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Inflation

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Preise: Bundesamt legt erste Zahlen zur Inflation im Juni vor

Die seit Monaten hohe Teuerung ist eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher - nicht nur an der Kasse im Supermarkt.© Sven Hoppe/dpa

Die Inflation in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten auf hohem Niveau abgeschwächt. Ob sich der rückläufige Trend im Juni fortgesetzt hat, ist aus Sicht von Volkswirten fraglich. Das Statistische Bundesamt informiert heute anhand erster Daten über die Entwicklung der Teuerung im Juni.

Im Schnitt rechnen Volkswirte wegen eines Sondereffekts für Juni mit einem Anstieg der Jahresteuerungsrate auf 6,3 Prozent. Die befristete Einführung des Neun-Euro-Tickets und die Steuersenkung auf Kraftstoffe im Juni 2022 bremsten den Anstieg der Inflation zeitweise. Dieser Effekt entfällt in diesem Jahr. In den kommenden Monaten rechnen Experten dann aber wieder mit einer schrittweisen Entspannung bei den Preisen. Im Mai lagen die Verbraucherpreise 6,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im April waren es 7,2 Prozent, im März 7,4 Prozent.

„Hohe Inflationsraten knabbern spürbar an Kaufkraft“

Die seit Monaten hohe Teuerung ist eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie zehrt an ihrer Kaufkraft, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. „Nach wie vor hohe Inflationsraten von derzeit etwa sechs Prozent knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte und verhindern, dass der private Konsum seinen positiven Beitrag leisten kann“, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.

Die Furcht vor einer weiter steigenden Inflation und vor einer Rezession in der Wirtschaft - also einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung - ließ die Stimmung der Verbraucher in Deutschland der GfK zufolge zuletzt wieder sinken.

Viele Menschen schränken sich ein

Nach einer Mitte Juni veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen schränken sich viele Menschen wegen hoher Preise ein. Beim Energieverbrauch sparen demnach 76 Prozent nach 78 Prozent bei der Erhebung vor einem Jahr. Mit Besuchen in Bars und Restaurants halten sich zurzeit 61 Prozent zurück nach zuvor 53 Prozent. Bei Urlaub und Reisen sparen demnach 56 Prozent nach zuvor 50 Prozent.

Vor allem gestiegene Nahrungsmittelpreise belasteten zuletzt die Budgets der Verbraucher. Der Preisdruck bei Energie ließ hingegen nach. Im Vorjahr waren die Energiepreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine in die Höhe geschossen.

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Darum ist die Inflation in Spanien so niedrig

Mehr als sechs Prozent Inflation in Deutschland, 5,5 Prozent in der Eurozone – aber nur 1,6 Prozent in Spanien: Wie hat es das Land geschafft, die Teuerung von zehn Prozent vor einem Jahr unter die Zielmarke von zwei Prozent im Juni zu bringen?

Das liegt etwa an den stark sinkenden Preisen für Energie und Lebensmittel. Der Staat reduzierte zuvor die Steuern auf Energie und Grundnahrungsmittel, ermäßigte den öffentlichen Nahverkehr und subventionierte das Benzin für gewerbliche Kraftfahrer, Landwirte und Viehzüchter. Der spanische Chefökonom Miguel Cardoso macht laut Handelsblatt zudem die Lohn- und Konsumzurückhaltung im Land für die Besserung verantwortlich. So hätten die EZB-Zinserhöhungen die Hypothekenlast der Haushalte verteuert.

Zuletzt wirkte sich auch die etwas eigenwillige Berechnung der Stromkosten in Spanien im vergangenen Jahr auf die Daten aus. Zuvor wirkten sich diese überproportional auf die Inflation aus, weil die Preise für Verbraucher:innen und Unternehmen direkt von den Schwankungen auf dem Spotmarkt abhängig waren. Das hat sich mittlerweile dank langfristiger Stromverträge geändert.

 

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Warum geht die Inflation in den USA viel schneller zurück als in Deutschland? Das sind die Gründe

USA vorn. Die Inflation geht in den USA schneller zurück als in Deutschland. Was sind die Gründe?

USA vorn. Die Inflation geht in den USA schneller zurück als in Deutschland. Was sind die Gründe?© Getty Images
USA vorn. Die Inflation geht in den USA schneller zurück als in Deutschland. Was sind die Gründe?

Bekommen die USA die Inflation schneller in den Griff als Europa und Deutschland? Aktuelle Zahlen legen das nahe. In den USA fiel die Inflationsrate im Juni auf nur noch 3,0 Prozent. Die Preise steigen dort so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das Inflationsziel der US-Notenbank von zwei Prozent kommt in Sicht. Die Phase steigender Zinsen könnte zu Ende gehen.

In der Euro-Zone ist die Inflation dagegen mit 5,5 Prozent beharrlich hoch. In Deutschland stieg sie im Juni sogar von 6,0 auf 6,4 Prozent. Dabei spielen zwar auch Sondereffekte aus dem Vorjahr eine Rolle. Doch unabhängig davon liegt die Inflationsrate weit über dem Zwei-Prozent-Ziel. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihre Zinsen weiter erhöhen.

Auch innerhalb der 20 Länder der Euro-Zone gibt es gewaltige Unterschiede. In Belgien, Spanien und Luxemburg liegt die Inflation sogar wieder unter zwei Prozent. In den baltischen Ländern ist sie noch fast zweistellig.

Woran liegt diese unterschiedliche Entwicklung? Beginnen wir mit den USA. Warum geht die Inflation dort schneller zurück als in Europa und auch in Deutschland?

1. Bei der Inflation sind die USA einige Monate voraus

Häufig wird gesagt, der Hauptgrund der extremen Inflation seien die Preisschocks nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Preise begannen bereits früher zu steigen, nämlich im Laufe des Jahres 2021. Dies war eine Folge der Corona-Pandemie. Lockdowns in vielen Ländern hatten Lieferprobleme verstärkt und das Angebot an Waren begrenzt. Gleichzeitig stützten Staaten ihre Bürger finanziell. Die Preise begannen zu steigen.

Die Grafik zeigt, dass dieser Preisauftrieb in den USA früher begann. Dort stieg die Inflationsrate im März 2021 erstmals über zwei Prozent. In der Euro-Zone geschah das erst vier Monate später, im Juli 2021. In den USA erreichte die Inflation ihren Höhepunkt im Juni 2022 bei 9,1 Prozent. Seither kühlt sie ab. Im Euroraum beschleunigte sich die Teuerung dagegen noch bis Oktober und bis auf 10,6 Prozent. Auch der Höhepunkt der Welle liegt vier Monate hinter den USA.

Entsprechend leitete die US-Notenbank ihre Zinswende früher ein als die EZB. Darauf gehe ich gleich noch genauer ein. Vorher aber ein Blick auf die unterschiedlichen Ursachen der Inflation.

2. Ursachen der Inflation: In den USA eher die starke Nachfrage, in Europa eher die Preisschocks

Das Tückische an der gegenwärtigen Inflationswelle ist, dass sie zwei Ursachen hat. Zum einen das Ungleichgewicht einer hohen Nachfrage mit einem eingeschränkten Angebot als Folge der Corona-Pandemie. Zum anderen die Preisschocks für Energie und Nahrung als Folge des Ukraine-Krieges.

Beide Effekte wirken sowohl in den USA als auch in Deutschland – aber in unterschiedlichem Ausmaß.

Die Europäische Zentralbank hat sich mehrfach damit befasst. Im Euroraum trugen die Energie- und Nahrungsmittelpreise laut EZB stärker zum Anstieg der Inflation bei. EZB-Präsidentin Christine Lagarde beschrieb den Unterschiede so: Die Preise für Strom, Gas und Kraftstoff machten im Euroraum 60 Prozent der Inflationstreiber aus. In den USA nur die Hälfte davon.

In den USA stiegen zudem die Löhne früher als im Euro-Raum. Dies stützte die Kaufkraft und trieb die Preise ebenfalls über die Nachfrage. „Unsere Inflation ist stark angebotsgetrieben“, sagte Lagarde laut der FAZ. „In Amerika ist die Inflation stärker nachfragegetrieben.“

„In den Vereinigten Staaten befinden wir uns in einem zyklischen Abschwung, also einem klassischen Zyklus, in dem jetzt die Nachfrage nachlässt“, sagte der Ökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank der FAZ. „In Europa ist es vor allem ein durch Angebotsschocks – Lieferketten, Verfügbarkeit von Rohstoffen – ausgelöster Abschwung.“ In Europa dauere es daher länger, bis Preise zurückgingen.

Der zeitliche Versatz der Inflationswellen hat also mit ihren Ursachen zu tun. Darauf wies Jörg Angelé von der Anlagegesellschaft Bantleon hin. In den USA wurden die Corona-Beschränkungen früher gelockert als in Deutschland. Gleichzeitig erhielt jeder US-Bürger direkte Unterstützung von 3.200 Dollar. Die Folge war ein höherer Konsum, der auf ein begrenztes Warenangebot stieß.

Europa ist zudem in viel höheren Maße vom Import von Energie abhängig. Die USA sind bei Erdgas sogar Exporteur, seit die Förderung mit der Fracking-Methode ausgeweitet wurde. Entsprechend gingen die Energiepreise in den USA nach einem kürzeren Anstieg viel schneller zurück.

US-Fed versus EZB: Früher, schneller, härter

Die zeitliche Abfolge, aber auch die Ursachen der Inflation haben wiederum Folgen für die Wirkung der Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve. Wie bereits erwähnt, begann die Fed mit ihren Zinserhöhungen früher als die EZB – genauer gesagt drei Monate früher. Die Fed erhöhte ihren Leitzinsen zudem aggressiver. Einige der Zinsschritte waren mit 0,75 Prozentpunkten historisch hoch. Insgesamt hob die Fed die Spanne der Leitzinsen innerhalb eines guten Jahres um fünf Prozentpunkte an. Bei der EZB waren es bisher 3,5 Prozentpunkte.

Ökonomen vermuten zudem, dass die Zinserhöhungen in den USA gleichzeitig stärker auf die Inflation wirkten als in Europa – eben weil die Teuerung in den USA stärker über die Nachfrage getrieben war. Notenbanken können mit höheren Zinsen die wirtschaftliche Aktivität bremsen – und damit die Nachfrage. Auf die Preise für Energie oder Nahrungsmittel auf den Weltmärkten haben sie keinen direkten Einfluss.

Starker Dollar, schwacher Dollar – der Einfluss der Währungen

Die Fed bekämpfte die Inflation aggressiver. Sie erhöhte damit auch die Zinsdifferenz zur Euro-Zone, was dem US-Dollar zusätzlichen Auftrieb zum Euro gab. Dieser Effekt machte Importe aus dem Dollar in den Euro-Raum zusätzlich teurer. Dies schlug stark zu Buche, weil Energie auf den Weltmärkten überwiegend in Dollar abgerechnet wird.

Mittlerweile hat sich dieser Effekt umgekehrt. Weil die Zinsen in Europa noch länger steigen dürften, als in den USA, nimmt die Zinsdifferenz ab. Der Euro steigt deutlich zum Dollar. Zuletzt gab der starke Rückgang der Inflation in den USA dem Euro zusätzlichen Auftrieb. Dies wird neben den anderen hier beschriebenen Effekten dazu beitragen, dass die Inflation auch in Deutschland sinken wird.

Starke Unterschiede bei der Inflation in Europa

Die in diesem Artikel beschriebenen Effekte erklären zu einem großen Teil auch die gravierenden Unterschiede der Inflationsraten unter den 20 Ländern des Euro-Raumes. Da gibt es zum einen ein beträchtliches Ost-West-Gefälle. Je näher zu Russland, umso höher die Inflationsraten. Das hängt mit der seinerzeit hohen Abhängigkeit der Länder wie Estland, Lettland oder Litauen von Russland bei Energie und vielen anderen Waren ab. In westlichen Länder ist dies weniger ausgeprägt. Spanien hat sogar eine Sonderrolle auf dem europäischen Energiemarkt.

Hinzu kommt, dass die Regierungen der Euro-Länder unterschiedlich stark in die Preise eingegriffen haben, um ihre Bürger zu entlasten.

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Inflationswelle noch nicht gebrochen - Weitere EZB-Zinserhöhung naht

ARCHIV: Zwei-Euro-Münzen

ARCHIV: Zwei-Euro-Münzen© Thomson Reuters

Berlin (Reuters) - Vor der nächste Woche anstehenden Zinssitzung der EZB bleibt die Inflation in der Euro-Zone trotz eines spürbaren Rückgangs deutlich erhöht.

Die Verbraucherpreise stiegen im Juni um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch auf Basis endgültiger Daten mitteilte. Damit wurde eine erste Schätzung bestätigt. Im Mai hatte die Teuerungsrate noch bei 6,1 Prozent gelegen. Trotz des Rückgangs ist die Inflationswelle noch nicht gebrochen. Die Kernrate, in der unter anderem die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, stieg im Juni auf 5,5 Prozent von 5,3 Prozent im Mai. In der ersten Schätzung war für Juni nur ein Wert von 5,4 Prozent veranschlagt worden.

Dieser stärkere Anstieg dürfte bei den Währungshütern mit Sorge gesehen werden, gilt doch die Kernrate als wichtige Messgröße für die zugrundeliegenden Inflationstrends. Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert vor diesem Hintergrund auf die nächste Zinserhöhung zu. Bundesbankchef Joachim Nagel sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), "praktisch alle" würden für den 27. Juli mit einer Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte rechnen: "Die Zinsen werden so hoch steigen und so lange auf diesem Niveau bleiben, wie es nötig ist, damit wir die Inflation wieder auf unsere Zielrate von zwei Prozent bringen."

Auch in der Führungsetage des Internationalen Währungsfonds (IWF) sieht man Bedarf für eine weitere Straffung. Damit solle sichergestellt werden, dass die Zielmarke der EZB in Sachen Inflation "rechtzeitig" erreicht werde. Eine beharrlich hohe Inflation, die auch durch starkes Lohnwachstum befeuert werden könnte, würde aus Sicht des in Washington ansässigen Fonds für eine längere Zeit eine straffe Geldpolitik erfordern.

Bundesbankchef Nagel sieht in der Inflation "ein gieriges Biest". Deshalb wäre es aus seiner Sicht ein Fehler, zu früh bei der Bekämpfung nachzulassen und die Zinsen vorzeitig wieder zu senken. Anders als in den USA hätten in Europa Lieferengpässe und Energieknappheit eine deutlich größere Rolle gespielt. Breiter gestreute staatliche Ausgaben trügen ihren Teil dazu bei, dass Preise steigen würden. Schließlich erhöhten sie die Nachfrage.

Die EZB hatte auf ihrer Sitzung im Juni die Schlüsselsätze wie zuvor bereits im Mai um einen viertel Prozentpunkt angehoben. Es war seit Sommer 2022 bereits die achte Zinserhöhung in Folge. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz liegt bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren.

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Konjunktur: Erzeugerpreise fallen erstmals seit Ende 2020

Die Preise für Strom sanken im Juli binnen Jahresfrist um 30 Prozent. Foto: dpadata-portal-copyright=

Die Preise für Strom sanken im Juli binnen Jahresfrist um 30 Prozent. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Die Preise für Strom und Mineralölerzeugnisse sanken besonders stark. Allerdings verbilligten sich nicht in jeder Kategorie die Produkte – einige Preise stiegen.

Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juli erstmals seit gut zweieinhalb Jahren wieder gesunken. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Milch bis Autos - verlangten durchschnittlich 6,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Zuletzt waren die Preise im November 2020 gefallen. „Einen höheren Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat gab es zuletzt in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2009.“

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang um 5,1 Prozent gerechnet, nachdem es im Juni nur noch einen Mini-Anstieg von 0,1 Prozent gegeben hatte. Von Juni auf Juli fielen die Erzeugerpreise um 1,1 Prozent und damit stärker als erwartet.

In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen damit Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese ebben zwar seit einiger Zeit tendenziell ab. Dennoch liegt die Inflationsrate in Deutschland derzeit mit 6,2 Prozent immer noch vergleichsweise hoch.

Gedämpft wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im Juli 19,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahresmonat. Sie hatte sich kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 massiv verteuert.

Die Preise für Strom sanken im Juli binnen Jahresfrist um 30 Prozent. Mineralölerzeugnisse waren um 16,6 Prozent billiger. Leichtes Heizöl kostete 37,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und Tanken verbilligte sich um 11,3 Prozent.

Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 2,0 Prozent höher als vor einem Jahr und sanken gegenüber Juni um 0,4 Prozent.

Nahrungsmittel kosteten dagegen 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+87,5 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln und Schweinefleisch kosteten je knapp ein Drittel mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 18,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. „Nur wenige Produkte waren im Juli 2023 billiger als im Vorjahresmonat“, erklärte das Amt. So kostete Butter 30,4 Prozent weniger, die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle sanken um 38,8 Prozent.

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Das Beispiel Milch zeigt, warum Lebensmittel dauerhaft teuer bleiben

Die Erzeugerpreise sind im September so stark gefallen wie noch nie. Entsprechend müssten auch die Verbraucherpreise sinken. Doch neue Zahlen für Milchprodukte lassen zweifeln. Die Gründe dafür lassen sich wohl auch auf andere Nahrungsmittelbereiche übertragen.

„Kein Potenzial für Preisnachlässe“, heißt es vom Milchindustrie-Verband Getty Images/Maskot

„Kein Potenzial für Preisnachlässe“, heißt es vom Milchindustrie-Verband Getty Images/Maskot© Bereitgestellt von WELT

Die Erzeugerpreise in Deutschland sinken derzeit im Rekordtempo. Für den September meldet das Statistische Bundesamt ein Minus von fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat – nie gab es einen stärkeren Rückgang seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1949. Und das nur einen Monat nach dem bisherigen Rekord von 12,6 Prozent, den die Statistiker im August gemessen haben. Für die Verbraucher sind das eigentlich gute Nachrichten.

Schließlich geht es um die Preise, die Hersteller für ihre Produkte verlangen, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Damit sind die Erzeugerpreise so etwas wie die Vorboten der Verbraucherpreise, die von den Konsumenten bezahlt werden müssen, etwa beim Einkaufen im Supermarkt.

„Deutschland macht damit klare Fortschritte in der Inflationsbekämpfung“, meint Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Ihm zufolge haben vor allem gesunkene Energiepreise und ein Basiseffekt zu dem starken Rückgang geführt. Gleichwohl warnt Dullien vor überzogenen Erwartungen – weil die Verbraucherpreise seiner Aussage nach meist träger reagieren als die Erzeugerpreise.

Das lässt sich wunderbar am Milchmarkt zeigen. Zwar haben die Verbraucherpreise für Milchprodukte ihren Höhepunkt überschritten. „Die Preisrückgänge sind hier aber merklich schwächer ausgeprägt als bei den Großhandelspreisen oder gar der Preisentwicklung am Weltmarkt“, melden die Beobachter der ZMB Zentrale Milchmarktberichterstattung.

„Einzig die Butterpreise im Lebensmitteleinzelhandel sind temporär wieder etwa auf das Niveau von Herbst 2021 zurückgegangen. Für Trinkmilch, Sahne, Käse und Quark müssen die Konsumenten im Herbst 2023 aber deutlich mehr hinlegen als vor Mitte 2022“, sagt Geschäftsführerin Monika Wohlfahrt.

„Kein Potenzial für Preisnachlässe“

Und die Branche sieht auch absehbar keinen Spielraum für eine Verbesserung. „Ich sehe kein Potenzial für Preisnachlässe“, sagt Peter Stahl, der Präsident des Milchindustrie-Verbandes (MIV). Zwar liege der Auszahlungspreis der Molkereien merklich niedriger als noch im Vorjahr. Im Bundesschnitt rechnet der MIV für 2023 mit 45 Cent je Kilogramm Rohmilch, das sind rund 15 Prozent weniger als noch im Rekordjahr 2022.

Das Niveau sei damit aber weiterhin hoch. „Für die deutschen Milcherzeuger wäre dies der zweithöchste Milchpreis, der in den letzten Jahrzehnten jemals gezahlt worden ist“, beschreibt Stahl.

Noch größer sei der Kostendruck aber in anderen Bereichen, sagt der Manager, der im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender der Molkerei Hochwald ist. Zum einen nennt Stahl „die weiterhin sehr hohen Energie- und Stromkosten“, zum anderen teure Tarifabschlüsse. Und nun komme auch noch die Erhöhung der Lkw-Maut dazu.

Am Freitag hat der Bundestag einer Verschärfung der Mautregelungen zugestimmt. Ab Dezember wird die Abgabe für den Straßentransport damit um eine CO2-Komponente erweitert, klassische Diesel-Lkw müssen dadurch mehr bezahlen. Zudem wird die Mautpflicht auch auf Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 bis 7,5 Tonnen ausgeweitet. Die entsprechenden Mehrkosten müssten die Molkereien weiterreichen, kündigt Stahl an. Denn durch Optimierungen seien sie nicht mehr zu erzielen.

Er sieht nun die Politik in der Pflicht, für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen. Denn die zunehmend schlechten Standortfaktoren würden die Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen stellen und ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ihren europäischen Nachbarn schmälern. „Es droht eine Abwanderung der Industrie, auch bei Molkereien“, warnt Stahl.

Strukturwandel droht dem Molkerei-Verband zufolge gleichzeitig auch auf der Erzeugerseite. „Politik und Lebensmitteleinzelhandel werden durch zusätzliche Anforderungen an Tierwohl und Umweltgesetzgebung die Entwicklung der Milchproduktion beeinflussen und in einigen Regionen für einen verstärkten Strukturwandel sorgen“, prognostiziert der MIV.

Tierwohl sei richtig und wichtig. Ziel müsse aber sein, erstens eine praxisorientierte Umsetzung zu ermöglichen und zweitens eine verlässliche Perspektive zu bieten. „Investitionen in Stallbau und Tierhaltung erfolgen auf Jahrzehnte und nicht auf wenige Jahre“, sagt Verbandschef Stahl.

„Dadurch werden wir weniger Milch haben in Deutschland“

Aktuell gibt es noch rund 51.000 Milchbauern in Deutschland. Viele finden aber keinen Nachfolger mehr, heißt es von den Molkereien. Andere würden keine Genehmigungen zum Umbau ihrer Ställe bekommen. „Dadurch werden wir perspektivisch weniger Milch haben in Deutschland.“

Folge der hohen Preise für Milchprodukte hierzulande war und ist ein merklicher Konsumverzicht in nahezu allen Branchenbereichen, wie Zahlen von Marktforscher NielsenIQ zeigen. Der Handel hat in den vergangenen Monaten versucht, mit Preissenkungen gegenzusteuern und fordert auch in aktuellen Verhandlungen Nachlässe mit Verweis auf niedrigere Rohstoffkosten.

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DWO_WI_Milchprodukte_mw.eps Infografik WELT© Bereitgestellt von WELT

Die Molkereien verweisen im Gegenzug nicht nur auf die Kosten in anderen Bereichen, sondern auch auf steigende Spotmarktpreise und höhere Weltmarktnotierungen für zum Beispiel Milchpulver, Butter und Käse und damit auf eine Trendwende bei den Rohmilchpreisen. Dafür spreche auch die seit Monaten rückläufige Milchanlieferung, die sogar zu einer Unterversorgung im zweiten Halbjahr führen könne.

Neben der Milchindustrie gibt es noch weitere Branchen aus dem Nahrungsmittelsegment, bei denen Preissenkungen in den kommenden Monaten längst nicht ausgemacht sind, trotz der sinkenden Herstellungskosten. Denn einige Nahrungsmittel haben sich verteuert, wie die September-Erzeugerpreise des Statistischen Bundesamtes zeigen. Zucker zum Beispiel ist fast 85 Prozent teurer geworden, verarbeitete Kartoffeln 28,5 Prozent, und Obst- und Gemüseerzeugnisse 17,2 Prozent.

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Inflation: Deutsche Erzeugerpreise fallen fünften Monat in Folge spürbar

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Erzeugerpreise data-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Der wichtige Frühindikator für die Inflation sinkt erneut. Die Erzeuger verlangten durchschnittlich 7.9 Prozent weniger als ein Jahr vorher. Wichtigster Preissenker waren sinkende Energiekosten.

Die deutschen Erzeugerpreise sind im November den fünften Monat hintereinander kräftig gefallen. Die Produzenten gewerblicher Produkte – von Benzin bis Zucker – verlangten durchschnittlich 7,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang um 7,5 Prozent gerechnet, nachdem es im Oktober ein Minus von 11,0 Prozent gegeben hatte. Der September-Rückgang von 14,7 Prozent war der größte seit Beginn der Erhebung 1949. Von Oktober auf November sanken die Produzentenpreise ebenfalls, und zwar um 0,5 Prozent.

Die Entwicklung ist eine gute Nachricht für die Verbraucher: In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese legten im November mit 3,2 Prozent so langsam zu wie seit Juni 2021 nicht mehr.

„Die Entwicklung ist weiterhin insbesondere auf einen Basiseffekt aufgrund des hohen Preisniveaus im Vorjahr zurückzuführen“, sagten die Statistiker zu den Erzeugerpreisen. Diese waren im August und September 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine so stark gestiegen wie noch nie (jeweils +45,8 Prozent).

Gedämpft wurden die Preise vor allem durch Energie, die 21,4 Prozent weniger kostete als im November 2022. Die Preise für Strom sanken dabei um 30,8 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 15,7 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 9,0 Prozent. Für Erdgas wurde gut ein Fünftel weniger verlangt.

Nahrungsmittel kosteten im Schnitt 3,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Für Zucker wurden 24,7 Prozent mehr verlangt, für verarbeitete Kartoffeln 20,7 Prozent mehr. Bei Obst- und Gemüseerzeugnissen lag das Plus bei 13,9 Prozent. Günstiger wurden insbesondere nicht behandelte pflanzliche Öle (-30,8 Prozent), deren Preise 2022 besonders stark gestiegen waren. Butter verbilligte sich um 21,7 Prozent, Käse und Quark um 14,8 Prozent sowie Kaffee um 5,6 Prozent.

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