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Der saudische Bösewicht lässt Biden zappeln

Das Ende der Sowjetunion hat verschiedene Gründe. Eine wichtige Ursache war ein starker Zerfall der Erdölpreise Mitte der achtziger Jahre, nachdem Saudiarabien seine Produktion stark erhöht hatte. Moskau fehlte danach schlicht das Geld, um sein Imperium aufrechtzuerhalten. Die damalige amerikanische Regierung unter Präsident Reagan soll in Riad für diesen Schritt geworben haben, um nicht nur die Sowjetunion, sondern auch Iran zu schwächen.

Fast vier Jahrzehnte später wäre die saudische «Erdölwaffe» für die USA auch im Kampf mit Putins Russland ein wirksames Mittel. Dies umso mehr, als der Druck auf Präsident Joe Biden steigt, die Sanktionen gegen Russland vom Finanzsektor auch auf den Export von Erdöl und Erdgas auszuweiten. «Russland verdient keinen Cent mehr von den USA», twitterte der republikanische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, am Sonntag. Gleichzeitig kritisieren die Republikaner Biden dafür, die eigene Erdölindustrie durch Umweltauflagen einzuschränken. «Anstatt mehr einheimisches Erdöl zu produzieren, bevorzugt diese Regierung, mehr von Ländern wie Iran oder Venezuela zu kaufen», twitterte der Abgeordnete Pat Fallon.

Washington schickt Delegation nach Venezuela

Um an seinem Versprechen einer grüneren Energiepolitik festzuhalten, die Inflation zu dämpfen und dennoch die Sanktionen gegen Russland weiter verschärfen zu können, wären Produktionssteigerungen in Saudiarabien für Biden momentan ein eleganter Ausweg. Mögliche Alternativen wären eventuell auch mehr Erdöl aus Venezuela oder Iran. Am Samstag reisten hohe Regierungsbeamte aus Washington nach Caracas, um mit dem sozialistischen Regime von Nicolás Maduro eine mögliche Lockerung der Sanktionen zu diskutieren. Auch eine Einigung in den Atomgesprächen mit Iran könnte zu einer Entspannung an den Erdölmärkten beitragen. Kein anderes Land der Welt kann seine Fördermengen jedoch derart schnell und signifikant steigern wie Saudiarabien.

Bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine drängte Biden in einem seltenen Telefonat mit dem saudischen König Salman bin Abdelaziz dazu, weitere Preissteigerungen am Erdölmarkt zu verhindern. Während der amerikanische Präsident im vergangenen Sommer die steigende Inflation in den USA noch als temporäres Phänomen verharmloste, nähert sie sich derzeit der 8-Prozent-Marke. Am Montag erreichten die Benzinpreise an den amerikanischen Tankstellen die höchsten Werte seit 2008. Die Sanktionen gegen Russland dürften den jetzigen Preis für ein Fass Erdöl von derzeit 120 Dollar und damit auch die Inflation weiter steigen lassen.

Bis jetzt geht Riad jedoch nicht auf die Bitten aus Washington ein. Saudiarabien hält an der mit anderen Opec-Staaten und Russland vereinbarten Erdölproduktion fest. Ein wichtiger Grund dafür ist das zerrüttete Verhältnis zwischen Biden und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Kurz nach seinem Amtsantritt vor einem Jahr liess Biden einen Geheimdienstbericht veröffentlichen, der bin Salman für die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul verantwortlich machte. Er werde Saudiarabien für Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft ziehen, versprach Biden. Bereits im Wahlkampf hatte er angekündigt, die Saudi zu dem «Paria zu machen, den sie sind».

Der Kronprinz sucht Anerkennung

Entgegen seiner Ankündigung hat Biden die Erdölmonarchie zwar nicht zum Schurkenstaat erklärt, und auch die Waffenlieferungen für den Krieg in Jemen gehen offensichtlich immer noch weiter. Allerdings vermied es Biden bisher, mit dem saudischen Kronprinzen, dem eigentlichen Herrscher über Saudiarabien, direkt zu sprechen. Nun scheint Mohammed bin Salman den Zeitpunkt nutzen zu wollen, um dies zu ändern: «Der saudische Kronprinz spielt die Erdölkarte auf der Suche nach amerikanischer Anerkennung», titelte die Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche.

Gleichzeitig veröffentlichte die Zeitschrift «The Atlantic» ein bisweilen unkritisches Porträt des saudischen De-facto-Herrschers, basierend auf Interviews mit ihm. Darauf angesprochen, ob Biden ihn missverstanden habe, antwortet der 36-jährige Thronfolger: «Es ist mir egal.» Aber indem er die saudische Monarchie befremde, schwäche der amerikanische Präsident seine eigene Position. «Es liegt an ihm, an Amerikas Interessen zu denken.»

Ob Biden in Bezug auf Saudiarabien wirklich über seinen Schatten springen wird, bleibt abzuwarten. Seine Berater zumindest sollen einen Besuch in Riad diesen Frühling derzeit diskutieren, berichtete das Nachrichtenportal «Axios» am Sonntag. Möglicherweise liesse sich die Reise des amerikanischen Präsidenten mit einem Besuch in Israel verknüpfen. Das Weisse Haus indes teilte mit, es handle sich «um verfrühte Spekulationen».

Klar scheint hingegen, dass Biden angesichts der Konfrontation mit Moskau seine aussenpolitischen Prioritäten neu ordnen muss. Um den Druck auf den russischen Bösewicht aufrechtzuerhalten, die ukrainische Demokratie zu schützen und den eigenen wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, könnten Kompromisse mit anderen Schurkenstaaten wie Saudiarabien, Iran oder Venezuela notwendig werden.

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Wende! Erdölpreise gehen deutlich zurück

Trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind die Erdölpreise am Mittwoch stark zurückgegangen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent sank zwischenzeitlich um 13,2 Prozent auf 111 Dollar. Der Preis für ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) ging um 12,3 Prozent auf rund 108 Dollar zurück.
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Ostdeutschland: Große Raffinerie in Leuna stoppt russisches Öl

Deutschland hat noch kein Embargo verhängt, doch Ölkonzerne kommen dem zuvor. Nun kapselt sich Total in Sachsen-Anhalt von einer alten Leitung ab.

Große Raffinerie in Leuna stoppt russisches Öl

Ihr Name lautet "Druschba", das ist russisch für Freundschaft: Seit fast 60 Jahren leitet eine Pipeline Öl aus Russland über Belarus und Polen nach Ostdeutschland - zu den großen Raffinerien in Schwedt an der Oder und später Leuna in Sachsen-Anhalt, die daraus Benzin und Diesel, Heizöl oder Kerosin herstellen. Die "Druschba" ist ein Erbe aus der Zeit sozialistischer Bruderländer - und noch immer wichtig für Tankstellen, Heizungen und Flughäfen im Osten.

Doch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine versuchen viele Ölkonzerne, unabhängiger von russischen Rohstoffen zu werden - wenngleich Deutschland bislang kein offizielles Embargo für Öl aus Russland verhängt hat. Erstmals trifft eine dieser Bemühungen nun die "Druschba". Es ist, sozusagen, das Ende einer Freundschaft.

So kündigt der französische Konzern Total an, dass er "so bald wie möglich" kein Rohöl und keine Erzeugnisse wie Diesel mehr aus Russland kaufen werde. Total ist nicht nur der drittgrößte Tankstellenbetreiber Deutschlands, sondern auch Eigentümer der Raffinerie in Leuna. Sie hängt bislang ganz überwiegend an der "Druschba". Doch damit soll spätestens Ende dieses Jahres Schluss sein: Dann laufen die letzten Lieferverträge mit Russland aus, teilt Total mit. Neue sollen keine mehr hinzukommen, bestehende würden nicht verlängert.

Der Konzern betont, dass er "in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung" handle. Total traf in den vergangenen Tagen und Wochen die Kritik, wonach man mit den Ölgeschäften Komplize der Kriegsverbrechen Russlands sei. Das wollen die Franzosen nicht länger auf sich sitzen lassen.

Allerdings wirft die Kehrtwende von Total ungeahnte Fragen auf, was die Kraftstoffversorgung in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betrifft. Denn in aller Regel transportieren Tanklaster Kraftstoffe von den Raffinerien über Lager zu den Tankstellen der jeweiligen Region. Es ist bislang weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll, gewöhnliches Superbenzin innerhalb Deutschlands über weite Strecken zu karren. Das geschieht in der Regel nur für sogenannte Premium-Kraftstoffe wie etwa "Ultimate" vom Marktführer Aral.

Total plant einen Ausweg über Polen - doch der hat einen großen Nachteil

Total will das Werk in Leuna - immerhin eine der fünf größten Raffinerien Deutschlands - fortan mit mehr Rohöl über den polnischen Hafen Danzig versorgen. Dort können grundsätzlich Tanker aus der ganzen Welt anlanden; das Öl gelangt dann ebenfalls per Pipeline nach Ostdeutschland. Allerdings sei die Umstellung auf andere Ölsorten zumindest kurzfristig schwierig, heißt es vom Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x). Und der Weg über Danzig biete nur etwa die Hälfte der Kapazität der "Druschba".

Total teilt daher mit, dass man künftig beispielsweise mehr Diesel "aus anderen Kontinenten importieren" werde, und verweist etwa auf die Beteiligung an einer Raffinerie in Saudi-Arabien. Was das wiederum für die Auslastung in Leuna und die etwa 660 Beschäftigten dort bedeutet, wollte das Unternehmen am Mittwoch zunächst nicht kommentieren.

Neben Total betreiben beispielsweise auch Shell und der Aral-Mutterkonzern BP Raffinerien in Deutschland, die allerdings über Nordseehäfen wie Rotterdam mit Öl versorgt werden. Beide Unternehmen können von deutlich höheren Spritpreisen in diesem Jahr profitieren, weil sie international eigene Bohrinseln betreiben - und somit die ganze Wertschöpfungskette bis hin zur Tankstelle bedienen.

Nach Total bliebe mithin die Raffinerie in Schwedt letzter großer Abnehmer des "Druschba"-Öls. Sie versorgt weite Teile Berlins und Brandenburgs mit Sprit. Ihr Betreiber PCK hat bislang kein Embargo für Öl aus Russland angekündigt. Allerdings sind die Eigentumsverhältnisse auch ganz andere: PCK gehört mehrheitlich dem russischen Rosneft-Konzern - und dieser will seinen Anteil weiter erhöhen, auf knapp 92 Prozent. Diese Freundschaft scheint vorerst noch intakt.

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Diesel und Benzin: Italien senkt Steuer pro Liter um 30 Cent

BLZ - Vor 1 Std.
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In Italien ist der Benzin- und Dieselpreis nach dem Inkrafttreten eines Gesetzesdekretes wieder auf das Niveau von vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine gesunken. Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hatte beschlossen, durch den Verzicht auf bestimmten Steuern und Abgaben den Menschen an den Zapfsäulen 30,5 Cent pro Liter Benzin oder Diesel zu erlassen. Die Maßnahme, die zunächst einen Monat lang bis Ende April gelten soll, trat zwar schon am Dienstag in Kraft. Aber erst am Mittwoch hatten auch alle Tankstellen des Landes die nun reduzierten Preise übernommen.

Nachdem sowohl Benzin als auch Diesel in der vorigen Woche mehr als 2,20 Euro pro Liter gekostet hatten, fiel der Preis nun wieder deutlich unter die Marke von 2,00 Euro. Die 30,5 Cent, die den Bürgern erlassen werden, errechnen sich aus 25 Cent Verbrauchssteuer (Akzise) plus die darauf entfallende Mehrwertsteuer.

Daneben will Rom den Italienern mit weiteren Maßnahmen im Kampf gegen die gestiegenen Energiepreise helfen. 5,2 Millionen Familien mit geringem Einkommen etwa erhalten Unterstützung bei ihren Gas- und Stromrechnungen, das sind 1,2 Millionen Familien mehr als noch vor dem Krieg. Unternehmen können ihre Rechnungen zudem in Raten bezahlen.

Frankreich will die Preisexplosion an Tankstellen mit einem Rabatt von 15 Cent pro Liter . Die Subvention soll laut Premierminister Jean Castex ab dem 1. April für vier Monate gelten und den Staat etwa zwei Milliarden Euro kosten. Die Ermäßigung soll bei der Zahlung an der Tankstellen-Kasse oder per Bankkarte erfolgen. Die Regierung in Paris hat bereits Gaspreise eingefroren, den Anstieg der Strompreise auf vier Prozent begrenzt, außerordentliche Energieschecks ausgegeben, einen Inflationsausgleich für 38 Millionen Menschen sowie die Erhöhung des Kilometergeldes beschlossen.

Auch in Belgien und den Niederlanden wurde die Mehrwertsteuer auf Erdgas, Strom und Heizenergie gesenkt, bei Benzin und Diesel die Verbrauchsteuer. Bei einer Tankfüllung für 60 Euro bringt dies in Belgien eine Ersparnis von zehn Euro. Für den durchschnittlichen privaten Haushalt in den Niederlanden fällt die Energierechnung im Halbjahr um 140 Euro geringer aus. In Belgien wurde zudem ein „Sozialtarif“ für Strom und Gas für einkommensschwache Haushalte bis September verlängert.

In Polen hatte die Regierung hatte bereits vor dem Ukraine-Krieg einen „Inflationsschutzschild“ errichtet, der verlängert wurde. Seit dem 1. Februar wurde die Mehrwertsteuer auf Gas in Höhe von 23 Prozent gestrichen und auf andere Güter reduziert. Fünf Millionen einkommensschwache Haushalte sollen Finanzhilfen erhalten, um den Anstieg der Lebensmittelpreise auszugleichen.

In Ungarn sind die Energiepreise bereits seit Herbst gedeckelt. Inzwischen ordnete die Regierung an, dass Lkw über 7,5 Tonnen nur noch an speziellen Tankstellen tanken dürfen - ein Run auf die Tankstellen hatte zuvor zu Engpässen bei kleineren Stationen geführt. Slowenien hat den Preis an den Zapfsäulen auf 1,50 Euro gedeckelt. Die Folge: In den vergangenen Tagen kamen zahlreiche Italiener über die Grenze, um ihre Autos vollzutanken.

Die Spritpreise in Deutschland verfestigen ihr hohes Niveau hingegen. Während Diesel etwas billiger wurde, hat sich Superbenzin der Sorte E10 wieder verteuert, wie der ADAC mitteilte. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Dienstags kostete Diesel demnach 2,173 Euro. Das sind 0,4 Cent mehr als am Vortag. E10 kostete im Schnitt 2,08 Euro, also 0,7 Cent weniger.

Die Kraftstoffpreise haben im Ukraine-Krieg zunächst einen schnellen Anstieg auf nie gekannte Allzeithochs hingelegt, bevor sie zügig wieder ein Stück weit fielen. Seit vergangenem Freitag gibt es nun allerdings nur noch wenig Bewegung. Aktuell ist Diesel 51 Cent teurer als vor Beginn des Krieges, E10 um 33 Cent. Der ADAC sieht hier „erhebliches Potenzial für weitere Preissenkungen“.

Leider leben wir in Deutschland und die "Grünen" regieren mit! Da bleiben Entlastungen in dem Umfang für alle nur ein Traum!!!

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Die Methode Esso

Die neue Nummer drei auf dem deutschen Tankstellenmarkt ist auf den ersten Blick ein alter Bekannter: Mit dem Zukauf von rund 300 Tankstellen überholt die zum Ölkonzern Exxon gehörende Marke Esso hierzulande den Konkurrenten Total und rückt einen Platz vor.

Allerdings steckt gar nicht Esso hinter dem jüngsten Zukauf, und das wiederum ist typisch für die zukünftige Ausrichtung des internationalen Tankstellengeschäfts. Käufer ist die Londoner EG Group, der seit vier Jahren das deutsche Tankstellennetz von Esso gehört.

Der Name steht für Euro Garages, und die Gruppe ist auf den Einzelhandel spezialisiert. Sie bringt Laden- oder Restaurantketten an die Benzinstationen und ist mit etwa 20 Milliarden Euro Umsatz eines der größten privaten Unternehmen Großbritanniens.

Bei dem jüngsten Deal in Deutschland geht es um Stationen des österreichischen Energiekonzerns OMV, der seine Aktivitäten zusammenstreicht und die Tankstellen an die EG Group verkaufte. Dadurch verfügt die Gruppe jetzt über rund 3700 Stationen in Europa.

Gerade der deutsche Markt für Benzin und Diesel ist begehrt in Europa. Die Konzerne liefern sich einen intensiven Wettbewerb um Marktanteile. Der französische Konzern Total hatte zuletzt dreistellige Millionen-Euro-Summen in das Deutschlandgeschäft investiert, um seine Marktstellung zu festigen – und Esso aus dem Spitzentrio zu verdrängen.

Quelle: Infografik WELT

© Infografik WELTQuelle: Infografik WELT

Das Modell von Exxon und der EG Group, das sie so ähnlich auch in Frankreich, Großbritannien oder Italien praktizieren, steht für einen Trend: Die Ölkonzerne wissen, dass der Verkauf von Benzin und Diesel mit der zunehmenden Elektromobilität abnimmt. Die eigenen Tankstellen benötigen zum Ausgleich ein wachsendes Geschäft im Einzelhandel, in der Gastronomie oder mit Dienstleistungen.

Im Vor-Corona-Jahr 2019 haben deutsche Tankstellenshops mit dem Verkauf von Lebensmitteln 2,8 Milliarden Euro umgesetzt. Bei etwa zehn Millionen Tankstellenkunden am Tag ist diese Summe aus Sicht von Handelsexperten allerdings zu gering und noch stark ausbaubar.

Doch die Ölkonzerne verfügen nicht über Kenntnisse des Einzelhandels, dafür benötigen sie kompetente Partner. Ein Beispiel ist Marktführer Aral mit den Rewe-to-go-Shops an den Benzinstationen.

Das Beispiel Esso ist ein anderer Ausweg aus dem Dilemma. Vor vier Jahren hat der Ölkonzern Exxon Mobil das gesamte deutsche Tankstellennetz seiner Marke Esso an EG Group verkauft. Rund 1000 Esso-Stationen gingen damals an den britischen Handelsexperten. Angaben zum Preis wurden nicht gemacht.

Exxon gibt das Risiko komplett ab

Fraglich ist, ob bei dem Geschäft überhaupt viel Geld geflossen ist. Denn Exxon sichert sich über diesen Weg für zwei Jahrzehnte den Absatz von Benzin und Diesel aus der eigenen Ölförderung und den Raffinerien.

Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen bei der Belieferung mit Ölprodukten wurde zunächst für 20 Jahre vereinbart. Gleichzeitig gibt der Ölkonzern die Verantwortung für die Immobilien und das Personal ab – damit sind die Tankstellen für ihn kein finanzielles Risiko mehr.

Das Konzept der EG Group ist weltweit etwa in den USA oder auch in Großbritannien bereits verbreitet. „Diese Tankstellenbetreiber holen mehrere große Marken etwa aus dem Handel oder der Gastronomie an den Standort und schaffen dadurch ein anderes Umfeld für das Tankstellengeschäft“, sagt Rainer Wiek, Chefredakteur des Fachmagazins Tankstellen-Welt. Beispiele sind Filialen von Burger King, Subway oder Lebensmittelläden wie 7-Eleven.

Für Exxon sei die Strategie alles andere als ein Abschied aus dem deutschen Tankstellenmarkt. „Im Gegenteil, hier versucht ein Konzern das Beste aus zwei Welten zu verbinden: aus dem Verkauf von Kraftstoff und dem Wissen um den Einzelhandel“, sagt Wiek. Generell müssten sich die Tankstellenketten im Zuge der Mobilitätswende Gedanken über ihre zukünftige Ausrichtung machen.

Die Zahl der Esso-Stationen schrumpfte jedes Jahr

Mit dem Verkauf kam es zu einem erstaunlichen Wandel. Davor gehörte die Marke Esso zu den Verlierern im deutschen Tankstellengeschäft, die Zahl der Stationen schrumpfte jedes Jahr. Der Verkauf an EG Group hat die Lage verändert. „Auf einmal wurden aus den alten Rostlauben wieder ansprechende Benzinstationen“, sagt ein Branchenexperte zum Auftritt der Marke Esso.

Dahinter stehen das Engagement und die Investitionen der EG Group. Das Unternehmen wurde im Jahr 2001 von den Brüdern Zuber Issa und Mohsin Issa gegründet und sitzt im Nordwesten Englands in Blackburn. „Der deutsche Markt bietet uns großartige Wachstumschancen und ist die logische Erweiterung unseres Geschäfts in ganz Europa“, äußerte sich Vorstandschef Mohsin Issa nach dem jüngsten Zukauf.

Neben Esso-Stationen in Europa gehören EG Group in den USA Tankstellen etwa von Fastrac oder Certified Oil. Noch umfangreicher waren in den vergangenen Jahren die Übernahmen von Supermärkten. Namen wie Kroger in Großbritannien, Woolworths in Australien oder die Walmart-Tochtergesellschaft Asda sind darunter zu finden.

Hinzu kommen Ketten wie 7-Eleven und Restaurants wie Kentucky Fried Chicken, Burger King, Subway oder Hunt Brothers Pizza, bei denen EG Group als Franchisenehmer eine größere Zahl an Filialen in Europa oder Übersee betreibt. In den USA, dem größten Tankstellenmarkt der Welt, dominieren seit jeher die sogenannte Convenience Stores das Tankstellengeschäft. Rund 117.000 dieser Läden sind zugleich Benzinstationen.

Bei dem jüngsten Zukauf in Deutschland musste EG Group allerdings Einschränkungen akzeptieren. Das Bundeskartellamt verlangte für die Zustimmung zu dem Geschäftsabschluss einige Änderungen.

Die Bonner Behörde sah die Gefahr, dass der Zusammenschluss in diesen Regionen „zur Entstehung oder Verstärkung einer gemeinsamen marktbeherrschenden Stellung der führenden Anbieter BP/Aral, Shell und EG Group führen“ könnte. Deshalb muss EG Group in Bayern und Baden-Württemberg 25 Tankstellen unter der Marke Esso sowie 23 Stationen von OMV an andere Branchenunternehmen veräußern.

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Opec - Könnten Ausfall von russischem Öl nicht ausgleichen

Brüssel/London (Reuters) - Die Opec hat sich für außerstande erklärt, einen etwaigen Ausfall der russischen Öl-Produktion als Folge von Sanktionen wegen des Kriegs in der Ukraine auszugleichen.

Die Versorgungslücke könne mehr als sieben Millionen Barrel pro Tag (bpd) an Öl und anderen Flüssigexporten erreichen, erklärte Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo am Montag bei einem Treffen mit EU-Vertretern einem Redemanuskript zufolge. "Angesichts der aktuellen Nachfrageaussichten wäre es nahezu unmöglich, einen Verlust an Volumen in dieser Größenordnung zu ersetzen", hieß es in dem Text weiter, in den die Nachrichtenagentur Reuters Einblick erhielt. Die gegenwärtige Volatilität am Markt sei die Folge von Faktoren, die die Opec nicht kontrolliere. Diese Formulierung gilt als Zeichen, dass das Kartell seine Produktion nicht erhöhen wird. Die EU habe jedoch bei dem Treffen in Wien eine entsprechende Prüfung erbeten, erfuhr Reuters aus EU-Kreisen.

Russisches Öl fällt gegenwärtig nicht unter die Sanktionen der EU, es wird aber als Teil eines weiteren Sanktionspakets erwogen. Australien, Kanada und die USA haben dagegen bereits entsprechende Käufe untersagt. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzte Mitte März, dass Öl-Lieferungen aus Russland ab April um drei Millionen bpd fallen könnten. Bis zum 06. April betrug der Rückgang 0,6 Millionen bpd nach einer Durchschnittsproduktion von elf Millionen bps im März. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hat die Forderung der USA und der IEA zurückgewiesen, ihre eigene Förderung zu erhöhen. Der Öl-Preis hatte im vergangenen Monat den höchsten Stand seit vierzehn Jahren erreicht. Die Dialoge zwischen der EU und der Opec finden seit 2005 statt.

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ADAC: Spritpreise "spürbar" gesunken - bei Diesel stärker als bei Benzin

Die Preise an Deutschlands Tankstellen sind im Vergleich zur vergangenen Woche deutlich gesunken. Ein Liter Benzin kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt 1,944 Euro und somit 4,6 Cent weniger als in der Vorwoche, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. Der Dieselpreis sank sogar um 8,3 Cent und liegt aktuell bei 1,968 Euro.

Der ADAC nannte den Preisrückgang "spürbar" - aber auch notwendig angesichts des "überhöhten Niveaus" während der vergangenen Wochen. Die Preissenkungen reichten daher nicht aus, das Potenzial dafür sei da.

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Erdgas: Kräftige Korrektur – ist die Mega-Rally jetzt zu Ende?

Nach der epischen Rallye der letzten fünf Wochen gibt das plötzliche Reversal bei Erdgas Anlass zu der Frage, ob der Höchststand am Montag bei 8 Dollar der vorläufige Höhepunkt gewesen sein könnte.

Erdgas daily

Auch wenn unklar ist, wie lange die Bären noch von der Kehrtwende des Markts profitieren können, so sind doch zwei Dinge ziemlich klar: Der Bedarf an Wärmewohlbefinden in Innenräumen bleibt trotz des einsetzenden Frühlings bestehen, und die versprochene höhere Produktion könnte noch länger als erwartet auf sich warten lassen.

"Es gibt immer noch ein erhebliches Aufwärtsrisiko auf dem aktuellen Markt", so das in Houston ansässige Gasmarkt-Beratungsunternehmen Gelber&Associates in einer Kundenmitteilung am Mittwoch.

Ein Grund dafür ist, dass die bis April prognostizierten Speicherinjektionen wahrscheinlich nicht annähernd dem Fünfjahresdurchschnitt entsprechen werden, so dass das Defizit zwischen dem Niveau von 2022 und 2017-2021 im Laufe des Monats immer größer wird.

Allein diese Dynamik bringt "den Markt in einen Zustand, in dem die Aussicht auf eine weitere Verknappung es den Preisen ermöglichen könnte, verlorenes Terrain zurückzuerobern", so Gelber&Associates.

Mit dieser Meinung standen die Erdgasspezialisten des Unternehmens nicht alleine da.

Bespoke Weather Services schrieb in einem Kommentar auf naturalgasintel.com, das Reversal in dieser Woche sei in erster Linie die Folge von "Gewinnmitnahmen von Händlern mit Long-Positionen, wodurch dieser Pullback überhaupt erst möglich wurde".

"Unserer Einschätzung nach handelt es sich bei dem jüngsten Ausverkauf um eine dringend benötigte Verschnaufpause", so Bespoke, und fügte hinzu, dass die Erwartungen eines robusten Produktionswachstums im weiteren Verlauf des Jahres bis 2023 noch weitere empirische Untersuchungen erfordern.

"Modellvorhersagen haben zwar ihren Reiz, aber solange sich diese Produktionssteigerungen nicht einstellen, bleibt das Risiko für höhere Preise im weiteren Jahresverlauf hoch", hieß es in dem Bericht. Und weiter: "Eine Rückkehr über die 8-Dollar-Marke ist nach wie vor sehr wahrscheinlich."

Auch die Charts von Sunil Kumar Dixit, technischer Analyst bei skcharting.com, stimmen mit dieser Einschätzung überein.

"Der Tageschart macht deutlich, dass die Stochastik und der Relative Strength Index ihre überkauften Zustände abgebaut haben", so Dixit.

"Die Preise befinden sich nun sehr nahe an den Unterstützungsbereichen von 6,688 und 6,262 Dollar, den 38,2 %- und 50 %-Fibonacci-Retracement-Niveaus, gemessen vom jüngsten Tief bei 4,459 Dollar und dem jüngsten Höchststand von 8,065 Dollar."

Dixit fügte hinzu, dass auf der Oberseite "die Bullen den Preis deutlich über das 23,6% Fibonacci-Niveau bei 7,214 Dollar hieven müssen, um das Aufwärtsmomentum wieder aufleben zu lassen und das Hoch bei 8,065 erneut zu testen."

In diesem Sinne verharrten die Gasfutures am New Yorker Henry Hub im asiatischen Handel am Donnerstag unter 7 Dollar und steuerten nach einem Anstieg um 55 % in den fünf vorangegangenen Wochen auf ihren ersten Wochenverlust zu. Gespannt warten die Händler nun auf den wöchentlichen Gaslagerbericht der US-Energiebehörde EIA.

Erdgasbestände

Die von Investing.com befragten Experten gehen davon aus, dass die Energieversorgungsunternehmen in der Woche bis zum 15. April rund 37 Milliarden Kubikfuß (bcf) Gas in die Speicher eingespeist haben.

In der gleichen Woche des Vorjahres wurden 42 bcf eingespeist. Dies entsprach auch dem Fünfjahresdurchschnitt.

Die Gesamtmenge an eingelagertem Arbeitsgas lag am 8. April bei 1.397 Milliarden Kubikfuß, das sind 439 Milliarden Kubikfuß weniger als im Vorjahr und 303 Milliarden Kubikfuß weniger als im Fünfjahresdurchschnitt.

Nach Schätzungen von Gelber&Associates waren fast 27 Milliarden Kubikfuß des Verbrauchs der vergangenen Woche direkt auf die witterungsbedingte Nachfrage zurückzuführen. Und das, obwohl der Heizbedarf - zumindest auf dem Papier - in jeder Woche der so genannten Übergangszeit zwischen dem Ende des Winters und dem Beginn des Sommers zurückgeht.

"Die Tatsache, dass sich die Wettervorhersagen für den Zwei-Wochen-Zeitraum im letzten Monat kontinuierlich verschärft haben, hat dazu beigetragen, dass die Stimmung auf dem Markt extrem angespannt ist", so die Analysten des Unternehmens.

Da sich die kühlen Wetterphasen im ganzen Land fortsetzen, dürften die beträchtlichen Lagerdefizite zumindest bis Anfang Mai relativ konstant bleiben, so naturalgasintel.com. Für den Markt ergibt sich daraus ein erheblicher Nachholbedarf, um die Lager im Sommer wieder aufzufüllen, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem wieder mehr Gas benötigt wird - diesmal zur Kühlung.

"Wenn man sich den Wetterverlauf in den nächsten zwei Wochen vor Augen hält, sollten wir langsam ein paar tägliche Speicherinjektionen im zweistelligen Bereich bekommen, so dass wir langsam wieder zu den traditionellen Sommerinjektionsplänen zurückkehren", sagte Robert DiDona von Energy Ventures Analysis in einem Kommentar für Reuters.

"Wenn das der Fall ist, haben wir guten Grund zu der Annahme, dass wir in naher Zukunft ein bärisches Preissignal sehen sollten."

Der an Reuters angeschlossene Datenanbieter Refinitiv schätzt, dass es in den nächsten zwei Wochen in den unteren 48 US-Bundesstaaten 131 Heizgradtage (HDDs) geben wird. Das läge näher an der 30-jährigen Norm von 122 HDDs für diese Jahreszeit.

HDDs, mit denen der Heizbedarf von Häusern und Unternehmen geschätzt wird, messen die Anzahl der Tage, an denen die Durchschnittstemperatur eines Tages unter 65 Grad Fahrenheit (18 Celsius) liegt.

Refinitiv prognostizierte außerdem, dass die durchschnittliche Erdgasnachfrage in den USA, einschließlich der Exporte, von 99,5 Milliarden Kubikfuß pro Tag (bcfd) in dieser Woche auf 91,9 bcfd in der nächsten Woche sinken dürfte.

Gleichzeitig ergaben die Refinitiv-Daten, dass sich die durchschnittliche Gasproduktion in den unteren 48 US-Bundesstaaten im April auf bisher 94,4 Milliarden Kubikfuß pro Tag belief, verglichen mit 93,7 Milliarden im März, aber unter dem im Dezember aufgestellten Monatsrekord (96,3 Milliarden Kubikfuß pro Tag).

Was die Lagerbestände angeht, so rechnete Aegis Hedging Solutions mit 3,3 Billionen Kubikfuß Ende Oktober, fast 355 Milliarden Kubikfuß unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Zu diesem Ergebnis kam das Unternehmen, indem es die Einspeisungen während des Sommers modellierte und die Durchschnittstemperaturen der letzten 20 Jahre zugrunde legte, berichtete naturalgasintel.

Insbesondere würden die Bestände zu Beginn des Winters dem Markt den zweitniedrigsten Saisonauftakt in den letzten 10 Jahren bescheren, nach 2018, als die Vorräte bei 3,24 Billionen Kubikfuß (tcf) lagen. In diesem Fall wäre der Markt "viel anfälliger für das Winterwetter und eine erhöhte Volatilität", so Aegis.

"Ein angemessener Lagerbestand liegt zwischen 3,6 und 3,8 tcf, und alles, was darunter liegt, wird in der Regel als unzureichend angesehen", sagte Nick Hillman, Mitarbeiter von Aegis Market Analytics. Nachdem die Preise Anfang dieser Woche über 8 Dollar angestiegen waren, sei es nur eine Frage der Zeit, wie hoch die Preise noch steigen könnten, so Hillman.

"Der Markt macht deutlich, dass er entweder mehr Angebot braucht oder aber der Nachfrage Einhalt gebieten muss."

Die Modelle für die Umstellung von Kohle auf Gas hätten sich in den letzten 18 Monaten nicht bewährt. Grund dafür sei, dass die Stromerzeugung mit Gas sich als sehr unelastisch erwiesen habe, so Hillman. Dies ist zum Teil auf die begrenzten Kohlevorräte zurückzuführen.

Die industrielle Nachfrage in den USA hat indes von den Turbulenzen auf den Weltmärkten profitiert. Der Sektor stand weltweit im Wettbewerb mit niedrigeren Gaspreisen, was ihn widerstandsfähiger gegen Preiserhöhungen gemacht hat, so Hillman.

"Die Arbitrage für Flüssigerdgasexporte ist weit offen, und die Preise müssten um weitere 15 Dollar steigen, um diese Nachfrage zu bremsen."

Haftungsausschluss: Barani Krishnan verwendet eine Reihe von Ansichten außer seiner eigenen, um seine Analyse von Märkten abwechslungsreich zu gestalten. Aus Gründen der Neutralität präsentiert er bisweilen konträre Ansichten und Marktvariablen. Er hält keine Positionen in den Rohstoffen und Wertpapieren, über die er schreibt.

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Ölpreis im freien Fall - Corona-Fälle trüben chinesische Nachfrageaussichten

Ölpreis im freien Fall - Corona-Fälle trüben chinesische Nachfrageaussichten

Investing.com -- Die Ölpreise sind am Montag auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Wochen gefallen. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die anhaltenden COVID-19-Lockdowns in China die Nachfrage des weltgrößten Ölimporteurs schmälern werden.

Gegen 15.30 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 5,6% tiefer bei 96,31 Dollar je Barrel und der Brent-Kontrakt sank um 5,6% auf 100,19 Dollar je Barrel. Beide Referenzkontrakte erreichten die tiefsten Notierungen seit dem 12. April.

Für die U.S. Gasoline RBOB Futures ging es um 4,6 % auf 3,1338 Dollar pro Gallone zurück.

Die Verluste folgen auf die Ankündigung von Massentests und Mobilitätsbeschränkungen in der Hauptstadt Peking. Die größte Stadt des Landes, Shanghai, ist bereits seit fast einem Monat im Lockdown-Modus.

"China ist nach wie vor die Hauptsorge für den Ölmarkt", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung. "Die Corona-Situation in China geht offenbar in die falsche Richtung, denn in Peking kam es am Wochenende zu einem sprunghaften Anstieg der Krankheitsfälle. Chinas Null-Covid-Politik bedeutet, dass die Ölnachfrage im Rahmen der Bemühungen der Behörden, den Ausbruch der Krankheit unter Kontrolle zu bringen, unter Druck geraten wird."

Einem Bericht von Bloomberg aus der vergangenen Woche zufolge ist die Nachfrage Chinas, dem zweitgrößten Verbraucher der Welt, in diesem Monat bereits um rund 1,2 Millionen Barrel pro Tag gesunken.

Zwar wurden am Sonntag in Peking nur 29 Krankheitsfälle bei einer Bevölkerung von 21,5 Millionen Menschen gemeldet, doch das Beispiel Shanghai lässt vermuten, dass die Fallzahlen schnell ansteigen und nur schwer zu kontrollieren sein werden.

Die Anzeichen für eine schwächere chinesische Nachfrage fallen mit einer aggressiven Straffung der US-Geldpolitik durch die Federal Reserve zusammen, die das Wachstum in den USA bremsen könnte.

Zu den Sorgen des Weltmarktes gesellte sich die Meldung, dass Libyen in den nächsten Tagen die Ölproduktion in Ölfeldern wieder aufnehmen wird, die zuvor aufgrund von Protesten geschlossen waren. Auf diese Weise könnten weitere 500.000 Barrel pro Tag auf den Weltmarkt gelangen.

All diese Dinge überschatten Berichte über einen Großbrand in Treibstofftanks in Brjansk, Westrussland, in der Nähe der wichtigsten Ölexportpipeline des Landes.

Der Pipelinebetreiber Transneft hat sich noch nicht dazu geäußert, ob die Hauptleitung der Druschba-Pipeline, über die etwa 20 % der russischen Ölexporte nach Europa laufen, davon betroffen war.

Die Europäische Union hat noch kein offizielles Verbot für russisches Öl verhängt, aber die Londoner Times berichtet, dass die Union an einer neuen Sanktionsrunde arbeitet, die sich zumindest teilweise auch auf russisches Rohöl erstrecken würde.

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Ist Turkmenistan eine Alternative zu Russland? Eine schrecklich erdgasreiche Familie hat das Land im Griff

Der Prinz wurde nun zum Präsidenten. Serdar Berdymuchammedow löste am 19. März seinen Vater Gurbanguly Berdymuchammedow als Staatschef Turkmenistans ab. Serdar wurde beim vorgezogenen Urnengang im März mit gut 73 Prozent der Stimmen gewählt. Das etwas magere Wahlergebnis für einen Autokraten heisst aber nicht, dass die turkmenische Bevölkerung tatsächlich eine Wahl hatte. Vielmehr wird spekuliert, dass der Sohn bei der Präsidentschaftswahl seinen Vater nicht übertreffen durfte, der bei seiner Machtübernahme im Jahr 2007 ein Ergebnis von 89 Prozent erzielt hatte.

Exzentrische Präsidenten

Turkmenistan ist ein politisch, wirtschaftlich und auch geografisch isoliertes Land, die Abschottung nach aussen lässt sich mit derjenigen Nordkoreas vergleichen. Und dennoch flammen immer wieder Hoffnungen in Europa auf, dass die ehemalige Sowjetrepublik ein Partner sein könnte, um die Erdgasabhängigkeit von Russland zu dämpfen. Denn das wüstenreiche Land verfügt laut BP mit 13,6 Billionen Kubikmetern Erdgas über die viertgrössten erwiesenen Gasreserven der Welt. Würde Turkmenistan die derzeitige Förderrate beibehalten, wäre Gas für mehr als 230 Jahre vorhanden.

Ob der neue Präsident auch neue Ideen mit sich bringt, steht noch in den Sternen. Der 40-Jährige wirkt spröder als sein Vater, der bizarre Auftritte zu seinem Markenzeichen gemacht hat – sei es als DJ, Sänger, Tischtennisspieler, Velofahrer, Autorennfahrer oder nur als Inspizient eines Schlaglochs, der Behördenvertretern, die beflissen alles auf ihren Notizblöcken niederschreiben, seine Aufträge diktiert. Die manchmal tollpatschigen Darbietungen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Berdymuchammedow senior, ursprünglich zum Zahnarzt ausgebildet, ein brutales Regime anführte, das den Kult um seine Person auf die Spitze trieb. Er trägt den Ehrentitel «Arkadag», Turkmenisch für «Beschützer».

Noch exzentrischer war sein Vorgänger Saparmurat Nijasow, der von 1992 bis zu seinem Tod 2006 der erste Präsident des unabhängigen Turkmenistans war. Nijasow, der sich «Turkmenbaschi», Vater aller Turkmenen, nennen liess, verfasste die quasireligiöse Schrift «Ruchnama» als Grundlage seiner politischen Legitimierung und des Personenkults. Die «Ruchnama» war in den Schulen und Universitäten Pflichtstoff, was das Bildungsniveau im Lande nachhaltig beeinträchtigte. Sogar für die Zulassung zur Fahrprüfung waren Kenntnisse der «Ruchnama» vonnöten.

Versuch der Neutralität

Berdymuchammedow senior setzte sich nach dem Tod Nijasows offenbar mithilfe der Sicherheitsdienste gegen andere Anwärter durch, obwohl er laut Verfassung nicht an der Reihe gewesen wäre. Er startete mit einigen Reformen und Lockerungen und endete mit einem weiterhin repressiven Regime in einem isolierten Land. Was stets gleich blieb, war die lavierende Aussenpolitik: Angesichts der unmittelbaren Nachbarschaft zu Iran, Afghanistan, Usbekistan und Kasachstan sowie russischer, chinesischer, türkischer, europäischer und amerikanischer Interessen ziehen die turkmenischen Herrscher seit je einen neutralen Kurs vor.

Das wird sich wohl auch unter Serdar Berdymuchammedow nicht ändern, zumal sein Vater dem Volksrat, dem Oberhaus des turkmenischen Parlaments, vorsitzen wird. Dass der Balanceakt in der Aussenpolitik fortgesetzt wird, wurde bereits in einer eher raren Pressekonferenz direkt nach der Stimmabgabe greifbar: Serdar beantwortete Fragen auf Russisch, Englisch und Turkmenisch. Die Frage in Russisch betraf die Neutralität des Landes, diejenige in Englisch drehte sich um die Entwicklung der Privatwirtschaft. Die Fragen waren offenbar auf die Zuhörerschaft abgestimmt.

Steile Karriere des Kronprinzen

Der überraschend schnelle Wechsel an der Spitze könnte laut Gerüchten damit zusammenhängen, dass Berdymuchammedow senior gesundheitlich angeschlagen ist. Der Aufbau einer Familiendynastie ist jedoch schon länger geplant. Serdar studierte in Turkmenistan und in Russland, in der Schweiz erhielt er eine Ausbildung am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik.

Ab 2018 kam seine Karriere so richtig ins Rollen: vom stellvertretenden Aussenminister stieg er zum Gouverneur der Provinz Ahal und später zum Industrieminister auf. Danach war er der stellvertretende Ministerpräsident, wobei in Turkmenistan der Präsident auch das Regierungskabinett leitet, es gibt also keinen Ministerpräsidenten. Serdar war bereits de facto der zweite Mann im Staat. Oppositionelle Medien im Ausland stellten Vermutungen zu Serdars Charakter an. Dabei kommt eine Episode häufig vor. Als Gouverneur soll er zu seinen Untergebenen oft gesagt haben: «Ich drehe dir den Hals um.»

Weg von Moskau, hin zu Peking

Bereits vor rund zehn Jahren war das Interesse europäischer Politiker und Unternehmen gross am Erdgasreichtum Turkmenistans. Damals hing man in Brüssel noch dem Traum nach, über die Pipeline Nabucco Erdgas aus dem kaspischen Raum, darunter auch Turkmenistan, nach Europa zu liefern. Der sogenannte Südkorridor für Erdgaslieferungen ist vor allem dafür gedacht, die Abhängigkeit Europas vom russischen Gas zu mildern. Schliesslich kam ein kleineres Projekt zum Zug. Turkmenistan schaute durch die Finger.

Die Probleme waren übergross: So konnte Russland als Anrainerstaat eine Pipeline durch das Kaspische Meer blockieren, über die Gas aus Turkmenistan nach Aserbaidschan und weiter nach Europa hätte fliessen können, weil damals der Status des Meeres ungeklärt war. Moskau warf Aschchabad schon zuvor ständig Knüppel zwischen die Beine. Ein Erbe der Sowjetunion war, dass die gesamte Gasinfrastruktur zunächst auf Exporte nach Russland ausgerichtet war, was Moskau auch ausnutzte.

Im Jahr 2009 gelang Turkmenistan der grosse Durchbruch: Erstmals floss Erdgas über eine neu gebaute Röhre nach China; aber mit dem Ergebnis, dass das zentralasiatische Land von Peking abhängig wurde, weil Russland immer weniger turkmenisches Erdgas importierte. Der neue, 2019 abgeschlossene Liefervertrag mit Russland ist nicht umfangreich, die Mengen für Iran waren immer gering.

Zudem hat sich das chinesische Staatsunternehmen China National Petroleum Corporation (CNPC) in Turkmenistan festgesetzt und ist an einem Erdgasfeld beteiligt. Daneben fördert als ausländisches Unternehmen noch die malaysische Petronas Gas im turkmenischen Teil des Kaspischen Meers.

Hoffen auf Indien

Um dieser russisch-chinesischen Zwickmühle zu entkommen, sucht die turkmenische Elite weitere Exportrouten – auch um sich Macht und Einnahmen zu sichern. Seit Jahren geistert bereits das Projekt der Tapi-Pipeline herum, einer Erdgasröhre von Turkmenistan, Afghanistan, Pakistan bis nach Indien, 10 Milliarden Dollar teuer, gut für 33 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Dies würde der derzeitigen Exportmenge entsprechen, die nach China geht.

Die Probleme sind Legion: fehlende Finanzierung, die prekäre Sicherheitslage in Afghanistan, die Rivalität zwischen Indien und Pakistan. Im April reiste jedoch der indische Präsident Ram Nath Kovind als erstes ausländisches Staatsoberhaupt nach der Wahl von Serdar Berdymuchammedow nach Turkmenistan. Die Talibanregierung in Kabul ist auch an dem Projekt interessiert. Dadurch wird die Diskussion um die Tapi-Röhre wieder verstärkt.

Ein amerikanisches Projekt

Und auch die Gespräche um Erdgaslieferungen nach Westen haben Auftrieb erhalten. Gasverkäufe nach Westen über das russische Leitungssystem und auch per Iran dürften derzeit so gut wie ausgeschlossen sein. Die amerikanische Firma Trans Caspian Resources (TCR) belebt seit einiger Zeit die Idee einer transkaspischen Pipeline. Der Schlüssel zum Erfolg soll Bescheidenheit sein.

TCR spricht auch lieber von einem Interkonnektor als von einer Pipeline. Eine relativ kurze Röhre mit einer Kapazität von bis zu 12 Milliarden Kubikmetern Erdgas pro Jahr soll ein turkmenisches Erdölfeld im Kaspischen Meer mit einem vom britischen Unternehmen BP betriebenen, aserischen Ölfeld verbinden. Frühere Projekte hatten deutlich grössere Dimensionen.

Weil auf bestehende Infrastruktur aufgebaut werden soll und nur eine Pipeline mit 78 Kilometern vonnöten wäre, sind die Kosten mit rund 500 Millionen Dollar relativ gering. «Die Pipeline könnte ab der Investitionsentscheidung in 6 bis 12 Monaten gebaut werden», sagt Natalie Costello, die den Beratungsausschuss von TCR leitet, im Gespräch. Turkmenistan könnte Erdgas liefern, das bei der Erdölproduktion anfällt und üblicherweise abgefackelt wird. Durch die Lieferungen könnte wie in einer Kaskade mehr aserisches Erdgas für den Export frei werden. Deswegen könnte auch Aserbaidschan einwilligen. Bisher war Baku kein Freund von turkmenischem Erdgas, das nach Westen fliesst.

Praktische Probleme gibt es zuhauf. Zudem ist nicht klar, ob und wie schnell Turkmenistan auch die Erdgasproduktion ausbauen kann. Die grösste Hürde für Europa dürfte aber die repressive Natur des Regimes sein. Zuverlässige Wirtschaftsdaten aus Turkmenistan sind Mangelware, in vergangener Zeit häufen sich aber die Berichte über Preissteigerungen und Versorgungsengpässe selbst bei Grundnahrungsmitteln. Offiziell gibt es in Turkmenistan keine Corona-Fälle, umso wirrer sind die Massnahmen gegen die Pandemie. Ob Serdar Berdymuchammedow dies alles ändern will und kann, steht noch nicht fest.