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So viel Rente erhalten die Deutschen im Durchschnitt

So viel Rente erhalten die Deutschen im Durchschnitt

Für viele Seniorinnen und Senioren reicht die Rente kaum zum Leben. Doch wie viel Geld erhalten die Deutschen eigentlich im Durchschnitt?

Frankfurt – Für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bedeutet der Eintritt in die Rente vor allem eins: Altersarmut. Nach Angaben des Bundessozialministeriums stehen jeder fünften Rente beziehenden Person monatlich weniger als 500 Euro zur Verfügung.  Hinzu kommen neben den Folgen der Corona-Pandemie auch noch steigende Kosten für Strom und Gas, berichtet fr.de

Doch wie viel Geld haben deutsche Rentner und Rentnerinnen im Durchschnitt monatlich zur Verfügung? Alles Wissenswerte im Überblick.

Rente: So viel Geld gibt es durchschnittlich im Monat

Die Deutsche Rentenversicherung zahlte im Jahr 2021 nach eigenen Angaben rund 858.000 Renten wegen Alters aus, darunter auch Altersrenten für langjährig Versicherte. Etwa 700.000 Renten wurden in den alten Bundesländern ausgezahlt, knapp 158.000 in den neuen.

So viel Rente erhalten die Deutschen im Durchschnitt

So viel Rente erhalten die Deutschen im Durchschnitt© Bereitgestellt von Merkur

Foto © Michael Gstettenbauer/imago

Unterschiede bei der monatlichen Zahlung ließen sich vor allem zwischen Frauen und Männern erfassen. Aber auch zwischen den alten und den neuen Bundesländern zeigten sich deutliche Verschiebungen. Der Rentenbetrag ist dabei abzüglich des Beitrags zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zu verstehen.

Durchschnittliche Rente von Frauen/Männern im Jahr 2021
Alte Bundesländer 809 Euro/1218 Euro
Neue Bundesländer 1070 Euro/1141 Euro
Statistik der Deutschen Rentenversicherung (Stand: 30. Juni 2022)

Rente: Besonders langjährig Versicherte erhalten deutlich mehr

Wie aus der Statistik der Deutschen Rentenversicherung außerdem hervorgeht, erhielten 2021 besonders langjährig Versicherte deutlich mehr Geld. Männer bekamen in den alten Bundesländern nach 45 Beitragsjahren durchschnittlich 1664 Euro, Frauen 1220 Euro. In den neuen dagegen erhielten Männer im Schnitt 1350 Euro und Frauen 1286 Euro.

Dabei erreichten bei Weitem nicht alle Versicherten die 45 Beitragsjahre. Vor allem Frauen und Männer aus den alten Bundesländern lagen im Jahr 2021 durchschnittlich am weitesten davon entfernt. Auf so viele Beitragsjahre kamen Frauen und Männer laut Deutscher Rentenversicherung:

Geschlecht Beitragsjahre im Durschnitt (2021)
Männer (alte Bundesländer) 40,68 Jahre
Frauen (alte Bundesländer) 28,59 Jahre
Männer (neue Bundesländer) 44,39 Jahre
Frauen (neue Bundesländer) 41,63 Jahre
Statistik der Deutschen Rentenversicherung (Stand: 30. Juni 2022)

Frauen bekommen im Schnitt weniger Rente – Was dahinter steckt

Der Unterschied, dass Frauen – sowohl in West als auch in Ost – im Schnitt weniger Rente bekommen und kürzere Beitragszeiten haben, ist Gegenstand vieler Untersuchungen. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Familiengründung der Haupteinflussfaktor für den Unterschied bei der Rente ist, wenn auch nicht der einzige“, erklärte Ökonomin Alexandra Niessen-Ruenzi dazu gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Aber auch die Berufswahl sei entscheidend. „So wählen Frauen häufiger soziale Berufe, was durch die schlechtere Bezahlung dieser Berufe dazu führt, dass sie weniger Rentenansprüche als Männer erwerben“, sagte die Expertin im Interview. Ein Grund sei auch, dass Frauen nach der Elternzeit oft in Teilzeitmodellen arbeiten würden und dadurch schlechtere Aufstiegschancen hätten.

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Transfer-Zahlungen in den Osten - Die Renten-Schieflage dürfte Westdeutschen nicht gefallen

Noch immer werden die Renten der Menschen in Ostdeutschland massiv aus den alten Ländern finanziert. Ein Blick in die Zahlen zeigt: Bis 2036 werden die Ausgaben im Osten die Einnahmen um 366,2 Milliarden Euro übersteigen.

imago images/Kirchner-Media

imago images/Kirchner-Media© imago images/Kirchner-Media

Die Renten der Menschen in Ostdeutschland werden noch immer stark durch Beitragszahler aus dem Westen finanziert. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, waren die Rentenkassen im Osten seit 1990 noch nie im positiven Bereich. Und es werde auch noch lange so bleiben, schreibt das Blatt.

Denn: Bis 2036 sollen die Ausgaben für die Renten in Ostdeutschland die Einnahmen der Rentenkasse dort um 366,2 Milliarden Euro übersteigen. Alleine im Jahr 2026 werden den Rentenkassen im Osten wohl 28,8 Milliarden Euro fehlen.

Ostdeutsche gehen deutlich früher in Rente

Wie die „Bild“-Zeitung weiter berichtet, gehen Rentner im Osten durchschnittlich deutlich früher in den Ruhestand als im Westen. Bei Frauen sei es im Schnitt ein halbes Jahr. Die hohen Kosten der Frühverrentung sind insgesamt ein großer Faktor bei der aktuellen Debatte um eine Reform des Renteneintrittsalters.

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Auch wegen höherer Sterblichkeit durch Corona: Rentenversicherung mit hohem Überschuss

Die Kassenlage der Rentenversicherung ist besser als erwartet, so Präsidentin Gundula Roßbach.

Die Kassenlage der Rentenversicherung ist besser als erwartet, so Präsidentin Gundula Roßbach.© picture alliance / Bildagentur-online/Joko | Bildagentur-online/Joko
Die Kassenlage der Rentenversicherung ist besser als erwartet, so Präsidentin Gundula Roßbach.

Die gesetzliche Rentenversicherung erwartet zum Jahresende einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro. Das sagte die Präsidentin der Rentenversicherung, Gundula Roßbach, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Vor einem Jahr war noch ein Defizit von 6,5 Milliarden Euro vorhergesagt worden." Doch trotz mehrfacher Krisen sei der Arbeitsmarkt in Deutschland stabil. "Dementsprechend haben wir eine gute Einnahmelage", sagte Roßbach. "Wir erleben einen Anstieg bei den Pflichtbeiträgen von Januar bis November von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum." Das stimme sehr positiv.

"Die Ausgaben waren etwas geringer als noch vor einem Jahr geschätzt", sagte Roßbach weiter. So gebe es nach Informationen des Statistischen Bundesamtes einen langsameren Anstieg der Lebenserwartung, was sich auch auf die Rentenausgaben auswirke. "Ein Grund ist aktuell auch die Corona-Pandemie, die zu einem Anstieg der Sterblichkeit gerade bei älteren Menschen geführt hat." Der Haushalt der Rentenversicherung liege aktuell bei mehr als 350 Milliarden Euro.

Neben den Bundesmitteln wird die Rente vor allem aus den Beiträgen auf Einkommen von Beschäftigten finanziert. Angesichts der guten Finanzlage rechnet Roßbach bis 2026 mit einem konstanten Beitragssatz von 18,6 Prozent. Laut Rentenversicherungsbericht werde es bis 2030 einen Anstieg auf circa 20,2 Prozent geben. "Das ist deutlich geringer als das, was in der Vergangenheit geschätzt wurde", sagte sie. Die Rentenpräsidentin erklärte die positive Entwicklung auch mit der "erheblichen Zuwanderung, die wir in den vergangenen Jahren verzeichnen konnten." Der Arbeitsmarkt in Deutschland sei trotz der aktuellen Krisen stabil.

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Gesetzliche Rentenversicherung: Schluss mit der Umverteilung von arm nach reich

Gutverdiener haben oft mehr von der gesetzlichen Rente. Eine Reform ist dringend nötig. Einige der aktuellen Vorschläge gehen jedoch in die völlig falsche Richtung.

Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat tiefgreifende Reformen der gesetzlichen Rente vorgeschlagen und damit Aufsehen erregt. Schnitzer bezog sich auf einen älteren Bericht des Sachverständigenrats der Bundesregierung. Sie hat recht damit, dass die gesetzliche Rente reformiert werden sollte. Jedoch sind die meisten Vorschläge der Wirtschaftsweisen für eine Rentenreform nicht zielführend. Sie würden viele Probleme sogar verschärfen. Erforderlich sind andere Reformen.

Schnitzer plädiert zuerst für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf perspektivisch 70 Jahre. So soll mit jedem Anstieg der Lebenserwartung um ein Jahr die Lebensarbeitszeit um acht Monate steigen. Dieser Vorschlag klingt erst einmal überzeugend, denn eine steigende Lebenserwartung bedeutet eine längere Zeit in Rente und damit höhere Kosten für die gesetzliche Rentenversicherung, die auf mehr Schultern verteilt werden sollen, indem die Lebensarbeitszeit steigt. Es gibt jedoch einen entscheidenden Haken: Ein höheres Renteneintrittsalter führt dazu, dass mehr Menschen frühzeitiger aus dem Arbeitsleben ausscheiden und die Erwerbstätigkeit abnimmt, zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Mit anderen Worten: Es können schlichtweg viele Menschen aus gesundheitlichen Gründen nicht bis 67, geschweige denn bis 70 arbeiten.

Es gibt bessere Lösungen

Die Betroffenen sind überproportional Menschen mit geringen Einkommen und mit niedrigen Rentenansprüchen, sodass ein Anstieg des Renteneintrittsalters zu mehr Ungleichheit bei der gesetzlichen Rente führt und die Altersarmut befördert. Zudem würde eine Erhöhung somit nicht zwingend zu mehr Nettoeinnahmen führen. Der klügere Weg wäre daher, das Renteneintrittsalters zu flexibilisieren und Hürden für einen späteren Renteneintritt für diejenigen Menschen abzubauen, die länger arbeiten wollen und können. Dies wäre nicht nur eine gerechtere, sondern auch eine ökonomisch und finanziell bessere Option.

An zweiter Stelle schlägt die Wirtschaftsweise Schnitzer eine Erhöhung der Rentenbeiträge vor. Diese Erhöhung solle möglichst bald geschehen, sodass die Babyboomer, die in Zukunft das Rentensystem besonders belasten werden, sich zumindest teilweise an diesen höheren Kosten beteiligen. Als drittes Element sollen die Rentenansprüche für hohe Renten reduziert werden. Auch diese Ideen klingen erst einmal plausibel, haben aber entscheidende Nachteile. Deutschland hat schon heute eine der höchsten Quoten von Sozialabgaben unter allen Industrieländern. Noch höhere Abgaben für die gesetzliche Rente würde vor allem Menschen mit geringen Einkommen hart treffen, in Zeiten, in denen die Inflation Löhne und Einkommen ohnehin schon schmälert.

Es gibt bessere Lösungen, um die gesetzliche Rente ausgewogener und gerechter zu gestalten. Dazu gehört nicht nur, die Beitragsbemessungsgrenze zu erhöhen und Selbstständige und Beamte stärker in die gesetzliche Rente einzubeziehen. Die wichtigste Reform ist eine neue, bessere Definition des Äquivalenzprinzips. Das besagt, dass jeder Euro an Beiträgen den gleichen finanziellen Anspruch an monatlichen Rentenzahlungen erzielt. Dies klingt ausgewogen und gerecht, ist es aber nicht. Denn Menschen mit geringen Einkommen haben nach Renteneintritt eine fünf bis sieben Jahre geringere Lebenserwartung als Menschen mit hohen Einkommen. Damit die deutsche gesetzliche Rente eine Umverteilung von unten nach oben, von arm zu reich.

Eine neue Definition des Äquivalenzprinzips sollte beinhalten, dass Menschen mit geringem Lohn für jeden eingezahlten Euro mehr Ansprüche erzielen als Gutverdiener. Dies ist keine revolutionäre Idee. Im Gegenteil, die meisten Industrieländer machen bereits genau das: Sie sichern Menschen mit geringen Einkommen und geringen Ansprüchen proportional besser ab als Menschen mit hohem Einkommen.

Der vierte Punkt der Vorsitzenden des Sachverständigenrats ist es, die Rentenerhöhungen in Zukunft geringer ausfallen zu lassen als die Lohnerhöhungen der Beschäftigten. Damit sollen die Einnahmen über Beitragszahlungen nicht mehr langsamer wachsen als der Anstieg der Rentenzahlungen durch die Zunahme der Rentnerinnen und Rentner. Dieser Vorschlag wäre sozialer Sprengstoff, da er nicht nur gegen das Verständnis vieler von Generationengerechtigkeit verstößt, sondern vor allem die Altersarmut stärker steigen lassen würde, als dies ohnehin der Fall sein wird.

Die beste Absicherung sind gute Löhne

Eine kluge Rentenreform in Deutschland sollte zwei weitere Elemente enthalten. Zum einen sollten Menschen mit geringen und mittleren Einkommen stärker bei den Reformen der betrieblichen oder privaten Vorsorge berücksichtigt werden. Finanzminister Christian Lindner hat eine richtige Reform auf den Weg gebracht, indem er eine kapitalgedeckte, private Vorsorge schaffen will. Die Realität ist jedoch, dass viele Menschen mit geringen Einkommen schlichtweg nicht sparen können um Geld in eine zusätzliche, private Vorsorge stecken zu können. Daher sollte der Staat Menschen mit geringen Löhnen und Einkommen bei der privaten Vorsorge deutlich unterstützen und gleichzeitig kluge Anreize zum privaten Sparen setzen. Die von der Koalition geplante Aktienrücklage für die gesetzliche Rente, bei der ein Teil der Beiträge in Aktien angelegt und somit künftige Rentenzahlungen etwas stärken kann, ist eine kluge Initiative – auch wenn ein solcher Schritt für die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte allein viel zu gering sein dürfte, um das Rentenniveau merklich verbessern zu können.

Außerdem muss die Politik Hürden aus dem Weg räumen und den Arbeitsmarkt reformieren, sodass es weniger prekäre Beschäftigung und mehr Beschäftigung und Einkommen gibt. Die wichtigste Reform, um die gesetzliche Rente zu stärken, hat also nichts direkt mit dem gesetzlichen Rentensystem zu tun, sondern mit dem Arbeitsmarkt. Der beste Weg, um Menschen im Alter besser abzusichern und die Altersarmut zu minimieren, sind gute Löhne und Einkommen und eine durchgehende oder zumindest möglichst lange Beschäftigung. Hier liegt das größte Problem, denn viele Menschen haben unterbrochene Erwerbsbiografien oder arbeiten in Teilzeit und zu geringem Lohn, um ausreichende Ansprüche an die gesetzliche Rente stellen zu können.

Eine Reform der gesetzlichen Rente in Deutschland ist richtig und sinnvoll, vor allem um die Absicherung von Menschen mit mittleren und geringen Einkommen, die nicht ausreichend private Ersparnisse bilden können, im Alter zu verbessern – auch wenn die Aussichten der gesetzlichen Rentenversicherung sich erheblich verbessert haben und der Beitragssatz wohl erst 2027 steigen wird. Die Größe der Reform hängt auch davon ab, wie es Deutschland gelingt, sich für Zuwanderung zu öffnen und Frauen bessere Chancen im Arbeitsmarkt zu geben. Die Vorschläge des Sachverständigenrats wären jedoch wenig zielführend. Kluge Reformen liegen auf der Hand, erfordern aber den politischen Willen, diese umzusetzen. Denn in diesen Krisenzeiten hört niemand gerne, dass er oder sie den Gürtel noch enger schnallen solle.

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Rentensystem steht unter Druck: Drastische Forderung - „Rentner müssen auf Geld verzichten“

Rentensystem steht unter Druck: Drastische Forderung - „Rentner müssen auf Geld verzichten“

In Deutschland wird die Rente immer wieder heiß diskutiert. Eine Stiftung will in Bezug auf die Rente mit konkreten Forderungen, die Zukunft jüngerer Generationen schützen.

Berlin – In Deutschland steht Arbeitnehmenden am Ende ihres Arbeitslebens eine Rente zu. Möglich macht das die Deutsche Rentenversicherung. Durch den demografischen Wandel gerät die Renten-Kasse jedoch immer weiter unter Druck.

Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen – kurz SRzG – fordert deshalb ein Umdenken in der deutschen Rentenpolitik. Die Stiftung, die sich als Lobby für die Zukunft versteht, fordert beispielsweise, dass auch Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung mit einbezogen werden. Einige der Forderungen der SRzG könnten für Rentnerinnen und Rentner auch monetäre Einbußen zur Folge haben.

Rente in Deutschland: GroKo verhindert Dämpfung in der Rentenpolitik bis 2030

Um in den demografischen Wandel in puncto Rente abzudämpfen, ist in der deutschen Rentenpolitik der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor verankert. Wenn also immer weniger Beitragszahlende für immer mehr Rentner die Kasse füllen müssen, soll der Faktor den Rentenanstieg bremsen, um die Belastung für Arbeitnehmende zu senken. Wie das Portal Wirtschaft und Lehre anschaulich erklärt.

In einem Positionspapier aus dem Jahr 2020 forderte die SRzG die Wiedereinführung des Nachhaltigkeitsfaktors, denn dieser ist zwischen 2018 und 2025 von der Großen Koalition ausgesetzt worden.

Doch die Wiedereinführung alleine reicht der SRzG hier noch nicht. So wird in dem Positionspapier gefordert, den Faktor so anzupassen, dass er „das tatsächliche Verhältnis von Beitragszahlenden und Rentnern“ widerspiegle.

Rente in Deutschland: Im OECD-Vergleich ganz weit oben im Negativ-Ranking

Laut einer Berechnung der OECD aus dem Jahr 2017, werden in Deutschland im Jahr 2027 fast 47 Rentner auf 100 Arbeitnehmende kommen. Bereits zum Zeitpunkt der Erhebung lag Deutschland mit 36,6 Rentner pro 100 Arbeitnehmer auf dem zweiten Platz der OECD-Länder.

Konkret bedeutet das, dass im Jahr 2027 knapp zwei Beitragszahlende, für die Rente von einer Person aufkommen müssen, wie das BurdaPortal Finanzen100 vorrechnet. Zum Vergleich: Im Jahr 1962 kamen noch sechs Arbeiternehmer für die Rente einer Person auf, wie das Demografieportal von Bund und Ländern schreibt.

Gerade der Renteneintritt der sogenannten Babyboomer (geboren ab Mitte der 1950er Jahre) wird die demografischen Verhältnisse in Deutschland noch weiter in Schräglage bringen. Rund drei Millionen Menschen werden dann vom Arbeitsmarkt in die Rentenversicherung rutschen, so der Vorstandssprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, Jörg Tremmel, gegenüber dem Focus.

Lösung für die Zukunft der Rente: Jung muss mehr zahlen und alt mehr verzichten

Die Lösung liegt laut Tremmel darin, eine Teillösung zu finden. „Die Jüngeren müssen dann etwas mehr zahlen, aber die Älteren müssen auch bereit sein, etwas weniger zu bekomme“, so der Vorsitzende gegenüberdort wörtlich. Wenn es nach der Stiftung geht, muss also sowohl am Rentenniveau etwas geändert werden, als auch am Beitragssatz.

Rentensystem steht unter Druck: Drastische Forderung - „Rentner müssen auf Geld verzichten“

Rentensystem steht unter Druck: Drastische Forderung - „Rentner müssen auf Geld verzichten“© Bereitgestellt von Merkur

Foto © Julian Stratenschulte/dpa

Den von Politik immer wieder ins Spiel gebrachten Bundeszuschuss, sieht Tremmel nicht als faire Möglichkeit, die drohende Schieflage abzufangen. Denn dieser wird aus Steuergeldern finanziert, welche wiederum zum Großteil durch die jüngeren Generationen bezahlt werden, wie Tremmel weiter klarstellt.

In ihrem Positionspapier fordert die SRzG außerdem Anpassungsmaßnahmen, welche die Pension der Beamten an das Rentenniveau der Rentenbezieher anpasst.

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„Ein wenig zurückstecken“: Wirtschaftsweiser plädiert für „Sonderopfer der Beamten“

„Ein wenig zurückstecken“: Wirtschaftsweiser plädiert für „Sonderopfer der Beamten“

Beamte genießen einige Privilegien. Deswegen könnten sie nach Ansicht eines Ökonomen wegen der gespannten Haushaltslage bei der Erhöhung ihrer Bezüge etwas zurückstecken.

München - Derzeit kämpft die Gewerkschaft Verdi für eine höhere Bezahlung im öffentlichen Dienst. Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat nun in einem Interview mit der WirtschaftsWoche angeregt, darauf zu verzichten, den Abschluss auf die Beamten zu übertragen. „Ein solches ‚Sonderopfer‘ hat es in der Vergangenheit schon mehrfach gegeben. Angesichts der angespannten Haushaltslage halte ich es für legitim, dass Beamte, die einige Privilegien genießen, ein wenig zurückstecken.“ Das hieße allerdings nicht, ihnen eine Lohnerhöhung komplett vorzuenthalten. Aber man könnte sie zeitlich strecken oder einen Teil in Pensionsrücklagen stecken.

„Ein wenig zurückstecken“: Wirtschaftsweiser plädiert für  „Sonderopfer der Beamten“

„Ein wenig zurückstecken“: Wirtschaftsweiser plädiert für „Sonderopfer der Beamten“© Bereitgestellt von Merkur

Foto © IPON/imago

Beamtentum in Deutschland: Experten fordern Konzentration auf hoheitliche Aufgaben

In früheren Aussagen hat sich Werding bereits zu den Beamten geäußert. So sollte darüber nachgedacht werden, „ob wirklich in allen Fällen hoheitliche Aufgaben erfüllt werden, also eine Verbeamtung wirklich notwendig ist.“ Es gebe sicherlich viele Fälle, in denen man die Situation kritisch hinterfragen müsse. Darüber hinaus sollten mit jeder Verbeamtung auch zugleich Rücklagen für die Altersversorgung gebildet werden.

Werding steht nicht allein da. So fordert der Freiburger Rentenexperte Bernd Raffelhüschen, dass der Beamtenstatus zukünftig auf hoheitliche Aufgaben wie Justiz, Polizei oder Finanzverwaltung beschränkt werden soll. In die gleiche Richtung gehen auch Überlegungen von Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes (BdSt).

Pensionäre und Rentner: Beamte im Ruhestand finanziell besser dran

Hintergrund ist auch, dass Pensionäre im Schnitt viel mehr Geld als Rentner erhalten. Das Rentenniveau liegt derzeit bei 48 Prozent, so dass Rentner mit weniger als der Hälfte des letzten Einkommens auskommen müssen. Knapp über die Hälfte der Rentner bekommt jeden Monat weniger als 1000 Euro aus der Rentenkasse ausbezahlt. Beamte dagegen sollen im Alter nach neuesten Schätzungen Mindestversorgungsbezüge über 1800 Euro erhalten. Beamte im höheren Dienst können sich sogar auf monatliche Zuwendungen von bis zu 5000 Euro freuen.

Pensionslasten für Bund, Länder und Gemeinden: Ausgaben in Milliarden-Höhe

Angesichts der steigenden Zahl der Beamten, die in Ruhestand gehen, steigen die Pensionslasten für Bund, Ländern und Gemeinden rasant an. Im Jahr 2020 musste der deutsche Staat dafür 65,5 Milliarden Euro aufwenden. Dies geht aus dem Sozialbericht der Bundesregierung hervor. Diese Zahl wird voraussichtlich weiter steigen. Bis 2025 werden Ausgaben in Höhe von 81,3 Milliarden Euro erwartet.

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In diesen Bundesländern leben die Menschen mit den höchsten Renten

In diesen Bundesländern leben die Menschen mit den höchsten Renten

In diesen Bundesländern leben die Menschen mit den höchsten Renten© Deutsche Rentenversicherung

Der Ruhestand ist für viele Menschen die Zeit, in der sie endlich ihre Pläne und Wünsche verwirklichen können. Wer sich viele Möglichkeiten offen halten will, braucht dafür auch Geld, also eine gute Rente. Der "Rentenatlas 2022" der Deutschen Rentenversicherung zeigt, wo in Deutschland die höchsten Renten gezahlt werden.

In welchen Bundesländern werden die höchsten Renten ausbezahlt?

Berechnungsgrundlage war der durchschnittliche Bruttobetrag nach mindestens 35 Versicherungsjahren im Rentenbestand Ende 2021. Demnach erhalten Männer in Nordrhein-Westfalen mit 1752 Euro die höchsten durchschnittlichen Bruttobezüge. An zweiter Stelle liegt das Saarland mit 1744 Euro, gefolgt von Baden-Württemberg mit 1730 Euro.

Frauen erhalten in Berlin-Ost mit 1413 Euro die höchsten durchschnittlichen Bezüge. Es folgt Hamburg mit 1316 Euro und an dritter Stelle Brandenburg mit 1287 Euro.

Weshalb sind die Renten in einigen Bundesländern höher?

Der Grund für die höheren Renten in Nordrhein-Westfalen und im Saarland ist laut Rentenversicherung der Bergbau. In diesen Bundesländern hätten viele Männer gut bezahlte Bergbaujobs gehabt, weshalb sie heute vergleichsweise hohe Renten bekämen.

Auch in vielen östlichen Bundesländern hätten die Rentnerinnen und Rentner relativ hohe Altersbezüge. Grund dafür seien Ansprüche aus den ehemaligen Zusatzversorgungssystemen der DDR, schreibt die Rentenversicherung.

Gibt es Einkommensunterschiede zwischen Männer und Frauen?

In allen Bundesländern sind die Bezüge der Männer höher als die der Frauen. Auffällig sei jedoch, dass der Unterschied im Osten geringer sei als im Westen, so die Rentenversicherung. Grund dafür sei, dass Frauen im Osten seltener teilzeitbeschäftigt seien. Dies führe zu geringeren Einkommensunterschieden.

Was ist der "Rentenatlas"?

Rund um das Thema Rente geistern viele Zahlen durch die Medien, da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Im "Rentenatlas" fasst die Deutsche Rentenversicherung jedes Jahr die wichtigsten Daten zusammen und erläutert sie. Im "Rentenatlas 2022" findet ihr alles von der Zahl der Versicherten bis zu den Einnahmen und Ausgaben der Rentenversicherung.

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Renten-Experte kritisiert - „Die Abgeordneten-Pension ist absurd und eine eklatante Ungerechtigkeit“

Der Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude. IMAGO/Future Image

Der Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude. IMAGO/Future Image© IMAGO/Future Image

Der Bundestag regelt die Altersbezüge von Abgeordneten großzügig. Kritiker fordern, dass Abgeordnete im Alter nicht besser gestellt werden sollten als normale Beschäftigte. Doch dabei müssten die Parlamentarier mitmachen.

Die Altersversorgung von Bundestags-Abgeordneten orientiert sich an den Pensionen von Beamten. Was eigentlich ein Unding ist, denn Abgeordnete sind Legislative, also gesetzgebende Gewalt. Und haben mit der ausführenden Gewalt, der Exekutive, nichts gemein. Die aktuelle Regelung kritisiert auch die Stiftung Generationengerechtigkeit. Dazu weiter unten ein Interview.

Altersversorgung für Abgeordnete im Bundestag

Ein Blick auf die Altersversorgung der Abgeordneten im Bundestag. In den Erläuterungen der Bundestagsverwaltung heißt es, die sogenannte Altersentschädigung für Abgeordnete werde „nach einem Jahr der Mitgliedschaft gewährt. Nach dem ersten Jahr beträgt sie 2,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung und steigt mit jedem weiteren Jahr der Mitgliedschaft um 2,5 Prozent an.“

Daraus ergibt sich ein Höchstbetrag von 65 Prozent nach 26 Mitgliedsjahren. Das Eintrittsalter für die Altersentschädigung wird stufenweise vom 65. auf das vollendete 67. Lebensjahr erhöht. Gleiches gilt ja in der gesetzlichen Rentenversicherung.

Beispielrechnung

Bundestagsabgeordnete beziehen aktuell monatlich 10.323,29 Euro. (Zum 1. Juli steht eine Erhöhung um 2,6 Prozent auf 10.591,70 Euro an, die muss hier aber nicht interessieren.)

Pro Jahr Mitgliedschaft im Bundestag erwerben Abgeordnete 2,5 Prozent Altersversorgungsansprüche. Das sind rechnerisch pro Jahr pro Jahr 258,08 Euro. Wer 26 Jahre lang im Bundestag sitzt – das schaffen die wenigsten -, erhält 6452 Euro Altersbezüge. Das ist das Maximum.

Die oben genannten Zahlen gelten für einfache Abgeordnete. Fraktionsvorsitzende kommen auf höhere Werte. Ebenso Funktionsträger: Der Bundestagspräsident erhält monatlich eine Amtszulage in Höhe der Abgeordnetenentschädigung, hat also die doppelten Bezüge. Die Bundestagsvizepräsidenten erhalten einen Aufschlag von 50 Prozent. Und die Vorsitzenden der Ausschüsse erhalten 15 Prozent Zuschläge. All das wirkt sich auch bei der Altersversorgung aus.

Gegenmodell: So funktioniert die Rente in der gesetzlichen Altersvorsorge

Von Altersbezügen bis zu 6452 Euro sind „Normalrentner“ weit entfernt. Selbst Top-Verdiener bekommen nach Berechnungen des VZ Vermögenszentrum Deutschland von der Rentenversicherung maximal 3141,82 Euro Bruttorente (vor Abzug von Pflege- und Krankenversicherung). Dafür müssen Arbeitnehmer aber 45 Jahre lang Höchstbeiträge in die Rentenkasse zahlen.

Berechnungsschema: Pro Jahr können Beschäftigte maximal 2,03 Entgeltpunkte (EP) erwerben. Dafür müssen sie aktuell 87.600 Euro im Jahr verdienen. Diese 2,03 EP bringen derzeit im Westen 73,49 Euro Monatsrente.

Die Bundestags-Abgeordneten zustehenden 258,08 Euro Altersvorsorge pro Jahr Parlamentszugehörigkeit entsprechen rechnerisch 7,1649 EP – also einem Mehrfachen dessen, was Gutverdiener in der gesetzlichen Rentenversicherung pro Jahr maximal hinzubekommen.

Völlig klar: Die hohe Altersversorgung von Abgeordneten ist gesetzlich geregelt und soll helfen, Qualifizierte aus ganz unterschiedlichen Berufen für den Bundestag zu gewinnen.

Aber dennoch fallen die deutlichen Unterschiede auf. Das führt auch immer wieder zu Kritik, etwa vom Bund der Steuerzahler.

Kritik an Abgeordneten-Altersversorgung – mit Änderungsvorschlägen

Die Stiftung Generationengerechtigkeit – auch bekannt als „Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen“ (SRzG) - moniert ebenfalls die Altersversorgung von Parlamentariern. Das führt der wissenschaftliche Direktor der Stiftung, Jörg Tremmel, im Gespräch mit FOCUS online aus.

Jörg Tremmel

Jörg Tremmel

FOCUS online: Was kritisieren Sie an der aktuellen Form der Altersversorgung von Abgeordneten?

Jörg Tremmel: Abgeordnete sind bevorzugt: Sie haben eine Leistungsgarantie.

Das bedeutet?

Tremmel: Sie sind nicht von Risiken betroffen. Etwa bei der Demografie oder dem Zinsniveau. Alle anderen Bürger müssen sich eine sich ändernde Welt einstellen – auch bei der Altersversorgung. Das gilt nicht, wenn man eine Pensionsgarantie hat, so wie Abgeordnete.

Also wie Beamte. Warum ist das so?

Tremmel: Ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Österreich zum hat die Altersvorsorge so umgestellt, dass alle in ein System einzahlen. In Deutschland wird immer behauptet, das ginge hier nicht. Dafür müsste man das Grundgesetz mit einer Zweidrittel-Mehrheit ändern. Das stimmt nicht in Bezug auf Abgeordnete. Da reicht schon eine absolute Mehrheit im Bundestag.

Stören Sie sich auch an der Höhe der Altersbezüge von Abgeordneten?

Tremmel: Bei unserer Initiative geht es um einen Systemwechsel. Und nicht darum, den Abgeordneten ihre Altersversorgung zu kürzen. Wären die Abgeordneten in der gleichen Altersversorgung wie etwa 80 Prozent der Bürger, wären sie auch abhängig, beispielsweise vom Renteneintritt der Babyboomer.

Der jetzt bald beginnt und dazu führt, dass sich viele Beschäftigte in den Ruhestand verabschieden. Und dann als Beitragszahler fehlen, als Rentenempfänger aber die Rentenkasse belasten.

Tremmel: Wenn die Abgeordneten im gleichen System wären wie wir alle, wären sie genauso betroffen von den Verwerfungen, die uns mit der Alterung der Gesellschaft drohen.

Wie soll der von Ihnen angesprochene Systemwechsel in der Altersvorsorge von Abgeordneten aussehen?

Tremmel: Weg von einem All-Inclusive-System, das alle Sicherheiten garantiert, hin zu einem System, das gewisse Risiken beinhaltet. Wie für die große Mehrheit der Bürger.

2021 gab es Bestrebungen von Bundestagsabgeordneten, bei ihrer eigenen Altersversorgung Änderungen herbeizuführen. Dabei war auch Carsten Linnemann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU. Gibt es die Initiative noch?

Tremmel: Da hat die Stiftung Generationengerechtigkeit im Hintergrund mitgewirkt. Wir versuchten 2021, alle Abgeordnete an einen Tisch zu bringen. Denn für Änderungen brauchen wir eine absolute Mehrheit der Abgeordneten. Damals hatten in einem gemeinsamen Vorstoß Carsten Linnemann, Ralf Kapschack von der SPD, Johannes Vogel (FDP), Markus Kurth von den Grünen und Matthias W. Birkwald  (Linke) den Reformbedarf zugegeben. Diese Abgeordneten hatten formuliert: „Wir fordern den nächsten Bundestag auf, eine Reform in Angriff zu nehmen.“ Da bleiben wir als Stiftung Generationengerechtigkeit dran. Wir haben dazu kürzlich eine Petition vor dem Bundestag übergeben. Auch mit anderen Maßnahmen beknien wir den Bundestag, die eigene Altersversorgung zu reformieren.

Ihr Ziel ist, dass auch die Abgeordneten in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen?

Tremmel: Ja. Dafür gibt es zwei Modelle: Erstens die Pflichtversicherung, da gäbe es keine verfassungsrechtlichen Hürden, wenn Übergangsregeln definiert werden. Die andere Möglichkeit wird in Schleswig-Holstein genutzt: Hier gibt es einen Eigenvorsorge-Beitrag für Abgeordnete. Diese Variante ist absolut generationengerecht.

Führen Sie das bitte aus.

Tremmel: Die Zahlung eines Eigenvorsorge-Beitrags an Abgeordnete bedeutet: Wir, die Bevölkerung, würden die Altersvorsorge für die aktuellen Abgeordneten aus dem aktuellen Steuertopf finanzieren. Die Abgeordneten bekämen neben ihrer monatlichen Diät beispielsweise monatlich 2500 Euro für ihre eigene Altersversorgung. Es gäbe also keine Verschiebung der Lasten in die Zukunft - dass künftige Generationen die Pension des heutigen Abgeordneten finanzieren müssen.

Wie müssten die Abgeordneten ihre Eigenvorsorge investieren?

Tremmel: Sie könnten sich freiwillig bei der gesetzlichen Rentenversicherung versichern. Oder eine private Rentenversicherung abschließen.

Haben Sie eine Präferenz bei den beiden genannten Varianten?

Tremmel: Ich bin in der Frage neutral. Was wir aber abschaffen müssen, ist die bisherige Abgeordneten-Pension. Eine eklatante Ungerechtigkeit. Das sehen auch viele Bürger so. Was auch nicht geht: Die Politiker versuchen, immer mehr Personengruppen in die Rentenversicherung zu integrieren, etwa die Selbstständigen. Nur bei sich selbst machen sie eine Ausnahme. Das ist absurd.

Welches Vorgehen fordern Sie?

Tremmel: Als ersten Schritt sollten die Abgeordneten bei sich selbst anfangen und in die Rentenversicherung wechseln. Das würde auch bedeuten, dass sie von schlechten Rentengesetzen direkt selbst betroffen wären.

Für wie realistisch halten Sie, mit ihren Reformvorschlägen in absehbarer Zeit zum Erfolg zu kommen?

Tremmel: Wir brauchen dafür die Unterstützung der Öffentlichkeit. Deshalb haben wir kürzlich gemeinsam mit dem VdK, einem großen Seniorenverband, Abgeordnete angeschrieben. Um die von unseren Plänen zu überzeugen. Leider halten sich viele Abgeordnete bedeckt, weil es an die eigenen Pfründe geht.

Wir müssen also aktiv bleiben! Uns ist das Thema Solidarität wichtig. Die Grünen beispielsweise schreiben explizit in ihrem Wahlprogramm: Auch Abgeordnete sollten in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Aber sobald sie gewählt sind, vergessen sie ihre Versprechen. Der Wert der Solidarität ist in der Alterssicherung ganz wichtig, gerade in Zeiten des demografischen Wandels.

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Große Erhöhung bei den Pensionen geplant: Ist das System noch gerecht?

im Vergleichstest

im Vergleichstest© Provided by Ever-growing GmbH

Die Altersvorsorge in Deutschland ist schon seit vielen Jahren krank. Wer heute sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, zahlt zwar kräftig in die Rentenkasse ein, bekommt im Alter jedoch nur eine relativ magere Rente. Das bedeutet: Ohne betriebliche oder private Vorsorge sieht es im Alter düster aus. Ganz anders die Situation bei Beamten. Hier liegen die Pensionen deutlich höher und sorgen für einen auskömmlichen Ruhestand. Aktuell scheint es so, als die Schere zwischen Renten und Pensionen noch weiter auseinander geht, weil eine große Pensionserhöhung geplant ist. Doch was steckt im Detail dahinter und wie kommt es dazu, dass Beamte so viele Vorteile genießen?

Wie groß ist der Unterschied zwischen Renten und Beamtenpensionen?

Die durchschnittliche Rente lag in Deutschland 2022 bei 1.276 Euro (Männer) beziehungsweise 1.060 Euro (Frauen). Beamte im unteren und mittleren Dienst erhielten hingegen Pensionen von durchschnittlich 2.318 Euro pro Monat. Noch besser sieht es im gehobenen Dienst (3.339 Euro) und im hohen Dienst (fast 5.000 Euro) aus.

Nun scheint diese Schere noch weiter auseinander zu gehen, wie hier berichtet wird. Der Grund: Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst werden im Normalfall 1:1 für die Pensionäre übernommen.

Die Ergebnisse:

  • Eine einmalige Inflationsanpassung von 3.000 Euro
  • Ab März 2024 5,5% mehr Geld

Es ist noch nicht klar, ob der Abschluss am Ende übernommen wird. Sollte dies jedoch der Fall sein, bekommen Pensionäre im Durchschnitt wieder eine größere Erhöhung als Rentner. Im Westen beträgt die Rentensteigerung nämlich nur 4,39%. Lediglich die ostdeutschen Bundesländer erhalten mit 5,86% mehr, was aber anpassungsbedingt ist.

Pensionäre und Beamte auch in vielen anderen Bereichen bevorzugt

Neben der Rente zeigt sich die Bevorzugung von Beamten auch in anderen Bereichen. So zum Beispiel bei der Krankenversicherung: Beamte erhalten von ihrem Dienstherrn Beihilfen zwischen 50 und 70% der Krankheitskosten. Sie müssen oft also nur eine private Krankenversicherung für Beamte abschließen, die die kleine Lücke deckt. Der Vorteil: Die Beiträge fallen oft deutlich günstiger aus und es lassen sich oft sogar bessere Leistungen vereinbaren.

Weitere Vorteile für Beamte:

  • Sicheres Arbeitsverhältnis (schwer kündbar)
  • Einfacherer Zugang zu Krediten (wegen der Arbeitsplatzsicherheit)

Wie berechnen sich die hohen Beamtenpensionen?

Die Beamtenpensionen in Deutschland werden auf Basis eines komplexen Berechnungssystems ermittelt. Im Allgemeinen basieren sie auf zwei Hauptfaktoren:

  1. Anzahl der Dienstjahre

Je länger ein Beamter im öffentlichen Dienst tätig ist, desto höher fällt seine Pension letztlich aus. Für jedes Dienstjahr wird ein Prozentsatz des letzten aktiven Gehalts als Ruhegehaltssatz angerechnet. Dieser Prozentsatz liegt bei 1,79375 Prozentpunkten. Er kann jedoch maximal 71,75% des letzten aktiven Gehalts betragen.

  1. Höhe des letzten aktiven Gehalts vor dem Ruhestand

Den zweiten wichtigen Faktor stellt die Höhe des letzten aktiven Gehalts dar. Die Beamtenpension wird auf Basis dieses Gehalts berechnet.

Um die Beamtenpension zu berechnen, werden die Dienstjahre mit dem Ruhegehaltssatz multipliziert und mit dem letzten aktiven Gehalt multipliziert. Dieser Prozess ermöglicht eine individuelle Berechnung für jeden Beamten – basierend auf seiner Dienstzeit und seinem Gehalt.

Zusätzlich gelten noch einige weitere Regelungen:

  • Pensionsansprüche werden erst bei mindestens 5 aktiven Dienstjahren erworben
  • Als Pensionsantrittsalter gelten 67 Jahre
  • Ein vorheriger Pensionsantritt bringt Kürzungen von 3,6% pro Jahr mit sich (maximal 10,8% bzw. künftig 14,4%)

Hier eine Beispielrechnung:

Eine Lehrerin aus Niedersachsen (Gehaltsstufe A13) geht nach 35 Jahren in Pension. Sie ist zum Pensionsantritt 67 Jahre alt.

Vorbehaltlich einiger Sonderregelungen und Vereinfachungen würden sich ihre Pensionsansprüche folgendermaßen berechnen:

Dienstjahre 35
Ruhegehaltssatz x Dienstjahre 62,78 %
Letztes aktives Gehalt (A 13, Stufe 12) 5.630,29 Euro
Pensionsanspruch (62,78% des letzten Gehalts) 3.534,70 Euro

Ein wichtiger Unterschied zur Altersrente besteht darin, dass die gesamten Pensionsansprüche sich auf das letzte aktive Gehalt beziehen und damit tendenziell sehr hoch ausfallen. Potenzielle Rentner erwerben hingegen über ihr gesamtes Arbeitsleben hinweg Rentenpunkte auf Basis ihres jeweiligen Gehalts. Hier bildet sich also eher ein Durchschnitt, der eine deutlich niedrigere Basis mit sich bringt.

Die Altersversorgung in Deutschland steht vor einem Umbruch

Angesichts der großen Unterschiede zwischen Beamtenpensionen und Renten ist es offensichtlich, dass die Altersversorgung in Deutschland vor einem Umbruch steht. Dies gilt umso mehr angesichts der hohen Zuströme ins Rentensystem: Die Babyboomer gehen in den nächsten Jahren in Rente und werden einerseits Rentenempfänger und andererseits als Zahler ausfallen. Hier ist die Politik gefragt, entsprechende Lösungen zu entwickeln. Es dürfte spannend werden, zu sehen, wie eine Reform in diesem Bereich am Ende aussieht.

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Volle Kassen in der Rentenversicherung: Regierung kürzt Bundeszuschuss

Volle Kassen in der Rentenversicherung: Regierung kürzt Bundeszuschuss

Hubertus Heil

Hubertus Heil© Kay Nietfeld/dpa

Die Bundesregierung will den zusätzlichen Bundeszuschuss an die Rentenversicherung offenbar um 600 Millionen Euro pro Jahr kürzen. Die Deutsche Rentenversicherung zeigt sich empört.

München – Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat einen strikten Sparkurs vorgegeben – für alle Ministerien. Auch das Arbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD) ist laut einem Bericht betroffen und kürzt beim Bundeszuschuss an die Rentenversicherung, um Lindners Sparvorgaben zu erfüllen.

Regierung will Bundeszuschuss an Rentenversicherung im 600 Millionen Euro kürzen

Der Stuttgarter Zeitung zufolge ist der konkrete Plan der Bundesregierung, den zusätzlichen Bundeszuschuss an die Rentenversicherung ab 2024 bis 2027 um 600 Millionen Euro im Jahr zu kürzen. Der zusätzliche Bundeszuschuss ist eigentlich für die Abgeltung nicht beitragsgedeckter Leistungen gedacht, wie beispielsweise die Mütterrente oder den Grundrentenzuschlag.

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) teilte auf ihrer Website mit, sie sei „entschieden gegen diese erneute kurzfristige haushaltspolitisch motivierte Kürzung“. Bereits im vergangenen Jahr habe die Bundesregierung vier Sonderzahlungen an die Rentenversicherung nachträglich abgeschafft.

Rentenversicherung: Beitragssatz könnte ab 2026 schneller steigen

Immerhin solle aber der derzeitige Beitragssatz in der Rentenversicherung von 18,6 Prozent weiter bis 2026 stabil bleiben. Auch die Zuschusskürzung werde daran nichts ändern, so die Stuttgarter Zeitung. Nach 2026 könnte der Beitragssatz dann aber „bei gleichbleibenden Bedingungen“ schneller steigen, warnt die DRV.