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Wirtschaft Weltweit

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McDonald's, Visa, Nike & Co: Setzt China US-Unternehmen mit dem e-CNY unter Druck?

 

Laut mit der Sache vertrauten Personen dränge China einige US-Unternehmen dazu, in China Zahlungssysteme zu installieren, die es den Kunden ermöglichen, ihre Produkte mit dem neuen digitalen Renminbi zu bezahlen.

• China in Sachen CBDC weit vorangeschritten

• Reich der Mitte übt wohl Druck auf US-Unternehmen aus, Bezahlung mit e-CNY zu ermöglichen

• Olympische Winterspiele als Test für e-Yuan

Zahlreiche Länder erwägen, ihre eigene digitale Zentralbankwährung (CBDC) zu entwickeln. China gehört zu den Ländern, die in dieser Sache schon sehr weit vorangeschritten sind. Bereits seit 2014 arbeitet die People’s Bank of China (PBoC) an einer digitalen Währung als gesetzliches Zahlungsmittel. Laut der PBoC soll der digitale Renminbi, auch E-Yuan oder e-CNY genannt, Bargeld nicht ersetzen, sondern daneben existieren.

Grund für den neuen Fokus auf digitale Zentralbankwährungen ist die immer schneller voranschreitende Digitalisierung der Finanzwirtschaft und des Zahlungsverkehrs. So bieten CBDCs die Möglichkeit, sowohl den nationalen als auch den internationalen Zahlungsverkehr effektiver zu gestalten. Zudem wollen die Notenbanken so auch verhindern, dass sie die Hoheit über Währungen an die Privatwirtschaft verlieren.

Übt China Druck auf McDonald’s und weitere US-Unternehmen aus?

Wie die Financial Times berichtet, ermöglicht McDonald’s seinen Verbrauchern im Rahmen eines Pilotprojekts die Nutzung digitaler Renminbi-Wallets bereits an 270 Standorten in Shanghai. Nun setzte China im Zuge der Einführung des digitalen Renminbi wohl aber unter anderem die US-Fastfoodkette unter Druck, damit diese bis zu den Olympischen Winterspielen das digitale Renminbi-Zahlungssystem auf ihre Restaurants im gesamten Land ausweitet. Nach Veröffentlichung des Financial Times-Artikels erklärte McDonald’s jedoch, dass der Schritt zur Akzeptanz des e-CNY eine "Geschäftsentscheidung war, die unter Berücksichtigung der Kundeninteressen getroffen wurde" und dass kein Druck bestehe, dies zu tun.

Laut einer mit der Situation vertrauten Person seien aber auch die Olympia-Sponsoren Visa und Nike unter Druck gesetzt worden. Die Unternehmen lehnten laut FT eine Stellungnahme jedoch ab.

Olympische Winterspiele als Test für e-CNY

Darrell Duffie, Co-Leiter eines Projekts zum E-Renminbi der Hoover Institution der Stanford University, erklärt der Financial Times zufolge, dass die Einführung des e-CNY bei den Olympischen Spielen aufgrund der Corona-Pandemie langsamer als geplant erfolge. Laut Duffie gehe es China bei diesem Schritt nicht darum, US-Unternehmen herauszugreifen, sondern darum, eine breite Basis für die E-Währung aufzubauen. Bao Linghao vom Beratungsunternehmen Trivium beschreibt die Olympischen Winterspiele als "eines der Testgelände für den digitalen Yuan". "Stellen Sie sich vor, dass alle Arten von Einzelhändlern, einschließlich in- und ausländischer Unternehmen, von der Regierung zur Teilnahme aufgefordert werden", gibt die FT Linghao wieder.

Kein Druck auf US-Unternehmen?

Laut Bericht der FT habe eine Quelle aus der Nähe der chinesischen Finanzaufsichtsbehörden bestritten, dass Peking Druck auf US-Unternehmen ausübte. Staatliche Banken hätten die Aufgabe erhalten, Händler anzumelden, die von kostenlosen Transaktionen mit dem E-Renminbi profitierten. Die Quelle habe betont, dass die Bank of China zwar versuche, Händler aus dem Umfeld der Spiele zur Anmeldung zu bewegen, diese aber die Teilnahme verweigern könnten.

Kritik aus den USA

In den USA zeigt man sich gegenüber dem digitalen Renminbi jedoch teils sehr skeptisch. US-Kritiker forderten, die Sicherheitsauswirkungen der Währung - wie den Zugang Pekings zu Finanztransaktionsdaten, die die Überwachungsfähigkeiten verbessern könnten - genauer unter die Lupe zu nehmen.

"Obwohl Chinas digitaler Renminbi eine neue Technologie ist, verwendet es dasselbe alte Spielbuch, in dem die chinesische kommunistische Partei die kommerzielle Integration nutzt, um sich vom internationalen System abzukoppeln", gibt die Financial Times Michael McCaul wieder, einen führenden republikanischen Gesetzgeber im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses. "Leider konzentrieren sich die Unternehmen, die dies ermöglichen, auf die Gewinne des nächsten Quartals statt auf die globalen Regeln des nächsten Quartals."

Und auch Eric Sayers vom American Enterprise Institute warnt vor einem starken neuen Werkzeug, das China mit dem e-CNY erhalten würde, mit dem es auch globale Unternehmen unter Druck setzen könnte. Seiner Meinung nach sollten "Verwaltung, Kongress und die Think-Tank-Gemeinschaft […] dieses Thema und seine vielfältigen Auswirkungen heute untersuchen, nicht erst in einigen Jahren, wenn es sich zu einem größeren Problem manifestiert".

Auch der ehemalige CIA-Analyst Yaya Fanusie fürchtet, dass der digitale Renminbi China Spielraum geben könnte, ausländischen Unternehmen zu schaden. Dabei verwies er laut FT auf Chinas Bemühungen vom Jahresanfang. Damals wollte das Reich der Mitte ausländische Unternehmen wie H&M und Nike wegen ihrer Äußerungen zu Zwangsarbeit bestrafen. In diesem Stil könnte die chinesische Regierung Fanusie zufolge in Zukunft dann Verbraucher daran hindern, in den Geschäften ausländischer Unternehmen, die mit Peking in Konflikt stünden, mit dem e-CNY zu bezahlen. "Sie begeben sich mehr unter die Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas. US-amerikanische und andere ausländische Unternehmen sollten besorgt sein", zitiert die Financial Times Fanusie.

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US-Notenbank vor Straffung lockerer Geldpolitik

 

In den USA steht angesichts relativ hoher Inflation und soliden Wirtschaftswachstums der Beginn des schrittweisen Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik bevor.

Experten erwarten, dass die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch (19.00 Uhr MEZ) eine Drosselung ihrer milliardenschweren Wertpapierkäufe ankündigen wird. Am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, dürfte sich hingegen zunächst nichts ändern. Mit Spannung wird an den Finanzmärkten erwartet, wie sich die Währungshüter zur ungewöhnlich hohen Teuerungsrate äußern werden.

Die Fed kauft derzeit monatlich für rund 80 Milliarden US-Dollar Staatsanleihen sowie hypothekengesicherte Wertpapiere im Wert von 40 Milliarden Dollar. Das Programm soll die Liquidität der Finanzmärkte verbessern und die Bereitstellung von Krediten für Haushalte und Firmen erleichtern. Notenbankchef Jerome Powell signalisierte Ende Oktober erneut das Auslaufen des Programms. «Wir sind auf dem besten Weg, mit der Reduzierung unserer Anleihekäufe zu beginnen», sagte er. Das sogenannte Tapering solle Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein, falls sich die Wirtschaft in etwa wie erwartet entwickle.

Anhebung der Leitzinsen kein Thema

 

Die Fed hatte auf die Corona-Krise mit einer extremen Lockerung ihrer Geldpolitik reagiert, um Konjunktur und Arbeitsmarkt der weltgrößten Volkswirtschaft zu stützen. Die Drosselung der Anleihekäufe wäre der erste Schritt dahin, die geldpolitischen Zügel zu straffen. Eine Anhebung der Leitzinsen gilt indes noch nicht als akutes Thema, doch die rapide gestiegene Inflation erhöht auch hier den Druck auf die Fed. Bei Anlegern dürften jegliche Signale zum Timing möglicher Zinsschritte für große Aufmerksamkeit sorgen. Zuletzt hatte etwa der Hedgefonds-Manager Bill Ackman die Fed zu raschem Handeln aufgerufen.

Die US-Wirtschaft hat sich eigentlich gut von der Krise erholt. In den Sommermonaten verlor das Wachstum aber wegen Lieferengpässen in der Industrie und steigender Corona-Fallzahlen deutlich an Schwung. Die Arbeitslosenquote fiel im September auf 4,8 Prozent - allerdings verbesserte sie sich nicht so rasch wie von der Regierung erhofft. Arbeitgeber klagen unterdessen in vielen Branchen bereits über einen Mangel an Bewerbern. Vor der Pandemie hatte die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent gelegen - dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten.

Größere Sorgen dürften der Notenbank derzeit steigende Inflationsrisiken bereiten. Die anhaltenden Lieferprobleme im Welthandel deuten mittlerweile immer stärker darauf hin, dass die deutlich erhöhte Teuerung kein - wie von der Fed zunächst angenommen - relativ rasch vorübergehendes Phänomen ist. Das räumte Powell Ende Oktober selbst ein. Die globalen Engpässe in der Versorgungskette, die zu einer erhöhten Inflation geführt hätten, «werden voraussichtlich länger dauern als bisher erwartet, möglicherweise bis weit ins nächste Jahr hinein», sagte der Notenbankchef damals.

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Japaner starten Batterietauschsystem in Indien - Honda Mobile Power Pack e

 

Der japanische Honda-Konzern hat angekündigt sein Batterietauschsystem rund um das Mobile Power Pack Exchanger e: in Indien auszurollen.

Der taiwanesische Gogoro-Konzern macht es in vielen Teilen Asiens bereits vor, jetzt zieht auch Honda mit seinem Batterietauschsystem auf dem Subkontinent Indien nach.Wie die Japaner jetzt ankündigen, will man im ersten Halbjahr 2022 in Indien mit einem Batterie-Sharing-Service für elektrische Dreiradtaxis starten. Die sogenannten Rikschas nutzen die neuen trag- und austauschbaren Batterien vom Typ Honda Mobile Power Pack Exchanger e: (MPP e:).

Keine eigenen Rikschas

Honda will aber keine eigenen Elektro-Rikschas bauen. Man will auf lokale Hersteller zugehen und diesen helfen, die Fahrzeuge auf das Honda-Batterietauschsystem umzurüsten. Honda zielt dabei vor allem auf die Rikscha-Modelle die derzeit noch mit CNG betrieben werden. Spätestens ab April 2023 dürfen in Indien nur noch rein elektrisch angetriebene Rikschas genutzt werden, so sehen das Pläne der Regierung vor.

Um den künftigen Nutzern ausreichend Batterien zur Verfügung stellen zu können hat Honda eine lokale Tochtergesellschaft gegründet, die das Batterie-Wechsel-Geschäft betreiben und die dazu notwendige Infrastruktur aufbauen soll. Zum Start will man sich auf ausgewählte Städte beschränken, später soll der Dienst dann auch auf größere Gebiete ausgerollt werden.

Im Hinblick auf dieses neue Geschäft hatte Honda bereits im Februar 2021 einen Test mit 30 elektrischen Rikscha-Taxis gestartet, die insgesamt mehr als 200.000 km zurückgelegt haben. Die dabei gewonnenen Erfahrungen fließen jetzt in das neue Batterietauschmodell ein.

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Welthandel: „Chinas Null-Covid-Politik wird Lieferkettenprobleme verschärfen” – Omikron bedroht die globale Logistik

Verwerfungen in der internationalen Logistik stoppen den Aufschwung. Jetzt kommt die neue Virusvariante – und die hat negative Folgen. Unabhängig von ihrer gesundheitlichen Gefahr.

Den Welthandel trifft es derzeit doppelt hart. Während die Lieferketten unter den Folgen der bisherigen Pandemiewellen leiden, kommt nun die Omikron-Virusvariante hinzu. „Eine Wiedereinführung der Reisebeschränkungen wäre für den Groß- und Außenhandel eine Katastrophe“, sagt der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura.

Die Sorge vor neuen Einschränkungen gibt es nicht nur in Deutschland und Europa. Auch in den USA blickt man mit Sorge auf die Entwicklung. Das Virus drohe die „Unterbrechungen der Versorgungskette zu verstärken“, warnte jüngst der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell.

Aktuell ist zwar nicht einmal klar, ob die Variante tatsächlich so gefährlich ist. Doch das ist für den internationalen Handel nicht entscheidend, erklärt Holger Görg, Direktor Handel am Institut für Weltwirtschaft. „Für den Welthandel reicht es, wenn die Staaten aus Vorsicht direkt umfassend reagieren“, sagt Görg.

Die USA wollen sich zwar erst einmal zurückhalten, aber andere wichtige Länder wie Australien haben bereits umfassende Einschränkungen angekündigt. „Und China mit seiner Null-Covid-Strategie wird wohl auch dafür sorgen, dass es erneut eine erhebliche Verschärfung bei den Lieferkettenproblemen geben wird“, befürchtet Görg. Die Chance auf eine Erholung der Situation der Lieferketten könne damit schnell zunichtegemacht werden.

Jetzt also auch noch die Belastung durch Omikron. Dabei sind nicht einmal die Nachwehen der vergangenen Pandemiewellen überstanden. Viele Unternehmen hatten ihre Produktion zurückgefahren, weniger Rohstoffe wurden abgebaut. Inzwischen ist die Nachfrage explodiert. Die Unternehmen kommen aber nicht hinterher, weil ihnen Materialien fehlen – über alle Branchen hinweg.

Institute rechnen mit Stagnation im vierten Quartal

Das alles stoppt den Aufschwung. Die Wirtschaftsinstitute rechnen im vierten Quartal fast alle mit einer Stagnation. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sich die Lage weiter verschärft. Die erwartete Stagnation rührt auch daher, dass die Lieferengpässe inzwischen nahezu die gesamte Wirtschaft betreffen.

Stand zuerst vor allem die Industrie aufgrund fehlender Rohstoffe im Fokus, sind nun auch Einzelhandel und Bau von fehlenden Produkten betroffen.

Inmitten des umsatzstarken Weihnachtsgeschäfts haben sich die Lieferprobleme der deutschen Einzelhändler deutlich verschärft. 78 Prozent beklagten im November, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden können, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Im Oktober waren es lediglich 60 Prozent. Am stärksten betroffen ist der Spielzeughandel.

Ebenso merken Bauunternehmen die Probleme mittlerweile gewaltig. Dort ächzen 83 Prozent der Befragten unter der stark gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen und anderen Vorprodukten, die derzeit oft nur mit langen Lieferzeiten verfügbar sind, zeigt eine Umfrage der DZ Bank.

Auch in der Industrie bessert sich die Lage nicht. Im Maschinenbau sind laut dem Ifo-Institut 86 Prozent von Materialengpässen betroffen. In der Autoindustrie liegt der Anteil bei 88 Prozent.

Ein schnelles Abflauen der Probleme sehen die Unternehmen nicht. Das zeigt der Ifo-Geschäftsklimaindex. Dieser ist im November den fünften Monat in Folge gesunken, allen voran aufgrund der Lieferengpässe. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Lage sei zerstört worden, berichtet Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Grund dafür ist, dass der Materialmangel sich noch verstärkt hat. 74 Prozent der Firmen klagen laut Ifo über Engpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Oktober. Wohlrabe sagt: „Ein Ende der Flaschenhals-Rezession in der Industrie ist nicht in Sicht.“

Die Knappheit an Materialien sorgt auch für höhere Kosten. Laut Statistischem Bundesamt sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte im Oktober im Vergleich zum Vormonat um vier Prozent und im Vorjahresvergleich um 18 Prozent höher ausgefallen – ein Anstieg, wie es ihn seit 1951 nicht mehr gegeben hat.

Das liegt nicht bloß an den rasant steigenden Energiepreisen. Auch Vorleistungen und Rohstoffe legten ordentlich zu. Die Preise für Metalle etwa stiegen um fast 40 Prozent, Nadelholz um mehr als 90 Prozent.

Der Seeweg könnte vom Problem zur Lösung werden

Gerechnet hatte mit dem Ausmaß der Lieferkettenprobleme kaum jemand. Dabei waren die Schwierigkeiten schon früh abzusehen. Oliver Guttmann, Chef der belgischen Importfirma Intertrading, berichtete zum Beispiel schon im Januar über Engpässe: „Wer dringend Containertransporte aus Asien benötigt, kommt sich inzwischen vor wie auf dem Ticket-Schwarzmarkt vorm WM-Endspiel.“

Es ist kein Zufall, dass mit den Problemen auf den Seewegen alles begann. An den Transportwegen per Schiffscontainer hängt der Großteil der internationalen Logistik. Teilschließungen von chinesischen Häfen aufgrund der Virusverbreitung und die Havarie der „Evergrande“ im Suezkanal lösten Kettenreaktionen aus.

Inzwischen gibt es aber erste Anzeichen der Erholung. Und so besteht Hoffnung, dass der Seeweg vom Problem zur Lösung wird. Das spiegelt sich im Containerumschlag-Index des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) wider, der 60 Prozent des weltweiten Aufkommens abbildet. Im Oktober ist der Index erneut leicht gestiegen.

Der Index des für die Seefahrt wichtigen nördlichen Euro-Raums und Deutschlands hat im November zwar leicht abgenommen, sich dafür im Vormonat aber deutlich stärker erholt. RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt sagt, dass die steigenden Coronazahlen dem ein jähes Ende bereiten könnten.

Aber: „Der Containerumschlag erholt sich weiter von der Schwäche während der Sommermonate.“ Das hängt damit zusammen, dass die globalen Kapazitäten trotz Krise nicht abgenommen haben. 2021 liegen die Kapazitäten von Containerschiffen im Weltseehandel laut einer Statistik der Vereinten Nationen bei 282 Millionen „Deadweight Tons“, die die Tragfähigkeit von Schiffen abbilden. Der Wert ist um drei Prozent höher als 2020 und sechs Prozent höher als im Vorkrisenjahr 2019.

Dass es dennoch zu den Problemen gekommen ist, liegt auch an der hohen Nachfrage. Weil die Menschen in vielen Ländern ihr Geld während der Coronapandemie nicht für Urlaube oder im Restaurant ausgeben konnten, kauften sie stattdessen Waren.

Normalisierung oder neue Krise?

Doch die Transportwirtschaft reagiert. Derzeit produzieren Chinas Hersteller rund dreimal so viele Container wie in einem durchschnittlichen Monat, zeigen Zahlen der Datenplattform Macrobond.

Zwar würde sich an den überfüllten Häfen durch mehr Container nichts direkt ändern, ergänzt Gabriel Felbermayr, Präsident des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Aber mit zusätzlichen Containern falle den Firmen die Lagerhaltung leichter. „Das macht die Produktion viel besser planbar“, erklärt Felbermayr.

Die Besserungen auf dem Schiffsweg führen dazu, dass die Aussicht auf eine generelle Erholung der Lieferketten besteht. Auch passen die Unternehmen zunehmend ihre Logistik an.

Wifo-Präsident Felbermayr warnt allerdings: „Auch die Lieferkettenprobleme zeigen sich in Wellenbewegungen, sie werden also noch mal Auftrieb bekommen.“

Felbermayr sieht zwei Szenarien, um den Problemen nachhaltig ein Ende zu bereiten: warten auf eine langfristige Normalisierung – oder kurzfristig eine sinkende Nachfrage durch eine neue Krise hinzunehmen. Omikron lässt nun beide Varianten wieder möglich erscheinen.

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Wieder Angst um Evergrande

Erneut steht der hochverschuldete Immobilienfinanzierer Evergrande vor der Pleite. Vor Ablauf einer Frist räumte der chinesische Konzern ein, nicht genügend Mittel aufbringen zu können. Die Aktien brachen daraufhin ein.

Bei Investoren sind wieder Sorgen vor einem Zusammenbruch des hochverschuldeten Immobilienkonzerns China Evergrande hochgekocht. Die Aktie brach am Montag um 20 Prozent auf ein Rekordtief von 1,82 Hongkong Dollar ein. Der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas, der unter einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Dollar ächzt, warnte erneut vor einem drohenden Zahlungsausfall.

Evergrande räumte ein, möglicherweise nicht genügend Mittel aufbringen zu können, um alle finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Nach dem Ablauf einer 30-tägigen Fristverlängerung werden im Laufe des Montags 82,5 Millionen Dollar fällig.

Investoren hätten jedoch 260 Millionen Dollar zurückverlangt und Evergrande könne nicht dafür garantieren, den vollen Betrag zu zahlen. Daraufhin hatte die Regierung der Provinz Guangdong Evergrande-Chairman Hui Ka Yan einbestellt und erklärt, eine Abordnung zur Überprüfung des Risikomanagements in das Unternehmen zu schicken.

Anleger fürchten, dass eine Insolvenz einen Flächenbrand auslöst und den ganzen chinesischen Finanzmarkt destabilisieren könnte.

China mit beruhigenden Maßnahmen

Die Zentralbank sah sich zu einer Beruhigung der Anleger genötigt. Die Probleme bei Evergrande seien individuell und würden nicht die Branche beeinflussen. Das Ansteckungsrisiko sei kontrollierbar. Analysten gingen davon aus, dass die konzertierten Bemühungen der Behörden ein Signal seien, dass Evergrande bereits in einen Schulden-Restrukturierungsprozess eingetreten sei. Die Behörden versuchten dabei sicherzustellen, dass aktuelle Projekte von Evergrande zu Ende gebracht würden und dass weiterhin finanzielle Mittel für Baumaßnahmen zur Verfügung stünden, erklärten die Experten von Morgan Stanley.

"Alles deutet darauf hin, dass sich die Börsianer auf eine Umstrukturierung der Schulden oder eine geordnete Abwicklung einstellen sollten", sagte Portfoliomanager Altmann. Die Regierung in Peking habe kein Interesse an einer ungeordneten Insolvenz. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zeigte sich weniger zuversichtlich. "Auch wenn es der Regierung in Peking in den letzten beiden Jahrzehnten immer erstaunlich gut gelang, platzende Spekulationsblasen am Immobilienmarkt und deren Folgen ohne Ansteckungseffekte für die Weltwirtschaft zu verwalten, ist nicht gesagt, dass es auch dieses Mal gelingt."

Ratingagenturen wie S&P und Fitch hatten ihre Bonitätsnoten für Evergrande in den vergangenen Wochen deutlich gesenkt, weil sie das Risiko eines Zahlungsausfalls von Anleihen als sehr hoch erachten. Evergrande hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Zahlungsfristen für Anleihezinsen gerissen. Kurz vor Ablauf der 30-tägigen Fristen hatte der Immobilienentwickleraber noch immer bezahlt.

Nicht der einzige Konzern in Schieflage

Nach dem Mega-Konzern Evergrande hat ein weiterer chinesischer Immobilienentwickler Probleme bei der Bedienung eines Großkredits eingeräumt. In einer an die Hongkonger Börse adressierten Erklärung teilte das Unternehmen Sunshine 100 China Holdings am Montag mit, es habe eine Frist zur Rückzahlung von 170 Millionen Dollar (rund 150 Millionen Euro) plus Zinsen am Vortag verstreichen lassen müssen. Bereits in der Vergangenheit hatte Sunshine 100 Probleme, seine Kredite fristgerecht zu bedienen. Laut einer Berechnung der Finanznachrichtenagentur Bloomberg ist das Unternehmen inzwischen mit 385 Millionen Dollar im Zahlungsrückstand.

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Die deutsche Industrie wagt nicht mal im Ansatz eine Kritik an China

Die deutsche Industrie hat es nach dem Regierungswechsel nicht nur mit einer neuen Wirtschafts- und Klimapolitik in Berlin zu tun, auch die Außenpolitik will Annalena Baerbock als neue Chefin im Auswärtigen Amt ändern. Dazu gehört für die Grünen-Politikerin auch ein neues wirtschaftliches Verhältnis zu China, einem der wichtigsten Handelspartner der deutschen Industrie. Baerbock will deshalb unter anderem ein EU-Importverbot für Produkte durchsetzen, die mit Zwangsarbeit hergestellt wurden.

Doch in der deutschen Industrie ist diese härtere Linie gegenüber der Volksrepublik keineswegs unumstritten. Probleme in China „lösen sich nicht durch eine konfrontative Außenpolitik“, hatte Siemens-Chef Roland Busch unlängst in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt.

„Wenn Exportverbote erlassen werden, könnten diese dazu führen, dass wir keine Solarzellen aus China mehr kaufen können – dann ist die Energiewende an dieser Stelle zu Ende.“ China sei zu Recht ein selbstbewusstes Land. „Es hat in 20 Jahren eine Milliarde Menschen aus der Armut gebracht und einen veritablen Mittelstand etabliert“, so der Siemens-Chef.

Aber sieht das der Rest der Industrie auch so? Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm vermied am Donnerstag eine klare Positionierung in der neuen China-Frage.

Zwar konstatierte auch er insbesondere mit Blick auf China und Russland, dass die „geostrategischen Spannungen“ zugenommen haben, es gebe nun mal ein „völlig unterschiedliches Gesellschaftsverständnis“ zwischen dem Westen und der kommunistischen Volksrepublik.

Die Chinesen würden etwa längere Entscheidungsprozesse in Demokratien auch im Umgang mit der Pandemie als Schwäche des Westens auslegen. Dennoch müsse man bei globalen Themen wie dem Klimawandel mit China zusammenarbeiten und auch den Handel solle man nicht einschränken. „Unternehmen können nicht als Stellvertreter auf Veränderungen drängen“, sagte Russwurm. Das sei Aufgabe der Politik.

Er sei sich in Sachen China mit Siemens-Chef Busch einig, betonte der BDI-Präsident – auch wenn er andere Worte wählen würde. Auch Russwurm betonte, man dürfe nicht vergessen, dass China Hunderte Millionen Menschen aus der Armut geholt habe.

„Es ist sicher nicht besser zu sagen, wir wünschen uns ein China zurück, in dem eine Milliarde Menschen in Armut leben“, sagte Russwurm. „Das darf aber keine Rechtfertigung für Menschenrechtsverletzungen sein.“

Die Industrie setzt damit auf eine Fortsetzung des Durchlavierens im Verhältnis zur Volksrepublik. Russwurm bemühte sogar noch einmal die Hoffnung des „Wandels durch Handel“, die allerdings weitgehend als gescheitert angesehen wird.

„Es gibt keine Garantie auf Wandel durch Handel, aber die Chance besteht“, sagte der BDI-Präsident. Daraus würde sich gleich eine doppelte Gelegenheit ergeben – auf Wandel innerhalb Chinas und auf Exporte für die deutsche Industrie.

BDI kann riesigen Absatzmarkt China nicht riskieren

Dass der BDI den riesigen Absatzmarkt China nicht riskieren will und kann, liegt auf der Hand. Für viele Branchen ist die Volksrepublik längst der wichtigste Absatzmarkt.

Ohnehin sorgt sich die Industrie um das schwache Wachstum des Exports insgesamt. Der BDI gehe lediglich nur von einem Plus von vier Prozent in diesem Jahr bei den Ausfuhren aus, noch 2021 habe der Zuwachs doppelt so hoch gelegen.

Insgesamt werde das Bruttoinlandsprodukt 2022 nach Schätzungen des Industrieverbandes wohl um 3,5 Prozent zulegen. Damit hinke man immer noch dem Vorkrisen-Niveau hinterher, betonte Russwurm.

Es reiche auch nicht aus, wieder auf die Wirtschaftsleistung vor der Corona-Pandemie zurückzukommen. Schon 2019 vor Ausbruch der Virus-Krise habe die Industrie ein schwaches Produktionsjahr verzeichnet.

Ziel müsse es deshalb sein, endlich wieder mehr Wachstum zu erzielen. Für 2022 rechnet der BDI aber mit einem weiteren „Stop-and-Go-Jahr“ durch die Pandemie. Es dürfe keinesfalls dazu kommen, dass sich Corona zu einer „chronischen Wirtschafts- und Gesellschaftskrise auswächst“, warnte Russwurm und plädierte deshalb für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht.

Darüber hinaus müsse die neue Bundesregierung ihr Reform- und Transformationsvorhaben schnell in die Tat umsetzen, um für neues Wachstum zu sorgen. Russwurm betonte, dass sich das mit dem Klimaschutz vereinbaren lasse. „Deutschland als Industrieland - dazu gibt es keine Alternative“, sagte er. „Der Pfad zum klimaneutralen Industrieland ist möglich, aber er ist ein ziemlich schmaler.“

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Die deutsche Industrie wagt nicht mal im Ansatz eine Kritik an China

Die deutsche Industrie hat es nach dem Regierungswechsel nicht nur mit einer neuen Wirtschafts- und Klimapolitik in Berlin zu tun, auch die Außenpolitik will Annalena Baerbock als neue Chefin im Auswärtigen Amt ändern. Dazu gehört für die Grünen-Politikerin auch ein neues wirtschaftliches Verhältnis zu China, einem der wichtigsten Handelspartner der deutschen Industrie. Baerbock will deshalb unter anderem ein EU-Importverbot für Produkte durchsetzen, die mit Zwangsarbeit hergestellt wurden.
Doch in der deutschen Industrie ist diese härtere Linie gegenüber der Volksrepublik keineswegs unumstritten. Probleme in China „lösen sich nicht durch eine konfrontative Außenpolitik“, hatte Siemens-Chef Roland Busch unlängst in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt.

„Wenn Exportverbote erlassen werden, könnten diese dazu führen, dass wir keine Solarzellen aus China mehr kaufen können – dann ist die Energiewende an dieser Stelle zu Ende.“ China sei zu Recht ein selbstbewusstes Land. „Es hat in 20 Jahren eine Milliarde Menschen aus der Armut gebracht und einen veritablen Mittelstand etabliert“, so der Siemens-Chef.

Aber sieht das der Rest der Industrie auch so? Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm vermied am Donnerstag eine klare Positionierung in der neuen China-Frage.

Zwar konstatierte auch er insbesondere mit Blick auf China und Russland, dass die „geostrategischen Spannungen“ zugenommen haben, es gebe nun mal ein „völlig unterschiedliches Gesellschaftsverständnis“ zwischen dem Westen und der kommunistischen Volksrepublik.

Die Chinesen würden etwa längere Entscheidungsprozesse in Demokratien auch im Umgang mit der Pandemie als Schwäche des Westens auslegen. Dennoch müsse man bei globalen Themen wie dem Klimawandel mit China zusammenarbeiten und auch den Handel solle man nicht einschränken. „Unternehmen können nicht als Stellvertreter auf Veränderungen drängen“, sagte Russwurm. Das sei Aufgabe der Politik.

Er sei sich in Sachen China mit Siemens-Chef Busch einig, betonte der BDI-Präsident – auch wenn er andere Worte wählen würde. Auch Russwurm betonte, man dürfe nicht vergessen, dass China Hunderte Millionen Menschen aus der Armut geholt habe.

„Es ist sicher nicht besser zu sagen, wir wünschen uns ein China zurück, in dem eine Milliarde Menschen in Armut leben“, sagte Russwurm. „Das darf aber keine Rechtfertigung für Menschenrechtsverletzungen sein.“

Die Industrie setzt damit auf eine Fortsetzung des Durchlavierens im Verhältnis zur Volksrepublik. Russwurm bemühte sogar noch einmal die Hoffnung des „Wandels durch Handel“, die allerdings weitgehend als gescheitert angesehen wird.

„Es gibt keine Garantie auf Wandel durch Handel, aber die Chance besteht“, sagte der BDI-Präsident. Daraus würde sich gleich eine doppelte Gelegenheit ergeben – auf Wandel innerhalb Chinas und auf Exporte für die deutsche Industrie.

BDI kann riesigen Absatzmarkt China nicht riskieren

Dass der BDI den riesigen Absatzmarkt China nicht riskieren will und kann, liegt auf der Hand. Für viele Branchen ist die Volksrepublik längst der wichtigste Absatzmarkt.

Ohnehin sorgt sich die Industrie um das schwache Wachstum des Exports insgesamt. Der BDI gehe lediglich nur von einem Plus von vier Prozent in diesem Jahr bei den Ausfuhren aus, noch 2021 habe der Zuwachs doppelt so hoch gelegen.

Insgesamt werde das Bruttoinlandsprodukt 2022 nach Schätzungen des Industrieverbandes wohl um 3,5 Prozent zulegen. Damit hinke man immer noch dem Vorkrisen-Niveau hinterher, betonte Russwurm.

Es reiche auch nicht aus, wieder auf die Wirtschaftsleistung vor der Corona-Pandemie zurückzukommen. Schon 2019 vor Ausbruch der Virus-Krise habe die Industrie ein schwaches Produktionsjahr verzeichnet.

Ziel müsse es deshalb sein, endlich wieder mehr Wachstum zu erzielen. Für 2022 rechnet der BDI aber mit einem weiteren „Stop-and-Go-Jahr“ durch die Pandemie. Es dürfe keinesfalls dazu kommen, dass sich Corona zu einer „chronischen Wirtschafts- und Gesellschaftskrise auswächst“, warnte Russwurm und plädierte deshalb für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht.

Darüber hinaus müsse die neue Bundesregierung ihr Reform- und Transformationsvorhaben schnell in die Tat umsetzen, um für neues Wachstum zu sorgen. Russwurm betonte, dass sich das mit dem Klimaschutz vereinbaren lasse. „Deutschland als Industrieland - dazu gibt es keine Alternative“, sagte er. „Der Pfad zum klimaneutralen Industrieland ist möglich, aber er ist ein ziemlich schmaler.“

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Riesige Währungsreserven, Haushalt mit Überschüssen: So hat Putin Russlands Wirtschaft auf den Krieg vorbereitet

Russland hat die Ukraine angegriffen. Als Reaktion darauf haben die Europäische Union, die USA und andere westliche Länder wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland verhängt und weitere Strafen angekündigt. Russland soll unter anderem von den westlichen Finanzmärkten abgeschnitten werden. Doch wie hart würde dies Russland wirklich treffen? Russlands Präsident Wladimir Putin hat sein Land seit der Annexion der ukrainischen Krim im Jahr 2014 und den folgenden Sanktionen des Westens auf weitere Sanktionen vorbereitet. Dies zeigen Zahlen zu den russischen Staatsfinanzen.

Überschüsse und Priorität für das Militär

"Seit mehreren Jahren deutet sich an, dass sich Russland auf dunkle Szenarien vorbereitet", kommentiert Iwona Wiśniewska vom Zentrum für Oststudien (OSW) in Polen Putins Vorgehen. „Priorität der Fiskalpolitik ist, die bereits rekordverdächtigen Staatsreserven zu erhöhen, die dem Kreml Sicherheit für Sanktionen oder den Zusammenbruch der Rohstoffmärkte geben.“

Analysten des OSW weisen darauf hin, dass der russische Haushalt hohe Überschüsse von zuletzt rund 18 Milliarden US-Dollar ausweist. Diese Überschüsse werden seit einiger Zeit in einem Nationalen Wohlfahrtsfonds gesammelt.

Putin spart bei Sozial- und Gesundheitsausgaben und erhöht die Investitionen in das Militär. Insgesamt sollen die Haushaltsausgaben nur um rund ein Prozent steigen. Das liegt unterhalb der Inflation. Real gehen die Ausgaben also sogar zurück. Im russischen Haushalt entfallen 27 Prozent der Ausgaben auf Verteidigung und nationale Sicherheit und 24,5 Prozent auf die Sozialpolitik.

Sanktionen der westlichen Welt könnten Russland dazu zwingen, den Nationalen Wohlfahrtsfonds anzuzapfen. Laut Wiśniewska wurden in dem Fonds bis Ende 2021 185 Milliarden Dollar angesammelt. Das wären zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes Russlands. "Diese Fonds werden seit Mitte 2019 aufgestockt, als ihr Niveau 60 Milliarden US-Dollar nicht überstieg", sagt sie.

Russland machte sich von der Welt unabhängiger

Die Zentralbank Russlands berichtet wöchentlich über den Stand der Währungsreserven. Mitte Februar betrug ihr Wert etwa 640 Milliarden Dollar. Russlands Reserven zählen damit zu den größten der Welt.

Laut der Zentralbank sind sie diversifiziert, um Russland unabhängiger von einzelnen Finanzmärkten zu machen. Mitte 2021 hielt Russland aber noch fast ein Drittel der Reserven in Euro (32,4 Prozent) und 16,4 Prozent in US-Dollar. Russland verfügt über hohe Goldreserven. Über 13 Prozent seiner Reserven liegen in der chinesischen Währung Yuan. Eine Abschottung des Kreml von den Finanzmärkten könnte die Nutzung von Teilen dieser Reserven erschweren. Einen Teil muss die Bank von Russland zudem bereits für die Stabilisierung des Rubels ausgeben, der nach dem Einmarsch in die Ukraine rapide an Wert verliert.

Auch der polnische Ökonom Ignacy Morawski weist darauf hin, dass die enormen russischen Finanzreserven die Wirkung der Finanzsanktionen milderten. Russlands Netto-Auslandsvermögen – also das Vermögen aller Institutionen und Bürger abzüglich der Verbindlichkeiten gegenüber Einwohnern anderer Länder – betrage sehr hohe 520 Milliarden Dollar.

Russland habe auch seine Abhängigkeit vom internationalen Handel reduziert, wo immer dies möglich sei. Als Beispiel nennt Morawski die Nahrungsmittel.

„Russland verzeichnete 2010 ein Defizit im Außenhandel mit Nahrungsmitteln in Höhe von fast 1,5 Prozent des BIP, was den dramatischen Rückstand dieses an Ackerland reichen Landes widerspiegelte. Bereits 2020 wies Russland aber einen leichten Überschuss im Außenhandel bei Nahrungsmitteln auf.“

Russland verfügt über eine der größten Devisenreserven der Welt, versucht seit Jahren, seine Abhängigkeit von ausländischem Kapital zu reduzieren und häuft Haushaltsüberschüsse an. Infolgedessen ist es jetzt widerstandsfähiger gegen eine wirtschaftliche Konfrontation mit dem Westen. Der Angriff auf die Ukraine wird für Russland und die Menschen im Land dennoch kostspielig sein. Alles spricht dafür, dass der Angriffskrieg Russlands Wirtschaft in eine Rezession und einen raschen Rückgang der angesammelten Reserven führen wird.

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Studie - Russland hat in Handelskrieg weit mehr zu verlieren als der Westen

Berlin (Reuters) - Die russische Wirtschaft hat einer Studie zufolge bei einem Handelskrieg mit den USA und deren Partnern langfristig deutlich mehr zu verlieren als die Alliierten.

Die russische Wirtschaftsleistung dürfte jährlich um knapp zehn Prozent niedriger ausfallen als bei einem Fortbestand der Handelsbeziehungen, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hervorgeht. "Ein Handelskrieg zwischen Russland sowie den USA und ihren Verbündeten würde Russlands Wirtschaft langfristig empfindlich treffen", sagte IfW-Forscher Alexander Sandkamp. Die westlichen Alliierten dürften zwar kurzfristig ebenfalls zum Teil stark betroffen sein. Auf längere Sicht hätten sie aber insgesamt nur eine um jährlich 0,17 Prozent geringere Wirtschaftsleistung zu befürchten.

Der Grund für die ungleiche Verteilung der Kosten liegt vor allem in der geringen wirtschaftlichen Bedeutung Russlands: Letztere sind in Bezug auf Im- und Exporte für Russland wichtiger als umgekehrt. So war die EU im Jahr 2020 für 37,3 Prozent des russischen Außenhandels verantwortlich, umgekehrt finden aber lediglich 4,8 Prozent des Außenhandels der EU mit Russland statt. Wird dazu noch der intraeuropäischen Handel berücksichtigt, wäre der Russland-Anteil nochmals deutlich geringer.

"Sanktionen zeigen kurzfristig meist wirtschaftliche, aber keine politische Wirkung", sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr. "Halten sie lange an und sind umfassend, kann sich ihr politisches Wirkungspotenzial vergrößern." Nach einer Anpassungsphase im Welthandel werd Russland deutlich geschwächt dastehen. "Der Schaden für die Alliierten ist dagegen überschaubar", sagte Felbermayr.

Allerdings sind die Kosten der Simulation zufolge auch bei den Alliierten sehr ungleich verteilt. Stärker betroffen wären langfristig osteuropäische Länder wie Litauen (- 2,5 Prozent), Lettland (-2,0 Prozent) und Estland (-1,1 Prozent). Deutschland und Österreich müssten dagegen nur mit Verlusten von 0,4 Prozent beziehungsweise 0,3 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP) rechnen, die USA sogar nur mit Verlusten von 0,04 Prozent.

Als Folge des Konflikts könnte Russland zwar seinen Handel mit Ländern wie China ausweiten und insbesondere mehr in diese Länder exportieren. 2020 gingen knapp 14,6 Prozent der russischen Exporte nach China, allerdings kamen nur knapp 2,8 Prozent der chinesischen Importe aus Russland. Insgesamt würde sich das Realeinkommen in China daher im Modell lediglich um 0,02 Prozent jährlich erhöhen. "Wirtschaftlich wäre China also nicht der große Krisengewinner", so ein weiteres Fazit der Studie.

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Russland-Sanktionen: Börsenexperte stößt in Livesendung auf »Tod des Aktienmarkts« an

»Dann arbeite ich künftig als Weihnachtsmann«: Ein russischer Börsenhändler kommentiert in einer Livesendung den Absturz der Kurse mit Galgenhumor – und schockiert die Moderatorin sichtlich.

Seit Anfang der Woche ist die Moskauer Börse auf Geheiß der russischen Zentralbank geschlossen – und sollte sie wieder öffnen, ist ein Desaster zu erwarten: Rund um die Welt sind die Kurse russischer Konzerne wie Gazprom drastisch eingebrochen, seit EU und die USA am Wochenende die einschneidenden Finanzsanktionen als Reaktion auf den Angriffskrieg in der Ukraine beschlossen haben.

Wie verheerend die Auswirkungen auf die russischen Finanzmärkte sind, macht ein reichlich sarkastischer Auftritt eines Moskauer Börsenprofis nun deutlich. Alexander Butmanov, Gründer und Chef einer Handelsfirma, war am Mittwoch zu Gast in einer Sendung von RBK Investors, einem Wirtschaftssender der kremlnahen RBK-Gruppe, der live über YouTube gestreamt wird.

Doch das Interview mit dem Experten lief offenbar nicht so an, wie die Moderatorin sich das vorgestellt hatte.

Zwischen ihr und Butmanov entspann sich folgender Dialog:

Moderatorin: »Heute ist Alexander Butmanov bei uns im Studio, Gründer der Investmentgruppe ›Allies‹ und ein Börsenstrategieexperte. Hallo, Alexander.«

Butmanov: »Hallo. Ich werde nicht ›Guten Tag‹ sagen.«
Moderatorin: »Ja, das sagt niemand mehr. Börsenstrategien – ist das inzwischen überflüssig geworden oder hoffen Sie, das weiter betreiben zu können?«

Butmanov: »Wenn es ganz schlimm kommt, dann arbeite ich künftig als Weihnachtsmann wie vor 25 Jahren.«

Moderatorin: »Na ja, das geht ja nur einmal im Jahr...«

Butmanov: »Scherz beiseite, nur kurz dies...« (nimmt eine Mineralwasserflasche in die Hand) »Ich grüße Sergej Usichenko, der vor 12, 13 Jahren auf den Tod des Aktienmarkts getrunken hat. Ich trinke heute Mineralwasser. Lieber Aktienmarkt, Du warst uns nahe, interessant für uns. Ruhe in Frieden, lieber Kamerad.«

Moderatorin schaut ungläubig. Nach einer Pause: »Ich werde diese Nummer jetzt nicht kommentieren, weil ich das nicht glaube.«

Butmanov spielte auf Sergej Usichenko an, einem Finanzexperten, der während der Finanzkrise von 2008, die Russland besonders heftig traf, ebenfalls live auf den Tod der Aktienmärkte angestoßen hatte – allerdings mit Wodka aus einer Kaffeetasse, wie das US-Magazin »Fortune« dokumentiert.

Nach diesem ungewöhnlichen Einstieg verließ Butmanov übrigens nicht sogleich das Studio, wie man annehmen könnte. Im Anschluss diskutierte er mit der Moderatorin und weiteren zugeschalteten Experten noch für den Rest der Sendung die prekäre Lage der russischen Wirtschaft.