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Rußland

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Dunkelziffer im Ukraine-Krieg

Zwischen Propaganda und Realität: Recherche enthüllt Russlands verborgene Verluste

Geheime Verluste: Die offiziellen Zahlen der gefallenen Soldaten im Ukraine-Krieg sind umstritten. Journalisten versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Kiew – Die offiziellen Zahlen der im Ukraine-Krieg gefallenen Soldaten variieren stark zwischen Russland und der Ukraine, wobei die tatsächliche Zahl vermutlich irgendwo dazwischen liegt. Ukrainische Medien berichten von über 300.000 „verlorenen“ russischen Kämpfern, die neben den Gefallenen auch Verletzte umfassen könnten, während der Kreml seit Kriegsbeginn nur sehr zurückhaltend offizielle Zahlen veröffentlicht und, wenn überhaupt, nur vereinzelte Todesfälle seiner „militärischen Sonderoperation“ bestätigt.

Um eine realistischere Einschätzung der Verluste der russischen Streitkräfte zu erhalten, verfolgt eine Gruppe von Journalistinnen und Journalisten der kremlkritischen Nachrichtenportale Mediazona und BBC News Russia mit Hilfe von Freiwilligen aus der russischen Bevölkerung seit Monaten die Informationen, die in sozialen Medien, russischen Lokalzeitungen, Friedhofsunterlagen und Nachrichtenkanälen regionaler Politiker über bestätigte Todesfälle kursieren. Demnach beläuft sich die Zahl der bestätigten gefallenen Soldaten mittlerweile auf über 35.000.

Um eine reale Abschätzung über russische Verluste abzugeben, hat ein Rechercheteam unter anderem Dokumente von Friedhöfen ausgewertet.

Um eine reale Abschätzung über russische Verluste abzugeben, hat ein Rechercheteam unter anderem Dokumente von Friedhöfen ausgewertet.© Artem Priakhin/imago-images.de

Rechercheteam zu Russlands Verlusten: 35.780 gefallene Kämpfer namentlich bekannt

Bis zum vergangenen Freitag (3. November) waren dem Rechercheteam 35.780 Personen namentlich bekannt, die als Soldaten im Ukraine-Konflikt gefallen sind. Im Vergleich zu den Daten über Russlands Verluste, die Mediazona und BBC News Russia zwei Wochen zuvor am 20. Oktober veröffentlicht hatten, ist die Zahl somit um 923 gefallene Soldaten gestiegen. Dies entspricht - so der Bericht – dem „durchschnittlichen Ergebnis der vergangenen Monate“.

Die größte Gruppe unter den bestätigten gefallenen Soldaten, die durch die Recherche bestätigt werden konnten, waren mit 6691 Personen ehemalige Gefangene, die in vielen russischen Regionen, etwa durch die Wagner-Gruppe und ihren bei einem mutmaßlichen Attentat getöteten Gründer, Jewgeni Prigoschin, rekrutiert worden waren. Darüber hinaus handelte es sich bei 4232 Gefallenen um Kämpfer, die im Rahmen von Mobilisierungsaktionen zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. 2647 der bestätigten toten Kämpfer gehörten zudem privaten Kampftruppen wie Wagner an.

Dokumentation von Russlands Verlusten: Fatale Kämpfe in Bachmut und Awdijiwka

Die Dokumentation der bestätigten Verluste, die auf dem Portal von Mediazona mit vielen zusätzlichen Informationen über Herkunft, militärischen Rang und Todesdaten versehen ist, ermöglicht zudem Rückschlüsse darauf, wo viele der Soldaten im Krieg gegen die Ukraine gefallen sind. So war eine der verheerendsten Schlachten im Ukraine-Krieg für das russische Militär nach wie vor die Schlacht um Bachmut. Der Kampf um die Kontrolle über Awdijiwka nördlich von Donezk, der mittlerweile als „zweites Bachmut“ bezeichnet wird, spiegelt sich jedoch bisher nicht in den offiziellen Zahlen wider, so der Bericht von Mediazona.

Wie das Rechercheteam betont, liegt die Zahl der bestätigten 35.780 Gefallenen jedoch weit unter der tatsächlichen Zahl, die die namentlich nachgewiesenen Toten unter russischen Soldaten und Kämpfern deutlich übersteigen sollte. So kamen die kremlkritischen Online-Portale Mediazona und Meduza in einer anderen Datenrecherche bereits im Juli dieses Jahres auf eine Schätzung von mindestens 47.000 getöteten russischen Kämpfern unter 50 im Ukraine-Krieg. Diese Zahl basiert auf statistischen Berechnungen auf der Grundlage von öffentlich zugänglichen Erbschaftsdaten.

Darüber hinaus ermöglichen Militärzahlen auch Schätzungen über die Anzahl der Schwerverletzten, berichtete Mediazona im Juli. Auf der Grundlage von Daten, die Aufschluss darüber geben, wie viele Soldaten aufgrund von Verletzungen aus ihrem Dienst entlassen wurden, könnte die Gesamtzahl der langfristig für den Kriegseinsatz verlorenen Streitkräfte deutlich über 125.000 liegen.

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Russland widersetzt sich dem Ölembargo der EU und macht damit Milliardengewinne

Eine Tankstelle von Lukoil in Moskau: Wie schafft es der russische Mineralölkonzern, von den Sanktionen gegen Russland zu profitieren?

Eine Tankstelle von Lukoil in Moskau: Wie schafft es der russische Mineralölkonzern, von den Sanktionen gegen Russland zu profitieren?© Jens Kalaene/dpa

Die Sanktionen des Westens gegen Russland sollen das Land vor allem hinsichtlich der Kriegsfinanzierung schwächen. Dabei schafft es der Kreml immer wieder, diese durch Schlupflöcher legal zu umgehen. Was unternimmt der russische Präsident Wladimir Putin dieses Mal gegen das Ölembargo der Europäischen Union?

Das Ölembargo der EU betrifft nahezu 90 Prozent der EU-Ölimporte aus Russland. Damit könnte es Russland finanziell empfindlich treffen. Dazu kommt es aber nicht, denn nach neuesten Informationen fließt das russische Öl weiter in den Westen und das Geld nach Moskau. Genauer soll Russland trotz strenger Sanktionen des Westens in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Euro aus dem Verkauf von Öl von der EU erhalten haben. Wie ist das möglich?

Seit dem 5. Dezember vergangenen Jahres sind der Erwerb, die Einfuhr und die Weiterleitung von Rohöl mit Ursprung in oder ausgeführt aus Russland in die EU verboten. Seit dem 5. Februar dieses Jahres trat unter anderem das Einfuhrverbot für russische Erdölerzeugnisse in Kraft. Beides geht aus dem sechsten Sanktionspaket der EU hervor und betrifft den Transport auf dem Seeweg. Für die Einfuhr über Pipelines herrscht zwar eine vorübergehende Ausnahme. Aber es ist nicht diese Ausnahme, die sich der russische Konzern für fossile Brennstoffe Lukoil zunutze macht.

Eine gemeinsame Untersuchung von Global Witness, des Center for the Study of Democracy (CSD) und des Center for Research on Energy and Clean Air (CREA) zeigt, dass Russlands zweitgrößter Ölkonzern in der Europäischen Union Sanktionsbefreiungen nutzt und Moskaus Einnahmen steigert. Eine Ausnahme, die bis Ende 2024 für Bulgarien gilt, macht es möglich, dass das russische börsennotierte Unternehmen trotz des Importverbots für russische Energieträger Öl in die EU verkauft. Brüssel gestattet der dortigen Raffiniere, kurz Burgas, weiter Rohöl aus Russland zu beziehen, weil das Land im hohen Maße von russischem Öl abhängig sei. „Der Zweck der Ausnahme besteht darin, dass Bulgarien Vorräte erhalten kann und importiertes russisches Öl nicht an andere Länder verkaufen kann“, erklärte ein Sprecher der Europäischen Kommission vergangenes Jahr.

So gelangt das russische Öl weiterhin vor allem auf dem Seeweg über das Schwarze Meer nach Bulgarien. Der entscheidende Punkt ist aber, dass die Raffinerie in Bulgarien zu 93 Prozent dem russischen Konzern Lukoil gehört und daher auch Lukoil Neftochim Burgas heißt. Der aktuellen Analyse der Nichtregierungsorganisationen zufolge belief sich die Menge, die Lukoil seiner bulgarischen Tochterfirma allein bis Ende Oktober verkauft hatte, auf 4,95 Millionen Tonnen. Nach Schätzungen von Global Wittness dürfte der Kreml dadurch rund 1,13 Milliarden Euro an Steuern eingenommen haben. Nach Angaben von Putin reicht das aus, um die Wagner-Söldnertruppe ein Jahr lang zu betreiben. Doch das soll noch nicht alles gewesen sein.

Wladimir Putin, Präsident von Russland, wird sich über die zusätzlichen Steuereinnahmen in Milliardenhöhe freuen. 

Wladimir Putin, Präsident von Russland, wird sich über die zusätzlichen Steuereinnahmen in Milliardenhöhe freuen. © Sergei Savostyanov/Pool Sputnik

Die Ausnahme für Bulgarien sieht vor, dass die Burgas-Raffinerie das russische Öl lediglich für den heimischen Markt weiterverarbeiten, nicht jedoch an andere Staaten verkaufen darf. Laut dem Bericht der Organisationen, hat Lukoil aber auch hier einen Weg gefunden, das in Bulgarien raffinierte Öl in andere Länder zu transportieren – indem es sich auf eine spezielle Regel beruft, die seit Februar dieses Jahres gilt.

Diese besagt, dass Bulgarien in einzelnen Fällen Benzin und Diesel wieder exportieren darf, wenn diese etwa in der Ukraine zum Einsatz kommen oder Burgas das Öl aufgrund von Umwelt- oder Sicherheitsrisiken nicht in Bulgarien lagern kann. So soll am 8. August ein griechischer Tanker etwa 40.000 Tonnen Heizöl in Bulgarien aufgenommen und nach Rotterdam transportiert haben. Es bleibt unklar, ob dieses Heizöl aus russischem Öl stammt, das in Burgas verarbeitet wurde. Die Menschenrechtsorganisation berichtet jedoch, dass Burgas in den vorangegangenen 21 Tagen kein nichtrussisches Öl erhalten hatte, sondern stattdessen vier Lieferungen mit insgesamt etwa 340.000 Tonnen Rohöl aus Russland.

Die griechische Firma, die das Öl in Bulgarien aufgenommen hat, verweigerte eine Stellungnahme gegenüber Global Witness. Lukoil Neftochim Burgas aber gab auf Anfrage des Magazins Politico die Antwort, dass das Unternehmen „alle EU- und bulgarischen Gesetze einhält“. Allerdings wecken neben dem griechischen Heizölfrachter auch andere Beobachtungen Zweifel an dieser Darstellung.

Laut Global Witness zeigen die bulgarischen Ausfuhren von raffinierten Erdölprodukten in die EU zwischen März und Juli 2023, dass 304.000 Tonnen aus Bulgarien in anderen EU-Staaten ankamen. In diesem Zeitraum hatte die Burgas-Raffinerie jedoch lediglich 216.000 Tonnen nichtrussisches Rohöl zur Weiterverarbeitung importiert und gleichzeitig 2,1 Millionen Tonnen Erdöl aus Russland. Dies wirft weitere Fragen und Zweifel an der bisherigen Darlegung auf.

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„Putin hat Unrecht“

Neue Einschätzung: Russlands Militär durch Offensive in der Ukraine „sehr geschwächt“

Die russische Armee erleidet nicht nur bei Awdijiwka verheerende Verluste und zeigt sich im zweiten Winter des Ukraine-Kriegs nach Einschätzung der Amerikaner erheblich geschwächt.

Los Angeles – Die Amerikaner sind sich sicher: Wladimir Putins völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Streitkräfte Russlands enorm in Mitleidenschaft gezogen, während der Winter umso mehr an den militärischen Ressourcen Moskaus zehrt.

Ukraine-Krieg: USA wähnen russische Armee Wladimir Putins erheblich geschwächt

Um Proteste gegen den Ukraine-Krieg in der Russischen Föderation zu verhindern, soll das Regime von Kreml-Machthaber Wladimir Putin Soldatenfrauen jetzt sogar Schweigegelder zahlen. Während Kiew mittlerweile auch amerikanische Kampfpanzer M1 Abrams zu Verteidigung gegen den Einmarsch auffährt, soll Putins Armee laut einer offiziellen Einschätzung der US-Regierung nach all den Verlusten aktuell nicht nur mit einem erheblichen Mangel an erfahrenen Soldaten sowie Kommandeuren kämpfen.

Das russische Militär sei durch den zermürbenden Krieg „stark geschwächt“, erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin laut Nachrichtenmagazin Newsweek am Samstag (2. Dezember) während einer Ansprache beim Reagan National Defense Forum (RNDF), einem Gesprächsforum für die zivile und politische Elite des Landes mit Sitz im kalifornischen Simi Valley nahe Los Angeles. „Trotz seiner Isolation glaubt Putin, dass er die Ukrainer überleben kann“, sagte Austin in seiner Rede: „Aber er hat Unrecht.“

Junge russische Rekruten am 23. November in Wolgograd beim Beginn ihres Militärdienstes.

Junge russische Rekruten am 23. November in Wolgograd beim Beginn ihres Militärdienstes.© IMAGO / SNA

Die USA und ihre verbündeten Partner hätten „daran gearbeitet, viele wichtige Waffensysteme – darunter HIMARS, Patriots, Abrams-Panzer und mehr – in die Hände geschulter ukrainischer Bediener zu bringen“, sagte Austin laut Newsweek bei dem Treffen weiter. Während die Amerikaner in diesen Tagen die westliche Hilfe hervorheben und der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) sogar eine verstärkte nukleare Abschreckung gegen das autokratische Regime in Moskau fordert, verweisen die Briten auf die enormen Verluste der Russen seit ihrem brutalen Überfall auf den westlichen Nachbarn.

Ukraine-Krieg: Laut Schätzung aus London wurden 70.000 Russen getötet

Britischen Schätzungen zufolge sind bisher etwa 70.000 Russen getötet worden. Dabei handele es sich um 50.000 reguläre Soldaten sowie 20.000 Mitglieder der Wagner-Söldner, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag (4. Dezember) mit. Die Zahl der Verwundeten zwischen dem Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 und Ende November 2023 wird auf 180.000 bis 240.000 russische Soldaten sowie etwa 40.000 Wagner-Söldner geschätzt. Laut Statistik des Datenforschers Ragnar Gudmundsson hat Moskau im besonders blutigen November etwa 28.550 Soldaten durch Tod oder Verwundung verloren, im Durchschnitt 952 Soldaten pro Tag.

Es sollen binnen eines Monats so viele tote und verwundete russische Soldaten gewesen sein, wie nie zuvor in dem militärischen Konflikt. Wie das investigative Nachrichtenportal iStories laut Reuters am Montag (4. Dezember) vermeldete, zählt zu den jüngsten russischen Verlusten offenbar der bekannte Panzerkommandant Wladimir Sawadsky. Er sei der siebte Generalmajor und der zwölfte ranghohe Offizier, dessen Tod Russland offiziell bestätigt habe, heißt es in dem Bericht. Seit Mitte Oktober sterben russische Soldaten insbesondere bei der offenbar hektischen und undurchdachten Offensive rund um Awdijiwka im Donbass.

Verluste in der Ukraine: Russland hat Bodentruppen laut USA „degradiert“

Die Folgen sind für die russische Armee offenbar über die aktuellen Kämpfe hinaus fatal. Anfang Mai hatte der Chef des amerikanischen Verteidigungsgeheimdienstes, Generalleutnant Scott Berrier, laut Newsweek erklärt, dass es zwischen fünf und zehn Jahren dauern werde, bis Russland die modernen Fähigkeiten seiner Truppen wieder aufgebaut habe. Das habe er damals dem Streitkräfteausschuss des US-Senats erklärt.

„Diese Armee ist weitgehend verschwunden, und sie ist auf Reserven und Reserveausrüstung aus früheren Sowjetzeiten angewiesen“, sagte er demnach: „Es wird eine Weile dauern, bis sie wieder fit sind.“ Avril Haines, die Direktorin des Nationalen Geheimdienstes, meinte bei derselben Anhörung: „Es wird Jahre dauern, bis die Russen ihre Bodentruppen wieder aufgebaut haben.“ Russland habe diese „wirklich erheblich degradiert“. Und das Degradieren geht offensichtlich weiter.

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Russland: Bericht enthüllt perfiden Putin-Plan für Deutschland

Russland-Machthaber Wladimir Putin hatte offenbar große Pläne für Deutschland.

Russland-Machthaber Wladimir Putin hatte offenbar große Pläne für Deutschland.© Watson

Wladimir Putin legt sich mit dem Westen an. Die Gründe dafür sind vielfältig. Dem Kreml-Machthaber ist etwa schon seit Langem die Aufnahme von ehemaligen Sowjet-Ländern in die Nato ein Dorn im Auge. Das Argument der "Nato-Osterweiterung" nennt er regelmäßig im Zusammenhang mit seiner "Militäroperation" in der Ukraine an, wie er den Krieg bevorzugt nennt. Dass sich Deutschland hinter das Land stellt, ist für den Russland-Präsidenten ein Grund mehr, Groll gegen die Bundesrepublik zu hegen.

Wie aktuelle Berichte zeigen, ist Deutschland im vergangenen Jahr gerade noch einmal so mit einem blauen Auge davon gekommen. Denn trotz Schwierigkeiten konnte die Bundesregierung demnach nur knapp drastischen Folgen eines seiner Pläne entgehen.

Russland: Bericht enthüllt perfiden Putin-Plan für Deutschland

Wer sich an den vergangenen Winter erinnert, denkt vermutlich auch an die Energiekrise in Deutschland. Kurz nach Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine stand die Bundesregierung vor einem gewaltigen Problem: Denn Deutschland war abhängig von der Versorgung aus Russland.

Aktuelle Berichte zeigen, wie haarscharf die Bundesrepublik einem Blackout entkommen ist. Welche Folgen ein flächendeckender Stromausfall gehabt hätte und welches Chaos daraus entstanden wäre, kann man sich wohl nur schwer vorstellen. Klar ist: Besonders in kalten Monaten wäre das katastrophal gewesen.

Deutschland ist in Sachen Energie gerade noch so mit einem blauen Auge davon gekommen.

Deutschland ist in Sachen Energie gerade noch so mit einem blauen Auge davon gekommen.© Watson

Offenbar hatte Deutschland Glück im Unglück, wie das "Handelsblatt" berichtet. Ein Mega-Blackout konnte wohl nur dank zweier Whistleblower im letzten Moment verhindert werden. Denn neben der ohnehin schon schwierigen Energie-Situation hatte Wladimir Putin demnach offenbar einen besonders perfiden Plan.

Er hatte dem Bericht zufolge bereits einen Befehl zum "Gas-Krieg" gegeben. Die Idee: "größtmöglichen wirtschaftlichen Schaden" zu verursachen. Da Deutschland abhängig von russischem Gas war, wollte er die Lieferungen abrupt stoppen und so das Land ins Chaos stürzen. Das sollte am 4. April 2022 geschehen, nur 39 Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine.

Russland: So wollte Putin Deutschland plötzlich den Gas-Hahn zudrehen

Laut "Handelsblatt" hatte Russland über Strohfirmen, über die Gazprom Geld transferierte, in Deutschland Großkunden mit dem abrupten Stopp treffen wollen. So sollten 250 Stadtwerke, 250 Konzerne und Industriebetriebe, darunter auch große Chemie- und Stahlunternehmen, sowie 700 Gaskraftwerke plötzlich von der Energieversorgung ausgeschlossen werden.

Hätte Putin mit seinem Plan Erfolg gehabt, hätten viele Menschen in Deutschland wohl frieren müssen.

Hätte Putin mit seinem Plan Erfolg gehabt, hätten viele Menschen in Deutschland wohl frieren müssen.© Watson

Der Plan scheiterte, weil zwei russische Manager gerade noch rechtzeitig Alarm geschlagen hatten. Sie verrieten am 1. April – drei Tage vor Umsetzung des perfiden Plans – die Vorhaben des Kreml-Machthabers deutschen Politikern. Das Blatt bezeichnet die Whistleblower als "wahre Helden dieser Geschichte". Weil sie die Pläne auffliegen ließen, müssen sie noch heute um ihr Leben fürchten, wie es weiter heißt.

Wäre Deutschland nicht gewarnt worden, hätte die überraschende Umsetzung des Plans dramatische Folgen mit sich gebracht, wie etwa der Chef des Städtebundes sagt.

Gerd Landsberg gab diese Einschätzung gegenüber der "Bild": Demnach hätten Millionen von Menschen in kalten Wohnungen ausharren müssen. Zahlreiche Ämter hätten zudem "wegen der Kälte nicht arbeiten, Geschäfte nicht öffnen können. Millionen Beschäftigte hätten nicht zur Arbeit gekonnt, weil die Betriebe von Gas und Wärme abgeschnitten gewesen wären."

Schnelle Krisensitzung nach Tipp zu geheimen Putin-Plänen

Klar ist: Weil laut den Berichten etwa die Hälfte des Gasbedarfs nicht gedeckt gewesen wäre, hätte dies außerdem gravierendere Auswirkungen auf den Gaspreis gehabt: Dieser wäre explodiert. Offenbar wollte Putin Angst vor einem Gas-Kollaps schüren und prorussische Demonstrationen in Deutschland provozieren, heißt es im "Handelsblatt".

Gazprom hat auch in Deutschland mehrere Sitze.

Gazprom hat auch in Deutschland mehrere Sitze.© Watson

50 Stunden vor dem Stichtag für den Putin-Plan versammelten sich dem Bericht zufolge Beamte in einem abhörsicheren Sprechzimmer von Vizekanzler Robert Habeck. Krisensitzung.

Mitglieder des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWK) und des Bundeskanzleramtes nahmen daran teil und suchten nach einer schnellen Lösung. Auch eine Insolvenz des Gaskonzerns Gazproms wurde dabei in Betracht gezogen.

Dann entschied man sich jedoch für einen anderen Weg: Deutschland übernahm zuerst die Treuhänderschaft und anschließend durch eine Verstaatlichung die Kontrolle über den russischen Konzern. Wie das wohl bei Wladimir Putin angekommen ist?

Klar ist: Der Russland-Machthaber stoppte erst am 12. Mai, also 38 Tage später als geplant, die Gaslieferungen. Diesmal jedoch ohne Überraschungseffekt.

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Russlands flutet Weltmärkte mit soviel Öl wie seit Monaten nicht mehr und sabotiert damit den Kürzungsplan der Opec

Die Öl-Exporte Russlands haben laut Bloomberg-Schiffsdaten gerade den höchsten Stand seit Juli erreicht.

Die Öl-Exporte Russlands haben laut Bloomberg-Schiffsdaten gerade den höchsten Stand seit Juli erreicht.© Sergei Karpukhin/Reuters
Die Öl-Exporte Russlands haben laut Bloomberg-Schiffsdaten gerade den höchsten Stand seit Juli erreicht.

Die Ölexporte Russlands steigen weiter und erreichten in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit fünf Monaten. Insgesamt exportierte Russland in der Woche bis zum 10. Dezember 3,76 Millionen Barrel Rohöl pro Tag, wie aus den „Bloomberg“ vorliegenden Daten hervorgeht. Dies waren täglich etwa 910.000 Barrel mehr als in der Vorwoche. So viel Öl hatte Russland zuletzt im Juni verschifft.

Der Exportanstieg Russlands kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die OPEC+ eigentlich angekündigt hatte, die Rohölproduktion zu senken, um die Preise zu stützen. Das Kartell hat sich darauf geeinigt, die Produktion im ersten Quartal 2024 um insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen. Ein Teil dieser Kürzungen hätte von Russland umgesetzt worden sein sollen. Russland wollte seine im September beschlossene Produktionskürzung um 300.000 Barrel pro Tag bis zum Jahresende verlängern.

Mehr Öl aus den USA drückt die Preise

Eine unerwartet große Förderung hatte dazu beigetragen, die Rohölpreise zu senken. Zwei weitere Faktoren sind die schwache Weltkonjunktur und damit geringere Nachfrage nach Öl sowie das höhere Angebot von Öl aus US-Produktion. Die Ölproduktion der Vereinigten Staaten hat einen neuen Rekord erreicht. Nach Schätzungen der Analysten von Rapidan Energy wird diese bis ins nächste Jahr hinein weiter steigen. Sie gehen davon aus, dass die USA im Jahr 2024 durchschnittlich 13,3 Millionen Barrel pro Tag fördern werden.

Die Ölpreise auf dem Weltmarkt sind seit Wochen unter Druck. Aktuell liegen sie nahe einem 12-Monats-Tief.

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Wladimir Putin und Dmitri Medwedew während einer Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten im Moskauer Alexandergarten. (Archivfoto)

Wladimir Putin und Dmitri Medwedew während einer Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten im Moskauer Alexandergarten. (Archivfoto)© IMAGO / ITAR-TASS

Putins Cousine, Medwedews Sohn

Neue Russland-Sanktionen treffen Putins Vetternwirtschaft – Kreml-Reaktion lässt tief blicken

Die EU hat neue Sanktionen gegen Russland beschlossen. Diese treffen auch Putins Familien-Zirkel. Der Kreml reagiert direkt und lässt dadurch tief blicken.

Moskau/Brüssel – Das mittlerweile zwölfte Sanktionspaket hat die EU gegen Russland wegen seines Angriffskrieges gegen den Nachbarn Ukraine beschlossen. Darin sollen besonders Schlupflöcher in den bisherigen Sanktionen geschlossen werden. Doch auch viele neue Einzelpersonen stehen nun auf der Liste. Dabei trifft es auch Putins engsten Zirkel.

EU beschließt neue Sanktionen gegen Russland wegen Ukraine-Krieg: Neues Paket trifft weitere Firmen

61 Personen und 86 Unternehmen sind von der EU in dem neuen Paket zusätzlich auf die Sanktionsliste mitaufgenommen worden. Ihre Vermögenswerte in der EU werden nun unter anderem eingefroren. Darunter sind auch enge Familienangehörige aus Putins Herrschaftskreis. So steht laut dem US-Portal Newsweek auch Wladimir Putins Cousine Anna Tsivileva jetzt auf der Liste. Sie ist die Vorsitzende der Gruppe „Verteidiger des Vaterlandes“ – eine Stiftung, die russische Soldaten unterstützt, die an Putins Ukraine-Krieg teilnehmen. Zudem ist ihr Ehemann Sergey Tsivilev Gouverneur der Kohle-Region Kemerowo.

Das Paar hat nach Angaben der britischen Regierung, die das Paar schon 2022 sanktionierten, erheblich von seiner Beziehung zu Putin profitiert. Ein Beispiel? Anna Tsivileva ist auch Präsidentin des bekannten russischen Kohlebergbauunternehmens JSC Kolmar Group. Um das Familien-Konstrukt noch deutlicher zu machen: Annas Bruder Mikhail Evgenievich ist seit 2018 Vorstandsvorsitzender von Gazprom.

Ukraine-Sanktionen gegen Russland treffen auch Putins Familienzirkel

Auch der Sohn des ehemaligen Präsidenten Dmitri Medwedew wird sanktioniert. Ilja Medwedew wird vorgeworfen, in den „illegal besetzten ukrainischen Regionen Donezk, Luhanks, Cherson und Saporischja digitale Dienste geschaffen zu haben“, zitiert das Portal aus dem EU-Papier. Hier ist der 28-Jährige seit wenigen Monaten Chef des Online-Portals „Ich bin Russland“, wie der Tagesspiegel berichtet. Das Portal soll den Bewohnern der von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine mit Hinweisen die Integration ins „Mutterland“ erleichtern.

Die Sanktionen zeigen damit auch, wie tief die Vetternwirtschaft in Putins Herrschaft verstrickt ist und wie Familienangehörige den Krieg unterstützen und auch Profit daraus schlagen.

Diamanten-Sanktionen treffen Russland: Kreml reagiert direkt

Gleichzeitig greift die EU mit dem neuen Paket auch Russlands Wirtschaft weiter an. So gilt nun ein verschärftes Regime für die Einfuhr von Flüssigerdgas im Umfang von einer Milliarde Euro im Jahr. Zudem nimmt die EU jetzt auch Russlands Diamanten-Handel in den Fokus. So ist der Import von natürlichen und synthetischen Diamanten und Schmuck aus Russland ab Januar verboten. Ab September kommenden Jahres dürfen dann auch keine aus Russland stammenden und in anderen Ländern geschliffenen Diamanten mehr eingeführt werden.

Schätzungen zufolge nimmt Russland jährlich rund 3,7 bis 4,6 Milliarden Euro mit dem Diamantenhandel ein. Ein Einschnitt, der Russlands Wirtschaft und Putins Kriegskasse empfindlich treffen könnte. Während man im Kreml stets bemüht ist, darauf hinzuweisen, dass die westlichen Sanktionen keine Wirkung hätten, ließ die Reaktion auf das Verbot von Diamanten durchaus tief blicken.

Russland will EU-Sanktionen umgehen: Peskow mit Ankündigung für Putins Wirtschaft

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat nur einen Tag nachdem die Sanktionen der EU wegen des Ukraine-Kriegs bekannt wurden, öffentlich deren Umgehung angekündigt. Das Verbot der Diamanten sei „vorhersehbar“ gewesen und Russland sei darauf vorbereitet, so der Sprecher. „Ich denke, es gibt Möglichkeiten, diese Sanktionen zu umgehen. Es gibt sie, und sie werden umgesetzt werden, um unsere Interessen zu wahren.“

Das zeigt deutlich, dass Russland auf das Geld aus diesen Geschäften angewiesen ist. Zudem will man offenbar weiteres Unbehagen in der Gesellschaft vermeiden. Gerade erst hatten die Eierpreise in Russland für großes Aufsehen gesorgt. Die Welle der Empörung war so groß, dass eine Rentnerin Wladimir Putin live im Fernsehen eine Entschuldigung abrang.

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Vergeltung gefordert

„Nowotscherkassk“ versenkt: Experte erwartet von Putin nun Schlag gegen Nato-Kriegsschiff

Nach dem Angriff auf das russische Landungsschiff „Nowotscherkassk“ nimmt das Säbelrasseln aus Moskau zu. Vergeltung ist im Gespräch – für Großbritannien.

Moskau – Die Stimmung zwischen Russland und dem Vereinigten Königreich bleibt weiter angespannt. Nach dem Schlag der Ukraine gegen das russische Landungsschiff „Nowotscherkassk“ auf der Krim erklingen nun Rufe nach Vergeltung. Im Visier: Ein Kriegsschiff der britischen Marine.

Russische Medien haben Drohungen eines Angriffs auf den britischen Typ-45-Zerstörer HMS Diamond veröffentlicht, wie der Ukdefencejournal berichtet. Russland habe zudem über seinen Botschafter London bereits gewarnt, dass sich Großbritannien „zu tief“ in den Ukraine-Krieg eingemischt habe und somit eine „gefährliche“ Eskalation der Krise riskiere, schrieb das kremlnahe russische Portal Pravda.ru.

britischer zerstörer hms diamond im roten meer

britischer zerstörer hms diamond im roten meer© Bereitgestellt von FR

„Nowotscherkassk“: Russlands Zorn richtet sich gegen London – Experte fordert Gegenschlag

Der russische Politikwissenschaftler Juri Barantschik schlug indes eine aggressive Strategie gegen das Vereinigte Königreich vor. Er diskutierte bei Pravda.ru die Möglichkeit, den britischen Zerstörer „HMS Diamond“ direkt oder indirekt durch Stellvertreter wie die Huthi-Rebellen im Jemen anzugreifen. Barantschik unterstützte diese Vorgehensweise und schlug sogar vor, mit dem eigenen Militär zur Tat zu schreiten.

Ihm zufolge müsste Russland zwei Kampfflugzeuge des Typs MiG-31K oder zwei Tu-22M2/TU-22M2M in die Luft bringen und „mit zwei Dolchen zuschlagen“. Gemeint sind offenbar Hyperschall-Raketen des Typs „Kinschal“, zu deutsch „Dolch“.

Nowotscherkassk

Nowotscherkassk© Konstantin Mihalchevskiy / Sputnik Republic of Crimea Russia/ Imago

Der Hintergrund: Russische Analysten vertreten öffentlich die These, dass das Vereinigte Königreich der Grund für die Zerstörung des russischen Kriegsschiffs „Nowotscherkassk“ auf der Krim gewesen sei. Die Argumentation lautet, dass die Ukraine den Angriff mit Unterstützung britischer Raketen, Satellitenaufklärung und Ziellenkung durchgeführt habe.

Russische Propaganda trommelt für „Reaktion“ auf Untergang der „Nowotscherkassk“

Verteidigungsminister Sergei Schoigu habe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Situation mit dem Landungsschiff „Nowotscherkassk“ berichtet. Dies deute bereits darauf hin, dass es eine Reaktion geben wird, schrieb Pravda. Ein Angriff auf ein Schiff der Nato käme allerdings einer massiven Eskalation gleich.

Die „HMS Diamond“ befindet sich derzeit im Roten Meer im Rahmen der Operation Prosperity Guardian und hat die Aufgabe, die internationale Schifffahrt vor möglichen Angriffen der Huthi-Rebellen zu schützen. Im Roten Meer verübten die Huthi zuletzt immer wieder Attacken, mehrere Reedereien und Konzerne haben die Schifffahrt durch das wichtige Transitgewässer eingestellt.

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Schockierende Wende: Putin evakuiert russische Stadt

Foto: Shutterstock

Foto: Shutterstock© Bereitgestellt von Dagens.de

In einem neuen Artikel, basierend auf Informationen von BILD, wird die aktuelle Situation in der russischen Grenzstadt Belgorod beleuchtet.

Wladimir Putin hat die Evakuierung von Teilen dieser Stadt angeordnet, was die größte derartige Maßnahme seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine vor fast zwei Jahren darstellt.

Der Hauptgrund für diese drastische Entscheidung ist die wachsende Angst vor Vergeltungsschlägen der ukrainischen Armee.

Belgorod, nur 32 Kilometer von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt, hat bereits mehrfach Angriffe erlebt, zuletzt mit 25 Todesopfern Ende Dezember.

Die Bewohner, unter Druck gesetzt, forderten Maßnahmen, was zu über 1300 Anfragen zur Evakuierung von Kindern führte. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow koordinierte die Umsiedlung in sicherere Regionen.

Die Situation in Belgorod spiegelt die unmittelbaren Auswirkungen des Krieges auf Russland wider. Im April wurde die Stadt versehentlich von einem russischen Kampfjet beschossen, was einen erheblichen Schaden verursachte.

Im Mai erfolgten Angriffe von Anti-Putin-Kräften. Zwei russische Verbände, die „Legion Freies Russland“ und das „Russische Freiwilligenkorps“, bekannten sich zu diesen Angriffen und versicherten, die Zivilbevölkerung zu schonen.

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Russen stehen Schlange für Putins Gegenkandidat

Unerwartet groß ist das Interesse an der Präsidentschaftsbewerbung von Boris Nadeschdin. Mehr als 100.000 Unterschriften für ihn sind schon zusammengekommen, die Menschen stehen Schlange, um zu unterschreiben. Hätte der Kriegsgegner gegen Putin eine Chance?

Boris Nadeschdin, Präsidentschaftskandidat für die bevorstehenden Wahlen in Russland dpa/Igor Generalov

Boris Nadeschdin, Präsidentschaftskandidat für die bevorstehenden Wahlen in Russland dpa/Igor Generalov© Bereitgestellt von WELT

Die Präsidentschaftsbewerbung des erklärten Kriegsgegners Boris Nadeschdin in Russland ist auf unerwartet großes Interesse gestoßen. „Wir sammeln derzeit etwa 15.000 Unterschriften pro Tag“, sagte Nadeschdin in einem am Dienstag auf dem Youtube-Kanal Chodorkowski Live ausgestrahlten Interview. Auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken waren in verschiedenen Städten lange Schlangen von Bürgern zu sehen, die dem Oppositionspolitiker mit ihrer Unterschrift zur Kandidatur verhelfen wollen. Ob er am Ende von der russischen Wahlkommission aber tatsächlich offiziell als Kandidat für die Wahl am 17. März registriert wird, ist noch ungewiss.

Laut Nadeschdins Wahlkampf-Webseite haben seine Unterstützer am Dienstagmorgen schon mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt. Die Zentrale Wahlkommission fordert 105.000, die bis zum 25. Januar in verschiedenen Regionen gesammelt werden müssen. Aus einer Region werden nicht mehr als 2500 Unterstützerunterschriften gezählt.

Auch in Jekaterinburg lange Schlangen

In den Metropolen Moskau und St. Petersburg hat Nadeschdin Berichten zufolge schon deutlich mehr Unterstützer gefunden. Aber auch aus anderen Regionen werden inzwischen immer mehr Videos von langen Schlangen publiziert. So filmten sich Menschen in Jekaterinburg, Krasnodar oder in Petrosawodsk beim Anstehen, um die Kandidatur des Liberalen zu unterstützen. Viele ins Ausland geflüchteten Russen haben ebenfalls Nadeschdins Wahlliste unterzeichnet.

Allerdings gibt es auch Berichte von Störungen bei der Sammlung von Unterschriften. So wurden in Petersburg, Nowosibirsk und in Obninsk Wahlhelfer des Politikers kurzzeitig von der Polizei mitgenommen.

Wahlen in Russland sind begleitet von Betrugs- und Manipulationsvorwürfen. Immer wieder wurde in der Vergangenheit Oppositionspolitikern eine Kandidatur mit der Begründung verweigert, die von ihnen gesammelten Bürgerunterschriften seien angeblich fehlerhaft.

So wurde etwa im Dezember die Kritikerin Jekaterina Dunzowa noch vor ihrer offiziellen Registrierung wieder aus dem Rennen geworfen. Beobachter haben keine Zweifel daran, dass Präsident Wladimir Putin, der seit knapp zwei Jahren Krieg gegen die Ukraine führt, sich im Frühjahr seine fünfte Amtszeit sichern wird.

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Putins Ziel: Warum hat Russland die Ukraine angegriffen?

Russische Soldaten auf einem Militärlastwagen.

Russische Soldaten auf einem Militärlastwagen.© dpa | Konstantin Mihalchevskiy/Sputnik/dpa/Archivbild
  • Am 24. Februar 2022 begann Russlands Angriff auf die Ukraine
  • Millionen Menschen sind geflohen, Tausende gestorben
  • Warum hat Präsident Wladimir Putin die Ukraine angegriffen?

Seit dem 24. Februar 2022 ist die Welt nicht mehr dieselbe. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine eskalierte der Konflikt zwischen beiden Staaten. Wie konnte es so weit kommen? Wo liegen die Ursachen des Konflikts? Wir erklären den Ukraine-Krieg.

Warum hat Russland die Ukraine angegriffen?

Russlands Präsident Wladimir Putin will mit der militärischen "Spezialoperation", wie er den Überfall nennt, Grenzen verschieben und seinen Einflussbereich in Europa erweitern. Das erste Ziel ist, eine Mitgliedschaft der Ukraine in EU und vor allen in der Nato für alle Zeiten zu verhindern. Das Land solle „demilitarisiert" und "entnazifiziert" werden, so die russische Erzählung. Allerdings handelt es sich bei der von Russland als "Nazis" verunglimpften ukrainischen Regierung um demokratisch gewählte und gesinnte Volksvertreter. Die ersten zwei Jahre waren für Russland ein Desaster, seine Verluste waren enorm.

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Militärisch will Putin eine Pufferzone zwischen der Nato und Russland erreichen. Das setzte politisch voraus, dass er die Führung in Kiew absetzt und durch eine Regierung ersetzt, die ihm genehm ist. Wo macht der Kremlchef Halt? Es gibt vier Szenarien.

  • Szenario Nummer eins: Die Teilung des Landes. Mit der Einnahme des Donbass – über die Separatistengebiete Luhansk und Donezk hinaus – würden die Russen eine "Landbrücke" bis zur 2014 besetzten Krim schaffen. Dieses Minimalziel – im Ergebnis: die Teilung der Ukraine – hat er fast erreicht, aber nicht gesichert.
  • Szenario Nummer zwei: Die russischen Truppen nehmen Kiew ein und besetzen das ganze Land. Sie rücken bis zur Nahtstelle zur EU vor, entlang der Grenzen zu Polen, zur Slowakei oder Rumänien. Das ist die Traumvorstellung russischer Nationalisten. Aber der Kremlchef ist seinem Ziel nicht näher gekommen. Der Sturm auf Kiew scheiterte, die Gegenwehr der Ukraine war und ist zu stark.
  • Szenario Nummer drei: Ein jahrelanger Stellungskrieg. Mitte März 2024 stellt sich der 71-jährige Putin einer Wahl. Er kann es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen: Verhandlungen mit der Ukraine sind ein „No Go“. Ende des Jahres stehen in den USA Präsidentschaftswahlen an. Putin hofft, dass Donald Trump das Rennen gewinnt und als Präsident die Unterstützung für die Ukraine reduziert. Dann würden der Ukraine Waffen fehlen. Obendrein hat sie Probleme, genug Soldaten zu rekrutieren. Im Ergebnis setzt der Kremlchef darauf, dass die Zeit für ihn spielt und die Russen schlicht den längeren Atem haben.
  • Szenario Nummer vier: Russland verkalkuliert sich. Die Militärhilfe des Westens lässt nicht nach, die russischen Verluste werden zu groß. Es gibt vereinzelt Militärökonomen, die zu diesem Ergebnis kommen. Die Konsequenz: Entweder gibt es doch Verhandlungen oder der Konflikt wird eingefroren. Was faktisch auch auf eine Teilung (Szenario Nummer eins) hinausliefe.

Ukraine-Krieg: Was ist Putins politisches Ziel?

In einer "Kriegsrede" thematisierte Putin unter anderem den Nato-Gipfel 2008. Damals hatte das Bündnis der Ukraine und Georgien einen Beitritt in Aussicht gestellt – wenn auch ohne ein konkretes Datum zu nennen. Wenig später griff Putin militärisch in Georgien ein. Der Grund ist eindeutig: Er will einen Vormarsch der Nato stoppen.

Weißrussland ist schon ein Vasallenstaat der russischen Führung. Der Ukraine sprach Putin im Sommer in einem Geschichtsaufsatz und in mehreren Reden das Recht auf Unabhängigkeit ab. Die Russen haben ein Sonderverhältnis zur Ukraine, historisch, kulturell, religiös. Auch die Sprachen sind verwandt.

Für Putin gehört die Ukraine historisch zu Russland – er spricht dem Land seine Souveränität ab. 2014 hat er zunächst die Krim annektiert und die Separatisten in den Ostgebieten der Ukraine unterstützt. Das Kalkül war, die Ukraine zu destabilisieren. Nachdem die Ukraine nicht wunschgemäß mit Unterwerfung reagiert und sich weiter Richtung Westen orientiert hatte, folgte der Einmarsch in die von den Separatisten besetzten Gebiete und danach der Militärangriff auf das ganze Land.

Ukraine-Konflikt: Wird die politische Landkarte verändert?

Die pro-russischen Separatisten in den Gebieten Donezk und Luhansk lieferten Putin den Vorwand für den Einmarsch. Putin kam ihrer "Bitte" nach, erst die zwei Gebiete für unabhängig zu erklären und ihnen im nächsten Schritt zur Hilfe zu eilen. Gewinnt Russland den Krieg, wird dem Land ein Frieden zu Putins Bedingungen diktiert. Lesen Sie auch: "Sterbender Staat": Russland fordert Aufteilung der Ukraine

Wie endet dieser Krieg?

Generell enden Kriege auf zwei Arten: Wenn die eine Seite die andere besiegt und ihr einen Frieden diktieren kann oder wenn die Kriegsparteien lieber einen Kompromiss schließen, als eine Auseinandersetzung fortzuführen, die keine von ihnen gewinnen kann. So weit sind beide nicht.

Wie könnte eine Verhandlungslösung aussehen?

Beide Seiten haben anfangs auf Vermittlung durch die Türkei Verhandlungen aufgenommen. Eine Möglichkeit wäre nach dem Beispiel Österreichs eine Neutralität der Ukraine, nach Lage der Dinge: unter russischem Druck.

Eine zweite Möglichkeit wäre ein internationaler Vertrag, der den Sicherheitsbedenken Russlands Rechnung trägt. Das würde zu Putins Dauerforderung nach einer "Demilitarisierung" der Ukraine passen. Eine aus westlicher Sicht "falsche" Lösung wäre die Installation eines Vasallenstaates mit einer Russland-hörigen Regierung.

Im Verlauf des Krieges ist das Selbstbewusstsein der Ukraine gewachsen. Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nicht bereit, mit Putin zu verhandeln. Er spekuliert auf eine Ablösung. Erst danach will die Ukraine über Reparationen, ein internationales Tribunal und die Verantwortung für die Kriegsverbrechen sprechen.

Die Gefahr ist groß, dass der Krieg noch Jahre andauert und mitten in Europa eine Demarkationslinie wie zwischen Nord- und Südkorea entsteht; mit dem latenten Risiko, das kriegerische Auseinandersetzungen jederzeit wieder entflammen können. Erschwerend kommt hinzu, dass Putin immer wieder mit Atomwaffen gedroht hat. Lesen Sie dazu:Russlands Atomwaffen: Bricht Putin das nukleare Tabu?

Ukraine-Konflikt: Was droht Deutschland?

Die ersten Folgen waren ein millionenfacher Flüchtlingsstrom Richtung Westen und der Preisanstieg bei Erdöl und Gas. Politisch sah sich die Bundesregierung gezwungen, eine massive Aufrüstung der Bundeswehr zu beschließen. Auch der Katastrophenschutz wurde neu aufgestellt. Vor allem hat Deutschland die Militärhilfe für die Ukraine massiv aufgestockt.