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Darum drohen Öl und Gas künftig noch teurer zu werden

Die Preise für Öl und Gas steigen. Das belastet die Verbraucher und die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise. Vier Gründe, warum jetzt die Gefahr einer Energiekrise wächst.

Die schlechte Nachricht zuerst: Öl und Gas sind teuer, und sie werden es mindestens in diesem Winter wahrscheinlich bleiben. Die gute Botschaft lautet: Mittelfristig könnten die Preise wohl noch einmal sinken – bevor sie schließlich dauerhaft deutlich über dem heutigen Niveau liegen werden. Der kommende Winter könnte also die Gelegenheit sein, sich mit den unwirtlichen Eigenschaften einer klimaneutralen Gesellschaft vertraut zu machen.

Die Situation ist paradox und ist doch nur ein Vorbote für die große Kontroverse der kommenden Jahrzehnte: Aus Klimagesichtspunkten können die Öl- und Gaspreise gar nicht hoch genug werden. Denn die fossilen Rohstoffe erzeugen beim Verbrennen CO2, und mit denen soll spätestens im Jahr 2045 Schluss sein.

Deshalb verschärfen die Klimapolitiker den Preisauftrieb bewusst mit Instrumenten wie der CO2-Steuer, oder CO2-Zertifikaten. Je teurer die fossilen Rohstoffe werden, desto höher wird der Anreiz, zu sparen und nach klimaneutralen Alternativen zu suchen.

Gefahr einer Energiekrise wächst

Ökonomisch aber wirken die steigenden Preise verheerend: Sie bremsen den Aufschwung, verschärfen die Ungleichheit und vernichten den Wohlstand von Aktionären und Sparern. Die Gefahr einer veritablen Energiekrise wächst. Die Gründe für den Anstieg liegen auf der Hand:

  1. Das Wachstum

Seit mehreren Monaten erholt sich die Weltwirtschaft kräftig nach der Corona-Krise, es wird wieder mehr Energie gebraucht, um Produktion, Verkehr, Handel und Bürogebäude zu versorgen. Die Nachfrage treibt den Preis.

  1. Die Produktion

Die erdölexportierenden Länder weigern sich bisher, die Produktion der Nachfrage anzupassen. Am Montag beschloss die Opec, die Fördermengen nicht über das bereits beschlossene Maß hinaus anzupassen. Russland liefert zurzeit auch nicht mehr Erdgas – womöglich, um den Druck zu erhöhen, die umstrittene Gaspipeline Nordstream 2 schnell ans Netz zu lassen.

Die amerikanischen Ölfelder sind in diesem Herbst auch keine Hilfe: Nach dem Hurrikan "Ida" im Golf von Mexiko sind die Bohrinseln dort noch nicht wieder leistungsfähig. In anderen Ölförderländern wie Angola oder Nigeria wurden die Anlagen während der Corona-Pandemie kaum gewartet. Das muss jetzt erst einmal nachgeholt werden.

  1. Der CO2-Preis

Deshalb steigt nun der Anteil der Kohle bei der Verstromung fossiler Rohstoffe. Da dabei aber besonders viel CO2 freigesetzt wird, müssen die Stromkonzerne zurzeit mehr CO2-Zertifikate kaufen als geplant. Das wiederum treibt den Preis der Verschmutzungsrechte, die nun in Europa bei über 60 Euro pro Tonne notieren. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor einem Jahr – und betrifft eben nicht nur die Kohle, sondern auch Öl und Gas.

  1. Der Winter

Auf der nördlichen Erdhalbkugel steigt in den kommenden Monaten die Nachfrage, weil Öl und Gas in vielen Ländern immer noch für das Heizen gebraucht werden. Die Vorräte aber sind geschrumpft: Der vergangene Winter war kälter als üblich, die Firmen haben die Speicher wegen der Unsicherheit der Corona-Pandemie nur zurückhaltend aufgefüllt.

Mittelfristig kann man sich zwar darauf verlassen, dass sich viele dieser Probleme erledigen werden: die USA, Nigeria und Angola werden wieder liefern. Die Disziplin der Opec-Länder wird bröckeln, der Devisenbedarf Russlands dafür sorgen, dass bald viel Erdgas geliefert wird.

Irgendwann wird auch die Nachfrage nach fossilen Rohstoffen deutlich zurückgehen, weil sie aus Klimagründen nicht mehr gefördert werden. Dann wird der Preis für sie nicht mehr entscheidend sein, sondern der der Erneuerbaren, des Wasserstoffs und der Kernenergie – und die Klimapolitik der Industrieländer und Chinas.Doch bis dahin allerdings hilft wahrscheinlich nur eins: warm anziehen!

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Goldpreis: IWF-Warnungen werden ignoriert

 

Obwohl der IWF am gestrigen Mittwoch Notenbanken und Regierungen mit Blick auf die Inflation vor einem "perfekten Sturm" gewarnt hat, zeigt sich der Inflationsschutz Gold davon unbeeindruckt.

In diesem Zusammenhang wurde zudem von einem "Tanz auf dem Hochseil" gesprochen. Grundsätzlich vertreten die Experten allerdings die Ansicht, dass sich die Teuerungsrate Mitte nächsten Jahres wieder auf den Wunschwert der wichtigsten Notenbanken einpendeln werde. Sie forderten allerdings, dass Notenbanken und Regierungen die Entwicklung genau verfolgen sollten und klare Kriterien für ein staatliches Eingreifen vorgeben, um ggf. einzugreifen. Am Nachmittag dürften sich die Akteure an den Goldmärkten für den Challenger-Bericht über Stellenstreichungen (13.30 Uhr) und die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe (14.30 Uhr) stark interessieren und im Falle unerwarteter Überraschungen entsprechend reagieren.

Am Donnerstagmorgen präsentierte sich der Goldpreis mit rückläufigen Notierungen. Bis gegen 8.30 Uhr (MESZ) ermäßigte sich der am aktivsten gehandelte Future auf Gold (Dezember) um 4,30 auf 1.757,50 Dollar pro Feinunze.

Rohöl: EIA-Wochenbericht belastet

Der am gestrigen Mittwoch von der US-Energiebehörde Energy Information Administration veröffentlichte Wochenberichte verpasste dem Ölpreis einen leichten Dämpfer. Unerwartete Lagerzuwächse bei Rohöl (plus 2,35 Millionen Barrel) und Benzin (plus 3,26 Millionen Barrel) waren hierfür verantwortlich. Anfang der Woche haben sich OPECplus-Staaten relativ skeptisch hinsichtlich der künftigen Ölnachfrage gezeigt und deshalb ihre Pläne zum Ausdehnen ihres Angebots um 400.000 Barrel in den Monaten November und Dezember unverändert belassen. Zuvor gab es aus großen Industrienationen die Forderung, aufgrund des stark gestiegen Ölpreises das Angebot zu erhöhen.

Am Donnerstagmorgen präsentierte sich der Ölpreis mit nachgebenden Notierungen. Bis gegen 8.30 Uhr (MESZ) ermäßigte sich der nächstfällige WTI-Future um 0,55 auf 76,88 Dollar, während sein Pendant auf Brent um 0,22 auf 80,86 Dollar zurückfiel.

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Goldpreis: "Aderlass" an den Terminmärkten beendet?

 

An den Terminmärkten nahm laut aktuellem Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC erstmals seit vier Wochen der Optimismus der spekulativen Marktakteure wieder zu.

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung waren vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials). Sie haben nämlich in der Woche zum 5. Oktober ihre Long-Seite um 2.100 Kontrakte aufgestockt und zugleich ihr Short Exposure um über 12.000 Futures massiv zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) von 168.400 auf 182.600 Futures (+8,4 Prozent) erhöht. Unter kleinen Terminspekulanten (Non-Reportables) gab es im Berichtszeitraum hingegen einen leicht nachlassenden Optimismus zu vermelden. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 21.750 auf 21.100 Futures (-3,0 Prozent) abgeschwächt.

Am Montagmorgen präsentierte sich der Goldpreis mit stabilen Notierungen. Bis gegen 7.40 Uhr (MESZ) ermäßigte sich der am aktivsten gehandelte Future auf Gold (Dezember) um 2,20 auf 1.755,20 Dollar pro Feinunze.

Rohöl: Siebenjahreshoch bei WTI

Die weltweit um sich greifende Energiekrise hat der Nordseemarke Brent zum Wochenstart ein neues Dreijahreshoch beschert und die US-Sorte WTI sogar auf den höchsten Stand seit sieben Jahren getrieben. Innerhalb von zwei Wochen hat sich an den Terminmärkten die kumulierte Netto-Long-Position großer und kleiner Terminspekulanten um fast 12 Prozent auf über 443.000 Futures verstärkt. Der am Freitagabend veröffentlichte Wochenbericht der im Ölsektor tätigen US-Dienstleistungsfirma Baker Hughes über die nordamerikanischen Bohraktivitäten wies zudem zum fünften Mal in Folge ein Plus aus. Diesmal hat sich in den USA die Zahl der Öl-Bohranlagen von 428 auf 433 erhöht.

Am Montagmorgen präsentierte sich der Ölpreis mit höheren Notierungen. Bis gegen 7.40 Uhr (MESZ) verteuerte sich der nächstfällige WTI-Future um 1,55 auf 80,90 Dollar, während sein Pendant auf Brent um 1,28 auf 83,67 Dollar anzog.

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So finanziert Deutschland Russlands Krieg gegen die Ukraine — auch die Sanktionen ändern das noch nicht

Kriege sind teuer. Sehr teuer. Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Kriegskasse seines Landes in den vergangenen Jahren gut gefüllt. In seine Schatullen floss dabei viel Geld ausgerechnet aus jenen Ländern, die nun versuchen, Putin mit wirtschaftlichen Sanktionen zu bremsen: aus Europa, aus Deutschland und dabei von den Strom- und Gasverbrauchern. Allen bisherigen Sanktionen zum Trotz: unser Geld fließt weiter nach Russland, während Putin die Ukraine mit Krieg überzieht. Auch die Entscheidung, einige russische Banken vom Zahlungssystem Swift auszuschließen, ändert das nicht.

Russland hat seine Militärausgaben in den vergangenen Jahren stetig erhöht. 61,7 Milliarden US-Dollar waren es 2020. Doch allein die EU-Länder kauften in Russland Gas, Öl und Kohle für umgerechnet 67 Milliarden Dollar. Anders gesagt: Europa überwies für Energie mehr Geld nach Russland, als Moskau für sein Militär ausgibt.

Im Fokus steht dabei vor allem russisches Gas, weil es aus europäischer Sicht mit 42 Prozent einen so hohen Anteil an den Gasimporten der EU hat. Doch ein Vielfaches der Ausgaben fließt für Rohöl und Öl-Produkte nach Russland. Und auch Kohle ist wichtig, wie wir noch sehen werden.

Die Hauptrolle in Russlands Energie-Strategie kommt Deutschland zu. Wir sind der mit Abstand größte Energiekunde Russland und besonders auf dessen Lieferungen angewiesen. In Deutschlands Energiemix kommt etwa ein Viertel der Primärenergie aus Erdgas. Fast die Hälfte davon fließt aus Russland.

Im Grunde ist die Abhängigkeit gegenseitig. Das zeigt eine andere Zahl: Rund 50 Prozent aller Exporte Russlands und auch die Hälfte der Energie-Exporte gehen in die EU. Mit weitem Abstand folgt jeweils China.

Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Energie und Rohstoffen bestreitet Russland rund 20 Prozent seines Staatshaushaltes. Nach einer Delle im Corona-Jahr 2020, hat Russland zuletzt von der gestiegenen Nachfrage und höheren Preisen profitiert.

Große Teile des Überschusses aus Energieverkäufen fließen in Russland in Staatsfonds. Beim Öl gilt das zum Beispiel für alle Einnahmen oberhalb eines Preises von 43 US-Dollar je Barrel. Derzeit liegt der Weltmarktpreis über 90 Dollar je Barrel. Auch auf diese Weise hat Russland Währungsreserven von 640 Milliarden US-Dollar angehäuft, die zu den höchsten Reserven der Welt gehören. Wer einen Krieg nicht nur beginnen, sondern auch länger führen will, muss Reserven haben.

Das besondere an Russlands Strategie: Das Land hat sich in eine Position gebracht, dass es mit seiner Aggression gegen die Ukraine eine Steigerung der Energiepreise auf dem Weltmarkt ausgelöst hat, was Russland wiederum mehr Geld in die Kassen spült, um seine aggressive Außenpolitik zu finanzieren.

Sanktionen gegen Russland schließen ausgerechnet die Energiemärkte aus

Womit wir bei den Sanktionen wären.

Als Reaktion auf die russische Aggression gegen die Ukraine haben die USA und die EU mehrere Pakete wirtschaftlicher Sanktionen vorbereitet und die ersten verhängt. Sie betreffen die Finanzierung des russischen Staates über Kredite (die Russland zunächst nicht benötigt oder sich in Ländern wie China beschaffen könnte). Sie betreffen Vermögenswerte reicher Russen aus Putins Gunst- und Dunstkreis (die ihre Schäfchen auch ohne nun eingefrorenen Guthaben im Trockenen, in der Schweiz oder in Kryptowährungen haben). Sie betreffen den Handel mit allerlei Gütern und allerlei Firmen, die vielleicht für die jeweiligen Unternehmen schmerzhaft sind, aber nicht für die russischen Staatsfinanzen.

Um Putins Kriegskassen wirklich auszutrocknen, gibt es zwei Mittel. Erstens: Russland wird vom internationalen Zahlungsverkehr im SWIFT-System ausgeschlossen. Zweitens: Andere Länder kaufen von Russland weniger Öl, Gas oder Kohle. Doch zu diesen beiden Sanktionen konnte sich der Westen bisher aus einem gemeinsamen Grund nicht durchringen: Europa, vor allem Deutschland, ist abhängig von Energie aus Russland. Deutschland hat sich sehenden Auges und gegen viele Warnungen so abhängig gemacht, dass es im Falle von SWIFT sogar bremsen musste.

Würde Russland von dem SWIFT-System ausgeschlossen, könnte Deutschland Russland für Gas und Kohle technisch nicht mehr bezahlen. Doch Deutschland muss Russland bezahlen, weil es seine Energie kaufen muss. Deutschland ist zu Russlands Kriegsgefangenem geworden.

Das zeigen auch die ersten Swift-Sanktionen, denen Deutschland nach langem Zögern nun zustimmte: Sie betreffen nicht alle, sondern nur gezielt russische Banken, die bereits seit der russischen Annexion der Krim 2014 mit anderen Sanktionen belegt sind. Auswirkungen auf die Abwicklung der Energiegeschäfte werden offenbar vermieden.

Wir sind Kriegsgefangene, die den Krieg auch noch bezahlen. 2021 ist der Wert der deutschen Importe aus Russland 2021 deutlich gestiegen ist. Er lag mit 33,1 Milliarden Euro sogar um 3,4 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Mehr als die Hälfte dieser Importe entfallen auf Energie. 19,4 Milliarden Euro hat Deutschland allein im vergangenen Jahr in Putins Kriegsschatulle gelegt.

„Wenn bei uns ein paar Tage der Strom ausfällt ... “

Deutschland ist nicht nur beim Gas in einer selbstgewählten russischen Gefangenschaft, sondern auch bei der Kohle. Außenministerin Annalena Baerbock brachte dies auf den Punkt: 50 Prozent der deutschen Steinkohleimporte stammen aus Russland: „Wenn wir diese Kohle nicht haben, werden die Kohlekraftwerke in Deutschland nicht weiterlaufen können.“ Dann drohe eine „Destabilisierung bei uns“. Auch dies wolle Putin, sagte Baerbock. „Wenn bei uns ein paar Tage der Strom nicht mehr richtig funktioniert, dann hätten wir ein richtiges Problem.“ Die Regierung suche unter Hochdruck Alternativen, könne aber die Fehler der Vergangenheit jetzt nicht heilen.

Baerbock und die Grünen sind bei der Energiepolitik mit einem Realitätsschock konfrontiert, aber nicht beim Klima, nicht beim Streit um Atomkraftwerke, Windräder oder Hochspannungsleitungen, sondern bei der Erkenntnis, dass Deutschland geostrategisch in Putins Energiefalle getappt ist.

Als sich die Bedrohung der Ukraine durch Russland zuspitzte, hatte Baerbock mit Blick auf Sanktionen gesagt: „Wir sind auch selbst bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“. Worin der genau bestehen wird, ist noch nicht klar geworden.

Dass sich die EU bisher nicht auf den kompletten Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-System einigen konnte, machte nicht nur den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski fassungslos. Auch Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hielt den Partnern den Spiegel vor. Die EU sei bisher nicht in der Lage, Russland von SWIFT auszuschließen, weil so viele Länder das System für ihre äußerst wichtigen Gaszahlungen nach Moskau verwenden.

„Wir kaufen als Europäische Union viel russisches Gas, viel russisches Öl. Und Präsident Putin nimmt das Geld von uns, von den Europäern. Und er verwandelt dies in Aggression und Invasion“, sagte Morawiecki.

Zumindest scheint der Westen sich vorgenommen zu haben, das zu ändern. Der britische Premier Boris Johnson sagte nach Beratungen der G7-Staaten: "Auf dem G7-Treffen haben wir uns geeinigt, daran zu arbeiten, den wirtschaftlichen Preis, den Putin für seine Aggression zahlen wird, zu maximieren. Und dazu muss es gehören, Europas kollektive Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu beenden, die Putin schon zu lange gestärkt hat.“

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Ukraine-Krieg treibt den Preis für Nickel, einem wichtigen Metall für E-Auto-Batterien — Tesla macht seine Autos bereits teurer

Nicht nur die Rohöl- und Gaspreise sind als Folge von Russlands Einmarsch in der Ukraine durch die Decke gegangen. Auch Nickel hat in den vergangenen zwei Wochen eine echte Preisrallye durchgemacht. Das für die Lithium-Ionen-Batterien von Elektroautos benötigte Metall wurde zeitweise sogar für über 100.000 Dollar pro Tonne gehandelt. Somit war der Preis des Rohstoffs allein am 08. März um 50 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vortag hatte er sich in der Spitze sogar verdreifacht.

Aufgrund der preislichen Turbulenzen wurde der Nickel-Handel an der Londoner Rohstoffbörse daraufhin bis auf Weiteres ausgesetzt. Seit dem achten März liegt der Preis nun bei rund 48.000 Dollar. Zum Vergleich: Im Februar lag der Durchschnittspreis für den Rohstoff, der auch für die Metallbearbeitung essenziell ist, noch bei 25.000 Dollar. 2021 waren es im Schnitt noch 18.500 Dollar. Am Mittwoch, dem 15. März, soll der Handel mit dem Metall wieder aufgenommen werden.

Die Preise sollen langfristig steigen

Seit dem vergangenen Jahr ist der Wert des Metalls insgesamt deutlich gestiegen, weil es als einer der wichtigsten Inhaltsstoffe der zukunftsträchtigen Stromspeicher bei der E-Mobilität und der gesamten Energiewende eine bedeutende Rolle einnehmen wird. Schon im Januar prognostizierte eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für 2040 einen durchschnittlichen Nickel-Preis von 44.000 Tausend Euro pro Tonne.

Dass dieser Preis jetzt schon Anfang diesen Monat, also bereits achtzehn Jahre früher als prophezeit, geknackt wurde, hängt erwartungsgemäß mit dem Einmarsch von Putins Truppen in der Ukraine zusammen. Die als Antwort darauf vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen richten sich nämlich gegen einen der größten Nickel-Produzenten der Welt.

Russland ist weltweit die Nummer 3

2018 wurden in Russland 272.000 Tonnen des Metalls abgebaut, während die Reserven des flächenmäßig größten Staats der Welt satte 6,9 Millionen Tonnen betrugen. Mit einer Fördermenge von 218.000 lag die Russische Föderation in dem Jahr international auf Platz drei der größten Nickel-Produzenten. Nur Indonesien und die Philippinen bauten noch größere Mengen des Rohstoffs ab.

Die jüngste Explosion des Nickel-Preises bekommen auch die Autokäufer zu spüren. Autobauer wie Mercedes oder Tesla setzen bei ihren neuesten Zellchemien nämlich verstärkt auf das Metall. Indem sie den Nickelgehalt auf teilweise bis zu 80 Prozent erhöht haben, konnten sie den Mangan- und Kobalt-Anteil auf eine niedrige einstellige Prozentzahl senken. Vor allem letzteres Metall gilt als ethisch umstritten, da es bei dessen Abbau immer noch zu Kinderarbeit und Umweltschäden kommt.

2.000 Euro-Steigerung in einem Jahr

Diese Maßnahme rächt sich jetzt aber bei den Produktionskosten. Sie könnten aufgrund der durch die Decke gegangenen Nickel-Preise nämlich deutlich teurer werden. In einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Energiekapazität von 100 kWh, sind laut Bloomberg-Analysten im Schnitt 66 Kilo Nickel enthalten. Im vergangenen Jahr hätte diese Menge durchschnittlich 1.221 Euro gekostet, angesichts des aktuellen Preisniveaus wären es dagegen schon über 3.160 Euro. Eine Kostensteigerung von mehr als 2.000 Euro.

Dass viele Autobauer das Gewicht ihrer Elektrofahrzeuge mithilfe von einem erhöhten Aluminium-Einsatz drücken wollen, könnte sich bei den Produktionskosten bald ebenfalls negativ bemerkbar machen. Bei der Herstellung von Aluminiumlegierungen wird nämlich ebenfalls Nickel benötigt.

2020 kam der erste Weckruf von Elon Musk

Tesla hat als erster Hersteller die Preissteigerungen bei Nickel an seine Kundschaft weitergegeben. Auf ihrem Heimatmarkt haben die Amerikaner die Preise des Model 3 Long Range und des Model Y jeweils um 1.000 Dollar erhöht. Die chinesischen Käufer müssen umgerechnet sogar 1.500 Dollar mehr an den texanischen Autobauer überweisen. Tesla-Chef Elon Musk höchstpersönlich hatte schon im Sommer 2020 auf die Wichtigkeit des Rohstoffs hingewiesen: "Baut bitte mehr Nickel ab", sagte der Tesla-Chef im Rahmen der Verkündung der Finanzergebnisse für das zweite Quartal 2020.

Und in Deutschland? Aus VW-Kreisen hat Business Insider erfahren, dass die Turbulenzen auf dem Nickel-Markt den Konzern vor keine Probleme stellen würden. Die Wolfsburger haben nach eigenen Angaben Lieferverträge, daher sei das Ganze für sie kein Thema.

Alle Hersteller dürften Probleme bekommen

Stefan Bratzel, der Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, glaubt dagegen nicht, dass der Hersteller dadurch um höhere Kosten rumkommt. "Es mag zwar die ein oder andere Gleit-Klausel geben. Die Preissteigerungen am Weltmarkt werden sich aber auch auf Volkswagen sowie andere Hersteller auswirken, die längerfristige Lieferverträge haben", sagt er im Gespräch mit Business Insider. Die Rohstofflieferanten seien mittlerweile selber starke Player, die sich absichern müssten.

Wie lang die Problematik bestehen wird, lässt sich laut dem Experten kaum sagen: "Die Dynamik des Ukraine-Kriegs und dessen wirtschaftlichen Folgen ist so groß, dass man das aktuell kaum einschätzen kann", meint Bratzel. Die Rohstoff-Problematik, die bereits vor dem Angriff seitens Putins bestand, würde durch den Konflikt aber noch verschlimmert. "Dies ist ein weiterer Grund, warum der Hochlauf der Elektromobilität nicht so schnell wie gewollt vonstattengehen kann. Auch, wenn eine hohe Nachfrage nach den Fahrzeugen da wäre."

Recycling wird auch deshalb immer wichtiger

Dass die anderen Exportnationen die normalerweise in Russland abgebauten Mengen kurzfristig ausgleichen können, hält der Auto-Analyst für unwahrscheinlich: "Man kann zwar versuchen, die ein oder andere Kapazität zu erhöhen, in der Regel ist das aber nicht auf die Schnelle möglich. Man hat immer einen gewissen Zeitverzug drin, weil man ja mehr Abbaukapazitäten und zusätzliche Maschinen braucht." Das Erschließen komplett neuer Vorkommen kann unter Umständen sogar mehrere Jahrzehnte dauern.

Da neben Nickel auch noch andere Rohstoffe, wie beispielsweise Lithium, preislich nach oben tendieren, wird Batterierecycling für die Autobauer immer wichtiger. Damit verbessert man nämlich nicht nur die Klimabilanz der Elektrofahrzeuge. Auf lange Sicht werden die Konzerne auch von Rohstoffproblematiken wie dieser unabhängiger.

Eisenphosphat-Akkus könnten ebenfalls zu einer Entspannung der Lage beitragen. Die von Tesla bereits in der Basisversion des Model 3 eingesetzten Batterien kommen nämlich ohne Nickel sowie Kobalt aus und sind in der Produktion insgesamt deutlich günstiger. Die Technologie geht aber aktuell noch mit Nachteilen bei der Energiedichte, also auch bei der Reichweite einher. Es wird sich wohl zeigen müssen, ob diese Nachteile in den nächsten Jahren durch technische Weiterentwicklungen aus der Welt geschafft werden können.

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Teuerung: Bis zu 70,2 Prozent Preisanstieg: Großhandelspreise steigen nach Kriegsausbruch auf Rekordhoch

Die deutschen Großhändler haben seit Beginn der Berechnungen 1962 kein größeres Plus verzeichnet. Dabei verteuern sich die Preise insbesondere in einer Branche erheblich.

Die deutschen Großhändler haben ihre Preise im März nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in Rekordtempo angehoben. Sie stiegen um durchschnittlich 22,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ein größeres Plus hat es seit Beginn der Berechnungen 1962 nicht gegeben.
Im Februar hatte der Anstieg noch 16,6 Prozent betragen. Auch gestörte Lieferketten, etwa durch Corona-Ausbrüche in China, machen viele Waren teurer. Allein von Februar auf März zogen deshalb die Großhandelspreise um 6,9 Prozent an – auch das ist ein Rekordanstieg.

Die Entwicklung gilt als Indikator für zukünftige Inflationstendenzen, da der Großhandel das Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden darstellt und höhere Kosten am Ende meist bei den Verbrauchern landen.

Ukraine-Krieg: Preise als Indikator für Inflationstendenzen

Der hohe Anstieg geht auf stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte zurück. „Da die Erhebung zum Stichtag 5. März 2022 erfolgte, dürften in den Ergebnissen auch bereits erste Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sichtbar sein“, so die Statistiker.Mineralölerzeugnisse kosteten im Großhandel 70,2 Prozent mehr als im März 2021.

Feste Brennstoffen verzeichneten ein Plus von 61,9 Prozent.

Erze, Metalle und Metallhalbzeug verteuerten sich mit einem Plus von 55,8 Prozent ebenfalls sehr stark.

Erheblich höher waren auch die Preise im Großhandel mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (+43 Prozent).

Roh- und Schnittholzpreise nahmen um 42,5 Prozent zu.

Der Handel mit chemischen Erzeugnissen verzeichnete ein Plus von 40,1 Prozent.

Für Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette mussten 22,6 Prozent mehr bezahlt werden.Der Großhandelsverband BGA befürchtet weiter steigende Preise, weil die Lager sich leeren könnten und der Nachschub nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in manchen Fällen nicht mehr funktioniere.

Neben der starken Abhängigkeit im Energiebereich könnten davon Aluminium-Produzenten und der Lebensmittelhandel betroffen sein. Auch Zellstoffe könnten knapp werden, also etwa Toilettenpapier und Küchenrollen.

Knappheiten führten zwar nicht automatisch zu leeren Regalen, so der BGA. Oft könnten Produkte aber nur zu höheren Preisen und mit längeren Lieferzeiten anderweitig als aus der Ukraine oder Russland bezogen werden.

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Studie: EU muss für Energiewende mehr Metalle recyceln

Ob Lithium, Nickel oder seltene Erden: Die Europäische Union muss ihre Versorgung mit wichtigen Metallen zügig neu organisieren, um die Energiewende zu schaffen. Zu diesem Schluss kommt eine am Montag veröffentlichte Studie der belgischen Universität Leuven (Löwen) für den europäischen Verband der Metallproduzenten Eurometaux. Ein Schlüssel dafür ist demnach mehr Recycling.

Für das Erreichen der Klimaziele in der EU ist laut der Studie bis 2050 allein beim Leichtmetall Lithium, das unter anderem für die Batterien von Elektroautos bedeutsam ist, eine 35 Mal größere Menge nötig. Bei den sogenannten seltenen Erden, die für zahlreiche Hightech-Produkte eine entscheidende Rolle spielen, sieht der "Metals for Clean Energy"-Report der KU Leuven einen "sieben- bis 26-mal" so großen Bedarf.

Die Metalle der seltenen Erden, die in Deutschland bislang vor allem aus China, aber auch aus Russland stammen, besitzen besondere Eigenschaften beispielsweise als Supraleiter oder haben eine besondere Hitzebeständigkeit, die sie für die Industrie wertvoll machen. Zum Einsatz kommen sie unter anderem in Computerkomponenten, aber auch in Kameralinsen, in Magneten für Windkraftgeneratoren oder Elektroautos.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität sind außerdem deutliche größere Mengen an Aluminium, Kupfer, Nickel, Kobalt und am Halbmetall Silizium nötig. Bis Mitte des Jahrhunderts könnte Europa laut der Studie 40 bis 75 Prozent seines Bedarfs an solchen Basismetallen selbst decken - vorausgesetzt, es gibt erhebliche Investitionen in die Recyclinginfrastruktur und weniger bürokratische Hürden.

Vorerst bleibt die EU für einen Großteil dieser Metalle aber abhängig von Importen, während zugleich die Sorge über die Versorgungssicherheit wächst. "Europa muss dringend entscheiden, wie es seine drohende Versorgungslücke bei Primärmetallen überbrücken will", erklärte Studienautorin Liesbet Gregoir. "Ohne eine entschlossene Strategie riskiert es neue Abhängigkeiten von nicht nachhaltigen Lieferanten", warnte sie.

Die Studie sieht auch das theoretische Potenzial für mehr Minen in Europa. Ein Hindernis ist hierbei neben langen Planungs- und Bauzeiten allerdings auch, dass Investitionen für die energieintensiven Projekte durch die derzeit rasant steigenden Energiekosten gehemmt werden.

Die Untersuchung kommt daher zu dem Schluss, dass "Recycling Europas beste Chance ist, seine langfristige Selbstversorgung zu verbessern". Zudem verursache das Recycling von Metallen deutlich weniger CO2 als die Produktion von Primärmetallen. Bis 2050 könnten durch lokal wiederverwertete Metalle "drei Viertel der in Europa hergestellten Batteriekathoden", die Produktion von Permanentmagneten und "erhebliche Mengen an Aluminium und Kupfer" hergestellt werden.

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Im Oberrhein versteckt sich Rohstoff für 400 Millionen E-Autos

Im Südwesten steckt das wohl größte Lithium-Reservoir in Europa. Ein Karlsruher Unternehmen will den Schatz, der in den Tiefen des Oberrhein steckt, für die Autoindustrie bergen.
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Studie: Kali-Vorkommen im Eichsfeld rentabel

Die Kali-Vorkommen im Thüringer Eichsfeld sind nach einer Studie der Südharz Kali GmbH «äußerst rentabel». Jährlich könnte im Schnitt eine Million Tonnen Kali-Dünger produziert werden, teilte die Gesellschaft am Montag an ihrem Sitz in Erfurt mit. Das in Australien gegründete Unternehmen hatte in den vergangenen Monaten Kali-Lagerstätten in Nordthüringen erkundet und Bohrungen an zwei Orten im Ohmgebirge veranlasst.

Rohe liegen bereit für eine Tiefbohrung in der Kalilagerstätte unter dem Ohmgebirge bei Worbis.

© Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/ArchivbildRohe liegen bereit für eine Tiefbohrung in der Kalilagerstätte unter dem Ohmgebirge bei Worbis.

In der Region im Norden Thüringens hat der Kali-Bergbau eine lange Tradition. Bis wenige Jahre nach der Wiedervereinigung hatte es mehrere Kali-Bergwerke gegeben. Das wegen eines mehrwöchigen Hungerstreiks der Bergleute bekannteste ist das Ende 1993 geschlossene in Bischofferode.

Die Südharz Kali GmbH und ihre Muttergesellschaft South Harz Potash Ltd. hätten nun die wirtschaftliche Bewertung der Kali-Lagerstätte im Eichsfelder Ohmgebirge abgeschlossen, heißt es in der Mitteilung. Wie bereits zwei Bestätigungsbohrungen in der ersten Hälfte des Jahres gezeigt hätten, sei die Region ein attraktiver Abbauort für den Düngerrohstoff. Erstmals sei das Kali-Vorkommen damit anhand internationaler Standards bewertet worden.

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Metallhütten, die Europas Fabriken beliefern, stehen vor dem Aus

(Bloomberg) -- In der Aluminiumindustrie ist die Schließung einer Hütte eine schwierige Entscheidung. Sobald die Stromzufuhr unterbrochen ist und die Produktionsanlagen auf Raumtemperatur abgekühlt sind, kann es viele Monate und zig Millionen Euro kosten, sie wieder in Betrieb zu nehmen.

Dennoch bereitet sich Norsk Hydro ASA diesen Monat darauf vor, genau das in einem riesigen Werk in der Slowakei zu tun. Die europäische Aluminiumproduktion ist auf den niedrigsten Stand seit den 1970er Jahren gesunken. Mit der sich verschärfenden Energiekrise rechnen Branchenkenner mit einem Massensterben in weiten Teilen der Branche.

Die Erklärung liegt im Stromverbrauch. Das zur Herstellung verwandte Verfahren der Schmelz-Elektrolyse ist sehr energieintensiv. Für eine Tonne Aluminium werden etwa 15 Megawattstunden Strom benötigt, genug, um fünf Haushalte in Deutschland ein Jahr lang zu versorgen.

Einige Hütten sind durch staatliche Subventionen, langfristige Stromverträge oder den Zugang zu eigener erneuerbarer Energie geschützt. Der Rest aber steht vor einer ungewissen Zukunft.

“Die Geschichte hat bewiesen, dass Aluminiumhütten, wenn sie einmal weg sind, nicht mehr zurückkommen”, sagte Markus Hansen, Geschäftsführer des Metallhandelshauses Concord Resources Ltd. Dies habe nicht nur Auswirkungen auf die Beschäftigung, schließlich gehe es um ein wichtiges Grundmetall, das für die Herstellung von Flugzeugen, Waffen, Transportmitteln und Maschinen verwendet wird.

Angesichts des Produktionsrückgangs sind Hunderte von europäischen Herstellern, die Aluminium zu Teilen für deutsche Autos oder französische Flugzeuge verarbeiten, zunehmend auf Importe angewiesen, die teurer werden könnten. Einige Käufer versuchen auch, Metall aus Russland zu vermeiden, das normalerweise ein wichtiger Lieferant für Europa ist.

Power Hungry | Aluminum requires about 40 times more energy to make than copper

Power Hungry | Aluminum requires about 40 times more energy to make than copper© Bloomberg

Die Industrie fordert staatliche Unterstützung, um zu überleben. Maßnahmen wie feste Preisobergrenzen, um stromhungrige Kraftwerke am Laufen zu halten, könnten jedoch schwer zu rechtfertigen sein, während die Verbraucher mit steigenden Stromrechnungen konfrontiert sind und die Gefahr von Rationierungen und Stromausfällen droht.

Mehr zum Thema: Europa steht nach russischem Gas-Stopp vor Energierationierung

Die Probleme des Aluminiumsektors sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was sich in Europas energieintensiven Industrien abspielt: Überall auf dem Kontinent schließen auch Düngemittelhersteller, Zementwerke, Stahlwerke und Zinkhütten, um die horrenden Preise für Gas und Strom nicht zahlen zu müssen.

Am besorgniserregendsten für das verarbeitende Gewerbe der Region ist, dass es womöglich nicht bei einer einfachen Schließung über den Winter bleiben wird. Die Strompreise für 2024 und 2025 sind ebenfalls in die Höhe geschnellt und bedrohen die langfristige Überlebensfähigkeit vieler Industrien.

Bei den aktuellen Marktpreisen würde sich die jährliche Stromrechnung für die Slovalco-Hütte auf rund zwei Milliarden Euro belaufen, so der Vorstandsvorsitzende Milan Vesely. Slovalco beschloss die Stilllegung des Werks, weil die Energiepreise in die Höhe geschnellt sind und es keine Emissionsausgleichszahlungen gibt, die für Hüttenwerke in anderen Ländern der Union zur Verfügung stehen.

Die Wiederinbetriebnahme des Werks - die bis zu einem Jahr dauern könnte - wird nur durch eine Kombination aus billigerem Strom, einem starken Anstieg der Aluminiumpreise und zusätzlicher staatlicher Unterstützung möglich sein, sagte Vesely diese Woche in einem Interview am Standort.

Metallhütten, die Europas Fabriken beliefern, stehen vor dem Aus

Metallhütten, die Europas Fabriken beliefern, stehen vor dem Aus© Bloomberg

“Dies ist eine echte Existenzkrise”, sagte Paul Voss, Generaldirektor von European Aluminium, der die größten Hersteller und Verarbeiter der Region vertritt. “Wir müssen wirklich schnell eine Lösung finden, sonst gibt es nichts mehr zu reparieren.”

In Verbindung mit den Einfuhrzöllen, für deren Einführung Europas angeschlagene Produzenten hart gekämpft haben, könnten die steigenden Energiekosten dazu führen, dass die verarbeitende Industrie einen immer höheren Aufschlag auf die internationalen Preise zahlen muss, um ihre Versorgung zu sichern - ein weiterer Schlag für die Wettbewerbsfähigkeit Europas in der globalen Industriewirtschaft.

Hersteller anderer Metalle wie Zink und Kupfer sind ebenfalls stark betroffen. Die riesigen Mengen an Strom, die für die Herstellung von Aluminium benötigt werden, haben diesen Sektor jedoch besonders unrentabel gemacht.

In Deutschland hat der Strom, der zur Herstellung einer Tonne Aluminium benötigt wird, am Freitag auf dem Spotmarkt laut Bloomberg-Berechnungen etwa 4.200 Dollar (4.228 Euro) gekostet, nachdem er im vergangenen Monat mehr als 10.000 Dollar betragen hatte. Der Futures-Preis für Aluminium an der Londoner Metallbörse lag am Freitag bei rund 2.300 Dollar je Tonne. Das bedeutet, dass sich die Drosselungen im Laufe des Winters beschleunigen dürften.

Production Slumps | Europe's aluminum output has fallen to the lowest level since 1973

Production Slumps | Europe's aluminum output has fallen to the lowest level since 1973© Bloomberg

“Immer wenn sich das Wirtschaftswachstum abschwächt und die Gewinnspannen der Hütten unter Druck geraten, schließen die europäischen Hütten einen beträchtlichen Teil ihrer Kapazitäten”, sagte Uday Patel, Senior Research Manager bei Wood Mackenzie. “Wenn sich die Lage bessert, gibt es einige Hütten, die nie wieder in Betrieb gehen.”

Wood Mackenzie schätzt, dass Europa bereits etwa 1 Million Tonnen seiner jährlichen Aluminiumproduktionskapazität verloren hat. Patel erwartet, dass etwa 25 % davon dauerhaft stillgelegt werden könnten. Weitere 500.000 Tonnen Kapazität sind nach Einschätzung von Wood Mackenzie “stark gefährdet”, stillgelegt zu werden.

Verbraucher in Europa werden zunehmend auf Importe angewiesen sein, die teurer sind und einen größeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Schon jetzt zahlen die europäischen Industriefirmen hohe Liefergebühren für den Transport von Aluminium zu lokalen Häfen. Weitere Erhöhungen könnten sie in eine zunehmend weniger wettbewerbsfähige Position gegenüber ihren Konkurrenten in Asien und den USA bringen.

Import Reliance | The EU buys nearly half of its aluminum from suppliers outside the bloc

Import Reliance | The EU buys nearly half of its aluminum from suppliers outside the bloc© Bloomberg

Bei Slovalco hofft Vesely, der seit 1989 im Unternehmen arbeitet, dass das Werk wieder in Betrieb genommen werden kann, sobald die Energiepreise sinken. Er räumt aber ein, dass die Hütte jahrelang außer Betrieb bleiben könnte.

“Es muss etwas getan werden, wenn wir die europäische Aluminiumproduktion nicht zerstören wollen”, sagte er. “Wenn Europa Aluminium als strategisches Metall betrachtet, dann sollten die Aluminiumwerke garantierte Strompreise haben.”