowie Produzenten von Batterien und E-Autos.“

Für den Ausbau der Elektromobilität ist der Hochlauf des Batterierecyclings entscheidend, sagt Franke: „Recycling wird eine wichtige Rolle für das Angebot an kritischen Rohstoffen wie Lithium und Kupfer spielen.“ Die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) warnen, dass die Nachfrage nach vielen Batteriemetallen das Angebot übersteigen könnte, etwa bei Kupfer. „Ohne Recycling wird die Angebotslücke noch größer“, bestätigt Franke.

Magdeburg wird zur Hochburg für das Batterierecycling

Im Magdeburger Werk von Li-Cycle legen Mitarbeiter den Akkuschrott auf ein Förderband. Altbatterien jeder Größe verschwinden in einem mehrere Meter hohen Behälter und werden zunächst geschreddert. Li-Cycle-Manager Udo Schleif erläutert: „Der Trick bei dem Prozess ist das Schreddern in mehreren Stufen unter Wasser. Dadurch wird die Schwarze Masse herausgewaschen.“

Die von Li-Cycle selbst entwickelte Anlage trennt zunächst die Kunststoffteile von den Metallteilen und schließlich die Schwarze Masse von den weniger wertvollen Metallbestandteilen – und das ohne die Zufuhr von Wärme. „Der Prozesses ist sehr effizient, der Energieaufwand gering“, sagt Schleif. Ebenfalls wichtig: „Wir können die alten Batterien in jeder Form und Größe verarbeiten, und zwar in geladenem Zustand und ohne Demontage der Batterien. Das verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil.“

Die erste von drei geplanten Fertigungsstraßen in Magdeburg läuft seit Anfang Oktober im Regelbetrieb. Sie kann pro Jahr 10.000 Tonnen Batterieschrott zu mehreren Tausend Tonnen Schwarzer Masse verarbeiten. In den kommenden zwei Jahren soll die Kapazität auf bis zu 30.000 Tonnen Altbatterien steigen.

US-Investment in Bremerhaven

Ein vergleichbares Werk mitsamt den 70 Mitarbeitern hat Redwood kürzlich in Bremerhaven von der Redux GmbH übernommen. Auch diese Anlage könne verschiedene Batterietypen verarbeiten, erläutert Firmenchef Straubel. „Wir nehmen Rohbatterien an, egal ob es sich um Batterien von Elektroautos, Kleinelektrobatterien oder stationäre Speicher handelt.“

Der Prozess verläuft ähnlich: Die Altbatterien werden zunächst in einem mechanischen Verfahren zerkleinert und dann chemisch und ohne Einsatz von Hitze in ihre Bestandteile zerlegt. Mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität von 10.000 Tonnen könne der Standort Bremerhaven Straubel zufolge schon heute die Lithium-Ionen-Batterien von bis zu 20.000 Elektroautos im Jahr recyceln.

Man habe „mit großer Sorgfalt und Forschung“ untersucht, wie der Prozess zu optimieren sei, sagt Straubel. Dabei sei es Redwood unter anderem gelungen, verunreinigende Materialien effizient abzutrennen und so eine sehr gleichmäßige Konsistenz und saubere Zusammensetzung zu erreichen. Das Ziel sei erreicht worden, „sehr hochwertige“ Schwarze Masse herzustellen.

Viel spricht dafür, dass Li-Cycle und Redwood ein wichtiges Problem für den flächendeckenden Ausbau des Batterierecyclings gelöst haben: das Sammeln und die erste Verarbeitung des Batterieschrotts. Denn Lithium-Ionen-Akkus sind leicht brennbar und können nur schwer über große Strecken transportiert werden. Wyman-Berater Franke bestätigt: „Die größte Herausforderung besteht darin, genügend Recycling-Volumina zu aggregieren.“

Wertstofftrennung per Säurebad

Eine weitere Herausforderung bleibt, sämtliche in der Schwarzen Masse gebundenen Wertstoffe zu extrahieren, um sie für die Produktion neuer Akkus verwenden zu können. Bei den in der Industrie verbreiteten Schmelzverfahren, sogenannten pyrometallurgischen Prozessen, entstehen kupfer-, nickel- und kobalthaltige Metalllegierungen. Übrig bleibt eine lithiumhaltige Schlacke, die höchstens noch im Straßenbau genutzt werden kann.

Daher entwickelten sowohl Redwood als auch Li-Cycle ein sogenanntes hydrometallurgisches Verfahren, bei dem die verschiedenen Metalle mithilfe von Säure getrennt werden. Nach Angaben von Straubel verwendet Redwood diese bereits im Stammwerk in Nevada. In Europa habe man damit noch nicht begonnen. Die neue Fabrik in Bremerhaven verfüge noch „nicht über alle Möglichkeiten der Metallraffination“, der entsprechende Ausbau sei ein zukünftiges Projekt, erläutert er.

Li-Cycle musste dabei zuletzt einen Rückschlag verkraften: Der Bau einer bis Ende des Jahres geplanten Raffinerie in Rochester im US-Bundesstaat New York verzögert sich, wie das Unternehmen kürzlich einräumen musste. Der Aktienkurs brach in der Folge um 50 Prozent ein. In Europa hat das Unternehmen ein Joint Venture mit Glencore gegründet. Glencore-Manager Fitschen erläutert: „Das hydrometallurgische Verfahren ist ein erprobter chemischer Prozess. Die Herausforderung besteht darin, diesen im industriellen Maßstab durchzuführen.“

Gemeinsam wollen die Unternehmen eine zum Teil stillgelegte Zink- und Bleischmelze von Glencore auf Sardinien zu einer Raffinerie für Schwarze Masse umbauen. In einer ersten Phase soll das Gemeinschaftsunternehmen 11.000 Tonnen Schwarze Masse verarbeiten können. Verläuft die Pilotphase erfolgreich, könnte dort die größte Anlage ihrer Art in Europa gebaut werden.

Im besten Fall sparen die Partner Li-Cycle und Glencore viel Zeit und hohe Investitionen, die der Bau einer Raffinerie auf der grünen Wiese kosten würde. Für den Aufbau eines kontinentalen Recycling-Netzwerks sind der Studie von der RWTH Aachen und Strateg& zufolge bis 2035 Investitionen in Höhe von 9,6 Milliarden Euro nötig.

US-Unternehmen im Vorteil

Unternehmen in den USA sind da im Vorteil: Der „Inflation Reduction Act“ (IRA), das 800 Milliarden Dollar schwere Subventionspaket von US-Präsident Joe Biden zum grünen Umbau der Wirtschaft, hält auch Subventionen für Recyclingfirmen bereit. So hat Redwood vergünstigte Kredite über zwei Milliarden Dollar von der US-Regierung erhalten.

Ursprünglich hatte Redwood geplant, den europäischen Standort als zweites Großprojekt nach dem Ausbau des Stammwerks in Nevada anzugehen. Aufgrund der IRA-Subventionen wurde der Aufbau der zweiten US-Fabrik in South Carolina aber vorgezogen. Auch Li-Cycle erhielt ein Darlehen der US-Regierung über 375 Millionen Dollar für das Werk in Rochester.

Während Li-Cycle börsennotiert ist, hat Redwood kürzlich in einer Series-D-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von einer Milliarde Dollar eingesammelt. „Ein Vorteil von Redwood ist unsere Größe und unsere Fähigkeit, Kapital zu beschaffen und die nötigen Investitionen zu tätigen, um schnell zu wachsen“, sagt Straubel. Das eingenommene Kapital fließe „in die Erweiterung und Ausstattung einer Reihe unserer Anlagen“, sagt er, zum einen nach Nevada, zum anderen nach South Carolina – und nun auch nach Bremerhaven.