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Unsicherheit bei Datenerfassung  

RKI: Eventuell mehr Geimpfte als angenommen

Die Zahl der erstmals Geimpften in Deutschland könnte höher sein als offiziell gemeldet. Das RKI geht davon aus, dass einige Meldungen unterschätzt werden. Ein Problem ist der Johnson & Johnson-Impfstoff.

Bei der Interpretation von Impfquoten-Daten gibt es laut Robert Koch-Institut (RKI) eine "gewisse Untersicherheit". Mehrere Überlegungen legten nahe, dass die Meldungen im sogenannten Digitalen Impfquotenmonitoring (DIM) die Impfquoten vermutlich unterschätzen, geht aus einem RKI-Report vom Dienstag hervor. Vor allem unter jungen Erwachsenen und Erwachsenen im mittleren Alter könnten demnach schon mehr Menschen eine erste Impfung erhalten haben als offiziell verzeichnet.

Das DIM speist sich aus Meldungen von Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen Impfteams und mittlerweile auch Betriebsmedizinern, laut RKI fließen zudem Daten der niedergelassenen Ärzte und Privatärzte ein. Zusammen sind sie Grundlage für das sogenannte Impfdashboard. Daneben gibt es noch eine weitere RKI-Erhebung namens Covimo, für die Impfquoten anhand von Befragungen hochgerechnet werden.

In der jüngsten Covimo-Erhebung von Ende Juni bis Mitte Juli unter rund 1000 Erwachsenen hat sich laut Report eine Diskrepanz zum DIM ergeben. Die Quote der mindestens einmal Geimpften fiel dabei "um einiges höher" aus, besonders in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen: Während in der Befragung 79 Prozent angaben, geimpft zu sein, waren es laut Meldesystem 59 Prozent. Die Autoren des Reports schreiben, die tatsächliche Impfquote liege voraussichtlich zwischen den Werten beider Quellen.

"In Bezug auf die Impfquoten zu vollständig Geimpften lag hingegen kein wesentlicher Unterschied vor", heißt es im Report. Eine gewisse Untererfassung in solchen Überwachungssystemen gilt für Fachleute auch als erwartbar.

Es werden verschiedene Erklärungsansätze angeführt. Ein Punkt ist die Erfassung der Impfungen mit Johnson & Johnson, bei denen nur eine Dosis für den vollen Schutz vorgesehen ist. Vertragsärzte meldeten diese Immunisierungen ausschließlich als zweite Impfdosen, zudem sei keine Zuordnung von Impfstoff und Altersgruppe möglich, erläutert das RKI. Inzwischen ist in den DIM-Daten ein Hinweis zu finden, dass die Impfquoten der mindestens einmal geimpften Erwachsenen nach Altersgruppe "systematisch zu niedrig ausgewiesen" werden.

Im Report heißt es darüber hinaus, dass bisher nur etwa die Hälfte der beim Meldesystem registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung meldeten. "Dies könnte ein Hinweis auf eine Untererfassung der Impfquoten durch DIM sein."

Die RKI-Fachleute diskutieren weitere denkbare Einflussfaktoren: etwa potenzielle Verzerrungen in der Befragung, die zu einer Überschätzung der Quote führen könnten. So sei etwa anzunehmen, dass Menschen, die Impfungen befürworten, eher mitmachen als Verweigerer. Auch Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse hätten nicht an den Interviews teilnehmen können. Für beide Aspekte geben die Autoren aber zu bedenken, dass dann auch bei den vollständig Geimpften eine größere Abweichung zwischen den Quellen hätte auftreten müssen.

In dem Bericht zur Befragung heißt es, dass demnach 91,6 Prozent impfbereit oder bereits geimpft seien. "Die Covid-19-Impfbereitschaft der Bevölkerung liegt auf einem hohen Niveau.

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EU-Behörde prüft seltene Impfstoff-Nebenwirkungen

Die Aktien mehrerer Impfstoff-Hersteller sind deutlich ins Minus gerutscht. Grund ist eine Überprüfung von seltenen Nebenwirkungen durch die Europäische Arzneimittelbehörde. Alle Informationen im Newsblog.

In Deutschland haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als 3,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts starben 91.834. Im Zuge der Ende 2020 begonnenen Impfkampagne haben inzwischen 62,7 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfdosis erhalten, 55,6 Prozent sind vollständig geimpft (Stand: 12. August 2021).
EU-Behörde prüft seltene Nebenwirkungen bei mRNA-Impfstoffen

Die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) prüft, ob gewisse seltene Symptome nach der Gabe von mRNA-Impfstoffen gegen Corona als Nebenwirkungen eingestuft werden sollten. Der zuständige Sicherheitsausschuss befasse sich mit Berichten über eine Form von allergischer Hautreaktion und zwei Nierenleiden, die bei kleinen Personengruppen aufgetreten seien, teilte die Behörde am Mittwoch im Rahmen eines Routineberichts mit.

Um wie viele Fälle es sich handelte, wurde nicht bekannt. Stellungnahmen der Hersteller Pfizer – Partner von Biontech – und Moderna lagen zunächst nicht vor. Ihre Aktien lagen im Verlauf an der Wall Street mehr als 14 Prozent im Minus.

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Corona-Daten  

Wer steckt sich an? Das steht im aktuellen Lage-Bericht des RKI

Nur eine harmlose Erkältung? Auch Geimpfte mit leichten Symptomen sollten an Corona denken. Darauf weist ein Rat des Robert Koch-Instituts hin. Ein Überblick über die neuesten Daten.  

Um eine stärkere Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu verhindern, sind laut Robert Koch-Institut (RKI) Labortests auch bei Kindern und Geimpften mit leichten Symptomen wichtig. Darauf hat die Gesundheitsbehörde in ihrem Covid-19-Wochenbericht vom Donnerstagabend hingewiesen. In Arztpraxen sei die Zahl solcher PCR-Tests in den vergangenen Wochen stark gesunken. Der Anteil positiver Ergebnisse wird jedoch bereits wieder größer. Ein Überblick:

Wer sich ansteckt: Die meisten Infektionen mit Sars-CoV-2 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche werden bei Menschen unter 50 Jahren nachgewiesen. Die höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen von knapp 60 wiesen vergangene Woche die Gruppen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 auf. Auch bei den größtenteils ungeimpften Kindern zeigen sich rasche Anstiege innerhalb weniger Wochen, wohingegen die Entwicklung in den besser durchgeimpften höheren Altersgruppen weiter recht entspannt erscheint. So sind etwa die Inzidenzen bei den Senioren über 60 weiterhin einstellig.

Wer im Krankenhaus liegt: Weniger alte Menschen. Der Altersmedian der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patientinnen und -Patienten ist laut Bericht im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich gesunken: Damals lag der Median bei 77, vergangene Woche bei 48 Jahren. Gründe für die Entwicklung nennt das RKI zwar nicht. Aber es ist ein Zusammenhang mit dem frühen Beginn von Impfungen bei älteren und gefährdeten Menschen zu vermuten.

Womit man sich ansteckt: Laut RKI-Daten ist bundesweit mittlerweile fast nur noch die Delta-Variante im Spiel – die zuerst in Indien entdeckte, deutlich ansteckendere Mutante. Sie sei in einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe in knapp 98 Prozent der positiven Proben gefunden worden, hieß es.

Reiserückkehrer: Die Frage nach ihrer Rolle lässt sich schwer beantworten, da die Daten unvollständig sind. Bekannt sind dem Report zufolge gut 7000 Fälle zwischen Mitte Juli und 8. August mit möglicher Ansteckung im Ausland und rund 26 000 im gleichen Zeitraum in Deutschland (bei knapp 24.000 Fällen ohne derartige Angaben). Am häufigsten wurden laut RKI-Liste vorherige Aufenthalte in Spanien, der Türkei und dem Kosovo erfasst.

Regionale Lage: Mit Ausnahme Bremens haben die Fallzahlen im Vergleich von vorletzter und vergangener Woche in allen Bundesländern zugenommen, schreibt das RKI. Es werden größtenteils deutlich zweistellige Zuwachsraten angegeben, die höchste hat Mecklenburg-Vorpommern mit 110 Prozent im Wochenvergleich.

Labortests: Laut Bericht wurde für vergangene Woche ein Tiefststand für dieses Jahr verzeichnet, mit 588.404 PCR-Tests übermittelt von 200 Laboren. Seit dem Frühjahr liegen die Werte pro Woche unter einer Million. Mit rund vier Prozent liegt der Anteil positiver Tests zwar auf relativ niedrigem Niveau, aber so hoch wie seit längerer Zeit nicht.

 

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Inzidenz und Zahl der Krankenhauspatienten steigt

 

Düsseldorf. Mehr als 40 Menschen werden aktuell in Düsseldorf wegen einer Corona-Infektion in Krankenhäusern behandelt, vor einem Jahr waren es 30. Die Wocheninzidenz nähert sich der 90.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Düsseldorf steigt weiter, liegt am Mittwoch bei 88,6 - und damit viermal so hoch wie vor einem Jahr. Auch in NRW geht es weiter nach oben, die Inzidenz liegt aktuell bei 64,6 (Vortag 58,8, Vorwoche 37) - und damit weiter deutlich höher als der bundesweite Wert von 36,2.

Wuppertal verzeichnete die landesweit höchste Inzidenz mit 108,7. Auch in Bonn war der Wert mit 104,6 dreistellig. Köln wies eine Inzidenz von 89. Am niedrigsten waren die Werte in Kleve (20,2) und Coesfeld (28,6).

Seit dem 3. März 2020 wurde bei insgesamt 27.048 (+112) Menschen in Düsseldorf eine Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert. Laut Information des Landeszentrums Gesundheit NRW (LZG) sind aktuell rund 700 Personen in Düsseldorf infiziert, vor einem Jahr waren es 132. (Die aktuellen Zahlen des LZG sind immer auf volle Zehnerstellen gerundet.)

Von den Infizierten werden 41 (Vorjahr 30) in Krankenhäusern behandelt, davon sieben (Vorjahr sechs) auf Intensivstationen. 25.900 Düsseldorfer sind inzwischen genesen. 440 (+0) Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, sind bisher in Düsseldorf gestorben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nach den vorliegenden Zahlen derzeit bei 88,6  (Vortag 83,0, vor einem Jahr 22,3). Ab Freitag (20. August) gilt eine neue Coronaschutzverodnung des Landes.

Schulen, Kitas und Altenheime Den Zahlen der Stadt zufolge sind aktuell in Altenheimen in Düsseldorf ein Bewohner und fünf Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert (Stand 17.8.). In Düsseldorfer Kitas haben sich seit Anfang August 18 Kinder, eine Person aus dem Betreuerstab und eine der sogenannten sonstigen Personen infiziert (Stand 17.8.). An den Düsseldorfer Schulen sind im August bislang 118 Fälle bei Schülern und drei beim Lehrpersonal aufgetreten (Stand 17.8.).

Impfzahlen Am Dienstag wurden im städtischen Impfzentrum und durch mobile Teams 900 Personen geimpft. Darunter sind 521 Personen, die ihre erste und 379 Personen, die ihre zweite Impfung erhalten haben. Seit Impfstart sind in Düsseldorf 425.765 Menschen geimpft worden, davon haben 35.8416 ihre erste und zweite Impfung erhalten.

Abstrichzahlen 13 Abstriche wurden am Dienstag in der städtischen Diagnosepraxis vorgenommen, 90 im städtischen Drive-In-Testzentrum. Durch den mobilen Service wurden 83 Abstriche durchgeführt. Insgesamt wurden in den zwei städtischen Einrichtungen sowie durch den mobilen Service bisher 143.156 Abstriche vorgenommen. (Diese Zahlen beziehen sich auf PCR-Tests in den städtischen Diagnosezentren)

Ansprechpartner Der erste Ansprechpartner bei akuten Erkrankungen – somit auch bei einer möglichen Corona-Infektion – ist immer der Hausarzt. Sollte ein Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus bestehen, wird in der Praxis ein Test vorgenommen oder man wird an das städtische Infotelefon verweisen. Dieses steht auch für allgemeine Fragen zur Verfügung und ist von montags bis freitags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 16 Uhr unter der 0211 89-96090 zu erreichen (Fax für Hörgeschädigte: 0211 89-35674). Ab 12. Juli ist die Hotline montags bis samstags von 8 bis 16 Uhr geschaltet.

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Jeder zehnte Corona-Patient trotz Impfung erkrankt

Die Inzidenz ist bei Menschen ohne Impfung deutlich erhöht, sagt Bayerns Gesundheitsminister. Ein Mediziner zieht ein Fazit aus deutschen Kliniken – und rät Immunschwachen zur Booster-Impfung. Alle Infos im Newsblog.

In Deutschland haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als 3,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts starben 91.943. Im Zuge der Ende 2020 begonnenen Impfkampagne haben inzwischen 63,5 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfdosis erhalten, 57,8 Prozent sind vollständig geimpft (Stand: 18. August 2021).

Mediziner: Die meisten Covid-Patienten in Kliniken sind ungeimpft

Die meisten Covid-Kranken in deutschen Kliniken haben nach Angaben eines Intensivmediziners keine Corona-Impfung. Der Kölner Intensivmediziner Christian Karagiannidis sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, es gebe aber auch Fälle von geimpften Corona-Patienten in stationärer Behandlung. Rund jeder zehnte Corona-Patient in deutschen Krankenhäusern ist demnach trotz Impfung erkrankt.

"Aktuell haben wir in Nordrhein-Westfalen 12 bis 13 Prozent der Covid-Patienten in den Kliniken mit Impfschutz. Diese Quote dürfte auch der bundesweiten Quote entsprechen", sagte Karagiannidis. Die Mehrzahl werde auf den Normalstationen behandelt, einzelne Fälle gebe es aber auch auf den Intensivstationen.

Bei den stationär behandelten Menschen mit Impfdurchbrüchen handele es sich nach seiner Erfahrung etwa um Patienten mit eingeschränkter Immunantwort, etwa als Folge einer medikamentösen Dämpfung des Immunsystems. Wichtig sei, dass jetzt insbesondere den Patienten, die ein gedämpftes Immunsystem hätten, eine dritte Impfung als Booster angeboten werde. Karagiannidis sagte, dass das Divi-Intensivregister künftig auch Angaben über den Impfstatus der Covid-Patienten auf den Intensivstationen erheben und veröffentlichen werde.

Biden ordnet Corona-Impfpflicht in bestimmten Pflegeheimen an

US-Präsident Joe Biden hat eine Impfpflicht für Mitarbeiter bestimmter Pflegeheime angekündigt. Wie Biden am Mittwoch im Weißen Haus sagte, soll die Impfpflicht in Heimen gelten, in denen über die öffentlichen Krankenversicherungen Medicare und Medicaid abgesicherte Menschen leben. Nach Angaben des Weißen Hauses betreffen die geplanten Regelungen landesweit mehr als 15.000 Pflegeheime mit 1,3 Millionen Mitarbeitern und 1,6 Millionen Bewohnern.

In den USA haben bereits rund 200 Millionen Menschen und damit 60 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist durchgeimpft. Von den Erwachsenen wurden 72 Prozent mindestens ein Mal geimpft, 62 Prozent sind vollständig geimpft.

Die US-Gesundheitsbehörden gaben am Mittwoch bekannt, dass von Mitte September an allen Bürgern eine Corona-Auffrischungsimpfung angeboten werden soll. Biden sagte dazu, eine dritte Impfdosis werde die Immunreaktion stärken und den Schutz vor Covid-19 verbessern. Eine Booster-Impfung sei auch der beste Schutz vor möglichen neuen Virus-Varianten.

Holetschek: Zehnfach erhöhte Corona-Inzidenz bei Ungeimpften

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist bei Ungeimpften in Bayern zehnmal so hoch wie bei Geimpften. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liege bei Ungeimpften derzeit bei 58 – bei Geimpften dagegen nur bei 5,75, teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch in München mit. "Das zeigt, wie wichtig Impfungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind - auch für eine Rückkehr zu möglichst vielen Freiheiten und mehr Normalität", sagte der Minister.

Land will genauere Daten zu Impfquote

Mit eigenen Umfragen will die Landesregierung herausfinden, wie groß die Gruppe der harten Impfgegner in Baden-Württemberg ist. Die Zahl der Menschen, die sich auf keinen Fall impfen lassen möchten, könne derzeit nur vermutet werden, sagte der Amtschef des Sozialministeriums, Uwe Lahl, dem "Südkurier" und der "Heilbronner Stimme" (Donnerstag). "Wir wissen aber nicht, ob es fünf Prozent, zehn Prozent oder 15 Prozent sind." Die Landesregierung werde daher repräsentative Meinungsumfragen in Auftrag geben, um ein konkretes Bild über die Impfbereitschaft zu erhalten. Das bestätigte auch ein Sprecher des Sozialministeriums am Mittwochabend.

"Wir beobachten seit einiger Zeit eine Diskrepanz zwischen den Daten, die wir über das Reporting aus Berlin bekommen - also die RKI-Zahlen – einerseits, und den Daten aus der anderen Erkenntnisquelle, den repräsentativen Umfragen, die auf Bundesebene durchgeführt werden", sagte Lahl den Zeitungen. Die Abweichung zwischen diesen Quellen liege bei den Erstimpfungen bei etwa zehn Prozent.

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Drosten: Großteil braucht dritte Impfung im Herbst nicht

Der Herbst naht – wer braucht dann eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus? Der Großteil der Bevölkerung nicht, meint der Virologe Christian Drosten. Bei einigen Menschen sei sie allerdings sinnvoll.

Für die meisten Geimpften wird nach Überzeugung des Virologen Christian Drosten im Herbst keine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus nötig sein. "Die Schutzwirkung der Corona-Vakzinen ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Auch das baldige Aufkommen einer neuen Virusvariante, die gegen die verfügbaren Impfstoffe resistent ist, erwartet er nicht.

Bei alten Menschen sowie bestimmten Risikopatienten hält Drosten eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst jedoch durchaus für sinnvoll. "Nach einem halben Jahr geht das über die Impfung erworbene Antikörper-Level vor allem bei sehr alten Menschen deutlich runter." In besonderen Umfeldern wie Seniorenheimen sei eine Auffrischung daher denkbar. Die dafür benötigten Dosen nicht ins Ausland abzugeben sei trotz der internationalen Impfstoff-Knappheit vertretbar. Für die übrige Bevölkerung werde irgendwann vielleicht ein Altersniveau definiert werden, ab dem eine Auffrischungsimpfung sinnvoll werde. "In diesem Herbst kommt es aber darauf an, überhaupt erst einmal die Impflücken bei den über 60-Jährigen zu schließen."

Die US-Regierung hatte am Mittwoch angekündigt, die gesamte amerikanische Bevölkerung voraussichtlich ab September mit Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus versorgen zu wollen. Vollständig Geimpfte sollen rund acht Monate nach der zweiten Spritze mit den Präparaten von Moderna oder Pfizer/Biontech eine dritte Dosis bekommen, wie hochrangige Gesundheitsbeamte mitteilten. Grund dafür seien die Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante sowie Datenauswertungen zum allmählich abnehmenden Impfschutz.

WHO kritisiert Pläne für Auffrischungsimpfungen

Das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten am Montag erste Daten für die Zulassung einer Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. In den kommenden Wochen sollten die Daten einer Phase-1-Studie auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und weiteren Behörden eingereicht werden. Die Teilnehmer hätten acht bis neun Monate nach der zweiten Dosis eine Auffrischungsimpfung erhalten, hieß es. Im Vergleich zu einer zweifachen Impfung hätten bei den Menschen mit Auffrischungsimpfung "signifikant höhere neutralisierende Antikörpertiter" nachgewiesen werden können.

In den USA, weiteren Ländern und vereinzelt auch Deutschland werden für bestimmte Gruppen bereits Auffrischungsimpfungen vorgenommen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert die Pläne für Auffrischimpfungen bei gesunden Menschen. Bislang sei nicht einmal klar, ob sie nötig seien, sagte die Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan am Mittwoch in Genf. Während in reichen Ländern jede Menge Impfstoff vorhanden ist, warten weltweit in Dutzenden Ländern viele Millionen Menschen noch auf die Chance einer Impfung. Der WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan meinte, Menschen eine Auffrischimpfung anzubieten sei so, als gebe man Menschen mit Rettungswesten noch eine weitere Weste dazu, während Millionen andere ohne jeglichen Schutz bleiben müssten.

Mediziner: Meiste Patienten in Kliniken sind ungeimpft

Nach Angaben des Kölner Intensivmediziners Christian Karagiannidis haben die meisten der derzeit in deutschen Kliniken behandelten Covid-Patienten keine Corona-Impfung. Er sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Donnerstag, Print Freitag), es gebe aber auch Fälle von geimpften Corona-Patienten in stationärer Behandlung - sogenannte Impfdurchbrüche. "Aktuell haben wir in Nordrhein-Westfalen 12 bis 13 Prozent der Covid-Patienten in den Kliniken mit Impfschutz. Diese Quote dürfte auch der bundesweiten Quote entsprechen."

Bei den stationär behandelten Menschen mit Impfdurchbrüchen handele es sich nach seiner Erfahrung beispielsweise um Patienten mit eingeschränkter Immunantwort, etwa als Folge einer medikamentösen Dämpfung des Immunsystems. Wichtig sei, dass jetzt insbesondere jenen Patienten eine dritte Impfung als Booster angeboten werde, die ein gedämpftes Immunsystem hätten, sagte Karagiannidis.

Unterdessen kritisiert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die Pläne mehrerer Bundesländer, Kinder und Jugendliche an und im Umfeld von Schulen gegen das Coronavirus zu impfen. "Die Jugendlichen stehen in den Schulen sehr stark unter Gruppenzwang, so dass eine freie und unabhängige Entscheidung schwierig wird", sagte der Bundessprecher des Verbandes, der Kinderarzt Jakob Maske, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Maske riet stattdessen zur Impfung in den Praxen: "Das Impfen beim eigenen Kinder- und Jugendarzt hat den Vorteil, dass der Arzt die Familie und das Umfeld gut kennt und die Eltern besser beraten kann, ob die Impfung für die Familie sinnvoll ist oder nicht."

Der Deutsche Lehrerverband begrüßte hingegen die Pläne, Impfungen an Schulen durchzuführen. "Alles, was die Sicherheit an Schulen schnell erhöht, ist gut", sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem RND.

Nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Altersgruppe angelaufen oder in Planung. So werden etwa mobile Impfteams an Schulen geschickt, zudem sind "Familienimpftage" in Impfzentren, Freizeiteinrichtungen und Tierparks geplant, und es werden spezielle "Impfstraßen" für Kinder und Jugendliche in Impfzentren eingerichtet.

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Corona in Deutschland: Karl Lauterbach erwartet Zunahme von Impfdurchbrüchen

 

Mehr als 58 Prozent Menschen in Deutschland sind vollständig gegen Corona geschützt – aber laut SPD-Politiker Lauterbach nicht mehr lange. Der Gesundheitsexperte warnt vor einem konkreten Zeitraum, ab dem Impfungen nachlassen.

Die Delta-Variante des Coronavirus sorgt für einen rasanten Anstieg der Neuinfektionen in Deutschland, mehr und mehr Menschen sind jedoch mit einer Impfung vor einer schweren Erkrankung geschützt. Eigentlich. Laut SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach könnte die Zahl derer, die sich trotz Impfschutz anstecken, bald deutlich erhöhen. Er rechnet mit einer deutlichen Zunahme von sogenannten Impfdurchbrüchen.

»Durchbruchinfektionen ereignen sich bei Personen, deren Impfung länger als sechs Monate zurückliegt«, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Wir werden also vermutlich bald mehr Fälle sehen, sobald die Impfung bei etlichen Geimpften in Deutschland mehr als ein halbes Jahr zurückliegt.« Das Risiko eines Impfdurchbruchs steige unabhängig vom verwendeten Impfstoff.

Insgesamt haben derzeit rund 64 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfung gegen Covid-19 bekommen. Mehr als 58 Prozent wurden bereits vollständig gegen das SARS-CoV-2-Virus immunisiert. Wünschenswert für ein Ausbremsen der Pandemie sind Impfquoten von 85 Prozent und mehr.

In der Regel seien Erkrankungen nach Corona-Impfdurchbrüchen nicht so gefährlich wie Erkrankungen bei Ungeimpften. «Die Wahrscheinlichkeit, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, ist auch für diejenigen deutlich geringer, die etwa aufgrund ihrer Altersgruppe ohne Impfung ein erhöhtes Risiko der Hospitalisierung hätten.«

Long-Covid-Risiko steigt

Lauterbach zeigte sich allerdings besorgt über mögliche Folgen solcher Impfdurchbrüche: »Laut einer neuen Studie kommt es bei 19 Prozent der Menschen mit Impfdurchbrüchen zu einem Long-Covid-Problem. »Zudem seien diejenigen, die sich nach einem Impfdurchbruch infizieren, genauso ansteckend wie Ungeimpfte, wenn auch nicht so lange.«

Neue Studien gehen nach Angaben von Lauterbach davon aus, dass die Wirkung der Impfstoffe nach einer dritten Impfung wesentlich verlängert wird. »Der Schutz wird nicht dauerhaft sein, aber doch deutlich länger als ein halbes Jahr.«

In Deutschland stieg die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auf 48,8. Vor einer Woche hatte der Wert bei 30,1 gelegen. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich von 5578 auf 9280 Ansteckungen nahezu verdoppelt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erwägt, nun allen Bürgerinnen und Bürgern eine Corona-Auffrischimpfung anzubieten. Die Länder starteten jetzt schrittweise mit den sogenannten Booster-Impfungen in den Pflegeeinrichtungen und für besonders gefährdete Menschen, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

 

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Jetzt gelten mehr „3G“-Regeln: An welche Orte ihr nur noch als Geimpfte, Genesene oder Getestete kommt

 

Impfzentren und Arztpraxen in Deutschland verzeichnen derzeit noch immer nicht mehr Impfungen. Einige Bundesländer meldeten aber wieder ein leichtes Anziehen des Impftempos, das zuletzt stark nachgelassen hatte. Andere erwarten zumindest steigende Impfzahlen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Das Thema wird immer wichtiger, denn von diesem Montag an gelten in Deutschlands teils ausgeweitete „3G“-Regeln: Zutritt zu Restaurants, Friseuren, Kliniken, Schwimmbädern und anderen Innenräumen gibt es bei hohem Infektionsgeschehen nur noch für Geimpfte, Genese oder negativ Getestete. Vor einer Woche hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) Impfungen bereits für alle Kinder ab 12 Jahren empfohlen. Vom 11. Oktober an sollen Corona-Schnelltests zudem nicht mehr kostenlos sein.

Verfügbare Impftermine gibt es genug

Probleme, einen Impftermin zu bekommen, gibt es in den Ländern den Angaben zufolge nicht mehr. Wer sich künftig impfen lassen will, muss das aber absehbar immer mehr in den Praxen, bei bestimmten Impfaktionen oder in den Betrieben tun. Denn die Impfzentren werden vielerorts Ende September geschlossen. Wie in NRW sollen sie häufig zuvor noch für Kinder und Jugendliche ab 12 genutzt werden. In Niedersachsen sollen alle 50 Impfzentren zum September schließen. Danach sollen mobile Impfteams im Einsatz sein.

Im Südwesten wurden die zentralen Impfzentren bereits geschlossen; Impfzentren in den Kreisen werden bis Ende September betrieben. Bayern fährt Ende September die Kapazitäten herunter und stellt weitgehend auf mobile Teams um. Ähnliches gilt für andere Länder wie etwa Schleswig-Holstein, wo Zentren bei Bedarf aber wieder hochgefahren werden sollen.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt regte am Montag in den Zeitungen der Funke Mediengruppe zur Kreativität an: „Wir sollten auch Sportvereine, Kulturvereine und die unterschiedlichen Glaubenseinrichtungen bei der Impfkampagne mit ins Boot holen.“ Ausreichend Impfstoff, Personal und Logistik stünden zur Verfügung. „Jetzt sind kreative Ideen gefragt.“

Inzidenz nicht mehr einziger Maßstab

Gemäß einer Vereinbarung von Bund und Ländern schreiben die Bundesländer „3G“ – also Zugang ausschließlich für Geimpfte, Genesene oder negativ Geteste – für Kliniken, Pflegeheime, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Friseure, Hotels und etwa in Restaurants oder bei Veranstaltungen vor. Spätestens von diesem Montag an sollen bei hohem Infektionsgeschehen nur die Menschen in öffentliche Innenräumen hinein dürfen, die eines der „G“s erfüllen.

In Baden-Württemberg dürfen alle Menschen bereits seit vergangenem Montag wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, vorausgesetzt, sie sind geimpft, genesen oder getestet. Das gilt hier unabhängig von der Inzidenz. Etwa in Bayern, Rheinland-Pfalz oder Hamburg soll die „3G“-Regel von Montag an gelten, in Niedersachsen von Dienstag an, in Berlin gilt sie bereits seit Freitag für mehr Bereiche als zuvor schon. In Bayern will Ministerpräsident Söder den Coronakurs mittelfristig dabei ähnlich wie in Baden-Württemberg nicht mehr nur an der Inzidenz ausrichten. Stattdessen soll künftig die Lage in den Kliniken maßgeblich berücksichtigt werden.

 

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Start der 3G-Regel  

Corona-Experte fordert Testpflicht auch für Geimpfte

Wer nicht geimpft oder genesen ist, braucht nun einen negativen Test, um in öffentliche Innenräume zu gelangen. Angesichts zunehmender Impfdurchbrüche werden Forderungen nach Tests für alle laut.

Wer ins Restaurant, Kino, zum Frisör oder ins Fitnessstudio will, muss seit heute immer ein Dokument dabeihaben: Entweder seinen Impfausweis, seinen Genesenennachweis oder den Bescheid über einen aktuellen negativen Corona-Test. Es gilt die neue Testverordnung, die Bund und Länder nach dem Auslaufen der Bundesnotbremse verabschiedet hatten.

Auch für den Besuch in Schwimmbädern und Sporthallen, für Konzerte, Krankenhäuser, Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen sind die Nachweise nötig. Der negative Schnelltest darf nicht älter als 24 Stunden sein. Der PCR-Test ist 48 Stunden lang gültig.

Klar ist: Tests gelten jetzt als das Mittel der Wahl zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland. Angesichts des Impffortschritts, der vor allem die Risikogruppen geschützt hat, soll daher auch der bislang wichtige Wert der Sieben-Tage-Inzidenz nun aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden – so will es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Mehr dazu lesen Sie hier.

Wichtiger sei nun die Rate der Hospitalisierungen, also die Anzahl der Fälle, die aufgrund einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Nicht alle von ihnen müssen auf die Intensivstation. Auch dort werden aktuell Menschen behandelt, die vollständig geimpft sind, wenn auch nur sehr wenige (sechs Prozent). Impfdurchbrüche und die Unklarheit über die Dauer der Immunität der Genesenen erschweren die Pandemie-Bekämpfung. Deshalb betont Jens Spahn: "Wer noch unentschlossen ist: Holen Sie sich Ihre Impfung. Schützen Sie sich und andere im Herbst und Winter."

Robert Koch-Institut registriert mehr Impfdurchbrüche

Aktuell gelten in Deutschland etwa 3,7 Millionen Menschen als Genesene. Wie lange ihre Immunität gegen das Coronavirus anhält, ist aber bislang noch unklar. 59 Prozent der Bundesbürger sind vollständig geimpft. Gleichzeitig werden immer häufiger Impfdurchbrüche beobachtet: Auch vollständig Geimpfte infizieren sich. Diese Zahl scheint nicht zuletzt wegen der ansteckenderen Delta-Variante kontinuierlich zu steigen. Das Robert Koch-Institut meldete am vergangenen Freitag 13.300 Durchbruchsinfektionen seit Beginn der Impfkampagne in Deutschland. Am 19. Juli waren es noch rund 6.900.

Das Problem: Die bisher zugelassenen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 erzeugen keine sogenannte sterile Immunität. Das heißt: Auch Geimpfte können das Virus weitertragen. Und sind dabei zumindest zu Beginn der Infektion ähnlich ansteckend wie Ungeimpfte.

Hohe Viruslast auch bei Geimpften

Die britische Gesundheitsbehörde "Public Health England" (PHE) veröffentlichte ein Statement, wonach die Viruslast bei Geimpften, die nach einer Durchbruchsinfektion positiv getestet wurden, genauso hoch sein soll wie bei Ungeimpften. Damit sind sie in den ersten Tagen nach der Infektion hochansteckend.

Das geht auch aus den Analysen der US-Seuchenschutzbehörde "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC) hervor. Dort wurde ein Virusausbruch am Nationalfeiertag des 4. Juli in Massachusetts untersucht. Von den 469 Infizierten, die auf der Halbinsel Cape Cod ausgemacht wurden, waren drei Viertel vollständig geimpft. Die Forscher folgerten aus der Verteilung der Fälle offenbar, dass Geimpfte, die sich infizieren, ähnlich infektiös sind wie Ungeimpfte. Sie können eine ähnlich hohe Viruslast tragen.

Dies gilt aber offenbar nur für die ersten Tage nach einer Infektion. Das legen zumindest Analysen des National Centre of Infectious Diseases in Singapur nahe. Danach geht die Viruslast bei Geimpften deutlich schneller zurück als bei Ungeimpften.

"Keine Impfung ist zu 100 Prozent sicher"

In Island machen die Geimpften inzwischen sogar schon die Mehrheit der aktuell Infizierten aus. Das Land ruderte zurück und verlangt nun auch von den Geimpften und Genesenen negative Corona-Tests.

Der Immunologe Dr. Andreas Radbruch, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, erklärt im Gespräch mit t-online: "Was wir in Island, aber übrigens auch in Israel oder Großbritannien sehen, überrascht Immunologen nicht. Keine Impfung ist zu 100 Prozent sicher. Und auch die Konsequenz, die in Island gezogen wird, ist absolut richtig: Auch Geimpfte und Genesene sollten weiter getestet werden."

Es sei schon ein Fehler gewesen, diese Gruppen aus der Testpflicht bei der Reiserückkehr herauszunehmen. Radbruch: "Und das gilt auch für die jetzt geltende 3G-Regel. Hier sollten auch Geimpfte und Genesene in die Testpflicht einbezogen werden, denn auch sie können das Virus weitertragen. Die Impfung schützt gut vor einem schweren Krankheitsverlauf, aber nur bedingt vor Infektion und Infektiosität."

Abschaffung der Gratistests umstritten

Im Oktober will die Bundesregierung das Angebot der kostenlosen Schnelltests jedoch sogar abschaffen. Das Ziel ist, den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen, sich doch für den Piks zu entscheiden. Das geht in die falsche Richtung, findet Radbruch.

"Ich denke, die Regierung wird da über kurz oder lang zurückrudern müssen, wenn sie die Ausbreitung des Virus denn überhaupt stoppen will. Durch Testen und die Isolierung Infizierter wird die Virusausbreitung effektiv gestoppt, das zeigen die Studien", so der Immunologe.

"Mit der Abschaffung des Angebots für kostenlose Tests den Impfdruck erhöhen zu wollen, wird dagegen nicht effektiv sein. Ich denke, dass kaum jemand, der sich nicht impfen lassen will, sich dann umentscheidet, weil er sonst etwa zehn Euro für einen Schnelltest zahlen müsste."

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Coronavirus: Hamburg führt 2G-Modell für Events und Gastronomie ein

 

In Hamburg bekommen Theater, Kinos und Restaurants die Möglichkeit, nur noch Geimpfte und Genesene hereinzulassen – dafür fallen viele Schutzauflagen weg. Was im »2G-Optionsmodell« für Veranstalter und Kunden gilt.

Als erstes und bislang einziges deutsches Bundesland führt Hamburg für Veranstalter und Gastronomen ein sogenanntes »2G-Optionsmodell« ein. Wie der Stadtstaat am Dienstag beschlossen hat, dürfen diese ihre Dienstleistungen dann freiwillig ausschließlich für Geimpfte und Genese anbieten und werden im Gegenzug von nicht mehr erforderlichen Coronaschutzauflagen befreit. Dadurch können sie etwa mehr Besucher einlassen oder eine freie Platzwahl ohne obligatorische Abstandsgebote anbieten.

Hamburg geht einen Sonderweg

Die Hansestadt übernimmt damit eine Vorreiterrolle. Zwar können sich privatwirtschaftliche Betriebe in anderen Bundesländern ebenfalls dazu entscheiden, nur Geimpfte und Genesene hereinzulassen – wie etwa der Fußballverein 1. FC Köln – allerdings werden sie dafür nicht automatisch von Coronaschutzauflagen befreit. Sie haben also keinen Vorteil durch die 2G-Regelung. In Hamburg ist das von Samstag an anders.

Die Option richtet sich unter anderem an Theater, Kinos, Musikklubs, Messebetreiber, Restaurants, Hotels, Schwimmbäder und Fitnessstudios. Auch Veranstalter von Sportereignissen mit Besuchern, von Volksfesten und von Bildungskursen sollen diese Möglichkeit nach eigener Abwägung nutzen können. In Innenräumen müssen sie aber vorerst weiterhin das Tragen medizinischer Masken vorschreiben. Der Senat kündigte scharfe Kontrollen an. Sollten Betreiber am Einlass nicht genau kontrollieren, ob ihre Gäste genesen oder geimpft sind, drohen ihnen hohe Bußgelder.

Kinder sind zunächst ausgenommen

Für Kinder und Jugendliche gelten Sonderregeln. Zunächst dürfen alle Unter-18-Jährigen an »2G-Veranstaltungen« auch ohne vollen Impfschutz teilnehmen. Für 12- bis 18-Jährige, die seit Kurzem laut offizieller Empfehlung ebenfalls immunisiert werden sollten, läuft diese Übergangszeit in sechs Wochen aus. Für Kinder unter zwölf Jahren, für die kein Impfstoff zugelassen ist, gilt sie weiter.

Firmen und Veranstalter müssen diese Option nicht nutzen. Alle Anbieter können nach Angaben des Senats selbst entscheiden, ob das Angebot künftig anwenden oder weiterhin nach den bisherigen Regeln für alle geöffnet bleiben. Wenn sie sich für letzteres entscheiden, greifen unter anderem schärfere Schutzauflagen oder auch Testpflichten für Veranstaltungsgäste.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) begründete die Einführung des Wahlmodells mit Unterschieden der Infektionsdynamik zwischen Geimpften und Ungeimpften. Geimpfte und Genesene hätten »keinen wesentlichen Anteil« am Infektionsgeschehen, sagte Tschentscher. Für sie dürften Beschränkungen deshalb schon aus rechtlichen Gründen nicht aufrechterhalten werden, denn diese seien aus Sicht der Pandemiebekämpfung nicht mehr erforderlich.

»Welle der Ungeimpften«

Dazu kämen weitere Argumente, etwa mehr Planungssicherheit für Betriebe, fügte Tschentscher an. Die »2G-Option« werde auch bei neuerlichen »Rückschritten« in der Pandemiebekämpfung und einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen nicht »infrage gestellt« werden. In diesem Fall drohten allerdings Beschränkungen für Ungeimpfte, betonte der Bürgermeister. Die derzeitige vierte Coronawelle sei anders als die zweite und dritte eine »Welle der Ungeimpften«.

Offiziell gestartet wird das »2G-Modell« am Samstag. Dann tritt eine entsprechende Änderung der Corona-Eindämmungsverordnung in Kraft. Veranstalter können sich ab dann elektronisch für die Option bei den Behörden registrieren. Erst nach dieser Anmeldung können sie mit entsprechenden Angeboten starten. Auch Personal mit Kundenkontakt muss dann geimpft oder genesen sein. Anbieter müssen am Zugang zu den Veranstaltungsorten außerdem deutlich darauf hinweisen, dass Ungeimpfte keinen Zutritt erhalten.

 

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