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Virus Aktuell

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Bis zu 80 Prozent der EU-Bevölkerung hatten schon Covid

In der EU haben sich nach Schätzungen der Europäischen Kommission inzwischen bis zu 80 Prozent der Bevölkerung mit Covid-19 angesteckt. „Schätzungsweise 60 bis 80 Prozent der EU-Bevölkerung haben sich mittlerweile mit Covid infiziert“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Mittwoch. Nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde betreffen die gemeldeten Fälle bisher etwa 30 Prozent der europäischen Bevölkerung. Rechnet man die nicht gemeldeten Infektionen hinzu, dann könnten es bis zu 350 Millionen Menschen sein, was etwa 77 Prozent entspricht.
Da die Zahl der Infektionen und Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 zuletzt zurückgegangen sei, gehe die EU nun dazu über, nicht mehr massenhaft zu testen und Fälle zu melden, sagte Kyriakides. Es sei jedoch mit einem erneuten Auftreten von Fällen zu rechnen, da eine weitere Mutation des Virus wahrscheinlich sei. Die Kommission forderte daher die Länder der Staatengemeinschaft auf, sich darauf vorzubereiten, um wieder in den Notfallmodus wechseln zu können, und die Impfkampagnen zu verstärken.

In einem Dokument, in dem die Strategie für die Zeit nach der Notfallphase der Pandemie skizziert wird, mahnt Brüssel, die Impfung von Ungeimpften, insbesondere von Kindern, vor Beginn des neuen Schuljahres weiter voranzutreiben.

Dem Dokument zufolge liegt die Impfquote bei Kindern zwischen fünf und neun Jahren – der jüngsten Altersklasse, für die Covid-Impfstoffe zugelassen sind – in Europa bei unter 15 Prozent. Bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren sind es dagegen über 70 Prozent.

Die EU will auch die Entwicklung neuer Medikamente gegen Covid-19 unterstützen, vor allem die von antiviralen Mitteln, die einfacher zu lagern und zu verabreichen sind. Bereits zugelassen sind die Corona-Pillen von Pfizer und Merck & Co. Sie setzen sich aber wegen hoher Preise und der komplizierten nationalen Verfahren für die Verschreibung bisher nur langsam durch.

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"Wir hätten diese Tragödie verhindern können": ZDF-Doku macht China und WHO schwere Vorwürfe

Verzweifelte Forscher, träge Politiker und ein chinesischer Machtapparat, der systematisch vertuschte: Ein neuer ZDF-Dokumentarfilm blickt auf den Ausbruch der Corona-Pandemie zurück - und legt Versäumnisse im weltweiten Umgang mit Corona schonungslos offen.

"Wenn wir warten, bis die Pandemie da ist, wird es zu spät sein": Dieser markante Satz stammt von George W. Bush, aus einer Zeit, in der SARS-Cov-2 lediglich eine beliebige Buchstaben-Zahlen-Kombination war. Doch der einstige US-Präsident warnte schon im November 2005, es können eine Pandemie eintreten, die "wiederholt Wellen der Zerstörung" verursachen könne. Außerdem wies er darauf hin: "Masken, Schutzausrüstung, Personal werden knapp werden." Die eindringlichen Worte markieren den Anfang des 90-minütigen Dokumentarfilms "Der Ausbruch - War die Pandemie vermeidbar?", der am Dienstagabend im ZDF zu sehen war.

Das Publikum erlebte im Film von Michael Wech noch einmal den Ausbruch der Krankheit mit, die uns seit mehr als zwei Jahren beschäftigt. Spannend aufbereitet, erinnerte das filmische Lehrstück in einem True-Crime-ähnlichen Erzählstil an politische Versäumnisse und enttarnte eindrucksvoll die Verschleierungstaktiken der chinesischen Regierung nach den ersten Corona-Fällen. Chronologisch und äußerst penibel arbeitet sich der Film an den ersten zehn Wochen des globalen Virus-Ausbruchs ab - beginnend am 31. Dezember 2019 im Londoner Hauptquartier von Wellcome Trust.

Damals erreichte Jeremy Farrar, den Direktor der gemeinnützigen Stiftung, von einem befreundeten Kollegen aus China die Kunde über den Ausbruch einer Lungenkrankheit in Wuhan. Doch der Informationsgehalt über die "Lungenkrankheit unbekannter Ursache" war dürftig, war die Gesundheitskommission von Wuhan doch um Stillschweigen bemüht, wie offizielle Dokumente in der Doku beweisen. Ärzte oder Krankenschwestern, die die Welt warnen wollten, wurden von chinesischen Behörden gemaßregelt und unter Androhung von Strafe ruhiggestellt, wie Investigativjournalist Dake Kang im Film berichtet: "Es wurde sogar eine Nachrichtensendung über diese Ärzte ausgestrahlt, in der sie als Gerüchtemacher bezeichnet wurden."

Versäumnisse der westlichen Welt: "Die Gefahr wurde heruntergespielt"

Trotz Verpflichtung gegenüber der WHO meldeten chinesische Behörden die Fälle der Weltgesundheitsorganisation nicht. Und das, obwohl "Schnelligkeit essenziell" im Kampf gegen eine drohende Pandemie sei, wie Farrar im ZDF-Film erklärt. Von der Hilflosigkeit der WHO zeugen Audio-Aufnahmen einer Sitzung, die in Ausschnitten in der Doku zu hören sind. Laut Journalist Kang seien die Mitarbeiter frustriert gewesen, was Lawrence Gostin, Professor für Gesundheitsrecht, bilanzieren lässt: "Die WHO ist eigentlich eine ziemlich machtlose Organisation." Gostin ist sich sicher: "Wir hätten diese Tragödie, die Millionen Leben gekostet hat, verhindern können. Aber wir haben diese Chance vertan, wegen Chinas Verhalten und der Impotenz der WHO, etwas dagegen zu unternehmen."

Neben dem faszinierenden Abbild des chinesischen Macht- und Medienapparats, belegt durch unzählige interne Dokumente, offenbarte "Der Ausbruch - War die Pandemie vermeidbar?" auch die verhängnisvolle Diskrepanz zwischen schnell handelnden Forschern auf der einen Seite und der Trägheit der Politik auf der anderen. "Wir waren sehr besorgt über die Behäbigkeit, mit der die Bedrohung in den USA angegangen wurde", beklagte James Lawler, Ex-Berater von Barack Obama.

Während Experten und Wissenschaftler dank jahrelanger Grundlagenforschung schon kurz nach der Veröffentlichung der Gensequenz des Virus die Basis für die Impfstoffentwicklung lieferten, ging man auf dem WEF in Davos Mitte Januar auf politischer Ebene noch dem Tagesgeschäft nach. "Es war, als würde man in einem Paralleluniversum leben", erinnerte sich Jeremy Farrar. Der Epidemiologe Richard Hatchett nahm die damalige Gemengelage ähnlich wahr: "Der Westen war damals gegenüber dem chinesischen Autoritarismus voreingenommen. Die Gefahr wurde heruntergespielt."

"Die Welt ist mit offenen Augen in die Katastophe gerannt"

Auch als ein Münchner Team um Infektiologin Camilla Rothe nach dem ersten Corona-Fall in München auf die asymptomatische Übertragung des Coronavirus hinwies, ging kein Ruck durch die Politik. Ganz im Gegenteil: Die Autorinnen und Autoren der Studie wurden öffentlich an den Pranger gestellt, ihre Studie sei gefälscht. Die WHO verleugnete sogar deren Berichte. "Für mich ist da eine Welt zusammengebrochen", räumt Mit-Autor Michael Hoelscher in dem Dokumentarfilm ein.

Für Jeremy Farrar steht fest: "Hätten die politischen Entscheidungsträger darauf im Januar reagiert, hätten die Ereignisse bis zu einem gewissen Grad verhindert werden können." Doch auch der US-Seuchenschutzbehörde CDC schien die ernste Lage damals nicht bewusst gewesen zu sein. Sie machte dem Forscherteam um James Lawler beim Thema Massentestungen von Wuhan-Rückkehrern Ende Januar einen Strich durch die Rechnung: "Wir wurden kaltgestellt." Bei der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar sei es auch verpasst worden, dringend notwendige Schritte einzuleiten. "Die Welt ist mit offenen Augen in die Katastrophe gerannt. Wir haben uns nicht vorbereitet, obwohl wir es hätten tun können", lautete das vernichtende Urteil von Michael Hatchett.

Letzten Endes erklärte die WHO Covid-19 erst am 11. März zur Pandemie. Viel zu spät, wenn es nach Jeremy Farrar geht: "Wenn wir in den ersten zehn Wochen anderes gehandelt hätten, hätten wir zwar die Epidemie nicht verhindern können, aber wir hätten die Pandemie aufhalten können." Dennoch gibt sich der Direktor von Wellcome Trust auch selbstkritisch, wenn er für die Wissenschaft spricht: "Wir haben es einfach nicht geschafft, unsere damit verbundene Befürchtung so zu vermitteln, dass Politiker handeln konnten. Da haben wir versagt." Derlei Selbstkritik fehlt von der WHO in "Der Ausbruch - War die Pandemie vermeidbar?" übrigens gänzlich. Die Weltgesundheitsorganisation ließ sämtliche Interviewanfragen unbeantwortet.

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Corona-Impfung per Nasenspray: Schnief und Schluss

Ein stabiler Schutz vor Corona, ganz ohne Nadel: Boosterimpfungen könnten künftig per Nasenspray verabreicht werden. Funktioniert das? Und wann ist es so weit?

Den Sprühkopf ins Nasenloch schieben, einmal drücken und – zack – ist der Impfstoff auch schon drin. So ähnlich könnten Corona-Impfungen in Zukunft ablaufen. Der größte Vorteil daran wäre aber nicht mal nur die einfache Anwendung oder das Ausbleiben eines schmerzenden Armes nach dem Stich, sondern im besten Fall: eine stabilere Form der Immunität.

In Deutschland ist ein Nasenspray-Impfstoff zum Beispiel für Kinder und Jugendliche gegen Influenza zugelassen. Die Hoffnung Forschender weltweit ist es nun, dass auch neue Corona-Impfstoffe genau dort eine Immunität hervorrufen, wo Sars-CoV-2 auf den Menschen trifft und ihn infiziert: auf den Schleimhäuten von Nase, Mund und Rachen.

Die bisherigen Impfstoffe, allen voran die mRNA-Impfstoffe, wirken vor allem systemisch, erzeugen also eine Immunität im Blut, und schützen so hervorragend vor schweren Verläufen. Aber sie verhindern – insbesondere seitdem das Virus so stark mutiert ist – sehr viel seltener, dass sich Menschen überhaupt erst mit dem Virus anstecken. Schleimhautimpfstoffe, also intranasale Mittel oder solche, die man mit dem Mund inhaliert, könnten diese Lücke füllen. Sie sollen länger und besser vor Infektion schützen und auch davor, das Virus weiterzutragen.

Wie funktioniert das? Und was hat die Schleimhaut mit dem Immunsystem zu tun?

Schleimhäute schützen unsere Schwachstellen

Der menschliche Körper ist kein geschlossenes System, sondern permanent mit seiner Umwelt in Beziehung, etwa, um Nahrung und sauerstoffreiche Luft aufzunehmen. Doch Orte wie Mund, Nase (und auch die Augen) sind gleichzeitig Eintrittspforten für Krankheitserreger – also Schwachstellen des Körpers. Hier kommen die Schleimhäute ins Spiel. Ihre Aufgabe ist es, durchzulassen, was der Körper benötigt, und aufzuhalten, was ihm schaden kann.

Dabei hilft zunächst der Schleim selbst, den die Schleimhäute produzieren. Er ist eine physikalische Barriere und macht es Eindringlingen schwer, die dahinterliegenden Zellen zu erreichen. Außerdem enthält er Abwehrsubstanzen, die Erreger erkennen und unschädlich machen können. Vor allem aber – und das ist besonders für die Impfung wichtig – sind die Schleimhäute voller spezieller Antikörper vom Typ IgA.

Diese Antikörper werden von bestimmten B-Zellen produziert, die im Schleimhautgewebe und den nahegelegenen Lymphknoten sitzen, und gelangen von dort an die Oberfläche der Schleimhäute. Kommt da ein Krankheitserreger an, bekämpfen die IgA-Antikörper ihn direkt an Ort und Stelle, ohne dass er größeren Schaden anrichtet. Im Optimalfall hieße das – zum Beispiel bei Corona – dass sich ein Mensch gar nicht erst infiziert und somit andere auch nicht anstecken kann. "Das zu erreichen, schaffen unsere bisherigen Impfstoffe nicht bei jedem Impfling gleich gut", sagt Christine Falk, Professorin am Institut für Transplantationsimmunologie der MH Hannover und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Die Impfstoffe von BioNTech oder Moderna werden in den Muskel verabreicht. Das Stachelprotein des Coronavirus, auf das das Immunsystem lernen soll, zu reagieren, wird dann in die Lymphknoten transportiert. In diesen Trainingszentren für Abwehrzellen werden unter anderem auch B-Zellen herausgesucht, die große Mengen an passgenauen Antikörpern ausschütten können. Und nach einiger Zeit lassen sich im Blut vor allem Antikörper vom Typ IgG messen. Die Antikörperklasse, die im Blut dominiert und lange dort zirkuliert.

Aber: Nur weil ein Mensch viel IgG gegen das Stachelprotein im Blut habe, heiße das nicht zwingend, dass er einen ebenso guten Schleimhautschutz habe, sagt Falk. "Die Lymphknoten in den Schleimhäuten erreicht man eben nicht so effektiv, wenn man in den Arm impft."  Zwar tauchten nach einer Spritze in den Muskel nach einer gewissen Zeit auch auf den Schleimhäuten Antikörper vom Typ IgA auf, die das Coronavirus erkennen. "Aber wie viel das letztendlich ist, lässt sich durch die Impfung in den Muskel nicht steuern." Dafür müsse direkt dort geimpft werden, wo man die Immunreaktion haben will: an den Schleimhäuten.

Daran arbeiten Forschende weltweit gerade unter Hochdruck. Es gibt mehr als ein Dutzend solcher nasalen oder inhalativen Impfstoffkandidaten, die getestet werden, erklärt der Impfstoffforscher Florian Krammer von der Icahn School of Medicine in New York: Die allermeisten benutzen bereits bekannte Technologien: vom abgeschwächten Lebendimpfstoff über Vektorimpfstoffe und Proteinimpfstoffe bis hin zu mRNA ist vieles in Erprobung. Die Impfstoffe müssen in den meisten Fällen zwar etwas anders aufbereitet werden, um eine Immunantwort zu erzeugen, ähneln ansonsten aber Impfstoffen, die bereits zugelassen sind oder an denen seit Jahren geforscht wird.

Die meisten Kandidaten werden noch in Tierversuchen erprobt, einige aber auch schon am Menschen, mitunter schon in den entscheidenden klinischen Phasen II oder sogar III. Darunter sind Vektorimpfstoffe, etwa einer aus China, der ein unschädlich gemachtes Influenzavirus benutzt, um die Erbgutsequenz für den Teil des Corona-Stachelproteins zu transportieren, mit dem das Virus an Zellen andockt. Der große indische Hersteller Bharat setzt auf einen Adenovirus-Vektor, der jenem in dem Impfstoff ähnelt, der von der Uni Oxford und AstraZeneca entwickelt wurde.

Einen anderen Ansatz verfolgt ein Team der FU Berlin, an dem auch Wissenschaftlerinnen und Forscher der Charité und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin-Buch (MDC) beteiligt sind. Ihr Impfstoffkandidat basiert auf abgeschwächten Sars-CoV-2-Lebendviren. Die Erreger sollen sich nach der Gabe in die Nase zwar noch leicht vermehren, sodass sie das Immunsystem effektiv anregen. Gleichzeitig aber dürfen sie selbst nicht krank machen. Dieses Prinzip wird beispielsweise auch bei der Masernimpfung angewendet. Um das Virus abzuschwächen, haben die Forschenden 200 der 30.000 Stellen im Erbgut von Sars-CoV-2 verändert. Abgesehen davon wird das Immunsystem nicht nur mit dem Stachelprotein bekannt gemacht, sondern mit allen Proteinen, die das echte Virus auch hat. Davon erhofft man sich eine breitere Immunantwort, die auch Schutz vor künftigen Varianten bieten könnte.

Erprobt haben die Forschenden den Impfstoff mit dem Namen ​​sCPD9 bisher an Hamstern. Mit guten Ergebnissen, wie unter anderem ein Preprint zeigt, das vor wenigen Tagen erschienen ist (BioRxiv: Nouailles et al., 2022) und auf einer ersten Wirksamkeitsstudie ebenfalls an Hamstern aufbaut. Für die neue Studie bekamen die Nager verschiedene Impfstoffkombinationen aus einem Adenovirus-Impfstoff, einem mRNA-Impfstoff und dem Schleimhaut-Lebendimpfstoff.

Setzte man die Tiere kurz danach dem echten Virus aus, waren die Hamster, die den Lebendimpfstoff bekommen hatten, besonders gut geschützt. "Unser Lebendimpfstoff war sehr gut darin, nicht nur die Menge an messbarem Virus in den Versuchstieren zu verringern, sondern auch Entzündungsreaktionen zu minimieren – sowohl in der Lunge wie auch in der Nase", sagt Emanuel Wyler, Postdoc am MDC und Mitautor der Studie. In dieser Hinsicht sei der Lebendimpfstoff der getesteten – und intramuskulär verabreichten – mRNA-Impfung deutlich überlegen.

Außerdem reifte das Immunsystem der Nager an dem Schleimhautimpfstoff und produzierte Antikörper, die gegen alle bisherigen Sars-CoV-2-Varianten wirkten. Diese Antikörper fanden sich – anders als bei den mRNA-Impfstoffen – auch in der Schleimhaut. "Das sind zwar bislang nur vorläufige Daten aus einer Kleintierstudie, die noch begutachtet werden und sich letztendlich in klinischen Studien bewähren müssen", sagt der Infektiologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité. "Ich halte die Daten und den entwickelten Lebendimpfstoff aber für sehr vielversprechend."

Studien am Menschen wollen die Berliner Forschenden in Kooperation mit dem Baseler Biotechunternehmen Rocketvax durchführen. Eine Herausforderung sei nun, sagt Wyler, den Lebendimpfstoff in der notwendigen Qualität herzustellen. Mit etwas Glück könne man noch dieses Jahr mit klinischen Studien starten. Bis sCP9 auf den Markt komme, sei es aber noch ein weiter Weg.

Deutlich weiter vorangeschritten ist ein abgeschwächter Lebendimpfstoff der Firma Codagenix und dem Serum Institute of India, der demnächst in einer kombinierten Phase 2/3 getestet werden soll. Damit ist er einer möglichen Zulassung näher als jeder andere Lebendimpfstoff.

Wie stabil ist der Schutz?

Am Ende entscheidet sich das wahre Potenzial der neuen Mittel wohl vor allem an einer Frage: Wie langlebig wird der Schutz sein, den Schleimhautimpfstoffe vermitteln?

Die kurze Antwort: Man weiß es nicht. "Wir wissen zu wenig über Schleimhautimmunität", sagt der Virologe Florian Krammer. "Sie ist ein Stiefkind der Immunologie und der Impfstoffentwicklung."

Klar sei, sagt die Immunologin Falk, dass B-Zellen, die sich in den Schleimhäuten befänden und IgA-Antikörper produzierten, nicht so langlebig seien wie anderswo im Körper, etwa in den Lymphknoten, der Milz oder im Knochenmark. Und auch die IgA-Antikörper selbst verschwänden schneller als IgG, die man noch Wochen und Monate im Blut messen könne. "In der Schleimhaut werden Antikörper gebildet, solange das Antigen da ist, dann wird die Produktion relativ schnell auch wieder eingestellt", sagt Sander. Woran das liegt, ist nicht klar. Womöglich fehlt den B-Zellen ein Entwicklungsschritt oder die Umgebung, die sie brauchen, um zu langlebigen antikörperproduzierenden Zellen zu werden, wie sie sich etwa im Knochenmark finden. Sander geht daher nicht davon aus, dass nasale Impfstoffe eine Ansteckung über Jahre verhindern können.

Christine Falk rechnet zumindest damit, dass mit einer Nasenimpfung auch T-Gedächtniszellen entstehen, die virusinfizierte Zellen erkennen können und die lange in den Schleimhäuten verbleiben. Sie könnten dafür sorgen, dass bei Kontakt mit Sars-CoV-2 eine Infektion zwar nicht komplett verhindert wird, das Immunsystem aber schon in der Schleimhaut schnell und effektiv reagieren und somit einem schweren Verlauf entgegenwirken kann.

Der regelmäßige Nasenbooster

Ungewiss ist ebenfalls, wie flächendeckend ein Nasenimpfstoff zur Anwendung käme. Emanuel Wyler und Florian Krammer etwa glauben, dass das stark davon abhängt, wie schwer Infektionen mit dem Coronavirus noch verlaufen, wenn die Bevölkerungsimmunität weiter zunimmt: Werden sie so harmlos sein wie die endemischen Corona-Erkältungsviren oder eher so schwer wie die Influenza? Außerdem ist entscheidend, ob bei wiederholten Infektionen ein Long-Covid-Risiko bestehen bleibt.

Falls Corona auf lange Sicht so schwere Wellen auslöst wie die Grippe, dann könnten regelmäßige Booster per Nasenspray oder Inhalation große Abhilfe verschaffen. "Ich könnte mir vorstellen", sagt Wyler, "dass wir Risikogruppen dann jährlich oder halbjährlich mit angepassten Schleimhautimpfstoffen boostern und den Rest der Bevölkerung vielleicht alle fünf Jahre."

Damit es eines Tages so weit kommt, müssten sich allerdings einige Annahmen als richtig herausstellen. Allem voran, dass Booster, die über die Schleimhäute verabreicht werden, auch das systemische Immunsystem stimulieren, also die im Blut zirkulierenden Immunzellen.

"Wir wissen nicht, wie gut das gelingt, aber ich bin ganz hoffnungsfroh", sagt Florian Krammer – und verweist auf erste Daten aus China (medRxiv: Zhang et al., 2022). Im Rahmen der Studie bekamen 900 Versuchspersonen, die bereits zwei Impfungen mit einem Totimpfstoff bekommen hatten, einen Booster. Ein Viertel davon inhalierte einen Adenovirus-Impfstoff, die anderen bekamen verschiedene andere Impfstoffe gespritzt. Dann verglichen die Forscherinnen, wie stark die Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut anstiegen. Das Ergebnis: Auch bei denjenigen, die den Impfstoff inhaliert hatten, nahm die Zahl der Antikörper – mit geringer Verzögerung – stark zu.

Wie oft man die Immunität mit einem Nasenspray auffrischt, dürfte dabei auch von der Verträglichkeit dieser Impfstoffe abhängen. Bei Impfstoffen mit abgeschwächten Lebendviren etwa besteht theoretisch ein Restrisiko, dass die verabreichten Viren Menschen doch krank machen. Das kann passieren, wenn sie etwa in ihren Ausgangszustand zurückmutieren. Das hat man in extrem seltenen Fällen beim Polio-Impfstoff beobachtet (Cell: Kew et al., 2005). Allerdings war dessen Erbgut nur an wenigen Stellen entscheidend verändert. Anders ist das bei dem Impfstoffkandidaten sCPD9, an dem Emanuel Wyler forscht. "Unser Virus müsste 150 Mutationen durchmachen, um wieder aggressiv zu werden", sagt Wyler. Das sei extrem unwahrscheinlich.

Bedeutsamer sei, dass die Lebendimpfstoffe Menschen mit bestimmten Krankheiten womöglich nicht empfohlen werden dürften. Aus Angst davor, dass ihr Immunsystem das Impfvirus nicht ausreichend bekämpfen kann. "Bei Lebendimpfstoffen stellt sich immer die Frage, bei welchem Grad von Immunschwäche man sie noch geben kann", sagt Wyler. "Darf man sie jemandem geben, der Asthma hat und inhalative Cortison-Präparate nimmt? Vielleicht." Bei anderen Krankheiten sei die Antwort klarer: Menschen, die bestimmte Immunsuppressiva nehmen, etwa wegen einer Multiplen Sklerose, würden wohl ausscheiden. In solchen Fällen könnten Schleimhaut-Impfstoffe im Vorteil sein, die per mRNA funktionieren, also kein abgeschwächtes Virus enthalten.

Außerdem, sagt die Immunologin Christine Falk, sei es gerade bei abgeschwächten Lebendimpfstoffen wichtig, auf unerwünschte Autoimmunreaktionen als mögliche Nebenwirkungen zu achten. Schließlich verabreiche man eben nicht nur das Stachelprotein, sondern das ganze Virus mit all seinen etwa 30 Proteinen. Das steigere theoretisch die geringe Wahrscheinlichkeit, dass Antikörper gebildet würden, die sich gegen körpereigene Strukturen richteten.

Klinische Studien müssen jetzt zeigen, dass die Schleimhaut-Impfstoffe gut verträglich und wirksam sind. Doch Untersuchungen sind immer schwieriger durchzuführen. Einerseits, weil es immer weniger Menschen gibt, die weder geimpft noch genesen sind, also keine immunnaive Vergleichsgruppe. Außerdem, sagt Florian Krammer, hätten viele Gruppen auf Antigene des Wildtypvirus gesetzt, jetzt aber zirkuliere mit Omikron ein deutlich verändertes Virus. "Das ist eine relativ komplizierte Situation", sagt er.

Auch wenn einige Impfstoffe sich in Asien – etwa im Iran und in China – schon in der klinischen Phase 3 befänden, sei die Chance, dass sie hierzulande schnell zugelassen würden, sehr gering, da die Anforderungen westlicher Zulassungsbehörden sehr hoch seien. "Ich schätze, dieses und nächstes Jahr wird in Europa und den USA noch kein Schleimhaut-Impfstoff auf den Markt kommen", sagt Krammer. Es könnte also noch etwas dauern, bis wir künftig zum Boostern einfach nur noch die Nase hinhalten müssen.

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„Die traurige 0,06-Prozent-Bilanz“ – Die aktuellen Corona-Zahlen für Sie erklärt

Die Zahl der dem RKI gemeldeten Corona-Fälle in Deutschland betrug gestern 48.502.

Im Vorwochenvergleich ergibt sich ein Plus von 22 Prozent.

Dies ist der zweite Anstieg im Vorwochenvergleich nach 35 Rückgängen in Folge.

Quelle: WELT

Der 7-Tage-Schnitt der neuen Corona-Fälle steigt auf mehr als 30.000 - zum ersten Mal seit einer Woche.

Die bundesweite 7-Tage-Corona-Inzidenz steigt erneut, von 207 auf 221.

Es ist das erste Mal seit Mitte April, dass sie an drei Tagen in Folge klettert.

Die Inzidenz steigt in 14 der 16 Bundesländer.

Rheinland-Pfalz liegt nun wieder bei mehr als 200 und Hessen bei mehr als 300.

Nur in Bremen und Hamburg fällt die Inzidenz.

Quelle: WELT

131 Corona-Tote sind dem RKI gestern gemeldet worden, fünf weniger als eine Woche zuvor.

Der 7-Tage-Schnitt sinkt damit auf 63, das ist das niedrigste Niveau seit dem 21. Oktober 2021.

Quelle: WELT

Im gesamten Monat Mai sind 1,416 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland registriert worden.

Das sind weniger als im Frühjahr 2021 zum Teil an einem Tag vermeldet wurden, etwa am 14. Mai 2021.

Wie schon im April ist die Zahl der Impfungen im Mai gegenüber dem Vormonat von bereits deutlich reduziertem Niveau aus um rund 40 Prozent gesunken.

Besonders bei den Erstimpfungen tut sich kaum noch etwas.

Nur rund 40.000 Erstimpfungen kamen im Mai noch dazu - bei fast 19 Millionen Ungeimpften in Deutschland.

Dementsprechend stieg die Impfquote im Mai nur minimal, um 0,06 Prozent.

Sie liegt jetzt bei 77,7 Prozent.

Zum Vergleich: Noch an Weihnachten 2021 hatte Olaf Scholz erklären lassen, bis Ende Januar solle die Impfquote um sechs Prozentpunkte gesteigert werden, von damals 74,0 auf 80 Prozent

Quelle: WELT

Auch nach fünf Monaten ist gerade einmal die Hälfte der Wegstrecke geschafft. Und beim aktuellen Tempo würde es noch mehr als drei Jahre dauern, ehe die 80-Prozent-Marke erreicht wäre.

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Mehrere Bundesländer dringen auf Wiedereinführung der Maskenpflicht

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen drängen den Bund angesichts einer drohenden Corona-Welle im Herbst, schnell die gesetzlichen Voraussetzungen für schärfere Schutzmaßnahmen zu schaffen. Die Ampel müsse noch vor der Sommerpause eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes vorlegen, heißt es in einem Beschlussentwurf der vier Länder für die Konferenz der Gesundheitsminister in dieser Woche.

Dies sei nötig, um auf einen Anstieg der Infektionen im Herbst mit geeigneten Gegenmaßnahmen reagieren zu können. „Dazu zählen insbesondere Maskenpflicht in Innenräumen, 3G/2G-Zugangsregeln, Testpflichten, Personenobergrenzen und Kontaktbeschränkungen“, heißt es in dem Vorschlag der vier Länder, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die drei unions-geführten Länder und das grün-schwarz regierte Baden-Württemberg pochen zudem darauf, dass sie bei der Beratung des Gesetzes einbezogen werden. Der Bund müsse schnell rechtliche, finanzielle und organisatorische Planungssicherheit schaffen.

Testen und vierte Impfung

Die Gesundheitsminister der vier Länder fordern unter anderem, die Corona-Testverordnung über Ende Juni hinaus „sachgerecht“ zu verlängern. „Es bedarf auch weiterhin kostenfreier und unbürokratischer Testmöglichkeiten, um insbesondere den Schutz im Umfeld von Einrichtungen für vulnerable Personen und Gruppen sicherzustellen.“

Die Länder drängen vor der Ministerkonferenz in Magdeburg ab Mittwoch auch darauf, rasch zu klären, ob es eine allgemeine Empfehlung für eine vierte Impfung geben soll. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung bisher nur für Menschen ab 70 Jahren. Der Bund soll zudem zusammen mit den Länder planen, wie im Herbst und Winter geimpft werden soll. Berlin müsse sicherstellen, dass genügend Impfstoff beschafft wird. Darüber hinaus müsse der Bund den Ländern wieder bei der Finanzierung der staatlichen Impfstrukturen wie Impfzentren unter die Arme greifen. Bei der Vorbereitung einer neuen Impfkampagne müsse auch eine mögliche Influenzawelle mitbedacht werden.

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen fordern die Bundesregierung daneben auf, die Krankenhäuser für die erwartete nächste Welle zu rüsten. Es müsse zum Beispiel finanzielle Anreize geben, um Personal zu halten und neues zu gewinnen. „Auch die finanzielle Absicherung der Krankenhäuser muss durch Bundesrettungsschirme erneut in Aussicht gestellt werden, sollte sich die Versorgungslage in den Krankenhäusern erneut zuspitzen.“

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Corona-Experte schlägt Alarm: Bald mehr Geimpfte als Ungeimpfte in den Krankenhäusern

Mittweida - Die Omikron-Untervariante BA.5 könnte zu einer heftigen Corona-Sommer-Welle führen. Seit Tagen steigen die Fallzahlen wieder. Ein Corona-Experte schlägt nun auch für Geimpfte Alarm.

Mathematik-Professor Kristan Schneider (41) arbeitet an der Hochschule Mittweida. Er berechnet, wie sich die verschiedenen Corona-Varianten verbreiten könnten.

© Bereitgestellt von TAG24Mathematik-Professor Kristan Schneider (41) arbeitet an der Hochschule Mittweida. Er berechnet, wie sich die verschiedenen Corona-Varianten verbreiten könnten.

Mathematik-Professor Kristan Schneider (41) von der Hochschule Mittweida berechnet aktuell, wie sich neue Corona-Varianten in Deutschland ausbreiten könnten. Er warnt vor allem vor der neuen Variante BA.5 - und zwar nicht nur für Ungeimpfte, auch für Geimpfte.

In einem Interview mit "t-online" verrät der Wissenschaftler, dass die Omikron-Untervariante den Impfschutz weitgehend umgehen kann.

"Wir werden damit in den nächsten Wochen das Phänomen sehen, dass mehr Geimpfte als Ungeimpfte in den Krankenhäusern behandelt werden müssen", so Schneider.

Durch hohe Fallzahlen werde das Virus bei den vulnerablen Gruppen ankommen. Auch bei Menschen, bei denen die Impfung gar nicht oder nur teilweise gewirkt hat. Das würde zu einer hohen Zahl an Geimpften in Krankenhäusern führen.

Der Mathematik-Professor hält eine vierte Impfung für sinnvoll, da sie einen vorübergehenden Schutz bietet und die Sommer-Welle abflachen könne. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) sprach sich für eine vierte Impfung für alle aus.

Die aktuelle Omikron-Untervariante BA.5 kann den Impfschutz der Corona-Impfung weitgehend umgehen.

© Bereitgestellt von TAG24Die aktuelle Omikron-Untervariante BA.5 kann den Impfschutz der Corona-Impfung weitgehend umgehen.

Durchseuchung von BA.5-Variante könnte nichts bringen!

Die Abschaffung der Maskenpflicht war laut Mathematik-Professor Kristan Schneider ein Fehler.

© Bereitgestellt von TAG24Die Abschaffung der Maskenpflicht war laut Mathematik-Professor Kristan Schneider ein Fehler.

Dass die Maskenpflicht abgeschafft wurde, hält Kristan Schneider für falsch. Auch die entfallene Testpflicht an Schulen und am Arbeitsplatz sieht der Wissenschaftler kritisch. Man müsse die Maßnahmen beibehalten, um präventiv zu handeln.

Außerdem könnte eine Durchseuchung der BA.5-Variante nichts bringen, da man sich mit dieser Variante erneut infizieren könne. Wut-Klartext von Schneider: "Die derzeitige Corona-Strategie ist verantwortungslos."

Neue Corona-Maßnahmen für den Sommer sind derzeit nicht geplant. Stattdessen diskutieren Bund und Länder über eventuelle Corona-Regeln im Herbst.

Denn: Sollte das Infektionsgeschehen wieder rasant steigen, sollen die Länder schnell Maßnahmen ergreifen können.

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Kassenärzte fordern komplettes Ende der Corona-Bürgertests – »Völlig sinnfreie Veranstaltung«

Gegen die Abrechnung der inzwischen kostenpflichtigen Corona-Bürgertests laufen die Kassenärzte Sturm: Laut Bundeschef Gassen sind die Tests zu teuer, zu bürokratisch und »die epidemiologische Aussagekraft ist Null«.

Coronapandemie: Experten kritisieren zunehmend löchrige Coronadaten

© Wolfgang Maria Weber / IMAGOCoronapandemie: Experten kritisieren zunehmend löchrige Coronadaten

Über das flächendeckende Angebot von Coronaschnelltests ist ein heftiger Streit entbrannt. Nachdem die meisten Menschen in Deutschland nun für solch einen Test selbst zahlen müssen, hat der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, eine komplette Einstellung der Corona-Bürgertests gefordert.

»Diese unsinnigen Tests müssen abgeschafft werden«, sagte Gassen der »Bild«-Zeitung. »Sie sind viel zu teuer, der bürokratische Aufwand ist riesig und die epidemiologische Aussagekraft ist Null.«

Es sei eine »völlig sinnfreie Veranstaltung, anlasslos gesunde Menschen mit fragwürdiger Qualität zu testen«, sagte Gassen. PCR-Tests bei Patienten mit Symptomen dagegen seien wichtig, um Coronainfektionen eindeutig nachzuweisen.

Die bislang für alle Menschen kostenlosen Bürgertests gibt es laut der am Donnerstag in Kraft getretenen neuen Testverordnung fortan nur noch eingeschränkt. Gratis-Tests gibt es etwa nach wie vor für Kinder bis fünf Jahre, Schwangere in den ersten drei Monaten, Krankenhaus- und Pflegeheimbesucher, Haushaltsangehörige von Infizierten, sowie Bewohner von Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Auch all jene, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, dürfen sich weiterhin kostenlos testen lassen. Ansonsten kostet ein Test drei Euro.

Ministerium: KVen sollen Auftrag zur Abrechnung nachkommen

Die Kassenärztlichen Vereinigungen hatten zu der Neuregelung in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mitgeteilt, dass sie Betrug bei dieser Regelung nicht verhindern könnten. Eine Prüfung der Ansprüche sei nicht möglich, in dem Schreiben an den SPD-Politiker heißt es, dass sie die Bürgertests »zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können«.

Man wolle »nicht verantworten, sehenden Auges Auszahlungen auf Abrechnungen zu leisten, deren Richtigkeit sie nicht ansatzweise prüfen können«, hieß es zur Begründung. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) waren schon bei der Abrechnung der für die Bürger kostenfreien Coronatests in vielen Fällen überfordert. Recherchen von SPIEGEL TV zufolge wurden mehr als eine Milliarde Euro an Betrüger ausgezahlt – für Coronatests oder Testzentren, die nie stattgefunden haben oder gar nicht existierten.

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums teilte mit, man gehe davon aus, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen als Körperschaften des öffentlichen Rechts ihrem Auftrag zur Abrechnung und Stichprobenprüfung der Testzentren weiterhin nachkommen werden.

Gesundheitsminister Lauterbach hatte am Donnerstag die neue Testverordnung gegen Kritik verteidigt. Er hätte die Tests gerne weiter komplett kostenlos gelassen, sagte Lauterbach im ZDF-»Morgenmagazin«. »Das konnten wir uns aber nicht mehr leisten.« Den mit den Tests nun verbundenen bürokratischen Mehraufwand halte er für »überschaubar«.

Lauterbach sagte zudem in der Sendung »RTL Direkt, die Tests würden nun aussagekräftiger. »Wenn jeder sich einfach so oft testen lassen kann wie er will, ohne, dass es einen Grund dafür gibt, dann sind auch zu viele Tests negativ oder wenn sie positiv sind, dann oft falsch-positiv.« Er fügte hinzu: »Wir haben das eingeschränkt, sodass die Tests aussagekräftiger sind.«

Lauterbach appellierte an die Menschen: »Wenn ich für drei Euro in einer größeren Gruppe viele Menschen vor der Ansteckung schützen kann, dann ist das gut investiertes Geld.«

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Warum die Maskenpflicht aktuell verfassungswidrig ist und sofort beendet werden muss

Angesichts des großen Missverstehens in der Corona-Krise vorab ein Beipackzettel zur Lektüre dieses Textes: Im Folgenden geht es weder um die Frage, ob in bestimmten Einzelsituationen das Tragen einer Maske Ansteckungen verhindert oder nicht, noch geht es darum, das Maskentragen verbieten zu wollen. Es geht ausschließlich um die Frage, ob der Staat einen weiterhin zum Tragen einer Maske zwingen darf – ob eine Maskenpflicht also verfassungskonform ist.

Warum die Maskenpflicht aktuell verfassungswidrig ist und sofort beendet werden muss

© Bereitgestellt von Berliner ZeitungWarum die Maskenpflicht aktuell verfassungswidrig ist und sofort beendet werden muss

Knapp 28 Monate nach Beginn der „Corona-Maßnahmen“ wurde am 1. Juli der Bericht des Sachverständigenausschusses der Bundesregierung zur Evaluation der Maßnahmen veröffentlicht. Zum Tragen von Masken heißt es darin auf Seite 13: „Die Kombination von epidemiologischen Erkenntnissen und tierexperimenteller Bestätigung lässt die Schlussfolgerung zu, dass das Tragen von Masken ein wirksames Instrument in der Pandemiebekämpfung sein kann. Eine schlecht sitzende und nicht eng anliegende Maske hat jedoch einen verminderten bis keinen Effekt.“ Auf Seite 99 heißt es, dass neben „der allgemeinen und im Labor bestätigten Wirksamkeit von Masken“ allerdings nicht „abschließend geklärt“ sei, „wie groß der Schutzeffekt von Masken in der täglichen Praxis sind (sic!)“, da „randomisierte, klinische Studien zur Wirksamkeit von Masken fehlen“.

Diese dem auf Seite 13 Formulierten widersprechende Aussage tauchte in der leitmedialen Berichterstattung jedoch nicht auf. Stattdessen wurde die Botschaft verbreitet, die „Maske wirke“. Erneut fehlen somit Kontextualisierung und Differenzierung in der leitmedialen Berichterstattung zur Corona-Politik der Bundesregierung, und die Kernfrage ist nach wie vor völlig aus dem Blick: Was ist das eigentliche Ziel der Maßnahmen und sind diese verfassungskonform?

Denn zunächst bleibt festzuhalten, dass der Zwang dazu, etwas im Gesicht zu tragen, wodurch das Gesicht verhüllt, die Atmung beeinträchtigt und die visuelle wie auditive Kommunikation erschwert wird, einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde des Menschen darstellt und nur verfassungskonform ist, wenn damit ein legitimes Ziel verfolgt wird und der Eingriff zur Erreichung des Ziels geeignet, angemessen und verhältnismäßig ist.

Zu Beginn der Pandemie lautete das (legitime) Ziel aller Maßnahmen die Verhinderung einer Überlastung des Gesundheitssystems („flatten the curve“). Das Ziel war also nicht, Ansteckungen an sich zu verhindern – und sämtliche „Zero Covid“-Versuche sind mittlerweile endgültig gescheitert –, sondern eine zu große Anzahl gleichzeitiger Ansteckungen zu verhindern, um das Gesundheitssystem und weitere gesellschaftliche Subsysteme nicht zu überlasten.

Eine über das normale und zu kritisierende (!) Maß hinausgehende Überlastung des Gesundheitssystems hat in Deutschland jedoch seit Beginn der Pandemie nie stattgefunden, existiert auch derzeit trotz hoher Inzidenzen nicht und könnte zudem ohne Grundrechtseinschränkungen – etwa durch den Ausbau statt Abbau von Krankenhauskapazitäten – verhindert werden. Als Ziel der fortgesetzten Maskenpflicht kann somit nur verstanden werden, dass Ansteckungen mit Sars-CoV-2 allgemein verhindert werden sollen. Doch ist dies ein legitimes Ziel? Und ist das Tragen von Masken, wie es derzeit in Deutschland im ÖPNV und der Deutschen Bahn weiterhin Pflicht ist, zur Erreichung dieses Ziels geeignet, angemessen und verhältnismäßig?

Wenn legitimes Ziel der Maskenpflicht sein soll, Ansteckungen mit Sars-CoV-2 prinzipiell zu verhindern, stellt sich zunächst die Frage, warum dies bei anderen respiratorischen Viren bislang nicht der Fall war. Denn wie mittlerweile klar ist, sind die derzeit vorherrschenden Varianten von Sars-CoV-2 nicht tödlicher als sich für gewöhnlich über die Atemwege verbreitende Viren. Wer weiterhin für eine Maskenpflicht ist, muss deshalb dafür sein, dass diese dauerhaft und in allen Innenräumen gilt. Ansonsten ergibt es keinerlei Sinn, zu befürworten, dass derzeit im ÖPNV und der Deutschen Bahn, aber nicht in anderen Innenräumen eine Maske getragen werden muss. Die derzeit nur für den ÖPNV und die Bahn geltende Maskenpflicht ist widersprüchlich und damit hochgradig unsinnig.

Zudem handelt es sich beim Ziel der (dauerhaften) Vermeidung von Ansteckung um ein vollkommen unrealistisches Ziel. Die von Befürwortern der von der Bundesregierung getroffenen Corona-Maßnahmen nie verstandene Prämisse für alle Überlegungen zum Umgang mit Sars-Cov-2 hätte immer sein müssen, dass früher oder später jeder, der im Kontakt mit Menschen lebt, mit dem Virus in Kontakt kommen wird. Neben der Verhinderung einer Überlastung des Gesundheitssystems konnte deshalb die einzige Rechtfertigung jeglicher Maßnahmen nur das Ziel einer Verzögerung von Ansteckungen sein, bis Behandlungsfortschritte von Covid-19 existieren.

Eine dauerhafte Vermeidung des Kontakts mit dem Virus aber konnte nie das Ziel sein. Angesichts der nicht existierenden Überlastung des Gesundheitssystems, mittlerweile zahlreichen zur Verfügung stehenden Behandlungsformen sowie der mit Influenzaviren vergleichbaren Gefährlichkeit von Sars-CoV-2 ist die allgemeine Verhinderung von Ansteckungen kein legitimes Ziel.

Und selbst wenn man dies als legitimes Ziel begreifen würde, blieben erhebliche Zweifel, ob die Maskenpflicht ein geeignetes, angemessenes und verhältnismäßiges Mittel zur Erreichung dieses (unrealistischen) Ziels ist. Zwar kam etwa eine Metastudie aus dem Juni 2020 bei der Auswertung von 172 epidemiologischen Studien (Beobachtungsstudien, keine randomisierten Studien) und 44 Vergleichsstudien zu dem Ergebnis, dass das Tragen von Masken in Innenräumen eine signifikante relative Risikoverminderung von Ansteckung bewirken kann, Vergleiche von Inzidenzen und Todesfällen zwischen Ländern, in denen es keine Maskenpflicht gab oder derzeit im öffentlichen Nahverkehr nicht gibt, zu Ländern, in denen weiterhin eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und/oder in Innenräumen herrscht, lassen jedoch keine Korrelation zwischen Maskenpflicht und einer niedrigeren Anzahl von Inzidenzen und Todesfällen erkennen. Es existiert also zumindest keine eindeutige Evidenz dafür, dass die Maskenpflicht ein geeignetes Mittel zur Erreichung des Ziels ist – wie auch der Sachverständigenausschuss auf Seite 99 einräumt

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Virologe: Bevölkerung ist bereits größtenteils mit Corona durchseucht

Hamburg - Laut dem Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit ist die Durchseuchung mit Corona bereits weit vorangeschritten. Unterdessen sinkt die Inzidenz in der Stadt.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit arbeitet am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

© Bereitgestellt von TAG24Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit arbeitet am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung in Deutschland hat nach Einschätzung des Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit bereits Kontakt mit dem Corona-Virus gehabt. "Die "Durchseuchung, wenn man den Begriff verwenden will, hat für die meisten Bürgerinnen und Bürger längst stattgefunden", sagte der Forscher.

Durchseuchung sei aber keine Strategie, sondern beschreibe nur den Verbreitungsgrad einer Infektionskrankheit.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in Deutschland bislang mehr als 29 Millionen Infektionen nachgewiesen. "Die Zahl kann man wegen der Dunkelziffer locker verdoppeln", sagte Schmidt-Chanasit. In Hamburg, das 1,9 Millionen Einwohner zählt, wurden laut RKI mindestens 659.561 Infektionen nachgewiesen.

Die Impfung schütze zuverlässig von schweren Verläufen, Tod und Long Covid, aber nicht dauerhaft vor einer Ansteckung, erklärte Schmidt-Chanasit. Solange es keinen Impfstoff gebe, der eine Infektion dauerhaft verhindere, werde sich jeder irgendwann infizieren.

"Es stimmt also nicht, zu sagen, es fände eine 'Durchseuchung durch die Hintertür statt", weil die Infektionen ja immer stattgefunden haben und auch weiterhin stattfinden werden", sagte der Virologe.

Die Inzidenz in Hamburg sinkt wieder

In Hamburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktiell bei 751,9.

© Bereitgestellt von TAG24In Hamburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktiell bei 751,9.

Hamburgs Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen ist im Wochenvergleich weiter gesunken. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche am Dienstag mit 751,9 an. In der vergangenen Woche hatte der Wert noch 825,3 betragen, in der Woche davor 887,7.

Aufgrund unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen liegt die von der Hamburger Behörde angegebene Inzidenz über der des Robert Koch-Instituts. Das Institut nannte am Dienstag einen Wert von 657,8 für Hamburg. Bundesweit lag die Inzidenz demnach bei 702,4.

Trotz des zweiten Rückgangs der Inzidenz in Folge in den wöchentlichen Berichten ihrer Behörde wollte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) noch nicht von einer Trendwende sprechen. "Wir sind wohl möglich auf einem Plateau. Ob wir durch die Sommerwelle schon durch sind - da hätte ich große Zweifel, die ist schon ziemlich massiv", sagte sie. Zudem sei die Dunkelziffer nach wie vor sehr hoch.

Bei der Frage der vierten Impfung will Hamburg die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) abwarten. "Der Hamburger Senat äußert keine medizinischen Impfempfehlungen, sondern setzt die Empfehlungen der Stiko um", erklärte am Dienstag der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich.

Zugleich könne aber auch für Menschen ab 60 Jahren eine zweite Auffrischung sinnvoll sein. Interessierte können sich für Beratung und Impfung an ihre Ärzte oder wenden oder die städtischen Impfangebote nutzen.

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Corona: Bundesregierung diskutiert laut Berichten 1G-Regel

Beim Besuch von Großveranstaltungen könnte einem Bericht zufolge bald ein Test für alle zur Pflicht werden - unabhängig davon, ob jemand geimpft ist oder nicht.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, M) im Gespräch mit Wolfgang Schmidt (SPD, r), Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes, bei der Kabinettssitzung im Kanzleramt.

© picture alliance/dpa/AFP/POOLBundeskanzler Olaf Scholz (SPD, M) im Gespräch mit Wolfgang Schmidt (SPD, r), Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes, bei der Kabinettssitzung im Kanzleramt.

Die Einführung einer entsprechenden 1G-Regel erwägt der Bund laut einem Bericht von „Bild“ vom Dienstag (19. Juli). Beraten wurde dies demnach auf einer Schaltkonferenz zwischen Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD) und den Chefs der Staatskanzleien der Länder am vergangenen Donnerstag (14. Juli).

Corona: Bund denkt über Einführung von 1G-Regel nach

Die 1G-Regel wurde demnach wegen der kritischen Bewertung der 2G/3G-Regeln durch den Sachverständigenausschuss diskutiert. Zudem sollen in einer neuerlichen Impfkampagne 50 Millionen bis 60 Millionen Menschen geimpft werden.

Schwierigkeiten erwartet der Bund dem Bericht zufolge aber bei der Verfügbarkeit der Impfstoffe, die an die neue Omikron-Variante BA.5 angepasst werden. Im Herbst sollen mehrere Vakzine verimpft werden: Solche, die für die Wuhan-Variante entwickelt wurden, aber auch neuere Impfstoffe, die für die Omikron-Variante BA.1 oder für die Omikron-Variante BA.5 entwickelt wurden.

Letztere sollen den stärksten Schutz vor Ansteckung bieten, weshalb die Bundesregierung erwartet, dass sie besonders nachgefragt sein werden. Bund und Länder diskutierten daher, erneut eine Impfreihenfolge festzulegen.

Dass Ungeimpfte von der Impfung überzeugt werden können, wurde in der Schaltkonferenz als unrealistisch bezeichnet, da nur ein geringer Teil der Ungeimpften dafür offen sei. (afp)