Forum

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumPolitik: EU - newsUkraine- Krieg

Ukraine- Krieg

Zitat

Russland von Drohnen überrascht: Ukrainische Spezialkräfte sollen in Russland Angriffe auf Stützpunkte koordiniert haben

Die Ukraine hat am Montag offenbar mit Drohnen Militärflugplätze in Russland attackiert. Am Dienstag meldet Russland die Explosion eines Öltanks in Kursk.

Ein Satellitenbild zeigt Bomberflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels in Saratow im Südosten Russlands.

Ein Satellitenbild zeigt Bomberflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels in Saratow im Südosten Russlands.© Foto: REUTERS/MAXAR TECHNOLOGIES

Die Ukraine hat gezeigt, dass sie mehr als neun Monate nach dem Beginn der russischen Invasion immer noch zu überraschenden Angriffen in der Lage ist. Am Montag nahm das ukrainische Militär Ziele Hunderte Kilometer hinter der Grenze ins Visier, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte.

Eine anonyme Quelle aus Kiew bestätigte die Angriffe gegenüber der „New York Times“ (NYT). Die ukrainische Regierung schweigt dazu. Russland antwortete mit erneutem Raketenbeschuss auf sein Nachbarland.

„Am Morgen des 5. Dezember hat das Kiewer Regime versucht, mit reaktiven Drohnen aus sowjetischer Produktion die Militärflugplätze Djagiljewo im Gebiet Rjasan und Engels im Gebiet Saratow zu attackieren, um russische Langstreckenflugzeuge außer Gefecht zu setzen“, hieß es am Montag aus dem Ministerium in Moskau. Der hochrangige ukrainische Beamte, den die „NYT“ zitiert, gibt zudem zu, dass Spezialkräfte des Militärs vor Ort in Russland die Angriffe auf die Stützpunkte koordiniert haben sollen.

Eine weitere Drohne soll nach russischen Angaben einen Flugplatz in der an die Ukraine grenzenden russischen Region Kursk angegriffen haben. Durch den Beschuss „in der Gegend des Flugplatzes von Kursk geriet ein Öltank in Brand“, erklärte der örtliche Gouverneur Roman Starowojt am Dienstag in den Online-Netzwerken. „Es gab keine Opfer.“ Er fügte hinzu, dass versucht werde, das Feuer einzudämmen. Der Gouverneur machte keine Angaben dazu, woher die Drohne kam.

Bilder einer Überwachungskamera nahe dem Stützpunkt Engels zeigen einen Feuerball in der Nacht. Auf Telegram wurden zudem zwei Fotos veröffentlicht, die einen beschädigten russischen Bomber und einen beschädigten Lastwagen vor einem offenbar getroffenen Flugzeug zeigen. Die Echtheit der Bilder konnte nicht geprüft werden.

Spekulationen über eingesetzte Drohnen

Der russische Militärblogger Alexander Kots teile auf Telegram die Vermutung, dass der Stützpunkt im Südosten Russlands mit sowjetischen Drohnen vom Typ Tupolew M-141 angegriffen wurde, schreibt der Militäranalyst Rob Lee auf Twitter. Die Technologie stamme aus den 1970-Jahren, schreibt Lee weiter.

Wenn das russische Militär eine solche Drohne nicht abwehren könne, „lässt das nichts Gutes für die Fähigkeit des Landes erahnen, einen massiven Marschflugkörperangriff zu verhindern“. Die russischen Luftverteidigungskräfte müssten sich wohl „einigen ernsthaften Fragen“ stellen.

Unter anderem der Flugabwehr habe man es zu verdanken, dass die auf den Stützpunkten stationierten Langstreckenbomber nur unwesentlich beschädigt wurden. Durch herabfallende Trümmer seien auf dem Militärflugplatz Djagiljewo drei Soldaten getötet worden, teilte das russische Militär mit. Vier weitere seien verletzt in Krankenhäuser gekommen. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die ukrainische Regierung wollte sich zunächst nicht zu den Angriffen Tief im Staatsgebiet der Russischen Föderation bekennen. Mychailo Podoljak, Berater von Präsident Selnskyj, schrieb auf Twitter lediglich: „Die Erde ist rund – Entdeckung von Galileo. (…) Wenn etwas in den Luftraum anderer Länder gestartet wird, kehren früher oder später unbekannte Flugobjekte zum Ausgangspunkt zurück.“

Angriffsziele liegen 500 Kilometer innerhalb Russlands

Der Militärflugplatz Djagiljewo liegt mehr als 550 von der ukrainischen Großstadt Charkiw und keine 200 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt. Von der Basis Engels, etwa 500 Kilometer von der ukrainischen und 160 Kilometer vor der kasachischen Grenze entfernt, sollen immer wieder Kampfflugzeuge und Bomber Ziele in der Ukraine unter Beschuss genommen haben. Dort sollen auch Flugzeuge vom Typ Tupolev-160 und Tupolev-95 stationiert sein, die in der Lage sind, Atomsprengköpfe zu tragen, schriebt die „New York Times“.

Russland beantwortete die Angriffe auf eigenem Boden mit einem erneuten groß angelegten Raketenbeschuss auf ukrainische Ziele. Nach Angaben des Kremls wurden 17 Ziele getroffen. Das ukrainische Militär gab den Abschuss von 60 bis 70 Raketen bekannt. Sie sollen aus den Schwarzen sowie dem Kaspischen Meer abgefeuert worden sein, schreibt der „Spiegel“. Die „New York Times“ berichtet zudem von Flugzeugstarts an dem zuvor angegriffenen Stützpunkt Engels.

Russische Militärblogger reagierten auf die Angriffe mit „Wut über die Unfähigkeit des russischen Militärs“. Das schreiben die Militäranalysten des US-amerikanischen Think-Tanks „Institute For The Study Of War“ (ISW) in ihrem täglichen Lagebericht. Einige Blogger hätten dem Militär vorgeworfen, die Stützpunkte „nicht angemessen geschützt“ zu haben. Die Wut anderer Blogger sei gegen russische Beamte gerichtet, die die Stützpunkte nicht angemessen verteidigt hätten, obwohl sie wussten, dass sie klare Ziele für ukrainische Angriffe sein könnten.

Die meist kriegsbefürwortenden Militärblogger forderten das Militär zudem zu „erheblichen Vergeltungsschlägen gegen die Ukraine“ auf, schreibt das ISW. Auch solle man die „Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung auf russischem Territorium verstärken“.

Zitat

Das Ukraine-Update am Morgen - Analysten: Auf einer Achse bereitet Russland schon jetzt die Großoffensive vor

Russische Soldaten kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine. Foto: dpa

Russische Soldaten kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine. Foto: dpa© Foto: dpa

Das Ukraine-Update: Was in der Nacht passiert ist

Ukrainische Beamte rechnen Anfang 2023 mit russischer Großoffensive

Ukrainische Beamte gehen davon aus, dass Russland versuchen könnte, im Januar und Februar 2023 eine Großoffensive zu starten. Diverse Indikatoren wie die Mobilisierungsbemühungen, die Ankündigung der Wehrpflicht und die Bewegung von schweren Waffen, würden darauf hindeuten, so der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. Dass das Angriffstempo in den Wintermonaten auf beiden Seiten erhöht werden könnte, hat die US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ bereits seit längerem vorhergesagt. Dass die Temperaturen in der Ukraine nun unter Null liegen, und sich der Boden nach dem nassen Winteranfang breitflächig verfestigt, würde die Voraussetzungen für schnellere Offensivaktionen schaffen, so das ISW.

Die Analysten des ISW führen aus, dass russische Truppen am ehesten entlang zweier Achsen in die Offensive gehen könnten - entlang der Grenze zwischen Charkiw und Luhansk in der Nordostukraine oder im Gebiet Donezk. Derzeit scheint es, als würde Russland schwere Waffen nahe der derzeitigen Frontlinie entlang der Grenze zwischen Charkiw und Luhansk verlegen. Zudem habe die russische Führung die Truppen dort neu formiert.

Ukrainische und russische Quellen haben kürzlich berichtet, dass russische Truppen entlang dieser Linie bereits Offensivoperationen durchführen, um insbesondere verlorene Stellungen westlich von Kreminna zurückzuerobern.

Folterkammer für Kinder in befreitem Cherson gefunden

In der kürzlich befreiten Stadt Cherson ist ukrainischen Angaben zufolge eine Folterkammer für Kinder gefunden worden. Das deutet darauf hin, dass auch Kinder unter der russischen Besatzung misshandelt wurden. „Wir haben in der Region Cherson zehn Folterkammern gefunden, vier davon in der Stadt Cherson“, berichtet Dmytro Lubinets, der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments. In einer der Kammern sei ein separater Raum gefunden worden, in dem Kinder festgehalten worden sein. „Selbst die Besatzer nannten sie so, eine Kinderzelle,“ so Lubinets. Anders als in den anderen Zellen hätten Besatzer dünne Matten auf den Boden gelegt. „Wir haben dokumentiert, dass die Kinder kein Wasser bekamen, sie bekamen nur jeden zweiten Tag Wasser. Sie bekamen praktisch nichts zu essen.“

Russland warnt USA vor Lieferung von Patriot-Luftabwehr

Die US-Regierung erwägt Medienberichten zufolge eine Lieferung des Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine. Die Patriot-Pläne müssten noch von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin genehmigt werden, berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsquellen. Das Luftverteidigungssystem Patriot würde in der von Russland angegriffenen Ukraine einen Teil der militärischen Karten neu mischen. Es kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen und Raketen auch aus größerer Entfernung abwehren.

Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ «Patriot» des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr. Axel Heimken/dpa

Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ «Patriot» des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr. Axel Heimken/dpa© Axel Heimken/dpa

Sollten sich die Berichte über die Lieferung bewahrheiten, dann zeuge dies von einem neuen „provokativen Schritt der Administration (des US-Präsidenten Joe Biden), der zu unvorhersehbaren Folgen führen kann„, teilte die russische Botschaft in Washington mit. „Solch eine Linie Washingtons fügt nicht nur den russisch-amerikanischen Beziehungen einen kolossalen Schaden zu, sondern schafft auch zusätzliche Risiken für die globale Sicherheit„, hieß es.

Selenskyj: Russland von Sportereignissen komplett isolieren

Nach einem Gespräch mit IOC-Chef Thomas Bach forderte Selenskyj einen dauerhaften Ausschluss Russlands von internationalen Sportereignissen. „Eine faire Antwort für einen Terrorstaat kann nur seine völlige Isolation in der internationalen Arena sein“, teilte Selenskyj am Mittwoch nach dem Telefonat mit Bach mit. Die Prinzipien der Olympischen Bewegung seien nicht vereinbar mit denen eines “Terrorstaats“. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass Russland Sportereignisse für seine Propagandazwecke benutze.

Seit Kriegsbeginn seien 184 Athleten durch russische Handlungen getötet worden, sagte Selenskyj. Für russische Repräsentanten dürfe es daher keinen Weg zurück in den Weltsport geben. Das Schweigen der Athleten, Trainer und Sportfunktionäre in Russland begünstige die Aggression, begründete Selenskyj seine Forderung. Die russische Führung hingegen betont immer wieder, dass Sport und Politik getrennt voneinander sein sollten. Dabei verlässt sich das Riesenreich darauf, dass Verbündete in Asien, Indien und Lateinamerika den Krieg nicht laut verurteilen und auch die westlichen Sanktionen nicht mittragen.

EU-Asean-Gipfel endet ohne gemeinsame Verurteilung Russlands

Der Europäischen Union gelang es unterdessen nicht, den Verband südostasiatischer Nationen (Asean) zu einer gemeinsamen Verurteilung von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu bewegen. In der Abschlusserklärung des ersten großen Gipfeltreffens der beiden Organisationen in Brüssel wurde am Mittwoch lediglich festgehalten, dass die meisten Teilnehmerstaaten die Aggression Russlands gegen die Ukraine auf das Schärfste verurteilen.

Als Grund nannten Diplomaten die Position von Vietnam, Laos und Thailand. Diese drei Länder hatten sich auch bei der letzten großen Abstimmung über eine kritische UN-Resolution zu Russlands Krieg enthalten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte zu dem Thema am Abend bei einer Pressekonferenz, man wisse, dass auch Länder, die die Resolution nicht unterstützt hätten, den Krieg als ungerecht empfänden. Dies sei ein guter Ausgangspunkt für das, was man sich vorgenommen habe. “Kein Staat hat das Recht, einen anderen zu überfallen, und nukleare Drohungen sind nicht akzeptabel“, bekräftigte er.

Zitat

Ein Viertel der ukrainischen Flüchtlinge will für immer in Deutschland bleiben

Jeder dritte ukrainische Geflüchtete möchte laut einer Umfrage für immer oder für mehrere Jahre in Deutschland bleiben. Die meisten haben Deutschland auch bewusst als Zielland gewählt. Rund ein Drittel will nach Kriegsende wieder in die Ukraine zurückkehren.

Flucht vor dem Krieg: Etwa eine Million Menschen aus der Ukraine sind in diesem Jahr nach Deutschland gekommen Quelle: picture alliance/dpa

Flucht vor dem Krieg: Etwa eine Million Menschen aus der Ukraine sind in diesem Jahr nach Deutschland gekommen Quelle: picture alliance/dpa© picture alliance/dpa

Mehr als jeder dritte Kriegsflüchtling aus der Ukraine möchte entweder für immer oder zumindest für mehrere Jahre in Deutschland bleiben. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurden. Von den mehr als 11.000 Ukrainern, die daran teilnahmen, äußerten 26 Prozent die Absicht, für immer in Deutschland leben zu wollen. Elf Prozent der Kriegsflüchtlinge wollen mehrere Jahre bleiben.

Rund ein Drittel der Geflüchteten (34 Prozent) will Deutschland nach Kriegsende wieder verlassen. 27 Prozent der Befragten waren unentschieden. Lediglich zwei Prozent der Ukraine-Flüchtlinge planen, innerhalb eines Jahres wieder auszureisen.

Von den Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter hatten zum Zeitpunkt der Befragung 17 Prozent einen Job. Die meisten von ihnen – 71 Prozent – gingen laut Studie einer Tätigkeit nach, die einen Hochschul- oder Berufsabschluss voraussetzt.
Zwei Drittel der nach Deutschland Geflüchteten stammen aus Regionen der Ukraine, die besonders stark vom Krieg betroffen sind. Als wichtigstes Motiv für die Wahl des Ziellandes Deutschland nennen 60 Prozent der Flüchtlinge Familienangehörige, Freunde und Bekannte, die bereits hier leben. Andere häufig genannte Motive sind die Achtung der Menschenrechte, das Wohlfahrtssystem, das Bildungssystem, die Willkommenskultur und die wirtschaftliche Lage in Deutschland. 18 Prozent der Flüchtlinge gaben an, der Zufall habe sie nach Deutschland geführt.

An der Studie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland – Flucht, Ankunft und Leben“ haben unter anderem das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mitgewirkt. Die Befragung lief von August bis Oktober.

Am Stichtag 21. November waren im Ausländerzentralregister 1.026.599 Menschen erfasst, die seit Kriegsbeginn am 24. Februar nach Deutschland eingereist sind. Die erwachsenen Geflüchteten aus der Ukraine sind zu rund 80 Prozent Frauen, von denen fast jede Zweite (48 Prozent) mit minderjährigen Kindern im Haushalt lebt.

Zitat

Material offenbar in Teilen nach Mannheim

Zunächst soll das Schiff am Freitag in Nordenham, am dortigen Rhenus-Midgard-Terminal, festgemacht haben. Das Medium vermutet, dass dort Munition entladen wurde. Wie Daten des Portals "Vesselfinder" zeigen, machte das Schiff tatsächlich dort fest. Bis zum Nachmittag des 25. Februar lag das Schiff dann in Bremerhaven, am Montagmittag war es dann in der Ostsee zwischen der Insel Bornholm und dem schwedischen Festland unterwegs. Das Ziel: unklar.

Ein Großteil des militärischen Materials könnte mittlerweile in Mannheim oder auf dem Weg dorthin sein. Bereits kurz nach Ausbruch des Krieges vor gut einem Jahr wurden auf dem dortigen Gelände der Colmar-Baracken verstärkt Lieferungen von Panzern und anderen Militärfahrzeugen angenommen, berichtete unter anderem der "SWR" im März 2022.

Das Gelände dort ist etwa 220 Hektar groß und gilt als die letzte von den US-Streitkräften in Mannheim genutzte Liegenschaft. Eigentlich wollte sich das US-Militär dort seit Jahren zurückziehen. Doch nach der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 hatte sich das US-Militär die Sache anders überlegt. 2015 kündigte es an, das Gelände für weitere Jahre nutzen zu wollen.

Weder der Hafen in Bremerhaven noch das für die Logistik zuständige Unternehmen BLG Logistics machten am Montag weitere Angaben zu Waffenlieferungen. Aus Geheimhaltungsgründen würden dazu keine Informationen erteilt, hieß es auf Anfrage von t-online.

Zitat

„Dann fällt die Krim“: Prigoschin droht Putin den Abzug der Wagner-Gruppe an

„Dann fällt die Krim“: Prigoschin droht Putin den Abzug der Wagner-Gruppe an

Es wäre der Zusammenbruch der Front: Wagner-Boss Prigoschin hat Putin den Abzug seiner Söldner in Bachmut angedroht. Der Machtkampf eskaliert offenbar.

Moskau – Zu wenig Munition, kaum noch Rekruten und ein verhängter Maulkorb: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin fühlt sich vom Kreml im Ukraine-Krieg gegängelt – und droht jetzt mit ernsthaften Konsequenzen. So schloss Putins Koch einen Abzug seiner Söldner aus den Kämpfen rund um Bachmut nicht aus. Für den Kreml wäre das ein fataler Schritt.

Ukraine-Krieg: Prigoschin droht Putin den Abzug der Wagner-Gruppe in Bachmut an

 „Wenn sich Wagner jetzt aus Bachmut zurückzieht, dann bricht die gesamte Front zusammen“, stellte Prigoschin in einem bei Telegram veröffentlichten Video klar. Dann werde es sehr unangenehm für alle Einheiten, die Russland verteidigen wollten. Denn aufgrund eines „Sprungfeder-Effekts“ könne die Ukraine dann bis zur russischen Grenze durchbrechen und vielleicht sogar darüber hinaus, drohte der Wagner-Boss. „Dann kollabiert die Front. Dann fällt die Krim“, prophezeite er dem Kreml im Falle eines Wagner-Abzugs eine vernichtende Niederlage.

„Dann fällt die Krim“: Prigoschin droht Putin den Abzug der Wagner-Gruppe an

„Dann fällt die Krim“: Prigoschin droht Putin den Abzug der Wagner-Gruppe an© Bereitgestellt von FR

Foto © Itar Tass/Imago

Prigoschin beklagt hohe Verluste und fehlende Unterstützung im Ukraine-Krieg

Die Drohung kommt nicht von ungefähr. Es ist ein weiteres Kapitel im Machtkampf von Prigoschin und Wladimir Putin. Einst von Russlands Präsidenten protegiert, baute der Söldner-Boss seine Wagner-Gruppe auf und kämpft derzeit im Ukraine-Krieg in der Region um Bachmut an vorderster Front. Die Verluste für die Privatarmee sind jedoch enorm, zuletzt beschwerten sich die Söldner darüber, dass sie ohne Schutz ins Feuer geschickt werden würden. Doch obwohl die Wagner-Gruppe die Stellung hält und Geländegewinne verzeichnet, fühlt sie sich von Moskau teilweise im Stich gelassen.

Die hohen Verluste hatte Prigoschin mit der Rekrutierung von Häftlingen ausgeglichen. Doch vor wenigen Wochen schob der Kreml dem Treiben einen Riegel vor. Nun darf nur noch das Verteidigungsministerium für die russische Armee in den Gefängnissen Soldaten anwerben. Lautstark beschwerte sich Prigoschin daraufhin über Putin und seine Machtelite, die ihn angeblich auch bei der Versorgung mit Waffen und Munition hängenließ. Die Reaktion aus Moskau folgte prompt: Putin ließ die Strafen für offene Kritik am russischen Feldzug in der Ukraine drastisch erhöhen.

Doch davon lässt sich Prigoschin nun offenbar nicht abschrecken. Denn seine aktuelle Drohung richtet er an einen eindeutigen Adressaten. Ein Abzug geschehe nicht freiwillig, sondern nur dann, wenn man sich nicht mit dem Verteidigungsministerium und Finanzministerium einigen könne, stellt Prigoschin in seinem Telegram-Video klar. Täglich würde er von seinen Kämpfern gefragt: „Was, wenn sie uns hereinlegen wollen, um zu zeigen, dass wir die Lumpen sind und uns deshalb keine Ausrüstung, keine Waffen geben und es uns nicht erlauben, unsere Reihen mit neuen Häftlingen aufzufüllen?“

Bei Sturz von Putin: Der Chef der Wagner-Söldner Prigoschin lauert schon auf den Präsidenten-Posten

Prigoschin gilt als ambitioniert. Seit der Einnahme von Soledar und mit dem Vorrücken in Bachmut rühmt er sich in seinen Video-Botschaften als der eigentlich wahre Militärführer Russlands. Immer wieder tauchen Spekulationen auf, wonach im Fall eines Sturzes von Putin sein früherer Weggefährte auf den Präsidentenstuhl lauern könnte. Unabhängig überprüfen lassen sich die Gerüchte im Ukraine-Krieg nicht. Aber dass er sich bereit für höhere Aufgaben sieht – daran hat Prigoschin zuletzt nie ein Geheimnis gemacht. Dem Kreml wird die Wagner-Gruppe nun zu gefährlich.

Zitat

 

Ukrainische Soldaten in Bachmut: Die Ukraine bereitet den nächsten Gegenangriff vor.
Ukrainische Soldaten in Bachmut: Die Ukraine bereitet den nächsten Gegenangriff vor. (Quelle: Roman Chop/dpa)

Die Ukraine hat Panzer und Munition für einen großen Gegenangriff, trotzdem wartet Kiew weiter ab. Nur eines ist klar: Wladimir Putin droht in seinem Krieg der nächste empfindliche Rückschlag.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Die ukrainische Armee bereitet aktuell eine Gegenoffensive vor, um weitere Teile des Landes von den russischen Besatzern zu befreien. Panzer und Munition sind bereits aus dem Westen eingetroffen, auch die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an den modernen Waffensystemen ist abgeschlossen. Im Internet kursieren zwar Bilder und Videos von ukrainischen Truppenkonzentrationen, doch bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Gegenangriff begonnen hat.

Die Zeit arbeitet gegen die Ukraine, denn die russischen Truppen bauen ihre Verteidigungslinien aus. Der Militärexperte Christian Mölling erklärt im t-online-Interview, warum die ukrainische Armee trotzdem noch auf den richtigen Zeitpunkt für einen Gegenangriff wartet und welche Rolle China bei der Versorgung der russischen Armee mit Waffen spielt.

t-online: Herr Mölling, in den sozialen Netzwerken gibt es Videos und Bilder, die ukrainische Truppenbewegungen zeigen sollen. Sehen Sie Anzeichen dafür, dass die ukrainische Gegenoffensive nun beginnt?

Christian Mölling: Nein, die sehe ich aktuell noch nicht. Zumindest ist nicht ersichtlich, dass die Ukraine große Truppenkörper in Richtung Front bewegt. Aber man muss sich auch immer vor Augen führen, dass ein Gegenangriff in einem Krieg nicht wie in einem Hollywoodfilm beginnt.

Wie meinen Sie das?

Die ukrainische Armee wird nicht wild um sich schießen. Sondern die Gegenoffensive beginnt mit taktischer Aufklärung und dem Ausloten von Schwachstellen in der russischen Frontlinie. Kiew muss mit aller Sorgfalt Positionen ausmachen, an denen sich ein Angriff lohnt.

Christian Mölling ist stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts der Denkfabrik Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und Leiter des Zentrums für Sicherheit und Verteidigung. Er studierte Politik-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften an den Universitäten Duisburg und Warwick und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Aber Aufklärung findet mithilfe der USA die ganze Zeit statt, oder?

Ja, doch das ist ein ständiges Katz- und Mausspiel. Natürlich weiß die russische Armee, dass ihre Positionen aufgeklärt werden und es gibt ständig Truppenverlegungen entlang der Frontlinie, um eigene Schwächen auszugleichen oder die Schwächen des Gegners zu nutzen. Deswegen ist taktische Aufklärung immer situativ.

Hätte die Ukraine denn mittlerweile ausreichend Waffensysteme und Munition für einen Angriff?

Wahrscheinlich ja. Natürlich steht die ukrainische Armee durch die Waffenlieferungen aus dem Westen aktuell besser da als noch vor einigen Monaten.

Auch bei der Munition?

Bei der Munition wissen wir, dass es Schwachpunkte gibt. Die Ukrainer werden sich aber jetzt nicht davon abschrecken lassen, dass sie mehr haben. Für sie wird es darum gehen, mit einem Gegenangriff ein begrenztes Ziel zu erreichen und dieses Ziel wird angepasst, je nachdem wie viel Munition und Waffen zur Verfügung stehen. Die Strategie ist eigentlich simpel, aber der Erfolg einer Gegenoffensive bemisst sich natürlich am Material.

Ukrainekrieg_22_3_23

Warum greift die ukrainische Armee dann noch nicht an?

Das hat unterschiedliche Gründe. Einerseits ist das Wetter ein Problem. Das westliche Gerät ist im Vergleich deutlich schwerer als das auf russischer Seite. Die westlichen Panzer könnten im Matsch stecken bleiben. Andererseits geht es für die Ukraine darum, möglichst kraftvoll anzugreifen. Davon wird abhängen, wie viel Gebiet sie zurückgewinnen kann. Bei jeder Offensive gibt es einen sogenannten Kulminationspunkt – einen Punkt, an dem der Angriff zum Stillstand gebracht wird, durch den Widerstand oder weil man selbst nicht mehr genug Kampfkraft hat. Es ist das Ziel der Ukrainer, diesen Punkt so weit wie möglich hinauszuzögern. Der Angriff wird kommen, nur der effektivste Zeitpunkt ist ungewiss.

Aber das Abwarten verschafft Russland auch wichtige Zeit, um sich auf diesen Angriff vorzubereiten.

Klar. Es ist ein Problem, dass der Westen die Ukraine nicht rechtzeitig ausgerüstet hat. Wenn die ukrainische Armee früher eine größere Kampfkraft gehabt hätte, wären die Risiken einer Gegenoffensive geringer gewesen. Die westlichen Kampfpanzer können eine wichtige Rolle spielen, aber die sind halt deutlich zu spät geliefert worden. Hätte auch Deutschland früher reagiert, hätte die Ukraine nun noch mehr Material und mehr Routine im Umgang mit den Waffensystemen.

Ist die ukrainische Armee denn mittlerweile ausreichend ausgebildet für einen erfolgreichen Gegenangriff?

Die Frage stellt sich mir nicht. Die ukrainische Armee hat seit Kriegsbeginn immer wieder moderne Waffensysteme eingesetzt und den Westen mit ihrer Kreativität überrascht. Für die Ukraine geht es um Leben und Tod. Nicht jeder Idiot kann einen Panzer fahren, aber die Grundfertigkeiten werden sie schon erlernt haben. Vielmehr trainiert die ukrainische Armee aktuell die taktische Einsatzfähigkeit im Gefecht und den Einsatz der modernen Geräte im Verbund. Dafür ist aber kaum Zeit.

Ein russischer Soldat in Donezk (Archivbild): Kann Russland den Krieg nicht mehr alleine finanzieren?
Ein russischer Soldat in Donezk (Archivbild): Wie lange kann Russland in der Ukraine noch kämpfen? (Quelle: Tsitsagi Nikita/imago images)

Hat die Ukraine denn nur eine Chance für ihre Gegenoffensive?

Zumindest ist der Druck auf die Ukraine groß. Ein Misserfolg einer Gegenoffensive hätte Folgen für den politischen Diskurs im Westen. Schon jetzt gibt es Stimmen, die einen Waffenstillstand fordern, obwohl Kiew weiterkämpfen und so viel Gebiet befreien möchte wie möglich. Hinzu kommt, dass Teile der Republikaner in den USA die Unterstützung der Ukraine kritisieren und zum Wahlkampfthema machen könnten. Das hätte Folgen, weitere Waffenlieferungen für die Ukraine wären nicht garantiert.

Worauf müssen sich die ukrainischen Truppen denn bei ihrem Angriff einstellen?

Die Russen haben sich bemüht, den Süden in erheblichem Maße zu befestigen. Aber die russischen Befestigungen wurden schnell gebaut und es wird in jedem Fall Schwachstellen in den Verteidigungslinien geben. Es geht darum, diese Linien zu überwinden und die technischen Möglichkeiten bereitzustellen, um etwa Minenfelder durchqueren zu können. Das wird nicht einfach, aber es ist auch nicht unmöglich.

Wie hoch schätzen Sie die Erfolgschancen der ukrainischen Armee ein?

Die Ukraine wird sicherlich schon einen gewissen Erfolg erzielen. Wie groß dieser sein wird, wage ich ehrlich gesagt nicht einzuschätzen. Kriege sind immer komplex und Kleinigkeiten können über Erfolg oder Misserfolg mitentscheiden. Deswegen ist eine Prognose schwer.

Letztlich haben wir auch nicht ausreichend Informationen, wie stark die russische Widerstandskraft ist.

Das stimmt. Die Russen sind nicht weiterhin so dumm wie im vergangenen Jahr. Wir dürfen nicht annehmen, dass die aus ihren Fehlern in diesem Krieg nicht gelernt haben. Ich empfehle, die Russen nicht zu unterschätzen und die Ukraine nicht zu überschätzen.

Angriffsübungen von Panzerbesatzungen in der Ukraine: Ein Ende des Ukraine-Kriegs ist noch nicht in Sicht.
Angriffsübungen von Panzerbesatzungen in der Ukraine: Ein Ende des Ukraine-Krieges ist noch nicht in Sicht. (Quelle: IMAGO/Dmytro Smolienko/imago-images-bilder)

Wie gut ist die russische Armee in der Ukraine denn aktuell aufgestellt?

Für Putin wird es nicht besser. Die Russen holen schon Panzer aus den Depots, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Im Gegensatz dazu verfügt die Ukraine zwar über weniger Material, aber es ist deutlich moderner. Außerdem werden die russischen Soldaten von Putin verheizt und ihre Kampfmotivation ist deutlich geringer als die der ukrainischen Soldaten. Motivation ist ein wichtiger Faktor.

Welche Folgen hätte es für Putin, wenn erneut eine Gegenoffensive erfolgreich ist und die Ukraine weitere Teile ihres Staatsgebietes befreien kann?

Das ist schwer einzuschätzen, weil das Machtgefüge im Kreml für uns im Westen nicht einsehbar ist. Es könnten Kräfte im Kreml Putin absetzen, um Verhandlungen mit dem Westen zu erleichtern. Aber das ist alles nur Theorie.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte zuletzt öffentlich in seinem Blog über ein mögliches Ende des Konfliktes geschrieben. Wie ernst kann man das nehmen?

Auch das ist schwer zu sagen. Prigoschin versucht scheinbar, einen Weg in die Politik zu finden. Er wollte auch schon eine russische Partei übernehmen, aber das hat nicht funktioniert. Von außen lässt sich schwer beurteilen, ob seine aktuellen Vorstöße mit dem Kreml abgesprochen sind oder nicht. In jedem Fall hat sich Prigoschin im russischen Establishment viele Feinde gemacht. Aber diese Konflikte könnten am Ende im Interesse Putins sein.

Xi Jinping und Wladimir Putin: Russland ist mittlerweile Chinas Juniorpartner, sagt Christoph Heusgen.
Xi Jinping und Wladimir Putin: China möchte verhindern, dass Russland den Krieg in der Ukraine verliert. (Quelle: Alexei Maishev/imago-images-bilder)

Sie haben angesprochen, dass die Qualität des russischen Kriegsgeräts rasant abnimmt. Wird dadurch nicht auch wahrscheinlicher, dass China Waffen liefert, damit Putin nicht verliert?

China ist schon Teil von Putins Krieg, sie unterstützen Russland. Zwar liefert Peking keine schweren Waffensysteme an Russland, aber das ist auch nicht unbedingt nötig. Für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping ist es eine sensible Abwägung. Einerseits möchte er Putin nicht verlieren lassen, anderseits aber auch keine westlichen Sanktionen gegen China riskieren. Die Chinesen sind noch vom Technologietransfer mit dem Westen abhängig und deshalb ist es unwahrscheinlich, dass sie plötzlich Panzer in die Ukraine schicken.

Es bleibt also bei Halbleitern und anderen "Dual Use"-Gütern?

Die reichen für Russland völlig aus. Wenn die Chinesen Halbleiter liefern, die für die Russen militärisch nutzbar sind und mit russischer Militärtechnologie funktionieren, dann wird Putin seinen Krieg weiterführen können. Es ist ein Dilemma für China, dass auch sie keinen Plan haben, wie dieser Krieg beendet werden soll.

Xi Jinping möchte, dass Putin nicht verliert.

Genau. Aber wie ein stabiler Waffenstillstand oder ein Frieden etabliert werden könnte, darüber gibt es aktuell weder im Westen noch in China eine Vorstellung.

Zitat

Verheerende Verluste für Russland in vergangenen 24 Stunden

"Владимир Путин (20-06-2021)" by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0.

"Владимир Путин (20-06-2021)" by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0.© Bereitgestellt von News in Five

Seit gestern soll das russische Militär 540 Todesfälle und Verletzte erlitten haben.

Das meldet der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte auf Facebook. Damit habe Russland seit dem Beginn seiner Invasion der Ukraine am 24. Februar letzten Jahres insgesamt 194.970 Soldaten in der Ukraine verloren.

Laut Bericht hat Russland außerdem 3.730 Panzer, 7.253 gepanzerte Fahrzeuge, 5.958 Fahrzeuge und Tankwagen, 3.018 Artilleriesysteme, 554 Raketenwerfersysteme, 306 Luftverteidigungssysteme, 308 Flugzeuge, 294 Hubschrauber, 2.614 Drohnen und 18 Boote verloren.

Die Angabe der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Ukraine machte keine Angaben zu eigenen Verlusten.

Zitat

Verbesserte Abwehr : Vier Gründe, warum die ukrainische Luftwaffe so viele russische Angriffe vereitelt

Zu Beginn des Krieges hat fast jede von Russland abgefeuerte Rakete Ziele in der Ukraine getroffen. Zuletzt wurden die meisten Angriffe abgewehrt. Was hat sich verändert?

Ein ukrainischer Soldat mit einer ukrainischen Panzerhaubitze.

Ein ukrainischer Soldat mit einer ukrainischen Panzerhaubitze.© Foto: REUTERS/MARKO DJURICA

Wladimir Putin wollte auf dem Podium vor den Russen über militärische Erfolge berichten, doch viel hatte er am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“, nicht zu erzählen.

Russland schoss in der Nacht zum 9. Mai rund zwei Dutzend Raketen auf die Ukraine ab. Von insgesamt 25 Raketen konnten laut ukrainischer Luftwaffe am Dienstag 23 abgefangen werden.

Seit Beginn der Invasion in der Ukraine hat Russland 2.154 Raketen auf ukrainisches Gebiet abgefeuert. Darüber hinaus wurden 2.770 feindliche Flugzeuge im ukrainischen Luftraum registriert.

Seit letztem Donnerstag gab es fünf Angriffe in vollem Umfang, bei denen luftgestützte Marschflugkörper der Typen Kh-101, Kh-555 sowie ballistische Raketen des Typs Kh-47 Dagger eingesetzt wurden. Genauso wie iranische Shahed-136/131-Drohnen.

Insgesamt feuerten russische Bomber vom Typ Tu-95 in dieser Woche 64 Marschflugkörper vom Kaspischen Meer aus auf die zentralen, östlichen und südlichen Regionen der Ukraine. Am 4. Mai starteten sie zudem eine X-47 Dagger auf die ukrainische Hauptstadt Kiew.

Nach Angaben von Generalleutnant Nikolaj Oleshchuk, dem Kommandeur der Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte, wurde die Rakete aber vom Patriot-Raketensystem zerstört.

Der Militärexperte Roman Switan erklärt: „Kiew ist für die Russen eine symbolträchtige Stadt und sie versuchen sie zumindest in Brand zu setzen, um ihren heimischen Leuten wenigstens einen ‚positiven Sieg‘ zu zeigen.“ Doch das hat nicht geklappt.

Bei einem feindlichen Angriff auf Kiew in der Nacht vom 8. zum 9. Mai wurden ebenfalls alle 15 vom Kaspischen Meer aus abgefeuerten X-101/X-555-Marschflugkörper zerstört. Nach Angaben der Kiewer Militärverwaltung verging der Tag ohne Opfer oder ernsthafte Schäden durch herabfallende Trümmerteile.

Während in den ersten Wochen nach Kriegsbeginn fast jede von den Russen abgefeuerte Rakete ihr Ziel traf und die zivile Infrastruktur in der Ukraine zusammenbrach, hat sich das Blatt nun gewendet.

Vier Gründe, weshalb sich die ukrainische Luftabwehr verbessert hat

Beobachter stellten fest, dass die ukrainische Luftabwehr ihre Fähigkeiten deutlich verbessert hat. Der Militärexperte Oleksiy Melnyk hat die Faktoren ermittelt, die dazu beigetragen haben:

  1. Qualifikation und Ausbildung des ukrainischen Militärs, die es ihm ermöglichten, sich schnell an die neuen Bedingungen anzupassen. Ein Zeichen für die Wirksamkeit der ukrainischen Luftverteidigung war, dass Russland im Mai 2022 keine Flugzeuge mehr tief in ukrainisches Gebiet einfliegen ließ. Zu diesem Zeitpunkt lag die Wahrscheinlichkeit, ein feindliches Flugzeug abzuschießen, bei nahezu 100 Prozent.
  2. Unterstützung der Ukraine durch Partnerländer in Form von tragbaren Luftabwehrsystemen, die Ziele in einer Höhe von bis zu fünf Kilometern abschießen können. Dabei handelt es sich hauptsächlich um die folgenden Systeme: NASAMS, ein norwegisch-amerikanisches mobiles Luftabwehrsystem; IRIS-T, ein deutsches Luftabwehrsystem, das auch eine für den Bodenabschuss angepasste Luft-Luft-Rakete verwendet; Aspide, ein Luftabwehrsystem italienischer Herkunft; MIM-104 PATRIOT, das primäre Luftabwehrsystem der US-Armee für Ziele in mittlerer bis großer Höhe; SAMP-T/MAMBA, das nicht nur Flugzeuge, Marschflugkörper oder Drohnen, sondern (wie PATRIOT) auch ballistische Flugkörper abschießen kann.
  3. Die Unterstützung durch westliche Ausbilder, die es den ukrainischen Streitkräften ermöglichte, schnell mit der Ausbildung und dem Einsatz von NATO-Waffen zu beginnen und sie in das gesamte Luftverteidigungssystem zu integrieren.
  4. Nachrichtendienstliche Informationen, die der Ukraine von westlichen Partnern zur Verfügung gestellt wurden. Mit den Daten, die sie über feindliche Flugzeuge und Raketenträger erhalten, können die Luftverteidiger russische Raketen aufspüren. Angesichts der hohen Fluggeschwindigkeit von Raketen und der damit verbundenen kurzen Zeitspanne zwischen Abschuss und Zerstörung des Ziels ist diese Unterstützung besonders wirksam.
Zitat

Hier drohen jetzt massive Überschwemmungen

Nach Staudamm-Explosion

Hier drohen jetzt massive Überschwemmungen

Hier drohen jetzt massive Überschwemmungen

Hier drohen jetzt massive Überschwemmungen© T - Online

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Region Cherson könnte verheerende Folgen haben. Animationen zeigen, wo jetzt Tausende Menschen bedroht sind.

Bei der schweren Explosion am Staudamm Nowa Kachowka im Süden der Ukraine wurde nach Angaben beider Kriegsparteien das angrenzende Wasserkraftwerk zerstört. Der Staudamm selbst, der im russisch besetzten Teil des Landes nahe der Front liegt, wurde schwer beschädigt.

Kiew und Moskau machen sich gegenseitig dafür verantwortlich, den Staudamm gesprengt zu haben. Die Folgen könnten verheerend sein. Es wird befürchtet, dass es in der umkämpften Region Cherson zu massiven Überschwemmungen kommen könnte.

"Das Ausmaß der Zerstörung, die Geschwindigkeit und Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden gerade ermittelt", sagte der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin.

Zitat

Wagner-Putsch: „Das war eine Inszenierung“

Einst enge Vertraute: Jewgeni Prigoschin (l), russicher Unternehmer, führt Wladimir Putin, Präsident von Russland, durch seine Fabrik, die Schulspeisungen herstellt. Foto: Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Einst enge Vertraute: Jewgeni Prigoschin (l), russicher Unternehmer, führt Wladimir Putin, Präsident von Russland, durch seine Fabrik, die Schulspeisungen herstellt. Foto: Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa© Bereitgestellt von News in Five

Nach dem abgebrochenen Marsch der Söldnertruppe Wagner Richtung Moskau zweifeln Experten an der Darstellung einer Rebellion und vermuten eine Inszenierung. Wagner-Chef Jewgeni Progoschin hatte mit seinen Soldaten russische Militäreinrichtungen besetzt und war in die russische Hauptstadt aufgebrochen. Kurz danach brach er das Unternehmen ab und zog mit seinen Truppen nach Belarus, was ihm Straffreiheit sichern sollte.

Generalleutnant a. D. Roland Kather äußerte sich gegenüber der „Welt“ mit den Worten: „Ich glaube, das Ganze war eine Inszenierung. Wenn es ganz schlecht läuft, ist es ein verdeckter Aufmarsch.“ Auch der britische Ex-General Richard Dannatt warnte bei Sky News vor einem möglichen Angriff aus Belarus durch die Wagner-Söldner und betrachtet dieses Szenario als durchaus realistisch.

Der Russland-Experte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) äußerte sich skeptisch zu den Ereignissen und sagte gegenüber FOCUS Online: „Es gibt ein paar Indizien, die mich sehr verwundern.“ Er wies auf das Fehlen einer angemessenen Reaktion auf die Angriffe der Wagner-Söldner hin und bemerkt, dass Putin in seiner Rede distanziert und realitätsfern wirkte. Meister hatte außerdem Zweifel an der plötzlichen Rolle von Lukaschenko als Vermittler: „„Dann kommt Lukaschenko plötzlich als vermeintlicher Vermittler ins Spiel. Ein Diktator, der komplett vom Kreml abhängig ist und eigentlich überhaupt nichts zu sagen hat. Das wirkt inszeniert – als ob es hier eine Marionette bräuchte, um zu vermitteln“, sagte er dem FOCUS.

Gemäß Blick.ch-Auslandsredakteur Guido Felder könnte der russischen Präsidenten Wladimir Putin hinter allem stehen: „Das hängt alles mit dem Ukraine-Krieg zusammen – es ist durchaus denkbar, dass Prigoschin sich nach Belarus zurückzieht, seine Kämpfer neu formiert und einen Angriff auf die Ukraine startet.“

Das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) dagegen hält die Behauptungen, dass Prigoschins Rebellion, die Reaktion des Kremls und Lukaschenkos Vermittlung alle vom Kreml inszeniert wurden, für absurd. Das Institut wies auf die ernsten Schwächen hin, die die Rebellion in der russischen Regierung und im Verteidigungsministerium aufgedeckt habe. Es zeige deutlich, dass die Sicherheitskräfte Russlands anfällig seien und Putin nicht in der Lage sei, rechtzeitig auf die interne Bedrohung zu reagieren.

Prigoschin selbst soll nun weg aus Russland und sich im Nachbarland Belarus niederlassen, wie die dpa schreibt. Von dem 62-Jährigen, der Moskau über Wochen hinweg mit Kritik am Ukraine-Krieg gereizt hatte, war am Sonntag allerdings nichts mehr zu hören und zu sehen.