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Thyssenkrupp-Eigeninvestitionen knapp eine Milliarde

Das Logo von Thyssenkrupp steht vor einem 246 Meter hohen Testturm für Aufzüge.

Das Logo von Thyssenkrupp steht vor einem 246 Meter hohen Testturm für Aufzüge.© Patrick Seeger/dpa

In den Bau einer neuen Anlage zur Herstellung von klimafreundlicherem Stahl in Duisburg will der Industriekonzern Thyssenkrupp knapp eine Milliarde Euro Eigenmittel investieren. Dies teilte das Unternehmen am Donnerstag nach der Freigabe von bis zu zwei Milliarden Euro Beihilfen von Bund und Land NRW durch die EU-Kommission mit.

Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel will in Duisburg eine sogenannte Direktreduktionsanlage zur Herstellung von «grünem» Stahl bauen. Sie soll Ende 2026 in Betrieb genommen und anfangs mit Erdgas betrieben werden. 2029 soll sie mit Wasserstoff betrieben werden und so den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Stahlerzeugung deutlich verringern. Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller.

Der Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, Bernhard Osburg, nannte das Projekt einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland und Europa, der zukunftsfähige Industriearbeitsplätze sichere. «Damit können wir auch international demonstrieren, dass Fortschritt, Wohlstand und Klimaschutz keine Widersprüche sind.»

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USA statt Sachsen-Anhalt – ein schwerer Schlag für die deutsche Solar-Renaissance

Der Fotovoltaik-Hersteller Meyer Burger verlagert seine Expansion mit einem neuen Werk in die USA – und stoppt den Ausbau eines Standorts in Deutschland. Das Beispiel zeigt allzu deutlich, was Deutschland und Europa nicht bieten können.

Ab Ende 2024 will die Firma Meyer Burger Solarzellen „Made in USA“ liefern Getty Images/Westend61

Ab Ende 2024 will die Firma Meyer Burger Solarzellen „Made in USA“ liefern Getty Images/Westend61© Bereitgestellt von WELT

Im Juni noch hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Unterstützung für die heimischen Fotovoltaik-Hersteller angekündigt. Doch das reicht dem wichtigsten europäischen Hersteller für Fotovoltaik-Module nicht: Anstatt weiter in Deutschland will der Schweizer Konzern Meyer Burger nun lieber erst in den USA investieren. In Goodyear im US-Bundesstaat Arizona will der Konzern ein neues Werk bauen, ab Ende 2024 von dort aus Solarzellen „Made in USA“ liefern.

Die Entscheidung für die USA ist ein Schlag für die Hoffnungen der Bundesregierung und der Landesregierung Sachsen-Anhalt in Sachen erneuerbare Energien. Meyer Burger hatte ursprünglich geplant, seinen Standort in Thalheim in Sachsen-Anhalt auszubauen. Dieses Projekt soll zunächst pausiert werden.

Doch nun überwogen die Investitions-Anreize in den USA. Zudem wächst der US-Markt gerade deutlich, Module aus heimischer Produktion werden dort besonders gefördert. Die USA machen dabei vor, wie man durch geschickte Festlegung von Bedingungen für diese Förderungen vermeidet, dass Anbieter aus Asien von den Subventionen profitieren. Das Land vermeidet damit die Fehler der deutschen Förderung der Nullerjahre, die vor allem chinesischen Herstellern zugutekam.

Werben um EU-Fördermittel

Die Fabrik in Thalheim könnte jedoch in den kommenden Jahren dennoch erweitert werden – dann nämlich, wenn es dafür EU-Fördermittel gibt. In einem Gastbeitrag in der WELT im Januar hatte Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt bereits die deutsche Fotovoltaik-Renaissance ausgerufen und um EU-Fördermittel geworben:

„Hochleistungsfähige Solarzellen und Solarmodule lassen sich in Deutschland wettbewerbsfähig herstellen, das zeigen wir bei Meyer Burger mit unseren Werken in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) und in Freiberg (Sachsen) jeden Tag.“ schrieb er, und weiter: „Ähnlich wie bei den neuen Chip-Fabriken und bei der Investitionsförderung in den USA braucht auch die EU-Solarindustrie Förderung.“

Bereits damals verwies er direkt auf die US-Förderung: „Deutschland und Europa stehen in einem harten Wettbewerb mit den USA. Das dort vor wenigen Monaten aufgelegte grüne Industrialisierungsprogramm „Inflation Reduction Act“ (IRA) ist Hunderte Milliarden Euro schwer. Die Gouverneure der US-Bundesstaaten werben aggressiv in Europa um Solarunternehmen und locken mit günstigen Standortbedingungen.“

Günstigere Strom- und Wassertarife als Auswahlkriterium

Nun benennt Meyer Burger als Standortfaktoren für die Produktion in Arizona die vergünstigten Strom- und Wassertarife. In Deutschland ist Habecks Strompreisrabatt für die Industrie noch nicht spruchreif. Weiter locken die US-Bundesstaaten eben aktuell mit Mitteln aus dem IRA. Eine vergleichbare Förderung für PV-Hersteller in Deutschland existiert noch nicht.

Das US-Finanzministerium hat geschickt neue Kriterien für die Förderung des inländischen Solarausbaus festgelegt. Die Richtlinien ermöglichen einen zehnprozentigen Bonus bei Steuergutschriften für Investitionen in „domestic content“, also für in den USA hergestellte Investitionsgüter. So stellt die US-Regierung sicher, dass die Subventionen für den Ausbau erneuerbarer Energien im eigenen Land bleiben.

„Meyer Burger ist der festen Überzeugung, dass inländisch hergestellte Solarzellen unseren Kunden einen zusätzlichen Nutzen bringen, sowohl in Bezug auf die Verwendung von erstklassigen Hochleistungs-Solarprodukten ‚Made in USA‘ als auch zur Qualifizierung für zusätzliche Steuergutschriften“, kommentiert der Konzern die Entscheidung. Eine vergleichbare Vorschrift gibt es in Deutschland nicht, sie wäre jedoch bedingt durch EU-Vorschriften im Alleingang nur schwer umsetzbar. Ein entsprechendes Konzept müsste aus Brüssel kommen.

In seinem Gastbeitrag verwies Meyer-Burger-Chef Erfurt damals auf die Technologieführerschaft der deutschen Fotovoltaik-Forschung. „Die aktuell besten chinesischen Solarzellen basieren bis heute auf deutschen Entwicklungen“, kommentierte er. Auch die US-Produktion basiere auf deutscher Technik. Doch es fehle an Anreizen zur Ansiedlung der Produktion in Europa seitens der EU. „Die Dringlichkeit des Problems ist – den Bekundungen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Wettbewerbskommissarin Margaret Vestager zum Trotz – offenbar noch nicht verstanden worden.“

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Autozulieferer schließt deutsche Werke – will ins Ausland

Kostendruck zu hoch

Autozulieferer schließt deutsche Werke – will ins Ausland

Viele Industrieunternehmen verlagern ihre Produktion immer mehr ins Ausland (Symbolbild): Der Produktionsstandort Deutschland steht zunehmend in Frage. (Quelle: WESTEND61/ Imago)

Viele Industrieunternehmen verlagern ihre Produktion immer mehr ins Ausland (Symbolbild): Der Produktionsstandort Deutschland steht zunehmend in Frage. (Quelle: WESTEND61/ Imago)© T - Online

Ein deutscher Hersteller von Autoteilen plant seine Produktion im Ausland auszuweiten. Dafür sollen zwei von sechs Werken im Inland geschlossen werden.

Die Firma Fehrer setzt auf Expansion – allerdings nicht in Deutschland. Der Autozulieferer, der Bauteile für den Fahrzeuginnenraum entwickelt und produziert, will im kommenden Jahr zwei seiner sechs deutschen Werke stilllegen. Betroffen sind laut einer Pressemitteilung des Konzerns die fränkischen Standorte Großlangheim und Wiesentheid; beide nicht unweit vom Hauptsitz des Herstellers in Kitzingen gelegen. Nach Informationen der lokalen Nachrichtenseite "inFranken.de" sind dadurch insgesamt 270 Arbeitsplätze betroffen.

Schon jetzt ist ein Großteil von Fehrers rund 5.000 Mitarbeitern im Ausland beschäftigt. Sie produzieren für die Firma in den USA, Mexiko, China, SüdafrikaUngarn und der Tschechischen Republik. Die Produktionszweige der abzuwickelnden Werke in Franken sollen an diese anderen Standorte wandern. Nur so könne Schaden von der gesamten Fehrer-Gruppe abgewendet werden, heißt es aus der Geschäftsführung.

Hintergrund sei die "Kostenexplosion", die besonders die deutsche Automobilzulieferindustrie treffe: "Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, Rohstoffverknappungen, der Ukrainekrieg, die Energiekrise und unerwartet hohe Tarifabschlüsse in Deutschland" hätten die betriebswirtschaftliche Lage verschärft, betont die Konzernleitung in einer Pressemitteilung. Man habe zwar versucht, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte durch "strikte Effizienzprogramme" zu sichern, dies sei jedoch nicht gelungen.

Branchenweiter Trend statt Einzelfall

Ein Umzug ins Ausland habe außerdem den Vorteil, näher an die eigenen Kunden heranzurücken. Diese hätten ihre Standorte bereits umfassend verlagert, sodass die Nachfrage nach Fehrers Produkten im Ausland zunehmend steige, während die Auftragslage in der Bundesrepublik immer schlechter werde.

"Vor dem Hintergrund dieser Marktentwicklung" wolle man mit der Teilabwicklung der deutschen Werke dafür sorgen, dass sich die verbleibenden Produktionsstandorte in Kitzingen, SindelfingenMünchen und Braunschweig halten könnten, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Über die Details des Stellenabbaus will die Geschäftsführung mit den jeweiligen Arbeitnehmervertretern verhandeln.

Fehrer ist mit seiner Entscheidung nicht allein: Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer aus dem Frühjahr verlegen immer mehr deutsche Firmen ihre Werke ins Ausland. Angetrieben werde dieser Trend vor allem durch eine "sich verschlechternde Kostenstruktur" in der Bundesrepublik. Für den Branchenverband "ein Weckruf an die Politik", die Standortbedingungen hierzulande zu verbessern.

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Rheinmetall: Mega-Projekt der Rüstungsindustrie in NRW - „Herzstück“ für Tarnkappenbomber F-35

Spatenstich vollzogen

Rheinmetall: Mega-Projekt der Rüstungsindustrie in NRW - „Herzstück“ für Tarnkappenbomber F-35

In NRW entsteht eine Produktionsstätte mit enormer „verteidigungspolitischer Dimension“. Rheinmetall ist daran beteiligt, die ausgedienten Tornados durch moderne F-35-Kampfjets zu ersetzen.

Weeze/München - Mit einem symbolischen Spatenstich hat der Fabrikbau von Rheinmetall in Weeze (Nordrhein-Westfalen) begonnen. Der deutsche Rüstungsriese zieht auf dem Flughafengelände in Weeze (Kreis Kleve) eine Produktionsstätte für das Kampfflugzeug F-35 hoch, für die Fertigung der Generation F-35A Lightning II.

Es handelt sich dabei nicht um das komplette Flugzeug, stattdessen wird mit der Rumpfmitte „das Herzstück“ hergestellt, erklärte Ingo Gerhartz, Chef der deutschen Luftwaffe, bei der Veranstaltung neben dem Regionalflughafen unweit der Grenze zu den Niederlanden. Bereits ab 2025 soll dort die Produktion des Gemeinschaftsprojekts beginnen. In der Rheinmetall-Fabrik werden den Plänen zufolge in Zusammenarbeit mit den US-Rüstungsfirmen Northrop Grumman und Lockheed Martin mindestens 400 F-35-Rumpfmittelteile hergestellt.

Rheinmetall beteiligt sich an Produktion für neue Kampfjet-Generation F-35

Die F-35 gilt als modernstes Kampfflugzeug der Welt. Hersteller ist Lockheed Martin, Northrop Grumman einer der Hauptpartner, der bestimmte Bauteile wie Tragflächen und Sensorsysteme liefert. Rheinmetall wird in der hochmodernen NRW-Fabrik die mittlere Komponente des Jets produzieren. Weitere Länder sind an der Entstehung des Hightech-Flugzeugs beteiligt. Der hintere Teil kommt aus Italien von Leonardo. Die Endmontage der F-35A erfolgt in den Vereinigten Staaten, Italien und auch Japan.

Bislang wurden die Rumpfmittelteile der F-35 ausschließlich von Northrop Grumman produziert. Bald kommt mit Rheinmetall ein weiteres Unternehmen hinzu, dessen Expertise in Sachen Luftfahrttechnik laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) bislang wenig ausgeprägt ist. Hans Christoph Atzpodien vom Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) sei die Beteiligung von Rheinmetall an dem Projekt der westlichen Bündnispartner „eine gute Nachricht für Deutschland“, jedoch sei der hiesige Wertschöpfungsanteil an dem milliardenschweren Vorhaben „eher gering“.

Rheinmetall baut eine Produktionsstätte für Bauteile des Kampfjets F-35

Rheinmetall baut eine Produktionsstätte für Bauteile des Kampfjets F-35© IMAGO/Arnoux Thomas/ABACA

Rheinmetall profitiert von Sondervermögen - eine Menge Geld fließt jedoch in die USA

Die finanzielle Dimension des Fabrikneubaus ist gewaltig: Rheinmetall investiert nach eigenen Angaben über 100 Millionen Euro, um eine Produktionsstätte auf dem neuesten Stand der Technik zu realisieren. Es ist das erste Mal, dass eine Produktionsstätte dank eines Auftrags aus dem 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen durch den Bund gebaut wird. Allerdings droht ein großer Teil der Investitionen an US-Firmen abzufließen, statt die heimische Industrie zu stärken.

Ende 2022 gab das Bundesverteidigungsministerium bekannt, dass aus dem Finanztopf 35 Tarnkappenbomber F-35 für 8,3 Milliarden Euro bestellt werden. Als Baupartner war auch Rivale Airbus im Gespräch, mangels Wirtschaftlichkeit hat der Konzern angeblich abgewunken. Schließlich entfiel der Zuschlag dann auf Rheinmetall. Dessen Chef Armin Papperger erklärte: „Wir schaffen einen neuen Nukleus in der Luft- und Raumfahrttechnologie in Nordrhein-Westfalen“.

Fakten zum „Tarnkappenbomber“ F-35:

Neue Rheinmetall-Fabrik in NRW: Kampfjet F-35 ersetzt Tornado der Bundeswehr

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte bei der Zeremonie, angesichts geopolitischer Veränderungen habe das neue Werk „nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine verteidigungspolitische Dimension“. Die Entscheidung für den Standort NRW war nach der Prüfung einer Reihe von Optionen in mehreren Bundesländern getroffen worden, auch Sachsen und Brandenburg hatten sich beworben. Die Produktionsfläche soll sich über knapp 60.000 Quadratmeter erstrecken. Bei Rheinmetall sollen etwa 450 Jobs entstehen, im Umfeld der Zulieferer wird vom Rüstungskonzern mit 1500 weiteren Arbeitsplätzen gerechnet.

Warum die Produktion von neuen F-35-Kampfjets gerade jetzt Hochlauf erhält: Die in die Jahre gekommenen Tornado-Kampfjets der Bundeswehr werden durch die neu entwickelten Tarnkappenbomber ersetzt. Die ersten acht Modelle F-35A Lightning II soll die Bundeswehr im Jahr 2026 bekommen. Auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs kommt den Maschinen aufgrund der „nuklearen Teilhabe“ eine bedeutende Rolle: Im Ernstfall werden die Flugzeuge Atombomben der USA transportieren.

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Taiwans Chipriese TSMC plant Werk in Dresden

Anzeige mit dem Markenzeichen des Chipriesen TSMC während einer Eröffnung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Taiwan

Anzeige mit dem Markenzeichen des Chipriesen TSMC während einer Eröffnung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Taiwan© Reuters

Der taiwanische Chiphersteller TSMC will ein Halbleiterwerk in Dresden errichten. Das kündigte der Konzern nach einer Vorstandssitzung am Dienstag an. TSMC erwartet demnach, dass die gesamte Investitionssumme zehn Milliarden Euro übersteigen wird.

Das Werk soll gemeinsam mit den Konzernen Bosch, Infineon und NXP gebaut werden, die jeweils zehn Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten sollen. TSMC kommt auf 70 Prozent. Der Mitteilung zufolge sollen etwa 2000 Jobs geschaffen werden. Der Spatenstich soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 erfolgen. Der Produktionsstart wird für 2027 angestrebt.

Auch Infineon baut schon in Dresden

Erst im Mai hatte der deutsche Konzern Infineon mit dem Bau einer fünf Milliarden Euro teuren Chipfabrik in Dresden begonnen. Auch Bosch und das US-Unternehmen Globalfoundries unterhalten große Werke in Dresden. TSMC ist der größte Chipauftragsfertiger der Welt.

Dem „Handelsblatt“ zufolge hat der Bund zugesagt, den Fabrikbau von TSMC mit fünf Milliarden Euro zu unterstützen - und zwar aus dem Klima- und Transformationsfonds des Bundes. Die endgültige Entscheidung über die Förderung muss die EU-Kommission treffen.

Die Bundesregierung unterstützt die Ansiedlung von Halbleiterfabriken mit Milliardensummen. So soll Intel in Magdeburg bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 30 Milliarden Euro für einen neuen Standort fast 10 Milliarden vom Staat erhalten. Infineon strebt für den Ausbau seines Dresdner Werkes eine staatliche Förderung von einer Milliarde Euro an.

Staaten locken Chip-Konzerne mit Milliarden

Auch anderswo in Europa wird die Ansiedlung von Chipkonzernen mit Milliarden gefördert – während die USA ebenfalls zu großzügigen Subventionen greifen, um die Halbleiterproduktion ins Land zurückzuholen.

TSMC beherrscht die Fertigungsprozesse für besonders miniaturisierte und sparsame Chips und ist damit ein Schlüsselunternehmen für Smartphone-Anbieter wie Apple mit seinem iPhone. Die großen TSMC-Werke dafür sind am Firmenstandort in Taiwan - was angesichts der Spannungen mit Peking als geopolitisches Risiko für die gesamte Elektronikbranche gilt.

Chips für die Autoindustrie benötigen meist weniger moderne Produktionsverfahren als etwa für Smartphones. Mit der Ausbreitung vernetzter Fahrzeuge und Elektroautos benötigt die Branche aber immer mehr davon. In der Pandemie war die Autoindustrie besonders hart von der Halbleiterknappheit angesichts der hohen Nachfrage unter anderem nach PCs betroffen. Mehrere Hersteller mussten zeitweise die Produktion aussetzen.

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Solarfirmen wollen Produktion in Deutschland aufbauen

Chinesische Hersteller dominieren die Solarindustrie. Nun wollen drei deutsche Firmen in eine Produktion investieren – wenn der Bund den Großteil der Kosten übernimmt.

Heckert Solar aus Chemnitz will in Thüringen den Betrieb erweitern. © dpa/Jan Woitas

Heckert Solar aus Chemnitz will in Thüringen den Betrieb erweitern. © dpa/Jan Woitas©  dpa/Jan Woitas

Von Kathrin Witsch

Chemnitz. Die drei Solarspezialisten Heckert Solar aus Chemnitz, Wattkraft und Interfloat wollen eine eigene Fotovoltaikproduktion in Deutschland aufbauen – von der Zellfertigung bis zum Solarmodul. Dafür habe man sich um eine Förderung beim Bundeswirtschaftsministerium beworben, teilten die Unternehmen mit.

„Wir produzieren seit 20 Jahren ausschließlich in Deutschland und können das und auch gut. Aber wir können nicht zu den Preisen der chinesischen Hersteller verkaufen“, sagte Markus Träger, Technikchef des Chemnitzer Modulherstellers Heckert Solar mit 300 Beschäftigten, dem Handelsblatt.

Die europäische Solarindustrie ist abhängig von den Marktführern aus China. Nur wenige Firmen produzieren noch hierzulande – darunter in Sachsen die Hersteller Meyer-Burger in Freiberg und Solarwatt in Dresden. Heckert Solar stellt seine Module zwar in Chemnitz her, die einzelnen Zellen dafür kommen jedoch aus China. Das soll sich ändern.

Einer alleine schaffe es nicht, in der Industrie gegen ausländische Marktanbieter zu bestehen, sagte Träger. Deswegen habe sich das Konsortium zusammengeschlossen und hoffe auf die Förderung vom Bundeswirtschaftsministerium. Fast zwei Milliarden Euro würden die Pläne nach Angaben der drei Solarkonzerne kosten. Den Großteil davon müsste der Bund übernehmen. Dann würde man laut Träger aber auch 90 Prozent der Wertschöpfungskette in Deutschland abbilden können.

2026 könnten die Produktionen laufen. Standorte sind auch schon ausgemacht. Heckert Solar will seine vorhandene Produktionshalle im thüringischen Langenwetzendorf ausbauen, auf insgesamt 2,8 Gigawatt pro Jahr. Damit ist die Stromleistung gemeint, die mit den Solaranlagen aus der Produktion eines Jahres bei guter Witterung erbracht werden kann. In Chemnitz stößt Heckert laut Tageszeitung Freie Presse an räumliche Grenzen: Dort sei nur noch „technologisches Wachstum“ möglich, daran halte Heckert auch fest.

In Frankfurt (Oder) möchte der Wechselrichterhersteller Wattkraft eine Zellproduktion, inklusive Polysiliziumherstellung und Waferfertigung, mit einem Umfang von jeweils fünf Gigawatt pro Jahr aufbauen. Interfloat, der letzte Solarglashersteller Europas, will seinen Standort in Brandenburg ausbauen. Das deutsche Unternehmen wurde Ende vergangenen Jahres mehrheitlich von dem indischen Wettbewerber Borosil übernommen.

Vor zwei Monaten hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Förderungen für den Bau von Solarfabriken in Deutschland angekündigt. „Deutschland und Europa brauchen bei zentralen Transformationstechnologien eigene substanzielle Fertigungskapazitäten, zum Beispiel für Windturbinen, Solaranlagen, Elektrolyseure und Batterien“, hatte Habeck erklärt. Das sei nicht nur eine ökonomische Frage, sondern auch der sicherheitspolitischen Vernunft und Notwendigkeit.

In einem ersten Schritt hat das Ministerium Interessenbekundungsverfahren eingeleitet, um auszuloten, welche Unternehmen Produktionskapazitäten auf- oder ausbauen wollen. Zuschüsse sollen dann in Auktionsverfahren verteilt werden. Erst einmal solle sich die Größe der Auktionen auf 10- bis 20-Gigawatt-Projekte und drei bis vier Konsortien beschränken. Laut Handelsblatt-Informationen dürften die Bewerberzahlen im zweistelligen Bereich liegen. Auch das chinesische Unternehmen Longi hat sich laut Branchenkreisen beworben.

„Zu den Preisen, zu denen chinesische Wettbewerber aktuell verkaufen, können wir noch nicht mal das Material beschaffen“, sagte Heckert-Technikchef Träger. Es brauche das Bekenntnis der Regierung zum Standort Deutschland. „Europa sollte ein Interesse daran haben, unabhängig zu sein. Aktuell liegt der Technologievorsprung in China“, erklärte der Manager.

Damit sich das ändere, brauche es eine geeignete Förderung. Diese gebe es immerhin auch in China und den USA, sagte Träger. Am Dienstag hat Heckert Solar seinen Förderantrag eingereicht. Eine Eingangsbestätigung habe man erhalten, bis zum Herbst soll es eine erste inhaltliche Rückmeldung geben.

Der Konkurrent Meyer-Burger mit Modulfabrik in Freiberg sowie Zellproduktion in Bitterfeld-Thalheim in Sachsen-Anhalt beklagte am Mittwoch ebenfalls den Preisdruck aus China. Das Unternehmen war demnach „gezwungen, die Preise zu senken“. Weil die Produktion ausgebaut wurde, stieg aber der Umsatz im ersten Halbjahr um 71 Prozent auf rund 100 Millionen Euro. Meyer-Burger investiert gerade in den USA, hat aber am Dienstag auch ein Projekt für das deutsche Interessenbekundungsverfahren eingereicht: Meyer-Burger will Solarzellen und -Module mit bis zu fünf Gigawatt Leistung zusätzlich herstellen. Schon zuvor hatte das Unternehmen ein Projekt „Hope“ mit 3,5 Gigawatt für ein europäisches Förderprogramm angemeldet. Beide sollen nun möglichst kombiniert werden.

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Windanlagenbauer: Nordex sichert sich Auftrag für den größten Windpark in Nordamerika

Der Windanlagenbauer hatte zuletzt mit einem stärkeren Neugeschäft in der zweiten Jahreshälfte gerechnet. Foto: dpadata-portal-copyright=

Der Windanlagenbauer hatte zuletzt mit einem stärkeren Neugeschäft in der zweiten Jahreshälfte gerechnet. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Nach Lieferkettenproblemen und steigenden Kosten erhält der deutsche Windanlagenbauer jetzt einen Großauftrag. Bis 2025 soll Nordex 49 Turbinen für einen kanadischen Windpark bauen.

Der Windanlagenbauer Nordex hat den Zuschlag zur Lieferung der Turbinen für den kanadischen Windpark „Forty Mile“ in der Provinz Alberta erhalten. Der Auftrag umfasse 49 Turbinen mit einer Leistung von je 5,7 Megawatt, wie das Unternehmen am Dienstag in Hamburg mitteilte.

Mit einer Leistung von insgesamt knapp 280 Megawatt werde dies der größte Windpark des zum spanischen Nordex-Großaktionär Acciona gehörenden Unternehmens Acciona Energia in Nordamerika sein, hieß es. Er soll im ersten Quartal 2025 fertig sein.

Nordex hatte zuletzt mit einem stärkeren Neugeschäft in der zweiten Jahreshälfte gerechnet, nachdem das Unternehmen im ersten Halbjahr weniger Aufträge eingeworben hatte. Dabei hatte der Windanlagenbauer vor allem auf eine zu erwartende höhere Nachfrage aus Nordamerika verwiesen. In der ersten Jahreshälfte hatte Nordex dabei einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 0,89 Millionen Euro je Megawatt erzielt.

Die Branche leidet derzeit unter Lieferkettenproblemen und gestiegenen Kosten, was bereits geschlossene Verträge unrentabel macht, sollten Nachverhandlungen nicht möglich sein.

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Neue Anlage saugt Kohlendioxid aus Luft

Die sogenannte «Greenberry 2», eine etwa fünf Meter hohe Demonstrationsanlage, mit der das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Luft abgeschieden werden kann, eine Art «CO2-Staubsauger».

Die sogenannte «Greenberry 2», eine etwa fünf Meter hohe Demonstrationsanlage, mit der das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Luft abgeschieden werden kann, eine Art «CO2-Staubsauger».© Roland Weihrauch/dpa

Ein sogenannter CO2-Staubsauger ist in Essen in Betrieb genommen worden. Die Anlage filtert das Treibhausgas Kohlendioxid direkt aus der Atmosphäre, wie das Start-up Greenlyte Carbon Technologies (GCT) mitteilte. Das Kohlendioxid kann anschließend dauerhaft gespeichert oder weiterverwendet werden. Geplant sei bereits die Verwendung für die Bierherstellung durch eine lokale Brauerei und durch einen Betonsteinhersteller, sagte GCT Mitgründer und Geschäftsführer Florian Hildebrand (33).

Die etwa fünf Meter hohe «Greenberry 2» genannte Demonstrationsanlage sei mit einer Jahreskapazität von 100 Tonnen Kohlendioxid die bislang größte in Deutschland. Im kommenden Jahr will GCT solch eine Anlage erstmals vermarkten. Geplant ist ein Verkauf an ein Unternehmen in Kanada. Eine dritte Anlage will GCT im Rahmen eines Forschungsprojekts bauen. «Möglichst schnell» will GCT laut Hildebrand anschließend eine Anlage mit einer Kapazität von 1000 Tonnen bauen und verkaufen. Betrieben werden die Anlagen mit klimaneutral hergestelltem Strom etwa aus Wind- oder Sonnenenergie.

Weil bei dem Verfahren das Kohlendioxid direkt aus der Luft abgeschieden wird, wird es «Direct Air Capture» (DAC) genannt. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) waren im Juli weltweit erst 27 Anlagen in Betrieb und weitere 130 geplant. Die größte Anlage steht auf Island. Sie heißt «Orca» und hat nach Angaben des Herstellers Climeworks eine Kapazität von 4000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Ein neues und günstigeres Verfahren

GCT hat nach eigenen Angaben ein neuartiges DAC-Verfahren entwickelt, bei dem das Kohlendioxid zunächst in einer Lösung reagiert und in Form von Hydrogencarbonat ausfällt. In Wasser gelöst, kann dieser Stoff anschließend in einem Elektrolyseverfahren aufgespalten werden. Dabei fallen neben CO2 auch Wasserstoff und Sauerstoff an. Laut GCT kann mit dem Verfahren deutlich günstiger CO2 abgeschieden werden als mit herkömmlichen Verfahren.

Gegründet wurde das Start-up im September 2022 von zwei Seriengründern und einem Essener Carbon-Capture-Forscher. Wagniskapitalgeber stellten rund acht Millionen Euro zur Verfügung. GCT hat derzeit 20 Beschäftigte - und große Pläne: Bis 2050 wolle man Anlagen gebaut haben, die jährlich rund eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre holen können. Zum Vergleich: Laut Umweltbundesamt wurden in Deutschland 2022 insgesamt Treibhausgase freigesetzt, die umgerechnet 666 Millionen Tonnen Kohlendioxid entsprechen.

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Metallbranche: Gewinnwarnung und Stellenabbau bei Stahlhändler Klöckner & Co

Das SDax-Unternehmen kappt seine Prognose für das laufende Jahr. Um den Trend zu drehen, will sich Klöckner von Hunderten Vertrieblern trennen. Die Aktie fällt nachbörslich deutlich.

Der Stahlhändler Klöckner & Co will wegen schwieriger Rahmenbedingungen in Europa Stellen streichen. Die Zahl der Beschäftigten im Europa-Vertrieb solle um zehn Prozent sinken, teilte das im Nebenwerte-Index SDax gelistete Unternehmen überraschend am Montagabend in Duisburg mit. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet mit Berufung auf einen Firmensprecher von rund 300 Stellen.

Gleichzeitig schickte das Unternehmen eine Gewinnwarnung mit: Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und wesentlichen Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) dürfte 2023 lediglich 170 bis 200 Millionen Euro betragen, statt wie geplant 220 bis 280 Millionen. Der Aktienkurs des Konzerns, schon im Tageshandel unter Druck, fiel nachbörslich um rund zehn Prozent.

Durch die nun angekündigten Sparmaßnahmen soll der bereinigte operative Gewinn ab dem Jahr 2024 rund 25 Millionen Euro höher ausfallen. Beginnen sollen die Kürzungen noch im laufenden Jahr.

Im dritten Quartal erzielte Klöckner & Co. einen bereinigten operativen Gewinn von 41 Millionen Euro nach 16 Millionen ein Jahr zuvor. Den Anstieg begründete der Konzern mit einer weiterhin positiven Entwicklung in Nordamerika und der Schweiz.

Allerdings lag das Ergebnis am unteren Ende der Prognosespanne - Klöckner hatte 40 bis 80 Millionen in Aussicht gestellt. Die übrigen Geschäftsergebnisse des dritten Quartals will Klöckner wie geplant an diesem Dienstag (31. Oktober) bekanntgeben.

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BASF legt neue Zahlen zur Geschäftsentwicklung vor

Ein Turm mit der Aufschrift „BASF“.

Ein Turm mit der Aufschrift „BASF“.© Uwe Anspach/dpa

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF legt am Dienstag (7.00 Uhr) nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr die Zahlen für das dritte Quartal vor. In den ersten sechs Monaten hatte BASF wie die gesamte Branche eine schleppende Nachfrage zu spüren bekommen. Das Unternehmen hat daher ein Sparprogramm vorangetrieben, das unter anderem die Drosselung von Investitionen und Sachkosten sowie den Abbau von Lagerbeständen vorsieht. Für das gesamte Jahr rechnete BASF zuletzt mit einem Umsatzrückgang von 87,3 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf nun 73 bis 76 Milliarden Euro.

Zuletzt hatte das «Handelsblatt» unter Berufung auf Unternehmens- und Finanzkreise berichtet, dass Vorstandschef Martin Brudermüller den Verkauf von Konzernteilen im Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro vorantreibt. Unter anderem geht es demnach um die Öl- und Gasfördertochter Wintershall Dea, an der BASF rund 73 Prozent der Anteile hält.