Forum

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumPolitik: EU - newsEnergiepolitik

Energiepolitik

Zitat

Geringe Strompreise – hohe Förderung: Der Ökostromverkauf deckt nur noch 9 Prozent der Auszahlungen an die Betreiber

Windräder an der Ostsee: Die Marktpreise für Ökostrom sind so niedrig, dass enorme Fördersummen fällig werden.© dpa

Wiewohl Regierungspartei, hält die FDP die gesetzliche Förderung des Ökostroms für übertrieben. „Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck muss den Ausbau der erneuerbaren Energien endlich mit der Nachfrage am Markt zusammenbringen und dafür die Überförderung über das EEG beenden“, forderte der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Michael Kruse, gegenüber der F.A.Z. Das EEG ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz. „Die explodierenden Kosten sind Gift für den Wirtschaftsstandort Deutschland, deshalb braucht es bei den Erneuerbaren eine Wirtschaftswende hin zu mehr Markt“, verlangte Kruse am Dienstag in Berlin.

Er bezog sich auf die anwachsenden Subventionen auf dem sogenannten EEG-Konto: Weil für den Ökostrom am Markt nicht ausreichend hohe Preise zu erzielen sind, werden steigende staatliche Ausgleichszahlungen nötig: Im März waren es fast 1,7 Milliarden, im April sogar mehr als 2 Milliarden Euro. „Die Erneuerbaren verbuchen einen der höchsten Fehlbeträge aller Zeiten, währenddessen treibt Minister Habeck weitere Kostensteigerungen fast im Wochenrhythmus voran“, monierte Kruse. „Diese Fehlsteuerung muss dringend korrigiert werden, Habeck darf die Überförderung mit Steuergeld nicht noch anheizen.“

Höhere Unterdeckung erwartet

Das EEG-Konto listet die Einnahmen und Ausgaben der Übertragungsnetzbetreiber für die Erzeugung von erneuerbaren Energien auf. Die Einspeiser von Wind- oder Solarkraft erhalten eine feste Vergütung. Lässt sich an der Strombörse weniger Geld erzielen, als ihnen vertraglich zusteht, wird die Differenz aus einem Staatstopf erstattet. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres summierte sich der Ausgleich auf fast 5,3 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren diese „Zahlungen der Bundesrepublik Deutschland“ noch nicht nötig gewesen.

Kruse erwartet, dass die Unterdeckung in den bevorstehenden Sommermonaten noch viel größer werden wird – und dass dann das Geld ausgehen könnte. Denn die in nur vier Monaten aufgelaufenen 5,3 Milliarden Euro an Hilfen für die grünen Stromerzeuger machten jetzt schon die Hälfte jener 10,6 Milliarden Euro aus, die der Bund als Ausgleichszahlungen für das Gesamtjahr vorsehe.

Das EEG-Konto verwalten die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet, 50Hertz, Amprion und Transnet-BW. Früher wurde das Konto aus der EEG-Umlage gespeist, die jeder Verbraucher zahlen musste. Seit deren weitgehender Abschaffung im Jahr 2022 stammt das Geld aus dem Klima- und Transformationsfonds KTF. Dieser sammelt Einnahmen aus dem europäischen Emissionshandel ETS ein, aus dem nationalen CO2-Preis sowie aus Steuermitteln.

Angespannte Lage beim Förderfonds

Kruse wies darauf hin, dass der ohnehin angespannte Förderfonds KTF durch die Hilfen zum Ausgleich des EEG-Kontos ausgezehrt würde. Dann stünde weniger Geld für andere Vorhaben zur Verfügung, etwa für die Unterstützung zum Austausch alter Heizungen gegen weniger klimaschädliche Anlagen. „Die Ausgaben für die Erneuerbaren werden den KTF und damit auch die Heizungsförderung sehr bald auffressen“, warnte der FDP-Politiker. „Die Erneuerbaren müssen sich an den Bedürfnissen der Stromkunden orientieren, sonst wird das EEG-Konto zum größten Milliardengrab, das die Steuerzahler je erlebt haben.“

Zuletzt hatte die Regierung im Oktober 2021 mehr Bundesgeld für den Ökostrom ausgegeben als im April dieses Jahres. Damals waren es 2,7 Milliarden Euro, hinzu kamen 1,8 Milliarden aus der EEG-Umlage, die jetzt fehlen. Auffällig an den neuen Zahlen sind die geringen Erlöse durch die treuhänderische Vermarktung des Ökostroms an den Spotmärkten, also aus dem eigentlichen Stromverkauf nach Marktpreisen. Erzielt wurden im April lediglich 176 Millionen Euro. Die Einspeisevergütung betrug indes fast 1,87 Milliarden Euro. Mit anderen Worten: Nur 9,4 Prozent der Auszahlungen an die Ökostrombetreiber ließen sich am Markt erzielen. Ein Jahr zuvor zur gleichen Zeit waren es noch 22 Prozent, im April 2022 sogar 48 Prozent gewesen.

Kürzlich hatten die Übertragungsnetzbetreiber mitgeteilt, dass im April die Erlöse aus geförderter Photovoltaik je eingespeister Kilowattstunde auf den niedrigsten Marktwert seit 2020 gefallen seien. Für das Gesamtjahr 2024 erwarten die Konzerne einschließlich früherer Rückstände eine Finanzierungslücke auf dem EEG-Konto von 7,8 Milliarden Euro.

Zitat

 

Robert Habeck: Ärger um Atomausstieg - Union bringt Wirtschaftsminister in Bedrängnis

 

Hat Robert Habeck beim Atomausstieg getäuscht? Das will die Union mit einem Untersuchungsausschuss klären. ©picture alliance/dpa | Monika Skolimowska© news.de

Robert Habeck soll Akten zu AKW-Aus offenlegen

Union fordert Untersuchungsausschuss

Wirtschaftsminister wird lückenhafte Information vorgeworfen

Zum 15. April 2023 wurden die letzten aktiven Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Angesichts der Energiekrise war eine lange Debatte über eine weitere Laufzeitverlängerung vorausgegangen. Der Ausstieg war im Frühjahr 2022 ursprünglich noch für den Jahreswechsel geplant. Schon damals soll es aber interne Bedenken in Wirtschafts- und Umweltministerium gegeben haben, wie das Magazin "Cicero" enthüllte. Minister Robert Habeck und Ministerin Steffi Lemke (beide Grüne) sollen diese unterdrückt haben. Beide streiten dies ab. Jetzt droht ein weiteres Nachspiel.

Robert Habeck in Bedrängnis wegen AKW-Unterlagen: CDU fordert Untersuchungsausschuss

Denn die Unionsfraktion im Bundestag will einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem Fall einsetzen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat dies der Fraktionsvorstand von CDU und CSU am Montag in Berlin entschieden. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert aus einem Brief von CDU-Chef Friedrich Merz (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (CSU): "Die uns vorliegenden Informationen drängen die Schlussfolgerung auf, dass die Bundesregierung in einer entscheidenden Frage unserer nationalen Energiesicherheit nicht zum Wohle Deutschlands, sondern ausschließlich nach der Logik grüner Parteipolitik entschieden hat." Viele Fragen seien in diesem Zusammenhang unbeantwortet geblieben, zugesagte Unterlagen "allenfalls lückenhaft" übersandt und "entsprechende Belege" nicht geliefert worden.

Robert Habeck und Steffi Lemke sollen Akten zu Atomausstieg offenlegen

Mindestens ein Viertel der Bundestagsabgeordneten müssen sich für einen Untersuchungsausschuss aussprechen. Die Union verfügt aktuell über 195 Sitze im Parlament (insgesamt 733 Abgeordnete). 184 Stimmen würden für den Einsatz eines solchen Gremiums bereits reichen. Robert Habeck und Steffi Lemke müssten dann wohl alle relevanten Akten zum Atomausstieg offenlegen.

Hintergrund: Die Debatte um eine weiter Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke war angesichts des Ukraine-Kriegs entfacht. Vor dem Winter 2022/23 bestand die Sorge, dass die Energieversorgung im Land nicht ausreichen könnte. Nach langen Streitereien innerhalb der Ampel-Regierung sprach SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz ein Machtwort und legte die Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Atomkraftwerke bis zum 15. April 2023 fest. Die FDP hatte sich sogar für einen noch längeren Weiterbetrieb ausgesprochen. Habeck und Lemke wird jetzt vorgeworfen, dass unerwünschte Bemerkungen von Experten zum AKW-Aus möglicherweise aus ideologischen Gründen "ignoriert" oder sogar teilweise "verfälscht" zu haben. Denn die Grünen sprachen sich klar für einen raschen Ausstieg aus der Atomkraft aus.

Zitat

Energiewende in Gefahr? Offshore-Windräder in der Nordsee klauen sich gegenseitig den Wind

Der Offshore-Windpark Dolwin Alpha in der Nordsee© Sina Schuldt/dpa

Die Energiewende steht vor einer neuen Herausforderung. Eigentlich sollen in der Nordsee in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche neue Windräder entstehen, um klimaneutrale Energie zu produzieren. Doch nun schlagen Experten Alarm: Nach einem aktuellen Flächenentwicklungsplan stehen die neuen Windräder viel zu eng zusammen – und laufen in Gefahr, sich gegenseitig den Wind zu klauen.

„Je niedriger der Stromertrag pro Turbine, desto schwieriger wird es für den Betreiber, den Bau zu refinanzieren und eine Rendite zu erwirtschaften“, zitiert das Handelsblatt etwa Jörg Kubitza, den Geschäftsführer des dänischen Windparkbetreibers Orsted in Deutschland. „Letztlich wird dadurch der Strom teurer.“

Grund für die Befürchtungen sind sogenannte Abschattungseffekte. Um Strom zu erzeugen, entziehen Windkraftanlagen dem Wind Energie. Verringert sich dadurch die Windgeschwindigkeit, werden auch andere Windräder in der Umgebung beeinflusst. Stehen die Windräder zu dicht beieinander, produzieren die einzelnen Anlagen also weniger Strom.

Mindestens 300 Gigawatt Leistung sollen Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee bis zum Jahr 2050 produzieren. Das ist zumindest der Plan der neun europäischen Länder, darunter auch Deutschland, der im April des vergangenen Jahres bei einem Nordsee-Gipfel aufgestellt wurde. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die Nordsee damals ein „Energie-Powerhouse quasi vor der Haustür“. In einer Mitteilung der Bundesregierung ist sogar die Rede davon, die Nordsee zum „größten Energielieferanten Europas“ zu machen.

Damit das funktioniert, muss die Bundesregierung aus der Sicht von Experten jedoch nachsteuern. Im Handelsblatt fordert Orsted-Geschäftsführer Kubitza beispielsweise eine bessere Absprache zwischen den Nordsee-Ländern, damit sich etwa Windparks aus den Niederlanden und Deutschland nicht gegenseitig ausbremsen.

Wie viel Strom die geplanten Offshore-Windanlagen genau produzieren werden, ist unter anderem auch durch die Abschattungseffekte schwierig zu berechnen. Ein Gutachten des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWS), das im Auftrag der zuständigen Behörde für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) erstellt wurde, kommt zu dem Schluss: „Bei der Modellierung von Energieerträgen von Windparks in bisher ungekannten Größen ist eine hohe Unsicherheit zu berücksichtigen.“

Laut Handelsblatt-Bericht weist die BSH die Kritik aus der Branche zurück. Zu den Abschattungseffekten habe die Behörde „europaweit einmalige Gutachten bei dem führenden Forschungsinstitut in Auftrag“ gegeben, die Erkenntnisse seien in den Flächenentwicklungsplan mit eingeflossen. In den nächsten Wochen können Experten Stellungnahmen zu dem Plan bei der Behörde einreichen.

Zitat

Höhere Gaspreise?

Sorge vor Putins „Schlupfloch“: EU-Sanktionen treffen erstmals russisches LNG – Expertin warnt

Russlands Präsident Wladimir Putin und die LNG-Plattform von Novatek© ITAR-TASS/imago/Mikhail Klimentyev/dpa (montage)

Einnahmen aus dem LNG-Geschäft sind für Russlands Wirtschaft von wichtiger Bedeutung. Erhöhen nun die neuen EU-Sanktionen den Druck auf Putin?

Hamburg – Mit den neuen Sanktionen hat der Westen Wladimir Putin und Russlands Wirtschaft einen schweren Schlag versetzt. Am Donnerstag (20. Juni 2024) hat sich die EU geeinigt, ein neues Sanktionspaket gegen Russland zu verhängen. Zum ersten Mal geht es dabei um die Lieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG), auch Putins Geisterflotten stehen im Fokus. EU-Unternehmen dürfen nun weiterhin russisches LNG kaufen, es aber nicht in andere Länder re-exportieren, was als Umladung bekannt ist.

Welche Folgen gäbe es für den europäischen Gasmarkt – und für Russlands Wirtschaft? Energieexpertin Prof. Dr. Svetlana Ikonnikova von der Technischen Universität München gibt im Gespräch mit Ippen.Media erste Prognosen.

Neue Sanktionen gegen Russland treffen erstmals LNG – längst überfällige Maßnahme?

Prof. Ikonnikova, die EU hat erstmals Sanktionen gegen russisches LNG verhängt. Glauben Sie, dass dies überfällig war? 

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Ja. Ich glaube, die EU hätte schon früher darüber nachdenken sollen, als Sanktionen gegen den russischen Energiesektor diskutiert wurden. Allerdings waren Sanktionen gegen russisches LNG für die EU vorerst nicht sehr realistisch, weil die Energieindustrie ziemlich angeschlagen war. Jetzt sehen wir, dass die europäischen Märkte ziemlich gut zurechtkommen.

Was bedeuten die EU-Sanktionen gegen russisches LNG für den europäischen Gasmarkt? 

Die Sanktionen gegen russisches LNG sehen vor, den Umschlag von LNG in der EU zu verbieten. Es gäbe vor allem Folgen für die asiatischen Märkte. Wir sprechen hier insbesondere von China, Indien und der Türkei. Es könnte also weniger den europäischen Markt, sondern die asiatischen Märkte treffen. Vieles wird auch davon abhängen, wie Russland jetzt mit der Situation umgehen würde.

Ich halte es für realistisch, dass die LNG-Mengen, die Russland derzeit nach Asien exportiert hat, kurzfristig nach Europa gelangen könnten. Zumindest bis Mechanismen entwickelt sind, wie die Verträge mit den asiatischen Partnern umgestaltet werden können. Das würde die Preise für russisches LNG verändern und Russland würde davon profitieren, sofern es keine Preisobergrenze gibt. Wenn die asiatischen Märkte weniger Mengen an LNG aus Russland erhalten als zuvor, könnte dies dazu führen, dass sie wieder auf Kohle umsteigen, was für Indien und China nicht neu wäre.

Druck auf Russlands Wirtschaft? Folgen der EU-Sanktionen gegen russisches LNG

Glauben Sie, die EU-Sanktionen werden wirksam genug sein, um Druck auf Russland auszuüben? 

Wenn Russland nicht in der Lage ist, russisches LNG in Europa umzuladen, würde dies die Lieferzeit verlängern, was auch dazu führen würde, dass die Schiffe nicht optimal ausgelastet werden können und damit das exportierte Volumen reduziert wird. Wenn die Route durch Europa aufgrund des Verbots komplizierter wird, könnte Russland entweder den Preis für die asiatischen Länder erhöhen oder die asiatischen Länder kaufen weniger russisches LNG und wenden sich mehr dem internationalen Erdgasmarkt zu, beispielsweise den USA.

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Russland beschließt, alles beim Alten zu belassen und geringere Einnahmen aus dem LNG-Geschäft in Kauf nimmt. Aber warum sollte Russland das tun? Wie wir beim Export von russischem Öl gesehen haben, war Russland ziemlich erfinderisch darin, Wege zu finden, sein Exportvolumen zu verschleiern und das Ölembargo zu umgehen.

Würden Sie ein Import-Verbot von russischem LNG unterstützen? 

Aus geopolitischer Sicht ja. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es für Europa schwierig. Nötig ist jetzt eine stärkere Koordination der EU mit ihren Partnern im Nahen Osten und in Asien, um sicherzustellen, dass Russland kein anderes Schlupfloch für die neuen EU-Sanktionen findet. Die EU sollte auch berücksichtigen, wie sehr solche Maßnahmen, ob auf Russland bezogen oder allgemein auf die Entwicklung der Erdgas- und anderen Brennstoffversorgung, sich mit Plänen der EU und Deutschlands zur Dekarbonisierung vereinen lassen. Dekarbonisierung bedeutet, wie wir auf sauberere Brennstoffe umsteigen.

Europa kann mehr Druck auf den Erdgasmarkt ausüben, indem es die Produktion von Wasserstoff und erneuerbarer Energien ankurbelt. Damit könnte eine grundsätzlich geringere Nachfrage nach Erdgas aus dem europäischen Energiesektor und der Industrie dazu führen, dass Russland seine Gewinne verliert. Wenn Europa beides gleichzeitig schafft, das russische LNG-Exportvolumen zu reduzieren und die Dekarbonisierung zu fördern, könnte dies positive Auswirkungen auf beide Seiten haben: Russland zu „bestrafen“ und der EU-Wirtschaft bei der Dekarbonisierung zu helfen.

Russlands Wirtschaft wendet sich an China – doch wird Peking weiterhin viel russisches Gas kaufen?

Wird Russland langfristig in der Lage sein, russisches LNG zu exportieren? Derzeit führt Russland mit China Gespräche über das Projekt der Power-of-Siberia-2-Pipeline. 

Russland hat tatsächlich versucht, Verhandlungen mit China voranzutreiben, um China zu überzeugen, mehr Erdgasvolumen aus Russland zu einem profitablen Preis zu kaufen. Das erfordert jedoch, dass Russland China als Partner für Investitionen in die Pipelines und die Ausrüstung gewinnen muss, die für die Nachproduktion und den Betrieb dieser Pipelines erforderlich sind. Für China ist dies ein Problem, weil das Land westliche Sanktionen fürchtet und seine Abhängigkeit von einem bestimmten Partner in Bezug auf die Energieversorgung reduzieren will. Ohnehin will China nicht mehr so abhängig von Russland sein.

Nötig ist jetzt eine stärkere Koordination der EU mit ihren Partnern im Nahen Osten und in Asien, um sicherzustellen, dass Russland kein anderes Schlupfloch für die neuen EU-Sanktionen findet.

Prof. Dr. Svetlana Ikonnikova

Stichwort Abhängigkeiten: Glauben Sie, dass es für die EU möglich sein wird, in Zukunft nicht auf russisches LNG angewiesen zu sein? 

Die EU hat wirklich gute Arbeit geleistet, ihre Abhängigkeit von Erdgas insgesamt zu verringern und gleichzeitig ihre LNG-Lieferungen auch ins Herkunftsland zu diversifizieren. Die USA haben dabei eine große Rolle gespielt, aber auch der Ausbau weiterer Beziehungen zu Katar und Australien hat geholfen. Die Erhöhung des LNG ermöglicht den Zugang zu mehr LNG-Liefermöglichkeiten aus anderen Ländern, was zu einem Rückgang der russischen Lieferungen geführt hat.

Aber die EU muss weiter in die Infrastruktur investieren. Und da stellen sich zwei Fragen: Sind die europäischen Länder bereit, das zu tun? Viele Länder sind möglicherweise eingeschränkt, wie etwa Österreich oder Ungarn. Sie haben einfach nicht dieselben finanziellen Möglichkeiten wie Deutschland oder Frankreich, das zu tun. Und die zweite Frage ist, wie schnell die EU das umsetzen kann. Selbst wenn die EU-Mitglieder das Kapital haben sollten für die Investitionen, wird der Prozess dauern.

Zitat

Teurer Stromplan: Verbraucher sollen 80 Euro mehr zahlen

Netzentgelte könnten stark steigen. (Bildquelle: IMAGO / Bihlmayerfotografie)© Giga

Der Ausbau der Stromnetze soll beschleunigt werden, um die Energiewende voranzutreiben. Auf Verbraucher könnten dadurch Mehrkosten von rund 80 Euro pro Jahr zukommen, zeigt ein Entwurf der Bundesregierung. Für Gewerbetreibende wird es noch teurer.

Schneller Netzausbau: Verbraucher zahlen drauf

Nachdem eine Expertenkommission der Bundesregierung erheblichen Nachholbedarf beim Ausbau der erneuerbaren Energien festgestellt hat, folgt nun die Reaktion: Zehn zentrale Infrastrukturprojekte sollen zügig angegangen werden – finanziert über die Stromrechnung der Bürger

Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Netzentgelte wegen dieser beschleunigten Ausbauvorhaben für Privathaushalte und Gewerbe spürbar steigen: Während Haushalte mit Mehrkosten von rund 80 Euro pro Jahr rechnen müssen, könnten gewerbliche Nutzer sogar mit einem Anstieg von rund 900 Euro konfrontiert werden. Mittel- bis langfristig soll der Ausbau aber zu Einsparungen führen, heißt es.

Die geplanten Maßnahmen umfassen den vorgezogenen Ausbau mehrerer Leitungen und Konverter, die Wechselstrom in Gleichstrom umwandeln. Die Projekte sind Teil des Bundesbedarfsplans und sollen Offshore-Windparks besser anbinden und die Übertragungskapazitäten zwischen den Bundesländern erhöhen. Ein zentrales Projekt ist der Suedost-Link, der künftig Windstrom in den Süden Deutschlands von den Küsten transportieren soll.

Stromnetz-Ausbau: Union stellt Alternative vor

Parallel zum Gesetzentwurf der Bundesregierung hat die Union einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der nach einer kostengünstigeren Alternative zum teuren Erdkabelausbau sucht. Der Antrag fordert mehr Freileitungen, um die enormen Kosten für den Netzausbau zu senken – ein Einsparpotenzial von bis zu 35 Milliarden Euro ist im Gespräch.

Zitat

Deutsche Wasserstoff-Strategie ignoriert fehlende Infrastruktur

A logo displaying the "H2" hydrogen chemical symbol at the Peter Huber Kaltemaschinenbau SE at the Hannover Messe 2024 trade fair in Hannover, Germany, on Monday, April 22, 2024. German Chancellor Olaf Scholz is optimistic on his country's economic prospects, citing record employment and slowing inflation thanks to falling energy costs.© Bloomberg

(Bloomberg) -- Die Bundesregierung will Deutschland zu einem der größten globalen Einkäufer von Wasserstoff machen, doch die am Mittwoch verabschiedete Importstrategie stößt bei Industrieverbänden auf Kritik. Der Plan übersehe die Frage, wie das deutsche Kernnetz mit Pipelines aus anderen Teilen Europas verbunden werden soll.

Letzte Woche monierte der Europäische Rechnungshof, die Ambitionen der EU in Bezug auf grünen Wasserstoff seien eher von politischem Willen als soliden Analysen getrieben. Die Bundesregierung will Kohle zunächst durch Erdgas und dann durch Wasserstoff ersetzen, um die Emissionen schnell zu senken. Es bestehen aber ernsthafte Zweifel, ob Wasserstoff erforderlichen Menge und zu erschwinglichen Kosten verfügbar sein wird.

Berlin setzt mit seiner Strategie vor allem auf Lieferungen aus Europa und Afrika — und hofft, dass diese Ankündigung allein schon ausreicht, um Anreize für Unternehmen zu schaffen. Denn sie sollen die Wasserstoffproduktion und Pipelineprojekte wie H2Med — die Verbindung aus Spanien — finanzieren.

Mehr zu Wasserstoff in Deutschland: Deutschland sucht bis 2025 Investoren für neue Gaskraftwerke

“Die Importstrategie soll dazu beitragen, die Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion in Partnerländern sowie den Aufbau notwendiger Importinfrastruktur zu erhöhen“, heißt es in dem am Mittwoch vom Kabinett verabschiedeten Strategiepapier.

Der Bedarf ist eindeutig. Deutschland wird als größte Volkswirtschaft Europas laut dem Strategiepapier bis 2030 etwa 70% seines Bedarfs von bis zu 130 Terawattstunden durch Importe decken müssen.

Doch die Schätzungen sind für die Anleger kein ausreichender Grund, Geld auf den Tisch zu legen.

Die Strategie gebe „keinen Hinweis auf eine verlässlich wachsende Nachfrage in Deutschland“, sagt Timm Kehler, Chef des Branchenverbands Zukunft Gas, in einer Erklärung. „Die internationalen Lieferanten von Wasserstoff warten auf klare Signale und Impulse, Investitionen in die kapitalintensive Wasserstoffproduktion auszulösen.“

Plan erforderlich

Das Bundeswirtschaftsministerium listet eine Vielzahl von Finanzierungsinstrumenten auf — globale Auktionen, eine Reihe von Subventionen, die 15-jährigen Klimaschutzverträge mit energieintensiven Industrien oder Zuschläge von der Europäischen Wasserstoffbank. Was fehlt, ist ein detaillierter Plan, wie der Wasserstoff nach Deutschland kommen soll.

Deutschland wird zunächst vor allem auf Pipelineversorgung aus den direkten Nachbarländern an der Ost- und Nordsee wie Norwegen, Dänemark oder Großbritannien angewiesen sein. Darüber hinaus werden Vorbereitungen für den Transport von Ammoniak getroffen.

In dieser Woche haben die nationalen Netzbetreiber den Antrag für das Wasserstoff-Kernnetz im Wert von 20 Milliarden Euro eingereicht. Laut Peter Frank, Direktor der Denkfabrik Agora Industrie, gibt es aber keine Einigung über den Anschluss an das europäische Netz.

Während Industrieverbände die Strategie grundsätzlich begrüßen, fordert die Wirtschaftsvereinigung Stahl eine „ausreichende Finanzierung von Importinstrumenten“.

Die deutschen Stahlproduzenten werden besonders auf Wasserstoffimporte angewiesen sein, um ihr emissionsintensives Geschäft umzustellen. Thyssenkrupp war im vergangenen Jahr für fast 3% der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich und gab an, dass die erste Direktreduktionsanlage etwa 400 Tonnen Wasserstoff pro Tag benötigen werde.

Anderen Ländern fehle der deutsche Elan beim Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, sagte Yvonne Ruf, Partnerin bei der Unternehmensberatung Roland Berger.

„Die fundamentale Frage, wie sich der Wasserstoffpreis und damit auch die Abnahme entwickelt, führt weltweit bei Investitionen noch immer zu sehr viel Zurückhaltung”, so Ruf.

Zitat

Wärmewende ist abgesagt: Heizungsmarkt bricht ein - die Bürger warten einfach ab

 

Wärmewende ist abgesagt: Heizungsmarkt bricht ein - die Bürger warten einfach ab© Bereitgestellt von Deutsche Wirtschaftsnachrichten (German)

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat am Montag seine aktuelle Absatzstatistik vorgelegt. Sie ist, gelinde gesagt, ein Desaster - und eine schallende Ohrfeige für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Die Hersteller setzten 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das einzige Pluszeichen ist ausgerechnet bei Ölheizungen zu vermelden, wo doch alle dachten, das Kapitel sei wegen der Klimakrise abgeschlossen.

Zitat

Auf klimaschädlich herabgestuft

Klimakiller Holzheizungen? Bericht über CO₂-Abgabe polarisiert – Habeck-Ministerium reagiert

Klimaschädliche Holzheizungen und eine CO₂-Abgabe auf Holz? Ein Bericht schreckt in der deutschen Energiewende auf – und ruft Habecks Ministerium auf den Plan.

Berlin – Das Heizen mit Holz ist in Deutschland unverändert beliebt. Das zeigte nicht zuletzt die Energiekrise, die der Ausbruch des Ukraine-Krieges ausgelöst hatte. Schon in den vergangenen zwei Winter-Perioden boomte die Nachfrage nach Kaminöfen in Deutschland. Auch, weil eben die Kosten für Gas und Öl drastisch anstiegen. Holz also als günstige und klimaneutrale Heiz-Alternative? Das klingt noch immer verlockend. Ein Bericht sorgt nun aber für Unstimmigkeiten in diesem Bild.

So einfach ist die Sachlage nämlich nicht. Bereits Ende 2024 tritt eine Verordnung in Kraft, die für viele Holzöfen das Aus bedeuten könnte. Grund für die Änderung ist die Feinstaubbelastung der Öfen – die werden nämlich dann nochmal ordentlich verschärft. Nun gibt es eine weitere Entwicklung, die für Sorge um das Heizen mit Holz schürt. Ist die gute alte Holzheizung etwa generell klimaschädlich?

Plötzlich klimaschädlich? Umweltbundesamt stuft Holzenergie herab

Das jedenfalls legt ein Bericht der Welt am Sonntag nahe. In dem heißt es, das ans Bundesumweltministerium angegliederte Umweltbundesamt habe die Nutzung von Holzenergie von klimaneutral auf klimaschädlich herabgestuft. Eigentlich gilt der Brennstoff nach der Erneuerbaren-Richtline der EU als klimaneutrale, erneuerbare Energie, da Holz beim Wachstum so viel CO₂ bilde, wie es bei der Verbrennung wieder abgibt. Diese Begründung erkennt auch das umstrittene Gebäudeenergiegesetz – auch als Habecks Heizungsgesetz bekannt – an. Ein Großteil der erneuerbaren Energie im deutschen Wärmemarkt, sogar bis zu drei Viertel, wie die Welt weiter schreibt, kämen aus fester Biomasse in Form von Pellets, Scheitholz oder Hackschnitzeln.

Eine CO2-Abgabe auf Holzenergie? Habecks Ministerium dementiert.© dpa | Silas Stein + dpa | Bernd von Jutrczenka

Nun soll dieser riesige Anteil plötzlich nicht mehr klimaneutral, sondern klimaschädlich sein? Wie es in dem Bericht heißt, hat das Umweltbundesamt (UBA) bereits das Informationstool „CO₂-Rechner“ auf seiner Webseite neu programmiert und Holzenergie dabei eben von klimaneutral auf klimaschädlich herabgestuft: Der Verbrennung von einer Tonne Holz werde dort nun eine Emission von 1,77 Tonnen CO₂ zugeschrieben.

CO₂-Abgabe auf Holzenergie? Bericht polarisiert

Das UBA bezieht sich bei ihrem Tool laut dem Bericht ausschließlich auf die Basis „wissenschaftlicher Studien und Erkenntnisse“. Wut schlug dennoch bereits entgegen. Zahlreiche Verbände warfen der Behörde demnach vor, die geltende Rechtslage zu missachten, gar rechtliche Konsequenzen wurden angedroht. Der Bericht der Welt bringt in diesem Zusammenhang aber noch ein weiteres Detail auf, das die Brisanz nochmal erhöht.

Wie es weiter heißt, läge dem Medium ein Entwurf aus dem Februar vor. Laut diesem habe die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Biomasse-Strategie die Einführung einer CO₂-Abgabe auf Holzenergie vorberietet. In dem Entwurf sei konkret von einer „Entwicklung eines Konzepts für die Anwendung eines CO₂-Faktors für holzartige Biomasse“ die Rede.

Zitat

Bundesweiter Vergleich

Billig in Bayern, teuer in Thüringen - Wie Energiekosten vor allem den Osten Deutschlands belasten

Die Strompreise in Deutschland zählen zu den höchsten weltweit. Eine aktuelle Analyse zeigt außerdem, dass die Belastung der Energiepreise in Ostdeutschland deutlich höher sind als in Westdeutschland.

Heidelberg – Die Strompreise in Deutschland sind eine der höchsten weltweit. Laut Umfrage des Vergleichsportal Verivox sorgen sich rund 70 Prozent der Deutschen um die Entwicklung der Strompreise. Nun hat eine weitere Verivox-Analyse signifikante Unterschiede der Energiepreise innerhalb Deutschlands ergeben. Die Belastung der Energiepreise im Osten von Deutschland ist dabei höher als im Westen - um rund 22 Prozent. Davon betroffen ist vor allem das Bundesland Thüringen. Am geringsten sind die Aufwendungen für Energie in Bayern. Das hängt vor allem mit der Einkommensdifferenz zusammen - aber auch Netzgebühren spielen hier eine Rolle.

Im Bundesland Thüringen ist die Belastung durch die hohen Energiepreise am stärksten.© IMAGO

Deutschland im weltweiten Vergleich in Top 10 der höchsten Strompreise - Ostdeutschland deutlich teurer

Deutschland belegt im weltweiten Vergleich Platz neun der höchsten Strompreise, wie eine Analyse des Vergleichsportal Verivox im ersten Quartal dieses Jahres zeigt. Die höchsten Strompreise gibt es in Bermuda mit 42,52 Eurocent die Kilowattstunde (kWh). Im Vergleich: In Deutschland kostete eine Kilowattstunde im ersten Quartal 32,8 Eurocent. Am billigsten ist der Strom im Iran, dort sind es 0,23 Eurocent pro kWh. „Im europäischen Vergleich ist Deutschland dennoch gut durch die Energiekrise gekommen“, schreibt Verivox in einer Pressemitteilung zur Analyse. In Deutschland war der Strompreis 2022 auf einem Hochpunkt von 43,02 Eurocent pro kWh und hat sich seit dem etwas erholt; 2020 waren es noch 29,36 Eurocent pro kWh.

Deutlich schlechter im Schnitt kommt dabei der Osten von Deutschland im Vergleich zum Westen weg. Die Kosten für Wärme, Strom und Sprit sind im Schnitt rund 22 Prozent höher als in Westdeutschland, zeigt die neue Analyse von Verivox. Als Grundlage für den Vergleich bezieht das Portal die Kosten eines durchschnittlichen Haushalts mit einem jährlichen Wärmebedarf von 12.000 kWh, einem Stromverbrauch von 3500 kWh und einer Fahrleistung von 13.300 Kilometern im Jahr.

Das Ergebnis: Die durchschnittlichen bundesweiten Energiekosten pro Haushalt für August 2024 betragen 4297 Euro im Jahr. In Westdeutschland kommt ein Durchschnitt von 4280 Euro zusammen, im Osten sind es 4380 Euro im Jahr - das macht nominale Mehrkosten von 2,3 Prozent.

Ost-West-Differenz von 22 Prozent - Hohe Netzgebühren und niedrigeres Einkommen

In die Berechnung nicht miteinbezogen sind jedoch die Einkommensunterschiede von Ost und West. Durch den geringeren Einkommensdurchschnitt in Ostdeutschland fällt auch die Belastung der Energiekosten mehr ins Gewicht. Verivox rechnet dabei mit einem durchschnittlichen Einkommen in Westdeutschland von etwa 58.333 Euro und in Ostdeutschland von 48.977 Euro. Aufgerechnet auf die Energiekosten in beiden Teilen Deutschlands, ergeben sich kaufkraftbereinigte Kosten von 4139 Euro im Westen und 5042 Euro pro Jahr im Osten - das ist bereits ein Unterschied von 22 Prozent.

Am stärksten unter den hohen Energiekosten leidet das Bundesland Thüringen - mit 23 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Ebenfalls hoch ist die Belastung in Bremen und Sachsen (mit jeweils 20 Prozent) und Sachsen-Anhalt (19 Prozent). Am geringsten ist die Belastung der Energiepreise in Bayern. Dort liegen die Kosten etwa 10 Prozent unter dem Bundesschnitt. Auch Baden-Württemberg und Hessen kommen gut weg, mit 8 bzw. 5 Prozent unter dem Schnitt.

Verivox führt als Grund die geringeren Einkommen in den ostdeutschen Bundesländern an, die dort um 16 Prozent niedriger sind. Zudem sind die Energiekosten generell höher: Beim Strom sind es etwa 3 Prozent mehr, beim Heizen rund 5 Prozent. Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, erklärt in der Pressemitteilung den Preisunterschied wie folgt: „Die Energiepreisunterschiede zwischen Ost und West lassen sich zum Teil durch die Netzgebühren erklären. Die Kosten für Betrieb, Unterhaltung und Ausbau des Stromnetzes liegen in Ostdeutschland bei Strom rund 3 Prozent höher, bei Gas rund 10 Prozent“.

Zitat

Habecks grüner Stahl: Warum er eine extrem teure Illusion ist

Wirtschaftsminister Robert Habeck legt seine Hoffnung in die Herstellung von grünem Stahl. Zu Recht?© Kay Nietfeld/dpa

Es ist eine hochriskante Wette mit hohem Wetteinsatz: Mit etwa sieben Milliarden Euro fördert der Staat die Umstellung der Stahlerzeugung in Deutschland, damit im Jahr 2045 Stahl weitgehend emissionsfrei produziert wird. Allein das kriselnde Unternehmen Thyssen-Krupp soll zwei Milliarden Euro von der Bundesregierung und dem Land NRW dafür erhalten, dass die klassische Stahlerzeugung im Hochofen auf Basis von Kokskohle durch eine Produktion im Direktreduktions-Verfahren abgelöst wird, bei dem dereinst grüner Wasserstoff die Kokskohle ersetzen soll.

Bis es so weit ist, soll übergangsweise das emissionsärmere Erdgas eingesetzt werden. Bei diesem Verfahren wird aus Eisenerz Eisenschwamm erzeugt, der anschließend im Elektrostahlverfahren zu Rohstahl veredelt wird. Im Vergleich zur klassischen Hochofenroute wird der Ausstoß an Treibhausgasen um bis zu 60 Prozent reduziert, wenn Erdgas eingesetzt wird, noch stärker, wenn grüner Wasserstoff eingesetzt würde.

Leicht in Vergessenheit gerät bei dieser Subventionsorgie für wasserstofffähige Stahlwerke, dass Stahl bereits heute emissionsarm hergestellt wird: in Elektrostahlwerken, in denen Stahl hauptsächlich durch das Einschmelzen von Stahlschrott gewonnen wird. Im Vergleich zur konventionellen Hochofenroute wird hierbei rund drei Viertel der Emissionen einspart. Wäre der dafür nötige Strom bereits heute vollkommen grün, wäre diese Art der Stahlerzeugung sogar weitgehend emissionsfrei. Eine weitere Alternative ist die herkömmliche Stahlerzeugung mit Abscheidung von Kohlendioxid (CO₂) und dessen unterirdischer Speicherung. Experten gehen davon aus, dass dies zu CO₂-Preisen von 40 bis 60 Euro je Tonne realisiert werden kann.

Würden nach der Genehmigung der CO₂-Abscheidung in Deutschland in einigen Jahren Pipelines zur Verfügung stehen, mit denen das abgeschiedene Kohlendioxid in Länder wie Dänemark oder Norwegen transportiert werden könnte, in denen CO₂-Speicherung heute schon ein Geschäftsmodell ist, wäre die herkömmliche Stahlerzeugung mit CO₂-Abscheidung eine weitaus kostengünstigere Alternative als die Stahlproduktion mit grünem Wasserstoff. Es ist zudem wahrscheinlich, dass die Bedeutung von Stahlschrott weiter anwachsen und dieser damit einen wichtigen Beitrag für die grüne Stahlproduktion leisten wird – ohne hohe staatliche Subventionen.

Weitaus unwahrscheinlicher ist hingegen, dass eines Tages genügend grüner Wasserstoff für die noch zu bauenden grünen Stahlwerke zur Verfügung stehen wird. Außer Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der jüngst auf dem Stahlgipfel in Duisburg grünen Stahl made in Germany als die Zukunft bezeichnete, glauben nur wenige an diese Alternative.

Angesichts der hohen Kosten für die Stahlproduktion mit grünem Wasserstoff müsste man es aber nicht einmal bedauern, wenn grüner Wasserstoff für diesen Zweck nicht vorhanden wäre. Bedauern könnte man aber eines Tages, wenn sich die milliardenschweren Hilfen für den Bau wasserstofffähiger Stahlwerke dadurch in Schrott verwandeln, dass die Stahlproduktion in Deutschland dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit verliert, nicht zuletzt wegen zu hoher Strompreise.

Die Gefahr des dauerhaften Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit ist umso realer, als der Umfang der kostenlosen Zuteilung von Emissionszertifikaten im EU-Emissionshandel bis zum Jahr 2034 schrittweise reduziert wird. Anstelle der teilweise kostenlosen Zuteilung von Zertifikaten, mit der aktuell das Risiko der Verlagerung von Treibhausgasemissionen (Carbon Leakage) in Länder außerhalb der Europäischen Union verringert wird, soll ab dem Jahr 2026 ein CO₂-Grenzausgleichssystem treten.

Mit dem CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) genannten Mechanismus soll sichergestellt werden, dass auf emissionsintensive Güter wie Zement oder Stahl bei ihrer Einfuhr dieselben CO₂-Emissionskosten aufgeschlagen werden, wie wenn sie im Geltungsbereich des EU-Emissionshandels hergestellt worden wären. Es darf angesichts vieler praktischer Probleme, die mit dem CBAM verbunden sind – angefangen von der komplexen Erfassung der bei der Produktion im Ausland entstehenden Emissionen –, stark bezweifelt werden, dass es mit diesem Mechanismus für die europäischen Unternehmen einen zuverlässigen Schutz vor Wettbewerbsnachteilen infolge der hiesigen überambitionierten Klimaschutzvorgaben geben wird.

Die deutsche Politik hat sich wohl gezwungen gesehen, den Bau neuer Stahlwerke zu fördern, um die Geister, die sie selbst rief, indem sie die sehr ambitionierte Klimaschutzpolitik der EU-Kommission und die Einführung des CBAM maßgeblich unterstützt hat, wieder zu vertreiben. Besser wäre gewesen, die Politik hätte sich erst gar nicht in diese Zwangslage gebracht. Auch hehre klimapolitische Ziele rechtfertigen aus ökonomischer Sicht nicht den massiven staatlichen Interventionismus und die hohen Fördergelder für einen einzigen Wirtschaftszweig — zumal es Alternativen ohne massive Subventionen gegeben hätte.

Damit die Politik ihre riskante Wette auf grüne Stahlwerke nicht von vornherein verliert, muss sie nun schleunigst für niedrigere Strompreise sorgen. Ein Anfang dazu sollte mit der Reaktivierung der 2023 abgeschalteten Atomkraftwerke gemacht werden.