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US-Banken stehen vor unterschätzten Risiken

An der Wall Street macht sich die Hoffnung auf eine Belebung des M&A-Geschäfts breit.

An der Wall Street macht sich die Hoffnung auf eine Belebung des M&A-Geschäfts breit.© Bereitgestellt von Börsen-Zeitung

US-Banken stehen vor unterschätzten Risiken

US-Banken

Unterschätzte Risiken

Optimistische Äußerungen führender US-Banker drohen die Marktteilnehmer von anhaltend hohen Risiken abzulenken.

In den Kapitalmarkt-Abteilungen der US-Banken herrscht nach Monaten des Leidens plötzlich wieder aufgehellte Stimmung. Doch kommt der Optimismus für das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen nicht nur verfrüht – die zuversichtlichen Äußerungen führender Vertreter der Finanzbranche drohen auch die Marktteilnehmer von den hohen Risiken im Sektor abzulenken. „Grüne Triebe“, so lautet dieser Tage eine der Lieblingsformulierungen an der Wall Street. Vorstandsmitglieder von J.P. Morgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley wollen solchen Neuwuchs in der Kapitalmarktaktivität sprießen sehen. James Gorman, CEO des letztgenannten Hauses, betonte bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal erneut, „konstruktivere Töne“ aus der Kundenbasis zu vernehmen. Morgan-Stanley-Finanzchefin Sharon Yeshaya beobachtet angeblich gar den Aufbau eines Transaktionsrückstaus.

Die vermeintlichen Erholungstendenzen drücken sich bisher aber nur teilweise in den Ergebnissen aus. Bank of America steigerte die Gebühreneinnahmen aus dem Investment Banking zwischen April und Juni zwar um 7% auf 1,21 Mrd. Dollar, bei Morgan Stanley entwickelt sich der Wert hingegen flach. Bei J.P. Morgan bietet der Rückschlag um 6% in der Coporate- und Investmentbank sowie um 5% auf Konzernebene indes wenig Grund zum Jubeln. Und Goldman Sachs musste am Mittwoch einen Einbruch der Gebühreneinnahmen um ein Fünftel vermelden.

Wenngleich die US-Restaurantkette Cava und Kenvue, die Consumer-Health-Tochter des Pharmariesen Johnson & Johnson, zuletzt starke Börsendebüts hingelegt haben: Zwei Schwalben machen noch keinen Sommer. Die Zeichen stehen so, dass die Federal Reserve 2023 noch zu mindestens zwei Zinserhöhungen greift, die erste dürfte schon in der kommenden Woche fällig werden. Damit steht eine Verschärfung der Liquiditätsknappheit an den Finanzmärkten an, die länger Bestand haben dürfte als von chronisch optimistischen Analysten in den vergangenen Monaten vorhergesagt. In Kombination mit der konjunkturellen Unsicherheit ergibt dies auch weiterhin kein besonders freundliches Umfeld für fremdfinanzierte Übernahmen und Börsengänge.

Die Manager der Finanzinstitute verweisen unterdessen auf die positiven Effekte der restriktiven Geldpolitik. Zwar beschert diese den Banken höhere Netto-Zinserträge, bei J.P. Morgan erreichten sie im zweiten Quartal mit 21,78 Mrd. Dollar gar einen Rekordwert. Anhand der Zahlen des Branchenführers wird aber auch ersichtlich, dass ein gewichtiger Vorteil zu bröckeln beginnt: Bisher konnten US-Banken infolge des kontraktiven Fed-Kurses hohe Raten für Kredite verlangen, mussten die auf Einlagen gezahlten Sätze aber nicht in gleichem Ausmaß anheben.

Doch bei J.P. Morgan fiel die Netto-Zinsmarge im abgelaufenen Quartal mit 2,62% bereits einen Basispunkt niedriger aus als im ersten Jahresviertel, nachdem sie zuvor in sechs aufeinanderfolgenden Quartalen zugelegt hatte – zuletzt noch sehr kräftig. Dies liegt nicht nur an einem verschärften Wettbewerb um Einlagen. Banken können sich infolge der steilen US-Zinskurveninversion zudem nicht mehr zu günstigen Konditionen Geld bei der Fed leihen und zugleich zu weitaus höheren Raten Kredite vergeben oder langlaufende Treasuries erwerben.

Es sind vielmehr die Nachteile der restriktiven Geldpolitik, die bei Anlegern im Fokus stehen sollten. Kombiniert haben die sechs größten US-Banken zwischen April und Juni mehr als 3,6 Mrd. Dollar für faule Kredite beiseitegelegt. Daran tun sie nur gut, stellt die Aussicht auf neue Zinserhöhungen die Zahlungsfähigkeit vieler Schuldner doch erheblich infrage. Das Ende der Fahnenstange dürfte bei den Rückstellungen aber noch nicht erreicht sein. Denn nachdem viele Junk-Bond-Emittenten die lockere Geldpolitik der Vorjahre nutzten, um sich günstige Kredite zu sichern, rollt ab dem kommenden Jahr eine Refinanzierungswelle auf den Markt zu. Die Einstufungen der Ratingagenturen dürften die damit einhergehenden Risiken noch nicht ausreichend reflektieren. Kommt es erstmal in größerem Stil zu Anpassungen, dürfte sich die Furcht vor steigenden Defaults noch verstärkt in den Bankbilanzen niederschlagen. Mit einem weiteren Ausbau der Rückstellungen für faule Kredite sollten dann neuerliche Belastungen für die Gewinne einhergehen.

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Inflation bleibt hartnäckig – größtes Blutbad am Finanzmarkt seit 1929 erwartet

Inflation bleibt hartnäckig – größtes Blutbad am Finanzmarkt seit 1929 erwartet

Inflation bleibt hartnäckig – größtes Blutbad am Finanzmarkt seit 1929 erwartet© Bereitgestellt von de.investing.com

Update: 28. September 14:31 Uhr

Investing.com – Die Veröffentlichung der vorläufigen Inflationsdaten Deutschlands sorgte für Ernüchterung. Gegenüber dem Vorjahr legten die Preise mit 4,5 Prozent zwar weniger zu als einen Monat zuvor, aber die Preissteigerungen bleiben weiterhin so hoch wie seit 30 Jahren nicht. Zudem kann keine Entwarnung gegeben werden, weil die Energiepreise in Anbetracht des bevorstehenden Winters wieder anziehen dürften. Destatis schrieb dazu:

"Im September 2023 stiegen die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat mit +7,5 % weiterhin überdurchschnittlich. Dagegen lag der Anstieg der Energiepreise mit +1,0 % deutlich unterhalb der Vorjahresveränderungsrate des Gesamtindex. Grund dafür ist unter anderem ein Basiseffekt gegenüber September 2022, welcher durch die Maßnahmen des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung (Auslaufen des Tankrabatts) beeinflusst wurde."

Somit bleibt offen, ob das obere Ende des EZB-Leitzinses bereits erreicht ist. EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann geht davon nicht aus, denn wenn die Inflation hoch bleibt, dann müsse bei den Zinsen nachjustiert werden.

In Anbetracht der schlechten Kapitalausstattung des Eurosystems fordert der Chef der Österreichischen Zentralbank auch, dass die Geschäftsbanken bei der EZB mehr Geld hinterlegen müssen, welches nicht verzinst wird. Davon wollen die Banken natürlich nichts hören, denn dieses Geld würde ihnen dann fehlen.

Holzmann argumentiert jedoch, dass die Banken übermäßig von der lockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre profitiert hätten. Und wenn der nächste große Schock kommt, dann benötigt die Zentralbank einen ausreichenden Kapitalpuffer. Außerdem würde diese Maßnahme auch dazu beitragen, die Inflation zu senken.

Original:

Die am 27. September veröffentlichten GfK-Daten zum Konsumklima zeigen, dass die Menschen, wann immer es ihnen möglich ist, sparen. Der von der Inflation und der Angst vor der Zukunft angeheizte Sparzwang war seit 2011 nicht mehr so groß, als Europa in die Schuldenkrise schlitterte.

Infolge dieser Krise sagte der damalige EZB-Präsident Mario Draghi, dass der Euro mit allen Mitteln verteidigt wird. Er flutete die Märkte mit frisch gedrucktem Geld und senkte die Zinsen bis in den negativen Bereich. Eine absolut beispiellose Aktion, von der die Finanzmärkte im positiven Sinne überproportional profitierten, denn sie absorbierten die überschüssige Liquidität, was sich in steigenden Kursen über alle Anlageklassen hinweg bemerkbar machte.

Die damit ausgelöste Inflation bedroht nun jedoch Europa. Die Baubranche beklagt die hohen Zinsen und vermeldet jeden Tag neue Konkurse. Eine Rettung scheint denkbar einfach, die Zinsen müssen nur wieder auf das Rekordtief gesenkt werden. Doch das ist leichter gesagt als getan, wie der Rabobank-Analyst Michael Every erklärte.

Die Welt um uns herum hat sich maßgeblich verändert. Die Globalisierung ist gescheitert und die Fragmentierung der Märkte wird weder eine sinkende Inflation noch niedrige Zinssätze zulassen.

Europa will nicht von chinesischen Elektrofahrzeugen überschwemmt werden. China reglementiert den Export von Seltenen Erden, die USA verbieten den Export der modernsten Chiptechnologie, Indien verhängt ein Ausfuhrverbot für Reis und Russland stoppt den Export von Diesel.

Alles, was über Jahrzehnte für steigenden Wohlstand und Allzeithochs an den Aktienmärkten sorgte, zerbricht vor unseren Augen.

Every fragt sich, wie es sein kann, dass die Finanzmärkte unter solch offensichtlichen Änderungen noch immer davon ausgehen, dass die Zinsen erneut auf den niedrigsten Stand seit 5000 Jahren fallen. Denn genau das war zwischen 2008 und 2020 der Fall. Selbst während aller Kriege in dieser Zeit und während des Untergangs des römischen Reichs waren die langfristigen Zinsen nicht so niedrig.

Und sie werden es auch nicht wieder sein. Die Inflation und die Zinsen können nicht sinken, denn dazu bedürfte es einer viel größeren Krise als 2008 oder 1929. Every schreibt:

"Das heißt nicht, dass die Zinsen nicht sinken können: Sie könnten es. Aber was für eine Odyssee liegt dann vor uns! Das erfordert einen Einbruch der Inflation, ungeachtet des strukturellen Preisdrucks durch Geopolitik und Energie; das würde einen Rückgang der Nachfrage durch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bedeuten – in einem Wahljahr in den USA, im Vereinigten Königreich und in Kanada; und Regierungen, die sich weigern, Geld auszugeben, um die Inflation zu bekämpfen (oder um die Verteidigung oder den ökologischen Wandel zu fördern) – all das in einem Wahljahr. Dies würde auch eine rasche Lösung der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und der EU und China voraussetzen, gerade jetzt, wo Europa in Bezug auf Elektroautos Le Trumpismus und Trump Merkantilismus entdeckt."

Die Lage ist aussichtslos, weil nichts von dem, was passieren müsste, eintritt. Die Inflation bleibt genauso hoch wie die Zinsen, während die Unternehmensgewinne und die übertriebenen Bewertungen an den Aktienmärkten dahinschmelzen.

Bestes Beispiel sind die drei großen US-Autohersteller, deren Arbeiter eine Lohnerhöhung um 40 Prozent fordern. Rückendeckung erhalten sie dabei von Präsident Biden selbst und seinem Herausforderer Donald Trump. Selbstverständlich wird sich das auf die Preise und die Nachfrage auswirken. Doch schon jetzt kann sich einen US-Neuwagen keiner mehr leisten, der weniger als 100.000 Dollar verdient, wie der ehemalige Ford-CEO Mark Fields sagte.

Die populistischen Regierungen übernehmen das Ruder und mit ihnen werden die bisherigen Handelsabkommen aufgekündigt. Every verweist darauf, dass die Wirtschaftsmodellierer mittlerweile empfehlen, chinesische Importe mit einem Zoll von 35 Prozent zu belegen. Das würde 7,3 Millionen Arbeitsplätze entstehen lassen und die Haushaltseinkommen um 17,6 Prozent erhöhen. Derartige Vorschläge, die vor 10 Jahren im Rahmen der fortschreitenden, lukrativen Globalisierung als Todsünde im Schredder gelandet wären, sind heute salonfähig.

Aber all das ist nicht neu, wie Every sagt:

"Interessanterweise hat RaboResearch einen Großteil dieses weltweiten Wandels schon vor Jahren vorhergesagt. Vielleicht waren wir zu früh dran – aber besser so als zu spät."

Der JPMorgan (NYSE:JPM) CEO Jamie Dimon rät den Investoren, äußerste Vorsicht walten zu lassen. In einem Interview mit der Times of India warnt er vor einer globalen Stagflation, welche die Zentralbanken letztlich dazu veranlassen würde, die Zinsen weiter anzuheben, und zwar auf ein Niveau, auf das kaum einer vorbereitet ist, wie Dimon sagt:

"Die Zinsen sind anfangs auf Null gesunken. Der Anstieg von Null auf 2 % war keine nennenswerte Erhöhung.

Der Sprung von Null auf 5 % hat einige Leute überrascht, aber niemand hätte 5 % ausgeschlossen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt auch auf 7 % vorbereitet ist.

Ich frage Geschäftsleute oft: 'Sind Sie auf 7 % vorbereitet?"

Während Dimon dann oft in ungläubige Gesichter schaut, hat Warren Buffett darauf eine plausible Antwort. Wenn die Geldflut ausbleibt, wird sich zeigen, wer die ganze Zeit nackig und ohne Rettungsring im Haifischbecken unterwegs war.

Das ist es, worauf sich Investoren vorbereiten müssen. Der Tag des Erwachens an den Märkten kommt und mit ihm ein Blutbad, bei dem sich Billionen Dollar in Windeseile unwiederbringlich in Luft auflösen.

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