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Was ist über das Coronavirus bekannt?

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Seit dem 11. Februar hat der ursprünglich 2019-nCoV genannte Erreger einen neuen Namen: SARS-CoV-2 zählt zur großen Familie der Coronaviren – so benannt, weil sie von zackenartigen Strukturen umgeben sind, die einer Krone ähneln. Harmlose Typen lösen oft nur leichte Erkältungsinfekte aus. Das neue Coronavirus hingegen kann zu Lungenentzündungen und schweren Atembeschwerden führen. Die Lungenkrankheit, die das Coronavirus auslösen kann, hat den Namen Covid-19 (Corona Virus Disease 2019) bekommen.
Viele Mediziner vergleichen es mit dem SARS-Erreger, der in den Jahren 2002/2003 eine Epidemie verursacht hatte. SARS steht für "Severe Acute Respiratory Syndrome", also Schweres Akutes Atemwegssyndrom. Der neue Name des Coronavirus weist auf die enge Verwandtschaft der beiden Viren hin. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten weltweit 8.096 Menschen an SARS, 774 von ihnen starben. Damals wurden 349 Todesfälle aus Festlandchina gemeldet sowie 299 weitere aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong.
Am Coronavirus sind bisherigen Schätzungen zufolge knapp 100.000 Menschen erkrankt, mehr als 3.000 von ihnen sind bislang an der Lungenkrankheit gestorben.
Wie wird das Virus übertragen?
Wie alle Coronaviren wurde auch der neue Erreger wohl zuerst von Tieren auf den Menschen übertragen. Gerade Säugetiere tragen Keime in sich, die auf den Menschen überspringen können. Als Quelle der neuen Coronaviren gelten unter anderem Fledermäuse und Flughunde. Auch Nutztiere haben in der Vergangenheit Coronaviren auf den Menschen übertragen.
Das neue Virus kann aber auch direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dies ist bereits möglich, bevor ein Infizierter selbst Symptome wie Fieber oder Husten entwickelt hat. Ob der Erreger nur über eine Tröpfcheninfektion oder auch durch eine Schmierinfektion übertragen werden kann, ist noch nicht abschließend geklärt. Es ist davon auszugehen, dass die Übertragung – wie bei anderen Coronaviren auch – primär über Sekrete der Atemwege erfolgt.
Das Virus vermehrt sich im Rachen. Während ein Infizierter spreche oder huste, gebe er Tröpfchen von sich, sagte Ende Februar der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. "Die fliegen vielleicht so 1,5 Meter weit und fallen relativ schnell zu Boden. Es ist das Einatmen einer solchen Wolke, die einen infiziert in den meisten Fällen." Im Moment sei das Risiko, bei einem Kratzen im Hals eine Covid-19-Erkrankung zu haben, in Deutschland aber "unglaublich klein".
Die neuartigen Coronaviren wurden aber auch in Stuhlproben einiger Betroffener gefunden. Ob das Virus auch über den Stuhl verbreitet werden kann, ist laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung noch nicht abschließend geklärt. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie geht davon aus, dass man über einige Zeit Kontakt auf einer Entfernung unter einem Meter haben muss, um sich anzustecken.
Wie das Ärzteblatt berichtet, habe Günter Kampf vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald gemeinsam mit Eike Steinmann von der Ruhr-Universität Bochum 22 Studien über Coronaviren und deren Inaktivierung zusammengestellt. Daraus ergebe sich, dass Coronaviren auf unbelebten Oberflächen wie Metall, Glas oder Kunststoff bis zu neun Tage verbleiben – wenn sie nicht beseitigt werden.
Ein Fall aus Wuhan hat zudem die Vermutung aufgebracht, dass das Virus auch von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden kann. Ein solcher Infektionsfall sei bei einem Säugling 30 Stunden nach der Geburt festgestellt worden, berichtete der Chef der Neugeborenenabteilung des Kinderkrankenhauses von Wuhan, Zeng Lingkong, nach Angaben der Nachrichtenagentur China News Service.
Welche Symptome treten auf?
Nach derzeitigem Wissen kann das Virus Fieber und Husten auslösen. Auch heftigere Symptome wie eine Lungenentzündung können auftreten. Weitere Symptome des Virus können Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Atemnot sein. Auch typische Grippesymptome wie Schnupfen oder Halskratzen gehören laut Robert Koch-Institut dazu. Einige Betroffene leiden laut Bundesgesundheitsministerium auch an Durchfall.
Die Inkubationszeit – der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen – soll nach bisherigem Wissen zwei bis 14 Tage betragen. Eine spezielle Therapie zur Behandlung der Infektion gibt es bislang nicht, lediglich die Symptome können mit Medikamenten abgemildert werden.
Todesfälle traten allerdings bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren oder bereits zuvor an chronischen Erkrankungen litten.
Sind Männer und ältere Menschen besonders gefährdet?
Bislang sind besonders viele ältere Menschen unter den Infizierten. Der inzwischen bekannt gewordene Fall eines infizierten Kindes in Deutschland ist somit eher ungewöhnlich. Mehrere kürzlich veröffentlichte Studien bestärken die Vermutung, dass sich ältere Menschen besonders häufig mit dem Virus infizieren. Zudem sind Männer offenbar etwas häufiger betroffen als Frauen – möglicherweise deshalb, weil Frauen grundsätzlich über eine etwas bessere Immunabwehr verfügen.
In einer im Fachblatt "Lancet" veröffentlichten Studie werteten chinesische Forscher den Verlauf der Krankheit bei knapp 100 infizierten Patienten aus Wuhan aus. Demnach waren die Betroffenen durchschnittlich knapp 60 Jahre alt. 67 Prozent von ihnen waren männlich. Die Auswertungen bekräftigen auch die bisherige Annahme, dass sich vor allem Menschen mit schweren Vorerkrankungen anstecken. Laut der Studie hatte die Hälfte der untersuchten Patienten eine chronische Vorerkrankung wie etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In einer weiteren Studie, die im "New England Journal of Medicine" (NEJM) erschienen ist, werteten Wissenschaftler aus China die Krankheitsverläufe von 425 Patienten aus Wuhan aus, deren Infektion bis zum 22. Januar bekannt geworden war. Auch hier lag das durchschnittliche Alter der Erkrankten bei rund 60 Jahren, 56 der 99 untersuchten Infizierten waren Männer. Unter den 425 Erkrankten war kein einziges Kind. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich Kinder nicht so leicht infizieren oder in der Regel nur sehr leichte Symptome entwickeln.
Woher stammt das Virus?
Das Coronavirus hat seinen Ursprung wahrscheinlich auf einem Fischmarkt in Wuhan, einer Stadt mit elf Millionen Einwohnern in der ostchinesischen Provinz Hubei.
"Man nimmt an, dass die Quelle auf diesem Markt verkaufte Tiere waren", sagte Arnaud Fontanet, Leiter der Abteilung für die Epidemiologie neu auftretender Krankheiten am Pariser Pasteur-Institut. Der Markt wurde zu Jahresbeginn geschlossen und desinfiziert.
Sind die Gefahren mit SARS vergleichbar?
Derzeit gilt der neue Erreger als ansteckender, aber weniger gefährlich als der SARS-Erreger. Während beim SARS-Virus die Sterberate bei rund zehn Prozent lag, sind es beim Coronavirus nur geschätzte ein bis zwei Prozent. Es wird sogar davon ausgegangen, dass die Rate noch geringer ist, weil Fälle mit leichtem Verlauf gar nicht erfasst werden.
Sollte das Coronavirus, wie damals SARS, mutieren, könne sich dies aber ändern. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Lage mit Einsetzen des wärmeren Wetters bessern werde, welches "der Verbreitung von ansteckenden Atemwegserkrankungen nicht förderlich" sei. Andere Experten, wie der Infektiologe Stefan Moritz von der Uniklinik Halle bezweifeln dies allerdings.
Droht nun eine Coronavirus-Pandemie?
Trotz steigender Fallzahlen in mehreren Ländern gibt sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiter optimistisch. Es sei sehr ermutigend, dass die Fallzahlen in China zurückgingen, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus kurz nach der Ausbreitung in Italien. Die Ausbreitung des Virus könne noch gestoppt werden. Die Zahlen aus Italien, dem Iran und Südkorea seien gleichwohl sehr beunruhigend, sagte er. Nach WHO-Einschätzung habe das Coronavirus jedoch das Potential, zu einer Pandemie zu werden.
Auch deutsche Gesundheitspolitiker betonten weiterhin, dass Deutschland gut auf mögliche Infektionsfälle vorbereitet sei. Es gebe "klare Pandemiepläne, regelmäßige Übungen sowie die Ressourcen, um schnell und effektiv zu reagieren", heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Abhängig von der Risikoeinschätzung für Deutschland werden zudem fortlaufend weitere mögliche Maßnahmen geprüft. Aktuell habe das Gesundheitsministerium eine außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von bis zu 23 Millionen Euro beantragt. Damit sollen unter anderem die Ausbruchsbekämpfung und die Risikokommunikation gefördert werden.
Die EU-Gesundheitsagentur ECDC stufte unterdessen das Risiko durch das neue Coronavirus in der Europäischen Union Anfang März von moderat auf hoch herauf. Insgesamt wurden nach Angaben der EU-Kommission bisher rund 2.100 Fälle in 18 EU-Staaten nachgewiesen.
Coronavirus: Gibt es einen Impfstoff?
Momentan gibt es keinen Impfstoff. Wann eine Impfung zur Verfügung stehen könnte, ist derzeit nicht absehbar. Wer sich gegen die Grippe impfen lässt, hilft laut Robert Koch-Institut aber dabei, das Gesundheitswesen zu entlasten. Ältere Menschen können sich gegen Pneumokokken impfen lassen.
Weltweit arbeiten Wissenschaftler aber bereits an der Entwicklung eines Wirkstoffs. In China soll Medienberichten zufolge ein erster Impfstoffkandidat ab Ende April 2020 in einer klinischen Studie erprobt werden.
Um internationale Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu unterstützen, haben die chinesischen Behörden früh die Gensequenz des Erregers veröffentlicht. Dadurch konnte schnell ein Test zur Identifizierung von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus entwickelt werden.
Was müssen Sie jetzt beachten?
Das Bundesgesundheitsministerium rät dazu, sich an folgende Maßnahmen zu halten:
Achten Sie auf eine gute Handhygiene.
Halten Sie die Husten-Nies-Etikette ein.
Halten Sie Abstand zu Erkrankten.
Wenn Sie bereits erkrankt sind, kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sinnvoll sein, um das Risiko einer Ansteckung anderer Personen durch Tröpfchen zu verringern, welche beim Husten oder Niesen entstehen. Ein Mund-Nasen-Schutz, wie er in der Chirurgie eingesetzt wird, schützt laut Meinung vieler Experten allerdings nicht vor einer Ansteckung durch andere Infizierte. Laut Robert Koch-Institut könne das Tragen einer Maske sogar ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen.
Haben Sie Sorge, sich beispielsweise durch Kontakt zu einem Infizierten bereits angesteckt zu haben, sollten Sie Kontakt zu Ihrem zuständigen Gesundheitsamt suchen. Nach einer individuellen Befragung werden dann nötige Maßnahmen ergriffen. Vor Arztbesuchen sei es wichtig, in den Praxen anzurufen, warnt zudem RKI-Präsident Lothar Wieler. "Auch Menschen mit ganz wenig Symptomen können andere anstecken."
Folgende Gebiete werden vom Robert Koch-Institut als Risikogebiete eingestuft und sollten daher gemieden werden:
In China: Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan) und die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo, Taizhou in der Provinz Zhejiang.
Im Iran: Provinz Ghom
In Italien: Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien.
In Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)
Ausbreitung von Covid-19: Übertragung von Mensch zu Haustier möglich?
Vorsorgemaßnahmen in Deutschland: Coronavirus – Schützt ein Mundschutz?
Lungenkrankheit aus China: Warum ein Impfstoff viel Zeit braucht
Das Auswärtige Amt empfiehlt zudem, sollte sich eine Reise in eines der Gebiete nicht vermeiden lassen, noch strenger auf Hygiene zu achten, Marktbesuche und Kontakt mit Tieren und rohen Tierprodukten sowie mit infizierten Menschen zu vermeiden.

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So lange wir noch Einschränkungen an Menschenrechten laut Grundgesetz im eigenen Land haben und im Alltag zum tragen von Schutzmasken gezwungen werden, darf es keine Reisefreiheit geben!

So holen wir uns das Problem wieder ins Land!

Der richtige Weg ist zuerst unsere Rechte, dann der Urlaub im Ausland. Eine Verlängerung der Einschränkungen in Deutschland kann zu irreparablen Schäden führen.

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Coronavirus: Was wir nach einem halben Jahr Corona wissen

Als Ende 2019 ein neuartiges Coronavirus in China ausbrach, dachte niemand, dass es sich nur wenige Wochen später auf der ganzen Welt ausbreiten würde. Inzwischen haben wir eine Menge gelernt.

Ende Januar gab ein - damals der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannter - Berliner Virologe dem SPIEGEL ein Interview. Es ging um das neuartige Coronavirus, das in der chinesischen Metropole Wuhan aufgetaucht war und sich dort rasant verbreitete. Es sehe danach aus, als käme die Welt glimpflicher davon als bei der Sars-Pandemie, sagte Christian Drosten, der damals noch unkompliziert zu erreichen war und auf kurze Anfragen persönlich per Email antwortete. "Aber das müssen wir in den kommenden Wochen beobachten."

Inzwischen weiß fast jeder, wer Drosten ist - und dass er mit seiner Einschätzung im Januar daneben lag: Rund 8000 Menschen erkrankten 2002/03 weltweit an Sars-1. Nur, muss man sagen. Denn mit Sars-CoV-2 haben sich mittlerweile mehr als sieben Millionen Menschen infiziert, in fast allen Ländern wurde das öffentliche Leben maßgeblich eingeschränkt. Unzählige Mitarbeiter vieler Firmen arbeiten im Homeoffice, wir tragen Mundschutz beim Einkaufen und haben Begriffe wie Aerosole, Reproduktionszahl und Abstandsregeln längst in unseren Alltagswortschatz aufgenommen.

Virologen blieb Anfang des Jahres nichts anderes übrig, als über das neue Virus zu spekulieren. Und auch ein knappes halbes Jahr nach Bekanntwerden der ersten Fälle in Wuhan gibt es vieles, was wir noch nicht wissen: Ob und wann es einen Impfstoff geben wird etwa oder welche Medikamente gegen Covid-19 helfen. Doch in einigen Bereichen haben wir zunehmend verlässliche Informationen über die Lungenkrankheit gesammelt. Ein Überblick.

Aerosole scheinen ein wichtiger Übertragungsweg für Sars-CoV-2 zu sein

Der Hauptübertragungsweg von Sars-CoV-2 ist laut Robert Koch-Institut (RKI) die Tröpfcheninfektion: beim Sprechen, Husten oder Niesen werden Tröpfchen ausgeschieden, die wiederum vom Gegenüber eingeatmet werden können oder auf dessen Schleimhäute gelangen.

Immer mehr Daten sprechen nun dafür, dass die Viren auch über Aerosole übertragen werden können. Dabei handelt es sich um winzige Schwebeteilchen, die unter anderem beim Sprechen ausgeschieden werden und im Gegensatz zu Tröpfchen nicht so schnell zu Boden sinken. Um sich vor ihnen zu schützen, reicht ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht aus. Besonders hoch ist das Risiko in geschlossenen Räumen.

Wer singt, laut spricht oder angestrengt atmet, scheidet außerdem mehr Aerosole aus als jemand, der entspannt vor sich hinatmet. Das könnte erklären, warum Gottesdienste und Restaurants prädestinierte Orte für einen Ausbruch sind.

Besonders ansteckend sind Infizierte zudem kurz vor Symptombeginn: Wie Wissenschaftler von der Universität Hongkong berichten, lassen sich vor allem dann viele Viren im Nasen-Rachen-Raum finden, wenn sich gerade erste Anzeichen der Erkrankung bemerkbar machen - knapp die Hälfte der Ansteckungen fand sogar bereits vor Beginn der Symptome statt.

Corona wird häufig durch Superspreader verbreitet

Zunächst ging man davon aus, dass jeder Infizierte hochansteckend sei und das Virus an bis zu drei Personen weitergeben könne. Die Untersuchung verschiedener Ausbruchs-Cluster - also Orte, an denen sich eine hohe Zahl an Infizierten häuft - legen jedoch nahe, dass die Ansteckungen offenbar auf eine oder einige wenige hochinfektiöse Personen zurückgehen: sogenannte Superspreader.

Wer Superspreader wird und warum einige Personen ansteckender als andere sind, lässt sich schwer beantworten. Unter anderem spielen dabei äußere und individuelle Faktoren eine Rolle (mehr dazu lesen Sie hier). Mit diesen Erkenntnissen kann die Pandemie nun gezielter eingedämmt werden, indem Superspreader-Events ausfindig gemacht und kontrolliert werden - etwa durch das fortbestehende Verbot von Großveranstaltungen oder die sofortige Isolation aller Kontaktpersonen eines Clusters.

Kinder scheinen keine besondere Rolle bei der Verbreitung des Virus zu spielen

Bereits zu Beginn der Pandemie war auffällig, dass sich Kinder eher selten mit dem Virus anstecken und falls doch, ein Großteil von ihnen keine oder nur milde Symptome zeigt. Bislang ist noch nicht abschließend geklärt, wie häufig Kinder sich mit dem Coronavirus infizieren und wie oft sie andere anstecken. Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Virusmenge bei Kindern der von Erwachsenen ähnlich ist und sie damit eigentlich auch genauso infektiös sein müssten.

Quantitative Datenauswertungen von Infizierten zeigen jedoch, dass Unter-Zwölfjährige sich deutlich seltener anstecken und das Virus auch seltener weitergeben als Erwachsene. Sie scheinen bei der Verbreitung von Sars-CoV-2 also keine besondere Rolle zu spielen.

Mund-Nasen-Schutz bringt mehr als zunächst gedacht

Maskenpflicht - ja oder nein? Lange sahen Experten keine Notwendigkeit, in der Öffentlichkeit Masken zu tragen, oder rieten davon ab. Im April entschieden die Bundesländer dann doch, eine landesweite Maskenpflicht in Läden und öffentlichen Verkehrsmitteln einzuführen. Und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die zunächst gegen Masken war, hat inzwischen ihre Empfehlungen geändert und rät nun zum Maskentragen in der Öffentlichkeit.

Der Sinneswandel könnte auf verschiedene Studien zurückzuführen sein, die eine Schutzwirkung beim richtigen Einsatz von Masken belegen. Eine vorveröffentlichte Studie aus Jena etwa, wo als erstes in Deutschland die Maskenpflicht eingeführt wurde, legt nahe, dass die Alltagsmasken dort tatsächlich eine Schutzwirkung gegen die Ausbreitung des Coronavirus hatten. Britische Forscher haben in einer aktuellen Studie berechnet, dass ein konsequenter Einsatz von Mund-Nasen-Schutz in der Allgemeinbevölkerung zusammen mit den anderen Maßnahmen eine zweite Welle möglicherweise verhindern könnte.

So oder so: Die Masken schützen nur vor einer Übertragung, wenn sie richtig angewandt werden. Das heißt, Mund und Nase müssen bedeckt sein, die Maske muss entweder abends entsorgt oder bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, und sie sollte nicht ständig unters Kinn gezogen und dann wieder aufgesetzt werden.

Covid-19 hat viele Symptome

Bei rund 80 Prozent der Infizierten verläuft Covid-19 milde, bei einigen sogar ganz ohne Symptome. Bei den verbleibenden 20 Prozent kann die Krankheit jedoch zu schweren Organschäden führen, vermutlich sogar mit Langzeitfolgen. Kopf, Nase, Rachen, Lunge, Herz, Nieren, Magen, Darm und sogar die Zehen kann das Virus befallen. Zu den häufigsten Symptomen zählen der Geruchs- und Geschmacksverlust, Fieber, Husten, Halsschmerzen und andere Atemwegsbeschweren.

Covid-19 löst bei schweren Verläufen eine Lungenentzündung aus, teils müssen die Patienten beatmet werden. Bei einigen Patienten treten auch schwere neurologische Erkrankungen auf, Covid-19 erhöht zudem das Risiko für Thrombosen. Durch die Entzündung wird auch das Herz-Kreislaufsystem schwer belastet, das Risiko für einen Herzinfarkt steigt. Bei schweren Verläufen können auch die Nieren versagen.

Nach einem schweren Verlauf brauchen die Patienten oft mehrere Wochen, um vollständig wieder zu genesen. Über Spät- und Langzeitfolgen ist noch wenig bekannt. Jedoch haben etwa Sportmediziner bereits herausgefunden, dass die Lunge nach einer Covid-19-Infektion noch für mehrere Wochen eingeschränkt belastbar ist und die Sportler daher eine lange Pause machen sollten, bevor sie wieder mit dem Training beginnen.

Die Pandemie wirkt sich auf die Psyche aus

Soziale Isolation, "neue Normalität", Existenzängste: Der Corona-Lockdown hat Veränderungen mit sich gebracht, die für viele eine mentale Herausforderung darstellen. Bereits zu Beginn der Pandemie warnten Experten vor einem Anstieg an Depressionen, Angstzuständen, Substanzmissbrauch und häuslicher Gewalt. Inzwischen zeigt sich, dass sie recht behalten haben und der Lockdown teils extreme Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung hatte.

Dabei sind nicht nur Risikogruppen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen betroffen, sondern die gesamte Bevölkerung. Studien belegen, dass vor allem junge Menschen unter den Veränderungen, die der Lockdown mit sich gebracht hat, leiden. Eine Erklärung dafür hat der Soziologe Martin Schröder von der Universität Marburg: "Die Auswirkungen haben die Jungen sicherlich mehr eingeschränkt als die Alten, von denen viele vielleicht ohnehin viel Zeit zu Hause verbringen, kein so aktives Sozialleben mehr haben und in ihrer Freizeit auch normalerweise lieber spazieren gehen als in Bars." Es seien also vor allem die Maßnahmen gegen die Pandemie und weniger die Gefahr durch Covid-19 selbst, die Einfluss auf die psychische Gesundheit hätten.

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Aktuelle Corona-Lage  

Alle 15 Sekunden stirbt ein Mensch – über 700.000 Tote weltweit

Noch immer infizieren sich weltweit mehr Menschen mit dem Coronavirus: Inzwischen sind mehr als 18,5 Millionen, die sich mit dem Erreger angesteckt haben. Auch in Deutschland steigen die Fallzahlen weiter – wenn auch weniger stark als im Frühling. 

Die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden. Bis Mittwoch (5. August, 7.23 Uhr) waren nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität weltweit 18.540.119 Infektionen registriert. 700.647 Menschen sind gestorben. Im Schnitt sterben damit weltweit täglich rund 5.900 Menschen, im Schnitt ein Mensch alle 15 Sekunden.

In Deutschland gibt es 212.828 bestätigte Infektionen, wie die Zahlen der Johns-Hopkins-Universität zeigen. 9.163 Menschen sind gestorben. 194.173 Menschen gelten mittlerweile als genesen.

Die folgende Karte zeigt die absoluten Fallzahlen in Deutschland an. Gehen Sie auf einen Landkreis, um mehr Informationen angezeigt zu bekommen.

Da es sich um eine dynamische Situation handelt, kann es sein, dass die Zahlen von denen anderer Stellen abweichen.

Die nächste Karte zeigt, welche Landkreise aktuell mit einem Ausbruch zu kämpfen haben. Dazu wird die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt. Diese sogenannte 7-Tage-Inzidenz gibt das aktuelle Infektionsgeschehen besser wieder und hilft bei der Risikobewertung.

Die Daten stammen in diesem Fall vom Robert Koch-Institut.

Bund und Ländern haben im Mai eine "Obergrenze" von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche vereinbart. Wird dieser Wert überschritten, müssen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Dazu zählt auch ein "regionaler Lockdown". Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Zur Methodik:
t-online.de bezieht die weltweiten und bundesdeutschen Fallzahlen von der Johns-Hopkins-Universität.
Weil die Universität keinerlei Zahlen zu Landkreisen und Bundesländern veröffentlicht, stammen diese von der Firma Risklayer. Diese wiederum trägt die Daten im sogenannten Crowdsourcing-Verfahren zusammen. Das heißt, dass Freiwillige die Informationen bei den regionalen Behörden abfragen und in ein gemeinsames Dokument eintragen, wo sie von anderen mehrfach überprüft und verifiziert werden. Als Hauptquelle dienen dabei die jeweiligen Websites der Landkreise und anderer offizieller Stellen.
Die lokalen Behörden melden neue Fälle oft schneller als die Einrichtungen der Länder oder des Bundes und aktualisieren ihre Angaben in unregelmäßigen Abständen. In der Gesamtzahl auf Landes- und Bundesebene kann es in den hier dargestellten Daten aufgrund des Meldeverzugs zu Abweichungen zu den Zahlen des Robert Koch-Instituts oder der Johns-Hopkins-Universität kommen.

Um neue Entwicklungen auf Landkreisebene möglichst in Echtzeit wiedergeben zu können, aktualisieren wir unsere Infografik stündlich. Das heißt, sobald Risklayer seine Daten ergänzt, sehen Sie dies auch bei uns. (Tipp: Um die kreisfreien Städte zu sehen, müssen Sie eventuell näher in die Karte hineinzoomen.)
Trotzdem können diese Daten nicht das tatsächliche Ausbruchsgeschehen wiedergeben. Dies liegt unter anderem an Faktoren wie der Inkubationszeit, der Zahl der durchgeführten Tests und den jeweiligen Diagnose- und Meldeverfahren in den Regionen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei den Infizierten und bereits Genesenen aus.

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 Warum im Herbst das Corona-Ansteckungsrisiko größer wird

 

Berlin/Hamburg. An der frischen Luft ist Corona fast kein Problem - davon sind die meisten Forscher überzeugt. Gefährlich wird es in geschlossenen Räumen. Und da kann es einen Unterschied machen, ob man im Büro oder im Fitnessstudio ist, im Restaurant oder im Flugzeug.

Eines der einfachsten Mittel zum Schutz gegen Corona: Ab an die frische Luft. Im Freien wirbelt - vereinfacht gesagt - der Wind die Viren davon. Jetzt im Sommer ist das Draußensein kein Problem. Schließlich locken Besuche im Biergarten, Schläfchen am Seeufer oder eine Radeltour. Aber spätestens im Herbst, wenn wir wieder mehr drinnen sind, es kälter wird und Fenster geschlossen bleiben, dürfte das Ansteckungsrisiko steigen. Die Corona-Gefahr wächst.

Mittlerweile ist das Gros der Forschergemeinde der Überzeugung, dass neben Schmierinfektionen - etwa beim Nutzen derselben Klinke - Tröpfchen und die noch kleineren Aerosol-Partikel eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Sars-CoV-2 spielen. Aerosol-Teilchen können Stunden bis Tage in der Luft schweben.

Der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch, sagt mit Blick auf symptomlose Infizierte, die nachweislich das Virus übertragen haben: „Ich glaube, dass einfaches Atmen schon genügt.“ Erst kürzlich haben US-Forscher in Versuchen bestätigt, dass von Corona-Infizierten ausgestoßene Aerosole intakte Viruspartikel enthalten können.

Und genau hier liegt im Grunde das Problem: In einem geschlossenen Raum atmet, hustet, niest ein Erkrankter immer wieder schubweise Virenwolken. Weht kein Wind, verteilen die Viren sich im Raum, die Corona-Konzentration steigt. Daher warnt das Robert Koch-Institut (RKI), bei längerem Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen könne sich die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole auch über eine größere Distanz als zwei Meter erhöhen. Dabei spielen natürlich auch andere Faktoren eine Rolle - etwa wie viele virushaltige Partikel der Infizierte ausstößt und wie lange sich andere im selben Raum aufhalten und die Luft einatmen.

Wie viel höher ist die Gefahr in Innenräumen als draußen? Darauf gibt es keine konkreten Aussagen. Das lasse sich nicht so genau beziffern, erklärt eine RKI-Sprecherin. Scheuch verweist auf eine Studie aus China, nach der von untersuchten 318 Ausbrüchen mit drei oder mehr Infektionsfällen ein einziger im Freien stattgefunden hat. Die Auswertung bezieht sich auf Daten von Januar und Februar - also bei potenziellem Lieber-Drinbleiben-Wetter.

Scheuch macht eine Beispielrechnung. Er nimmt dafür an, dass in einem Raum 50 Viren pro Liter Luft sind. Würde eine Person in zehn Minuten etwa 150 Liter Luft inhalieren, seien darin rund 7500 Viren enthalten. „Laut meinen amerikanischen Kollegen von der Harvard Uni reichen wahrscheinlich 300 bis 1000 Viren aus, um eine Infektion auszulösen“, macht Scheuch deutlich. „Das bedeutet: Diese Person hat mindestens das Siebenfache an Grenzdosis abbekommen.“

Doch Innenraum ist nicht gleich Innenraum, wie Scheuch erklärt: „In Fitnessstudios kann natürlich durch die körperlichen Anstrengungen die Produktion der Aerosole durchs Atmen deutlich erhöht werden.“ In einem Klassenzimmer mit vielen schreienden, durcheinander laufenden Kindern sei die Gefahr auch größer als in einem Büro mit wenigen (gesittet sitzenden) Erwachsenen. Im Wirtshaus wiederum könnten lautes Sprechen, Lärmen und Singen die Ausbreitung verstärken.

Die Lösung lautet auch hier: Wind. Und die Luft sollte am besten so frisch wie möglich sein. Der Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts, dem Institut für Energietechnik an der TU Berlin, Martin Kriegel, hat mit seinem Team untersucht, wie sich die Partikel im Raum verteilen. Er kommt zu dem Ergebnis: „Ganz grundsätzlich kann man festhalten, dass bei typischen Luftwechselraten in Wohn- und Bürogebäuden die Erreger über Stunden im Raum verbleiben. Die Sinkgeschwindigkeit und auch die Lufterneuerung dauern sehr lange. Jede Erhöhung der Außenluftzufuhr ist daher generell sinnvoll.“

Ähnlich argumentiert Dieter Scholz vom Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Eine Querlüftung mit geöffneten Fenstern an gegenüberliegenden Seiten einer Wohnung beispielsweise sei das Beste. Auch gekippte Fenster brächten noch mehr als eine eingebaute Lüftungsanlage, so Scholz. Das Problem dabei gerade mit Blick auf den Herbst: Genauso schnell, wie dann mögliche Viren herausgeweht werden, verschwindet auch die Wärme.

Scholz hat sich zudem die Situation in Flugzeugen genauer angeschaut. Die Luft in der Kabine werde zwar permanent mit virenfreier Luft von außen und gefilterter Luft in einem Mischprozess gespült, erklärt er. Dadurch bleibe die Corona-Konzentration - im Fall eines Infizierten an Bord - auf einem konstanten Wert, der aber nicht null sei.

Ein Teil der Kabinenluft ströme durch sogenannte Hepa-Filter. Diese Schwebstofffilter können deutlich kleinere Teilchen stoppen als etwa FFP- oder gar selbstgenähte Community-Masken und gelten als sicherste Variante im Kampf gegen Corona-Aerosole. Doch die Kabine sei dann noch nicht komplett frei von Viren, betont Scholz. Die Quelle höre nicht einfach auf, Viren auszustoßen: „Ein Kranker hustet, niest oder atmet ja weiter“, erläutert Scholz. „Es kommen also immer wieder neue Corona-Viren nach.“ Hinzu komme, dass die Luft in einer Flugzeugkabine so zirkuliere, dass sich Viren nachweislich nach links und rechts, aber auch mehrere Reihen nach vorne und hinten verteilen.

Dazu passt die Untersuchung einer Infektionskette in einem chinesischen Restaurant. Sie legt unter anderem nahe, dass der einfache Luftstrom einer Klimaanlage eher dazu beitrug, dass die Aerosole im Raum verbreitet wurden - und sich genau diejenigen Gäste ansteckten, die in Richtung eben dieses Luftzugs saßen.

Die kalten Jahreszeiten Herbst, Winter und wohl auch noch Frühling bringen dieses Jahr also ein großes Problem mehr mit sich. Was tun?

Ein Team vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München hat einen Raumluftreiniger untersucht, mit dessen Filterkombination selbst sehr kleine Aerosol-Partikel zu 99,995 Prozent aus der Raumluft abgeschieden werden. In einem 80 Quadratmeter großen Raum könne die Aerosolkonzentration in sechs Minuten halbiert werden. Weil die Aerosole rausgefiltert werden, würden die Geräte auch nicht zur Virenschleuder, hält das Team um Christian J. Kähler fest. Sie empfehlen Raumluftreiniger etwa für Schulen, Büros, Geschäfte, Wartezimmer, Vereinshäuser, Aufenthalts- und Essensräume.

Doch ein solches Gerät kostet mehrere Tausend Euro. Hinzu kommt in der Regel ja besagte konstante Virenquelle - etwa ein infizierter Kollege. Daher empfehlen auch die Wissenschaftler der Bundeswehr-Uni Mund-Nasen-Schutz: Raumluftreiniger könnten das Infektionsrisiko durch direktes Anhusten oder beim langen Unterhalten über kurze Distanz nicht verringern. Daher seien trotz Raumluftfiltern ausreichend große Abstände zu anderen und Mund-Nasen-Bedeckungen oder partikelfiltrierende Atemschutzmasken wichtig.

Aerosol-Experte Scheuch hält auch CO2-Messgeräte bei geschlossenen Räumen für hilfreich. „Der CO2-Gehalt ist ja ein Maß für die Luftqualität in einem Raum mit mehreren Personen. Dann würden sie als Warnanlage helfen“, erklärt er. Doch wenn man gleichzeitig Raumluftreiniger einsetze, helfen sie nicht mehr. „Denn dann geht zwar der CO2-Gehalt im Raum hoch, die Luft bleibt aber dennoch ziemlich Viren-Aerosol-frei.“ Hier könnte dann ein zusätzliches Partikelmessgerät helfen, das die Aerosolkonzentration bestimmt. Die Preise für diese Geräte liegen in der Regel im dreistelligen Bereich.

 

 

 

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Wichtige Fragen zum Covid-19-Impfstoff  

Wie sicher wird die Impfung – und wer kriegt sie zuerst?

Noch wird weiter an einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht. Sollte er in Deutschland endlich verfügbar sein, stellen sich viele Fragen – vor allem zu seiner Verteilung.

Im August hat Russland als erstes Land der Welt einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Die Genehmigung erfolgte, bevor die wichtige dritte Testphase überhaupt begonnen hatte.

Dieses Vorgehen löste international viel Kritik aus. Doch schon ab dem 5. September sollen sich in Moskau die ersten Freiwilligen impfen lassen. Wie wirksam die "Sputnik V"-Vakzine tatsächlich ist, bleibt fraglich.

Wie sieht die Lage in Deutschland aus? Wann könnte ein Impfstoff gegen Covid-19 verfügbar sein, wie sicher wäre er dann und wer könnte zuerst geimpft werden? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Kann ich mich schon jetzt gegen Covid-19 impfen lassen?

Noch gibt es in Deutschland keinen verfügbaren Impfstoff, der vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützt. Es ist noch nicht einmal klar, welches Pharmaunternehmen einen wirksamen Impfstoff bis zur Marktreife bringen wird. Denn dieser muss zunächst seine Wirksamkeit, Verträglichkeit und Zuverlässigkeit in mehreren Testphasen beweisen, bevor er zugelassen wird. Warum die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 so lange dauert, erfahren Sie hier.

Das für die Arzneimittelzulassung zuständige Paul Ehrlich-Institut (PEI) zeigt sich mit Blick auf die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 weiter zuversichtlich. Frühestens Ende dieses, Anfang nächsten Jahres könnte dem PEI zufolge ein Mittel zugelassen werden.

Doch auch die Zulassung eines Impfstoffs bedeute noch nicht, dass dieser sofort für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehe, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) auf Anfrage von t-online.

 

 

Wie sicher ist ein neuer Covid-19-Impfstoff?

Laut Robert Koch-Institut (RKI) wird ein neuer Covid-19-Impfstoff intensiv geprüft, bevor er auf den Markt kommt – so wie jeder andere auch. Auch nach der Zulassung erfolge eine ständige Kontrolle zum Erfassen von Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts geht davon aus, dass die Covid-19-Impfstoffe bei einem Teil der geimpften Personen Reaktionen an der Einstichstelle und Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens auslösen können.

Generell sei es auch möglich, dass sehr seltene Nebenwirkungen eines Impfstoffs erst im Verlauf der Kontrolle erfasst werden. "Sehr selten" bedeutet in diesem Zusammenhang ein Fall auf mehr als 10.000 Geimpfte.

Wer wird zuerst gegen Covid-19 geimpft?

Sollte ein sicherer und wirksamer Impfstoff gegen Covid-19 verfügbar sein, muss natürlich eine klare Regelung vorliegen, wie er in der Bevölkerung verteilt wird. Ziel der Impfungen ist es, den bestmöglichen Schutz für Risikogruppen herzustellen und gleichzeitig die Weiterverbreitung des Coronavirus möglichst effektiv zu verhindern. Doch es ist davon auszugehen, dass zunächst zu wenig Impfdosen für den deutschen Gesamtbedarf zur Verfügung stehen werden.

Derzeit erarbeitet die Ständige Impfkommission im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums ein Impfkonzept für Deutschland. "Eine detailliertere Impfkampagne kann aber erst finalisiert werden, wenn feststeht, welche Impfstoffe mit welchen Eigenschaften und in welcher Größenordnung zur Verfügung stehen werden, und welche Risikogruppen zuerst geimpft werden sollen", sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) auf Anfrage von t-online.

Nach den bisherigen Stiko-Empfehlungen sieht der Plan vor, Bevölkerungsgruppen mit hohem Infektions- und Erkrankungsrisiko zuerst zu impfen. Dazu zählen medizinisches Personal, um das pflegerische und medizinische Versorgungssystem funktionsfähig zu halten, und ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

So lief es bei der Schweinegrippe-Pandemie ab

Bei der Schweinegrippe 2009/2010 konnte kein Impfstoff für die gesamte Bevölkerung produziert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfahl, medizinisches Personal sowie systemrelevante Gruppen wie Polizei und Feuerwehr mit oberster Priorität zu behandeln. Außerdem wurden chronisch Kranke, Kleinkinder und Schwangere vorrangig geimpft.