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Ukraine- Krieg
Zitat von Gast am 19. Dezember 2023, 12:55 UhrDie Fronten im Ukraine-Krieg sind verhärtet. Die Ukraine hat ihre Strategie im Krieg geändert - und muss auf weiter Fläche Dutzende Angriffe der Russen abwehren. Alle News zum Krieg in der Ukraine im Ticker.
Militärexperte über den Dnipro-Vorstoß: „Da passiert etwas, was eigentlich nicht passieren dürfte“
Dienstag, 19. Dezember, 08.35 Uhr: Der Militärexperte Marcus Keupp hat in einem Interview mit dem ZDF über den ukrainischen Vorstoß über den Dnipro gesprochen.
„Da passiert etwas, was eigentlich nicht passieren dürfte“, so Keupp. Denn: Die Ukraine kann seit Monaten immer wieder Spezialkräfte über den Fluss bringen, und den russischen Truppen gelingt es nicht, die Ukrainer zurückzuwerfen - trotz massiver zahlenmäßiger Überlegenheit.
Keupp erklärt, dass der damalige russischen Befehlshaber Surovikin die Gegend schwächer befestigt habe als andere, wohl, weil man davon ausging, dass der Fluss und der angrenzende Sumpf genug Verteidigung sind. „Das hat die Ukraine ausgenutzt und sich dort etablieren können“, sagt Keupp. „Sie können sich nicht nur halten, sondern sogar langsam vorarbeiten.“
Ganz in der Nähe liegen zudem zwei wichtige Versorgungsrouten für die russischen Besatzer: Die Straßen M14 und M17. „Die Idee“ der Ukraine laut Keupp: Artillerie in Reichweite bringen, um die beiden Straßen unter Beschuss nehmen zu können und so die russische Versorgung zu unterbinden. An der Südwestfront „könnten die Russen sich dann nicht mehr halten.“
Putin auf Parteikongress: „Oder es wird Russland nicht mehr geben“
16.44 Uhr: Kremlchef Putin hat auf einem Kongress seiner Partei „Einiges Russland“ die Souveränität Russlands bekräftigt. „Russland kann nicht, wie etwa einige andere Länder, seine Souveränität für eine Wurst aufgeben und jemandes Satellit werden“, sagte er am Sonntag nach Angaben der Staatsagentur Tass. Mit dieser grotesken Aussage spielte er unter anderem auf die benachbarte Ukraine an, die sich einer EU-Mitgliedschaft annähert und im Abwehrkrieg gegen Russland auf großzügige militärische Hilfe aus dem Westen angewiesen ist.
Russland aber werde entweder als souveräner Staat fortbestehen, „oder es wird Russland nicht mehr geben“, sagte Putin. Zugleich betonte er, dass „westliche Rezepte für sogenannte Blumenrevolutionen“ in Russland nicht funktionieren würden, auch wenn der Westen bereits „eine echte Aggression entfesselt“ habe. Mit dieser von Jahr zu Jahr eskalierenden Aggression wolle der Westen nicht nur die russische Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch das politische Staatssystem zum Einsturz bringen. „Sie glaubten und glauben, dass sie in unserem Land innere Unruhe säen können“, sagte Putin.
Ukrainischer Außenminister für Erhöhung der Waffenproduktion
07.19 Uhr: Die Ukraine setzt im Abwehrkrieg gegen Russland auf ein Hochfahren der Rüstungsindustrie im eigenen Land und bei den Verbündeten. „Die Ukraine zusammen mit ihren Partnern hat die Produktion der Waffen ebenso zu erhöhen“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba am Sonntag in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ mit Blick auf ähnliche Ankündigungen aus Moskau. Die Ukraine und ihre Verbündeten müssten wie eine Militärkoalition zusammen handeln. „Wir müssen entschieden bleiben, zusammenhalten, einander unterstützen.“
Kremlchef Wladimir Putin hatte vor gut einer Woche gesagt, die eigene Rüstungsindustrie produziere um ein Vielfaches mehr im Vergleich zum Kriegsbeginn vor fast 22 Monaten. Anfang Dezember hatte die Ukraine selbst mitgeteilt, die russische Rüstungsindustrie habe die Produktion von Raketen und Kampfdrohnen hochgefahren.
Kuleba sagte weiter, die Signale, die Präsident Wolodymyr Selenskyj von seinem jüngsten Besuch aus Washington mitgebracht habe, seien trotz der weiter blockierten US-Militärhilfen hoffnungsvoll. Selenskyj habe „sehr schöne Gespräche“ mit dem republikanischen Sprecher gehabt und Senatoren getroffen. Die letzte Entscheidung des Europäischen Rates, die Verhandlungen zur Mitgliedschaft der Ukraine in der EU zu beginnen - das sei ein Signal an die USA: Europa bleibe stark. „Ich bin sicher, diese Entscheidung stimuliert ebenso die USA, ihre eigenen Entscheidungen zugunsten der Ukraine zu treffen.“ Die Freigabe neuer US-Hilfen für die Ukraine wird derzeit von einem Streit im US-Parlament zwischen Republikanern und Demokraten blockiert.
Behörden: Abhörwanze in einem der Büros des ukrainischen Armeechefs entdeckt
Montag, 18. Dezember, 00.04 Uhr: In einem der Büros des ukrainischen Armeechefs Waleryj Saluschnyj ist nach Angaben der Sicherheitsbehörden des Landes eine Abhörwanze entdeckt worden. Diese sei aber „nicht funktionsfähig“ gewesen, erklärten die Behörden am Sonntag im Onlinedienst Telegram. Das Abhörgerät sei nicht in Saluschnyjs eigentlichem Büro gefunden worden, sondern in einem Raum, den er künftig hätte nutzen können.
Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden wegen illegaler Nutzung technischer Mittel zur Informationsbeschaffung, fügten die Sicherheitsbehörden hinzu, ohne Angaben zur möglichen Herkunft der Wanze zu machen.
Kämpfe in südrussischer Region Belgorod
19.40 Uhr: Mehrere Ortschaften in der russischen Region Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine sind am Sonntag unter Beschuss geraten. Während russische Medien von einem Angriff regulärer ukrainischer Einheiten berichteten, sprach der ukrainische Militärgeheimdienst von einem unerwarteten Angriff durch „Gegner des Kreml-Regimes“. Eine unabhängige Klärung war nicht möglich.
Nach russischen Angaben wurden mehrere Dörfer angegriffen. Ukrainische Quellen wiederum sprachen von Attacken gegen militärische Ziele in der Region, in deren Verlauf russische Artillerie „chaotisches Feuer“ auf mehrere Dörfer auf russischer Seite der Grenze eröffnet haben soll. Belgorod liegt knapp 50 Kilometer nördlich der ukrainischen Großstadt Charkiw.
Putin nennt Warnung vor Moskauer Angriff auf Nato-Staaten „Blödsinn“
Sonntag, 17. Dezember, 11.39 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat Befürchtungen des Westens vor einem möglichen Angriff Russlands auf einen Mitgliedsstaat der Nato als „völligen Blödsinn“ zurückgewiesen. US-Präsident Joe Biden benutze solche Warnungen, um von Fehlern in seiner Russland-Politik abzulenken, sagte Putin dem russischen Staatsfernsehen in einem am Sonntag veröffentlichten Interview zu der Frage, ob Russland ein Nato-Land überfallen werde. Biden selbst verstehe, dass „Russland keine Gründe, kein Interesse - weder geopolitisch noch wirtschaftlich noch militärisch – hat, mit Staaten der Nato zu kämpfen“, sagte Putin.
„Wir haben keine territorialen Ansprüche aneinander, keinen Wunsch, unsere Beziehungen mit ihnen zu verderben“, sagte Putin mit Blick auf die Nato-Staaten. Der Kremlchef, der seit fast zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, hatte immer wieder vor einer Ausdehnung der Nato nach Osten bis an Grenzen Russlands gewarnt. Mit seinem Überfall auf die Ukraine will er auch einen Nato-Beitritt des Nachbarlandes verhindern.
Dagegen warnen die Ukraine und westliche Staaten davor, dass Putin im Fall eines Sieges als nächstes die Nato-Mitglieder im Baltikum und andere Länder des Militärbündnisses angreifen werde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert vom Westen, Kiew dabei militärisch so stark zu unterstützen, dass Russland in dem Krieg eine strategische Niederlage erleide und nie wieder ein Land überfallen könne.
Eine Folge von Putins Invasion in der Ukraine ist die Nato-Mitgliedschaft seines lange neutralen Nachbarlandes Finnland. Der Kremlchef betonte, dass Russland mit dem Land keine Konflikte mehr gehabt habe. „Es gab keine Probleme. Aber jetzt wird es sie geben, weil wir nun den Leningrader Militärbezirk gründen und dort bestimmte militärische Einheiten konzentrieren werden“, sagte Putin, ohne Details zu nennen. Der Westen werde mit Russland an diesen Kontaktlinien rechnen müssen.
Ukraine wehrt Dutzende russische Angriffe ab
19.26 Uhr: Die ukrainische Armee hat nach Angaben ihrer Führung auch am Samstag Dutzende russische Angriffe entlang der Front im Osten und Süden des Landes abgewehrt. Im Abendbericht des Generalstabs in Kiew war die Rede von 71 Gefechten - ein leichter Rückgang nach 82 Gefechten am Freitag. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings lassen die offiziellen Zahlen gewisse Rückschlüsse auf die Intensität des Kampfgeschehens zu. Begleitet werden die Gefechte am Boden von Artilleriebeschuss und Luftangriffen.
Die meisten russischen Sturmangriffe gab es demnach erneut in der Stadt Awdijiwka und Umgebung im Donbass mit 27 Gefechten. Sie seien abgewehrt worden, hieß es ohne Details. Russische Truppen versuchen seit Wochen, die ukrainischen Verteidiger in der seit 2014 gehaltenen Stadt abzuschneiden. Dabei erleiden sie hohe Verluste, rücken aber allein durch die Überzahl an Soldaten und Technik vor. Auch das Institut für Kriegsstudien (ISW) in den USA sprach in seinem Bericht vom Freitag von russischen Geländegewinnen.
Im Frontabschnitt Kupjansk weiter nördlich im Gebiet Charkiw und Luhansk zählte das ukrainische Militär elf Gefechte bei dem Dorf Synkiwka. Auch dort sind die russischen Truppen nach ISW-Einschätzung seit Tagen in der Offensive und erzielen Geländegewinne.
Weitere Schwerpunkte waren die Abschnitte Bachmut und Marjinka sowie der Ort Robotyne im südukrainischen Gebiet Saporischschja. Von eigenen ukrainischen Offensivaktionen ist in den Berichten schon seit geraumer Zeit keine Rede mehr. Nach dem weitgehenden Fehlschlag der Sommeroffensive richten sich die Kiewer Truppen jetzt auf Verteidigung ein. Die Ukraine wehrt seit fast 22 Monaten eine großangelegte russische Invasion ab. Einschließlich der Halbinsel Krim ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes von russischen Soldaten besetzt.
Nach Unwetter: Stromausfälle in Südrussland und besetzter Ostukraine
13.44 Uhr: Nach schweren Unwettern sind im Süden Russlands sowie in besetzten Teilen der Ostukraine Hunderttausende Menschen ohne Strom. Zwischenzeitlich seien im Gebiet Rostow sowie in den ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk, die Russland völkerrechtswidrig annektiert hat, insgesamt knapp 600 000 Bewohner von der Energieversorgung abgeschnitten gewesen, teilte das Energieministerium in Moskau am Samstag mit.
Etwas später hieß es, zumindest in Rostow seien mehr als die Hälfte der Haushalte mittlerweile wieder versorgt. In der Region hatte es zuvor ungewöhnlich starke Schneefälle, Blitzeis und Stürme gegeben.
Rostow liegt am Asowschen Meer und grenzt an die Ukraine, gegen die Russland seit fast 22 Monaten einen Angriffkrieg führt. Die ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk haben russische Truppen zu großen Teilen besetzt.
Die Fronten im Ukraine-Krieg sind verhärtet. Die Ukraine hat ihre Strategie im Krieg geändert - und muss auf weiter Fläche Dutzende Angriffe der Russen abwehren. Alle News zum Krieg in der Ukraine im Ticker.
Militärexperte über den Dnipro-Vorstoß: „Da passiert etwas, was eigentlich nicht passieren dürfte“
Dienstag, 19. Dezember, 08.35 Uhr: Der Militärexperte Marcus Keupp hat in einem Interview mit dem ZDF über den ukrainischen Vorstoß über den Dnipro gesprochen.
„Da passiert etwas, was eigentlich nicht passieren dürfte“, so Keupp. Denn: Die Ukraine kann seit Monaten immer wieder Spezialkräfte über den Fluss bringen, und den russischen Truppen gelingt es nicht, die Ukrainer zurückzuwerfen - trotz massiver zahlenmäßiger Überlegenheit.
Keupp erklärt, dass der damalige russischen Befehlshaber Surovikin die Gegend schwächer befestigt habe als andere, wohl, weil man davon ausging, dass der Fluss und der angrenzende Sumpf genug Verteidigung sind. „Das hat die Ukraine ausgenutzt und sich dort etablieren können“, sagt Keupp. „Sie können sich nicht nur halten, sondern sogar langsam vorarbeiten.“
Ganz in der Nähe liegen zudem zwei wichtige Versorgungsrouten für die russischen Besatzer: Die Straßen M14 und M17. „Die Idee“ der Ukraine laut Keupp: Artillerie in Reichweite bringen, um die beiden Straßen unter Beschuss nehmen zu können und so die russische Versorgung zu unterbinden. An der Südwestfront „könnten die Russen sich dann nicht mehr halten.“
Putin auf Parteikongress: „Oder es wird Russland nicht mehr geben“
16.44 Uhr: Kremlchef Putin hat auf einem Kongress seiner Partei „Einiges Russland“ die Souveränität Russlands bekräftigt. „Russland kann nicht, wie etwa einige andere Länder, seine Souveränität für eine Wurst aufgeben und jemandes Satellit werden“, sagte er am Sonntag nach Angaben der Staatsagentur Tass. Mit dieser grotesken Aussage spielte er unter anderem auf die benachbarte Ukraine an, die sich einer EU-Mitgliedschaft annähert und im Abwehrkrieg gegen Russland auf großzügige militärische Hilfe aus dem Westen angewiesen ist.
Russland aber werde entweder als souveräner Staat fortbestehen, „oder es wird Russland nicht mehr geben“, sagte Putin. Zugleich betonte er, dass „westliche Rezepte für sogenannte Blumenrevolutionen“ in Russland nicht funktionieren würden, auch wenn der Westen bereits „eine echte Aggression entfesselt“ habe. Mit dieser von Jahr zu Jahr eskalierenden Aggression wolle der Westen nicht nur die russische Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch das politische Staatssystem zum Einsturz bringen. „Sie glaubten und glauben, dass sie in unserem Land innere Unruhe säen können“, sagte Putin.
Ukrainischer Außenminister für Erhöhung der Waffenproduktion
07.19 Uhr: Die Ukraine setzt im Abwehrkrieg gegen Russland auf ein Hochfahren der Rüstungsindustrie im eigenen Land und bei den Verbündeten. „Die Ukraine zusammen mit ihren Partnern hat die Produktion der Waffen ebenso zu erhöhen“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba am Sonntag in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ mit Blick auf ähnliche Ankündigungen aus Moskau. Die Ukraine und ihre Verbündeten müssten wie eine Militärkoalition zusammen handeln. „Wir müssen entschieden bleiben, zusammenhalten, einander unterstützen.“
Kremlchef Wladimir Putin hatte vor gut einer Woche gesagt, die eigene Rüstungsindustrie produziere um ein Vielfaches mehr im Vergleich zum Kriegsbeginn vor fast 22 Monaten. Anfang Dezember hatte die Ukraine selbst mitgeteilt, die russische Rüstungsindustrie habe die Produktion von Raketen und Kampfdrohnen hochgefahren.
Kuleba sagte weiter, die Signale, die Präsident Wolodymyr Selenskyj von seinem jüngsten Besuch aus Washington mitgebracht habe, seien trotz der weiter blockierten US-Militärhilfen hoffnungsvoll. Selenskyj habe „sehr schöne Gespräche“ mit dem republikanischen Sprecher gehabt und Senatoren getroffen. Die letzte Entscheidung des Europäischen Rates, die Verhandlungen zur Mitgliedschaft der Ukraine in der EU zu beginnen - das sei ein Signal an die USA: Europa bleibe stark. „Ich bin sicher, diese Entscheidung stimuliert ebenso die USA, ihre eigenen Entscheidungen zugunsten der Ukraine zu treffen.“ Die Freigabe neuer US-Hilfen für die Ukraine wird derzeit von einem Streit im US-Parlament zwischen Republikanern und Demokraten blockiert.
Behörden: Abhörwanze in einem der Büros des ukrainischen Armeechefs entdeckt
Montag, 18. Dezember, 00.04 Uhr: In einem der Büros des ukrainischen Armeechefs Waleryj Saluschnyj ist nach Angaben der Sicherheitsbehörden des Landes eine Abhörwanze entdeckt worden. Diese sei aber „nicht funktionsfähig“ gewesen, erklärten die Behörden am Sonntag im Onlinedienst Telegram. Das Abhörgerät sei nicht in Saluschnyjs eigentlichem Büro gefunden worden, sondern in einem Raum, den er künftig hätte nutzen können.
Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden wegen illegaler Nutzung technischer Mittel zur Informationsbeschaffung, fügten die Sicherheitsbehörden hinzu, ohne Angaben zur möglichen Herkunft der Wanze zu machen.
Kämpfe in südrussischer Region Belgorod
19.40 Uhr: Mehrere Ortschaften in der russischen Region Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine sind am Sonntag unter Beschuss geraten. Während russische Medien von einem Angriff regulärer ukrainischer Einheiten berichteten, sprach der ukrainische Militärgeheimdienst von einem unerwarteten Angriff durch „Gegner des Kreml-Regimes“. Eine unabhängige Klärung war nicht möglich.
Nach russischen Angaben wurden mehrere Dörfer angegriffen. Ukrainische Quellen wiederum sprachen von Attacken gegen militärische Ziele in der Region, in deren Verlauf russische Artillerie „chaotisches Feuer“ auf mehrere Dörfer auf russischer Seite der Grenze eröffnet haben soll. Belgorod liegt knapp 50 Kilometer nördlich der ukrainischen Großstadt Charkiw.
Putin nennt Warnung vor Moskauer Angriff auf Nato-Staaten „Blödsinn“
Sonntag, 17. Dezember, 11.39 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat Befürchtungen des Westens vor einem möglichen Angriff Russlands auf einen Mitgliedsstaat der Nato als „völligen Blödsinn“ zurückgewiesen. US-Präsident Joe Biden benutze solche Warnungen, um von Fehlern in seiner Russland-Politik abzulenken, sagte Putin dem russischen Staatsfernsehen in einem am Sonntag veröffentlichten Interview zu der Frage, ob Russland ein Nato-Land überfallen werde. Biden selbst verstehe, dass „Russland keine Gründe, kein Interesse - weder geopolitisch noch wirtschaftlich noch militärisch – hat, mit Staaten der Nato zu kämpfen“, sagte Putin.
„Wir haben keine territorialen Ansprüche aneinander, keinen Wunsch, unsere Beziehungen mit ihnen zu verderben“, sagte Putin mit Blick auf die Nato-Staaten. Der Kremlchef, der seit fast zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, hatte immer wieder vor einer Ausdehnung der Nato nach Osten bis an Grenzen Russlands gewarnt. Mit seinem Überfall auf die Ukraine will er auch einen Nato-Beitritt des Nachbarlandes verhindern.
Dagegen warnen die Ukraine und westliche Staaten davor, dass Putin im Fall eines Sieges als nächstes die Nato-Mitglieder im Baltikum und andere Länder des Militärbündnisses angreifen werde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert vom Westen, Kiew dabei militärisch so stark zu unterstützen, dass Russland in dem Krieg eine strategische Niederlage erleide und nie wieder ein Land überfallen könne.
Eine Folge von Putins Invasion in der Ukraine ist die Nato-Mitgliedschaft seines lange neutralen Nachbarlandes Finnland. Der Kremlchef betonte, dass Russland mit dem Land keine Konflikte mehr gehabt habe. „Es gab keine Probleme. Aber jetzt wird es sie geben, weil wir nun den Leningrader Militärbezirk gründen und dort bestimmte militärische Einheiten konzentrieren werden“, sagte Putin, ohne Details zu nennen. Der Westen werde mit Russland an diesen Kontaktlinien rechnen müssen.
Ukraine wehrt Dutzende russische Angriffe ab
19.26 Uhr: Die ukrainische Armee hat nach Angaben ihrer Führung auch am Samstag Dutzende russische Angriffe entlang der Front im Osten und Süden des Landes abgewehrt. Im Abendbericht des Generalstabs in Kiew war die Rede von 71 Gefechten - ein leichter Rückgang nach 82 Gefechten am Freitag. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings lassen die offiziellen Zahlen gewisse Rückschlüsse auf die Intensität des Kampfgeschehens zu. Begleitet werden die Gefechte am Boden von Artilleriebeschuss und Luftangriffen.
Die meisten russischen Sturmangriffe gab es demnach erneut in der Stadt Awdijiwka und Umgebung im Donbass mit 27 Gefechten. Sie seien abgewehrt worden, hieß es ohne Details. Russische Truppen versuchen seit Wochen, die ukrainischen Verteidiger in der seit 2014 gehaltenen Stadt abzuschneiden. Dabei erleiden sie hohe Verluste, rücken aber allein durch die Überzahl an Soldaten und Technik vor. Auch das Institut für Kriegsstudien (ISW) in den USA sprach in seinem Bericht vom Freitag von russischen Geländegewinnen.
Im Frontabschnitt Kupjansk weiter nördlich im Gebiet Charkiw und Luhansk zählte das ukrainische Militär elf Gefechte bei dem Dorf Synkiwka. Auch dort sind die russischen Truppen nach ISW-Einschätzung seit Tagen in der Offensive und erzielen Geländegewinne.
Weitere Schwerpunkte waren die Abschnitte Bachmut und Marjinka sowie der Ort Robotyne im südukrainischen Gebiet Saporischschja. Von eigenen ukrainischen Offensivaktionen ist in den Berichten schon seit geraumer Zeit keine Rede mehr. Nach dem weitgehenden Fehlschlag der Sommeroffensive richten sich die Kiewer Truppen jetzt auf Verteidigung ein. Die Ukraine wehrt seit fast 22 Monaten eine großangelegte russische Invasion ab. Einschließlich der Halbinsel Krim ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes von russischen Soldaten besetzt.
Nach Unwetter: Stromausfälle in Südrussland und besetzter Ostukraine
13.44 Uhr: Nach schweren Unwettern sind im Süden Russlands sowie in besetzten Teilen der Ostukraine Hunderttausende Menschen ohne Strom. Zwischenzeitlich seien im Gebiet Rostow sowie in den ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk, die Russland völkerrechtswidrig annektiert hat, insgesamt knapp 600 000 Bewohner von der Energieversorgung abgeschnitten gewesen, teilte das Energieministerium in Moskau am Samstag mit.
Etwas später hieß es, zumindest in Rostow seien mehr als die Hälfte der Haushalte mittlerweile wieder versorgt. In der Region hatte es zuvor ungewöhnlich starke Schneefälle, Blitzeis und Stürme gegeben.
Rostow liegt am Asowschen Meer und grenzt an die Ukraine, gegen die Russland seit fast 22 Monaten einen Angriffkrieg führt. Die ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk haben russische Truppen zu großen Teilen besetzt.
Zitat von Gast am 8. Januar 2024, 13:35 UhrFolgen auch für Europa?
US-General kritisiert Deutschland: „Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität“
Den ukrainischen Streitkräften geht laut einer Einschätzung aus den USA die Munition aus. Ab diesem Montag wird in Washington über ein Riesen-Paket gerungen.
Donbass - Der Ukraine-Krieg hat sich im Winter 2023/24 erneut zu einer Artillerie-Schlacht auf große Distanzen gewandelt. Die russische Armee versucht zwar etwa bei Awdijiwka im Donbass, mit Panzer-Gruppen vorzustoßen. Das gelingt jedoch schon seit Herbst nur punktuell.
Militärhilfen für die Ukraine: US-General warnt mit Blick auf die Munition vehement
Konkret nur dort, wo die Ukrainer sich geordnet zurückziehen. Da Russland längst auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, darin sind sich viele Beobachter einig, liefert die Rüstungsindustrie für Moskau viel mehr Granaten an die Frontabschnitte, als umgekehrt die ukrainischen Streitkräfte aus der Europäischen Union (EU) und aus den Vereinigten Staaten für ihren Verteidigungskampf erhalten.
In den USA ringen Demokraten und Republikaner um die Militärhilfen für die Ukraine. Diese sind zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen, weil Donald Trumps Republikaner im Kongress heftig blockieren. Der US-General a.D. Ben Hodges hat im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) jetzt vehement gewarnt: „Das Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität. Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.“
Munition für die Ukraine: An der Front gehen die Artilleriegeschosse aus
Dem Bericht zufolge müssen die Ukrainer Artilleriegeschosse an der Front längst rationieren. Entsprechend sei es schwer, manche Verteidigungsstellungen zu halten. Nach Angaben des ukrainischen Militärs musste an mehreren Orten die Feuerrate im Vergleich zum Sommer um 90 Prozent heruntergefahren werden. Was freilich den russischen Angreifern in die Karten spielt.
Hodges kritisiert die westlichen Partner deshalb entschieden für deren Zögern bei den Munitionslieferungen. „Deutschland kann Hunderttausende Autos pro Jahr produzieren, aber nicht genug Munition? Das ist lächerlich“, meinte der einstige Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa. Auch den Amerikanern, Frankreich und Großbritannien fehlt seiner Ansicht nach „der politische Wille“.
Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.
Ben Hodges, US-General a.D., im „RND“
Waffenlieferungen für die Ukraine: Deutschland liefert Hunderttausende Artilleriegranaten
Im November hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Lieferung großer Mengen an Artillerie-Munition des Nato-Kalibers 155 Millimeter angekündigt - insgesamt 140.000 Granaten für 2024. „20.000 zusätzliche Granaten“ gab es bereits Ende 2023. Der Haken: Die Ukrainer brauchen eigenen Angaben zufolge zwischen 2000 und 5000 Granaten am Tag, um die russische Armee über die komplette Länge der Front zwischen Charkiw, Saporischschja und Cherson in Schach zu halten.
Größere Lieferungen aus der deutschen Rüstungsindustrie, beauftragt durch die Ampel-Bundesregierung, stellte Pistorius seinerzeit erst für 2025 in Aussicht. Der Konzern Rheinmetall, der jene 155-mm-Granaten produziert, hatte Anfang Dezember in einer Pressemitteilung ferner die Bestellung einer fünfstelligen Zahl der Artilleriemunition durch einen Nato-Partner bekannt gegeben.
Dabei gehe es um die „komplette Kombination aus Projektil, Zünder (für die Explosivladung), Treibladung und Primer (zum Zünden der Treibladung)“. Aber: „Die Geschosse sollen im Laufe des Jahres 2025 ausgeliefert werden“, hieß es weiter, für 2024 sei zumindest die „Auslieferung von rund 40.000 Geschossen (...) geplant“. Ob das reicht?
Munition für die Ukraine: Experte warnt vor „Kriegswirtschaft“ in Russland
Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hatte dem Westen schon Ende November eindringlich geraten, die Ukrainer für eine neue Offensive 2024 auszustatten. „Man muss relativ klar sagen, dass uns die Konsequenzen, wenn wir der Ukraine nicht helfen und damit weiterhin unsere eigene Sicherheit gefährden, wahrscheinlich schon in fünf oder sechs Jahren ins Haus stehen werden“, erklärte der Politikwissenschaftler am 26. November im „heute journal“ des ZDF: „Weil Russland quasi die Ernte einfahren wird aus seiner angelaufenen Kriegswirtschaft und damit in der Lage sein wird, Europa weiterhin zu bedrohen.“
Mölling mahnte mit Blick auf den Durchhaltewillen des Westens: „Russland spielt auf Zeit, und die Ukraine bekommt nicht das, was zugesagt worden ist.“
Munition und Waffen für die Ukraine: Demokraten und Republikaner streiten in den USA
Maßgeblich wird sein, wie sehr die USA Kiew unterstützen wollen - oder eben nicht. Am Montag (8. Januar) kommt in Washington zum ersten Mal nach der Winterpause der US-Kongress zusammen.
Die Regierung von Präsident Joe Biden (Demokraten) hat längst ein neues Militärpaket über 61 Milliarden US-Dollar vorbereitet – inklusive reichlich 155-mm-Munition für Haubitzen. Bisher konnte die Biden-Administration die Lieferungen jedoch nicht bewilligen, weil die Zustimmung des Parlaments fehlt. Trotz der Forderungen von Hodges. Während die Ukrainer in den Schützengräben rigoros haushalten müssen.
Folgen auch für Europa?
US-General kritisiert Deutschland: „Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität“
Den ukrainischen Streitkräften geht laut einer Einschätzung aus den USA die Munition aus. Ab diesem Montag wird in Washington über ein Riesen-Paket gerungen.
Donbass - Der Ukraine-Krieg hat sich im Winter 2023/24 erneut zu einer Artillerie-Schlacht auf große Distanzen gewandelt. Die russische Armee versucht zwar etwa bei Awdijiwka im Donbass, mit Panzer-Gruppen vorzustoßen. Das gelingt jedoch schon seit Herbst nur punktuell.
Militärhilfen für die Ukraine: US-General warnt mit Blick auf die Munition vehement
Konkret nur dort, wo die Ukrainer sich geordnet zurückziehen. Da Russland längst auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, darin sind sich viele Beobachter einig, liefert die Rüstungsindustrie für Moskau viel mehr Granaten an die Frontabschnitte, als umgekehrt die ukrainischen Streitkräfte aus der Europäischen Union (EU) und aus den Vereinigten Staaten für ihren Verteidigungskampf erhalten.
In den USA ringen Demokraten und Republikaner um die Militärhilfen für die Ukraine. Diese sind zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen, weil Donald Trumps Republikaner im Kongress heftig blockieren. Der US-General a.D. Ben Hodges hat im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) jetzt vehement gewarnt: „Das Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität. Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.“
Munition für die Ukraine: An der Front gehen die Artilleriegeschosse aus
Dem Bericht zufolge müssen die Ukrainer Artilleriegeschosse an der Front längst rationieren. Entsprechend sei es schwer, manche Verteidigungsstellungen zu halten. Nach Angaben des ukrainischen Militärs musste an mehreren Orten die Feuerrate im Vergleich zum Sommer um 90 Prozent heruntergefahren werden. Was freilich den russischen Angreifern in die Karten spielt.
Hodges kritisiert die westlichen Partner deshalb entschieden für deren Zögern bei den Munitionslieferungen. „Deutschland kann Hunderttausende Autos pro Jahr produzieren, aber nicht genug Munition? Das ist lächerlich“, meinte der einstige Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa. Auch den Amerikanern, Frankreich und Großbritannien fehlt seiner Ansicht nach „der politische Wille“.
Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.
Ben Hodges, US-General a.D., im „RND“
Waffenlieferungen für die Ukraine: Deutschland liefert Hunderttausende Artilleriegranaten
Im November hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Lieferung großer Mengen an Artillerie-Munition des Nato-Kalibers 155 Millimeter angekündigt - insgesamt 140.000 Granaten für 2024. „20.000 zusätzliche Granaten“ gab es bereits Ende 2023. Der Haken: Die Ukrainer brauchen eigenen Angaben zufolge zwischen 2000 und 5000 Granaten am Tag, um die russische Armee über die komplette Länge der Front zwischen Charkiw, Saporischschja und Cherson in Schach zu halten.
Größere Lieferungen aus der deutschen Rüstungsindustrie, beauftragt durch die Ampel-Bundesregierung, stellte Pistorius seinerzeit erst für 2025 in Aussicht. Der Konzern Rheinmetall, der jene 155-mm-Granaten produziert, hatte Anfang Dezember in einer Pressemitteilung ferner die Bestellung einer fünfstelligen Zahl der Artilleriemunition durch einen Nato-Partner bekannt gegeben.
Dabei gehe es um die „komplette Kombination aus Projektil, Zünder (für die Explosivladung), Treibladung und Primer (zum Zünden der Treibladung)“. Aber: „Die Geschosse sollen im Laufe des Jahres 2025 ausgeliefert werden“, hieß es weiter, für 2024 sei zumindest die „Auslieferung von rund 40.000 Geschossen (...) geplant“. Ob das reicht?
Munition für die Ukraine: Experte warnt vor „Kriegswirtschaft“ in Russland
Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hatte dem Westen schon Ende November eindringlich geraten, die Ukrainer für eine neue Offensive 2024 auszustatten. „Man muss relativ klar sagen, dass uns die Konsequenzen, wenn wir der Ukraine nicht helfen und damit weiterhin unsere eigene Sicherheit gefährden, wahrscheinlich schon in fünf oder sechs Jahren ins Haus stehen werden“, erklärte der Politikwissenschaftler am 26. November im „heute journal“ des ZDF: „Weil Russland quasi die Ernte einfahren wird aus seiner angelaufenen Kriegswirtschaft und damit in der Lage sein wird, Europa weiterhin zu bedrohen.“
Mölling mahnte mit Blick auf den Durchhaltewillen des Westens: „Russland spielt auf Zeit, und die Ukraine bekommt nicht das, was zugesagt worden ist.“
Munition und Waffen für die Ukraine: Demokraten und Republikaner streiten in den USA
Maßgeblich wird sein, wie sehr die USA Kiew unterstützen wollen - oder eben nicht. Am Montag (8. Januar) kommt in Washington zum ersten Mal nach der Winterpause der US-Kongress zusammen.
Die Regierung von Präsident Joe Biden (Demokraten) hat längst ein neues Militärpaket über 61 Milliarden US-Dollar vorbereitet – inklusive reichlich 155-mm-Munition für Haubitzen. Bisher konnte die Biden-Administration die Lieferungen jedoch nicht bewilligen, weil die Zustimmung des Parlaments fehlt. Trotz der Forderungen von Hodges. Während die Ukrainer in den Schützengräben rigoros haushalten müssen.
Zitat von Gast am 10. Januar 2024, 11:28 UhrDas Waffenpaket hat einen Wert von 194 Millionen Euro – ungefähr das Äquivalent eines Philharmonie-Neubaus. Am Preis zeigt sich der Krieg der Wirtschaftssysteme, meint unser Autor.
Die jüngsten schweren Luftangriffe auf die Ukraine zeigen: Es fehlt dem Land erheblich an Flugabwehr-Kapazitäten. Jetzt hat Deutschland der Ukraine ein erstes Skynex Flugabwehr-System geliefert.
Bei dem von Rheinmetall gelieferten System handelt es sich um eine klassische Flugabwehrkanone, der Flak – allerdings in einer hochmodernen Version. Insgesamt zwei Geschütztürme sollen geliefert werden, eins davon befindet sich bereits in der Ukraine.
Das Skynex-System der Düsseldorfer Rüstungsschmiede Rheinmetall ist ein modulares Flugabwehrsystem, in dem verschiedenen Effektoren, sprich Geschütze und Raketen, mit unterschiedlichen Sensoren miteinander verbunden werden können.
KDG-Geschütz: Entwickler Oerlikon-Konzern
Bei dem der Ukraine gelieferten Geschütz handelt es sich um die KDG-Revolverkanone im Kaliber 35 × 228 mm, die ursprünglich von Oerlikon in der Schweiz entwickelt wurde.
1999 übernahm Rheinmetall die Rüstungssparte des Oerlikon-Konzern – und damit auch die 35/1000 Kanone, wie sie früher hieß. Die alte Produktbezeichnung steht für das Kaliber 35 Millimeter und für eine Kadenz von 1.000 Schuss pro Minute.
Rheinmetall hat das KDG-Geschütz verwendet, um einen autonomen Geschützturm zu entwickeln, der unter dem Namen "GDM-008 Millennium" als Schiffsgeschütz und unter der Bezeichnung "Oerlikon Revolver Gun MK3" als Flugabwehrgeschütz verkauft wird.
Produktfamilie umn den Turm herum
Um den MK3-Geschützturm herum hat Rheinmetall eine ganze Produktfamilie entwickelt. Er wird in unterschiedlichen Konfigurationen angeboten, entweder im Verbund mit anderen Waffen oder als Einzel-Waffensystem, entweder stationär auf einer Lafette oder mobil auf unterschiedlichen Rad- und Kettenfahrzeugen, wie zum Beispiel auf dem Boxer oder dem Lynx.
Da der MK3-Geschützturm eine Art Palette zur Basis hat, kann er leicht auf den verschiedensten Plattformen aufgebracht werden.
Weitere Systeme, in denen der Geschützturm verkauft wird, ist Skyranger 35 (Boxer-Radpanzer mit MK3-Geschützturm), Mantis (Stationäre Nahbereichsverteidigung für die Bundeswehr), Skyshield und eben Skynex. Skyshield ist ebenfalls eine modulares und offenes Luftabwehr-System.
Hohe Kadenz von 1.000 Schuss pro Minute
Mit seiner hohen Kadenz von 1.000 Schuss pro Minute und seiner vollautomatischen Zielausrichtung dient es als sogenanntes CIWS, ein "cose in weapon system" oder Nahbereichsverteidigungssystem. Als solches kann es anfliegende Raketen, Drohnen, Flugzeuge aber auch Artillerie- oder Mörser Granaten neutralisieren.
Das System hat eine maximale Reichweite von nur 4.000 Metern und kann somit tatsächlich nur als Nahbereichsverteidigung eingesetzt werden, um zum Beispiel eine einzelne Fabrik, einen wichtigen Kommandoposten oder ein wertvolles Waffensystem wie eine Patriot-Batterie zu schützen.
Ein limitierender Faktor ist die Munitionszufuhr. Der Geschützturm ist sehr kompakt gehalten. Deshalb können nur 252 Granaten geladen werden. Dann muss der Geschützturm wieder aufmunitioniert werden. Eine technische Beschreibung des Geschützsystems findet sich auf der Herstellerseite.
Das Geschütz ist vollautomatisch, aber nicht autonom, es braucht einen Bediener.
Das Skynex-System
Eine Kern-Ausrichtung des Skynex-System ist die Trennung der Sensorik von den Effektoren. So ist jedes einzelne Geschütz über einen Datenlink mit einer Einsatzzentrale verbunden, die wiederum über ein breites Spektrum an Sensoren wie Radar verfügen kann.
Von einem externen Radar unabhängig wäre der Geschützturm in der Skyranger 35 Konfiguration. Hierbei wird der MK3-Geschützturm auf einen Boxer montiert.
Als Trägerfahrzeug für das der Ukraine gelieferte Skynex dient hingegen ein 8x8 LKW von Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH (RMMV), der RMMV HX. Bei der Bundeswehr ist dieser unter dem Namen "Multi 2 Wechselladersystem 15to mil" ebenfalls im Einsatz.
Zum Lieferumfang für die Ukraine gehört auch eine Skymaster-Kommandozentrale und eine Oerlikon X-TAR3D Radareinheit. Beide sind containerisiert und könnten mit LKWs transportiert werden.
Die Kosten
Auch Munition könnte zum Umfang des Lieferpaketes gehören, allerdings wollte Rheinmetall gegenüber Telepolis darüber keine Auskunft geben und verwies auf die Geheimhaltung.
Das Gesamtpaket hat einen Wert von 194 Millionen Euro, also in etwa das Äquivalent eines nicht ganz übertriebenen Philharmonie-Neubaus.
Die Munition ist die gleiche, die auch bei dem Gepard-Flakpanzer zum Einsatz kommt. Auch der Gepard nutzt das Kaliber 35 Millimeter. Im MK3-Geschützturm kann eine ganze Familie von Geschossen verwendet werden, auch die sogenannte AHEAD-Munition, die auf eine bestimmte Distanz programmiert zur Explosion gebracht werden kann und dem Ziel dann eine Wolke von Wolfram-Submunition entgegenschleudert.
Rheinmetall hat erst im September eine neue Lieferung 35 Millimeter-Munition vom Typ APDS-T und HEI-T für die Gepard-Panzer an die Ukraine ausgeliefert, und zwar 300.000 Stück für einen Preis von 168 Millionen Euro.
Pro Patrone macht das 560 Euro, also ziemlich genau einen Monat Bürgergeld-Regelsatz. Pro Patrone. Etwa für den gleichen Preis stellt Russland eine 152 mm Granate her.
Rheinmetall geht davon aus, dass die Zerstörung eines typischen Luftziels mit dem Skynex-System etwa 4.000 Euro kostet, das wären also um die sieben Schuss.
Für zwei Geschütze berechnet Rheinmetall 194 Millionen Euro, das macht 97 Millionen Euro, umgerechnet auf den einzelnen Geschützturm. Negativ auf die Kosten wirkt sich das ungünstige Verhältnis zwischen Effektoren, Sensoren und dem Skymaster-Führungsmodul aus.
Es könnten mehr Effektoren, also Geschütze, an die Führung und Sensorik angeschlossen werden, was den Durchschnittspreis pro eingesetztem Geschütz deutlich verringern dürfte.
Kosten im Vergleich zum russischen System Pantsir
Das vergleichbare russische System Pantsir, welches in eigentlich allen Parametern überlegen scheint und zur Flugabwehr zusätzlich Raketen mit sich führt, kostet laut Wikipedia um die 13,5 Millionen Euro, inklusive Radar und Führung 25,5 Millionen Euro (der Preis ist allerdings von 2013). Das Pantsir-System erhielt erst kürzlich ein Update und soll jetzt effektiver gegen Drohnen eingesetzt werden können.
Es wirkt anscheinend erfolgreich gegen Storm Shadow / Scalp-Marschflugkörper und Himars. Eine Abwehrrate von um die 70 Prozent gilt als exzellent.
Kampf der Wirtschaftssysteme
Obwohl jede Form der Flugabwehr in der Ukraine sicher hochwillkommen ist: Zwei gelieferte Geschütze für das größte Flächenland Europas – bei der Lieferung handelt es sich eher um einen durch massive Steuermittel finanzierten Skynex-Feldversuch zu Gunsten der Herstellerfirma Rheinmetall als um eine wirkungsvolle Verstärkung der ukrainischen Luftverteidigung.
Mit den 194 Millionen Euro können nur wenige Hektar Fläche effektiv geschützt werden – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der großen Landmasse.
Bemerkenswert sind hier vor allem der exorbitant hohe Preis des Systems und die Folgekosten durch völlig überteuerte Munition. Die Herstellungskosten für 35 Millimeter Munition dürfte sich in Russland im zweistelligen Bereich bewegen.
Die Zahlen legen es nahe: Der US-geführte Westen ist im "Stellvertreter-Krieg" gegen Russland auch wegen seines Wirtschaftssystems im Nachteil.
Russland hat seine Rüstungsindustrie in großen Teilen unter der Staatsholding Rostec versammelt, die zu vergleichsweise niedrigen Kosten hochqualitative Rüstungsgüter herstellen kann – auch weil sich das Unternehmen in Staatsbesitz befindet.
Nato-Staaten lassen dagegen lieber teure Einzelstücke privatwirtschaftlich fertigen, Boutique-Waffen, die oft auch noch das Problem haben, dass sie zueinander nicht kompatibel sind.
Der Krieg in der Ukraine – das ist eben auch ein Kampf der Wirtschaftssysteme, besonders in einem Abnutzungskrieg. Denn hier zählt nicht in erster Linie das Geschick des Feldherren, sondern nackte Produktionszahlen. Und der US-dominierte Westen sieht im Krieg der Fertigungszahlen, dem Krieg der Systeme, nicht wie ein Sieger aus.
Viele Kommentatoren machen sich über Korruption und Bereicherung in Russland lustig. Und sehen den Westen hier im Vorteil.
Auch in Deutschland gibt es Korruption und Bereicherung, doch hier ist die Methodik eleganter. Weil besser getarnt. Als Aufsichtsrat oder Vorstandsposten nach beendeter Politkarriere. Aber vor allem anderen noch: als Privatgewinn.
Das Waffenpaket hat einen Wert von 194 Millionen Euro – ungefähr das Äquivalent eines Philharmonie-Neubaus. Am Preis zeigt sich der Krieg der Wirtschaftssysteme, meint unser Autor.
Die jüngsten schweren Luftangriffe auf die Ukraine zeigen: Es fehlt dem Land erheblich an Flugabwehr-Kapazitäten. Jetzt hat Deutschland der Ukraine ein erstes Skynex Flugabwehr-System geliefert.
Bei dem von Rheinmetall gelieferten System handelt es sich um eine klassische Flugabwehrkanone, der Flak – allerdings in einer hochmodernen Version. Insgesamt zwei Geschütztürme sollen geliefert werden, eins davon befindet sich bereits in der Ukraine.
Das Skynex-System der Düsseldorfer Rüstungsschmiede Rheinmetall ist ein modulares Flugabwehrsystem, in dem verschiedenen Effektoren, sprich Geschütze und Raketen, mit unterschiedlichen Sensoren miteinander verbunden werden können.
KDG-Geschütz: Entwickler Oerlikon-Konzern
Bei dem der Ukraine gelieferten Geschütz handelt es sich um die KDG-Revolverkanone im Kaliber 35 × 228 mm, die ursprünglich von Oerlikon in der Schweiz entwickelt wurde.
1999 übernahm Rheinmetall die Rüstungssparte des Oerlikon-Konzern – und damit auch die 35/1000 Kanone, wie sie früher hieß. Die alte Produktbezeichnung steht für das Kaliber 35 Millimeter und für eine Kadenz von 1.000 Schuss pro Minute.
Rheinmetall hat das KDG-Geschütz verwendet, um einen autonomen Geschützturm zu entwickeln, der unter dem Namen "GDM-008 Millennium" als Schiffsgeschütz und unter der Bezeichnung "Oerlikon Revolver Gun MK3" als Flugabwehrgeschütz verkauft wird.
Produktfamilie umn den Turm herum
Um den MK3-Geschützturm herum hat Rheinmetall eine ganze Produktfamilie entwickelt. Er wird in unterschiedlichen Konfigurationen angeboten, entweder im Verbund mit anderen Waffen oder als Einzel-Waffensystem, entweder stationär auf einer Lafette oder mobil auf unterschiedlichen Rad- und Kettenfahrzeugen, wie zum Beispiel auf dem Boxer oder dem Lynx.
Da der MK3-Geschützturm eine Art Palette zur Basis hat, kann er leicht auf den verschiedensten Plattformen aufgebracht werden.
Weitere Systeme, in denen der Geschützturm verkauft wird, ist Skyranger 35 (Boxer-Radpanzer mit MK3-Geschützturm), Mantis (Stationäre Nahbereichsverteidigung für die Bundeswehr), Skyshield und eben Skynex. Skyshield ist ebenfalls eine modulares und offenes Luftabwehr-System.
Hohe Kadenz von 1.000 Schuss pro Minute
Mit seiner hohen Kadenz von 1.000 Schuss pro Minute und seiner vollautomatischen Zielausrichtung dient es als sogenanntes CIWS, ein "cose in weapon system" oder Nahbereichsverteidigungssystem. Als solches kann es anfliegende Raketen, Drohnen, Flugzeuge aber auch Artillerie- oder Mörser Granaten neutralisieren.
Das System hat eine maximale Reichweite von nur 4.000 Metern und kann somit tatsächlich nur als Nahbereichsverteidigung eingesetzt werden, um zum Beispiel eine einzelne Fabrik, einen wichtigen Kommandoposten oder ein wertvolles Waffensystem wie eine Patriot-Batterie zu schützen.
Ein limitierender Faktor ist die Munitionszufuhr. Der Geschützturm ist sehr kompakt gehalten. Deshalb können nur 252 Granaten geladen werden. Dann muss der Geschützturm wieder aufmunitioniert werden. Eine technische Beschreibung des Geschützsystems findet sich auf der Herstellerseite.
Das Geschütz ist vollautomatisch, aber nicht autonom, es braucht einen Bediener.
Das Skynex-System
Eine Kern-Ausrichtung des Skynex-System ist die Trennung der Sensorik von den Effektoren. So ist jedes einzelne Geschütz über einen Datenlink mit einer Einsatzzentrale verbunden, die wiederum über ein breites Spektrum an Sensoren wie Radar verfügen kann.
Von einem externen Radar unabhängig wäre der Geschützturm in der Skyranger 35 Konfiguration. Hierbei wird der MK3-Geschützturm auf einen Boxer montiert.
Als Trägerfahrzeug für das der Ukraine gelieferte Skynex dient hingegen ein 8x8 LKW von Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH (RMMV), der RMMV HX. Bei der Bundeswehr ist dieser unter dem Namen "Multi 2 Wechselladersystem 15to mil" ebenfalls im Einsatz.
Zum Lieferumfang für die Ukraine gehört auch eine Skymaster-Kommandozentrale und eine Oerlikon X-TAR3D Radareinheit. Beide sind containerisiert und könnten mit LKWs transportiert werden.
Die Kosten
Auch Munition könnte zum Umfang des Lieferpaketes gehören, allerdings wollte Rheinmetall gegenüber Telepolis darüber keine Auskunft geben und verwies auf die Geheimhaltung.
Das Gesamtpaket hat einen Wert von 194 Millionen Euro, also in etwa das Äquivalent eines nicht ganz übertriebenen Philharmonie-Neubaus.
Die Munition ist die gleiche, die auch bei dem Gepard-Flakpanzer zum Einsatz kommt. Auch der Gepard nutzt das Kaliber 35 Millimeter. Im MK3-Geschützturm kann eine ganze Familie von Geschossen verwendet werden, auch die sogenannte AHEAD-Munition, die auf eine bestimmte Distanz programmiert zur Explosion gebracht werden kann und dem Ziel dann eine Wolke von Wolfram-Submunition entgegenschleudert.
Rheinmetall hat erst im September eine neue Lieferung 35 Millimeter-Munition vom Typ APDS-T und HEI-T für die Gepard-Panzer an die Ukraine ausgeliefert, und zwar 300.000 Stück für einen Preis von 168 Millionen Euro.
Pro Patrone macht das 560 Euro, also ziemlich genau einen Monat Bürgergeld-Regelsatz. Pro Patrone. Etwa für den gleichen Preis stellt Russland eine 152 mm Granate her.
Rheinmetall geht davon aus, dass die Zerstörung eines typischen Luftziels mit dem Skynex-System etwa 4.000 Euro kostet, das wären also um die sieben Schuss.
Für zwei Geschütze berechnet Rheinmetall 194 Millionen Euro, das macht 97 Millionen Euro, umgerechnet auf den einzelnen Geschützturm. Negativ auf die Kosten wirkt sich das ungünstige Verhältnis zwischen Effektoren, Sensoren und dem Skymaster-Führungsmodul aus.
Es könnten mehr Effektoren, also Geschütze, an die Führung und Sensorik angeschlossen werden, was den Durchschnittspreis pro eingesetztem Geschütz deutlich verringern dürfte.
Kosten im Vergleich zum russischen System Pantsir
Das vergleichbare russische System Pantsir, welches in eigentlich allen Parametern überlegen scheint und zur Flugabwehr zusätzlich Raketen mit sich führt, kostet laut Wikipedia um die 13,5 Millionen Euro, inklusive Radar und Führung 25,5 Millionen Euro (der Preis ist allerdings von 2013). Das Pantsir-System erhielt erst kürzlich ein Update und soll jetzt effektiver gegen Drohnen eingesetzt werden können.
Es wirkt anscheinend erfolgreich gegen Storm Shadow / Scalp-Marschflugkörper und Himars. Eine Abwehrrate von um die 70 Prozent gilt als exzellent.
Kampf der Wirtschaftssysteme
Obwohl jede Form der Flugabwehr in der Ukraine sicher hochwillkommen ist: Zwei gelieferte Geschütze für das größte Flächenland Europas – bei der Lieferung handelt es sich eher um einen durch massive Steuermittel finanzierten Skynex-Feldversuch zu Gunsten der Herstellerfirma Rheinmetall als um eine wirkungsvolle Verstärkung der ukrainischen Luftverteidigung.
Mit den 194 Millionen Euro können nur wenige Hektar Fläche effektiv geschützt werden – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der großen Landmasse.
Bemerkenswert sind hier vor allem der exorbitant hohe Preis des Systems und die Folgekosten durch völlig überteuerte Munition. Die Herstellungskosten für 35 Millimeter Munition dürfte sich in Russland im zweistelligen Bereich bewegen.
Die Zahlen legen es nahe: Der US-geführte Westen ist im "Stellvertreter-Krieg" gegen Russland auch wegen seines Wirtschaftssystems im Nachteil.
Russland hat seine Rüstungsindustrie in großen Teilen unter der Staatsholding Rostec versammelt, die zu vergleichsweise niedrigen Kosten hochqualitative Rüstungsgüter herstellen kann – auch weil sich das Unternehmen in Staatsbesitz befindet.
Nato-Staaten lassen dagegen lieber teure Einzelstücke privatwirtschaftlich fertigen, Boutique-Waffen, die oft auch noch das Problem haben, dass sie zueinander nicht kompatibel sind.
Der Krieg in der Ukraine – das ist eben auch ein Kampf der Wirtschaftssysteme, besonders in einem Abnutzungskrieg. Denn hier zählt nicht in erster Linie das Geschick des Feldherren, sondern nackte Produktionszahlen. Und der US-dominierte Westen sieht im Krieg der Fertigungszahlen, dem Krieg der Systeme, nicht wie ein Sieger aus.
Viele Kommentatoren machen sich über Korruption und Bereicherung in Russland lustig. Und sehen den Westen hier im Vorteil.
Auch in Deutschland gibt es Korruption und Bereicherung, doch hier ist die Methodik eleganter. Weil besser getarnt. Als Aufsichtsrat oder Vorstandsposten nach beendeter Politkarriere. Aber vor allem anderen noch: als Privatgewinn.
Zitat von Gast am 16. Januar 2024, 06:34 UhrGegen Wladimir Putins Granaten
Ukrainer bekommen Panzer nach langem Zögern - dafür direkt mit Zusatzschutz
Gegen die Armee Wladimir Putins: Einem Foto zufolge sind an den Abrams-Kampfpanzern der ukrainischen Streitkräfte zusätzliche Schutzvorkehrungen getroffen worden.
Donbass - Es ist zäh: Die Waffenlieferungen aus Deutschland und den USA für die Ukraine stocken schon seit Wochen gehörig, während die russischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld zu einer neuen, alten Taktik übergehen könnten.
Waffen für die Ukraine: Abrams-Kampfpanzer offenbar mit Reaktivpanzerung versehen
Im Ukraine-Krieg sind zuletzt dennoch 31 Abrams-Kampfpanzer aus den Vereinigten Staaten angelangt. Während Kiew offenbar sehr vorsichtig mit den 68-Tonnen-Kolossen haushaltet, verdeutlicht ein Foto von der Front, dass nach langem Zögern ein zusätzlicher Schutz an den wuchtigen Panzern angebracht wurde.
Und zwar, bevor diese mit ihren Besatzungen in die Kämpfe mit den Invasionstruppen von Kreml-Autokrat Wladimir Putin geschickt werden. Die Rede ist von der sogenannten Reaktivpanzerung.
Panzer für die Ukraine: M1 Abrams sind wohl mit reaktiven Schutz-Kacheln ausgestattet
Dabei werden Kacheln oder Platten an der Karosserie gepanzerter Fahrzeuge fixiert. Eine Sprengstoffschicht ist dabei auf einer Metallplatte befestigt. Beim Aufschlag eines Geschosses, zum Beispiel der Hohlladung einer Panzerabwehrwaffe, soll die Reaktivpanzerung die Granate mittels einer Gegenexplosion ausschalten.
Der Telegram-Kanal Clash Report teilte ein Foto (siehe oben) eines M1 Abrams, der der ukrainischen Armee zugeordnet wird. Ort und Zeitpunkt der Aufnahme sind nicht bekannt. Es liegt zumindest Schnee, weswegen das Foto nicht allzu alt sein dürfte. Challenger 2, Leoparden, Bradleys - immer wieder waren in den vergangenen Monaten westliche Panzer auf dem Schlachtfeld zu sehen, die noch keine Reaktivpanzerung hatten.
Gegen Panzerabwehrwaffen: Ukrainer rüsteten Leopard 2 mit reaktiven Kacheln nach
Offenbar die Ukrainer selbst brachten die reaktiven Kacheln nach und nach an ihren Gefährten an. Es geht ja auch schließlich um ihre Leben. Die Maßnahme war zum Beispiel bei Leopard-2-Kampfpanzern zu beobachten, was ein Video des ukrainischen Verteidigungsministeriums Anfang September dokumentierte. Bei den „Leos“ sollen so offensichtlich die Schwachstellen, die steilen Seiten des Turms, gegen russische Panzerabwehrlenkwaffen wie die „Kornet“ geschützt werden.
Die Sprengstoff-Kacheln, die auf dem aktuellen Foto zu sehen sind, wurden dagegen speziell für den M1 Abrams entwickelt. Nachdem die Amerikaner schlechte Erfahrungen mit schultergestützten Panzerabwehrwaffen wie der sowjetischen RPG-7 im Irak und in Afghanistan gemacht hatten. Die vergleichsweise großen Sprengstoffkisten werden als „Abrams Reactive Armor Tile“ (ARAT) bezeichnet.
M1-Abrams-Panzer der Ukraine: M-19-Module sollen vor Panzerabwehrlenkwaffen schützen
Die Typ-Bezeichnung ist M-19-Modul. Laut des amerikanischen Herstellers „Ensign-Bickford Aerospace & Defense“ vertrauen die US-Streitkräfte seit 2006 „als schnelle Reaktion auf die Bedrohung durch Aufständische gegen schwere Panzer im Irak“ auf das modulare System, das von Hand installiert werden kann. Die Kisten mit dem Sprengstoff darin werden offenbar einfach auf vormontierte Schienen an der Panzer-Wanne geschoben.
Laut des Rüstungsunternehmens können die Module am Panzer wegen ihrer einfachen Handhabung sogar unter „Schlachtfeldbedingungen“ ausgetauscht werden. Die Ausrüstung erfordert demnach keine regelmäßige Wartung, eine Stromverbindung oder Sensoren. Soldaten beider Seiten setzen seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine auf verschiedene Panzerabwehrwaffen und Kamikaze-Drohnen.
Wie die Ukrainer rüsteten auch die Russen ihre Panzer mit Reaktivpanzerung und sogar Käfigpanzerungen nach. Die Verluste bleiben dennoch hoch - auf beiden Seiten.
Gegen Wladimir Putins Granaten
Ukrainer bekommen Panzer nach langem Zögern - dafür direkt mit Zusatzschutz
Gegen die Armee Wladimir Putins: Einem Foto zufolge sind an den Abrams-Kampfpanzern der ukrainischen Streitkräfte zusätzliche Schutzvorkehrungen getroffen worden.
Donbass - Es ist zäh: Die Waffenlieferungen aus Deutschland und den USA für die Ukraine stocken schon seit Wochen gehörig, während die russischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld zu einer neuen, alten Taktik übergehen könnten.
Waffen für die Ukraine: Abrams-Kampfpanzer offenbar mit Reaktivpanzerung versehen
Im Ukraine-Krieg sind zuletzt dennoch 31 Abrams-Kampfpanzer aus den Vereinigten Staaten angelangt. Während Kiew offenbar sehr vorsichtig mit den 68-Tonnen-Kolossen haushaltet, verdeutlicht ein Foto von der Front, dass nach langem Zögern ein zusätzlicher Schutz an den wuchtigen Panzern angebracht wurde.
Und zwar, bevor diese mit ihren Besatzungen in die Kämpfe mit den Invasionstruppen von Kreml-Autokrat Wladimir Putin geschickt werden. Die Rede ist von der sogenannten Reaktivpanzerung.
Panzer für die Ukraine: M1 Abrams sind wohl mit reaktiven Schutz-Kacheln ausgestattet
Dabei werden Kacheln oder Platten an der Karosserie gepanzerter Fahrzeuge fixiert. Eine Sprengstoffschicht ist dabei auf einer Metallplatte befestigt. Beim Aufschlag eines Geschosses, zum Beispiel der Hohlladung einer Panzerabwehrwaffe, soll die Reaktivpanzerung die Granate mittels einer Gegenexplosion ausschalten.
Der Telegram-Kanal Clash Report teilte ein Foto (siehe oben) eines M1 Abrams, der der ukrainischen Armee zugeordnet wird. Ort und Zeitpunkt der Aufnahme sind nicht bekannt. Es liegt zumindest Schnee, weswegen das Foto nicht allzu alt sein dürfte. Challenger 2, Leoparden, Bradleys - immer wieder waren in den vergangenen Monaten westliche Panzer auf dem Schlachtfeld zu sehen, die noch keine Reaktivpanzerung hatten.
Gegen Panzerabwehrwaffen: Ukrainer rüsteten Leopard 2 mit reaktiven Kacheln nach
Offenbar die Ukrainer selbst brachten die reaktiven Kacheln nach und nach an ihren Gefährten an. Es geht ja auch schließlich um ihre Leben. Die Maßnahme war zum Beispiel bei Leopard-2-Kampfpanzern zu beobachten, was ein Video des ukrainischen Verteidigungsministeriums Anfang September dokumentierte. Bei den „Leos“ sollen so offensichtlich die Schwachstellen, die steilen Seiten des Turms, gegen russische Panzerabwehrlenkwaffen wie die „Kornet“ geschützt werden.
Die Sprengstoff-Kacheln, die auf dem aktuellen Foto zu sehen sind, wurden dagegen speziell für den M1 Abrams entwickelt. Nachdem die Amerikaner schlechte Erfahrungen mit schultergestützten Panzerabwehrwaffen wie der sowjetischen RPG-7 im Irak und in Afghanistan gemacht hatten. Die vergleichsweise großen Sprengstoffkisten werden als „Abrams Reactive Armor Tile“ (ARAT) bezeichnet.
M1-Abrams-Panzer der Ukraine: M-19-Module sollen vor Panzerabwehrlenkwaffen schützen
Die Typ-Bezeichnung ist M-19-Modul. Laut des amerikanischen Herstellers „Ensign-Bickford Aerospace & Defense“ vertrauen die US-Streitkräfte seit 2006 „als schnelle Reaktion auf die Bedrohung durch Aufständische gegen schwere Panzer im Irak“ auf das modulare System, das von Hand installiert werden kann. Die Kisten mit dem Sprengstoff darin werden offenbar einfach auf vormontierte Schienen an der Panzer-Wanne geschoben.
Laut des Rüstungsunternehmens können die Module am Panzer wegen ihrer einfachen Handhabung sogar unter „Schlachtfeldbedingungen“ ausgetauscht werden. Die Ausrüstung erfordert demnach keine regelmäßige Wartung, eine Stromverbindung oder Sensoren. Soldaten beider Seiten setzen seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine auf verschiedene Panzerabwehrwaffen und Kamikaze-Drohnen.
Wie die Ukrainer rüsteten auch die Russen ihre Panzer mit Reaktivpanzerung und sogar Käfigpanzerungen nach. Die Verluste bleiben dennoch hoch - auf beiden Seiten.
Zitat von Gast am 29. Januar 2024, 06:39 UhrUkraine-Krieg
Angriffe im Herzen Russlands: Ukraine greift Milliardenindustrie an – mit simplen Mitteln
Kleine Drohne, große Wirkung: Der Ukraine gelangen unlängst mehrere Angriffe auf russische Öllager. Der Schaden liegt in Millionenhöhe.
Klinzy – Im Ukraine-Krieg ging jüngst ein Öldepot in der russischen Region Brjansk in Flammen auf. Der Schaden lag wohl in Millionenhöhe, von den logistischen Nachteilen für Russland ganz abgesehen. Die Ursache der Explosion: Ein ukrainischer Drohnenangriff. Kiews Drohnenoperateuren gelang es in den vergangenen Wochen mehrere Öl- und Gasterminals in Russland anzugreifen. Während Kiews Truppen langsam die Munition ausgeht und die Militärhilfe aus dem Westen schwindet, scheint die innovative Drohnenproduktion Russland längst überholt zu haben.
Ukraine entwickelt eigene Drohnen im Kampf gegen Russland – mit Erfolg
Der Einfallsreichtum der Ukraine ist ungebrochen. Dem Mangel an Munition setzt Kiew etwa Bomben aus dem 3D-Drucker entgegen, den fehlenden Waffenlieferungen aus dem Westen die Drohnenproduktion im Inland. Schon zu Beginn des Krieges kündigte der Vize-Minister für digitale Transformation in der Ukraine, Alex Bornyakov, eine Drohnenarmee an, die den Himmel über der Ukraine schützen soll.
Doch offenbar gelang es inzwischen auch, Angriffsdrohnen zu entwickeln, die weite Distanzen zurücklegen können, um militärische Ziele tief im russischen Kernland zu treffen. So sei bei einem Angriff bei St. Petersburg eine einheimische Drohne zum Einsatz gekommen, die über 1250 Kilometer weit flog, teilte ein ukrainischer Regierungsbeamter der Nachrichtenagentur Interfax mit.
Die Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen. Doch die zahlreichen Angriffe mit Drohnen auf wichtige russische Öldepots in den vergangenen Wochen sind stille Zeugen der wohl neuen Reichweite der Ukraine. Darunter etwa die Brände in der Rosneft-Ölraffinerie in Tuapse, in einem Öldepot in der Region Orjol, im Öllager in Klinzy in der Region Brjansk, in einem Ölterminal im Umland von St. Petersburg, sowie im Ostseeterminal in Ust-Luga.
Sie alle werden der Ukraine zugeschrieben. Die Attacken erfüllen mehrere Ziele: Einerseits erschwert der fehlende Treibstoff die Militärlogistik Russlands. „Streiks auf Öldepots und Öllagereinrichtungen stören die Logistikrouten und verlangsamen Kampfhandlungen“, sagte Olena Lapenko, Expertin für Energiesicherheit bei der ukrainischen Denkfabrik DiXi Group, dazu der New York Times.
Ukraine-Krieg: Kiew will mit Drohnenangriffen auch Kriegskasse des Kreml austrocknen
Andererseits fehlt durch die Angriffe auf die Öllager auch Geld in der Kriegskasse des Kreml. Denn Öl- und Gasverkäufe machen etwa 40 Prozent der russischen Staatseinnahmen aus. Allein die Einnahmen durch Öl lagen im vergangenen Jahr bei 420 Milliarden US-Dollar (rund 387 Milliarden Euro), wie Guardian sowie die New York Times berichteten. „Russland finanziert sein Militär aus Ölexporten.“ Man könne Länder wie Indien und China nicht davon überzeugen, mit dem Kauf aufzuhören.
„Sie zerstören also russische Ölraffinerien“, sagte Illia Ponomarenko, ein ehemaliger Reporter der Zeitung Kyiv Independent über die Strategie der Ukraine. Dies könne der russischen Wirtschaft großen Schaden zufügen, so der Experte weiter. Infolge der Angriffe und aufgrund des schlechten Wetters seien die russischen Rohöllieferungen auf dem Seeweg auf dem niedrigsten Stand seit fast zwei Monaten, so Bloomberg.
Ukraine-Krieg
Angriffe im Herzen Russlands: Ukraine greift Milliardenindustrie an – mit simplen Mitteln
Kleine Drohne, große Wirkung: Der Ukraine gelangen unlängst mehrere Angriffe auf russische Öllager. Der Schaden liegt in Millionenhöhe.
Klinzy – Im Ukraine-Krieg ging jüngst ein Öldepot in der russischen Region Brjansk in Flammen auf. Der Schaden lag wohl in Millionenhöhe, von den logistischen Nachteilen für Russland ganz abgesehen. Die Ursache der Explosion: Ein ukrainischer Drohnenangriff. Kiews Drohnenoperateuren gelang es in den vergangenen Wochen mehrere Öl- und Gasterminals in Russland anzugreifen. Während Kiews Truppen langsam die Munition ausgeht und die Militärhilfe aus dem Westen schwindet, scheint die innovative Drohnenproduktion Russland längst überholt zu haben.
Ukraine entwickelt eigene Drohnen im Kampf gegen Russland – mit Erfolg
Der Einfallsreichtum der Ukraine ist ungebrochen. Dem Mangel an Munition setzt Kiew etwa Bomben aus dem 3D-Drucker entgegen, den fehlenden Waffenlieferungen aus dem Westen die Drohnenproduktion im Inland. Schon zu Beginn des Krieges kündigte der Vize-Minister für digitale Transformation in der Ukraine, Alex Bornyakov, eine Drohnenarmee an, die den Himmel über der Ukraine schützen soll.
Doch offenbar gelang es inzwischen auch, Angriffsdrohnen zu entwickeln, die weite Distanzen zurücklegen können, um militärische Ziele tief im russischen Kernland zu treffen. So sei bei einem Angriff bei St. Petersburg eine einheimische Drohne zum Einsatz gekommen, die über 1250 Kilometer weit flog, teilte ein ukrainischer Regierungsbeamter der Nachrichtenagentur Interfax mit.
Die Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen. Doch die zahlreichen Angriffe mit Drohnen auf wichtige russische Öldepots in den vergangenen Wochen sind stille Zeugen der wohl neuen Reichweite der Ukraine. Darunter etwa die Brände in der Rosneft-Ölraffinerie in Tuapse, in einem Öldepot in der Region Orjol, im Öllager in Klinzy in der Region Brjansk, in einem Ölterminal im Umland von St. Petersburg, sowie im Ostseeterminal in Ust-Luga.
Sie alle werden der Ukraine zugeschrieben. Die Attacken erfüllen mehrere Ziele: Einerseits erschwert der fehlende Treibstoff die Militärlogistik Russlands. „Streiks auf Öldepots und Öllagereinrichtungen stören die Logistikrouten und verlangsamen Kampfhandlungen“, sagte Olena Lapenko, Expertin für Energiesicherheit bei der ukrainischen Denkfabrik DiXi Group, dazu der New York Times.
Ukraine-Krieg: Kiew will mit Drohnenangriffen auch Kriegskasse des Kreml austrocknen
Andererseits fehlt durch die Angriffe auf die Öllager auch Geld in der Kriegskasse des Kreml. Denn Öl- und Gasverkäufe machen etwa 40 Prozent der russischen Staatseinnahmen aus. Allein die Einnahmen durch Öl lagen im vergangenen Jahr bei 420 Milliarden US-Dollar (rund 387 Milliarden Euro), wie Guardian sowie die New York Times berichteten. „Russland finanziert sein Militär aus Ölexporten.“ Man könne Länder wie Indien und China nicht davon überzeugen, mit dem Kauf aufzuhören.
„Sie zerstören also russische Ölraffinerien“, sagte Illia Ponomarenko, ein ehemaliger Reporter der Zeitung Kyiv Independent über die Strategie der Ukraine. Dies könne der russischen Wirtschaft großen Schaden zufügen, so der Experte weiter. Infolge der Angriffe und aufgrund des schlechten Wetters seien die russischen Rohöllieferungen auf dem Seeweg auf dem niedrigsten Stand seit fast zwei Monaten, so Bloomberg.
Zitat von Gast am 14. Februar 2024, 06:34 UhrKrieg in der Ukraine: „Putin würde ein Ende der Sanktionen wenig bringen“
Der Überfall auf die Ukraine rückt auf sein trauriges zweites Jubiläum zu. Es sind auch zwei Jahre, in denen westliche Sanktionen Russland unter Druck setzen sollten. Was bringen die Strafmaßnahmen?
Internationale Strafmaßnahmen gleichen einem Katz- und Mausspiel. Kurz vor Weihnachten hat die EU ihr zwölftes Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg gebracht – mit dem Ziel, den millionenschweren Handel mit russischen Diamanten zu unterdrücken, die „dunkle Flotte“ an illegalen russischen Öltankern besser zu kontrollieren und dem Kreml den Zugang zu modernen Technologien zu erschweren. 300 Milliarden Euro der russischen Zentralbank hat der Westen eingefroren, noch einmal mehr als 20 Milliarden an Vermögen von Personen und Gruppen, die am Angriff auf die Ukraine beteiligt sind.Trotzdem findet Russland seit Beginn des Kriegs immer wieder Wege, die Sanktionen zu umgehen. Die nationale Kriegswirtschaft hat Präsident Wladimir Putin sogar angekurbelt. Und stetig sucht der Kreml neue Handelspartner, um Strafmaßnahmen zu kontern.Es scheint fast, als würden beide Seiten auf Zeit spielen: Der Westen hofft, dass die russische Wirtschaft unter dem Sanktionsdruck irgendwann einknickt und die Kriegsindustrie ins Stocken gerät. Putin auf der anderen Seite wartet geduldig darauf, dass die westliche Einheit zerbricht – etwa wenn ein Donald Trump in den USA wieder ins Weiße Haus einzieht. Der deutsche Sanktionsexperte Janis Kluge erklärt, wo die Sanktionen in diesem Gefüge gerade stehen und warum sie kein Allheilmittel gegen den Krieg sind.
WirtschaftsWoche: Herr Kluge, sowohl die USA als auch die Bundesregierung stufen die Sanktionen gegen Russland als erfolgreich ein. Teilen Sie diese Meinung?
Janis Kluge: Die Sanktionen haben einen Effekt, aber ich glaube, dass die meisten Politiker im Westen eher enttäuscht von der Wirkung sind. Teilweise wurde diese Enttäuschung ja auch geäußert, etwa von der deutschen Außenministerin. Es ist natürlich unklar, was ein Erfolg bedeuten würde. Da legt jeder seinen eigenen Maßstab an.Was wäre ein Erfolg für Sie?
Ich halte alleine schon die Tatsache, dass der Westen sich auf diese Sanktionen einigen konnte, für einen großen politischen Erfolg, weil es Russland und der Welt gegenüber Einigkeit demonstriert hat. Natürlich bereiten die Sanktionen Russland massive Probleme. Das Land hat seine Zukunft verloren. Kein ausländischer Investor möchte dort mehr investieren, auch die Chinesen nicht. Allerdings heißt das nicht, dass das Bruttoinlandsprodukt in der Zwischenzeit nicht wachsen kann. Und leider heißt es auch nicht, dass Russland seine Rüstungsindustrie nicht hochfahren kann. Auf dem Schlachtfeld sind die Auswirkungen deshalb kaum zu spüren. Putins Macht ist davon ebenfalls nicht bedroht. Russland spielt auf Zeit, wartet Putin auf ein Ende des Sanktionsregimes durch Donald Trump?
Die meisten Sanktionen weichen im Laufe der Zeit von selbst auf. Es entstehen Umgehungswege, und wenn diese ausreichend erprobt sind, dann wird die Wirksamkeit der Sanktionen schwächer. Das lässt sich nur verhindern, wenn immer wieder mit neuen Maßnahmen nachgelegt wird und die Durchsetzung sehr streng ist. Dass die Sanktionen aufgehoben werden, glaube ich nicht. Davon würde aktuell niemand profitieren. Trump würde sich damit nur angreifbar machen, weil er wenig dafür bekommen würde. Putin würde es wenig bringen. Putin hat kein Interesse an einem Ende der Sanktionen?
Das klingt erst einmal paradox, weil die Sanktionen den Russen wirtschaftlich weh tun. Allerdings würde die Aufhebung der Sanktionen die langfristigen Probleme Russlands nicht beheben. Es würde immer noch niemand investieren wollen, weil das Vertrauen in den Standort auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte weg ist. Außerdem ist die Umstellung der russischen Lieferketten permanent. Das Einzige, was Putin wirklich helfen würde, wäre, wenn die EU wieder mehr Energie kaufen würde.Ihm helfen auch Drittstaaten, die bei der Umgehung der Sanktionen unterstützen. Machen die Deutschen genug Druck, um Schlupflöcher zu schließen?
Die Bekämpfung der Umgehung ist ein Balance-Akt. Natürlich will die EU die Nachbarstaaten Russlands nicht vergraulen. Außerdem sind die Umgehungswege flexibel. Es müssten schon alle Transitländer mitspielen, um die Umgehung wirklich zu verhindern. Aber man kann das Umgehen von Sanktionen ein Stück weit erschweren, wenn man gegenüber Drittstaaten mit sanftem Druck und Anreizen arbeitet.Klingt nicht nach dem großen Wurf...
Man darf hier nicht zu viel erwarten. Deshalb ist es wichtig zu priorisieren: Wenn Luxusgüter nach Russland kommen, sollte man eher ein Auge zudrücken, als wenn Komponenten für Waffen geliefert werden.
Lesen Sie auch: Die Münchner Sicherheitskonferenz präsentiert ihre alljährliche geopolitische Bestandsaufnahme – und sieht die Gefahr einer weltweiten Lose-Lose-Situation.
Krieg in der Ukraine: „Putin würde ein Ende der Sanktionen wenig bringen“
Der Überfall auf die Ukraine rückt auf sein trauriges zweites Jubiläum zu. Es sind auch zwei Jahre, in denen westliche Sanktionen Russland unter Druck setzen sollten. Was bringen die Strafmaßnahmen?
Internationale Strafmaßnahmen gleichen einem Katz- und Mausspiel. Kurz vor Weihnachten hat die EU ihr zwölftes Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg gebracht – mit dem Ziel, den millionenschweren Handel mit russischen Diamanten zu unterdrücken, die „dunkle Flotte“ an illegalen russischen Öltankern besser zu kontrollieren und dem Kreml den Zugang zu modernen Technologien zu erschweren. 300 Milliarden Euro der russischen Zentralbank hat der Westen eingefroren, noch einmal mehr als 20 Milliarden an Vermögen von Personen und Gruppen, die am Angriff auf die Ukraine beteiligt sind.Trotzdem findet Russland seit Beginn des Kriegs immer wieder Wege, die Sanktionen zu umgehen. Die nationale Kriegswirtschaft hat Präsident Wladimir Putin sogar angekurbelt. Und stetig sucht der Kreml neue Handelspartner, um Strafmaßnahmen zu kontern.Es scheint fast, als würden beide Seiten auf Zeit spielen: Der Westen hofft, dass die russische Wirtschaft unter dem Sanktionsdruck irgendwann einknickt und die Kriegsindustrie ins Stocken gerät. Putin auf der anderen Seite wartet geduldig darauf, dass die westliche Einheit zerbricht – etwa wenn ein Donald Trump in den USA wieder ins Weiße Haus einzieht. Der deutsche Sanktionsexperte Janis Kluge erklärt, wo die Sanktionen in diesem Gefüge gerade stehen und warum sie kein Allheilmittel gegen den Krieg sind.
WirtschaftsWoche: Herr Kluge, sowohl die USA als auch die Bundesregierung stufen die Sanktionen gegen Russland als erfolgreich ein. Teilen Sie diese Meinung?
Janis Kluge: Die Sanktionen haben einen Effekt, aber ich glaube, dass die meisten Politiker im Westen eher enttäuscht von der Wirkung sind. Teilweise wurde diese Enttäuschung ja auch geäußert, etwa von der deutschen Außenministerin. Es ist natürlich unklar, was ein Erfolg bedeuten würde. Da legt jeder seinen eigenen Maßstab an.Was wäre ein Erfolg für Sie?
Ich halte alleine schon die Tatsache, dass der Westen sich auf diese Sanktionen einigen konnte, für einen großen politischen Erfolg, weil es Russland und der Welt gegenüber Einigkeit demonstriert hat. Natürlich bereiten die Sanktionen Russland massive Probleme. Das Land hat seine Zukunft verloren. Kein ausländischer Investor möchte dort mehr investieren, auch die Chinesen nicht. Allerdings heißt das nicht, dass das Bruttoinlandsprodukt in der Zwischenzeit nicht wachsen kann. Und leider heißt es auch nicht, dass Russland seine Rüstungsindustrie nicht hochfahren kann. Auf dem Schlachtfeld sind die Auswirkungen deshalb kaum zu spüren. Putins Macht ist davon ebenfalls nicht bedroht. Russland spielt auf Zeit, wartet Putin auf ein Ende des Sanktionsregimes durch Donald Trump?
Die meisten Sanktionen weichen im Laufe der Zeit von selbst auf. Es entstehen Umgehungswege, und wenn diese ausreichend erprobt sind, dann wird die Wirksamkeit der Sanktionen schwächer. Das lässt sich nur verhindern, wenn immer wieder mit neuen Maßnahmen nachgelegt wird und die Durchsetzung sehr streng ist. Dass die Sanktionen aufgehoben werden, glaube ich nicht. Davon würde aktuell niemand profitieren. Trump würde sich damit nur angreifbar machen, weil er wenig dafür bekommen würde. Putin würde es wenig bringen. Putin hat kein Interesse an einem Ende der Sanktionen?
Das klingt erst einmal paradox, weil die Sanktionen den Russen wirtschaftlich weh tun. Allerdings würde die Aufhebung der Sanktionen die langfristigen Probleme Russlands nicht beheben. Es würde immer noch niemand investieren wollen, weil das Vertrauen in den Standort auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte weg ist. Außerdem ist die Umstellung der russischen Lieferketten permanent. Das Einzige, was Putin wirklich helfen würde, wäre, wenn die EU wieder mehr Energie kaufen würde.Ihm helfen auch Drittstaaten, die bei der Umgehung der Sanktionen unterstützen. Machen die Deutschen genug Druck, um Schlupflöcher zu schließen?
Die Bekämpfung der Umgehung ist ein Balance-Akt. Natürlich will die EU die Nachbarstaaten Russlands nicht vergraulen. Außerdem sind die Umgehungswege flexibel. Es müssten schon alle Transitländer mitspielen, um die Umgehung wirklich zu verhindern. Aber man kann das Umgehen von Sanktionen ein Stück weit erschweren, wenn man gegenüber Drittstaaten mit sanftem Druck und Anreizen arbeitet.Klingt nicht nach dem großen Wurf...
Man darf hier nicht zu viel erwarten. Deshalb ist es wichtig zu priorisieren: Wenn Luxusgüter nach Russland kommen, sollte man eher ein Auge zudrücken, als wenn Komponenten für Waffen geliefert werden.
Lesen Sie auch: Die Münchner Sicherheitskonferenz präsentiert ihre alljährliche geopolitische Bestandsaufnahme – und sieht die Gefahr einer weltweiten Lose-Lose-Situation.
Zitat von Gast am 23. Februar 2024, 06:31 UhrUkraine-Krieg
Sieben Kampfjets in fünf Tagen: Patriot-Einheit schießt Russland-Flugzeuge schneller als je zuvor ab
Die Zahl der russischen Verluste steigt weiter an. Die Ukraine trifft besonders viele Flugzeuge. In sechs Monaten könnten russische Suchois aussterben.
Kiew – Monatelang kämpften ukrainische und russische Streitkräfte um die Stadt Awdijiwka, einem wichtigen Brückenkopf im Osten der Ukraine. Russland ist es letztendlich gelungen, die Stadt einzunehmen – zu einem hohen Preis. Und auch nach der Eroberung steigen Russlands Verlustzahlen im Ukraine-Krieg weiter in die Höhe.
„Wieder!“: Ukraine schießt sieben russische Suchois in fünf Tagen ab
Innerhalb von fünf Tagen haben ukrainische Streitkräfte – wahrscheinlich Patriot-Besatzungen sieben Suchoi-Gleitbomber abgeschossen: fünf zweisitzige Su-34 und zwei einsitzige Su-35, berichtete Forbes. Das ukrainische Verteidigungsministerium gab am Mittwoch (21. Februar) den siebten Abschuss bekannt, Berichten zufolge im von Russland besetzen Gebieten im Osten der Ukraine. „Wieder? Wieder!“ witzelte das Ministerium. „Der Tag, an dem feindliche Flugzeuge abstürzen, ist ein großartiger Tag.“
Luftabwehr: Suchois mit KAB-Bomben leicht auf dem Radar zu sehen
Suchois werden von Russland besonders für das Abwerfen von KAB-Bomben eingesetzt. Das sind satellitengesteuerte Präzisionsbomben mit ausfahrbaren Flügeln – fast unmöglich abzufangen. Doch die Flugzeuge sind dafür umso einfacher zu sichten. Denn: Eine Gleitbombe funktioniert am besten, wenn man sie aus großer Höhe abwirft. Doch je höher der Jet fliegt, desto sichtbarerer ist er auf dem Radar der Luftabwehr.
Luftwaffe: Russland Suchois können in sechs Monaten aussterben
Deswegen verliere die russische Luftwaffe ihre besten Jagdbomber in einem Tempo, das sie nicht verkraften könne, so Forbes. Sieben Abschüsse in fünf Tagen würden auf eine monatliche Verlustrate von mehr als 40 Jets hindeuten. Die russische Luftwaffe verfüge noch über etwa 250 Su-34 und Su-35. Bei diesem Tempo könnten beide Arten in sechs Monaten aussterben.
Ukrainische Soldaten schließen Patriot-Ausbildung ab© picture alliance/dpa | Sebastian GollnowHohe Verluste: Russland ändert Strategie, um Flugzeuge zu retten
Russland hat ein Patriot-Problem, das wisse auch der Kreml. Deswegen setze die russische Luftwaffe auf neue Strategien, wie etwa neue Flugrouten für die wertvollsten Flugzeuge. Verluste sollen so gemindert werden. „Russische Streitkräfte setzen aufgrund der jüngsten erfolgreichen ukrainischen Abschüsse russischer Flugzeuge zunehmend A-50-Langstreckenradar-Erkennungsflugzeuge näher an den russischen Grenzen und in Richtung Weißrussland ein“, erklärte das Institute for the Study of War in einem Bericht. Die Suchois müssten mit den KABs aber weiterhin weit oben fliegen, um die richtigen Ziele zu treffen. Das stelle ein Problem für die Luftwaffe dar.
Ausdauerkrieg: Ukraine fehlt es ohne USA an Patriot-Raketen
Unklar ist, wie es in den nächsten Monaten entwickeln wird. Denn mit der stockenden US-Unterstützung für die Ukraine werden die Patriot-Raketen für die Luftabwehrsysteme knapp. Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich zu einem Ausdauerkrieg entwickelt, denn noch lange ist kein Ende in Sicht.
Ukraine-Krieg
Sieben Kampfjets in fünf Tagen: Patriot-Einheit schießt Russland-Flugzeuge schneller als je zuvor ab
Die Zahl der russischen Verluste steigt weiter an. Die Ukraine trifft besonders viele Flugzeuge. In sechs Monaten könnten russische Suchois aussterben.
Kiew – Monatelang kämpften ukrainische und russische Streitkräfte um die Stadt Awdijiwka, einem wichtigen Brückenkopf im Osten der Ukraine. Russland ist es letztendlich gelungen, die Stadt einzunehmen – zu einem hohen Preis. Und auch nach der Eroberung steigen Russlands Verlustzahlen im Ukraine-Krieg weiter in die Höhe.
„Wieder!“: Ukraine schießt sieben russische Suchois in fünf Tagen ab
Innerhalb von fünf Tagen haben ukrainische Streitkräfte – wahrscheinlich Patriot-Besatzungen sieben Suchoi-Gleitbomber abgeschossen: fünf zweisitzige Su-34 und zwei einsitzige Su-35, berichtete Forbes. Das ukrainische Verteidigungsministerium gab am Mittwoch (21. Februar) den siebten Abschuss bekannt, Berichten zufolge im von Russland besetzen Gebieten im Osten der Ukraine. „Wieder? Wieder!“ witzelte das Ministerium. „Der Tag, an dem feindliche Flugzeuge abstürzen, ist ein großartiger Tag.“
Luftabwehr: Suchois mit KAB-Bomben leicht auf dem Radar zu sehen
Suchois werden von Russland besonders für das Abwerfen von KAB-Bomben eingesetzt. Das sind satellitengesteuerte Präzisionsbomben mit ausfahrbaren Flügeln – fast unmöglich abzufangen. Doch die Flugzeuge sind dafür umso einfacher zu sichten. Denn: Eine Gleitbombe funktioniert am besten, wenn man sie aus großer Höhe abwirft. Doch je höher der Jet fliegt, desto sichtbarerer ist er auf dem Radar der Luftabwehr.
Luftwaffe: Russland Suchois können in sechs Monaten aussterben
Deswegen verliere die russische Luftwaffe ihre besten Jagdbomber in einem Tempo, das sie nicht verkraften könne, so Forbes. Sieben Abschüsse in fünf Tagen würden auf eine monatliche Verlustrate von mehr als 40 Jets hindeuten. Die russische Luftwaffe verfüge noch über etwa 250 Su-34 und Su-35. Bei diesem Tempo könnten beide Arten in sechs Monaten aussterben.
Hohe Verluste: Russland ändert Strategie, um Flugzeuge zu retten
Russland hat ein Patriot-Problem, das wisse auch der Kreml. Deswegen setze die russische Luftwaffe auf neue Strategien, wie etwa neue Flugrouten für die wertvollsten Flugzeuge. Verluste sollen so gemindert werden. „Russische Streitkräfte setzen aufgrund der jüngsten erfolgreichen ukrainischen Abschüsse russischer Flugzeuge zunehmend A-50-Langstreckenradar-Erkennungsflugzeuge näher an den russischen Grenzen und in Richtung Weißrussland ein“, erklärte das Institute for the Study of War in einem Bericht. Die Suchois müssten mit den KABs aber weiterhin weit oben fliegen, um die richtigen Ziele zu treffen. Das stelle ein Problem für die Luftwaffe dar.
Ausdauerkrieg: Ukraine fehlt es ohne USA an Patriot-Raketen
Unklar ist, wie es in den nächsten Monaten entwickeln wird. Denn mit der stockenden US-Unterstützung für die Ukraine werden die Patriot-Raketen für die Luftabwehrsysteme knapp. Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich zu einem Ausdauerkrieg entwickelt, denn noch lange ist kein Ende in Sicht.
Zitat von Gast am 1. März 2024, 06:22 Uhr
Die ukrainische Armee präsentiert ihre selbstfahrende Radhaubitze „Bohdana“.© Screenshot X@DefenceUFünf Schüsse in einer Minute
Mit „Excalibur“-Munition: Ukrainer präsentieren hochpräzise Haubitze – und haben direkt ein Problem
Die ukrainische Armee stellt die Kampfkraft ihrer Haubitze „Bohdana“ vor. Das Video kann jedoch von einem Mangel gegen Russlands Truppen nicht ablenken.
Tschernihiw - Die Ukraine bekommt Waffen-Nachschub für ihren wackeren Verteidigungskampf gegen die völkerrechtswidrige Invasion durch Russland.
Ukrainische Rüstungsindustrie: Kiew präsentiert im Krieg die Haubitze Bohdana
Schweden liefert Kampfboote Combat Boat 90, aus Deutschland werden Transporthubschrauber Sea King Mk. 41 erwartet – um nur zwei unter vielen aktuellen Beispielen zu nennen. Die ukrainische Rüstungsindustrie wächst indes seit Februar 2022 und damit seit dem Beginn der heimtückischen russischen Invasion unter Kreml-Machthaber Wladimir Putin stetig.
Exemplarisch: Das Verteidigungsministerium aus Kiew präsentierte jetzt offensiv die selbstfahrende Radhaubitze 2S22 Bohdana im Kaliber 155 Millimeter. Diese wuchtige Haubitze ist sehr schlagkräftig und außerordentlich mobil. Aber: Die ukrainischen Artilleristen, die sie bedienen, haben im Frühjahr 2024 offenkundig ein großes Problem, das sie an die Front begleitet.
Waffen für die Ukraine: Der ukrainischen Armee fehlen überall Artillerie-Granaten
Denn: Nach wie vor fehlen viele Millionen Artillerie-Granaten, die Nato-Mitglieder dem angegriffenen Land liefern wollten. Was bisher jedoch nicht gelang, wie verschiedene Verteidigungsminister zwischen Baltikum und Berlin in den vergangenen Wochen ehrlich einräumten. Bei besagter Munition handelt es sich um Granaten im genannten Kaliber 155 Millimeter. Und genau diese Geschosse bräuchte die 155-mm/L52-Kanone der 2S22 Bohdana.
Schon Anfang Februar hatte die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, dass die ukrainischen Artilleristen an manchen Frontabschnitten gegen die russischen Angreifer nur noch Rauchgranaten verschießen könnten - sprichwörtlich als „Nebelkerzen“. Wieviel Munition die Besatzungen der Radhaubitzen Bodhana zur Verfügung haben, war Ende Februar öffentlich völlig unklar.
2S22 Bohdana Waffentyp: selbstfahrende Radhaubitze im Kaliber 155 mm (Artillerie) Fahrgestell: Lastkraftwagen KrAZ-6322 Besatzung: 5 Soldaten Geschosse/Granaten: Base-Bleed-Sprenggranaten, gelenktes Artilleriegeschoss M982 Excalibur Geschwindigkeit: 80 km/h (30 km/h im Gelände) Leistung: 380–420 PS Artillerie-Granaten für die Ukraine: Tschechien sammelt für einen Großeinkauf
Der Munitionsmangel geht nicht zuletzt darauf zurück, dass ein US-Militärpaket über kolportiert 61 Milliarden US-Dollar in den Vereinigten Staaten durch die Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump blockiert wird. Die Amerikaner waren bis Dezember 2023 mit Abstand der Hauptlieferant für die 155-mm-Munition. Die Bohdana kann laut ukrainischer Angaben auch gelenkte Artilleriegeschosse M982 Excalibur abfeuern. Diese Granaten, die mit GPS gesteuert werden, werden nicht nur in den USA, sondern auch vom britischen Rüstungskonzern BAE Systems hergestellt.
Immerhin: Tschechien sammelt gerade finanzielle Unterstützung für den zeitnahen Kauf von 800.000 Artillerie-Granaten aus Nicht-EU-Ländern. Die Niederlande und Belgien erklärten, 100 beziehungsweise 200 Millionen Euro beisteuern zu wollen. Zudem signalisierte Deutschland die Bereitschaft, einen Großteil der Summe finanzieren zu wollen.
Waffen der Ukraine: Bohdana vertrieb Russen angeblich von der Schlangeninsel
Die Ukrainer erklären derweil stolz, dass sie mit den Excalibur-Geschossen Ziele auf einer Distanz von bis zu 60 Kilometern präzise treffen können. Mit der Haubitze sollen ferner bis zu fünf Schüsse in der Minute möglich sein. Wie das Online-Portal Forces.net berichtete, beschossen die ukrainischen Streitkräfte im Frühsommer 2022 die durch die Russen besetzte Schlangeninsel im Schwarzen Meer vom Festland aus mit der Bohdana und zwangen die dortigen Truppen Putins so Ende Juni zum Rückzug von dem strategisch wichtigen Eiland.
Während sich später auch amerikanische HIMARS-Mehrfachraketenwerfer für die ukrainische Armee als militärisch sehr wirkungsvoll erwiesen. Eigenen Angaben zufolge sind die Ukrainer seit Anfang 2023 in der Lage, bis zu sechs Haubitzen Bohdana im Monat zu fertigen. Wie viele Exemplare die Streitkräfte Kiews nach mittlerweile zwei Jahren Ukraine-Krieg in ihrem Bestand haben, ist nicht bekannt. Dass sie dringend Munition dafür benötigen, ist dagegen nachdrücklich hinterlegt.
Fünf Schüsse in einer Minute
Mit „Excalibur“-Munition: Ukrainer präsentieren hochpräzise Haubitze – und haben direkt ein Problem
Die ukrainische Armee stellt die Kampfkraft ihrer Haubitze „Bohdana“ vor. Das Video kann jedoch von einem Mangel gegen Russlands Truppen nicht ablenken.
Tschernihiw - Die Ukraine bekommt Waffen-Nachschub für ihren wackeren Verteidigungskampf gegen die völkerrechtswidrige Invasion durch Russland.
Ukrainische Rüstungsindustrie: Kiew präsentiert im Krieg die Haubitze Bohdana
Schweden liefert Kampfboote Combat Boat 90, aus Deutschland werden Transporthubschrauber Sea King Mk. 41 erwartet – um nur zwei unter vielen aktuellen Beispielen zu nennen. Die ukrainische Rüstungsindustrie wächst indes seit Februar 2022 und damit seit dem Beginn der heimtückischen russischen Invasion unter Kreml-Machthaber Wladimir Putin stetig.
Exemplarisch: Das Verteidigungsministerium aus Kiew präsentierte jetzt offensiv die selbstfahrende Radhaubitze 2S22 Bohdana im Kaliber 155 Millimeter. Diese wuchtige Haubitze ist sehr schlagkräftig und außerordentlich mobil. Aber: Die ukrainischen Artilleristen, die sie bedienen, haben im Frühjahr 2024 offenkundig ein großes Problem, das sie an die Front begleitet.
Waffen für die Ukraine: Der ukrainischen Armee fehlen überall Artillerie-Granaten
Denn: Nach wie vor fehlen viele Millionen Artillerie-Granaten, die Nato-Mitglieder dem angegriffenen Land liefern wollten. Was bisher jedoch nicht gelang, wie verschiedene Verteidigungsminister zwischen Baltikum und Berlin in den vergangenen Wochen ehrlich einräumten. Bei besagter Munition handelt es sich um Granaten im genannten Kaliber 155 Millimeter. Und genau diese Geschosse bräuchte die 155-mm/L52-Kanone der 2S22 Bohdana.
Schon Anfang Februar hatte die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, dass die ukrainischen Artilleristen an manchen Frontabschnitten gegen die russischen Angreifer nur noch Rauchgranaten verschießen könnten - sprichwörtlich als „Nebelkerzen“. Wieviel Munition die Besatzungen der Radhaubitzen Bodhana zur Verfügung haben, war Ende Februar öffentlich völlig unklar.
2S22 Bohdana | |
Waffentyp: | selbstfahrende Radhaubitze im Kaliber 155 mm (Artillerie) |
Fahrgestell: | Lastkraftwagen KrAZ-6322 |
Besatzung: | 5 Soldaten |
Geschosse/Granaten: | Base-Bleed-Sprenggranaten, gelenktes Artilleriegeschoss M982 Excalibur |
Geschwindigkeit: | 80 km/h (30 km/h im Gelände) |
Leistung: | 380–420 PS |
Artillerie-Granaten für die Ukraine: Tschechien sammelt für einen Großeinkauf
Der Munitionsmangel geht nicht zuletzt darauf zurück, dass ein US-Militärpaket über kolportiert 61 Milliarden US-Dollar in den Vereinigten Staaten durch die Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump blockiert wird. Die Amerikaner waren bis Dezember 2023 mit Abstand der Hauptlieferant für die 155-mm-Munition. Die Bohdana kann laut ukrainischer Angaben auch gelenkte Artilleriegeschosse M982 Excalibur abfeuern. Diese Granaten, die mit GPS gesteuert werden, werden nicht nur in den USA, sondern auch vom britischen Rüstungskonzern BAE Systems hergestellt.
Immerhin: Tschechien sammelt gerade finanzielle Unterstützung für den zeitnahen Kauf von 800.000 Artillerie-Granaten aus Nicht-EU-Ländern. Die Niederlande und Belgien erklärten, 100 beziehungsweise 200 Millionen Euro beisteuern zu wollen. Zudem signalisierte Deutschland die Bereitschaft, einen Großteil der Summe finanzieren zu wollen.
Waffen der Ukraine: Bohdana vertrieb Russen angeblich von der Schlangeninsel
Die Ukrainer erklären derweil stolz, dass sie mit den Excalibur-Geschossen Ziele auf einer Distanz von bis zu 60 Kilometern präzise treffen können. Mit der Haubitze sollen ferner bis zu fünf Schüsse in der Minute möglich sein. Wie das Online-Portal Forces.net berichtete, beschossen die ukrainischen Streitkräfte im Frühsommer 2022 die durch die Russen besetzte Schlangeninsel im Schwarzen Meer vom Festland aus mit der Bohdana und zwangen die dortigen Truppen Putins so Ende Juni zum Rückzug von dem strategisch wichtigen Eiland.
Während sich später auch amerikanische HIMARS-Mehrfachraketenwerfer für die ukrainische Armee als militärisch sehr wirkungsvoll erwiesen. Eigenen Angaben zufolge sind die Ukrainer seit Anfang 2023 in der Lage, bis zu sechs Haubitzen Bohdana im Monat zu fertigen. Wie viele Exemplare die Streitkräfte Kiews nach mittlerweile zwei Jahren Ukraine-Krieg in ihrem Bestand haben, ist nicht bekannt. Dass sie dringend Munition dafür benötigen, ist dagegen nachdrücklich hinterlegt.
Zitat von Gast am 18. März 2024, 08:50 UhrJede Nacht brennt eine weitere Erdölanlage – die Ukrainer zielen auf das Herz der russischen Kriegswirtschaft
Nach einem Drohnenangriff steigt dicker Rauch aus der Raffinerie der ;russischen Stadt Rjasan hoch. Video obtained by Reuters / UGC© Bereitgestellt von Neue Zürcher Zeitung DeutschlandRusslands Präsident Wladimir Putin hat sich die letzten Tage bis zu seiner manipulierten Wiederwahl zweifellos störungsfreier vorgestellt. Doch fast jeden Morgen kursieren neue Videos von Bränden in russischen Erdölanlagen. In der Nacht auf Sonntag traf es eine Raffinerie in der Nähe des Schwarzen Meeres, einen Tag vorher zwei Raffinerien in der Provinz Samara an der Wolga. Insgesamt haben die Ukrainer mit Drohnenangriffen seit dem vergangenen Dienstag sieben Anlagen in Brand geschossen.
Die ukrainische Angriffswelle verfolgt zweifellos strategischere Ziele, als nur Putins Wahltheater zu stören. Die Erdölindustrie ist mit Abstand die wichtigste Geldquelle für den russischen Staat und damit ein entscheidendes Mittel zur Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine. Daran haben auch die Sanktionen der EU und der USA nur wenig geändert, weil Russland für sein Rohöl – wenn auch mit einem Preisabschlag – neue Abnehmer wie Indien gefunden hat.
Angesichts der Löcher im westlichen Sanktionsregime drängt es sich für die Ukraine auf, die Sache selber in die Hand zu nehmen und die russische Erdölindustrie näher an der Quelle zu treffen. Lange Zeit war sie dafür militärisch nicht in der Lage. Bis Ende letzten Jahres gab es nur wenige Angriffe auf die gegnerische Energieinfrastruktur, zumeist in grenznahen Gebieten. Doch neue Drohnenentwicklungen haben die Ausgangslage verändert.
Von Erdölterminals zu Raffinerien
Im Januar liess eine erste Angriffswelle aufhorchen. Ukrainische Drohnenangriffe beschädigten unter anderem Verladeanlagen in zwei grossen Exporthäfen an der Ostsee, Ust-Luga und Primorsk. Die russischen Ausfuhren wurden dadurch zwar nur für wenige Wochen beeinträchtigt. Doch die Attacke war der Beweis dafür, dass ukrainische Kampfdrohnen inzwischen eine Reichweite von fast 1000 Kilometern besitzen.
Nach einer Pause führt Kiew nun eine zweite Angriffswelle aus. Sie ist massiver und hat zugleich einen anderen Charakter. Diesmal stehen nicht mehr Erdölterminals im Visier, sondern Anlagen der Erdölverarbeitung. Damit zielen die Ukrainer weniger auf die russischen Exporterlöse als auf die Versorgung des Landes mit Benzin und Diesel. Auch Russlands Armee, die für ihre Operationen auf grosse Mengen Treibstoff angewiesen ist, soll die Knappheit zu spüren bekommen – so zumindest die Hoffnung.
Beeindruckend ist dabei nicht nur die Häufigkeit der Treffer, sondern auch die geografische Ausdehnung der Drohnenflüge. Belegt sind neben den erwähnten Angriffen auch Brände in Raffinerien im Süden Russlands, im Moskauer Umland und in Kstowo nahe der Wolga-Metropole Nischni Nowgorod. Wiederholt angegriffen, aber offenbar erfolglos, wurde ferner eine grosse Raffinerie bei St. Petersburg. Beide Grossstädte befinden sich rund 800 Kilometer vom ukrainisch kontrollierten Territorium entfernt.
Besonders bedeutsam ist der Schaden an der Raffinerie von Rjasan südöstlich von Moskau, einer der grössten des Landes. Insgesamt sollen die Angriffe von dieser Woche gut zehn Prozent der russischen Raffineriekapazitäten ausgeschaltet haben. Ob das zutrifft und wie lange die Ausfälle anhalten, bleibt abzuwarten. Grosse Anlagen zur Herstellung von Benzin und Diesel besitzen Russlands Erdölkonzerne auch östlich des Urals; sie befinden sich ausserhalb der Reichweite ukrainischer Drohnen.
Aber auch eine relativ kleine Verknappung kann erhebliche Preissteigerungen und damit Härten für die russische Wirtschaft bewirken. Der Preis von russischem Normalbenzin ist seit Anfang Jahr um die Hälfte gestiegen und liegt einen Viertel über dem Stand vor einem Jahr. Um den Preisanstieg im Inland zu bremsen, hat die Regierung schon vor drei Wochen ein Ausfuhrverbot für Benzin erlassen.
Ein «tobendes» Fluggerät
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat vergangene Woche in seinen Videoansprachen Bezug auf die Angriffswelle genommen und klargemacht, dass es darum gehe, die Finanzierung des russischen Krieges zu behindern. Wenig ist jedoch bekannt über die Bauart der eingesetzten Drohnen. Offenbar handelt es sich um verschiedene Typen. In Expertenkreisen wird vor allem über eine ukrainische Eigenentwicklung namens Ljuti diskutiert. Dieses Wort bedeutet «der Tobende» und ist zugleich der ukrainische Name des Monats Februar. Dieser Drohnentyp kam unter anderem beim Angriff in Rjasan zum Einsatz.
Wrackteile zeigen, dass die Ljuti-Drohnen grösser als alle bisherigen ukrainischen Eigenentwicklungen sind und entsprechend Platz für einen grösseren Sprengsatz bieten dürften. Mit ihrem doppelten Leitwerksträger und dem Heckpropeller ähnelt diese Drohne äusserlich den türkischen Bayraktar-Drohnen, aber sie hat andere Eigenschaften und wird als Kamikazegerät eingesetzt.
Unklar ist, weshalb die ukrainischen Drohnen praktisch täglich die russische Flugabwehr ausmanövrieren können, selbst bei strategisch wichtigen Anlagen. Eine plausible Erklärung liegt in der überwältigenden Zahl der Angriffe. Folgt man den russischen Angaben, so kamen allein in der vergangenen Woche gegen 200 Drohnen zum Einsatz.
Jede Nacht brennt eine weitere Erdölanlage – die Ukrainer zielen auf das Herz der russischen Kriegswirtschaft
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich die letzten Tage bis zu seiner manipulierten Wiederwahl zweifellos störungsfreier vorgestellt. Doch fast jeden Morgen kursieren neue Videos von Bränden in russischen Erdölanlagen. In der Nacht auf Sonntag traf es eine Raffinerie in der Nähe des Schwarzen Meeres, einen Tag vorher zwei Raffinerien in der Provinz Samara an der Wolga. Insgesamt haben die Ukrainer mit Drohnenangriffen seit dem vergangenen Dienstag sieben Anlagen in Brand geschossen.
Die ukrainische Angriffswelle verfolgt zweifellos strategischere Ziele, als nur Putins Wahltheater zu stören. Die Erdölindustrie ist mit Abstand die wichtigste Geldquelle für den russischen Staat und damit ein entscheidendes Mittel zur Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine. Daran haben auch die Sanktionen der EU und der USA nur wenig geändert, weil Russland für sein Rohöl – wenn auch mit einem Preisabschlag – neue Abnehmer wie Indien gefunden hat.
Angesichts der Löcher im westlichen Sanktionsregime drängt es sich für die Ukraine auf, die Sache selber in die Hand zu nehmen und die russische Erdölindustrie näher an der Quelle zu treffen. Lange Zeit war sie dafür militärisch nicht in der Lage. Bis Ende letzten Jahres gab es nur wenige Angriffe auf die gegnerische Energieinfrastruktur, zumeist in grenznahen Gebieten. Doch neue Drohnenentwicklungen haben die Ausgangslage verändert.
Von Erdölterminals zu Raffinerien
Im Januar liess eine erste Angriffswelle aufhorchen. Ukrainische Drohnenangriffe beschädigten unter anderem Verladeanlagen in zwei grossen Exporthäfen an der Ostsee, Ust-Luga und Primorsk. Die russischen Ausfuhren wurden dadurch zwar nur für wenige Wochen beeinträchtigt. Doch die Attacke war der Beweis dafür, dass ukrainische Kampfdrohnen inzwischen eine Reichweite von fast 1000 Kilometern besitzen.
Nach einer Pause führt Kiew nun eine zweite Angriffswelle aus. Sie ist massiver und hat zugleich einen anderen Charakter. Diesmal stehen nicht mehr Erdölterminals im Visier, sondern Anlagen der Erdölverarbeitung. Damit zielen die Ukrainer weniger auf die russischen Exporterlöse als auf die Versorgung des Landes mit Benzin und Diesel. Auch Russlands Armee, die für ihre Operationen auf grosse Mengen Treibstoff angewiesen ist, soll die Knappheit zu spüren bekommen – so zumindest die Hoffnung.
Beeindruckend ist dabei nicht nur die Häufigkeit der Treffer, sondern auch die geografische Ausdehnung der Drohnenflüge. Belegt sind neben den erwähnten Angriffen auch Brände in Raffinerien im Süden Russlands, im Moskauer Umland und in Kstowo nahe der Wolga-Metropole Nischni Nowgorod. Wiederholt angegriffen, aber offenbar erfolglos, wurde ferner eine grosse Raffinerie bei St. Petersburg. Beide Grossstädte befinden sich rund 800 Kilometer vom ukrainisch kontrollierten Territorium entfernt.
Besonders bedeutsam ist der Schaden an der Raffinerie von Rjasan südöstlich von Moskau, einer der grössten des Landes. Insgesamt sollen die Angriffe von dieser Woche gut zehn Prozent der russischen Raffineriekapazitäten ausgeschaltet haben. Ob das zutrifft und wie lange die Ausfälle anhalten, bleibt abzuwarten. Grosse Anlagen zur Herstellung von Benzin und Diesel besitzen Russlands Erdölkonzerne auch östlich des Urals; sie befinden sich ausserhalb der Reichweite ukrainischer Drohnen.
Aber auch eine relativ kleine Verknappung kann erhebliche Preissteigerungen und damit Härten für die russische Wirtschaft bewirken. Der Preis von russischem Normalbenzin ist seit Anfang Jahr um die Hälfte gestiegen und liegt einen Viertel über dem Stand vor einem Jahr. Um den Preisanstieg im Inland zu bremsen, hat die Regierung schon vor drei Wochen ein Ausfuhrverbot für Benzin erlassen.
Ein «tobendes» Fluggerät
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat vergangene Woche in seinen Videoansprachen Bezug auf die Angriffswelle genommen und klargemacht, dass es darum gehe, die Finanzierung des russischen Krieges zu behindern. Wenig ist jedoch bekannt über die Bauart der eingesetzten Drohnen. Offenbar handelt es sich um verschiedene Typen. In Expertenkreisen wird vor allem über eine ukrainische Eigenentwicklung namens Ljuti diskutiert. Dieses Wort bedeutet «der Tobende» und ist zugleich der ukrainische Name des Monats Februar. Dieser Drohnentyp kam unter anderem beim Angriff in Rjasan zum Einsatz.
Wrackteile zeigen, dass die Ljuti-Drohnen grösser als alle bisherigen ukrainischen Eigenentwicklungen sind und entsprechend Platz für einen grösseren Sprengsatz bieten dürften. Mit ihrem doppelten Leitwerksträger und dem Heckpropeller ähnelt diese Drohne äusserlich den türkischen Bayraktar-Drohnen, aber sie hat andere Eigenschaften und wird als Kamikazegerät eingesetzt.
Unklar ist, weshalb die ukrainischen Drohnen praktisch täglich die russische Flugabwehr ausmanövrieren können, selbst bei strategisch wichtigen Anlagen. Eine plausible Erklärung liegt in der überwältigenden Zahl der Angriffe. Folgt man den russischen Angaben, so kamen allein in der vergangenen Woche gegen 200 Drohnen zum Einsatz.
Zitat von Gast am 25. März 2024, 06:37 UhrDer Kampf der Logistiker
3000 Tonnen täglich? Großes Rätselraten über Russlands Feuerkraft
Kampfroboter könnten „Game Changer“ im Krieg gegen Putin werden – das hofft die Ukraine.© IMAGO/Stanislav KrasilnikovDer Krieg endet in zwei Jahren; eventuell. Analysten hoffen, dass sich Russlands Ressourcen bald erschöpft haben – an Granaten und an Lastwagen.
Moskau – Der Lastwagen wurde zum Motor des modernen Krieges. Ohne ihn hätten die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs nie stattgefunden – 224.221 Granaten haben allein britische Soldaten innerhalb von einer Stunde zu Beginn der Somme-Offensive am 1. Juli 1916 verfeuert. Und für die Einnahme der Festung Sewastopol im Zweiten Weltkrieg beispielsweise sollen zwischen Anfang Juni und Anfang Juli 1942 täglich mehr als eine Tonne Artilleriemunition verschossen worden sein; allein am ersten Tag der Operation fast vier Tonnen, schreibt der ehemalige deutsche Wehrtechniker Michael Hiske.
Auch der Ukraine-Krieg entscheidet sich wahrscheinlich in der Logistik – laut Newsweek könnten nicht nur der Ukraine, sondern auch der Invasionsarmee Wladimir Putins bald die Granaten ausgehen; und die Mittel, diese an die Front zu verlegen.
Allerdings wartet die Welt seit längerer Zeit genau darauf – vor einem Jahr hatte das estnische Verteidigungsministerium ein Papier veröffentlicht, aus dem das ZDF berichtet hatte: Russland verschieße zwischen 20.000 und 60.000 Artillerie-Granaten pro Tag – bei einem Gewicht von rund 50 Kilo pro Granate einer 155mm-Haubitze ergäbe das einen Verbrauch von bis zu 3000 Tonnen täglich; Raketen nicht mitgerechnet. Der moderne Krieg in der Ukraine steht also den Verheerungen des vorangegangenen Jahrhunderts offenbar in nichts nach. So bedauert die Neue Zürcher Zeitung: „Artillerie ist zudem die bevorzugte Waffe der Russen für ihren Vernichtungsfeldzug gegen dicht bewohnte Gebiete, der einem insbesondere in Mariupol in seinem ganzen Schrecken vor Augen geführt wird. Dieser scheint darauf abzuzielen, die für das Überleben der Bevölkerung notwendige Infrastruktur auszulöschen.“
Horrender Verbrauch: Russland rechnet mit vier Millionen Artilleriegranaten
Also drohen ähnliche Ergebnisse wie in den beiden großen Kriegen: die totale wirtschaftliche Erschöpfung wahrscheinlich beider Kriegsparteien. Das ist jedenfalls eine mögliche Schlussfolgerung aktueller Zahlen des britischen Royal United Service Institutes (RUSI) – demnach benötigt Russland 5,6 Millionen Artillerie-Granaten, um seinen bisherigen Angriffsschwung beizubehalten und ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges zu erzwingen: „Um sein Ziel zu erreichen, im Jahr 2025 erhebliche Gebietsgewinne zu erzielen, hat das russische Verteidigungsministerium einen industriellen Bedarf zur Herstellung oder Beschaffung von etwa vier Millionen 152-mm- und 1,6 Millionen 122-mm-Artilleriegeschossen im Jahr 2024 ermittelt“, schreiben die RUSI-Autoren Jack Watling und Nick Reynolds.
Sie sehen genau darin die weiche Flanke der russischen Expansions-Bemühungen. Demnach ginge das russische Verteidigungsministerium davon aus, die Produktion von rund einer Million 152-mm-Granaten aus dem vorangegangenen Jahr auf 1,3 Millionen Granaten im Laufe des Jahres 2024 zu steigern und im gleichen Zeitraum 800.000 Granaten im Kaliber 122 mm herzustellen. Watling: „Darüber hinaus glaubt das russische Verteidigungsministerium nicht, dass es die Produktion in den Folgejahren deutlich steigern kann, es sei denn, es werden neue Fabriken errichtet und in die Rohstoffgewinnung mit einer Vorlaufzeit von mehr als fünf Jahren investiert.“
Kleine Chance: Wenn Russlands Trommelfeuer nachlässt, hat die Ukraine neue Optionen
Dennoch dürfte dieses Jahr für die Ukraine ein schwieriges Jahr werden. Newsweek erwartet, dass die russischen Offensiven fortgesetzt werden; in erster Linie um die Eroberung der gesamten östlichen Donbass-Region abzuschließen, also inklusive der Verwaltungsbezirke Luhansk und Donezk – „ungeachtet der hohen Kosten an Menschenleben und Ausrüstung“, wie Newsweek schreibt. Ein von von der Nachrichtenagentur Reuters im Dezember vergangenen Jahres zitierter freigegebener US-Geheimdienstbericht schätzte die Zahl der seit Februar 2022 getöteten und verletzten russischen Soldaten auf 315.000, was laut dieser Einschätzung etwa 90 Prozent der Mannschaftsstärke vor der Invasion ausmachen würde. Kiew behauptet, etwa 435.000 russische Soldaten ausgeschaltet zu haben.
Einerseits vermelden Putin und sein Propaganda-Apparat eine Rekordzahl nach der anderen, andererseits verlieren diese bei genauerer Betrachtung deutlich an Glanz.“
David Linnemann in DefenceNetwork
Die Artillerie sei die Göttin des Krieges, hatte Josef Stalin zwei Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs gesagt, Russland handelt auch im Ukraine-Krieg danach. Die britischen Militäranalysten rechnen damit, dass die russische Führung auch weiterhin beabsichtige, rund 16.000 Granaten pro Tag abzufeuern, wobei in dieser Summe noch keine Raketenartillerie inkludiert ist. Trotz der gescheiterten russischen Gegenoffensive glauben Analysten daran, dass auch allein der unaufhörliche Beschuss aus russischen Rohren die Bemühungen der Verteidiger niederhält. Je stärker das Trommelfeuer nachlässt, desto größere Flexibilität eröffnet sich der Ukraine für ihre militärischen Operationen.
Falscher Freund: Russische Artilleristen beschweren sich über Plunder aus Nordkorea
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist inzwischen der dienstbarste Verbündete von Diktator Wladimir Putin und dessen unerschöpflicher Quell von Munition. Die Tagesschau beruft sich aktuell auf Informationen des südkoreanischen Geheimdiensts NIS, wonach Nordkorea Russland inzwischen mehr als eine Million Artilleriegeschosse übergeben habe und im Gegenzug Unterstützung für die Entwicklung eines Spionagesatelliten erhalten hätte. Das britische Forschungsinstitut RUSI dokumentierte anhand von Satellitenbildern den Weg von 300 Containern aus dem nordkoreanischen Hafen Rajin nach Dunaj in Russland – und per Eisenbahn bis in die Nähe der ukrainischen Grenze.
Allerdings soll die aus Nordkorea gelieferte Ware das Pulver nicht wert sein, wie beispielsweise DefenseExpress berichtet hatte: Die russischen Artilleristen beschweren sich beispielsweise über die „systematische Streuung in der Reichweite“ ihrer Granaten. Das heißt: Die Geschosse irrlichtern durch die Luft, was dazu führt, dass mehr Munition für die Erfüllung einer typischen artilleristischen Aufgabe aufgewendet werden muss und das Einschießen so lange dauert, bis die Stellung von den Gegnern ausgemacht und bekämpft wird.
Jedenfalls sehen die Autoren Watling und Reynolds, dass Russland, um die Streitkräfte angemessen auszustatten, kurzfristig seine Bestände von geschätzten drei Millionen Schuss gelagerter Munition weiter abbauen müsse, „obwohl ein Großteil davon in schlechtem Zustand ist“, wie die Wissenschaftler behaupten. Um diese Engpässe weiter auszugleichen, habe Russland Liefer- und Produktionsverträge neben Nordkorea mit Weißrussland, dem Iran und Syrien unterzeichnet. Obwohl die Zufuhr von etwa zwei Millionen 122-mm-Patronen aus Nordkorea Russland im Jahr 2024 helfen wird, wird sie einen erheblichen Mangel an verfügbarer 152-mm-Munition im Jahr 2025 nicht ausgleichen können. Inklusive der Munition für Mehrfachraketenwerfer wird vermutet, dass Russland pro Jahr insgesamt drei Millionen Schuss Artilleriemunition an die Front werfen könne.
Geduld gefragt: Der Westen hofft, dass Putin demnächst die Puste ausgeht
DefenceNetwork sieht die Zahlen kritischer: Soll und Ist stimmten keineswegs überein: „Einerseits vermelden Putin und sein Propaganda-Apparat eine Rekordzahl nach der anderen, andererseits verlieren diese bei genauerer Betrachtung deutlich an Glanz“, schreibt David Linnemann. Forbes beziffert die Steigerung des russischen Militärhaushalts auf mittlerweile 6,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit steigt der Militäretat in diesem Jahr um rund 70 Prozent gegenüber 2023 und beträgt ungefähr 108 Milliarden Euro. Die Etats der Nato-Staaten kommen insgesamt auf mehr als 1.200 Milliarden Euro; der Etat der Ukraine auf ungefähr 40 Milliarden Euro – fast die Hälfte des ukrainischen Haushalts.
Linnemann rechnet damit, dass alle Seiten auf Zeit spielen, bis Russlands Rüstungsindustrie die Puste ausgeht. Analysten gehen davon aus, dass das Land spätestens von 2026 an mit der Produktion von Munition an seine Grenzen kommt. Mit Blick auf die nackten Zahlen seien die Verbündeten der Ukraine besonders in Bezug auf ihre finanziellen Mittel Russland weit überlegen – nur: Die Produktion laufe hierzulande deutlich schleppender an und – wenn einzelne Positivbeispiele wie Dänemark und Deutschland außen vor bleiben – bunkern viele Staaten in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage eher, als der Ukraine zur Verfügung zu stellen, was sie verfügbar hätten, klagt Linnemann in DefenceNetwork. „Was bringt es, von gestiegener Munitions-Produktion in Russland zu sprechen, wenn absolute Zahlen unter Verschluss bleiben und selbst das Bekannte nicht das Benötigte deckt?“
Das alte Kanonenrohr erlebt in der Ukraine jedenfalls eine unerwartete neue Blüte – die Artillerie spielt plötzlich wieder die Schlüsselrolle auf den mehrere Hundert Kilometer langen Frontabschnitten. Damit hat auch der schlichte Lastwagen ein neues Gewicht bekommen, wie die Neue Zürcher Zeitung bereits nach einem Jahr Krieg herausgehoben hatte. „2019 stellte ein schwedischer Bericht fest: Der russischen Armee mangle es zwar nicht an Feuerkraft für eine grosse militärische Expedition, aber an Transportkapazität. Kurz vor der Invasion rechnete der US-Militärexperte Alex Vershinin aus, dass sie sich nur eine Tagesfahrt von ihren Depots entfernen kann, bevor die Versorgung zusammenbricht. Der simple Grund: zu wenig Lastkraftwagen.
Laienhafte Logistik: Der Invasionsarmee fehlt die Transportkapazität für effizienten Nachschub
Laut RUSI funktioniere die Russen-Logistik so: Zivile, auf gute Straßen angewiesene Laster brachten den Nachschub von den Bahnhöfen bis zur rückwärtigen Front. Erst da übernahmen Militärlaster. Doch selbst so, berechneten schwedische Militärlogistiker, brauchten die Russen die Hälfte ihrer Fahrzeuge nur für den Munitionstransport von den Bahnhofsdepots zur Front. Laut der Süddeutschen Zeitung hat sich die Zahl der Zulassungen von LKW in Russland zwischen 2019 und Ende 2023 von 6.000 auf 14.000 erhöht. Den Bedarf deckt offensichtlich China.
Deshalb macht die Ukraine weiterhin Jagd auf Transportfahrzeuge. Der US-General Omar Bradley soll im Zweiten Weltkrieg gesagt haben: „Amateure reden über Strategie, Profis über Logistik.“
Der Kampf der Logistiker
3000 Tonnen täglich? Großes Rätselraten über Russlands Feuerkraft
Der Krieg endet in zwei Jahren; eventuell. Analysten hoffen, dass sich Russlands Ressourcen bald erschöpft haben – an Granaten und an Lastwagen.
Moskau – Der Lastwagen wurde zum Motor des modernen Krieges. Ohne ihn hätten die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs nie stattgefunden – 224.221 Granaten haben allein britische Soldaten innerhalb von einer Stunde zu Beginn der Somme-Offensive am 1. Juli 1916 verfeuert. Und für die Einnahme der Festung Sewastopol im Zweiten Weltkrieg beispielsweise sollen zwischen Anfang Juni und Anfang Juli 1942 täglich mehr als eine Tonne Artilleriemunition verschossen worden sein; allein am ersten Tag der Operation fast vier Tonnen, schreibt der ehemalige deutsche Wehrtechniker Michael Hiske.
Auch der Ukraine-Krieg entscheidet sich wahrscheinlich in der Logistik – laut Newsweek könnten nicht nur der Ukraine, sondern auch der Invasionsarmee Wladimir Putins bald die Granaten ausgehen; und die Mittel, diese an die Front zu verlegen.
Allerdings wartet die Welt seit längerer Zeit genau darauf – vor einem Jahr hatte das estnische Verteidigungsministerium ein Papier veröffentlicht, aus dem das ZDF berichtet hatte: Russland verschieße zwischen 20.000 und 60.000 Artillerie-Granaten pro Tag – bei einem Gewicht von rund 50 Kilo pro Granate einer 155mm-Haubitze ergäbe das einen Verbrauch von bis zu 3000 Tonnen täglich; Raketen nicht mitgerechnet. Der moderne Krieg in der Ukraine steht also den Verheerungen des vorangegangenen Jahrhunderts offenbar in nichts nach. So bedauert die Neue Zürcher Zeitung: „Artillerie ist zudem die bevorzugte Waffe der Russen für ihren Vernichtungsfeldzug gegen dicht bewohnte Gebiete, der einem insbesondere in Mariupol in seinem ganzen Schrecken vor Augen geführt wird. Dieser scheint darauf abzuzielen, die für das Überleben der Bevölkerung notwendige Infrastruktur auszulöschen.“
Horrender Verbrauch: Russland rechnet mit vier Millionen Artilleriegranaten
Also drohen ähnliche Ergebnisse wie in den beiden großen Kriegen: die totale wirtschaftliche Erschöpfung wahrscheinlich beider Kriegsparteien. Das ist jedenfalls eine mögliche Schlussfolgerung aktueller Zahlen des britischen Royal United Service Institutes (RUSI) – demnach benötigt Russland 5,6 Millionen Artillerie-Granaten, um seinen bisherigen Angriffsschwung beizubehalten und ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges zu erzwingen: „Um sein Ziel zu erreichen, im Jahr 2025 erhebliche Gebietsgewinne zu erzielen, hat das russische Verteidigungsministerium einen industriellen Bedarf zur Herstellung oder Beschaffung von etwa vier Millionen 152-mm- und 1,6 Millionen 122-mm-Artilleriegeschossen im Jahr 2024 ermittelt“, schreiben die RUSI-Autoren Jack Watling und Nick Reynolds.
Sie sehen genau darin die weiche Flanke der russischen Expansions-Bemühungen. Demnach ginge das russische Verteidigungsministerium davon aus, die Produktion von rund einer Million 152-mm-Granaten aus dem vorangegangenen Jahr auf 1,3 Millionen Granaten im Laufe des Jahres 2024 zu steigern und im gleichen Zeitraum 800.000 Granaten im Kaliber 122 mm herzustellen. Watling: „Darüber hinaus glaubt das russische Verteidigungsministerium nicht, dass es die Produktion in den Folgejahren deutlich steigern kann, es sei denn, es werden neue Fabriken errichtet und in die Rohstoffgewinnung mit einer Vorlaufzeit von mehr als fünf Jahren investiert.“
Kleine Chance: Wenn Russlands Trommelfeuer nachlässt, hat die Ukraine neue Optionen
Dennoch dürfte dieses Jahr für die Ukraine ein schwieriges Jahr werden. Newsweek erwartet, dass die russischen Offensiven fortgesetzt werden; in erster Linie um die Eroberung der gesamten östlichen Donbass-Region abzuschließen, also inklusive der Verwaltungsbezirke Luhansk und Donezk – „ungeachtet der hohen Kosten an Menschenleben und Ausrüstung“, wie Newsweek schreibt. Ein von von der Nachrichtenagentur Reuters im Dezember vergangenen Jahres zitierter freigegebener US-Geheimdienstbericht schätzte die Zahl der seit Februar 2022 getöteten und verletzten russischen Soldaten auf 315.000, was laut dieser Einschätzung etwa 90 Prozent der Mannschaftsstärke vor der Invasion ausmachen würde. Kiew behauptet, etwa 435.000 russische Soldaten ausgeschaltet zu haben.
Einerseits vermelden Putin und sein Propaganda-Apparat eine Rekordzahl nach der anderen, andererseits verlieren diese bei genauerer Betrachtung deutlich an Glanz.“
David Linnemann in DefenceNetwork
Die Artillerie sei die Göttin des Krieges, hatte Josef Stalin zwei Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs gesagt, Russland handelt auch im Ukraine-Krieg danach. Die britischen Militäranalysten rechnen damit, dass die russische Führung auch weiterhin beabsichtige, rund 16.000 Granaten pro Tag abzufeuern, wobei in dieser Summe noch keine Raketenartillerie inkludiert ist. Trotz der gescheiterten russischen Gegenoffensive glauben Analysten daran, dass auch allein der unaufhörliche Beschuss aus russischen Rohren die Bemühungen der Verteidiger niederhält. Je stärker das Trommelfeuer nachlässt, desto größere Flexibilität eröffnet sich der Ukraine für ihre militärischen Operationen.
Falscher Freund: Russische Artilleristen beschweren sich über Plunder aus Nordkorea
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist inzwischen der dienstbarste Verbündete von Diktator Wladimir Putin und dessen unerschöpflicher Quell von Munition. Die Tagesschau beruft sich aktuell auf Informationen des südkoreanischen Geheimdiensts NIS, wonach Nordkorea Russland inzwischen mehr als eine Million Artilleriegeschosse übergeben habe und im Gegenzug Unterstützung für die Entwicklung eines Spionagesatelliten erhalten hätte. Das britische Forschungsinstitut RUSI dokumentierte anhand von Satellitenbildern den Weg von 300 Containern aus dem nordkoreanischen Hafen Rajin nach Dunaj in Russland – und per Eisenbahn bis in die Nähe der ukrainischen Grenze.
Allerdings soll die aus Nordkorea gelieferte Ware das Pulver nicht wert sein, wie beispielsweise DefenseExpress berichtet hatte: Die russischen Artilleristen beschweren sich beispielsweise über die „systematische Streuung in der Reichweite“ ihrer Granaten. Das heißt: Die Geschosse irrlichtern durch die Luft, was dazu führt, dass mehr Munition für die Erfüllung einer typischen artilleristischen Aufgabe aufgewendet werden muss und das Einschießen so lange dauert, bis die Stellung von den Gegnern ausgemacht und bekämpft wird.
Jedenfalls sehen die Autoren Watling und Reynolds, dass Russland, um die Streitkräfte angemessen auszustatten, kurzfristig seine Bestände von geschätzten drei Millionen Schuss gelagerter Munition weiter abbauen müsse, „obwohl ein Großteil davon in schlechtem Zustand ist“, wie die Wissenschaftler behaupten. Um diese Engpässe weiter auszugleichen, habe Russland Liefer- und Produktionsverträge neben Nordkorea mit Weißrussland, dem Iran und Syrien unterzeichnet. Obwohl die Zufuhr von etwa zwei Millionen 122-mm-Patronen aus Nordkorea Russland im Jahr 2024 helfen wird, wird sie einen erheblichen Mangel an verfügbarer 152-mm-Munition im Jahr 2025 nicht ausgleichen können. Inklusive der Munition für Mehrfachraketenwerfer wird vermutet, dass Russland pro Jahr insgesamt drei Millionen Schuss Artilleriemunition an die Front werfen könne.
Geduld gefragt: Der Westen hofft, dass Putin demnächst die Puste ausgeht
DefenceNetwork sieht die Zahlen kritischer: Soll und Ist stimmten keineswegs überein: „Einerseits vermelden Putin und sein Propaganda-Apparat eine Rekordzahl nach der anderen, andererseits verlieren diese bei genauerer Betrachtung deutlich an Glanz“, schreibt David Linnemann. Forbes beziffert die Steigerung des russischen Militärhaushalts auf mittlerweile 6,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit steigt der Militäretat in diesem Jahr um rund 70 Prozent gegenüber 2023 und beträgt ungefähr 108 Milliarden Euro. Die Etats der Nato-Staaten kommen insgesamt auf mehr als 1.200 Milliarden Euro; der Etat der Ukraine auf ungefähr 40 Milliarden Euro – fast die Hälfte des ukrainischen Haushalts.
Linnemann rechnet damit, dass alle Seiten auf Zeit spielen, bis Russlands Rüstungsindustrie die Puste ausgeht. Analysten gehen davon aus, dass das Land spätestens von 2026 an mit der Produktion von Munition an seine Grenzen kommt. Mit Blick auf die nackten Zahlen seien die Verbündeten der Ukraine besonders in Bezug auf ihre finanziellen Mittel Russland weit überlegen – nur: Die Produktion laufe hierzulande deutlich schleppender an und – wenn einzelne Positivbeispiele wie Dänemark und Deutschland außen vor bleiben – bunkern viele Staaten in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage eher, als der Ukraine zur Verfügung zu stellen, was sie verfügbar hätten, klagt Linnemann in DefenceNetwork. „Was bringt es, von gestiegener Munitions-Produktion in Russland zu sprechen, wenn absolute Zahlen unter Verschluss bleiben und selbst das Bekannte nicht das Benötigte deckt?“
Das alte Kanonenrohr erlebt in der Ukraine jedenfalls eine unerwartete neue Blüte – die Artillerie spielt plötzlich wieder die Schlüsselrolle auf den mehrere Hundert Kilometer langen Frontabschnitten. Damit hat auch der schlichte Lastwagen ein neues Gewicht bekommen, wie die Neue Zürcher Zeitung bereits nach einem Jahr Krieg herausgehoben hatte. „2019 stellte ein schwedischer Bericht fest: Der russischen Armee mangle es zwar nicht an Feuerkraft für eine grosse militärische Expedition, aber an Transportkapazität. Kurz vor der Invasion rechnete der US-Militärexperte Alex Vershinin aus, dass sie sich nur eine Tagesfahrt von ihren Depots entfernen kann, bevor die Versorgung zusammenbricht. Der simple Grund: zu wenig Lastkraftwagen.
Laienhafte Logistik: Der Invasionsarmee fehlt die Transportkapazität für effizienten Nachschub
Laut RUSI funktioniere die Russen-Logistik so: Zivile, auf gute Straßen angewiesene Laster brachten den Nachschub von den Bahnhöfen bis zur rückwärtigen Front. Erst da übernahmen Militärlaster. Doch selbst so, berechneten schwedische Militärlogistiker, brauchten die Russen die Hälfte ihrer Fahrzeuge nur für den Munitionstransport von den Bahnhofsdepots zur Front. Laut der Süddeutschen Zeitung hat sich die Zahl der Zulassungen von LKW in Russland zwischen 2019 und Ende 2023 von 6.000 auf 14.000 erhöht. Den Bedarf deckt offensichtlich China.
Deshalb macht die Ukraine weiterhin Jagd auf Transportfahrzeuge. Der US-General Omar Bradley soll im Zweiten Weltkrieg gesagt haben: „Amateure reden über Strategie, Profis über Logistik.“