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Kriegerische Handlung

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Russland warnt die USA vor Konsequenzen

Investing.com – US-Präsident Joe Biden sicherte am Mittwoch der Ukraine weitere Unterstützung in Form von verschiedener Waffentechnik zu, nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Möglichkeit hatte, vor dem US-Senat zu sprechen.

Zu dem neuen Hilfspaket gehören unter anderem Flugabwehrsysteme mit einer größeren Reichweite, 800 Stinger-Flugabwehrraketen, 9000 Panzerabwehrraketen, 7000 Kleinwaffen und 20 Millionen Schuss Munition, wie Bloomberg berichtete.
Diese Form der militärischen Unterstützung stößt im Kreml zunehmend auf Ablehnung und könnte im schlimmsten Falle als eine direkte Einmischung in die Belange Russlands gewertet werden. Doch genau das würde für die beteiligten Parteien zu Konsequenzen führen, "wie man sie in der eigenen Geschichte noch nicht erlebt habe", erklärte Wladimir Putin zum Beginn seiner militärischen Spezialoperation.

Heute gab es diesbezüglich eine Warnung aus dem Kreml zu hören. Der stellvertretende Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, sagte, dass die Vereinigten Staaten eine „abscheuliche“ Russophobie verbreiten, um Russland in die Knie zu zwingen.

„Das wird nicht funktionieren – Russland hat die Macht, alle seine unverschämten Feinde in ihre Schranken zu weisen“, sagte er.

Die NATO verzichtet indes ganz bewusst darauf, direkt in das Geschehen einzugreifen und geht beispielsweise auf die Bitte der Ukraine nach einer Schließung des Luftraums nicht ein.

Die Frage ist, ob das ausreicht, um einen Flächenbrand zu verhindern, oder die verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen aus Sicht des russischen Regierungschefs das Fass auch so zum Überlaufen bringen.

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Russlands Armee im Dilemma? Wer sind die 6 in der Ukraine getöteten Generäle

Nach ukrainischen Angaben sind seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine vor drei Wochen schon sechs hochrangige russische Generäle getötet worden, andere Quellen sprechen von fünf toten russischen Generälen. Zuletzt kam laut dem ukrainischen Präsidentenberater Mykhailo Podolyak Generalleutnant Andrei Mordvichev bei Gefechten in der Nähe von Cherson ums Leben.

Der ukrainische Innenminister Vadim Desinenko meint, dass Russlands Armee in den ersten drei Wochen des Krieges in der Ukraine mehr Soldaten verloren habe als die Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg.

Der Militärexperte Michel Goya schreibt auf Twitter von einem "hohen Anteil" getöteter Generäle, der schwierig zu interpretieren sei.

Nach Angaben der Armee der Ukraine wurde der 46-jährige General Mordwitschew bei schweren Kämpfen zwischen den Städten Mykolaiv und Cherson getötet: Ukrainische Streitkräfte hatten eine Gegenoffensive auf den Flughafen von Tschornobajiwka durchgeführt. Russische Streitkräfte hatten den Flughafen zuvor besetzt.

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov erklärte, was an diesem Flughafen geschehen sei, zeige, was den russischen Besatzern jetzt bevorstehe.

Wer sind die 6 getöteten russischen Generäle?

Generalmajor Andrei Mordvichev (46) wurde nach ukrainischen Angaben am 20. März 2022 in der Nähe von Kherson getötet.

Generalmajor Witali Gerassimow kämpfte im Zweiten Tschetschenienkrieg, in Syrien und war bei der Krim-Annexion dabei.

In einigen Posts in den sozialen Medien wird der bei Kharkiv getötete Generalmajor allerdings mit dem Oberkommandierenden Valery Gerassimow verwechselt.

Generalmajor Oleg Mityaev (auch Mtyaev) (48), der in Syrien im Einsatz war und die 150. Schützendivision leitete, starb nach ukrainischen Angaben beim Kampf um die Hafenstadt Mariupol. Laut Medienberichten soll er von derultranationalistischen Asow-Brigade umgebracht worden sein.

Generalmajor Magomed Tushajew - der Tschetschene war laut Jerusalem Post in seiner Heimat im Auftrag von Ramsan Kadyrow für die Verfolgung der LGBT-Community verantwortlich. Der Top-Militär-Berater des tschetschenischen Oberhaupts wurde in den ersten Kriegstagen bei den Kämpfen um den Flughafen Hostomel unweit von Kiew getötet.

Generalmajor Andrei Kolesnikow (45) war laut NATO-Angaben der dritte russische General, der in der Ukraine getötet wurde. Laut Verteidigungsministerium der Ukraine kam er am 11. März 2022 um.

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Generalmajor Andrei Sukhovetsky (47): **Andrei Alexandrowitsch Suchvetsky war der kommandierende General der russischen 7. Luftlandedivision sowie stellvertretender Kommandeur der 41. Armee und zum Zeitpunkt seines Todes der bei weitem ranghöchste russische Soldat, der in dem Konflikt in der Ukraine ums Leben gekommen war.

Eine ukrainische Militärquelle erklärte, der russische Generalmajor sei von einem Scharfschützen getötet worden.

Präsident Wladimir Putin bestätigte den Tod des Generals in einer Rede, in der er das russische Volk über den Fortgang des Konflikts informierte, acht Tage nach dem Einmarsch in die Ukraine.

In den sozialen Medien berichten Militärexperten von weiteren russischen Verlusten, die aber nicht bestätigt sind.

"Hohe Sterblichkeitsrate hochrangiger russischer Offiziere"

Auf Twitter schreibt der Chefunterhändler und Regierungsberater Podolyak: "Auffallend ist die hohe Sterblichkeitsrate bei hochrangigen Offizieren der Russischen Föderation. Bereits 6 Generäle wurden getötet: Generalmajor Tushayev, Gerasimov, Kolesnikov, Sukhovetsky, Mityaev und Generalleutnant Mordvichev. Dutzende von Obersten und anderen Offizieren. D.h. die Armee der RF ist völlig unvorbereitet und kämpft nur mit Zahlen und Marschflugkörpern."

Probleme bei der Logistik und der modernen Kommunikation

Offenbar gebrauchen die russischen Generäle in der Ukraine Handys, die abgehört werden können, und chinesische Walkie-Talkies, die ebenfalls als sehr unsicher gelten. Das berichtet ShadowBreak Intl., dessen Expertinnen und Experten auf die Analyse von Geodaten spezialisiert sind.

Es wurden auch Telefongespräche von jungen russischen Soldaten mitgehört, auf denen diese weinten und über mangelnden Treibstoff und schlechte Karten klagten.

Wahrheit oder Propaganda: Die ukrainischen Streitkräfte verbreiten auch Fotos von russischen Soldaten, die beim Krieg nicht mehr mitmachen wollten. Aber es werde Druck auf ihre Familien in Russland ausgeübt.

Pentagon sieht russische Soldaten demoralisiert

Das ukrainische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass seit dem Einmarsch in die Ukraine bereits mehr als 14.700 russische Soldaten getötet wurden.

Laut New York Times sagt das Pentagon, dass eine hohe und steigende Zahl von Kriegstoten den Willen zum Weiterkämpfen zerstören kann. "Verluste wie diese beeinträchtigen die Moral und den Zusammenhalt der Einheit, zumal diese Soldaten nicht verstehen, warum sie kämpfen", sagte Evelyn Farkas, die oberste Pentagon-Beauftragte für Russland und die Ukraine während der Obama-Regierung. "Ihr allgemeines Situationsbewusstsein nimmt ab. Jemand muss fahren, jemand muss schießen".

Die Moral Moral der russischen Truppen ist nach Ansicht des Pentagon sehr niedrig. Laut Geheimdienstbericht geben russische Soldaten einfach auf, stellen ihre Fahrzeuge einfach ab und fliehen in den Wald.

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Russland und der Westen: Biden warnt vor einem Cyberkrieg

Den USA zufolge bereitet Russland einen großen Cyberangriff vor. Einen vollständigen Schutz davor wird es nicht geben, sagt der US-Präsident.

Biden warnt vor einem Cyberkrieg

Erneut glauben die USA, den nächsten Schachzug Russlands im Ukraine-Krieg in Erfahrung gebracht zu haben: ein groß angelegter Cyberangriff. Das hat US-Präsident Joe Biden zum Wochenauftakt bekannt gemacht. Er warnte auf CNN vor Wladimir Putins bevorstehender Aktion: "Je mehr er mit dem Rücken zur Wand steht, desto schädlichere Taktiken wird er einsetzen. Die russische Cybermacht ist ziemlich stark. Und sie kommt."

Russische Hacker hätten Vorbereitungen für einen möglichen Großangriff auf amerikanische Computersysteme getroffen, wie Anne Neuberger sagte, in Bidens Sicherheitsrat für den Themenbereich zuständig. Bisher lassen die Geheimdienste keine präziseren Informationen nach außen dringen, möglicherweise kennen sie die russischen Pläne auch nicht ganz so detailliert. Ein Beamter sagte der Washington Post, die USA hätten russische Agenten dabei erwischt, wie sie Computer von Firmen mit kritischer Infrastruktur gescannt hätten.

Auf welche Unternehmen Russland zielt, wollte Neuberger nicht bekannt geben, lediglich, dass es sich um kritische Infrastruktur handle. Russland könnte zum Beispiel die Strom-, Gas- oder Wasserversorgung, Telekomanbieter, Banken und Börsen angreifen - oder auch Kraftwerke, Staudämme oder Flughäfen. Besonders hat es Russland auf Unterwasserkabel und industrielle Kontrollsysteme abgesehen. Zu diesem Schluss kommen die US-Geheimdienste in ihrem jüngsten Bericht von Anfang März. Sollte es Russland gelingen, diese Ziele zu treffen, könne es damit seine Fähigkeiten als Cybermacht zur Schau stellen.

Sorgen bereitet den US-Behörden, dass die Firmen letztlich selbst für ihre Cybersicherheit sorgen müssen und der Staat sie nur unterstützen kann. Der Stand der Vorbereitungen in der Privatwirtschaft ist jedoch ungenügend. Zum Teil finden Fachleute Sicherheitslücken, die seit Monaten durch Updates gestopft worden sein könnten. Sogar Bundesstellen sind davon betroffen. "Das ist sehr verstörend", sagte Neuberger. Es sei etwa so, wie wenn New Yorker ihre Türe nicht mehr abschließen und sich ausrauben lassen würden.

"Der Cyberkrieg ist hier, er geschieht jetzt"

Mehr als 100 der am stärksten gefährdeten Firmen hat die nationale Cybersicherheitsbehörde CISA vergangene Woche direkt über die Bedrohung ins Bild gesetzt. Zudem überbieten sich Regierungsvertreter mit öffentlichen Appellen an die Unternehmen, ihre Abwehr zu verbessern. Und das nicht erst seit Wochenbeginn, sondern bereits seit Februar. Es besteht das Risiko, dass die Sicherheitsverantwortlichen der Unternehmen und vor allem die Nutzer wegen des anhaltenden Alarmzustands in in ihrer Aufmerksamkeit schon wieder nachlassen.

Warum Russland nicht längst einen großen Cyberkrieg gestartet hat, gibt Fachleuten Rätsel auf. Möglicherweise habe der Kreml die Invasion so lange im kleinen Kreis geheim gehalten, dass die Zeit für die Vorbereitung eines begleitenden Hackerangriffs nicht mehr reichte, lautet eine These. Eine andere besagt, dass eine virtuelle Attacke während eines realen Krieges gar nicht ihren vollen Nutzen entfalten könne.

Wahrscheinlich aber hat der Krieg schon längst begonnen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls Thomas Rid, Professor an der School of Advanced International Studies der Johns Hopkins University in Baltimore. "Der Cyberkrieg ist hier, er geschieht jetzt und er wird wahrscheinlich eskalieren", schreibt er in einem Gastbeitrag in der Washington Post.

Lange Liste von Angriffen

Zwei Wochen vor der Invasion wurden 21 amerikanische Energiefirmen angegriffen, gleichzeitig wurden die Server ukrainischer Banken mit Anfragen überflutet. Als die Invasion begann, fiel das Satellitennetz werk Ka-Sat des Betreibers Viasat aus; darüber kommunizieren Armee, Polizei und Geheimdienste der Ukraine. Für 55 europäische Länder ist Ka-Sat wichtig, auch die Steuerung von 5800 deutschen Windturbinen war betroffen. Geklärt ist der Vorfall bisher nicht, doch deutet vieles auf russische Urheber hin.

Die Ukraine selbst hat seit der Invasion bereits drei Wellen von Angriffen durch schädliche Software durchgemacht, die Daten infizierter Computer löscht und von russischen Gruppen gesteuert wird. Auch auf polnische Regierungscomputer versuchten Eindringlinge zu gelangen. Meistens herrscht über die Urheberschaft zu lange Unklarheit, sodass die Attacken ihr Ziel erreichen können: Chaos auslösen, Schäden anrichten.

Alle Nachrichten zum Krieg in der Ukraine - zweimal täglich per Mail oder Push-Nachricht

Eine "IT Army" von Freiwilligen hat die ukrainische Regierung dagegen eingesetzt. Ihr Ziel ist es, russische Webseiten lahmzulegen und Propaganda auf sozialen Netzwerken zu stoppen. Unübersichtlicher wird die Lage, weil auch private Hackergruppen eigene Feldzüge über die Netzwerke führen. Anonymous etwa sog Daten von Rosneft in Deutschland ab. Die russische Gang Conti, die Erpressungssoftware verbreitet, schwor Rache.

Nato-Bündnisklausel gilt auch für Cyberangriffe

Nicht alle Experten sprechen wie Thomas Rid schon vom Cyberkrieg. Und ob die Cyberattacken dazu ausarten könnten, ist offen. Das Verteidigungsbündnis Nato hat sich aber bereits gewappnet: Grundsätzlich stehen die Mitglieder einander bei, wenn eines "mit Waffen" angegriffen wird. Im vergangenen Sommer aber hielt die Nato fest, dass diese Bündnisklausel auch für Cyberangriffe gilt, wobei das Bündnis dies von Fall zu Fall entscheidet. US-Präsident Joe Biden will dies am Donnerstag beim Nato-Gipfel in Brüssel in Erinnerung rufen.

Frühere amerikanische Warnungen vor dem russischen Vorgehen waren oft zutreffend. Die Geheimdienste sagten die Invasion der Ukraine öffentlich voraus. Ebenso wussten sie im Vorfeld schon, dass Russland Videos drehte, um die Ukraine eines Genozids zu beschuldigen. Nun stehen zwei Befürchtungen im Raum, die das Weiße Haus seit Tagen äußert: Russland habe Gerüchte über US-Biowaffen-Labors in der Ukraine gestreut, um den Einsatz von Chemie- oder Biowaffen zu rechtfertigen. Und es stehe ein groß angelegter Cyberangriff bevor.

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Wenn Putin westliche Vermögenswerte beschlagnahmt, könnte das eine neue Klasse von Oligarchen hervorbringen, sagt ein Experte für russische Finanzen

Die russische Regierung zieht in Erwägung, das Vermögen ausländischer Unternehmen, die das Land verlassen, zu beschlagnahmen – was eine neue Klasse von Oligarchen hervorbringen könnte, so Hassan Malik, leitender Analyst für Staatsanleihen bei der Investmentfirma Loomis Sayles zu Business Insider.

Denn wohlhabende Menschen könnten die beschlagnahmten Vermögenswerte bei staatlichen Auktionen zu Schleuderpreisen erwerben. "Es besteht das Risiko, dass eine neue Klasse von Klientelkapitalisten oder Oligarchen entsteht", so Malik.

Wenn internationale Unternehmen Russland in Scharen verlassen, hinterlassen sie Vermögenswerte wie Fabriken und Büros, die sich oft in einem guten Zustand befinden. Russlands Präsident Putin drohte zuletzt damit, ungenutzte, aber intakte Anlagen zu übernehmen und erklärte gegenüber Regierungsvertretern, der Kreml werde "ein externes Management aufstellen und diese Unternehmen dann an diejenigen übergeben, die tatsächlich arbeiten wollen", wie die Nachrichtenagentur Associated Press Putin zitierte.

Die Versteigerungen könnten ähnlich wie das umstrittene "Darlehen-für-Anteile"-Programm aus den 1990er-Jahren ablaufen, das vom damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin ins Leben gerufen worden war. Damals liehen reiche russische Geschäftsleute und behördennahe Banken der Regierung Geld im Gegenzug für Anteile an staatlichen Industrieunternehmen. Die Aktien wurden zu "Spottpreisen" erworben, schrieb die „New York Times“ im Jahr 1996.

Malik bezeichnet die Geschäfte als "Schnäppchen", denn als der russische Staat die Kredite "vorhersehbar nicht mehr bedienen konnte", beschlagnahmten die Gläubiger ihre Anteile. Dies schuf eine Generation unverschämt reicher Oligarchen, so Malik.

Der reichste Mann Russlands etwa, Wladimir Potanin, baute sein riesiges Vermögen durch das "Darlehen-für-Aktien"-System auf, als er den Metallriesen Nornickel erwarb. Dem „Bloomberg Billionaires Index“ zufolge verfügt Potanin über ein Nettovermögen von 24,7 Milliarden US-Dollar. Milliardär Roman Abramowitsch (Nettovermögen 14,5 Milliarden Dollar) erwarb über das Programm eine Mehrheitsbeteiligung an der Ölgesellschaft Sibneft. Die Milliardäre Michail Fridman (10,3 Mrd. Dollar) und Oleg Deripaska profitierten ebenfalls von dem Programm.

Jetzt könnte die russische Regierung, die angesichts der weitreichenden internationalen Sanktionen auf Geldmittel angewiesen ist, wieder beschlagnahmte ausländische Vermögenswerte mit einem Abschlag an bevorzugte Investoren veräußern, so Malik. "Ich denke, das ist ein echtes Risiko angesichts der Geschichte Russlands."

China könnte ein Auge auf Russland geworfen haben

Der Kreml könnte solche Auktionen auch für ausländische Akteure öffnen – in der Hoffnung, opportunistische Investoren anzulocken, die einen Weg in den Markt suchen. "Die Auktion könnte Leute aus Ländern anziehen, die vor der Bedrohung westlicher Sanktionen relativ sicher sind", sagt er. Potenzielle Investoren könnten aus China, Indien oder Ländern im Nahen Osten kommen, die Russlands Einmarsch in der Ukraine nicht verurteilt haben.

Besonders China könnte ein großes Interesse an Investitionen in Russland haben, da es in seinen Machtbeziehungen zum Westen mehr Einfluss hat als viele andere Länder, so Malik. Große staatliche Unternehmen würden wahrscheinlich nicht das Risiko eingehen, mit internationalen Sanktionen in Konflikt zu geraten – aber Investoren könnten Holdinggesellschaften gründen, die nur in China und Russland tätig sind und nur dort Handel treiben, um die Beschränkungen zu umgehen.

China scheint bereits nach Möglichkeiten auf dem russischen Markt Ausschau zu halten. Der chinesische Botschafter in Russland, Zhang Hanhui, rief bei einem Treffen mit Geschäftsführern in Moskau am Sonntag dazu auf, die Chancen zu nutzen, die sich durch die "Leere" im Land ergeben würden.

Zhang erwähnte die Sanktionen nicht, sagte den Teilnehmern aber, die internationale Situation sei "komplex" und große Unternehmen stünden vor Problemen bei Lieferketten und Zahlungen. "Dies ist eine Zeit, in der private, kleine und mittlere Unternehmen eine Rolle spielen können", so Zhang

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Krieg gegen Russland: Ukraine kauft 5100 Panzerabwehrwaffen "Matador" aus Deutschland

Die ukrainische Regierung hat bei einem deutschen Waffenhersteller 5100 Panzerabwehrwaffen gekauft, wie die dpa meldet. Zuvor hatten "Welt" und die "Bild"-Zeitung über den Kauf berichtet. Das für die Waffenexportkontrolle zuständige Bundeswirtschaftsministerium wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Hersteller der schultergestützten Waffen vom Typ RGW90 HH "Matador" ist das Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen Burbach. Die Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro trägt die ukrainische Regierung. 2650 der Waffen haben die Ukraine bereits am Samstag erreicht, die restlichen 2450 sollen nach ihrer Fertigstellung bis Ende Mai in wöchentlichen Tranchen geliefert werden.

Bei der Bundeswehr ist die Waffe unter dem Namen "Wirkmittel 90" in Dienst. Dort wirbt man damit, dass die Waffe dank verschiedener Munitionstypen vielseitig einsetzbar sei und auch bis 1200 Meter Entfernung eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit habe.
Die ukrainischen Streitkräfte haben in den vergangenen Wochen verschiedene Waffen aus Deutschland erhalten. Darunter waren 1500 Luftabwehrraketen vom Typ "Strela", 100 Maschinengewehre MG3 und acht Millionen Schuss Munition für Handfeuerwaffen. Außerdem seien weitere Hilfsgüter aus Deutschland für die ukrainischen Streitkräfte im Kriegsgebiet angekommen. Darunter sind 350.000 Esspakete, 50 Fahrzeuge für den medizinischen Transport und Material für die medizinische Versorgung. Aus Bundeswehrbeständen liefert Deutschland der Ukraine zudem mehrere tausend Stück der "Panzerfaust 3".
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„Werde ihn zerstören“: Wütender Putin spricht mit vergiftetem Abramowitsch

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch soll in den vergangenen Tagen eine Notiz des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an Russlands Staatschef Wladimir Putin übergeben haben. Das berichtet die britische Zeitung „The Times“.

Abramowitsch, der die russische Delegation bei den Friedensverhandlungen mit der Ukraine unterstützt, hatte in den vergangenen Wochen sowohl mit Putin als auch mit Selenskyj gesprochen. Laut der „Times“ habe Selenskyj Abramowitsch eine Notiz für Wladimir Putin übergeben.

In der Notiz soll Selenskyj Bedingungen für einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine gestellt haben. Putin soll den Zettel von Abramowitsch bekommen und diesem gesagt haben: „Sagen Sie ihm, dass ich ihn zerstören werde.“ Selenskyj könne einige Pläne haben, aber Russland habe seine eigenen. „Das sind Pläne für den Sieg und die Befreiung unserer Gebiete“, so Putin weiter.

Roman Abramowitsch wegen Vergiftung in den Schlagzeilen

Abramowitsch war am Montag in die Schlagzeilen geraten, nachdem „Wall Street Journal“, „The Guardian“ und das Investigativ-Netzwerk „Bellingcat“ über eine Vergiftung Abramowitschs bei Verhandlungen mit der Ukraine berichtet hatten. Neben dem Besitzes des Premier-League-Klubs FC Chelsea hatten auch zwei Mitglieder der Ukraine über Vergiftungserscheinungen geklagt.

Die Vergiftung soll demnach bereits Anfang März passiert sein, kurz darauf hatte sich Abramowitsch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj getroffen.

Roman Abramowitsch erwägt Verkauf des FC Chelsea

Abramowitsch habe laut dem „Guardian“-Journalisten Shaun Walker für mehrere Stunden sein Augenlicht verloren und wurde in der Türkei behandelt. Beide Seiten hatten sich noch nicht öffentlich zu den Berichten geäußert.

Abramowitsch war nach Beginn des russischen Angriffskriegs von der Europäischen Union und Großbritannien auf die jeweiligen Sanktionslisten gesetzt worden. Der russische Oligarch hatte daraufhin angekündigt, den FC Chelsea zum Verkauf anzubieten.

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Russische Soldatenmutter: "Es ist ein Blutbad"

Der 26-jährige russische Zeitsoldat Jewgenij ist in den ersten Tagen des Kriegs beim Angriff auf den ukrainischen Flugplatz Hostomel bei Kiew umgekommen. Seine Mutter rechtfertigt trotzdem Russlands Vorgehen.

Am 24. Februar begann Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wladimir Putin bezeichnet ihn jedoch als "spezielle Militäroperation im Donbass". Auch russische Soldaten sterben in diesem Krieg. Oftmals wussten sie und ihre Familienangehörigen offenbar bis zuletzt nicht, wohin sie geschickt werden würden.

Seit Kriegsbeginn vor gut einem Monat hat das russische Verteidigungsministerium nur zweimal über Gefallene berichtet. Demnach seien mit Stand vom 25. März 1351 russische Soldaten in der Ukraine getötet worden. In Wirklichkeit könnten es aber zwischen 7000 und 15.000 sein, schreibt die "Washington Post" und beruft sich dabei auf einen hochrangigen NATO-Vertreter. Die russische Zeitung "Komsomolskaja Prawda" meldete am 20. März unter Berufung auf das Verteidigungsministerium 9861 Tote, löschte aber am nächsten Tag den Artikel mit der Begründung, es habe sich um eine Hacker-Attacke gehandelt.

Der russische Zeitsoldat Jewgenij, im Rang eines Oberfeldwebels, starb in den ersten Kriegstagen in der Nähe von Kiew. Der 26-Jährige hatte noch nie an Kampfhandlungen teilgenommen.

Seine Mutter Natalja (Name geändert) hat ihren Sohn verloren - dennoch rechtfertigt sie die russische Invasion in der Ukraine. Allerdings findet Natalja, dass es sich um einen richtigen Krieg und nicht um eine "Spezialoperation" handelt.

Die DW hat sich entschieden, ein Interview mit ihr als Erfahrungsbericht einer Mutter zu veröffentlichen, die ihren Sohn in dem von Russland geführten Krieg gegen die Ukraine verloren hat.

Die Protagonistin des Interviews macht Aussagen über die Ursachen des Krieges, die dem gegenwärtigen Stand der Dinge widersprechen. Aber die DW hat sich entschieden, sie im Text zu belassen. Diese Aussagen beweisen deutlich die langjährige Arbeit der russischen staatlichen Propaganda.

DW: Natalja, wie fühlen Sie sich?

Natalja: Es ist sehr hart, es tut sehr weh. Aber ich kann nichts dafür, keiner wird mir meinen Sohn zurückgeben.

Wie wurde Jewgenij Zeitsoldat?

Unmittelbar nach den Prüfungen 2014 ging er zur Armee. Er kam zu einer Spezialeinheit des Militärnachrichtendienstes GRU. Schon damals bot man ihm einen Vertrag an. Irgendwie habe ich ihn davon abgebracht, schließlich bedeutete dies Einsätze in Krisenherden.

Dann bewarb er sich bei der Polizei und arbeitete währenddessen für einen Sicherheitsdienst. Doch der Job missfiel ihm und er versuchte es dann doch mit jenem Vertrag. Man nahm ihn sofort und uns blieb nur ein Abend zur Verabschiedung. Jewgenij diente in der Nationalgarde. Es gefiel ihm sehr und er wurde Gruppenleiter. Er löste in Moskau Demonstrationen auf.

2017 bekam er einen Sohn. Seine Frau kennt er noch aus der Zeit beim Sicherheitsdienst. Sie zog zu ihm nach Moskau, wo sie heirateten.

Es war Ende Januar, um den 25. und 26. herum. Mein Sohn rief an und sagte, sie würden nach Smolensk geschickt (eine Stadt im Westen Russlands, rund 80 Kilometer von der Grenze mit Belarus Anm. d. Red.) zu Manövern mit Belarus. Ich sagte zu ihm: "Lügst du mich an? Was für Manöver?" Ich recherchierte im Internet und tatsächlich gab es Manöver mit Belarus, die aber vorbei waren. Ich suchte weiter und wollte herausfinden, wo wir Krieg haben. An die Ukraine habe ich nicht einmal gedacht. Erst am nächsten Tag fiel mir ein, dass wir ja in der Ukraine Unruhen haben.

Das heißt, Ihnen war klar, dass Ihr Sohn nicht zu Manövern abkommandiert wird?

Ja. Ich habe Jewgenij gesagt, dass ich nicht dumm sei und nicht glaube, dass er nach Smolensk fahre. Ich recherchierte weiter und mir wurde klar, dass er in die Ukraine fährt.

Ich wollte ihn natürlich davon abbringen. Ich sagte, dass er vielleicht nicht mehr zurückkommen werde. Er antwortete: "Was spinnst Du da?" Ihm war überhaupt nicht bewusst, wohin er geschickt wird. Entweder hat man sie so sehr einer Gehirnwäsche unterzogen, dass sie glaubten, zu Manövern zu fahren, oder er wusste es und konnte sich aber nicht vorstellen, dass es dort so ein Blutbad geben würde. Wahrscheinlich hat das niemand gedacht, nicht einmal Putin selbst.

Hatten Sie danach noch Kontakt?

Er ist am 13. Februar abgefahren. Ich habe ihn noch scherzhaft gefragt, wie ihm Smolensk gefalle und was es zu Essen gebe. Er lachte und sagte, alles sei in Ordnung.

Das letzte Mal meldete er sich am Morgen des 24. Februar, als alles begann. Über WhatsApp eines Kameraden sagte er: "Mama, der Krieg hat begonnen." Ich sagte: "Mein Sohn, ich sehe das im Fernsehen." Er sagte: "Stell Dir vor, eine ganze Kompanie unserer Jungs ist an der Grenze getötet worden." Ich wollte wissen: "Wo bist du?" - "Ich bin in Smolensk, Mama", war die Antwort.

Ich denke, dass er auch dort irgendwo in der Nähe war, denn nur von der Grenze aus konnte er zu jenem Flugplatz (Hostomel bei Kiew - Anm. d. Red.) geflogen sein. Ich sagte: "Mein Sohn, halte durch." Die Antwort war: "Also, tschüss, Mama. Ich habe keine Zeit mehr. Sag meiner Frau, dass alles in Ordnung ist." Ab dann hörten wir bis zum 8. März nichts mehr.

Wie haben Sie diese zwei Wochen ohne Kontakt zu ihm verbracht?

Ich hatte ständig mein Telefon dabei. Tagelang habe ich ferngesehen und im Internet gesucht. Ich dachte, vielleicht werde ich irgendwo sein Gesicht entdecken. Jeden Tag ging ich zur Kirche, zündete eine Kerze für ihn an und bat um Gebete für ihn. Aber er war schon vorher gefallen.

Bereits am 24. Februar war Jewgenij in Hostomel. Er war nicht am 27. Februar umgekommen, wie in der Sterbeurkunde steht, sondern viel früher, vermutlich am Abend oder in der Nacht vom 24. auf den 25. März.

Warum denken Sie das?

Im Internet habe ich gelesen, dass unsere Soldaten am 24. Februar Hostomel eingenommen hatten, woraufhin alle unsere Jungs dorthin geschickt wurden. Dann wurden sie von Kiew aus beschossen. Unsere Jungs wurden umzingelt und niemand kam ihnen zu Hilfe. Sie wurden einen ganzen Tag lang beschossen und bombardiert. Man muss sich das mal vorstellen, ein Flugplatz ist ein offenes Feld.

Schon am 25. Februar nahmen unsere Soldaten Hostomel erneut ein, und am 26. Februar wurde Jewgenij gefunden. Aber informiert wurde ich erst am 8. März. Gegen 13.30 Uhr riefen sie von seiner Einheit an und sagten, mein Sohn sei in einer Schlacht in der Nähe von Rostow (Rostow am Don, eine Stadt im Süden Russlands rund 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze - Anm. d. Red.) umgekommen. Da habe ich fast den Verstand verloren.

In der Nähe von Rostow am Don?

Ich weiß nicht, warum das in dieser Form gemeldet wurde. Vielleicht, weil er im Leichenhaus in Rostow lag und man dort keine verifizierten Informationen hatte.

Haben Sie in den vergangenen Jahren mit Jewgenij über das Thema Ukraine gesprochen?

Um ehrlich zu sein, nein.

Verstehen Sie, warum dieser Krieg begonnen wurde?

Ich denke, wenn nicht wir bombardiert hätten, hätten die Ukrainer uns bombardiert. Es blieb keine andere Wahl. Aber irgendetwas ist schiefgelaufen, womit niemand gerechnet hatte. Jetzt, wo schon so viele Soldaten gefallen sind, kann man nicht mehr aufhören. Man muss weitermachen, bis zum Sieg.

Verstehen Sie, was Russland in der Ukraine macht? Wofür hat Jewgenij gekämpft?

Mein Sohn hat für uns, für Russland und die Russen gekämpft. Damit wir jetzt telefonieren, trinken und essen können. Er ist dort nicht vergeblich gefallen, sondern für uns, damit wir lang und glücklich leben, damit bei uns kein Krieg herrscht, damit auf uns keine Bomben fallen.

In Russland ist es verboten, diesen Konflikt als Krieg zu bezeichnen. Empfinden Sie ihn selbst als Krieg oder als "Spezialoperation"?

Nein, ich sehe das nicht als "Spezialoperation". Das ist ein richtiger Krieg. Mir ist klar, dass man ihn als solchen nicht anerkennen darf, aber es ist ein Krieg. Es ist ein Blutbad.

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Dynamit Nobel Defence: Wer ist die deutsche Firma, bei der die Ukraine jetzt 5000 Panzerfäuste bestellt hat?

Da die Bundesregierung bisher eher zurückhaltend mit Waffenlieferungen an die Ukraine geblieben ist, hat die Regierung in Kiew nun selbst Panzerabwehrwaffen von einem deutschen Waffenhersteller bestellt. Die insgesamt 5100 Waffen vom Typ RGW90 HH „Matador“ kommen vom Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen Burbach, wie die Deutsche Presse-Agentur aus ukrainischen Regierungskreisen erfahren hat. Doch wer steckt eigentlich hinter der Firma? Wir sagen es euch.
Das Werk in Würgendorf wurde 1903 gebaut und 1928 durch die Dynamit AG (DAG) übernommen. Die DAG prägt eine zersplitterte und jahrhundertealte Geschichte. Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf den schwedischen Wissenschaftler und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel, und seine 1865 in Hamburg gegründete Firma zurück. Aus dieser entstand 1876 die Aktiengesellschaft DAG. Bis zum Ersten Weltkrieg stieg die Firma zum größten Pulver- und Munitionsproduzenten im europäischen Raum auf und während des Zweiten Weltkrieges hatte sie beinahe eine Monopolstellung für die Sprengstoffherstellung in Deutschland inne.

Mehrere Jahrzehnte später wurde das Rüstungsunternehmen 2004 schließlich durch den damaligen Mutterkonzern MG Technologies zerschlagen und an die staatliche israelische Rüstungsgesellschaft Rafael verkauft. „Aus der Wehrtechniksparte geht die Dynamit Nobel Defence GmbH (DND) als eigenständiges wehrtechnisches Unternehmen mit Sitz in Burbach hervor“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Alles, was die Produktion für die Verteidigung anbelangt, wurde demnach im gleichen Jahr der Restrukturierung nach Burbach verlegt.

Das mittelständige Unternehmen, das derzeit nur etwas über 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, ist heute Hauptauftragnehmer der Panzerfaust 3 und damit wichtigster Lieferant der deutschen Streitkräfte für Panzerabwehrhandwaffen. Firmen-Angaben zufolge ist die Panzerfaust 3 „bis heute die leistungsfähigste Panzerabwehrhandwaffe für abgesessene Kräfte“. Zu den derzeitigen wehrtechnischen Entwicklungsbereichen gehören Raketen und Raketenmotoren, Gefechtsköpfe, Schutzmodule, rückstoßarme Panzerabwehr-Schulterwaffen und Aerosol-Feuerlöscher. Laut einem Marketing-Video, verfügt das DND-Werk über einen eigenen Schießbunker, in dem die scharfen Waffen „in allen Funktionen“ getestet werden können.

Bei der Lieferung in die Ukraine handelt es sich um Waffen des Typs RGW90 HH „Matador“. Die etwa acht Kilogramm schwere Panzerfaust wirkt gegen gepanzerte Fahrzeuge und hat nach Angaben des Unternehmens nur eine geringe Hitzewirkung nach hinten und kann deswegen auch in beengten Räumen eingesetzt werden. Im Jahre 2009 testeten israelische Soldaten die Waffen zum ersten Mal im Gazastreifen.

Das Würgendorfer Unternehmen bezeichnet sich selbst als „globalen Technologieführer im Bereich ballistischer Schulterwaffen“. Mehr als 20 Streitkräfte weltweit vertrauen nach DND-Angaben auf die Hightech-Waffensysteme aus Nordrhein-Westfalen. Welche das sind, gibt die Firma nicht preis.

Dynamit Nobel sowie das Nachfolgeunternehmen DND standen in der Vergangenheit immer wieder unter heftiger Kritik – nicht zuletzt angesichts der problematischen Verwicklungen im zweiten Weltkrieg, als die DAG teilweise Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge zwangsbeschäftigte. In den frühen 2000ern galten besonders die von ihnen produzierten Minensysteme umstritten. Denn: die Anti-Panzerminen, die das Unternehmen für die Bundeswehr hergestellt hat, stehen im Verdacht auch gegen Personen eingesetzt werden zu können, was gegen die Ottowa-Konvention verstoßen würde – ein völkerrechtlicher Vertrag von 1997 zum Verbot von Antipersonenminen. Noch 1992 warb die Firma laut Taz-Bericht in einer Fachzeitung mit dem Spruch „Dynamit Nobel – Bei Minen die erste Adresse“.

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Spekulationen über Umsturzpläne gegen Putin

Der russische Exil-Oppositionelle Leonid Wolkow hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Ukraine-Krieg eine verheerende Fehlkalkulation bescheinigt. „Putin hat eindeutig seine Amtszeit verkürzt“, sagte Wolkow, ein Vertrauter des in Russland inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Es sei offensichtlich, dass Putin sich beim Ukraine-Krieg „verkalkuliert“ habe und die Invasion des Nachbarlandes zum Scheitern verurteilt sei.

Durch seine Entscheidung für eine Invasion in der Ukraine habe Putin „dramatisch die Wahrscheinlichkeit eines Szenarios verringert, in dem er einfach im Kreml bleibt, bis er stirbt“, so wie der langjährige Staatschef dies „geplant“ habe, sagte Wolkow am Rande des Gipfels für Menschenrechte und Demokratie in Genf.

Zwar sei Putin bisher einigermaßen erfolgreich darin, „sein Propaganda-Narrativ“ zum Ukraine-Krieg über die russischen Staatsmedien zu „verkaufen“, sagte Wolkow. Die russischen Eliten seien aber bereits „sehr unglücklich über die wirtschaftliche Verwüstung, die Opfer, die Restriktionen und Sanktionen“. Er rechne damit, dass „sie über einen Regimewechsel, über einen Wechsel des Systems nachdenken werden“.

Wolkow appellierte an die internationale Gemeinschaft, in Kontakt zum „inneren Zirkel Putins“ zu treten, „um ihnen einige Sicherheitsgarantien vorzuschlagen für den Fall, dass sie entscheiden, die Seiten zu wechseln“.

Der IT-Experte Wolkow ist einer der wichtigsten Vertrauten des prominenten Kreml-Kritikers Nawalny, der seit Anfang des vergangenen Jahres in einem Straflager östlich von Moskau inhaftiert ist. Auf Nawalny war im August 2020 in Russland ein Giftanschlag verübt worden, für den er Putin verantwortlich macht. Der Kreml weist den Vorwurf zurück.

Er sei zuversichtlich, dass ein politischer Wechsel in Moskau Freiheit für Nawalny bedeuten würde, sagte Wolkow. „Nawalny ist der persönliche politische Gefangene Putins“, sagte er. „Es ist allein an Putin zu entscheiden, ob er ihn im Gefängnis oder frei lässt.“

Für zusätzlichen Druck im Inneren des russischen Regimes könnte auch die immer klarere Beweislage im Falle der Gräueltaten von Butscha – dort wurden Hunderte Leichen gefunden, einige mit gefesselten Hände – und in anderen Orten der Ukraine sorgen. Satelliten- und Drohnenaufnahmen liefern recht eindeutige Belege für die russische Urheberschaft dieser Kriegsverbrechen. Moskau weist die Verantwortung dafür nach wie vor von sich.

Versuche der Vertuschung durch russische Truppen

Moskau werde jedoch der Verantwortung für Taten russischer Einheiten in der Ukraine nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht entkommen. Dies gehe schon aufgrund der hohen Zahl an in dem Krieg getöteten Ukrainerinnen und Ukrainern nicht, sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft, die in der Nacht zu Donnerstag veröffentlicht wurde.

Daran ändere auch eine neue Taktik der Besatzer nichts. Diese versuchten nun, in den von russischen Truppen besetzten Gebieten getötete Menschen von den Straßen und aus den Kellern zu entfernen. „Dies ist nur ein Versuch, die Beweise zu verstecken und nichts weiter.“ Damit sollten die internationalen Ermittlungen behindert werden.

Es scheine, dass die russische Führung wirklich Angst habe, „dass sich die weltweite Wut über das, was in Butscha gesehen wurde, nach dem, was in anderen Städten gesehen wurde, wiederholen würde“ An die russischen Bürger gewandt sagte er: „Wenn Sie sich auch nur ein bisschen dafür schämen, was das russische Militär in der Ukraine tut, dann ist dies für diese russischen Bürger ein Schlüsselmoment: Sie müssen ein Ende des Krieges fordern – einfach fordern.“.

Zudem berichtete Selenskyj von Tausenden Vermissten. Für deren Verbleib gebe es nur zwei Möglichkeiten – sie seien entweder nach Russland deportiert oder getötet worden, sagte Selenskyj.

Unterdessen sind in einer Garage im Kiewer Vorort Hostomel nach ukrainischen Angaben elf weitere Leichen gefunden worden. Die Polizei habe diese am Mittwoch entdeckt, berichtete die ukrainische Internetzeitung „Ukrajinska Prawda“ in der Nacht zu Donnerstag und berief sich auf einen Telegram-Eintrag des ehemaligen Innenministers Arsen Awakow. Demnach soll es sich bei den Getöteten um Zivilisten handeln. Sie sollen von russischen Soldaten getötet worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Das nordwestlich der Hauptstadt Kiew gelegene Hostomel mit dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der Großteil der ursprünglich 16.000 Einwohner floh. Vor wenigen Tagen haben ukrainische Truppen wieder die Kontrolle in Hostomel, wie auch in den Nachbarorten Butscha und Irpin übernommen. Erst am Dienstag hatte der Chef der lokalen Militärverwaltung erklärt, dass man rund 400 Bewohner von Hostomel vermisse und die Behörden nun Keller inspizieren wollten.

Angst vor neuen Angriffen auf den Osten des Landes

Währenddessen wächst die Furcht, dass die russischen Truppen, die aus der Umgebung von Kiew abgezogen wurden, nun ihre Angriffe auf den Osten des Lands verstärken werden. Moskau baue weiter Kampfkraft auf, um seine Ambitionen im Donbass im Osten des Landes zu verwirklichen, sagte Selenskyj. Russische Einheiten bereiteten sich auf die Wiederaufnahme von Offensiven dort vor.

Aus US-Verteidigungskreisen verlautete ebenfalls, Russland habe alle seine schätzungsweise 24 000 oder mehr Soldaten aus der Gegend um Kiew und Tschernihiw im Norden der Ukraine abgezogen und nach Belarus oder Russland geschickt, damit sie sich reorganisieren.

Von westlicher Seite hieß es allerdings auch, die aufgeriebenen russischen Truppen benötigten nach Einschätzung von Geheimdiensten bis zu einem Monat, um sich für einen größeren Vorstoß auf den Osten der Ukraine neu zu formieren.

Dennoch ist die Kleinstadt Losowa im Gebiet Charkiw bereits von russischen Truppen mit Raketen beschossen worden. Das teilte der Bürgermeister von Losowa, Serhij Selenskyj, in einem auf Telegram veröffentlichten Video am Mittwochabend mit. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben, sagte Selenskyj weiter. Genauere Angaben zu den Zielen des Beschusses gab es nicht.

Quelle: Infografik WELT

Der Bürgermeister hatte vor drei Tagen die Einwohner der 55.000-Einwohner-Stadt dazu aufgerufen, diese zu verlassen. Lokalen Medienberichten zufolge sind binnen zwei Tagen rund 10.000 Menschen aus der Stadt evakuiert worden. Sie ist vor allem wegen ihres Eisenbahnknotens von Bedeutung.

Auch der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kirilenko, berichtete auf Facebook, dass die Menschen den Aufrufen der Behörden Folge leisten: Die Evakuierungsroute „wird mehr genutzt“ .In der 15.000-Einwohner-Stadt Wugledar südwestlich von Donezk waren nach Angaben der Regionalbehörden vier Zivilisten bei der Bombardierung eines Zentrums zur Verteilung von Hilfsgütern getötet und vier weitere verletzt.

Im nördlich gelegenen Charkiw versucht der Bürgermeister die Menschen dagegen zu beruhigen. Weder er noch das Militär hielten es momentan für notwendig, eine zentralisierte Evakuierung aus der zweitgrößten Stadt des Landes durchzuführen, sagte Ihor Terechow in einer am Mittwochabend auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft.

Der Aufruf zu einer Evakuierung treffe aber im Gebiet Charkiw auf die Bezirke Losowa und Barwinkowe zu, sagte er weiter. Dort erwarteten Militärs eine Zuspitzung der militärischen Situation. Die Stadt Charkiw sei dagegen gut mit Waffen ausgestattet und zur Verteidigung bereit, sagte der Bürgermeister weiter. Ob jemand angesichts des andauernden Beschusses die Stadt verlassen wolle, sei die Entscheidung jedes Einzelnen.

Charkiw hatte vor dem Krieg rund 1,5 Millionen Einwohner. Angaben der Gebietsverwaltung zufolge hat ein großer Teil der Bewohner bereits in den ersten Kriegswochen die Stadt und einige auch die Region verlassen. Charkiw wird seit Beginn der russischen Invasion Ende Februar fast ununterbrochen aus der Luft und mit Artillerie angegriffen.

Am Mittwoch hatte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk aus Sorge vor einer neuen russischen Offensive im Osten des Landes die Menschen in den Gebieten Luhansk, Donezk und Charkiw zur Flucht aufgerufen.

Quelle: Infografik WELT/Beate Nowak

In der seit einem Monat von russischen Truppen eingekesselten ukrainischen Stadt Mariupol sind nach Angaben des Bürgermeisters bisher mehr als 5000 Zivilisten getötet worden. 210 der Toten seien Kinder, sagte Wadym Boitschenko am Mittwoch. Die russischen Truppen hätten Krankenhäuser bombardiert; in einem von ihnen seien 50 Menschen verbrannt. Mehr als 90 Prozent der städtischen Infrastruktur sei von russischem Beschuss zerstört worden.

Nach Erkenntnissen des britischen Verteidigungsministeriums sitzen in der Stadt 160.000 Menschen fest. Vor dem Krieg hatte Mariupol 430 000 Einwohner. Ein vom Roten Kreuz begleiteter Konvoi mit Hilfsgütern versucht seit Freitag erfolglos, in die Stadt zu gelangen. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gelang es dem Team aber, etwa 1000 Zivilisten, denen selbst die Flucht von Mariupol ins 84 Kilometer westlich gelegene Berdjansk gelang, am Mittwoch sicher nach Saporischschja zu begleiten.

Das russische Militär belagert die strategisch wichtige Hafenstadt am Asowschen Meer. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Energie ist unterbrochen, die Stadt liegt unter Dauerbeschuss. Mit einer Einnahme von Mariupol würde sich Russland eine durchgehende Landverbindung zur Halbinsel Krim sichern, die Moskau 2014 von der Ukraine annektierte.

Insgesamt sind nach ukrainischen Angaben am Mittwoch fast 5000 Menschen aus Kampfgebieten evakuiert worden. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sagte, 1171 Flüchtende hätten die umkämpfte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer verlassen und 2515 weitere die Städte Berdjansk und Melitopol sowie andere Gebiete im Süden. Zudem seien 1206 Menschen aus der östlichen Region Luhansk evakuiert worden.

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Der Mythos von Russlands Elitetruppen wird in der Ukraine entzaubert

Es war ein Triumph, als Major Sergei Krylow am 19. Januar vor die Kameras des russischen Staatsfernsehens trat. «Mission erfüllt» stand in grossen Lettern auf den Bildschirmen: Erfolgreich kehrten Russlands Luftlandetruppen von ihrer Operation im benachbarten Kasachstan zurück. Innerhalb weniger Tage hatten sie Entscheidendes dazu beigetragen, den Volksaufstand gegen das dortige Regime zu ersticken. Die Luftlandetruppen, in denen Krylow diente, wurden damit ihrem Ruf einer schlagkräftigen Eingreifarmee gerecht.

Doch dieses Bild hat seither schwer gelitten. Weniger als einen Monat nach der Rückkehr aus Kasachstan wurde ein Grossteil der Luftlandetruppen zum Krieg in die Ukraine geschickt. Für viele erwies sich dies als Himmelfahrtskommando. Major Krylow ist tot, ebenso wie ein halbes Dutzend weiterer höherer Offiziere seiner Einheit, des 331. Fallschirmjägerregiments.

Verheerende Verluste bei Kiew

In russischen Todesanzeigen der vergangenen Wochen tauchen auffallend viele «Desantniki» auf, wie man in Russland die Angehörigen dieser Teilstreitkraft nennt. Bilder von zerschossenen und ausgebrannten Luftlandepanzern in den Vororten von Kiew lassen erahnen, dass die einst gefürchtete Speerspitze des russischen Militärs bei ihrem Vorstoss zur ukrainischen Hauptstadt entsetzliche Verluste erlitten hat. Die Website Oryx, die fotografisch erfasstes Kriegsgerät der beiden Konfliktparteien auflistet, dokumentiert 152 gepanzerte Fahrzeuge der Luftlandetruppen, die zerstört oder von den Ukrainern erbeutet wurden.

Mit einer solchen Anzahl, zu der wohl eine erhebliche Dunkelziffer hinzukommt, liesse sich fast eine ganze Brigade ausrüsten. Auch aus anderen Quellen geht hervor, dass manche Einheiten nicht mehr einsetzbar sind, darunter das erwähnte 331. Regiment.

Dabei handelt es sich nicht um irgendeine gewöhnliche Einheit. Die «331er» aus Kostroma zählten innerhalb der Luftlandetruppen zu den Besten und durften diese Teilstreitkraft regelmässig an Paraden auf dem Roten Platz in Moskau repräsentieren. Über die Jahrzehnte hatten sie an zahlreichen Militäroperationen teilgenommen, darunter in beiden Tschetschenienkriegen, in Bosnien und Kosovo, in Georgien und 2014 bei der Besetzung des Donbass. Es handelt sich fast ausschliesslich um «Kontraktniki», also um auf Zeit verpflichtete Berufssoldaten.

Trotz der schwierigen Informationslage lässt sich rekonstruieren, was zu der verblüffenden Niederlage der Luftlandetruppen beigetragen hat. Ein Teil der Erklärung liegt darin, dass dieser militärischen Elite nicht zuletzt ihr eigener Mythos zum Verhängnis geworden ist. Die Desantniki – das Wort kommt vom französischen «descente» (Sinkflug) – preisen sich als furchtlose, wild entschlossene Kerle an. Propagandavideos zeigen jeweils Muskelprotze mit stählernem Blick und mit Kieferknochen wie Granitblöcke.

Die himmelblauen Bérets und die keck zur Schau getragenen weiss-blau gestreiften Leibchen geben den Desantniki erst recht ein verwegenes Aussehen. Ein populäres Werbelied besingt sie als unbesiegbare Kraft, die «wie ein Sturzregen» niedersaust und «wie ein Wirbelwind» über den Gegner herfällt.

Doch genau dies – die Fähigkeit zu blitzartigen Attacken – verleitete Moskau zu einer fatalen Fehlplanung. Die Kremlführung um Präsident Putin und die Generalität waren offenbar überzeugt davon, dass man Kiew handstreichartig einnehmen könne. Entsprechend wiesen sie den Desantniki eine Schlüsselrolle zu.

Die Funktion von Luftlandetruppen besteht darin, mit überraschenden Vorstössen hinter die feindlichen Linien strategische Objekte zu besetzen. Damit können sie den Bodentruppen den Weg bereiten. Solche Angriffe müssen nicht zwingend aus der Luft erfolgen, also per Fallschirmabsprung oder mit Helikoptern. Auch eine Eilverlegung auf Strassen ist möglich.

Doch die hohe Mobilität geht auf Kosten der Sicherheit. Die Desantniki sind relativ leicht bewaffnet; sie schiessen sich nicht, wie man dies an anderen Frontabschnitten beobachten kann, mit Artillerie Haus um Haus eine Schneise in die gegnerischen Linien. Ihre Panzerfahrzeuge, die einen Abwurf per Fallschirm aus Transportflugzeugen überstehen müssen, sind leichter gebaut als die Schützenpanzer der Infanterie. Im Kampf gegen einen gut vorbereiteten, entschlossenen Gegner wie die Ukrainer wird dies sofort zu einem Problem.

Mehrere Helikopter abgeschossen

Am Morgen des 24. Februar beobachteten Einwohner des Kiewer Vororts Hostomel, wie sich im Tiefflug mehr als 20 russische Kampfhelikopter näherten. Ihr Ziel war der Antonow-Flughafen. Nur 10 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt, bot er sich als Stützpunkt für die weitere Offensive gegen Kiew an. Doch die Überraschung gelang nur halb – offenbar auch deshalb, weil der amerikanische Geheimdienst CIA von dem Plan erfahren und das ukrainische Militär gewarnt hatte.

Die Russen konnten den Flughafen zwar einnehmen, aber sie verloren dabei laut dem Militärexperten Rob Lee mindestens fünf Helikopter. Ihre Kräfte waren zu schwach, um das Rollfeld dauerhaft abzusichern und für den Anflug grosser Transportmaschinen nutzbar zu machen. Russland fehlte damit die erhoffte Basis, und es gelang nie, genügend Truppen in die Nähe Kiews zu bringen.

Trümmerfelder auf dem Flughafenareal, darunter Überreste von Helikoptern und die Skelette von drei Dutzend Fahrzeugen der Desantniki, zeugen von den schweren russischen Verlusten bei der Schlacht um dieses strategisch wichtige Objekt. Bei Hostomel soll auch der erste russische General umgekommen sein, dessen Tod Moskau offiziell bestätigte: Generalmajor Andrei Suchowezki hatte die 7. Luftlandedivision kommandiert und fiel angeblich einem Scharfschützen zum Opfer.

Der Misserfolg auf dem Antonow-Flughafen blieb nicht die einzige Niederlage der Luftlandetruppen im Kampf um Kiew. Auf dem Landweg fuhren gleichzeitig mehrere tausend Desantniki von Weissrussland bis in die westlichen Vororte der Hauptstadt.

Durch die ukrainische Gegenwehr erlitten sie jedoch vielerorts Verluste. Das untenstehende Video mit zerstörten Fahrzeugen der Luftlandetruppen zeugt von einem gescheiterten Versuch einer Flussüberquerung im nordwestlichen Umland von Kiew:

Terrorisierung von Zivilisten in Butscha

Bemerkenswert ist die Aussage des 26-jährigen Gefreiten Timofei Bobow, der in Kriegsgefangenschaft geriet und später vor der Kamera Auskunft gab: «Unser Kommandant sagte uns vor der Abfahrt, das Hauptziel bestehe darin, zu verhindern, dass Amerika Atomraketen in der Ukraine aufstelle.» Bis dahin hatte die Einheit geglaubt, sie nehme an einer Militärübung teil.

Bobow, ein Hobbyboxer und Familienvater, der sich vor dem Krieg auch als Video-Blogger versuchte, hatte erst wenige Monate zuvor bei den Desantniki angeheuert, zum Geldverdienen und «zum Boxtraining». Sein Luftlanderegiment erreichte nach ein paar Tagen die Stadt Butscha. Dort gerieten sie aber immer wieder in Hinterhalte. Laut Bobow kam der Befehl, in einem grossen Wohnblock sämtliche Türen aufzubrechen und die Einwohner in den Keller zu führen. Das habe man als Massnahme zum Schutz der Zivilbevölkerung dargestellt.

Die Anwesenheit von Luftlandetruppen in dem zu trauriger Berühmtheit gelangten Ort ist durch zahlreiche weitere Hinweise belegt. Der nur von den Desantniki genutzte Typ von Schützenpanzern taucht in mehreren Videos aus Butscha auf. Auch der Tod eines Kompaniekommandanten von Bobows Regiment in Butscha am 11. März bestätigt den dortigen Einsatz. Damit stehen die betreffenden Einheiten unter dem Verdacht, sich an den Greueltaten in Butscha beteiligt zu haben.

In Russland selber erfährt die Öffentlichkeit kaum etwas davon. Die 76. Luftlandedivision aus Pskow verbreitet auf VK – dem russischen Pendant von Facebook – ein Märchen, das den Einsatz der Desantniki weiter verherrlicht und den Lesern die brutale Kriegsrealität vorenthält. Sie veröffentlichte selbst noch am Donnerstag Aufnahmen aus dem Umland von Kiew, als seien ihre Truppen dort noch immer heldenhaft im Einsatz. Dabei ist ihr Rückzug schon vor mehr als fünf Tagen erfolgt.

«Wann ist dieser Blutsauger endlich satt?»

Gleichwohl sind russische soziale Netzwerke eine aufschlussreiche Quelle. Oft werden Todesfälle in Armeekreisen nur auf diesem Weg bekannt. Tief blicken lassen auch die patriotischen Ergüsse vieler Nutzer. Dann und wann wagt sich allerdings jemand mit einer kritischen Bemerkung hervor. Den Tod eines Fallschirmjägers (und landesweit erfolgreichen früheren Biathleten) kommentierte ein Mann namens Wladimir Antipow am Mittwoch mit den Worten: «Ein junger Mann, der das Leben noch vor sich hatte. Politiker entfesseln Kriege, aber warum nehmen sie nicht selber daran teil? Weil es ihnen egal ist.»

Auf einen anderen Todesfall reagierte eine junge Frau auf VK mit dem Kommentar: «So viele Jungs werden in den Untergrund getrieben. Wann ist dieser Blutsauger endlich satt?» Wen sie damit meinte, war unschwer zu erraten. Als sie jemand mit einem patriotischen Wortschwall zurechtwies, liess sie nicht locker: «Von den Machthabern schickte niemand seine Kinder in den Krieg, und keiner wird das je tun.»