Großer Antrieb: Motorenfertigung von Daimler Truck© Bloomberg
Der Kölner Motorenhersteller Deutz hat mit Daimler Truck eine Vereinbarung geschlossen, um in Zukunft die Produktion bestimmter Verbrennungsmotoren zu übernehmen. Dabei gehen die Lizenzen und Patente für die Entwicklung und Produktion sogenannter mittelgroßer Motoren für Nutzfahrzeuge an Deutz über, die von 2028 an dann damit Motoren etwa für Bau- oder Landmaschinen herstellen. Zusätzlich erwirbt Deutz die Lizenzrechte, um schwere Motoren von Daimler Truck, die abseits der Straße eingesetzt werden, eigenständig zu vertreiben.
Das Geschäft hat insgesamt einen Wert von einem „mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag“, wie Deutz am Montag mitteilte. Die Lizenzen für die schweren Motoren zahlt der Motorenhersteller gestaffelt in bar, für die Patente der mittelschweren Motoren bekommt Daimler Truck im Gegenzug Anteile an dem S-Dax-Unternehmen. Mit einem Anteil von 4,19 Prozent wird Daimler Truck dann einer der großen Einzelaktionäre von Deutz, ermöglicht wird das über eine Kapitalerhöhung. Der Aktienkurs von Deutz lag am Montag im Tagesverlauf gut 2 Prozent im Plus, das Papier von Daimler Truck hingegen gab leicht nach.
Daimler setzt auf alternative Antriebe
Daimler Truck sortiert mit der Vereinbarung sein auslaufendes Verbrennergeschäft. Aus der Entwicklung des mittelgroßen Motors wollte das Unternehmen, das als größter Nutzfahrzeughersteller der Welt gilt, ohnehin aussteigen, hatte Konzernchef Martin Daum vor knapp zwei Jahren angekündigt. Als Grund führte er damals die Abgasnorm Euro 7 an, die eine Weiterentwicklung besonders kostspielig gemacht hätte. Das Wissen und die Patente macht der Konzern mit dem Verkauf an Deutz nun zu Geld. Die Vereinbarung sichere außerdem den Standort Mannheim, heißt es von einem Sprecher. Dort sollen weiterhin unter anderem die Gusseisenteile hergestellt werden, die dann an Deutz geliefert werden. Deutz hat noch nicht entschieden, ob die neuen Motoren am Standort in Köln oder Ulm montiert werden.
Anders als vor zwei Jahren angekündigt, werde der US-Motorenbauer Cummins am Daimler-Standort in Mannheim aber keine Motoren produzieren, sagte der Sprecher. Diese Rolle übernehme nun Deutz, zudem trenne sich Daimler durch die Vereinbarung perspektivisch von dem Friedrichshafener Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems.
Den besonders starken Motor entwickelt Daimler Truck dagegen selbst weiter und passt ihn an die neue Abgasnorm an. Aus Sicht des Unternehmens lohnt sich dort anders als für die mittelgroßen Motoren eine Last-Man-Standing-Strategie, also einer der letzten Hersteller dieser Verbrennermotoren zu sein. Deutz hingegen profitiert in seiner Weitervermarktung dann von Skaleneffekten. Die Produktion eigener schwerer Motoren würde sich aufgrund der geringen Stückzahlen für Land- und Baumaschinen eher nicht lohnen.
Generell setzt Daimler verstärkt auf alternative Antriebe. Für kürzere Strecken und leichtere Fahrzeuge produziert der Konzern schon einen Elektrolastwagen, der Wasserstoffantrieb für längere Distanzen und schwerere Lastwagen ist dagegen erst gegen Ende des Jahrzehnts eingeplant. Deutz hat auch schon einen Wasserstoffmotor im Portfolio, gerade bei den mittelgroßen Motoren, die der Hersteller über die Kooperation ins Portfolio bekommt, sei eine Umrüstung weiterer Motoren auf die Technologie ebenfalls interessant, sagte Deutz-Chef Schulte.