Forum

News Weltweit

VorherigeSeite 4 von 4
Zitat

Chinas Wirtschaft wächst im dritten Quartal um 4,9 Prozent

 

Der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft hat im dritten Quartal deutlich an Fahrt verloren. Wie das Pekinger Statistikamt mitteilte, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft im dritten Quartal noch um 4,9 Prozent im Vorjahresvergleich.

Nach einem Rekordzuwachs von 18,3 Prozent im ersten und 7,9 Prozent im zweiten Quartal ist es der bisher schwächste Wert in diesem Jahr. Im Zeitraum von Januar bis September lag das Wachstum damit zusammengerechnet bei 9,8 Prozent.

Chinas Wirtschaft hatte nach überwundener Corona-Pandemie zunächst eine kräftige Erholung hingelegt. Zuletzt warnten Ökonomen jedoch vor einer ganzen Reihe von Belastungsfaktoren, die sich negativ auf die chinesische Wirtschaft und damit auch auf die Geschäfte deutscher Unternehmen vor Ort auswirken könnten. Als Risiko wurden so etwa die Energieknappheit im Land genannt, die Industriebetriebe in den vergangenen Wochen bereits dazu zwang, ihre Produktion zu drosseln.

Europäische Unternehmen beklagen Chaos

Auch in China tätige europäische Unternehmen leiden zunehmend unter den Rationierungen und den deswegen angeordneten Stilllegungen von Betrieben. Die Probleme dürften sich mit der bevorstehenden winterlichen Heizperiode verschärfen und «mindestens bis März» andauern, warnte der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke. «Wir stecken in einem Marathon, nicht in einem Sprint.» EU-Unternehmen beklagten «chaotische Zustände». Oft werde ihnen nur kurzfristig wie am Abend zuvor oder auch mal eine Stunde vor Schichtbeginn mitgeteilt, dass der Strom abgestellt wird.

Sorgen bereitete Analysten auch die Krise um den hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande, die auf dem chinesischen Finanz- und Immobilienmarkt lastet. Zudem setzte die Regierung in diesem Jahr bei Internet-Konzernen und in zahlreichen anderen Branchen strengere Regeln und Verbote durch, was zusätzlich für eine schlechtere Stimmung in der Wirtschaft sorgte.

Andere am Montag vorgelegte Konjunkturdaten fielen durchwachsen aus. Die Industrieproduktion, ein Maß für die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, legte im September im Vorjahresvergleich um 3,1 Prozent zu. Im August hatte das Wachstum noch bei 5,3 Prozent gelegen. Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 4,4 Prozent, nachdem sie im August um 2,5 Prozent im Vorjahresvergleich zugelegt hatten.

Zitat

Börse: Türkische Lira fällt auf neues Rekordtief

 

Nach der Verbalattacke des türkischen Präsidenten Erdoğan auf zehn Botschafter fürchten Analysten eine weitere Verschlechterung der bereits sehr fragilen wirtschaftlichen Verhältnisse.

Türkische Lira fällt auf neues Rekordtief

Die türkische Lira ist zum Wochenbeginn zum Dollar auf ein neues Rekord-Tief von 9,8545 Lira abgesackt - nach 9,74 Dollar am Sonntagabend. Über das Wochenende hatte Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Konflikt mit westlichen Ländern um den Menschenrechtsaktivisten Osman Kavala eskaliert und die Botschafter aus Deutschland, den USA, Frankreich und sieben anderen westlichen Ländern zu unerwünschten Personen erklärt. Ob auf seine Worte auch die Ausweisung der Botschafter folgt, blieb zunächst offen.

Analysten fürchten, dass die aktuellen Entwicklungen zu einer weiteren Verschlechterung der bereits sehr fragilen wirtschaftlichen Verhältnisse in der Türkei führen könnten.

In der Vergangenheit hatte Erdoğan Drohungen gegen ausländische Partner wiederholt nicht wahrgemacht. Oppositionspolitiker in der Türkei sagten am Wochenende auch, der Präsident wolle mit der Eskalation nur von den wirtschaftlichen Problemen der Türkei ablenken. Insider erwarten unterdessen, dass nach der unerwartet kräftigen Zinssenkung der türkischen Zentralbank am Donnerstag am Montag auch die Staatsbanken die Kreditkosten kräftig kappen würden.

Die drei großen öffentlichen Kreditgeber Ziraat, Vakif und Halkbank würden die Zinssätze für Unternehmens-, Privat-, Hypotheken- und andere Kredite voraussichtlich um zwei volle Prozentpunkte senken, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag bei mit den Plänen vertrauten Personen. Die Notenbank hatte den Leitzins überraschend deutlich von 18 auf 16 Prozent gekappt. Ökonomen hatten den Schritt auch mit Blick auf die zuletzt auf 19,6 Prozent gestiegene Inflationsrate in der Türkei kritisiert.

"Die Zinssenkungspolitik der Zentralbank bei steigender Inflation und einer schwächelnden Währung wird beide Probleme wahrscheinlich noch verschärfen, indem sie die Kapitalflucht weiter antreibt und Investitionen abschreckt", hatten etwa die Analysten von Stratfor erklärt. Eine der wichtigsten Fragen von Investoren dreht sich zudem um die Unabhängigkeit der Notenbank. Erdoğan ist ein erklärter Zinsgegner und hat die letzten Notenbank-Gouverneure aufgrund von Differenzen bei der Geldpolitik vor die Tür gesetzt

Zitat

Japanische Wirtschaft in schlechterer Form als gedacht

Tokio (Reuters) - Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal wegen steigender Corona-Infektionen rund um die Olympischen Spiele stärker geschrumpft als bislang angenommen.

Das Bruttoinlandsprodukt fiel von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet um 3,6 Prozent, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Regierungsdaten hervorgeht. Eine frühere Schätzung hatte nur ein Minus von 3,0 Prozent ergeben. Verglichen mit dem Vorquartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent. Zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaft wuchs hier um 1,7 Prozent.

"Das Wachstum hat sich aufgrund der neuen Corona-Welle negativ entwickelt", kommentierte Chefvolkswirt Atsushi Takeda vom Institut Itochu die Entwicklung. Die Regierung hatte darauf mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens reagiert. Verbraucher, die mit ihrem Konsum mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, gaben 1,3 Prozent weniger aus als im Vorquartal. Auch der weltweite Mangel an Mikrochips bremste die Exportnation aus, da dies den Verkauf von Autos und Elektronik beeinträchtigte, wie ein Regierungsvertreter sagte.

 

Seit Beginn der Pandemie hat die japanische Regierung versucht, die schwächelnde Wirtschaft durch umfangreiche Hilfspakete zu stützen. Erst im vergangenen Monat schnürte sie ein Rekordpaket von umgerechnet deutlich mehr als 400 Milliarden Euro. Die Industriestaaten-Organisation OECD rechnet in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum in Japan von 1,8 Prozent. 2022 soll es dann mit 3,4 Prozent fast doppelt so stark ausfallen, 2023 aber auf 1,1 Prozent zurückfallen.

Zitat

China könnte der Auslöser sein: Die nächste Weltfinanzkrise wird immer wahrscheinlicher

 

Die Volksrepublik hat trotz einiger Stärken das Potenzial, diese auszulösen. Darauf sollte die Welt sich besser vorbereiten. Ein Gastbeitrag.

Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und Professor für Makroökonomie an der Berliner Humboldt-Universität.

Selten war die wirtschaftliche Zukunft so schwer vorherzusehen wie in der Corona-Krise. Zu viele Unwägbarkeiten und mangelnde Erfahrung im Umgang mit Pandemien erleichtern es Politik und Wissenschaft nicht gerade, die Risiken in ihrer Tragweite richtig einzuschätzen und ihnen vorzubeugen. Obwohl und gerade weil das so schwierig ist, muss die Politik sich besser als bisher auf solche Risiken vorbereiten.

Eines der am meisten unterschätzen Risiken in den kommenden zwei Jahren könnte eine weltweite Finanzkrise sein, vor allem in Schwellenländern wie China.

Gerade weil die Pandemie alle Aufmerksamkeit bündelt, werden die steigenden Risiken für das Finanzsystem zu einem blinden Fleck. Zwar warnen internationale Organisationen vor zunehmenden Finanzrisiken in Schwellen- und Entwicklungsländern – und haben Erleichterungen der Finanzierung und ein partielles Schuldenmoratorium durchgesetzt –, aber dieses Risiko ist viel größer als viele ahnen.

Drei Faktoren machen eine Finanzkrise wahrscheinlicher

Drei Faktoren haben die Wahrscheinlichkeit einer regionalen oder gar einer systemischen Finanzkrise deutlich erhöht: Zahlreiche Unternehmen stehen durch die Pandemie am Rande ihrer Existenz, das könnte zu Kreditausfällen und Problemen für das Finanzsystem führen. Auch die durch den Klimawandel häufigeren „Naturkatastrophen“ werden sich immer stärker destabilisierend auf Volkswirtschaften und Finanzsysteme auswirken.

Seit der Weltfinanzkrise nehmen überdies die globalen Ungleichgewichte bei den Schulden stark zu, was durch die Pandemie weiter befeuert wird. Vor allem der Immobiliensektor und der damit verbundene Anstieg privater Verschuldung hat in einigen Ländern ein besorgniserregendes Niveau erreicht.

Auch die vielerorts zu beobachtende steigende Staatsverschuldung ist vor allem für Schwellenländer riskant, weil sie sich zu viel höheren Zinsen und nicht selten auch in ausländischer Währung verschulden müssen. Die Risiken vieler Finanzinstitutionen sind ebenfalls gestiegen – weltweit und insbesondere in China –, insbesondere weil es keine oder nur eine unzureichende Regulierung von Schattenbanken und Kryptowährungen gibt.

China könnte das globale Finanzsystem mitreißen

China könnte als erster Dominostein fallen, dabei das globale Finanzsystem mitreißen und die Weltwirtschaft in die Knie zwingen. Mehrere Gründe sprechen dafür, dass die Finanzkrise in China ihren Anfang nehmen dürfte. Fakt ist: Nie zuvor hat ein Schwellenland weltweit ein derart starkes Wachstum und einen Aufholprozess erfolgreich bewerkstelligen können, ohne eine oder mehrere große Finanzkrisen durchleiden zu müssen.

Denn eine starke wirtschaftliche Dynamik verändert die Struktur der Volkswirtschaft, führt zu realwirtschaftlichen Verwerfungen und überfordert damit nicht selten die Strukturen des nationalen Finanzsystems. Die Finanzkrisen in Lateinamerika in den 1980er-Jahren und 1992/93 sowie in Asien 1996/97 sind mahnende Beispiele. Überdies hat China ein wenig modernes Finanzsystem mit intransparenter staatlicher Regulierung, die  der Logik der Politik und nicht des Marktes folgt.

Vor allem der Immobiliensektor ist in China zu einem Pulverfass geworden. Im jahrzehntelangen Boom haben sich Immobilienkonzerne und private Haushalte massiv verschuldet, weil sie immer weiter steigender Immobilienpreise erwarten. Inzwischen wissen wir, wie groß die Fehlinvestitionen in China sind.

Der drohende Kollaps des chinesischen Immobilien Evergrande ist nur die Spitze des Eisbergs. Noch konnten die chinesische Regierung und ihre Zentralbank den Konzern retten. Aber es ist unwahrscheinlich dass diese Rettung die Probleme löst und es nicht noch zahlreiche andere Immobilienkonzerne gibt, die vor der Insolvenz stehen.

Privates Kapital kann nur begrenzt abgezogen werden in China

China hat einige Stärken, um eine vom  Immobiliensektor verursachte Finanzkrise bewältigen zu können. Dazu gehören die tiefen Taschen des chinesischen Staats und dessen umfassende Kontrolle über weite Teile des Finanzsystems. Der Staat kann private Geldgeber zwingen, weiter Kredite auch an marode Firmen oder Finanzinstitutionen zu geben – wobei das nur Zeit kauft, die Probleme aber nicht löst. Chinas wohl größter Vorteil ist jedoch der immer noch weitgehend geschlossene Kapitalverkehr: Privates Kapital kann nur in sehr begrenztem Maße abgezogen werden und dadurch das Finanzsystem destabilisieren.

In fast allen Finanzkrisen der Schwellenländer war Kapitalflucht eines der größten Probleme, weil auch gesunde Unternehmen  in die Insolvenz getrieben werden, wenn sie keine ausreichende Finanzierung mehr erhalten. In China ist das anders, weil dort die Kreditvergabe nahezu vollständig durch einheimische Finanzinstitutionen erfolgt. Außerdem werden die Kredite fast ausschließlich in einheimischer Währung vergeben, was der Zentralbank durch einen geschlossenen Kapitalverkehr die Möglichkeit gibt, eine Abwertung des Renminbi zu verhindern.

Trotzdem könnte für China bald der Zeitpunkt kommen, an dem das Land die massiven Probleme seines Finanzsystems nicht mehr  unter den Teppich kehren kann, sondern lösen muss. Dann wird die Insolvenz großer Immobilienkonzerne, einiger staatlichen Banken und die Schließung zahlreicher anderer Staatskonzerne unvermeidbar.

Auch die Pandemie und der Handelskonflikt mit den USA setzen der Volksrepublik zu

Es gibt weitere Faktoren, die China stark zusetzen dürften. Einer ist der Handelskonflikt mit den USA und zunehmend auch mit Europa. Selbst die Bewältigung der Pandemie, die bisher in China vergleichsweise effektiv war, könnte noch enorme Probleme produzieren. Sollte  sich bewahrheiten, dass die beiden chinesischen Impfstoffe keinen oder nur geringen Schutz gegen Omikron und andere neue Virus-Varianten bieten, könnte bald – wie im Frühjahr 2020 – die Schließungen von Fabriken und Handelsrouten die Folge sein.

Eine Finanzkrise Chinas würde die Weltwirtschaft hart treffen. China hat eine systemische Bedeutung, gerade für viele Hightech-Produkte. Noch massivere Störungen der Lieferketten wären das unweigerliche Resultat. Zudem ist China einer der größten Abnehmer auch deutscher Exporte. Die drei großen Autokonzerne  Volkswagen, Daimler und BMW erzielen mehr als 30 Prozent ihrer Gewinne in der Volksrepublik.

China hat die Kontrolle über wichtige Rohstoffe wie seltene Erden. Und geopolitisch könnte eine Finanzkrise Chinas große Verwerfungen auslösen, weil autoritäre Regime dazu neigen, durch externe Konflikte von internen Problemen abzulenken. Mit Taiwan und anderen Nachbarn im Südchinesischen Meer gibt es schon jetzt harte Auseinandersetzungen.

Das Risiko von Finanzkrisen hat mit der Pandemie deutlich zugenommen. Selbst wenn sich die Risiken schwer einordnen lassen, sollten wir sie nicht unterschätzen – so wie wir es gerade tun. Einiges spricht dafür, dass China der erste Dominostein im globalen Finanzsystem sein dürfte, der fällt.

Darauf sollten wir uns vorbereiten, indem Unternehmen und Finanzinstitutionen kurzfristig ihre finanziellen Risiken in China begrenzen. Auch in Deutschland müssen wir nun konkrete Schritte ergreifen, um unsere Wirtschaft langfristig resilienter zu machen und besser gegen Finanzrisiken abzusichern.

Zitat

Börse in Russland bricht um 50% ein - Rubel auf Rekordtief - GAZPROM-Aktie im Abwärtssog

Der Angriff durch Russland auf die Ukraine sorgt in Moskau für ein Börsenbeben.
Der russische Index RTS bricht an der Moskauer Börse zeitweise um 49,91 Prozent auf 614,45 Punkte ein. Sein Pendant MOEX verliert derweil 45,22 Prozent auf 1.689,95 Zähler.

Für die an der Moskauer Börse gehandelte GAZPROM-Aktie geht es um 54,33 Prozent auf 129,47 Rubel nach unten. Die via XETRA gehandelten ADRs-Papiere knicken derweil zeitweise um 32,67 Prozent auf 3,97 Euro ein.

Rubel rutscht auf Rekordtief: Russische Notenbank interveniert

Die russische Notenbank greift dem taumelnden Rubel unter die Arme. Nachdem die Landeswährung wegen des Angriffs auf die Ukraine am Morgen auf ein Rekordtief zum US-Dollar gefallen war, kündigte die Zentralbank Interventionen an. Man werde am Devisenmarkt eingreifen, teilte die Notenbank am Donnerstagmorgen in Moskau mit.

Außerdem werde die Liste von Sicherheiten, die von der Notenbank gegen Zentralbankgeld akzeptiert werden, erweitert. Darüber hinaus wurde zusätzliche Liquidität für die Banken des Landes in Höhe von einer Billion Rubel (etwa 11 Mrd Euro) angekündigt.

Russland greift Ukraine an

Russland hat über mehrere Flanken einen Angriff auf die Ukraine gestartet.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ertönten am Donnerstagmorgen Alarmsirenen. Das Verteidigungsministerium erklärte, ukrainische Stellungen im Osten des Landes seien unter schwerem Beschuss. Explosionen waren auch in der Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer zu hören. Nach Darstellung der ukrainischen Grenztruppen kam der Angriff auch aus dem benachbarten Belarus. Russische Soldaten hätten Grenzposten und Patrouillen attackiert. Angriffe gebe es auch von der annektierten Halbinsel Krim aus. In der Region Kiew stehe ein Munitionsdepot in Flammen.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach von einem "großangelegten Krieg gegen die Ukraine". Präsident Wolodymyr Selenskyj verhängte das Kriegsrecht. In der Hauptstadt Kiew waren nach Angaben eines Reuters-Reporters mehrere Explosionen zu hören. Kommandozentralen des ukrainischen Militärs in der Hauptstadt Kiew und der Millionenstadt Charkiw würden mit Raketen angegriffen, zitierte die ukrainische "Prawda" auf ihrer Webseite einen Vertreter des ukrainischen Innenministeriums. In der Stadt Donezk im Osten des Landes, die von pro-russischen Separatisten kontrolliert wird, war laut Augenzeugen Artilleriefeuer zu hören. Ein zunächst vom Schwarzen Meer aus gemeldeter Angriff auf die Hafenstadt Odessa wurde vom ukrainischen Militär später dementiert.

Zitat

Ratingagentur Fitch sieht Russland kurz vor Zahlungsausfall

New York. Russlands Kreditwürdigkeit ist nach Ansicht einer US-Ratingagentur weiter gesunken. Fitch bewertete das Risiko, dass Russland seine Staatsschulden nicht mehr zurückzahlen könnte, als "unmittelbar bevorstehend".

 Die Ratingagentur Fitch stufte Russlands Kreditwürdigkeit am Dienstag von „B“ auf „C“ noch tiefer in den sogenannten Ramschbereich ab, der hochriskante Anlagen kennzeichnen soll. Die Ratingnote bedeute nun, dass ein Zahlungsausfall unmittelbar bevorstehen dürfte, teilte Fitch mit.

Die Bonitätswächter begründeten die Einschätzung mit gestiegenen Zweifeln an Russlands Zahlungsbereitschaft. Durch die Sanktionen wegen Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine seien die Möglichkeiten, Schulden bei internationalen Gläubigern zu bezahlen, ohnehin eingeschränkt. Sollte die Warnung der Ratingagentur Realität werden, wäre es der erste Zahlungsausfall Russlands seit 1998.

Fitch begründete seine Entscheidung mit einem am vergangenen Wochenende unterzeichneten Präsidialerlass, der es Russland erlauben könnte, Gläubiger bestimmter Länder in Rubel statt in Fremdwährung zu bezahlen. Die Liste der Länder umfasst unter anderem die Länder der Europäischen Union, Australien, Großbritannien, Kanada, Südkorea, die Schweiz, Japan und die USA. Die Agentur erwähnte auch eine Entscheidung der russischen Zentralbank, die Übertragung bestimmter Anleihen an nicht in Russland Ansässige zu beschränken.

"Allgemeiner betrachtet erhöhen die Verschärfung der Sanktionen und Vorschläge, die den Energiehandel einschränken könnten, die Wahrscheinlichkeit einer politischen Reaktion Russlands, die zumindest eine selektive Nichtbezahlung seiner Staatsanleihen beinhaltet", erklärte Fitch.

Damit verwies die Ratingagentur auf das am Dienstag verkündete Importverbot der USA für Erdöl und Gas aus Russland. Auch Großbritannien hatte angekündigt, Energieimporte aus Russland auslaufen zu lassen. Russland hatte gewarnt, dass die Ausweitung der Sanktionen auf den Energiesektor "katastrophale Konsequenzen" haben würden.

Die großen Ratingagenturen hatten Russlands Bonität bereits Anfang März auf Ramschniveau abgesenkt. Je niedriger das Rating, desto weniger vertrauen die Kreditgeber dem Land und desto weniger kann es sich Geld zu günstigen Zinssätzen leihen.

Eigentlich ist Russlands Staatskasse gut gefüllt. Als kritisch gilt jedoch besonders der durch die Sanktionen stark begrenzte Zugriff auf Währungsreserven.

Der Westen hatte Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine bereits mit harten Finanzsanktionen belegt und der russischen Zentralbank den Zugriff auf den größten Teil seiner riesigen Devisenreserven im Ausland blockiert. Russland wurde auch vom Swift-Zahlungssystem ausgeschlossen, was Geldtransfers schwieriger macht.

Am Dienstagabend hatte die russische Zentralbank den Devisenhandel in Russland bis 9. September ausgesetzt, um die extreme Abwertung des Rubel und die Kapitalflucht aus dem Land zu bremsen. Außerdem wurden Abhebungen von Bargeld aus Fremdwährungskonten bei russischen Banken auf 10.000 Dollar (9171 Euro) beschränkt. Ausländische Währungen können jedoch weiterhin in Rubel umgetauscht werden.

Der Rubel hatte am Montag ein neues Allzeittief gegenüber westlichen Währungen erreicht. Die russische Währung hat seit Jahresbeginn mehr als 45 Prozent an Wert verloren.

Zitat

Chinas Hersteller heben Preise so langsam an wie seit 17 Monaten nicht mehr

Peking (Reuters) - Die chinesischen Produzenten haben im Juli dem globalen Kostendruck getrotzt.

usARCHIV: Ein Bus fährt an einer chinesischen Flagge vorbei, Hongkong, China

© Reuters/PAUL YEUNGusARCHIV: Ein Bus fährt an einer chinesischen Flagge vorbei, Hongkong, China

Die Erzeugerpreise stiegen mit 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat so langsam wie seit fast anderthalb Jahren nicht mehr, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte. Im Juni lag das Plus noch bei 6,1 Prozent. Das ist eine gute Nachricht für Wirtschaft und Verbraucher in Deutschland: Aus keinem anderem Land der Welt werden so viele Waren importiert wie aus der Volksrepublik - sie summierten sich 2021 auf mehr als 142 Milliarden Euro. Der nachlassende Preisdruck bei den chinesischen Herstellern könnte damit rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft viel Inflationsschub bei Waren herausnehmen.

"Die Inflation ab den Werkstoren wird für den Rest des Jahres auf einem Abwärtspfad bleiben", sagte der China-Ökonom von Capital Economics, Zichun Huang, voraus. "Denn die Rohstoffpreise sinken weiter und die Versorgungsengpässe lassen nach." So wird wegen der Immobilienkrise in China weniger gebaut, was die Nachfrage nach einer Reihe von Rohstoffen sinken lässt. Das wiederum dämpft den Teuerungsdruck.

Die Preise für die chinesischen Verbraucher legten im Juli um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Das ist die höchste Inflationsrate seit zwei Jahren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten sogar mit einem Anstieg auf 2,9 Prozent gerechnet. Haupttreiber sind steigende Preise für Lebensmittel: Diese kosteten durchschnittlich 6,3 Prozent mehr als im Juli 2021. Ausschlaggebend dafür ist wiederum die starke Verteuerung von Schweinefleisch, das gut ein Fünftel mehr kostete.

Da die Inflationsrate trotz des Anstiegs unter der von der Zentralbank ausgegebenen Toleranzschwelle von drei Prozent verharrt, kann sie mit einer lockeren Geldpolitik weiterhin die schwächelnde Konjunktur ankurbeln. Diese wird von Corona-Lockdowns belastet. Der einst überaus starke Immobilienmarkt taumelt zudem von einer Krise zur nächsten. Führende chinesische Politiker signalisierten deshalb zuletzt, dass das offizielle Wachstumsziel der Regierung von rund 5,5 Prozent für 2022 verfehlt werden dürfte. Von Reuters befragte Ökonomen rechnen nur mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 4,0 Prozent in diesem Jahr.

Zitat

Threads ist in aller Munde, da Zuckerberg gegen Musk antritt – aber zwei Dinge müssen geschehen, damit die Meta-Aktie profitiert

Metas Threads ist der bisher stärkste Konkurrent von Twitter.

Metas Threads ist der bisher stärkste Konkurrent von Twitter.© NurPhoto / Getty Images
Metas Threads ist der bisher stärkste Konkurrent von Twitter.

Die neue App von Meta Platform, Threads, wurde am Mittwoch unter großem Medienrummel vorgestellt. Mark Zuckerberg sagte, das Produkt – der bisher stärkste Konkurrent von Elon Musks Twitter – habe innerhalb weniger Stunden nach dem Start mehr als 30 Millionen Nutzer angezogen. Diese Zahl dürfte sich noch erhöhen, da sich vorhandene Profilinformationen problemlos von Instagram importieren lassen, das monatlich rund zwei Milliarden Nutzer anzieht.

Damit das Produkt jedoch einen bedeutenden Einfluss auf die Meta-Aktie hat, die in diesem Jahr bereits um mehr als 132 Prozent gestiegen ist, müssen laut Morningstar Senior Equity Analyst Ali Mogharabi zwei Dinge geschehen. "Was die ersten Eindrücke angeht, ist das Timing von Threads beeindruckend, da es gerade auf Musks jüngste Einschränkungen bei Twitter folgte", sagte er am Freitag gegenüber Business Insider – aber ob alle enttäuschten Twitter-Nutzer zu Threads gehen und dort bleiben, bleibt abzuwarten.

Morningstar hält eine faire Bewertung von 278 US-Dollar für die Meta-Aktie aufrecht. Das Marktforschungsunternehmen hat seine Prognose über 250 US-Dollar gehalten, selbst als die Aktien letztes Jahr nach dem Flop des Metaverse unter 100 US-Dollar gehandelt wurden.

Nutzerwachstum muss mit Twitter mithalten

Während Meta die Türen für Werbetreibende auf Threads noch nicht geöffnet hat, hängt es davon ab, wie lebensfähig die App als Konkurrent von Twitter wird, ob Marken überhaupt einsteigen wollen. Die Zahl der Nutzer, die bereits zu Threads geströmt sind, ist beeindruckend, aber Meta muss es noch interessant genug machen, damit die Leute mit anderen auf der Plattform interagieren und die App täglich nutzen.

"Wenn Meta beschließt, Threads mit Werbung zu monetarisieren, werden die Werbetreibenden sehen wollen, dass die Nutzerbasis auf das Niveau von Twitter anwächst", so Mogharabi. Sollten sich die Werbetreibenden tatsächlich von Musks Plattform zurückziehen, bietet Threads auf diese Weise eine praktikable neue Alternative. Twitter hat mehr als 330 Millionen monatlich aktive Nutzer, und Mogharabi schätzt, dass Threads den Werbetreibenden zeigen müsste, dass es auf dem besten Weg ist, diese Zahl ebenfalls zu erreichen.

Metas Multi-App-Ökosystem

Selbst wenn Hunderte von Millionen von Nutzern Threads herunterladen, ist es unwahrscheinlich, dass es eine signifikante Wirkung hat, wenn nicht jeder die Plattform täglich nutzt. Mogharabi sagte, dass er abwarten wird, ob das Engagement der Nutzer von Threads mit dem von Instagram und Facebook, den beiden anderen Apps von Meta, mithalten kann. "Werbetreibende wollen ein hohes Verhältnis zwischen den täglichen Durchschnittsnutzern und den monatlichen Durchschnittsnutzern sehen, also den Prozentsatz der Nutzer, die sich tatsächlich täglich einloggen", sagte er.

Wenn sich Threads zu einem Schlüsselprodukt für Meta entwickelt, würde dies die Attraktivität des gesamten App-Portfolios des Unternehmens steigern. Marken könnten ihre Werbeeinkäufe rationalisieren, indem sie alle Ressourcen an einem Ort bündeln und auf die Nutzerbasis eines einzigen Ökosystems ausrichten. "Wir waren schon immer von einem der wichtigsten Wettbewerbsvorteile von Meta überzeugt: dem Schwungrad der verschiedenen Apps", sagte er: "Sie ziehen immer mehr Nutzer an, und mit mehr Nutzern, mehr Interaktion, kommen auch die Werbekunden. Wir hätten nie gedacht, dass die Einführung von TikTok oder etwas anderem dieses Schwungrad bedrohen würde."

Es kann mehr Nutzer in diesem Meta-Ökosystem halten und bietet Werbekunden die Möglichkeit, Anzeigen an einem Ort zu kaufen. Mogharabi stellte fest, dass Meta vor der großen Herausforderung steht, treue Twitter-Nutzer in dauerhafte, regelmäßige Threads-Nutzer zu verwandeln. Da es sich um ein brandneues Produkt handelt, muss Zuckerberg möglicherweise die Werbung im Newsfeed einschränken, um die Nutzererfahrung nicht zu beeinträchtigen.

"Man will nicht zu viele Anzeigen einblenden und neue Nutzer enttäuschen, die dann schnell wieder zu Twitter zurückkehren", sagte er, "das könnte die Monetarisierung von Threads verzögern. Es ist schwierig, Threads als vollständigen Ersatz für Twitter zu positionieren, zumindest anfangs". Am Freitag lag der Kurs der Meta-Aktie bei über 292 US-Dollar pro Aktie und stieg in der letzten Woche um etwa 2,5 Prozent.

Zitat

BMW, Kia, Mercedes: Das sind die profitabelsten Autokonzerne der Welt – Die Nummer Eins kommt aus Deutschland

Ein deutscher Autobauer führt aktuell die Liste der profitabelsten Hersteller an. Foto: Bloombergdata-portal-copyright=

Ein deutscher Autobauer führt aktuell die Liste der profitabelsten Hersteller an. Foto: Bloombergdata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Bis auf zwei Ausnahmen haben die größten Autohersteller bei Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal deutlich zugelegt. Doch die Zeit der satten Renditen könnte bald vorbei sein.

Die weltweit größten Autokonzerne wachsen einer neuen Auswertung zufolge weiterhin deutlich. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum stiegen die Umsätze im zweiten Quartal des Jahres um 18,1 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um 31,3 Prozent. Auch der Absatz legte von April bis Juni um mehr als ein Zehntel zu. Das geht aus einer Analyse hervor, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY am Montag veröffentlichte.

Bis auf Tesla und Ford konnten demnach alle Unternehmen ihre Gewinne steigern. Befeuert wurde das deutliche Gewinnwachstum vom schwachen Yen, der den japanischen Herstellern zu einem Plus von 91,2 Prozent verhalf. Verhaltener war die Entwicklung bei den deutschen Konzernen, deren operativer Gewinn um gut 19 Prozent stieg. Die US-Autobauer verzeichneten hingegen einen Rückgang von 5,7 Prozent.

Die Profitabilität – gemessen an der Ebit-Marge, welche das operative Ergebnis ins Verhältnis zum Umsatz setzt – lag im zweiten Quartal bei 8,8 Prozent. Das waren 0,8 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Diese zehn Autobauer schnitten dabei am besten ab:

Platz 10: Volkswagen

Der Wolfsburger Autokonzern arbeitet derzeit am „größten Umbau seit Jahrzehnten“, Konzernchef Oliver Blume hatte zuletzt angekündigt, die einzelnen VW-Marken auf Effizienz zu trimmen. Im zweiten Quartal steigerte VW seine Marge von 6,5 Prozent auf 7,0 Prozent. Mit einem Umsatz von etwas mehr als 80 Milliarden Euro war Volkswagen der Studie zufolge zwischen April und Juli der umsatzstärkste Autohersteller der Welt.

Platz 9: Mitsubishi

Der japanische Hersteller verzeichnete eine Umsatzrendite von 7,1 Prozent nach 5,8 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn stieg kräftig um 47 Prozent auf 223 Millionen Euro.

Platz 8: Suzuki

Der Kleinwagenhersteller aus Japan belegte bei der Rendite jahrelang Spitzenplätze. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei. Im zweiten Quartal verzeichnete Suzuki immerhin noch eine Marge von 8,3 Prozent nach 7,0 Prozent im Vorjahr. Der operative Gewinn wuchs um 34 Prozent auf 668 Millionen Euro.

Platz 7: Honda

Besonders auf dem für den Konzern traditionell wichtigen US-Markt legte Honda im zweiten Quartal zu: Der Konzern steigerte seinen Absatz dort von 240.000 auf 347.000 Fahrzeuge. Die Umsatzrendite stieg deutlich um 2,7 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent.

Platz 6: Tesla

Im Preiskampf um Marktanteile hatte der US-Autobauer in den vergangenen Monaten mehrfach die Preise seiner Elektromodelle gesenkt. Das spiegelt sich bei der Rendite: Die Marge bei Tesla brach ein und lag zwischen April und Juli bei 9,6 Prozent nach 14,6 Prozent im Vorjahresquartal.

Platz 5: Hyundai

Der südkoreanische Autohersteller erwirtschaftete im zweiten Quartal ein operatives Ergebnis von knapp drei Milliarden Euro, ein Plus von 42 Prozent. Die Rendite stieg von 8,3 Prozent auf 10,0 Prozent.

Platz 4: Toyota

Der größte japanische Autobauer führt die Liste der untersuchten Unternehmen sowohl beim Gewinn als auch beim Absatz an: Toyota verzeichnete im zweiten Quartal ein operatives Ergebnis von 7,5 Milliarden Euro bei mehr als 2,7 Millionen verkauften Fahrzeugen. Die Marge wuchs um satte 3,8 Prozentpunkte auf 10,6 Prozent.

Platz 3: BMW

Dank voller Auftragsbücher und höherer Preise steigerte der Münchener Premiumhersteller seinen operativen Gewinn im zweiten Quartal deutlich um 27 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite stieg auf 11,7 Prozent nach 9,9 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Platz 2: Kia

Mit einem Umsatz von 18,3 Milliarden Euro im zweiten Quartal zählt Kia zu den kleineren Herstellern der Studie. Bei der Marge liegt der Konzern aus Südkorea aber weit vorn: 13,0 Prozent Umsatzrendite erwirtschaftete der Konzern nach 10,2 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Platz 1: Mercedes-Benz

Vorstandschef Ola Källenius hat Mercedes-Benz kernsaniert und mit einer Luxusstrategie auf Profitabilität ausgerichtet. Das zeigt sich auch im Ergebnis: Von April bis Juni erwirtschaftete der Konzern einen operativen Gewinn von knapp fünf Milliarden Euro. Die Rendite wuchs leicht und lag bei 13,0 Prozent – ebenfalls Spitzenwert unter den verglichenen Herstellern.

Zeit der Traummargen könnte bald vorbei sein

Der Leiter der Mobilitätssparte Westeuropa bei EY, Constantin Gall, teilte dazu mit: „Die Pkw-Produktion wird derzeit hochgefahren, ein komfortables Auftragspolster ermöglicht deutlich mehr Auslieferungen zu immer noch sehr guten Preisen.“ Die Gewinnsituation sei insgesamt immer noch sehr gut. Darüber hinaus sei es den Unternehmen gelungen, die Profitabilität weit oben zu halten.

Gall warnte aber, dass die Zeit dieser Margen für viele Autobauer bald vorbei sein werde: „Wir werden wohl noch in diesem Jahr erleben, wie sich der Markt dreht.“ Denn wenn die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet seien, müssten sich die Autobauer der neuen Realität aus Konjunkturschwäche, sinkender Nachfrage, Preisdruck und Überkapazitäten stellen. Mit Folgen: Für sie werde es dadurch immer schwieriger, hohe Preise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten. Außerdem rechnet Gall vor diesem Hintergrund mit einer neuen Kostensenkungswelle in der Autoindustrie.

„Viele Konzerne wirtschaften aktuell sehr profitabel und werden auch zukünftig keine Abstriche bei der Marge zulassen wollen“, sagte Gall. Sie müssten nun wieder verstärkt auf alle Kostenarten achten – etwa auf die Ausgaben für das Personal. „Gerade am Standort Deutschland mit seinen sehr hohen Energie- und Arbeitskosten und der hohen Steuerbelastung wird der Druck noch mal deutlich steigen.“

Vor allem eine Abschwächung der Dynamik bei Elektroautos, die in Deutschland sehr wahrscheinlich sei, werde vielen Unternehmen richtig wehtun.

Zitat

LNG-Konflikt: Indien fordert Milliarden von Deutschland

LNG-Konflikt: Indien fordert Milliarden von Deutschland

LNG-Konflikt: Indien fordert Milliarden von Deutschland© Bereitgestellt von Telepolis

Indien verklagt Deutschland wegen LNG-Lieferausfällen. Sefe, ehemals Gazprom Germania, steht im Zentrum des Konflikts. Die Bundesregierung versucht, die Situation zu lösen.

Wirtschaftspolitisches Ziel der Bundesregierung ist es, die Abhängigkeit Deutschlands von China zu verringern. Als möglichen neuen Partner hat sie Indien ins Visier genommen, von wo künftig mehr importiert werden soll. Doch inzwischen nehmen auch die Konflikte mit Neu-Delhi zu.

Der indische Staatskonzern Gail hat die Bundesregierung auf Zahlung von 1,8 Milliarden US-Dollar verklagt. Das Unternehmen sieht sich durch den Wirtschaftskrieg Berlins gegen Russland geschädigt, der im vergangenen Jahr zum Ausfall zugesagter Lieferungen von Flüssiggas geführt hatte.

Sefe und Gazprom: Verstaatlichung und ihre Folgen

Die Sefe, ehemals Gazprom Germania, war Teil des russischen Gazprom-Konzerns und umfasste ihrerseits rund 60 Tochtergesellschaften. Unter dem Dach der SEEHG (Securing Energy for Europe Holding) GmbH in Berlin wurde der gesamte Teilkonzern zunächst von der Bundesnetzagentur unter Treuhandverwaltung gestellt und im November 2022 von der Bundesregierung verstaatlicht.

Ziel dieser Maßnahme war die Sicherung der Gasversorgung in Deutschland. Die faktische Enteignung durch die Bundesregierung führte jedoch dazu, dass Gazprom seine Lieferungen einstellte. Dies brachte Russland den Vorwurf ein, Gas als politische Waffe einzusetzen.

Um die Liquidität des verstaatlichten Unternehmens zu sichern, ergriff die Bundesregierung Stabilisierungsmaßnahmen, darunter ein KfW-Darlehen in Höhe von insgesamt 13,8 Milliarden Euro. Sefe ist einer der größten Gashändler Europas und liefert rund 30 Prozent des in Deutschland verbrauchten Gases.

Vertragsrisiken nach Eigentümerwechsel

Nach der Verstaatlichung kamen in Deutschland Befürchtungen auf, man habe sich mit der Enteignung russische Spione ins Haus geholt. Aus arbeitsrechtlichen Gründen konnten die rund 1.500 Mitarbeiter nach dem Eigentümerwechsel jedoch nicht geheimdienstlich durchleuchtet werden. Die eigentlichen Probleme schlummerten aber offensichtlich in den übernommenen Verträgen mit nun plötzlich riskanten Lieferverpflichtungen.

In Deutschland konnte in einigen Fällen eine außergerichtliche Einigung erzielt werden, so bei der VNG-Tochter VNG Handel & Vertrieb GmbH und der inzwischen gelöschten Sefe-Tochter WIEH GmbH, ehemals Wintershall Erdgas Handelshaus. In beiden Fällen konnte eine Einigung über die Aufteilung der Kosten für die Ersatzbeschaffung erzielt werden. Die genauen Konditionen dieser Vereinbarungen wurden jedoch nicht veröffentlicht.

Im Zuge der wirtschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Westen und Russland wurde Gazprom Marketing and Trading Singapore (GMTS) zu einer der Gazprom Germania untergeordneten Einheit, bevor Gazprom Germania schließlich enteignet wurde und fortan unter dem Namen Sefe firmierte.

Sefe M&T Singapore: Unterbrechung und Wiederaufnahme von LNG-Lieferungen

Im Juni 2022 stellte die Sefe M&T Singapore, die über die Sefe Marketing & Trading Ltd. in London zur Sefe-Gruppe gehört, die Erfüllung der bei der Verstaatlichung der deutschen Gazprom-Tochter übernommenen Verträge ein. Sie nahm die LNG-Lieferungen jedoch offenbar im April 2023 wieder auf.

Gail ging zunächst gegen ihren ursprünglichen Vertragspartner, die Gazprom-Tochter in Singapur, vor. Ab dem 1. Dezember 2023 richtete sich der Rechtsstreit dann gegen die Sefe Group.

Konventionalstrafen als Lösungsansatz im Lieferstreit

Der deutsche Staat versuchte seinerseits, das Problem des einseitigen Lieferstopps auf internationaler Ebene durch die Zahlung von Konventionalstrafen zu lösen. Dies wurde jedoch nicht von allen Kunden akzeptiert, da eine Ersatzbeschaffung der nun fehlenden Gasmengen auf dem Weltmarkt nicht zuletzt aufgrund der preistreibenden deutschen Gasnachfrage nicht realisierbar war.

Zwar zahlt die verantwortliche Sefe Marketing & Trading (SM&T) an die indische Gail Konventionalstrafen in Höhe von 20 Prozent des vertraglich vereinbarten Preises, der Anfang 2022 weit unter den aktuellen Marktpreisen lag. Diese Vertragsstrafe macht jedoch nur einen Bruchteil der Kosten aus, die Gail derzeit am Spotmarkt für Ersatzlieferungen hätte zahlen müssen. Indien forderte die Sefe auf, die vertraglich vereinbarten Gasmengen anderweitig zu beschaffen, um ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen.

Mit Gail (India) klagt jetzt der größte, mehrheitlich staatliche Gasversorger Indiens vor dem London Court of International Arbitration gegen die von Deutschland verstaatlichte Sefe-Gruppe. Ob es bei diesem einen Verfahren bleibt, dürfte nicht zuletzt von dessen Ausgang abhängen.

Langfristige Verträge und politische Spannungen

Gail hatte seit 2012 einen 20-jährigen Liefervertrag mit Gazprom Marketing and Trading Singapore (GMTS), der die Lieferung von 2,85 Millionen Tonnen LNG pro Jahr vorsah.

Sowohl Sefe als auch die Bundesregierung betrachteten die inländischen Verpflichtungen anders als die Verträge mit internationalen Partnern. Erstere standen unter hohem politischem Erfüllungsdruck und wurden daher von der Bundesregierung finanziell abgesichert.

Bei den Lieferungen nach Indien wurde jedoch auf die Erfüllung der Lieferverpflichtungen verzichtet. Seit Mai 2022 wurden 17 LNG-Ladungen nach Indien storniert und damit die Regierung in Neu-Delhi vor den Kopf gestoßen.

Rechtliche Auseinandersetzungen und Marktentwicklungen

Die von Sefe geltend gemachte höhere Gewalt soll nicht den vertraglichen Bestimmungen entsprechen. Nach der aktuellen Kursentwicklung der Gail-Aktie gehen die beteiligten Investoren wohl von hohen Erfolgsaussichten der Inder aus.

Inzwischen bezieht die Sefe-Gruppe wieder LNG aus Russland, da es sich bei den Gaslieferverträgen mit Russland eindeutig um sogenannte Take-or-pay-Verträge handelte, wie sie auch für die Lieferungen durch die Nord-Stream-Pipeline bestanden haben sollen.

VorherigeSeite 4 von 4