Der Automobilzulieferer hat sich mit Belegschaft und Landesregierung geeinigt. Die Produkte für E-Mobilität gehen nun bereits ab 2024 in Serienfertigung.
Für die Ministerpräsidentin des Saarlandes ist die Einigung wichtig. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt
ZF hat eine Lösung für die Zukunft seines größten Einzelwerks gefunden: Der zweitgrößte deutsche Automobilzulieferer hinter Bosch wird das Werk in Saarbrücken mit 9000 Beschäftigten zum Leitwerk für reine Elektroantriebe umbauen.
Der Stiftungskonzern investiert dafür nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag in das Getriebewerk. Ab 2023 will ZF neue Fertigungslinien für reine E-Antriebe aufbauen, die 2024 die Serienproduktion aufnehmen sollen.
Stephan von Schuckmann, Mitglied im ZF-Vorstand und verantwortlich für E-Mobilität, sagte dem Handelsblatt: „Das Beispiel Saarbrücken zeigt, wie erfolgreich Transformation im Schulterschluss zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und Landespolitik orchestriert werden kann.“ Nur so könne ZF veränderte Wertschöpfung und Beschäftigung gestalten und seine Standorte zukunftssicher aufstellen.
ZF hat 23 Milliarden Euro Elektroaufträge
Das Paket soll mehr als 100 Millionen Euro Investitionen des Konzerns, Beiträge der Belegschaft in einen Zukunftsfonds und eine Förderung der saarländischen Landesregierung in nicht genannter Höhe beinhalten.
Der Zukunftsfonds der Beschäftigten finanziert sich in zwei Stufen. Der Einigung zufolge werden die Entgelte am Standort für alle Hierarchien gesenkt und zweckgebunden für die Investition in die Ansiedlung neuer Technologien genutzt.
Mario Kläs, Betriebsratschef von ZF in Saarbrücken, sagt: „Wir haben lange um Zukunftsprodukte für den Standort gekämpft. Das Fundament für die nächste Generation der Mobilität am Standort Saarbrücken ist gelegt.“ Natürlich müssten noch weitere Zukunftsprodukte angesiedelt werden, um den künftigen Rückgang von 8-Gang-Automatgetrieben zu kompensieren und die Beschäftigung abzusichern.
Hohe Nachfrage nach Hybridgetrieben aus China und den USA
Derzeit sei das Acht-Gang-Automatikgetriebe, das auch in Hybridfahrzeugen eingesetzt wird, allerdings noch „extrem erfolgreich“, wie von Schuckmann sagt. „Insbesondere die Nachfrage aus China und den USA für die Hybridfahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor hat stark angezogen“, sagte das Vorstandsmitglied. Das verschaffe ZF Luft, um den Standort Saarbrücken zu transformieren.
Der Wandel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb ist für die Automobilzulieferer ein schmerzhafter Prozess, bei dem auch Arbeitsplätze verloren gehen. Nach den Schließungsplänen von Ford im Saarland ist die Einigung mit ZF wichtig für Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD).
Der Fahrzeugsektor war bislang mit mehr als 40.000 Beschäftigten der größte Industriezweig im Saarland. Rehlinger sagte: „Der saarländische Weg, den wir gemeinsam am Standort Saarbrücken gehen, ist ein leuchtendes Beispiel, wie Strukturwandel aktiv gestaltet werden kann. Es ist ein in diesen Zeiten sehr wichtiges Signal der Zuversicht.“ Ein Standort mit tausenden Arbeitsplätzen sei damit gesichert.