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Ramschkredite: Warum Banken plötzlich wie vor der Finanzkrise 2008 zocken wollen

Düsterer Finanzplatz: Der Verbriefungsmarkt ist undurchsichtig und nur wenig reguliert.

Düsterer Finanzplatz: Der Verbriefungsmarkt ist undurchsichtig und nur wenig reguliert.© Boris Roessler/dpa

Die große Finanzkrise von 2008 hatte ihren Ursprung in geplatzten Kreditpaketen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt. Hypothekenkredite wurden in Massen an Häuslebauer ausgereicht, die bei weitem nicht über das nötige Kleingeld verfügten. Damit der Bluff nicht sofort aufflog, kamen die Banken auf die Idee, zahlreiche Ramschkredite zu verbriefen und mit einer guten Bonität zu versehen.

Kreditverbriefungen erleben gerade ein Comeback. Und das, obwohl durch die steigenden Zinsen immer mehr Kreditnehmer auf dem Immobilienmarkt zahlungsunfähig werden. Ist das die richtige Zeit, um verstärkt auf Risiko zu setzen?

Bankenchefs rühren kräftig die Werbetrommel: Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, ist der Meinung, Verbriefungen seien „zu unrecht verpönt“, vielmehr sei der Verbriefungsmarkt ein Schlüssel für die grüne Transformation Europas. Andreas Dartsch, Vorstandsmitglied der Sparkasse Köln Bonn erklärt, „die Verbriefung muss raus aus der Schmuddelkiste“, und Lutz Diederich, der Verantwortliche für das Deutschland-Geschäft der größten Bank in der EU, der französischen BNP Paribas, warnt, Europas Bankenmarkt habe im Wettbewerb mit den USA das Nachsehen, wenn der Verbriefungsmarkt auf dem alten Kontinent nicht kräftig ausgebaut werde.

Wie die Berliner Zeitung berichtete, ist in Deutschland der größte Immobilienfinanzierer, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), im Begriff, eine Verbriefung mit Immobilienkrediten im Wert von fünf Milliarden Euro aufzusetzen. Sie bedient sich hierfür einer synthetischen Verbriefung, wodurch riskante Teile der Bilanz zerlegt und in tranchierter Form über eine Garantie auf Dritte übertragen werden. Im Unterschied zur klassischen „True sale“-Verbriefung bleiben bei diesem Konstrukt die Aktiva auf der Bilanz der Bank.

Gegen den Vorwurf, sich riskanter Spekulationsinstrumente zu bedienen, wehrt sich die Bank: „Nach den Erfahrungen der Finanzmarktkrise 2008 wurde die Regulierung der Verbriefungsmärkte vollständig überarbeitet“, teilte die LBBW der Berliner Zeitung mit. Durch regulatorische Anpassungen werde der Schutz von Investoren vor versteckten Risiken sichergestellt. Dadurch würde vermieden, dass Verbriefungen ein systemisches Risiko für die Finanzmärkte darstellen. „Die heutige Regulierung stellt sicher, dass Verbriefungstransaktionen einfach, transparent und standardisiert sind“, erklärt die LBBW.

Finanzmarktexperten sehen das anders. „Der Verbriefungsmarkt ist sehr intransparent“, sagt Julia Symon von der Organisation Finance Watch in Brüssel, im Gespräch mit der Berliner Zeitung. Die Aufsichtsbehörden wüssten nicht genau, wie viele Verbriefungen ausstehend sind. Das habe die EU-Kommission in einem Bericht Ende 2022 selbst festgestellt. Zwar müssten einige Verbriefungen an die Europäische Marktaufsichtsbehörde (ESMA) gemeldet werden. „Es gibt aber auch noch einen sogenannten privaten Markt, auf dem Verbriefungen gehandelt werden, die nicht unter die Kategorie Standard-Transparenz fallen“. Und dieser Markt sei schwer einzuschätzen.

„Was uns Sorgen macht, ist, dass der Markt hochkonzentriert ist“, sagt die Finance-Watch-Expertin. „Die Verbriefungen werden von einer Handvoll Banken und von Investmentfonds gehandelt. Das heißt, es steigen die gegenseitigen Abhängigkeiten.“ Das Volumen von Verbriefungen in der EU ist zwar nicht besonders hoch – europaweit werden etwa 900 Milliarden Euro gehandelt. Es ist kein Vergleich zu den USA, besonders vor der großen Finanzkrise 2008 war dort das Volumen deutlich höher. Doch mehr als 60 Prozent der Verbriefungen in der EU entstammen dem Immobilienmarkt. „Ein Sektor, der gerade höchst anfällig ist“, sagt Symon. „Wegen der sinkenden Preise und der steigenden Zinsen ist es durchaus möglich, dass vermehrt Verluste auftreten.“

Die Lage auf dem Immobilienmarkt hat sich drastisch verschärft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte bereits im März in einem Papier, dass Immobilien in ganz Europa um bis zu 20 Prozent überbewertet seien, gleichzeitig aber durch die steigenden Zinsen die Kaufkraft potenzieller Hausbesitzer um etwa 40 Prozent abgenommen habe. Anhand der durchschnittlichen Zahlen für den Kauf einer 100 Quadratmeter großen Wohnung schätzen die Ökonomen des IWF, dass angehende Käufer im Vergleich zu 2021 mit einem Anstieg der Tilgungsraten um 33 Prozent rechnen müssen.

Immobilienfinanzierer müssen bereits große Teile ihres Geschäfts abstoßen, weil die Verluste zu groß geworden sind. So geschehen bei der großen amerikanischen Investmentgesellschaft Blackstone. Als Ende letzten Jahres Anleger 70 Milliarden US-Dollar aus dem Blackstone-Immobilienfonds Breit abzogen, musste der Konzern die Reißleine ziehen und ein Verkaufsverbot verhängen. In Europa ist der schwedische Immobilienfinanzierer SBB tief in die roten Zahlen gerutscht, in Großbritannien warnen Experten vor einer „tickenden Zeitbombe“ für Eigenheimbesitzer, da die Zinslast ihre Zahlungsfähigkeit zu übersteigen droht, und auch in Deutschland ist das Neugeschäft mit Immobilienkrediten so stark eingebrochen wie nie zuvor.

Doch statt zu mehr Transparenz auf dem Kreditmarkt überzugehen, geht es bei der Besicherung von Wertpapieren immer noch zu wie in einem Süßigkeitenladen. Ob Mortgage Backed Securities (MBS), Collateralized Debt Obligations (CDO) oder der gute alte Pfandbrief: Die Fantasie von Bankern kennt bei der Konstruktion von Verbriefungen keine Grenzen.

Wenn eine Bank eine Verbriefung ausgibt, packt sie diese Kredite in eine Zweckgesellschaft. De facto wird die Zweckgesellschaft zum Besitzer des Kredits. Und die Zweckgesellschaft gibt das Geld dafür zurück an die Bank, sodass die Mittel aus der Bankbilanz frei werden. Klingt nach einem einfachen Geschäft.

Julia Symon von Finance-Watch warnt jedoch: „Die Risiken verschwinden nicht. Sie sind nur anders gestreut.“ Denn wenn die verbrieften Kredite nicht genügend Qualität besitzen, können sie nicht zurückgezahlt werden. „Das heißt, die Investoren müssen die Verluste tragen. Und diese Verluste verschwinden nicht einfach so, sie verbleiben in der Wirtschaft“, sagt sie. „Wir sprechen uns auch deshalb gegen eine Erleichterung der regulatorischen Anforderungen für Verbriefungen aus, weil die Banken unterschiedliche Kredite verbriefen. So werden zum Beispiel notleidende Kredite – Non-Performing Loans, NPL – oder sogenannte Leveraged Loans von hochverschuldeten Unternehmen gehandelt“, erklärt die Finance-Watch-Expertin. Geht der Trend also doch wieder zum hochriskanten Zockergeschäft von vor 2008?

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Bis 4,3 Prozent: Hier kassieren Sparer für Festgeld die höchsten Zinsen

Bis 4,3 Prozent: Hier kassieren Sparer für Festgeld die höchsten Zinsen

Bis 4,3 Prozent: Hier kassieren Sparer für Festgeld die höchsten Zinsen© dpa

Die Zinsen für Tages- und Festgeld sind weiter im Höhenflug. Hier finden Sparer die lukrativsten Angebote.

Anleger profitieren von steigenden Zinsen. Das gilt für Tages- und Festgeld. Trotz dieser positiven Entwicklung muss jedem klar sein: Die hohe Inflation vernichtet Vermögen, auch bei den derzeit lukrativsten Zinssätzen. Deshalb ist wichtig, sich möglichst hohe Zinsen zu sichern. Nur so lässt sich der Kaufkraftschwund eindämmen.

Deutlich höhere Zinsen als vor ein paar Monaten

Die Banken bieten höhere Zinsen.

Die Banken bieten höhere Zinsen.© Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

FOCUS online listet zusammen mit dem Online-Vergleichsportal Verivox die Geldhäuser auf, die vergleichsweise lukrative Zinsgutschriften bieten. Die Daten basieren auf den Bankangeboten zur Verzinsung von Tagesgeld sowie auf Festgeld-Offerten für 24, 12 und 6 Monate Laufzeit. Stand ist der 18. Juli 2023.

Der Zinsvergleich umfasst zwei Arten von Geldhäusern:
  • inländische Institute mit deutscher Einlagensicherung
  • Banken anderer Staaten mit der besten Bonitätsbewertung ("Triple A")

Grund für den Blick über den Tellerrand: In anderen Ländern können die Zinsen höher als hierzulande sein. Dabei gibt es dann kein Wechselkursrisiko, wenn das betreffende Land ebenfalls den Euro als Währung hat. Das gilt etwa für die Niederlande und Österreich.

Lukrativste Anbieter unter rund 800 Geldhäusern

Die Vergleiche basieren auf aktuellen Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen. Dabei werden die ausgewiesenen Zinsen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet.

Wichtig: Alle Angebote in der Auswertung können aus Deutschland abgeschlossen werden – teilweise über spezielle Einlagenvermittler wie die großen Anbieter Weltsparen oder Zinspilot.

Beste Zinsen EU-weit

Hier finden Anleger eine Übersicht über die besten Zins-Angebote in der EU. Einlagen sind in EU-Ländern immer bis 100.000 Euro pro Bank und Kunde über das Einlagensicherungssystem des jeweiligen Staates abgesichert.

Zusätzlich haben die Experten von Verivox eine Übersicht zu den Anbietern aus Ländern mit sehr guter Bonitätsbewertung zusammengestellt. Außerdem nennen die Zinsprofis die besten Angebote aus Deutschland.

Top-Tagesgeld-Angebote

Beste Zinsen im Gesamtmarkt:
  • Merkur Privatbank (Tschechien, für Depotinhaber)*: 3,50 Prozent
  • J&T Direktbank (Tschechien): 3,30 Prozent
  • BMW Bank (Deutschland): 3,00 Prozent

*Tagesgeldanleger ohne Wertpapierdepot bei der Bank erhalten 2,50 Prozent Zinsen.

Beste Zinsen aus Ländern mit Top-Rating:
  • Merkur Privatbank (Tschechien, für Depotinhaber)*: 3,50 Prozent
  • J&T Direktbank (Tschechien): 3,30 Prozent
  • BMW Bank (Deutschland): 3,00 Prozent

*Tagesgeldanleger ohne Wertpapierdepot bei der Bank erhalten 2,50 Prozent Zinsen.

Beste Zinsen mit deutscher Einlagensicherung:
  • Merkur Privatbank (Tschechien, für Depotinhaber)*: 3,50 Prozent
  • BMW Bank (Deutschland): 3,00 Prozent
  • Varengold Bank (Hamburg): 2,50 Prozent

*Tagesgeldanleger ohne Wertpapierdepot bei der Bank erhalten 2,50 Prozent Zinsen.

  • Die Openbank - Teil der spanischen Santander Group - zahlt 3,70 Prozent. Mit sechs Monaten Zinsgarantie für Neukunden.
  • Die spanische Suresse Direkt Bank bietet ebenfalls 3,70 Prozent: Den Aktionszins erhalten Neukunden für sechs Monate.
  • TF Bank: Die schwedische Onlinebank bietet 3,60 Prozent. Mit vier Monaten Zinsgarantie.
  • 1822direkt mit Sitz in Frankfurt/Main: Das Geldhaus zahlt 3,60 Prozent. Mit vier Monaten Zinsgarantie.

Beste Festgeld-Angebote

dpa

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24-monatige Festgelder bringen höhere Zinsen als das jederzeit verfügbare Tagesgeld. Das ist der Lohn für die lange Bindung.

Festgeld mit 24 Monaten Laufzeit
Beste Zinsen im Gesamtmarkt:
  • Cherry Bank (Italien): 4,30 Prozent
  • Rietumu Banka (Lettland): 4,20 Prozent
  • Haitong Bank (Portugal): 4,16 Prozent
Beste Zinsen aus Ländern mit Top-Rating:
  • Crédit Agricole Consumer Finance (Frankreich): 4,10 Prozent
  • Klarna Festgeld+* (Schweden): 4,01 Prozent
  • SWK Bank (Deutschland): 4,00 Prozent

*Das Angebot "Festgeld+" ist nur für Kunden mit einem Girokonto bei Klarna verfügbar. Alle anderen Kunden zahlt die Bank folgende Festgeldzinsen: 3,93 % bei 24 Mon. Laufzeit, 4,03 % bei 12 Mon. Laufzeit, 3,53 % bei 6 Mon. Laufzeit.

In Schweden sind Einlagen bis 1.050.000 Schwedischen Kronen pro Bank und Kunde geschützt. Beim aktuellen Wechselkurs sind das umgerechnet rund 90.000 Euro.

Beste Zinsen mit deutscher Einlagensicherung:
  • SWK Bank (Deutschland): 4,00 Prozent
  • Aareal (Wiesbaden): 3,85 Prozent
  • Signal Iduna (Hamburg): 3,80 Prozent
Festgeld mit 12 Monaten Laufzeit
Beste Zinsen im Gesamtmarkt:
  • PayRay (Litauen): 4,25 Prozent
  • Itaú BBA (Portugal): 4,20 Prozent
  • Rietumu Bank (Lettland): 4,20 Prozent
Beste Zinsen aus Ländern mit Top-Rating:
  • Klarna Festgeld+* (Schweden): 4,11 Prozent
  • Crédit Agricole Consumer Finance (Frankreich): 4,05 Prozent
  • Nordax Bank (Schweden): 4,00 Prozent

*Das Angebot "Festgeld+" ist nur für Kunden mit einem Girokonto bei Klarna verfügbar. Alle anderen Kunden zahlt die Bank folgende Festgeldzinsen: 3,93 % bei 24 Mon. Laufzeit, 4,03 % bei 12 Mon. Laufzeit, 3,53 % bei 6 Mon. Laufzeit.

In Schweden sind Einlagen bis 1.050.000 Schwedischen Kronen pro Bank und Kunde geschützt. Beim aktuellen Wechselkurs sind das umgerechnet rund 90.000 Euro.

Beste Zinsen mit deutscher Einlagensicherung:
  • Akbank (Eschborn): 3,60 Prozent
Festgeld bei mit 6 Monaten Laufzeit
Beste Zinsen im Gesamtmarkt:
  • Fimbank (Malta): 3,85 Prozent
  • Aegean Baltic Bank (Griechenland): 3,80 Prozent
  • Banco BAI Europa (Portugal): 3,75 Prozent
  • CA Auto Bank (Italien): 3,75 Prozent
  • Crédit Agricole Consumer Finance (Frankreich): 3,75 Prozent
  • PayRay (Litauen): 3,75 Prozent
  • Rietumu Banka (Lettland): 3,75 Prozent
Beste Zinsen aus Ländern mit Top-Rating:
  • Crédit Agricole Consumer Finance (Frankreich): 3,75 Prozent
  • My Money Bank (Frankreich): 3,65 Prozent
  • Klarna Festgeld+* (Schweden*): 3,61 Prozent

*Das Angebot "Festgeld+" ist nur für Kunden mit einem Girokonto bei Klarna verfügbar. Alle anderen Kunden zahlt die Bank folgende Festgeldzinsen: 3,93 % bei 24 Mon. Laufzeit, 4,03 % bei 12 Mon. Laufzeit, 3,53 % bei 6 Mon. Laufzeit.

In Schweden sind Einlagen bis 1.050.000 Schwedischen Kronen pro Bank und Kunde geschützt. Beim aktuellen Wechselkurs sind das umgerechnet rund 90.000 Euro.

Beste Zinsen mit deutscher Einlagensicherung:
  • PSA Direktbank (Neu-Isenburg): 3,10 Prozent
  • OLB Bank (Oldenburg): 3,00 Prozent
  • Münchener Hypothekenbank (München): 2,90 Prozent

Bei Fremdwährungen aufpassen

Anleger können ihr Geld natürlich auch auf ein Zinskonto bei einer Bank außerhalb der Eurozone stecken - etwa in Großbritannien oder Schweden.

Dabei müssen sie aber mehrere Risiken im Auge haben: Möglicherweise liegt die Haftungsgarantie bei einer Bankpleite in einem anderen Staat unter den Regelungen in Deutschland. Hierzulande sind Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Konto per Gesetz gesichert.

Eine zweite Gefahr besteht in möglichen Wechselkursrisiken. Legt der Sparer sein Geld beispielsweise in Dollar an, ist sein Ertrag vom Kursverhältnis zwischen Euro und Dollar abhängig. Sinkt der Wert des Dollars während des Anlagezeitraums, bekommt der Sparer am Ende weniger Euro zurück, als er anfangs angelegt hatte. Und das trotz der aufgelaufenen Zinsen.

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Immobilienfinanzierer kämpfen mit Kreditausfällen

ARCHIV: Baustellen werden in Frankfurt am Main fotografier

ARCHIV: Baustellen werden in Frankfurt am Main fotografier© Thomson Reuters

München (Reuters) - Die deutschen Immobilienbanken kämpfen mit steigenden Kreditausfällen und stellen sich auf eine längere Durststrecke ein.

Die Krise an den Immobilienmärkten werde wegen der steigenden Zinsen und der schwachen Konjunktur "schärfer und länger" anhalten als zu Jahresbeginn gedacht, erklärte die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) am Donnerstag in Garching bei München. Etwas besser werde es frühestens Anfang 2024. "Die Suche nach einem neuen Preisgleichgewicht im deutschen Immobilienmarkt dauert an", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken (vdp), Jens Tolckmitt. Die Preise vor allem für Büro- und Einzelhandelsobjekte gingen im zweiten Quartal weiter zurück, wenn auch nicht mehr so schnell wie zu Jahresbeginn.

Vor allem bei Gewerbeimmobilien werde es aber noch bis Mitte nächsten Jahres mit den Preisen abwärts gehen, sagte Tolckmitt. Innerhalb eines Jahres fielen sie um mehr als zehn Prozent, bei Wohnimmobilien um gut fünf Prozent. Immerhin zeichne sich eine Stabilisierung der Kreditzinsen ab, erklärte der Verband. "Der außerordentlich dynamische Zinsanstieg scheint jedenfalls vorbei."

Die pbb erklärte: "Eine sichtbare Erholung wird erst dann erwartet, wenn sich die Finanzierungskosten nachhaltig festigen, die Inflation weiter sinkt, die Auswirkungen von Home Office absehbar sind und sich das Spannungsfeld zwischen Online- und Einzelhandel beruhigt." Das Neugeschäft drosselte der Immobilienfinanzierer: In diesem Jahr seien nur noch Neuabschlüsse und Verlängerungen von 6,5 bis 8,0 (2022: 9,0) Milliarden Euro zu erwarten. Bisher hatte er neun bis zehn Milliarden prognostiziert. Bis Ende Juni blieb das Neugeschäft aber mit 2,5 (4,3) Milliarden Euro weit hinter den Planungen zurück. Beim Wiesbadener Rivalen Aareal Bank zog das Neugeschäft im zweiten Quartal wieder an, lag aber per Ende Juni mit 4,1 (5,2) Milliarden Euro ebenfalls unter Vorjahr.

Steigende Rückstellungen für faule Kredite drücken auf die Gewinne der beiden Branchengrößen. Die Aareal Bank verbuchte im ersten Halbjahr Rückstellungen von 160 (107) Millionen Euro, 35 Millionen davon entfielen auf den Rückzug aus Russland. Daneben seien vor allem Kredite für US-Büroimmobilien ausgefallen. Das Jahresbudget zum forcierten Abbau wackliger Kredite sei bereits im zweiten Quartal aufgebraucht worden. Bei der pbb gelten inzwischen 31 Kredite im Volumen von 1,1 Milliarden Euro als wacklig (non-performing). Sie profitiert aber davon, dass sie bereits pauschale Wertberichtigungen gebildet hatte, die sie nun umwidmen konnte.

PFANDBRIEFBANK STARTET SPARPROGRAMM

An der Ergebnisprognose von 170 bis 200 (213) Millionen Euro vor Steuern hielt pbb-Vorstandschef Andreas Arndt fest: "Das ist im derzeitigen Marktumfeld keine Selbstverständlichkeit." Im ersten Halbjahr sank das Ergebnis vor Steuern um ein Viertel auf 81 (107) Millionen Euro. Mit einem 40 Millionen Euro schweren Sparprogramm will Arndt die Aufwands-Ertrags-Quote wieder auf 45 von 51 Prozent drücken. Innerhalb von drei Jahren sollen dabei - zum größten Teil über Frührente und Fluktuation - 15 Prozent der Belegschaft abgebaut werden, etwa 130 Stellen.

Bei der Aareal Bank lag das Betriebsergebnis nach den ersten sechs Monaten mit 87 (91) Millionen Euro zwar noch fast auf Vorjahresniveau. Finanzvorstand Marc Heß rechnet aber nur noch damit, zum Jahresende das untere Ende der Spanne von 240 bis 280 Millionen Euro zu erreichen. Grund dafür seien Investitionen in die Software-Tochter Aareon.

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Landesbanken sorgen für mögliche Aufälle im Immobiliengeschäft vor

(Bloomberg) -- Die Unruhe an den weltweiten Immobilienmärkten macht sich auch in den Halbjahresberichten der Landesbanken bemerkbar. Sowohl LBBW als auch BayernLB haben relativ hohe Rückstellungen für mögliche Einschläge bei den entsprechenden Krediten gebildet. Experten halten die Institute allerdings für sehr widerstandsfähig.

Bei der BayernLB belief sich die Risikovorsorge im Geschäftsfeld Immobilien im ersten Halbjahr auf etwa 125 Millionen Euro, wie Finanzchef Markus Wiegelmann gegenüber Bloomberg erklärte. “Dahinter stehen ein paar konkrete Einzelfälle, zu einem großen Teil aber auch pauschale Adjustments”, sagte er.

Mit solchen Adjustments bereitet sich Banken auf mögliche Ausfälle vor, ohne dass es bereits konktrete Vorfälle gibt.

Bei der LBBW betrugen die pauschalen Adjustments für das Segment Immobilien und Projektfinanzierungen im ersten Halbjahr rund 83 Millionen Euro. Jenseits der Adjustments sei in einem geringen Umfang weitere Vorsorge für konkrete Einzelfälle gebildet worden, sagte ein Sprecher.

Die Immobilienmärkte stehen weltweit wegen der stark gestiegenen Zinsen, die Finanzierungen teurer machen, unter Druck. Die Bewertungen sinken teils recht deutlich. Besonders betroffen sind Bürogebäude, auf denen zusätzlich der Trend zum Homeoffice lastet. Das schlägt vor allem in den USA durch.

Laut DBRS Morningstar dürften Faktoren wie sinkende Preise und zunehmende Leerstände bei den Landesbanken zu weiteren Rückstellungen für Kreditausfälle führen. Sowohl risikogewichtete Aktiva als auch notleidende Darlehen könnten zunehmen. “Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Belastungsfaktoren für die Landesbanken beherrschbar bleiben”, sagte Sonja Förster, Vice President für Ratings europäischer Finanzdienstleister, zu Bloomberg.

Sie verwies unter anderem darauf, dass die Kennzahl LTV - der Kreditbetrag im Verhältnis zum Immobilienwert - im Durchschnitt im unteren 50%-Bereich liege und damit einen erheblichen Puffer im Falle eines Zahlungsausfalls biete. Auch die Struktur des deutschen Finanzierungsmarktes für Gewerbeimmobilien bringe Unterstützung. “Der Großteil der gewerblichen Immobilienfinanzierung wird von Banken mit langjährigen Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden bereitgestellt, wodurch das Refinanzierungsrisiko im Vergleich zur Kapitalmarktfinanzierung verringert wird”, erklärte Förster.

Büros und Wohnen dominieren | Immobilien-Exposure der LBBW nach Nutzungsarten

Büros und Wohnen dominieren | Immobilien-Exposure der LBBW nach Nutzungsarten© Bloomberg

Die Aussagen von Förster decken sich mit Einschätzungen von Fitch Ratings zum deutschen Bankensektor insgesamt. Angesichts von “adäquater Besicherung, langen durchschnittlichen Laufzeiten und überwiegend festverzinsten Krediten in inländischen CRE-Portfolios” sei nicht mit übergroßen Kreditausfällen zu rechnen, zumindest nicht auf kurzer Sicht, hieß es in einer Studie im April. Die Abkürzung CRE steht für Gewerbeimmobilien.

Die Landesbanken hatten in den vergangenen Jahren signifikante Portfolios an gewerblichen Immobilienkrediten aufgebaut. So summiert sich in diesem Bereich das Brutto-Kreditvolumen des BayernLB-Konzerns, also inklusive Töchtern wie der DKB, auf 67 Milliarden Euro. Die LBBW sprach ihrerseits zuletzt von einem Finanzierungsvolumen von 56 Milliarden Euro, zu dem die zugekaufte Berlin Hyp etwa die Hälfte beisteuere. In allen Fällen ist der Deutschland-Anteil am Portfolio sehr hoch.

Für die Finanzaufsicht Bafin zählen Korrekturen am Immobilienmarkt zu den sechs Risiken, die sie dieses Jahr besonders im Fokus hat. Sie verweist dabei auf mögliche Kreditausfälle. Davon wären ihren Angaben zufolge weite Teile der deutschen Banken betroffen, da Gewerbeimmobiliendarlehen eine hohe Bedeutung für den Sektor hätten und das Kreditvolumen über die vergangenen sieben Jahre kontinuierlich gestiegen sei.

“Der Immobilienmarkt wird noch ein paar Monate unter Druck blieben. Erst im Laufe des kommenden Jahres wird sich die Lage dort stabilisieren”, erklärte Wiegelmann. Beim Neugeschäft sei die BayernLB zuletzt sehr selektiv gewesen. Auch LBBW-Chef Rainer Neske erklärte im Juni in einem Bloomberg-Interview, dass er für dieses Jahr mit weniger Immobilienneugeschäft rechne.

Weitere Einblicke in die Immobilien-Entwicklung der Landesbanken dürfte es noch vor Ende des Monats geben. In den nächsten Tagen werden sowohl die Helaba als auch die NordLB ihre Zahlen zum ersten Halbjahr vorlegen. Die NordLB ist über ihre Tochter Deutsche Hypo stark bei Immobilienfinanzierungen engagiert und auch die Helaba hat ein großes Portfolio.

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Zahlungsverkehr: Neuer europäischer Zahlungsdienst soll „Wero“ heißen – Handy wird zur Geldbörse

Verbraucherinnen und Verbraucher sollen über Wero in Onlineshops und an der Ladenkasse zahlen können. Foto: dpadata-portal-copyright=

Verbraucherinnen und Verbraucher sollen über Wero in Onlineshops und an der Ladenkasse zahlen können. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Die European Payments Initiative, der 16 Finanzdienstleister angehören, will mit Handy-zu-Handy-Zahlungen Mitte 2024 loslegen. Die Testversion soll wie geplant im Dezember starten.

Der Start des neuen europäischen Zahlungsdienstes, den 16 europäische Finanzdienstleister auf den Weg bringen wollen, verzögert sich. Die „European Payments Initiative“ (EPI) teilte am Donnerstag mit, dass es bis Mitte 2024 mit Handy-zu-Handy-Zahlungen in Belgien, Deutschland und Frankreich losgehen solle. Vor wenigen Monaten noch hatte EPI den Start für Anfang kommenden Jahres angekündigt.

Das verschiebe sich nun auf den Juni, sagte EPI-Chefin Martin Weimert dem Handelsblatt. „Der Grund dafür ist, dass zu dem Startzeitpunkt alle teilnehmenden EPI-Banken aus Belgien, Deutschland und Frankreich dabei sein sollen. Es muss sichergestellt sein, dass dann überall das Senden und Empfangen von Zahlungen funktioniert.“ Der Pilot starte wie geplant im Dezember 2023.

Die digitale Geldbörse, also die Smartphone-App mit den Zahlungsdienstleistungen, wird „Wero“ heißen, erklärte EPI weiter. EPI ist das dahinterstehende Unternehmen, das die beteiligten Banken und Zahlungsfirmen gegründet hatten.

Wero werde als eigene App verfügbar sein und über die Apps der EPI-Mitgliedsbanken, so das Unternehmen. Aus Deutschland gehören dazu die Deutsche Bank, die genossenschaftliche DZ Bank sowie die Sparkassen-Finanzgruppe.

An EPI beteiligt sind unter anderem die Großbanken BNP Paribas und Société Générale aus Frankreich, ING aus den Niederlanden und KBC aus Belgien sowie die Zahlungsdienstleister Worldline und Nexi. Die Einführung von EPI in den Niederlanden solle später erfolgen. „Außerdem strebt EPI eine Ausweitung auf andere Länder in den kommenden Jahren an.“

Online und im Geschäft mit Wero bezahlen

Geplant ist zudem, dass Verbraucherinnen und Verbraucher über Wero in Onlineshops und an der Ladenkasse zahlen können. Beim Einkaufen im Internet wäre Wero damit eine Alternative zu Zahlungen per Kreditkarte und Paypal.

Bei Zahlungen an der Ladenkasse wird EPI auf etablierte Bank- und Kreditkarten zurückgreifen, wie die Firma im April erklärte. In Deutschland geht es dabei vor allem um die Girocard, besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“. Die EPI-Eigentümer haben mit dem neuen Zahlungsangebot viel vor: „Wero wird die Art und Weise, wie die Menschen in Europa bezahlen und bezahlt werden möchten, neu definieren.“

Das englische „We“ aus dem Kunstwort „Wero“ soll laut EPI-Chefin Weimert den „kollektiven europäischen Charakter“ betonen. Zudem solle die Aussprache sowohl an „Euro“ erinnern als auch an „vero“, was beispielsweise auf Italienisch „wahr“ heißt.

Dabei musste EPI bereits einige Rückschläge einstecken. Ursprünglich wollte EPI ein neues Bezahlsystem mit einer gesonderten Bezahlkarte aufbauen. Diese hätte die unterschiedlichen Karten in den jeweiligen Ländern abgelöst. Dagegen gab es jedoch Widerstand, weshalb nun die etablierten Karten in der EPI-App hinterlegt werden können. Etliche Geldhäuser sprangen ab, darunter beispielsweise die spanischen Banken. Auch die Commerzbank fehlt bei EPI.

Ohnehin sind die Banken mit dem Projekt spät dran. So ist der Onlinebezahldienst Paypal gerade in Deutschland stark gewachsen und die beliebteste Zahlart beim Onlineshopping. In einigen anderen Ländern dominiert die Kreditkarte. Hinzu kommt, dass über den Aufbau eines digitalen Euros diskutiert wird. Die digitale Zentralbankwährung soll Bargeld ergänzen.

Ziel von EPI ist es, durch die Schaffung von mehr eigenen Zahlangeboten den mächtigen US-Konzernen wie Paypal und den Kreditkartenfirmen Mastercard und Visa etwas entgegenzusetzen. EPI solle „Europas Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr sicherstellen“, so das Unternehmen.

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