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Konjunktur: 45,7 Millionen Erwerbstätige: Zahl der Beschäftigten steigt auf Rekordwert

Nie zuvor arbeiteten so viele Menschen in Deutschland, meldet das Statistische Bundesamt. Verglichen mit dem Vorjahresmonat kamen 428.000 Beschäftigte dazu.

Ohne Saisonbereinigung ist die Zahl der Arbeitslosen leicht gestiegen. Foto: dpadata-portal-copyright=

Ohne Saisonbereinigung ist die Zahl der Arbeitslosen leicht gestiegen. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Trotz der erwarteten Winterrezession ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland auf einen Rekordwert gestiegen. Im Oktober gingen 45,7 Millionen Personen einer Arbeit nach, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Damit wurde der erst im Vormonat erreichte Höchststand um 113.000 oder 0,2 Prozent übertroffen. Der Zuwachs lag damit leicht über dem Oktober-Durchschnitt der drei Vorkrisenjahre 2017 bis 2019 von 97.000 Personen. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ergibt sich sogar ein Anstieg von 428.0000 oder 0,9 Prozent.

Für das laufende Winterhalbjahr rechnen die meisten Ökonomen mit einer Rezession. Dadurch dürfte die Dynamik am Arbeitsmarkt nachlassen. So ist die Einstellungsbereitschaft der deutschen Unternehmen im Oktober bereits gesunken: Das vom Ifo-Institut per Umfrage ermittelte Barometer fiel sogar auf den niedrigsten Wert seit rund anderthalb Jahren. „Meldungen zu Neueinstellungen und Entlassungen halten sich gegenwärtig in etwa die Waage“, erklärten die Münchner Forscher dazu. „Es kehrt Vorsicht auf dem Arbeitsmarkt ein.“

Viele Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter aber trotz der schwierigen Wirtschaftslage halten. Grund dafür ist der Fachkräftemangel, der sich nach Prognosen von Experten in den kommenden Jahren deutlich verschärfen dürfte.

Allein in den sogenannten MINT-Berufen Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik fehlen nach Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aktuell 326.100 Personen, um alle angebotenen Stellen zu besetzen. Dies liegt deutlich über dem Oktober-Wert von 263.000 im Jahr 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie.
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Teure Energie: Produktion energieintensiver Branchen bricht ein und zieht die deutsche Industrie ins Minus

Die chemische Industrie in Deutschland verringert die Produktion als Folge hoher Energiepreise.

Die chemische Industrie in Deutschland verringert die Produktion als Folge hoher Energiepreise.© Getty Images
Die chemische Industrie in Deutschland verringert die Produktion als Folge hoher Energiepreise.

Die energieintensiven Branchen der deutschen Industrie schränken ihre Produktion infolge der hohen Preise für Gas, Strom und Öl stärker ein. Die Produktion der fünf besonders energieintensiven Branchen blieb im Oktober um 3,6 Prozent unter dem Vormonat und war damit um 12,6 Prozent geringer als vor einem Jahr. Besonders betroffen ist die chemische Industrie: Sie produzierte im Oktober 6,8 Prozent weniger als im September.

Die energieintensiven Branchen zogen damit die gesamte deutsche Industrieproduktion ins Minus. Sie fiel im Oktober zum September um 0,1 Prozent und blieb zum Vorjahresmonat unverändert.

Auf die Industrie entfällt rund ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland. Drei Viertel davon verbrauchen fünf Industriezweige: Chemie, Metall, Kokereien und Mineralölverarbeitung, Papier und Pappe, sowie Glas und Keramik. Seit dem Mai entwickelt sich die Produktion dieser Branchen schlechter als die gesamte Industrie.

Wichtigste Energie für die Industrie ist Gas, das seit dem russischen Überfall auf die Ukraine drastisch teurer geworden ist. Besonders stark ist die Produktion in der chemischen Industrie eingebrochen. Im Oktober produzierten die Unternehmen in Deutschland 6,8 Prozent weniger als im September. Die Verarbeitung von Papier und Pappe lag im Oktober um knapp fünf Prozent unter dem September. Bei Kokereien und der Ölverarbeitung betrug das Minus 6,1 Prozent.

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Wegen des Russland-Makels – Plötzlich meiden Investoren deutsche Gründer

In keinem anderen europäischen Land ist die Summe des in Start-ups investierten Kapitals im letzten Jahr so stark zurückgegangen wie in Deutschland. Andere europäische Länder haben sogar mehr Wagniskapital eingesammelt als zuvor. Deutschland droht den Anschluss zu verlieren.

Berlin rutscht im Ranking der europäischen Start-up-Metropolen ab – auf Platz drei Quelle: Getty Images/Harald Nachtmann

Berlin rutscht im Ranking der europäischen Start-up-Metropolen ab – auf Platz drei Quelle: Getty Images/Harald Nachtmann© Getty Images/Harald Nachtmann

Eine deutsche Erfolgsfahrt gerät ins Schlingern: der Aufbau einer starken Gründerszene. In keinem anderen größeren europäischen Land ist die Summe des in Start-ups investierten Kapitals im laufenden Jahr so stark zurückgegangen wie in Deutschland.

Der Kapitalfluss ist fast um die Hälfte eingebrochen, genauer um 43 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Das zeigt eine Studie des Londoner Investors Atomico.

Die Hauptursache für die Skepsis der amerikanischen Investoren ist der Ukraine-Krieg. „Meine US-Kollegen sehen, dass Deutschland nicht nur geografisch Nahe an Russland liegt, sondern auch wirtschaftlich eng verflochten war“, sagt Damian Polok, Berliner Bürochef der Silicon Valley Bank.

Im wichtigsten europäischen Start-up-Markt, Großbritannien, lag der Rückgang nur bei 22 Prozent. Französische Gründer sammelten sogar 18 Prozent mehr Geld ein. Paris schiebt sich auch dank starker staatlicher Förderung im Metropolen-Ranking vor Berlin auf Platz zwei hinter London.

„Um nicht weiter den Anschluss zu verlieren, müssen wir handeln“, fordert der Geschäftsführer des Start-up-Verbands, Christoph Stresing. So müsse die Bundesregierung Altersvorsorge-Gelder für Risikokapitalgeber zugänglich machen.

„Es ist derzeit sehr schwierig, US-Investoren für Risikokapital in Europa zu begeistern“, bestätigt Oliver Holle, Chef des europäischen Gründerfinanzierers Speedinvest. So schrumpfen auch in Gesamteuropa die Investitionen in die Gründerszene – allerdings weniger stark als in Deutschland. Die Kennzahl dürfte von 103,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 84,5 Milliarden Euro sinken, damit ist sie allerdings mehr als doppelt so hoch wie 2019 und 2020.

Rückgang muss kein Krisensignal sein

Das begünstigt die Interpretation, dass der Rückgang der Investitionen europaweit kein Krisensignal ist, sondern eine Korrektur von Übertreibungen im Boomjahr 2021. „Die Konsolidierung wird wehtun – aber es wird eine gesunde Bereinigung“, rechnet Holle mit Übernahmen und Pleiten.

Vor allem solche Start-ups, die 2021 sehr große Finanzierungsrunden erhalten haben, kämpfen damit, die hohen Bewertungen zu erhalten. So soll der Schnelllieferdienst Gorillas, dessen Firmenbewertung innerhalb von nur einem Jahr von null auf eine Milliarde Euro hochgeschossen war, kurz vor einer Fusion mit dem türkischen Konkurrenten Getir stehen – eine Art Notverkauf, weil die Berliner kein frisches Geld auftreiben konnten.

Der eRoller-Verleiher Tier hat 180 Stellen gestrichen. Das sei „eine Reaktion auf das gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzierungsklima“, begründete Tier-Gründer Lawrence Leuschner den Wegfall fast jeder fünften Stelle. Der Finanzdienstleister Solaris hat zehn Prozent seiner Stellen gestrichen und prüft, laut Medienberichten, frisches Geld aufzunehmen – möglicherweise zu einer schlechteren Bewertung.

Vor allem bei solchen älteren Gründungen, im Szene-Jargon Grown-ups genannt, zögern die Investoren. Klassische Ausstiegsmöglichkeiten wie Börsengänge fallen wegen des schlechten Börsenklimas auf absehbare Zeit aus: 2022 gab es in Europa nur zwei größere Börsengänge solcher Unternehmen – nach 22 im Vorjahr.

Kurzfristig nur wenig Abhilfe bringen wird da auch das Zukunftsfinanzierungsgesetz, das Finanzminister Christian Lindner (FDP) in Kürze zur Erleichterung von Börsengängen ins Kabinett einbringen will.

Im kommenden Jahr könnte es daher weitere tiefe Einschnitte bei Start-ups geben. Es gibt einen Restrukturierungsstau: Nur 1247 angekündigte Jobstreichungen verzeichnet die Studie in den vergangenen zwölf Monaten in Europa. Im Rest der Welt – vor allem den USA – waren es bereits fast 63.000.

Trotz der schlechten Nachrichten: Hervorragende Gründer können weiter auf Investorengeld hoffen – insbesondere, wenn ihre Geschäftsmodelle Aussicht auf schnelle Wirtschaftlichkeit haben.

Holle: „Die Start-up-Welt teilt sich jetzt scharf in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Ein kleiner Teil der Gründer kann sich seine Investoren weiterhin aussuchen, der Rest kämpft mit sinkenden Bewertungen.“

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Strom-Abschaltungen - Vertrauliches Papier warnt vor „Brownout“-Alarm in Deutschland

Deutschland drohen im Winter neben Blackouts auch sogenannte Brownouts. Getty Images

Deutschland drohen im Winter neben Blackouts auch sogenannte Brownouts. Getty Images© Getty Images

Ein vertrauliches Papier, das Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker vorliegt, warnt vor sogenannten „Brownouts“ im Südwesten Deutschlands. Darüber berichtet „Bild“ .

Vertrauliches Papier warnt vor kurzzeitigen Stromabschaltungen in Deutschland

Komplette Stromausfälle, auch „Blackouts“ genannt, können nach Informationen der Bundesregierung zwar offenbar verhindert werden. Kurzzeitige Stromabschaltungen, sogenannte „Brownouts“, seien aber möglich, heißt es in dem Papier.

Darunter versteht man einen Spannungsabfall in einem elektrischen Energieversorgungssystem. Bedeutet: für einen Zeitraum von knapp 90 Minuten könnten ganze Stadtteile oder stromintensive Unternehmen vom Netz genommen werden, um die Versorgung wieder gewährleisten zu können.

Konkret heißt es laut „Bild“ in dem vertraulichen Schreiben an Walker: „Kurzzeitige rollierende Abschaltungen („Brownouts“) für eine Dauer von i.d.R. 90 Minuten können nicht vollständig ausgeschlossen werden.“ Das Ziel: die „Vermeidung des Zusammenbruchs des Stromnetzes bei Lastunterdeckung“.

Bei "Brownouts“ in Baden-Württemberg drohen schlimme Konsequenzen

Für die vielen mittelständischen Unternehmen im Südwesten Deutschlands könnten solche Stromabschaltungen fatale wirtschaftliche Folgen haben. Bereits im September 2021 sorgte ein 20-minütiger Stromausfall in Sachsen für eine Aussetzung der Chipfertigung bei den Großkonzernen Bosch und Infineon. Die Folge: Ein hoher Schaden, da die Produktion erst Stunden später wieder hochgefahren werden konnte, so die Berichte.

Der Grund für die wacklige Versorgungslage sei offenbar auch die Situation im Nachbarland Frankreich. Dort stehen derzeit nur wenige Atommeiler zur Verfügung, da die Wartung und Reperatur der Kernkraftwerke deutlich länger dauere als erwartet.

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Blackrock sagt, dass wir uns auf eine Rezession einstellen müssen, die anders ist als jemals zuvor

Die Aktienmärkte und die Gewinnerwartungen der Unternehmen müssen laut Blackrock selbst eine kleine Rezession noch vollständig widerspiegeln.

Eine weltweite Rezession steht vor der Tür, da die Zentralbanken die Kreditkosten massiv erhöhen, um die Inflation einzudämmen – und dieses Mal wird sie laut Blackrock mehr Marktturbulenzen auslösen als je zuvor.

Die Weltwirtschaft hat bereits eine Ära von vier Jahrzehnten stabilen Wachstums und Inflation hinter sich gelassen und ist in eine Phase erhöhter Instabilität eingetreten – und das neue Regime erhöhter Unvorhersehbarkeit wird bleiben, so die Meinung des weltweit größten Vermögensverwalters.

Das bedeutet, dass die politischen Entscheidungsträger nicht mehr in der Lage sein werden, die Märkte so stark zu stützen, wie sie es während der vergangenen Rezessionen getan haben, schreibt ein Team von Blackrock-Strategen unter der Leitung von Vizepräsident Philipp Hildebrand in einem Bericht mit dem Titel "2023 Global Outlook".

"Eine Rezession wird vorausgesagt, da die Zentralbanken versuchen, die Inflation zu zügeln. Das ist das genaue Gegenteil der vergangenen Rezessionen", so die Experten. "Anders als von den Anlegern erwartet, werden die Zentralbanken nicht zu Hilfe eilen, wenn sich das Wachstum in diesem neuen System verlangsamt. Die Aktienbewertungen spiegeln den bevorstehenden Schaden noch nicht wider".

Die Aussicht auf eine begrenzte politische Unterstützung bedeutet, dass die Anleger laut Blackrock mehr Dynamik brauchen – mit häufigeren Portfolioänderungen und einer "detaillierteren Betrachtung von Sektoren, Regionen und Sub-Anlageklassen" –, um die bevorstehende Volatilität zu bewältigen.

Regime der größeren Makro-Volatilität

"Was in der Vergangenheit funktioniert hat, funktioniert jetzt nicht mehr", so die Strategen. "Die alte Strategie, sich einfach auf die fallenden Kurse einzulassen, gilt nicht mehr in einer Zeit, die von stärkeren Kompromissen und größerer Makro-Volatilität geprägt ist. Wir sehen keine Rückkehr zu Bedingungen, die einen gemeinsamen Bullenmarkt für Aktien und Anleihen, wie wir ihn im letzten Jahrzehnt erlebt haben, aufrechterhalten können".

Wall-Street-Banken von Morgan Stanley und der Bank of America bis hin zur Deutschen Bank haben davor gewarnt, dass US-Aktien im Jahr 2023 aufgrund eines wirtschaftlichen Abschwungs und Liquiditätsrisiken, die durch die Zinserhöhungen der Federal Reserve angeheizt werden, um mehr als 20 Prozent einbrechen könnten. David Solomon, CEO von Goldman Sachs, sieht nur eine 35-prozentige Chance, dass die US-Wirtschaft eine Rezession umgeht.

Eine Abschwächung des Immobilienmarktes, Verzögerungen bei den Investitionsplänen der Unternehmen, ein Rückgang der Ersparnisse der Verbraucher und eine sinkende Zuversicht der Unternehmensleiter sind laut Blackrock erste Anzeichen für den bevorstehenden Konjunktureinbruch.

Dennoch hat der Aktienmarkt das potenzielle Ausmaß des bevorstehenden wirtschaftlichen Abschwungs noch nicht einkalkuliert, so die Strategen. "Wir glauben nicht, dass die Aktien für eine Rezession vollständig bewertet sind", fügen sie hinzu. "Die Gewinnerwartungen der Unternehmen müssen erst noch selbst eine leichte Rezession vollständig widerspiegeln. Deshalb halten wir die Aktien der Industrieländer taktisch auf Untergewicht."

Der S&P 500-Index für US-Großunternehmen hat sich von seinem im Oktober erreichten 23-Monats-Tief um mehr als zwölf Prozent erholt, was vor allem auf die Erwartung zurückzuführen ist, dass die US-Notenbank nach dem jüngsten Rückgang der Inflation das Tempo ihrer Zinserhöhungen verlangsamen wird.

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Mittelstand so pessimistisch wie seit der Finanzkrise nicht

Energiepreisschock und eine Wirtschaft auf dem Pfad in die Rezession: Im deutschen Mittelstand wächst der Pessimismus. Doch es gibt auch Hoffnungszeichen.

Mittelstand so pessimistisch wie seit der Finanzkrise nicht

Mittelstand so pessimistisch wie seit der Finanzkrise nicht© Bernd Weißbrod / dpa

Steigende Energiepreise und schwächelnde Wirtschaft lassen die Sorgen bei Deutschlands Mittelständlern wachsen. "Im Herbst 2022 steht der deutsche Mittelstand am Rande einer neuerlichen konjunkturellen Talfahrt", schreiben der Bundesverband Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und die DZ Bank in ihrer jüngsten Mittelstandsumfrage.

"Die Erfahrungen der letzten Jahre lassen aber hoffen, dass der Mittelstand auch unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich agieren wird", heißt es zugleich in der Analyse. "Zuversichtlich stimmt, dass der Mittelstand als Ganzes seine Bilanzqualität trotz konjunkturell teilweise sehr stürmischer Fahrwasser 2020 und 2021 nicht nur bewahren, sondern sogar merklich verbessern konnte."

Dennoch: Die Geschäftserwartungen haben sich in der halbjährlich durchgeführten Erhebung zum dritten Mal in Folge verschlechtert – dieses Mal quer durch alle Branchen und unabhängig von der Unternehmensgröße. Nur noch jeder zehnte der gut 1000 befragten Mittelständler glaubt, dass sich sein Geschäft in den nächsten sechs Monaten verbessern wird. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) rechnet mit einer Verschlechterung.

Stimmung schlechter als in der Finanzkrise

Selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2007/2008 waren die Erwartungen per saldo nicht so pessimistisch. Bei der Umfrage von BVR und DZ Bank im Frühjahr des laufenden Jahres gingen noch 26 Prozent der Unternehmen von besser werdenden Geschäften aus, der Anteil der Pessimisten lag seinerzeit bei 30 Prozent.

Mittlerweile planen nur noch zwei Drittel (66 Prozent) der Mittelständler, in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen zu investieren. So gering war dieser Anteil den Angaben zufolge seit der Finanzkrise nicht mehr. Auch der Personalaufbau der vergangenen Jahre sei zumindest in einigen Branchen ins Stocken geraten, heißt es in der Analyse: Insgesamt plane der Mittelstand in Deutschland nur noch eine geringfügige Aufstockung seines Personalbestands.

"Die kommende Strom- und Gaspreisbremse dürfte (...) Unternehmen und Haushalte entlasten. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Unterstützung auch rechtzeitig ankommt", so ein Fazit der Umfrage. "Dann könnten sich die mittelständischen Unternehmen auch in dieser Krise ähnlich robust erweisen wie schon in der Corona-Krise. Die durchaus zufriedenstellende Einschätzung der aktuellen Geschäftslage in unserer Umfrage ist zumindest ein deutliches Indiz, dass sie es bisher gut geschafft haben."

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Creditreform-Bilanz: Zahl der Insolvenzen steigt deutlich an

Erstmals seit 2009 gibt es wieder mehr Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Und im kommenden Jahr dürfte die Zahl weiter wachsen. Experten zeigen sich trotzdem gelassen.

Creditreform-Bilanz: Zahl der Insolvenzen steigt deutlich an

Creditreform-Bilanz: Zahl der Insolvenzen steigt deutlich an© Chris Emil Janssen / imago images/Chris Emil Janßen

Explodierende Energiepreise, Rekordinflation, Verbraucher auf der Konsumbremse: Viele Unternehmen bangen um ihre Existenz. Ob Klopapierproduzent (Hakle), Schuhhändler (Görtz) oder Warenhauskonzern (Galeria Karstadt Kaufhof) – auf der Liste der Sanierungsfälle des Jahres 2022 findet sich manch bekannter Name.

Von einer Pleitewelle kann man jedoch bisher nicht sprechen, das geben die amtlich erfassten und von Experten hochgerechneten Zahlen zu Unternehmensinsolvenzen nicht her. Doch dass es im laufenden Jahr erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 wieder mehr Firmenpleiten in Deutschland gibt, könnte der Auftakt einer Trendwende sein.

Rund 14.700 Unternehmen hierzulande – überwiegend kleine Firmen mit höchstens zehn Mitarbeitern – werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Das wären nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei etwa vier Prozent mehr als 2021.

Viele Kleinunternehmen betroffen

»Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz«, erläuterte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, anlässlich der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Frankfurt am Main. »Die mangelnde Planungssicherheit und die schwierige Wirtschaftslage treffen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen.«

Voraussichtlich 175.000 Arbeitsplätze sind nach Berechnungen von Creditreform im laufenden Jahr davon betroffen. Den deutlichen Anstieg zum Vorjahr (141.000 Jobs) erklärte die Auskunftei damit, dass es 2022 mehr große Pleitefälle gab. Zugleich verringerte sich die Schadenssumme nach dem Rekordwert von 51 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf nun 36 Milliarden Euro.

Wie viele andere Marktbeobachter rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, »dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein«.

Ausnahmeregelungen bremsten Insolvenz-Zahlen

In dem noch stark von der Coronapandemie geprägten Jahr 2021 hatte es nach amtlichen Angaben in Deutschland mit 13.993 Fällen so wenige Firmenpleiten gegeben wie nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Dies erklärt sich maßgeblich durch Ausnahmeregelungen: Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Später gab es noch Ausnahmen für Betriebe, die im Sommer 2021 Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten hatten.

»Die staatlichen Hilfsmaßnahmen verhinderten in den letzten Jahren einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Und mehr noch: Sie führten zu einem paradoxen Rückgang der Fälle«, analysierte Creditreform. »Die Energiekrise könnte dafür sorgen, dass sich die Zahlen wieder normalisieren.«

Steigende Insolvenzzahlen erwarten auch andere Experten. Der Informationsdienstleister Crif ging in einer Mitte November veröffentlichten Analyse davon aus, dass in Deutschland aktuell mehr als 300.000 Unternehmen finanzielle Probleme haben. Seit März 2022 habe sich die Zahl der Pleitekandidaten damit um 15,6 Prozent erhöht.

Der Kreditversicherer Allianz Trade schätzte in einer Studie im Oktober, bislang hätten staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Deutschland 2600 Unternehmen vor der Pleite bewahrt. »Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschärfen und die Rezession stärker ausfallen als bisher erwartet, reichen die aktuellen Maßnahmen zum Abfedern einer Pleitewelle allerdings nicht aus und es könnten deutlich mehr Insolvenzen drohen«, warnten die Experten.

Immerhin: Bislang behauptet sich die deutsche Wirtschaft trotz aller Probleme besser als von Volkswirten erwartet. Im dritten Quartal legte die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. Weil der Staat wie schon in der Coronapandemie Milliarden in die Hand nimmt, um Bürger sowie Unternehmen zu entlasten, und die Gasspeicher inzwischen gefüllt sind, haben sich die lange Zeit düsteren Prognosen aufgehellt. »Die Rezession verliert ihren Schrecken«, stellte kürzlich Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater fest.

Das mindert auch den Druck bei möglichen Pleitekandidaten. »Die Insolvenzzahlen entwickeln sich bisher verhaltener als von vielen erwartet«, bilanzierte IWH-Forscher Steffen Müller im jüngsten Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Die Insolvenzwelle sei bisher ausgeblieben.

Ähnlich wertet es der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID): »Die moderate Steigerung der beantragten Unternehmensinsolvenzen in den letzten Monaten ist noch kein Indikator für einen langfristigen starken Insolvenzanstieg«, erläuterte der VID-Vorsitzende Christoph Niering Anfang dieser Woche. »Im langjährigen Durchschnitt ist sie ein nicht ungewöhnlicher Anstieg zum Jahresende.«

Auch Creditreform hebt hervor: Im historischen Vergleich sei die aktuelle Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland trotz des Anstiegs noch »auf einem sehr niedrigen Niveau«. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 gab es fast 33.000 Firmenpleiten.

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Umfrage - 35 Prozent der Industriebetriebe haben Lieferketten neu ausgerichtet

Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie arbeitet mit Hochdruck an der Lösung von Lieferkettenproblemen, die seit Beginn der Corona-Krise weltweit zu Engpässen geführt haben.

ARCHIV: Sitz von BDA, BDI und DIHK in Berlin

ARCHIV: Sitz von BDA, BDI und DIHK in Berlin© Thomson Reuters

"Von Schockstarre der Wirtschaft keine Spur", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Mittwoch. 35 Prozent der international aktiven deutschen Unternehmen hätten bereits neue oder zusätzliche Lieferanten für Rohstoffe, Vorprodukte oder benötigte Waren gefunden. Weitere 30 Prozent seien derzeit noch auf der Suche. Dies gelte unabhängig von der jeweiligen Weltregion.

Treier bezog sich auf Daten aus dem Herbst, als die Auslandshandelskammern 3100 Firmen befragt hatten. Für knapp zwei Drittel der Unternehmen standen dabei Kostenoptimierungen sowie die Risikominimierung im Vordergrund. "Insgesamt haben sich die Lieferkettenstörungen zwar verbessert, sie sind aber noch längst nicht überwunden", so der DIHK. Für 42 Prozent der Unternehmen seien Störungen in den Lieferketten das Top-Geschäftsrisiko in den kommenden Monaten. Gesucht werden neue oder zusätzliche Lieferanten vor allem in der Nähe ihrer bisherigen Standorte im Ausland. Möglichst kurze Lieferwege spielten hier eine Rolle, ebenso wie höhere Transportkosten zu vermeiden.

Standortverlagerungen sind laut DIHK für überraschend viele Unternehmen eine Option. Zehn Prozent hätten bereits die Produktion, Teile davon oder ganze Niederlassungen an neue Standorte verlegt beziehungsweise dort neu aufgebaut. 16 Prozent gaben an, dazu Planungen zu haben. Dies sei ein hoher Anteil, weil die damit verbundenen Investitionen und Planungen in der Regel sehr umfangreich seien, sagte Treier. Hauptmotive dieser Firmen sei es, neue Märkte zu erschließen, die Kosten zu optimieren und sich breiter aufzustellen.

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Rückgang um gut 40 Prozent: Deutsche Start-ups erhalten deutlich weniger Geld

Teilnehmer an den Ständen in der Start-up-Halle der Digitalmesse OMR in Hamburg

Teilnehmer an den Ständen in der Start-up-Halle der Digitalmesse OMR in Hamburg© dpa

Die Gründer- und Jungunternehmerszene in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich weniger Wagniskapital erhalten als im Jahr 2021. In den vergangenen zwölf Monaten steckten Investoren alles in allem 9,9 Milliarden Euro in junge und auch nicht mehr ganz so junge Unternehmen der Technologiebranche. Das waren mehr als 40 Prozent weniger als im bisherigen Rekordjahr 2021.

Zwar markiere das immer noch den zweithöchsten Wert der Geschichte, schreiben in ihrem Jahresbericht die Marktbeobachter des Analystenhauses EY, welche die Daten in ihrem „Start-up Barometer EY“ seit dem Jahr 2015 erheben. Doch der Rückgang sei signifikant – und das hat Gründe: Die Inflation legt zu, und die Zinsen steigen, gleichzeitig sinken Marktbewertungen von Unternehmen, Börsenkurse fallen und die Bereitschaft vieler Investoren, höhere Risiken einzugehen, lässt spürbar nach.

So sei auch bei deutschen Start-ups die Zahl der im vergangenen Jahr eingegangenen Geschäfte über Kapitalbeteiligungen niedriger ausgefallen. Vor allem größere und große Abschlüsse standen im Jahr 2022 nicht mehr so häufig auf dem Programm wie noch im Jahr zuvor. Hatte es im Jahr 2021 noch 72 Investitionen in der Größenordnung von mehr als 50 Millionen Euro gegeben, waren es im vergangenen Jahr lediglich 37.

Andererseits hätten die Abschlüsse zwischen 5 und 50 Millionen Euro im Vergleich zum vorausgegangenen Jahr um 7 Prozent zugenommen – von 228 auf 246. Alles in allem hat Berlin seine Rolle als Start-up-Hauptstadt des Landes halten können, gefolgt von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Mit 390 Finanzierungsrunden fielen auf junge Unternehmen in der Hauptstadt fast genauso viele Abschlüsse wie auf Start-ups in den auf der Rangliste folgenden drei Ländern zusammen. Wie Berlin haben sich auch die Metropolen Paris und London zu Start-up-Hubs ihrer Länder und auch Europas entwickelt.

Schon im Dezember hatte der britische Wagniskapitalgeber Atomico in seiner jährlichen Bestandsaufnahme der europäischen Start-up-Szene erklärt, dass die Branche in den zurückliegenden zwölf Monaten mit Kapitalrunden im Wert von alles in allem rund 85 Milliarden Euro deutlich weniger eingenommen hatte als im Jahr 2021. Damals konnte sie mehr als 100 Milliarden Euro auftreiben. Die deutschen Gründer rangierten mit einer Summe von rund 10 Milliarden Euro hinter Frankreich mit knapp 20 Milliarden Euro und Großbritannien mit etwa 30 Milliarden Euro.

Die gute Nachricht für Deutschland: „Es wird weiter investiert – wenn auch weniger und unter anderen Voraussetzungen“, schreibt Thomas Prüver, Partner bei EY im Bericht. Die vielleicht weniger gute Nachricht: „Was sich verändert hat, sind die Rahmenbedingungen.“ Angesichts der politischen Unsicherheiten im Osten Europas, der allgemein steigenden Kapitalkosten und der schärferen Wertansätze achteten Investoren bei ihren Engagements in junge Unternehmen seit Monaten schon mehr auf die Rentabilität als auf die Wachstumsversprechen.

Jungunternehmen seien gefordert, sich darauf einzustellen, erklärt Prüver weiter. Mehr als in den Jahren zuvor müssten sie auf die reale oder zumindest potentielle Profitabilität ihrer Geschäfte achten. So gab es zwar immer noch größere Beteiligungsabschlüsse. Doch die Anzeige auf dem Barometer dieser Anlageklasse wies deutlich nach unten.

Von den zehn größten Finanzierungsrunden gingen sechs nach Berlin, zwei nach Bayern und je eine nach Hamburg und Hessen. Die höchste Summe, knapp 400 Millionen Euro, floss gleich zwei Mal: Zum einen an das Berliner Unternehmen Wefox, ein Start-up aus der Versicherungsbranche, das im Jahr 2014 mit einer digitalen Plattform zur Verwaltung von Policen startete und seit dem Jahr 2018 auch selbst als Versicherer tätig ist. Ebenfalls 400 Millionen Euro warb das bayerische Software-Start-up Celonis ein, das Computerprogramme entwickelt, mit denen man Daten in digital abgebildeten Geschäftsprozessen analysiert.

Unter der Spitze allerdings tut sich einiges. EY-Partner Prüver erklärt: „Die Zahl der mittelgroßen Deals ist sogar gestiegen. Das zeigt, dass es für Jungunternehmen nach wie vor absolut möglich ist, auch hohe Summen zu erhalten, mit denen Wachstum finanziert werden kann.“ Hier standen Unternehmen vor allem aus den Sparten Software und Analytics, digitalen Handel (E-Commerce) und erneuerbare Energien vorn. Im Jahr 2022 waren etwas mehr als 1,5 Milliarden Euro in Jungunternehmen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit gesteckt worden, also 15 Prozent der ausgereichten Gelder.

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Maschinenbauer kämpfen mit Auftragsrückgang

Düsseldorf (Reuters) - Die deutschen Maschinenbauer haben auch im November weniger Aufträge verbucht.

ARCHIV: Die Skyline von Frankfurt (VDMA-Hauptgeschäftsstelle), Deutschland

ARCHIV: Die Skyline von Frankfurt (VDMA-Hauptgeschäftsstelle), Deutschland© Thomson Reuters

Die Bestellungen seien gegenüber dem Vorjahresmonat um 14 Prozent gesunken, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch mit. Die Aufträge aus dem Inland seien um sieben Prozent niedriger ausgefallen, die aus dem Ausland um 17 Prozent. Der Verband verwies darauf, dass im Vorjahr mehrere Aufträge für Großanlagen verbucht worden seien. Im Zeitraum Januar bis November betrage das Minus bei den Bestellungen drei Prozent.